102 neue Unorte in Frankfurt - Christian Setzepfandt - E-Book

102 neue Unorte in Frankfurt E-Book

Christian Setzepfandt

0,0

Beschreibung

Unangepasst, unberührt, unerwähnt Auch im zweiten Band zu Frankfurts unglaublichsten Unorten geht es hoch her. Frank Berger und Christian Setzepfandt haben aus ihrem unerschöpflichen Vorrat weitere Unorte ans Tageslicht gebracht und im neuen gemeinsamen Band veröffentlicht. Die Rede ist von Überschwemmungen, brennenden Hochhäusern, Krawallen, Ruinen, Hinrichtungsstätten, Gemetzel, Selbstmord, Gefängnissen, Verwüstung, Zerstörung und Liebesleid. Doch auch unbekannte, unbelebte und nicht uninteressante Stellen unserer Stadt werden wieder zum Thema. Freuen Sie sich unter anderem auf das Pfennig-Denkmal an der Taunusanlage, das Fettmilchplätzchen in der Altstadt und das Fallbeil in Preungesheim. Mit "102 neue Unorte in Frankfurt" zeigen beide Autoren einmal mehr, dass Frankfurt unbegreifbar vielseitig ist. Der reich bebilderte Band lädt zum Schmökern, Schmunzeln, Schmachten und Ausflugspläne Schmieden ein!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 122

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Alle Rechte vorbehalten • Societäts-Verlag
© 2012 Frankfurter Societäts-Medien GmbH
Umschlaggestaltung: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
Satz: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
eBook: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
ISBN 978-3-95542-031-4
Bildnachweis:
Soweit nicht anders angegeben Frank Berger, Christian Setzepfandt
Seite 70 „Pavillon Heimat“: Christian Schmidt, Oliver Donnerecker
Seite 69 „Pik Dame“: Ulrich Mattner
Seite 162 „Kühhornshof“: Wikipedia
Seite 186 „Künstler Zimmer“: Prof. Klaus Jaeger, Filmtheaterbetriebe Frankfurt

