Bestiarium - I. Tame - E-Book

Bestiarium E-Book

I. Tame

5,0

Beschreibung

Achtung! Diese Geschichte bildet die nahtlose Fortsetzung des Dreiteilers Zu Dritt. Threesome/Zerrissen/Mika liebt. Es wird auf Geschehnisse und Personen Bezug genommen, die nicht erneut explizit erklärt werden. Etwas über ein Jahr ist vergangen, seit Mika, Keno und John wieder zueinander gefunden haben. Der Alltag hält Einzug und bringt ein wenig Langeweile mit sich. Außerdem verhält sich Keno in letzter Zeit eigenartig. Er ist maulfaul und ständig mit Jackson – einem neuen Freund – unterwegs. Mit ihm entdeckt er seine Passion fürs Motorradfahren. Eine Tatsache, die Mika ganz besonders missfällt, denn Keno scheint dabei keine Rücksicht auf sein Leben zu nehmen. Wieso verhält er sich so eigenartig? Erst nachdem Keno beinahe einen Unfall baut, finden Mika und John heraus, was mit ihm los ist. Kurz darauf hat Mika eine Idee. Um ihren eingefahrenen Alltag aufzulockern, will er sie für ein gemeinsames Spiel begeistern – dem Bestiarium. Keiner weiß, was sich dahinter verbirgt. Doch das genau macht den Reiz aus. Mika bettelt so lange, bis John und Keno schließlich einlenken. Am Ende melden sie sich zu fünft an: Mika, Keno, John, David und Ben. Ein ungewöhnlicher Wettkampf beginnt.

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Bestiarium

I. Tame

BESTIARIUM

I. Tame

Copyright: © 2017 I. Tame

Bildnutzung: Panther Media GmbH (outsiderzone), (maystra) (rastudio)

Alle Rechte sind vorbehalten. Dieses Buch ist ausschließlich für den Käufer lizensiert. Eine Vervielfältigung oder Weitergabe in jeder Form ist illegal und stellt eine Verletzung des Internationalen Copyright-Rechtes dar. Somit werden diese Tatbestände strafrechtlich verfolgt und bei Verurteilung mit Geld- und/oder Haftstrafen geahndet. Dieses eBook kann nicht legal verliehen oder an andere weitergegeben werden. Kein Teil dieses Werkes darf ohne die ausdrückliche Genehmigung des Autors Dritten zugänglich gemacht oder reproduziert werden.

Dies ist eine frei erfundene Geschichte. Namen, Figuren, Plätze und Vorfälle obliegen der Fantasie des Autors bzw. sind reine Fiktion. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, Firmen, Ereignissen oder Schauplätzen sind vollkommen zufällig.

Die Abbildung auf dem Innentitel und der 1. Umschlagseite dient nur darstellerischen Zwecken.

Für

Silke „Silky“ Witt

… die so oft meine Gedanken errät …

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Nachwort

Kapitel1

Der Schlüssel dreht sich lautlos im Schloss. Mit einem leisen Klicken öffnet sich die Haustüre. Da er in beiden Armen volle Einkaufstüten trägt, hebelt sich John die Schuhe mit den Füßen von den Versen. Summend schlendert er auf Socken in die große wohnliche Küche und stellt die Einkäufe auf den Tisch. Der Bungalow gefällt ihm wirklich besser als Kenos ursprünglichesHaus.

Den Grundriss bildet ein riesiges ‚L‘. Auf der Längsseite des imaginären Buchstaben gehen vier ziemlich gleichgroße Zimmer ab; gegenüber den Schlafräumen befinden sich die große Wohnküche, ein riesiges Bad und ein Raum, der noch zu einem kleinen Sportzimmer ausgebaut wird. Die abknickende Achse des ‚L‘ bildet das überdimensionale Wohnzimmer, dessen bestimmt sechzig Quadratmeter von den drei Bewohnern gemütlich eingerichtet wurden. Holz und Glas ergänzen sich in vielfacher Weise und finden sich in Regalen, Tischen und den Polstermöbeln wieder. Der Raum ist riesig und strahlt durch den Holzanteil trotzdem ein warmes Ambiente aus. Ungefähr zweitausend Quadratmeter Garten umgeben den Bungalow. Alle Schlafzimmer verfügen über eine große Schiebetüre, die ins Grüne führt. Der Pool muss noch renoviert werden. Im vergangenen Sommer – als sie gerade eingezogen waren – wurde er schmerzlich vermisst, so dass Keno momentan Angebote einholt, um ihn so herzurichten wie sie sich das vorstellen. Noch liegt er neben der neuen Sauna brach.

Alles im Haus wurde frisch renoviert und neu eingerichtet. Nach einem Jahr kann man sagen, sie sind ‚angekommen‘. Hier haben sie selbst zu dritt Platz ohne Ende. Sich aus dem Weg zu gehen, wenn man mal Ruhe haben will, ist kein Problem. Und seine Ruhe will vor allem John öfters haben. Sobald er mit Kevin – seinem Kompagnon in Texas – an Programmierungen herumtüftelt, schließt John einfach seine Zimmertüre und hat Ruhe vor der Drama-Queen oder dem Kleinen.

Diese Ruhe und den Respekt vor seiner geschlossenen Zimmertür musste sich John zwar erkämpfen, doch inzwischen haben es alle kapiert. Türe zu bedeutet: verpissteuch.