Inhaltsverzeichnis

UnvermeidlichDas Vorwort
1
Unbeeinflussbar
Hans Giese
2
Unbehaart
Struwwelpeters Geburtshaus
3
Unbehagen
Das Klapperfeld
4
Unbehandelt
NEFF-Hochhaus
5
Unbehauen
Burg Bonames
6
Unbehaust
Das Fettmilchplätzchen
7
Unbeirrt
Tsunami im Vogelsaal
8
Unbelesen
Bücherverbrennung
9
Unbeleuchtet
Frauenpforte
10
Unbeliebt
Das Selmihaus
11
Unbemerkt
Geld im Untergrund
12
Unbequem
Schönborn-Hof und Stoltze-Museum
13
Unbescheiden
Die Oberbürgermeistervilla
14
Unbeseelt
Weißfrauenplatz
15
Unbespielbar
Andi Möllers Heimat
16
Unbewachsen
Das Grab im Wall
17
Unbewohnt
Schloss Bockenheim
18
Unblutig
Brunnen am Schlachthof
19
Unbürokratisch
Bürohaus Berliner Straße
20
Unbußfertig
Der Frankfurter Galgen
21
Undatiert
Bonifatius am Riedberg
22
Undemokratisch
Wo Adickes wohnte
23
Undeutsch
Toilette Zeil
24
Undicht?
Das Frankfurter Atomkraftwerk
25
Undurchdringlich
Das Gebück von Oberrad
26
Undurchsichtig
Die Fenster der Lina von Schauroth
27
Uneben
Die Braubach
28
Unecht
Geld für Japan
29
Unehrenhaft
Palais Reichenbach-Lessonitz
30
Unentdeckt
Der zerstörte Goethe
31
Unerforscht
Pavillon „Heimat“
32
Unermüdlich
Die Berger Ruhebank
33
Unerwünscht
Jean Baptiste Schweitzer
34
Unfallort
Explosion am Gallus
35
Unfein
Pik Dame
36
Ungebührend
„Kleist Casino“
37
Ungeehrt
Die Schule des Raphael Simon Hirsch
38
Ungeist
Die Westend-Synagoge
39
Ungekocht
Der Geburtsort Frankfurter Würstchen
40
Ungenießbar
Kochkunstmuseum
41
Ungenutzt
Klo im Aufzugschacht
42
Ungepanzert
Die Schlacht von Höchst
43
Ungeschützt
Das Loch in der Mauer
44
Ungestraft
P. J. Anselm von Feuerbach
45
Ungestüm
Zollkrawalle an der Mainkur
46
Ungetüm
Künstlerhaus Fritz Boehle
47
Ungewöhnlich
Maurisches Haus
48
Ungezwungen
Juniorhaus
49
Ungläubige
Joseph am Dom
50
Unglaube
Heilig Kreuz Kirche
51
Unheil
Dynamit für Rothschild
52
Unkenntlich
Das letzte Westendhaus
53
Unlesbar
Gedenktafel
54
Unliebsam
Anderes Ufer – erstes schwules Tagescafé
55
Unmenschlich
Das Fallbeil von Preungesheim
56
Unmöbliert
Die Stalburg
57
Unmöglich
Exzess-Halle
58
Unmoral
Huren im Rosental
59
Unmut
Der Sperrbatzenkrawall
60
Unnötig
Der Fluchtlinien Plan
61
Unplatziert
Der Zeppelin-Gedenkstein
62
Unrasiert
Paul Ehrlich
63
Unrast
Die Schillerruhe
64
Unruhe
Der Bierkrawall von 1873
65
Unsäglich
Die Riederhöfe
66
Unschätzbar
Goethes unglückliche Liebe
67
Unsichtbar
Gastätte Karussell
68
Unsühnbar
Die Auschwitz-Prozesse
69
Untäter
Gestapo-Leitstelle Frankfurt
70
Untat
Die Handgranate in der Christmette
71
Untendrunter
Das Fischergewölbe
72
Untererde
Bastion
73
Unterführung
Die Dornbusch-Kreuzung
74
Untergegangen
Altstadtspolien
75
Untergehen
Der Brickegickel als Hinrichtungsstätte
76
Untergestellt
Edle Pferdeställe
77
Untergetaucht
Kühhornshof
78
Unterglasur
Treppenturm der Porzellanmanufaktur
79
Untergrundbewegung
Frankfurts Kommune 1
80
Unterhaltungskunst
Gedenktafel Neues Theater
81
Unterirdisch
Der tote Autobahntunnel
82
Unterkommen
Das Kastenspital
83
Unterkunft
Die Hauptwache als Gefängnis
84
Unterprivilegierte
Obdachlos im Ostpark
85
Unterputz
Fachwerkhaus
86
Unterrock
Bewegte Frauen
87
Unterschiedlich
Wasserstandsanzeiger
88
Unterschlupf
Bismarcks Rache
89
Unterschrieben
Das Künstlerzimmer im Europa-Palast
90
Unterstand
Pavillon im Huthpark
91
Untersucht
Ehemaliges Polizeigefängnis
92
Unterwasser
Wo der Kettenhof war
93
Unterweilen
Das Krönungslager von 1790
94
Unverändert
Betonbau von 1914
95
Unverbindlich
Wilhelm Busch als Hausfreund
96
Unvergänglich
„La dame de Francfort“
97
Unverhüllt
Der erste Frankfurter Schwule
98
Unvermählt
Der Nebelfürst
99
Unwetter
Das Magdalenenhochwasser
100
Unzählig
Das Pfennig-Denkmal
101
Unzierde
Das Nest der Eintracht
102
Unzüchtig
Frauenfigur von Fritz Klimsch
Literatur
Die Autoren