Das Leben, das er heute führt, hat sich John immer erträumt. Zwar nicht unbedingt mit einem weiteren Kerl, doch – er zuckt unwillkürlich mit den Schultern – jetzt sind sie eben zu dritt. Und John liebt den Kleinen inzwischen so innig wieKeno.

Während er die Einkäufe wegräumt, denkt John weiter über sein Leben nach. Seit ungefähr einem Jahr wohnen sie gemeinsam in ihrem neuen Zuhause und ihr Miteinander hat sich eingespielt.

John glaubt es selbst kaum und hält es sich jeden Tag aufs Neue vor Augen: sie leben wie eine ganz normale Familie. In seiner Sturm- und Drangzeit hätte er sich niemals träumen lassen, dass diese Form zu leben einmal sein höchstes Ziel sein würde. Doch heute gibt es für ihn nichts Schöneres!

Und das, obwohl Cat in letzter Zeit wieder eine latente Nervosität an den Tag legt. Er wird seine brutale Vergangenheit wohl nie so ganz bewältigen. John seufzt leise. Im Laufe der vergangenen Monate hatte er sich an die weiche und liebevolle Seite seines Chaoten gewöhnt. Nach der Therapie war sein Verhalten recht ausgeglichen. Cat lebte zu Anfang seine S/M-Gelüste intensiv mit Mika aus. Doch sein Drang danach war zurückgegangen. Natürlich konnte Cat Mika noch immer wunderbar dominieren und seine zickige Art – da muss John grinsen – würde wohl niemals ganz verschwinden. Aber er ist nicht mehr derselbe Kerl wie vor Mikas Verschwinden. Einerseits gut, andererseits … ungewohnt, sinniert John. Denn Mika … dessen devote Art törnt mittlerweile auch John mächtig an. Und zwar immer intensiver. Diese Herr-und-Diener-Sache … John hält in seiner Bewegung inne und starrt ein Loch in die Luft, während er nachdenkt. Mika kann so … herausfordernd nachgiebig sein. Wenn er leidet, seufzt und jammert … Fuck … dann merkt man sofort, dass er eigentlich mehr will. Inzwischen ist John längst nicht mehr so zurückhaltend wie zu Beginn ihrer Dreier-Beziehung. Er hat den Dreh ziemlich raus, wenn es um Bestrafungen und geile Zwänge geht. Und er spürt … nein, er weiß ganz genau, dass sich Mika oftmals eine härtere Hand herbeisehnt. Wie gesagt … Keno ist nicht mehr ganz der aufbrausende Top von früher. Nur seine innere Unruhe, die scheint ihn umzutreiben. Momentan ist er ständig auf Achse. Aber ich, denkt John abschließend, bin auch nicht mehr so wie früher. Auch ich spüre zunehmend dieses Verlangen nach dominanten Spielchen. Und ich vermisse die Zeit, als wir fast immer zu dritt Sex hatten. Cat und Mika zu beobachten war einfach heiß. Unser Verhalten hat sich ganz schön geändert. Wir zelebrieren es nicht mehr, wie zu Beginn.

Ein unwilliges Brummen entfährt ihm, während er über Cats momentanes Verhalten nachdenkt. Doch wer ist er schon, seinen Teufel zu verurteilen?! Letztlich war dies immer die Seite an Cat, die John herausgefordert und angemachthat.

Als alle Einkäufe verstaut sind, greift er nach dem großen Korbtablett und bestückt es mit Saft und Keksen. Außerdem hat er an Mikas Lieblingspudding gedacht. Während sich John das freudige Strahlen des Kleinen vorstellt, lächelt auch er unwillkürlich.

„Von wegen ‚Kleiner‘“, murmelt er und hebt das knisternde Tablett an. Auch Mika hat sich im vergangenen Jahr mächtig verändert. Natürlich steht er auf Unterwerfung beim Sex, doch er ist viel selbstbewusster als früher. Er weiß, was er will und er lässt sich nicht mehr so schnell aus der Bahn werfen. Auch seine Therapie ist abgeschlossen und er scheint an diesem ganzen Prozess gereift zu sein. Kaum flackern seine Ängste auf, hat er sie schon wieder im Griff. Besonders äußerlich gefällt John der blonde Strubbelkopf immer besser. Sie besuchen alle drei regelmäßig das nächstgelegene Fitness-Studio. Die Auswirkungen des Trainings gehen natürlich an Mika nicht spurlos vorüber. Er ist nicht mehr so zierlich. Schlank, ja! Aber zerbrechlich? John schmunzelt. „Nein, Sir!“, grinst er während er Mikas Zimmer ansteuert. Der Kleine strotzt vor Kraft. Seine Muskeln zeichnen sich sexy unter engen Shirts ab und sein Hintern ist noch knackiger als vorher. Ein Umstand, der vor allem Cat schier um den Verstand bringt.

Ja, Mika ist immer mehr Johns ‚Ding‘. Seine Vorliebe für „echte“ Kerle wird ausgesprochen befriedigt. Ihm stehen zwei ausgesprochene Prachtexemplare zur Verfügung. Charakterlich unterscheiden sie sich wie Feuer und Wasser. Er gibt es vor Beiden nicht zu, doch deren unterschiedliches Wesen bringt Johns Verlangen zum Kochen.