Unvermeidlich

Das Vorwort

Es geht weiter mit den Unorten. Ein zweiter Band also. Warum das? Ganz einfach: Die „101 Unorte in Frankfurt“ haben erstaunlicherweise vielen Menschen gefallen. Dabei waren diese 101 Stellen gar nicht so besonders malerisch. Doch die lieben Leserinnen und Leser baten uns darum, mit weiteren „102 Unorten“ herauszurücken. Kein Problem. Wir haben ja sonst nichts zu tun. Hier sind sie nun. Viel Spaß damit!
Noch zu viel bleibt unentdeckt, unsichtbar, unterschätzt, unbekannt, unsäglich, unglücklich und unglaublich. Auch diese zweite Kollektion der Unorte handelt von einem Frankfurt, das die Bürger, Einheimische wie Eingeplackte, so nicht kennen. Deshalb blieben wir beiden Freunde Frankfurts nicht untätig. Wir haben uns über weitere 102 Orte unserer kleinen Metropole verständigt und eine Anzahl erklärender Berichte dazu geschrieben. Jeder die Hälfte. Dazu ein schönes Foto. Das Ergebnis, unausgewogen und unverfroren, verantworten wir wieder gemeinsam. Für die Bilder gilt das Gleiche.
Die 102 Unorte verstehen sich, wie zuvor schon die 101 Unorte, als Anregung für Körper und Geist. Der geneigte Leser soll Neues über seine Heimatstadt erfahren. Und er soll die Orte suchen und sie sich selbst ansehen. Aus der Verbindung benachbart gelegener Unorte kann sich eine veritable Exkursion ergeben. Also, die Stadt ruft – zu einer Exkursion!

1. Unbeeinflussbar

Hans Giese

Westend, Hansaallee 7
Als Hans Giese 1950 ein Schild an der Haustür der Hansaallee 7 für sein Institut für Sexualforschung anbrachte, war die Aufregung groß. Denn für die prüden Zeitgenossen der Nachkriegszeit konnte dies nur bedeuten, dass sich dahinter mindestens ein Bordell befand. Gieses Institut hatte damit allerdings nicht viel zu tun. Sein Institut war die erste Forschungseinrichtung, die sich nach dem Krieg in Deutschland mit der Sexualität wissenschaftlich auseinandersetzte.
Hans Giese wurde 1920 im Frankfurter Westend geboren. Gieses Vater war Rechts-, Kirchen- und Staatswissenschaftler und Professor an der Frankfurter Universität. Trotz seiner bekannten Homosexualität wurde er 1942 in die NSDAP aufgenommen. Er lernte den homosexuellen Schauspieler Gustaf Gründgens kennen und pflegte engere Verbindungen zu einigen Größen des Dritten Reichs.
Nach dem Krieg, am 1. November 1950, machte er eine erste Eingabe bei der Bonner Regierung zur teilweisen Abschaffung des § 175, der Sexualität zwischen Männern unter Strafe stellte.
Es ist Giese zu verdanken, dass die Sexualwissenschaft in Deutschland als eigenständige Fachrichtung innerhalb der Medizin anerkannt wurde. 1956 war Hans Giese wissenschaftlicher Berater am Film „Anders als Du und Ich (§175)“ mit dem Regisseur Veit Harlan. Die Wiesbadener Freiwillige Filmselbstkontrolle hatte das Filmende neu drehen lassen, weil man eine zu positiv werbende Darstellung der Homosexualität befürchtete. Vor den Kinos wurde 1957 gegen den Film protestiert. Am 22. Juli 1970 verstarb Giese unter ungeklärten Umständen in Saint-Paul de Vence.

2. Unbehaart

Struwwelpeters Geburtshaus

Innenstadt, Mainkai 2
Kurz vor Weihnachten 1844. Der Arzt Heinrich Hoffmann war Lehrer für Anatomie am Senckenbergischen Institut in der Bleichstaße, dem heutigen Bürgerhospital. Einmal pro Woche arbeitete er einen Tag gratis in der Armenklinik. Am Affenstein auf dem heutigen Universitätsgelände wurde auf seine Veranlassung eine moderne Anstalt für Geistes- und Epilepsiekranke erbaut, deren Direktor er wurde.
Hoffmann wohnte in der Stadt am Mainkai 2 hinter der Fahrtorwerft, direkt unterhalb der Alten Brücke. Zu Weihnachten suchte er in den Buchhandlungen ein passendes Bilderbuch für Carlchen, seinen dreijährigen Sohn, fand aber keines. So kaufte er nur ein leeres Schreibheft. Im kalten Dezember saß er dann in seiner Wohnung und zeichnete das Kinderbuch selbst. Das Carlchen hatte seine Freude an dem Buch.
Vor allem aber waren die Erwachsenen, die das Buch durchlasen, begeistert. Sie rieten zum Druck. Hoffmann blieb skeptisch, schließlich war er Arzt und kein Kinderschriftsteller. Doch schon 1845 erschien es unter dem Pseudonym „Reimerich Kinderlieb“. Der Titel lautete zunächst „Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3–6 Jahren“, ab der vierten Auflage hieß es dann „Der Struwwelpeter“.
Das Buch wurde ein Weltbestseller. Bei Erscheinen betrug die Startauflage 3.000 Stück zu 48 Kreuzer; sie war nach wenigen Monaten ausverkauft. Bei den 5.000 Exemplaren der zweiten Auflage betrug der Preis schon 57 Kreuzer. Denn mehr als einen Gulden, darauf bestand der Autor, durfte das Buch nicht kosten.