Kurz vor Mikas geöffneter Zimmertüre bleibt er lauschend im Flur stehen.

Weint er oder holt er sich einen runter? So ganz kann John die bis auf den Gang zu vernehmenden Geräusche nicht einordnen. Ein Blick ins Zimmer reicht. Mika träumt. Er liegt im Bett, die Wangen vom Fieber gerötet, die Haare verschwitzt. Das Shirt hat er sich mal wieder im Schlaf vom Leib gerissen. Leise jammernd strampelt er unter der Bettdecke herum. Und diesmal törnt John Mikas Wimmern überhaupt nicht an. Ein Alptraum hat den Kleinen im Griff. Schnell stellt er das Tablett auf den Boden und setzt sich zu Mika auf die Bettkante. Sachte berührt er dessen nackte Schulter.

„Hey, Kleiner“, spricht er ihn leise an. „Mika! Wach‘ auf! Alles okay, hörstdu?“

Zärtlich streicht er dem verschwitzten jungen Mann einige Strähnen aus der Stirn. John weiß, dass sein nun folgendes panisches Erwachen nicht zu verhindern ist. Es ist nie zu verhindern. Nicht seit Edward.

Mikas Oberkörper katapultiert geradezu in die Senkrechte. Die Arme schnellen abwehrend vor. Das Gesicht verzieht sich zu einer schreckerfüllten Fratze. Er reißt Augen und Mund auf, als würde er ertrinken. Und genauso tief holt er Luft. Doch dieses Mal schreit er nicht die üblichen schreckerfüllten Worte. NEIN! NICHT! Diesmal flüstert er panisch.

„Da kommt er! John … Keno … wo seid ihr“, presst er schreckerfüllt hervor. Sein Gesicht schnellt zur Seite, als er Johns ruhige Stimme vernimmt.

„Schsch, alles gut, Kleiner! Ich bin da und du bist zu Hause!“

„John!!“ stößt Mika befreit hervor und greift mit beiden Händen nach den starken Unterarmen. Selbst durch sein Sweat-Shirt spürt John die heißen Handflächen.

„Wo ist Keno? Ist er auch hier? Oder ist er weg?“ Mikas heißer Atem streift Johns Gesicht, als er sich vorbeugt.

„Da war so ein … Troll. Der hat mich verfolgt und dabei hat er gekichert; so … so unglaublich gehässig.“

John löst sich aus dem fiebrig warmen Klammergriff und schiebt sich neben seinen Patienten aufs Bett. Sein linker Arm macht sich einladend hinter Mika breit. Ohne zu zögern drängt sich der Kleine an ihn. Als John seine rechte Hand auf Mikas Brust legt, spürt er dessen rasendes Herz. Erneut fährt er ihm durch die Haare und verteilt kleine Küsse auf dem feuchten Schopf.

„Alles gut, Kleiner“, murmelt er besänftigend. „Du hast geträumt. Doch jetzt bist du wieder sicher in der Wirklichkeit gelandet. Nichts kann dir mehr passieren, okay?“

Mika atmet hörbar erleichtert auf. „John! Es war furchtbar! Ihr beide wart auf einmal weg und ich konnte euch im Dunkeln nicht wiederfinden. Und dann dieses gehässige Lachen.“ Bei den letzten Worten versagt Mika fast die Stimme.

Johns Rechte reibt inzwischen beruhigend über den zitternden Oberkörper. Der Daumen seiner linken Hand streichelt zärtlich Mikas Oberarm.

„Es war nur ein Traum, Mika. Ein dummer Traum. Du hast immer noch Fieber und da träumt man eben solche Dinge. Doch jetzt ist alles vorbei. Hast du denn daran gedacht, deine Medikamente zu nehmen?“ Mit der letzten Frage versucht er Mika endgültig seinem Drama zu entreißen. Es scheint ihm zu gelingen.

Mika nickt wie ein artiger Junge. „Ja, klar. Ich stell‘ mir sogar den Wecker. Denn wenn ich es vergesse, mault Keno so lange mit mir rum, bis ich wieder höllische Kopfschmerzen bekomme.“

John nickt schmunzelnd. „Ja, ja. Cats penetrante Ader kann auch schon mal ihr Gutes haben!“

Mika entfährt ein keuchendes Lachen. „Allerdings. Eigentlich geht’s mir auch schon viel besser. Ich hab‘ heute viel geschlafen. Dochdann …“

Er beißt sich verlegen auf die Unterlippe. „Tut mir leid, wenn ich mich wie ein Baby benommenhab‘.“

John blickt Mika gespielt böse an. „Ja, noch EIN Mal und ich versohl‘ dir den Hintern, du Weichei!“

Jetzt lacht sein blonder Engel und prompt ändert sich die ganze Atmosphäre im Zimmer. Wenn er lacht, geht die Sonne auf, denkt John und drückt den hustenden Kerl fest ansich.

„Ist gut, ist gut!“, brummt er zärtlich, während sein rechter Arm nach der Saftflasche angelt. „Hier! Trink‘ mal einen Schluck.“

Gierig saugt Mika an dem köstlich frischen Inhalt. Atemlos setzt er nach einer Weile ab. „Wo ist Keno?“, presst er hervor und trinkt erneut.

John verzieht ein wenig den Mund. „Ich vermute mal, dass er mit Jackson rumhängt.“

„Er hängt NUR noch mit Jackson rum!“, mault Mika aufbrausend.