3. Unbehagen

Das Klapperfeld

Innenstadt, Klapperfeldstraße
Das Klapperfeld war zu allen Zeiten eine der schaurigsten Ecken Frankfurts. Es war zunächst ein frei gebliebenes Wiesengelände am Rande der Stadterweiterung von 1333. Am Klapperfeld lag das große, 1495 errichtete Pestilenzhaus für die unheilbar Kranken. Wenn die Aussätzigen sich auf dem Feld bewegten, dann mussten sie klappern. Dies machten sie mit Geräten, die an Kastagnetten erinnern. Sie warnten damit die Gesunden vor ihrem Näherkommen. Aus Angst vor Ansteckungsgefahr durften sie nur mit Körben an langen Stangen betteln, in die die Gaben der Gesunden gelegt wurden.
In den neu erbauten Häusern am Klapperfeld wohnten später englische Flüchtlinge evangelischen Glaubens, die der Verfolgung durch Königin Maria („Bloody Mary“) zu entgehen versuchten. Nach ihrer Rückkehr schenkten die Engländer der Stadt zum Dank ein kostbares silbernes Trinkgefäß. Auch der Garten des Stadtschultheißen Textor grenzte an das unbehagliche Areal.
Auf dem Klapperfeld ging im Jahre 1789 ein weißes Gespenst um. Es versetzte die halbe Stadt in Aufregung. Eine Abbildung des seltenen Passanten verkaufte der Buchhändler Weber für vier Kreuzer.
Auf dem Stadtplan von 1873 sehen wir die aktuelle Bebauung des Klapperfeldes. An der Ecke zur Hammelsgasse steht das städtische Arresthaus. Daraus entwickelte sich eine ganze strafjuristische Infrastruktur mit mehreren Gerichtsgebäuden und Gefängnis (102 Unorte, Nr. 91). Daneben gab es noch die städtischen Pferdestallungen und das Entbindungshaus. Der Rest des Feldes konnte noch als Bleichgarten genutzt werden.

4. Unbehandelt

NEFF-Hochhaus

Innenstadt, Fahrgasse 26
Die Frankfurter sind Himmelstürmer gewohnt. Da fällt das NEFF-Hochhaus an der Fahrgasse 26 mit seinen zehn Stockwerken heute kaum auf. Dennoch ist es als eines der ersten Wohnhochhäuser nach dem Krieg ein bemerkenswertes Gebäude. Es wurde von Johannes Krahn entworfen und 1955 gebaut. Von Krahn stammt auch das Bienenkorbhochhaus an der Konstablerwache. Mit seinen rund 30 Metern war das NEFF-Hochhaus das höchste Haus der „neuen Altstadt“. Städtebaulich steht das Gebäude an einem interessanten Ort. Es steht zur Ost-West-Achse, der heutigen Berliner Straße und zur Fahrgasse, der nach dem Krieg ausgeweiteten wichtigen historischen Stadteinfahrt. Das Appartementhaus ist das Pendant zu einem Gebäude an der Alten Brücke zu Beginn der Fahrgasse.
Das Haus steht auf zierlichen Säulen, die einen Arkadenumgang bilden. Arkaden wie diese finden sich bei vielen Gebäuden der Aufbaujahre. Dahinter steht die Überlegung, den die Schaufenster betrachtenden Passanten einen Wetterschutz zu bieten. Leider sind diese Arkaden heute in keinem guten Zustand. Über dem Parterre befinden sich im ersten Obergeschoss große Fenster für Geschäfte, was dem Haus eine weitere Leichtigkeit verleiht. Ab dem zweiten Stockwerk wird gewohnt. Jeweils zwei Fenster befinden sich in einem Raster.
Ein besonders verspieltes Element der Fassade sind allerdings die zarten, geschwungenen Ziergitter unter jedem Fenster. Dies ist eine Reminiszenz an die Frankfurter Altstadtbauten. Typisch auch für die Fünfziger Jahre ist das überkragende Dach. Ein bemerkenswertes Hochhaus, das in unbehandeltem Lindgrün den Aufbruch Frankfurts zur Moderne zeigt.