Jackson! Wer kennt ihn nicht in Loewenherz? Der Freizeitmusiker und Lebenskünstler mit den blauen Haaren. Durch seine eigenwillige Art und die schrillen Haare ist er bekannt wie ein bunter Hund. Dass ihre ruhelose extrovertierte Art die beiden einmal zusammenführen würde war zu erwarten. Doch dass sie dermaßen aufeinander abfahren … das hätte selbst John nicht geahnt. Jacksons große Liebe – Luca – ist das genaue Gegenteil. Auch hier sieht John gewisse Parallelen zu sich und Mika. Trotzdem mag er nicht in die gleiche Kerbe wie Mika schlagen.

„Na komm! Jetzt sei nicht unfair!“, versucht John ihn zu beruhigen.

„Unfair?“, protestiert Mika hustend. „Das mit seinem Motorrad-Tick geht ja schon eine ganze Weile so. Doch seit er in Jackson einen Seelenverwandten gefunden hat, befürchte ich wirklich Schlimmeres!!“

Beide blicken sich vielsagend in die Augen.

„Ich sag‘ nur …“ setzt Mikaan.

„BMW S 1000 RR“, vollendet John gemeinsam mit ihm denSatz.

„Schneller als ein Laserstrahl.“ Geheimnisvoll zitiert John einen von Kenos Lieblingsvergleichen. „Hundertmal besser als die Agusta …“

„… und tausendmal besser als die Hayabusa“, ergänzt Mika eindringlich.

„Damit fick‘ ich Jackson ins Knie!“, führt John ihr kleines Wortgefechtfort.

„Ins Knie und in seinen fetten Arsch!“ Gespielt hämisch zieht Mika die Mundwinkel nach unten. „Denn die S 1000 RR“, betont er ironisch die Motorradmarke, „ist mein schwarzer Panther, mein Feuerball … mein verfickter Bolide“, beendet Mika krächzend ihren Wortwechsel.

„Fans nennen sie auch ‚Srr‘“, frotzelt John weiter. „Weil sie wie eine Nähmaschine surrt.“

Mika lacht keuchend, bevor er erneut an der Saftflasche nuckelt. Anschließend hält er sie mit beiden Händen auf dem Schoß und knibbelt am Etikett.

„Warum tut er das?“, fragt er nachdenklich.

John lehnt sich an das Kopfende des Bettes und verschränkt die Arme im Nacken.

„Das fragst du mich allen Ernstes?“, frotzelt er. Doch auch er kann nicht ganz verbergen, dass ihm die Vorstellung eines Geschwindigkeitsfanatikers wie Keno auf dieser Maschine ein mulmiges Gefühl beschert. Mehr als mulmig.

„Er tut das, was er immertut.“

„Nämlich?“, fragt Mika obwohl er die Antwort kennt.

John zuckt einmal mit den Schultern. „Er setzt seinen Willen durch. Du kennst ihn doch. Hat er sich einmal was in den Kopf gesetzt, dann …“ Er beendet den Satz mit einer fahrigen Geste seinerHand.

Mika nickt leicht; seine Stimme zittert. „Ich wünschte, ich könnte ihn davon abhalten. Ich wünschte …“

„Schsch …“ Erneut nimmt er Mika beruhigend in seine Arme. „Lass‘ ihn. Wenn wir es ignorieren, tobt er sich ein wenig aus und dann verstaubt das gute Teil in der Garage. Es nervt ihn nur, wenn du rumnörgelst und er merkt, dass du dir Sorgen machst. Dann reagiert er noch dickköpfiger.“

Mika seufzt und lässt sich schläfrig gegen Johns Brust sacken.

„Ich wünschte, er würde sich nicht so benehmen. Er war die letzten Monate so anhänglich und schmusig. Daran hab‘ ich mich gewöhnt. Er hat sich geändert.“ Schnurrend schmiegt er sich noch ein wenig näher an den wärmenden Brustkorb. „Nicht immer, aber …“

John grinst, da er genau weiß, was Mika meint. „Ja, das gefällt mir auch!“ pflichtet er dem Kleinen bei. Vor seinem geistigen Auge ziehen etliche nicht jugendfreie Szenen vorüber. Wenn Cat nicht dominieren will, sondern sich hingibt, dann aber mit vollem Einsatz. Oh Mann! Ein Ziehen in Johns Eiern ist die natürliche Reaktion auf sein Kopfkino. Dieser zügellose ungezähmte Kerl … sein emporgereckter Hintern … und dabei der Ausblick auf den tätowierten Rücken. Wenn er dann noch über seine Schulter durch die dunkle Mähne blinzelt, gibt das seinem Geliebten den Rest. John fickt ihn nicht einfach. Er bezwingt ein wildes Tier, das sich nur widerwillig darauf einlässt. Denn so ganz ohne Gegenwehr überlässt sich ihm sein Teufel dann doch nicht. Genüsslich leckt sich John bei dieser Vorstellung die Lippen. Ein wirklich herausfordernder Akt. Er kann ihn noch so oft besteigen – zähmen wird er ihnnie.

„Ich will nicht, dass er wieder so wie früher ist! Er grenzt uns aus! Jackson ist immer wichtiger als wir!“ maunzt Mika erneut und schnieft.

„Er tut alles für dich!“ antwortet John ernst.

„Er denkt nur noch an das bescheuerte Motorrad!“ mault er weiter. Mika ist krank und ungerecht.

„Gestern hattest du fast vierzig Fieber“, übergeht John Mikas Vorwurf. „Als ich abends von meinem Besuch bei Darleen und Ralf zurückkam, stand er vor der Haustüre.“

„Na und?“ schnieft Mika schmollend.

John krault ihm mechanisch den Kopf. „Na ja, es war ja schon sieben Uhr und draußen waren es nur sechs Grad. Cat stand bibbernd vor der Haustüre, wippte von einem Bein auf das andere und hielt die Arme vor der Brust verschränkt.“ John lacht leise auf. „Sogar sein Kopf wippte, als würde er Heavy Metal hören.“

„Und?“ Jetzt ist Mika doch neugierig.

„Und?“ wiederholt John schmunzelnd. „Er stand barfuß in Boxershorts und T-Shirtda.“

„Was?!“ Mika rückt ein Stück zur Seite, um John ins Gesicht sehen zu können. „Er stand bei der Kälte quasi nackt vor der Türe? Und wieso?“

„Das hab‘ ich ihn auch gefragt. Er meinte nur, dass du immer noch Fieber hättest. Ich hab‘ ihn dann gefragt, ob er auch scharf drauf wäre, weil er nur in Shorts in der Kälte rumsteht. Doch er lachte nur einmal auf und erwiderte lapidar ‚Ich geh‘ ihn jetzt kühlen‘. Dann ist er hochgeflitzt und hat sich zu dir ins Bett gelegt. Du weißt es wahrscheinlich nicht mehr, doch du fandst es richtig geil; hast geseufzt und dich an ihn gedrückt.“

John fährt Mika sanft mit einem Zeigefinger über die geröteten Wangen. „Das hat er übrigens noch zweimal gemacht.“

„Du lügst“, antwortet Mika leise, obwohl er genau weiß, dass John niemals lügen würde.

„Sei nicht eifersüchtig auf Jackson und schon gar nicht auf ein blödes Motorrad“, rät er dem verschwitzten Mika, als er sich aus dem Bett stemmt.

Im Türrahmen verschränkt er grinsend die Arme vor der Brust.

„Nimm deine Tabletten und werd‘ gefälligst schnell gesund. Ich weiß nicht, wie lange ich ihn noch im Zaum haltenkann.“

Mikas schiefes Grinsen spricht Bände.

*

Nachdem John ihn allein gelassen hat, kuschelt sich Mika seufzend in die Kissen. Was würde er nur ohne diesen bodenständigen coolen Typen machen? Er scheint immer im richtigen Moment einen Ratschlag parat zu haben. Immer wenn Mika meint nicht mehr weiter zu wissen, grinst ihn John an und holt ihn mit einer lässigen Bemerkung auf den Boden der Tatsachen zurück. Mika würde es niemals laut zugeben, doch ganz tief in ihm, da … ja, da scheint sich etwas zu verankern. Es beißt sich fest und will nicht mehr loslassen. Bei diesem Etwas handelt es sich um Mikas wachsende Ahnung, dass John … vielleicht … eines Tages … für ihn wichtiger werden könnte als Keno. Aber nein. NEIN! Mika schnalzt unwillig mit der Zunge und buddelt sich murrend noch tiefer in die Kissen. Keno wird immer seine Nummer Eins bleiben. Auch wenn er sich momentan aufführt, als hätten sie nicht diesen ganzen Scheiß mit Edward überstanden; als hätten sie nicht endlich alle Hindernisse für ein sorgloses Leben zu zweit … zu dritt … überwunden. Mika fährt sich mit der Hand über die schmerzende Stirn.

Er benimmt sich so, als hätten wir niemals eine Therapie gemacht. So viele Dinge haben wir besprochen und doch auch verarbeitet … oder? Ich zumindest fand‘ die Gesprächsrunden unheimlich befreiend. Natürlich hab‘ ich geheult wie ein Schlosshund. Ich musste schließlich alles nochmal durchleben. Und Keno … Mika schießen die Tränen in die Augen, als er unwillkürlich an die letzte gemeinsame Sitzung denkt, in der sein Geliebter vor Schmerz zusammenbrach. So verletzlich, so zerstört stammelte er zu Beginn der Stunde seine Erlebnisse hervor. Er schaukelte mit dem Oberkörper vor und zurück, während er beide Arme um seine Körpermitte schlang. Sein Blick verlor sich im Nichts. Je länger er sprach, umso lauter und eindringlicher klangen seine gejammerten Worte.

„Sie haben mich gezwungen …“

„Sie haben verlangt …“

„Sie wollten, dassich …“

„Ich musste …“

So begannen seine Sätze. Und die unbeschreiblichen Dinge, die von ihm verlangt wurden, ließen Keno mehr als einmal innehalten und würgend um Fassung ringen.

In einem Moment klagte er lautstark an, nur um anschließend die nächste Grausamkeit mit hoher erstickter Stimme hervorzupressen. Er hatte nichts mehr von einem Erwachsenen. Da saß ein misshandeltes Geschöpf – hilflos wie ein Kind und ebenso unschuldig. Ein menschliches Wesen – zerstört von Unmenschen, die keine Rücksicht auf die Gefühle anderer nahmen. Monster, die sich ganz nebenbei sein Leben packten; nur so – weil ihnen danach war. Sie haben auf diesem jungen Mann herumgetrampelt, seine Seele zerfetzt. Und als nichts mehr zu zerstören war, machten sie ihn zu ihrem Sklaven.