5. Unbehauen

Burg Bonames

Bonames, Am Burghof
Der Ort Bonames geht auf eine Raststation („bona mansio“) zurück. Dort befand sich um 1030 ein Hofgut im Besitz der Abtei Fulda. Später wurden Ritter „von Bonames“ genannt, da sie dieses Gut verwalteten und wohl auch die Burg bewohnten. Um den Gutshof und die Niederungsburg herum entwickelte sich das Dorf. Die Ritter ließen eine städtische Wache in der Burg zu und verkauften 1367 die gesamte Liegenschaft an die Stadt Frankfurt.
Bonames war nun, wie auch Hausen, Dortelweil, Niedererlenbach und halb Niederursel, ein Dorf der Reichsstadt Frankfurt. Es wurde mit einer eigenen Befestigung ausgestattet. Deren Anlage erfolgte seit 1413 mit einer fünfeckigen Mauerumwehrung und unter Einbeziehung der Burganlage.
Die mehrstöckige steinerne Hauptburg war rings von einem Wassergraben umgeben. Diesen überspannte eine Holzbrücke, die zur Vorburg führte. In der Vorburg befanden sich Ställe, Scheunen und weitere kleine Gebäude. Das andere Tor der Vorburg führte hinaus in das Dorf. Archäologische Grabungen der Jahre 1997 und 2003 wiesen nach, dass die Kernburg aus zwei Rundtürmen von 5,40 m und 3,50 m Durchmesser bestand.
Der Schmalkaldische Krieg brachte die Zerstörung der Burg Bonames. Teile der Ruine dienten danach noch zu Wohnzwecken, brannten 1787 erneut ab und wurden später auf Abbruch versteigert. Im Gegensatz zur Dorfummauerung ist von der Burg Bonames nichts mehr zu sehen bis auf Markierungen im Pflaster des Burghofs. Eine Tiefgarage und die Wohnbebauung haben alle Reste beseitigt.

6. Unbehaust

Das Fettmilchplätzchen

Innenstadt, Töngesgasse/Ecke Hasengasse
Unter Führung des Lebkuchenbäckers Vinzenz Fettmilch kam es seit den Krönungsfeierlichkeiten von Kaiser Matthias zu Unruhen unter der Bevölkerung, vor allem bei den Zünften, gegen den Rat der Stadt. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen plünderten die Gesellen am 22. August 1614 die Judengasse. Die Juden waren das Feindbild der kleinen Leute und machten ihrer Meinung nach mit dem Rat gemeinsame Sache. Die Aufrührer erbeuteten Geld und Gegenstände im Wert von 170.000 Gulden. 1.380 Juden verließen die Stadt. Der Kaiser intervenierte und verhängte über die Rädelsführer die Reichsacht.
Die Juden kehrten zurück. Zum Zeichen des Schutzes wurde an den Toren der Judengasse das kaiserliche Wappen angebracht. Vinzenz Fettmilch wurde gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung vollzog sich in Anwesenheit Tausender von Schaulustigen auf dem Rossmarkt in Form von Enthauptung. Der Kopf Fettmilchs rollte zu Boden. Vier weitere Männer wurden enthauptet. Ihre Köpfe spießte man, der Nachwelt zur Warnung, oben am Brückenturm auf.
Auch das Haus des Vinzenz Fettmilch in der Töngesgasse bekam die Höchststrafe. Es wurde abgerissen, und eine Schandsäule erklärte die leer bleibende Stelle des Hauses: „Daß dieser Platz bleibt oed und wüst, daran Vinzenz Fettmilch selbst schuldig ist.“ Diese Leerstelle hieß bald das „Fettmilchplätzchen“.