Mittlerweile laufen Mikas Tränen unaufhörlich. Sein Kopf glüht und pocht im Rhythmus des rasenden Pulses. Er setzt sich auf und greift nach einer Packung Taschentücher neben seinem Bett. Nach dem Naseputzen schluckt er eine weitere Schmerztablette. Ich muss mich beruhigen, ermahnt er sich. So werd‘ ich nie gesund.

Doch das ist leichter gesagt als getan. So oft schon hat Mika ihre Gespräche Revue passieren lassen. Und jedes Mal kommen ihm die Tränen. Leise und unauffällig, denn mit der Zeit verkraftet er diese Gedanken immer besser. Doch emotionslos daran zu denken … das kann er einfach nicht.

Nach dieser Therapiestunde sprach Keno zwei Tage lang kein einziges Wort. In sich versunken saß er in irgendeiner Ecke ihres wunderschönen frisch renovierten Bungalows. Nichts war von seiner aufsässigen, impulsiven Art geblieben. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Ein toter atmender Schatten.

Einige Tage später beschloss John mit ihm zu reden. Allein. Zwei Stunden verschwanden die beiden in Kenos Zimmer. Mika traute sich nicht zu lauschen. Das war noch nie seine Art. Stattdessen simste und telefonierte er mit David – seinem ewigen Halt. Dessen ruhige und liebevolle Art hielt Mika davon ab, während seiner Wartezeit vollends auszurasten.

Schließlich öffnete sich Kenos Zimmertüre und er verließ blass und verheult vor John den Raum. Als er Mika wie ein Häuflein Elend am Ende des langen Flurs auf dem Boden kauern sah, die Arme um die herangezogenen Beine geschlungen, den Kopf auf die Knie gelegt … wie ein kleiner struppiger Hund, der auf seinen Herrn wartet … da legte sich ein mitfühlendes Lächeln auf Kenos Lippen. Er ging vor Mika in die Hocke und wischte ihm die Tränen von den Wangen.

„Alles okay, Kleiner“, flüsterte er tröstend. „Die Therapie hat mich ein bisschen aus der Bahn geworfen, aber jetzt ist alles wiedergut.“

Ungläubig starrte Mika zu ihm empor. „Wenn du nicht mehr mit mir redest, kannst du mir genauso gut eine Knarre an den Kopf halten. Ich flipp‘ aus, wenn ich nicht weiß, was in dir vorgeht.“

„Ich weiß“, hauchte sein Gegenüber entschuldigend. „Und genau deswegen mach‘ ich ab sofort mit Einzelstunden weiter, Mika. Es fällt mir alles doppelt so schwer, wenn du dabei bist. Ich schaff‘ es so schon kaum, darüber zu reden. Verstehst dudas?“

Mika wischte sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln. „Ja“, flüsterte er und nickte leicht. „Das versteh‘ ich. Tut mirleid.“

Eine Viertelstunde hockten sie gemeinsam auf dem Boden und umarmten sich. Sie trösteten sich gegenseitig, küssten die schlimmsten Gedanken weg und schworen sich ewige Liebe.

„Ewig“, murmelt Mika kaum hörbar, als seine Kopfschmerzen endlich abklingen und sein Bewusstsein in wohltuend friedlichen Schlaf übergeht.

Kapitel2

Zwei Wochen später ist Mika wieder gesund. Das ist auch gut so, denn er hat eine Feier geplant. Mit glänzenden Augen schweift sein Blick über den festlich geschmückten Gastraum des Café Bohne. Alle Tische wurden umgestellt, um Platz für ein großes Buffet zu schaffen. Uschi hat sich in den vergangenen Tagen mal wieder selbst übertroffen und viele kleine Leckereien vorbereitet, die nun auf silbernen Platten präsentiert werden. Schwere champagnerfarbene Tischdecken aus Damast – mit Ton in Ton bestickten Rändern – verleihen den einfachen Bistrotischen einen edlen Touch. Schlanke silberne Kerzenhalter mit schokobraunen Kerzen setzen festliche Akzente. Hier und da wurden – wie versehentlich – einige Kaffeebohnen verstreut. Mika seufzt zufrieden. Ja, die Gäste können kommen.

Seit einem Jahr führt er ‚sein Café Bohne‘. Durch Mikas freundliche und offenherzige Art hat sich die Zahl der Kundschaft fast verdoppelt. Das ist ein riesiger Erfolg, den Ralf – Eigentümer des Cafés – mit einer fetten Gehaltserhöhung für ihn und Uschi anerkannt hat. Heute wird gefeiert. Die treuesten Stammkunden und viele Freunde feiern mitihm.

Mütterlich legt Uschi ihren Arm um Mikas Taille und drückt ihn an sich. Doch gleich danach geht sie in Grundstellung. Sie stemmt die Hände wie ein General in die Hüften und lässt ihren prüfenden Blick über die Tische schweifen. Nicht lange und ein zufriedenes Grinsen zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab. Sie nickt, was als abschließende Genehmigung interpretiert werden kann. Wie von Geisterhand erscheint eine Sektflöte mit perlendem Inhalt vor ihrem leicht verschwitzten Gesicht.

„Glaub‘ bloß nicht, mir wäre nicht klar, dass mindestens die Hälfte des Erfolgs auf dein Konto geht!“ raunt Mika ihr zu, während er nach einem zweiten Glas greift.

Verlegen setzt seine Köchin zu einer abwehrenden Gestean.

„Na!!!“ ermahnt Mika sie ernst. „Nicht jetzt, Uschi!“

Gerührt blickt die mollige Endvierzigerin zu Mika empor als dieser prostend sein Glas erhebt. Seine blauen Augen versinken in Uschis feuchtem Blick, während er ihr zuflüstert.

„Du bist die Beste! Dankedir!“

Klangvoll stoßen ihre Gläser in festlicher Umgebungan.

„Nichts zu danken, Mika!“, antwortet Uschi nach dem ersten Schluck. „Du weißt wie gerne ich mit dir zusammen arbeite.“

„Und ich mit dir!“ Eine angedeutete höfliche Verbeugung bringt Uschi zum Lachen.

„Lausebengel!“ lautet ihr abschließender Kommentar, bevor auch sie leicht den Kopf senkt und sich mit ihrem Sekt in die Küche verkrümelt. Wie immer hat sie noch unendlich viel zutun.

Er hat sich toll gemacht und er ist MEIN Junge, denkt sie stolz, während die Küchentüre hinter ihr zu schwingt.

Gedankenverloren nippt Mika an seinem Sekt. Eine kribbelige Nervosität steigt in ihm auf. Der heutige Abend soll noch einen weiteren Zweck erfüllen: endlich mal wieder mit Keno und John gemeinsam feiern. Keno ist ihm in den vergangenen beiden Wochen noch mehr aus dem Weg gegangen. Mika runzelt die Stirn. Was ist nur los mit ihm? Dieser Gedanke verfolgt ihn ständig. Auch John kann ihm keine befriedigende Antwort darauf geben. Außer „Du kennst ihn doch“ oder „Der regt sich schon wieder ab“ steuert John wenige bis gar keine beruhigenden Worte zur Situation bei. Kenos Veränderung verlief schleichend. Zumindest ist es Mika bisher nicht gelungen, sich den auslösenden Moment vor Augen zu führen. Nur eines ist ihm klar: Sein Verhalten wird immer eigenartiger. Er ist unheimlich viel unterwegs und hält es nicht für nötig, sich an- oder abzumelden. Die meiste Zeit verbringt er mit Jackson und ihren beiden Motorrädern. Ab und zu zeigt er sich wohl auch bei Edwina; allerdings nur sporadisch. Das erfuhr Mika vor einigen Tagen, als er Edwina anrief und sich vergewisserte, dass sie und Andy die Feier heute Abend nicht vergessen.

Heute Vormittag noch hatte Keno ihm hoch und heilig versprochen, abends ins Café zu kommen.

„Bring‘ doch Jackson einfach mit“, hatte Mika vorgeschlagen, als er sein Geschirr zur Spüle trug. „Du hast doch erwähnt, dass Luca auf einem Seminar ist. Da langweilt sich der Chaot zu Hause sowieso zuTode.“

Keno nickte zustimmend, als er sich ein halbes Brötchen in einem Stück in den Mund stopfte.

„Ma feehn“, kam die undeutliche Antwort, während der Teigklumpen von einer Backe in die andere geschoben wurde. Endlich schluckte er und kippte rasch seinen lauwarmen Kaffee hinterher.

„Ihr könntet ja auch …“, setzte Mika erneut an, doch Keno war schon auf den Beinen und eilte in den Flur, um seine Biker-Kombi zu komplettieren. Während er am Reißverschluss seiner Jacke herumfummelte, kam er noch einmal zurück in die Küche.

„Wir wollen da was ausprobier’n“, murmelte er und schloss endgültig die Jacke. „Ich kann dir noch nicht genau sagen, wann wir fertig sind. Mal seh’n. Aber für ein Bierchen wird die Zeit schon reichen.“

Inzwischen hatte Mika seine Tasse ausgespült und wandte sich Keno zu. Dabei stemmte er angepisst die Hände in die Hüften.

„Zu gütig. Ich will dich wirklich nicht von Wichtigerem abhalten. Wenn du keinen Bock hast, dann bleib‘ von mir aus, wo der Pfeffer wächst.“

Enttäuschung fegte über Mika hinweg. Dieser Arsch! Konnte er nicht Jackson Jackson sein lassen und sich zur Abwechslung mal auf ihn konzentrieren?

Zwei große Schritte und Keno drängte sich gegen ihn. Wie auf Kommando wurde Mika heiß – und zwar am ganzen Körper. In der engen Kombi sah sein Großmaul verboten sexy aus. Wie eine lederne muskulöse Wand baute sich sein Liebhaber vor ihmauf.

„Könntest du das noch mal wiederholen?“, knurrte Keno leise. „Ich bin mir nicht sicher, ob du gerade eine freche Bemerkung von dir gegeben hast.“ Drohend kniff er die Augen zusammen, während sich seine rechte Hand um Mikas Kehle legte. Das Leder des Handschuhs knirschte dabei leise.

Mika schluckte nervös und versuchte, dem starren Blick standzuhalten. Tausend Vorwürfe schossen ihm durch den Kopf. Doch er wusste genau, dass sich jede einzelne Rüge wie blödes Kleinmädchen-Gekeife anhören würde. Du kümmerst dich nie um mich … buäääh hallte es in seinen Gedanken und zwar in dem nachäffenden Tonfall, den er an Keno so sehr hasst. Daher beschloss er, sich auf das Wesentlichste zu beschränken.

„Versprich‘ mir, heute Abend zu kommen“, krächzte er und versuchte, vorsichtig seinen Hals aus Kenos zupackender Hand zu winden. Der Griff lockerte sich, doch Kenos Miene blieb ernst. Er drückte sich noch enger an Mika heran.

„Ich hab‘ dich nicht ganz verstanden“, hauchte er und grinste maliziös.

„Bitte …“, keuchte Mika. Ein gehauchter Kuss auf seinen zitternden Lippen ermunterte ihn, weiter zu reden. „Bitte! Komm‘ heute Abend! Versprich‘ esmir!“

„Ich versprech’s“, murmelte Keno, bevor er Mika endgültig verschlang. Eine Minute später ließ er atemlos von seinem Kleinenab.

„Hoch und heilig?“, hakte Mika nach, als Keno schon wieder halb im Flur stand. Doch dann erschien sein Kopf nochmals in der Türöffnung.

„Übertreib’s nicht, Minimoy“, grinste er hämisch. Und im Wegdrehen fügte er trocken hinzu: „John ist ja schließlich auch nochda“.

Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Mika beobachtet seinen perlenden Sekt, während seine Gedanken Kenos Verhalten sezieren wie einen zähen Brocken Fleisch. Warum redet er nicht mit mir … oder wenigstens mit John? Wenn ich ihn frage, was er so macht, krieg‘ ich ein „Bist du meine Mami oder was?“ zur Antwort. Klar! Ich weiß, dass ihm meine Bedenken – okay, meine Angst wegen diesem Motorrad – auf die Eier geht, doch … er fehlt mir. Er ist da und doch wieder nicht. Er verhält sich oberflächlich wie ‘ne kalte Hundeschnauze und ich krieg‘ nicht raus, warum!

Mit einem abschließenden Seufzer stellt Mika sein Glas beiseite. Die ersten Gäste treffenein.

Heute wird gefeiert! Und zwar mit meinen Freunden und mit meinen beiden Männern. Das wird richtig gut! Mit diesen Gedanken schließt er Gordana und Nerd in seineArme.

*

Sechs Stunden später steht Mika ziemlich derangiert an der Theke. Seine Wangen glühen vom Alkohol und den vielen angeregten Gesprächen. John liefert sich inzwischen ein Wettsaufen mit Ben. War ja klar! Wenn die beiden Alphatiere aufeinander treffen, dann wird RICHTIG zugelangt. Mit fahrigen Fingern stopft sich Mika das Hemd in die Hose. Das hatte John ihm im Vorbeigehen scherzhaft herausgezupft. Noch bleibt Mikas Grinsen standhaft, doch er weiß selbst, dass es nicht mehr lange dauert, bis er vor Enttäuschung wie eine Erstklässlerin losheult. Es fehlt nur noch der passende Auslöser.

David lässt sich neben ihn auf einen Barhocker sinken und beobachtet seinen besten Freund intensiv dabei, wie er seine Klamotten richtet.

„Wenn du jetzt auch nur EIN Wort sagst, knall‘ ich dir eine, dass du vom Hocker fällst!“ zischt Mika ihmzu.

„Wo steckt er?“ Gnadenlos stellt David die Frage, die sein Freund nicht hörenwill.

„Ich weiß es nicht!“ presst Mika hervor. Schwer atmend stemmt er die Hände in die Hüften und starrt zu Boden. Jetzt bloß die Fassung bewahren.

„Warum meldet er sich nicht wenigstens?“, bohrt David weiternach.

Noch leiser: „Ich weiß es nicht!“ Eine vorwitzige Träne fällt unbemerkt zu Boden, doch Mikas Stimme bleibtfest.

„Kommt er dennnoch?“

„ICH–WEIß–ES–NICHT“ brüllt Mika zurück und seine Wut brandet empor wie heiße Säure.

David rutscht vom Barhocker, tritt auf seinen Freund zu und zieht ihn fest in seine Arme. Mikas Verzweiflung lässt nichts anderes zu als sich festzuklammern. Hölzern vor Verbitterung dringt Davids Stimme an seinOhr.

„Er hat sich nicht geändert, dieser Arsch! Er ist immer noch der gleiche egoistische Penner wie früher!“

„Ich weiß!“, murmelt Mika an Daves Hals. Auf einmal ist er schrecklich müde. Zu viel Alkohol, gepaart mit zu viel Freude über den heutigen Abend und dann der aufgestaute Frust über Kenos Fortbleiben lassen seinen Blutdruck in den Keller sacken. Er will weg; einfach nur nach Hause und sich in sein Bett fallen lassen. Mika seufzt. Davids Trost fühlt sich gut an. Einfach sanft in die Arme genommen zu werden und dann das leichte Wiegen. Hin und her. Hin undher.

„Ey!“ brüllt prompt ein gut abgefüllter Ben von der anderen Raumseite herüber. Er und John flegeln sich in stabilen Korbsesseln herum. Mindestens zehn Mal musste Mika Ben erklären, dass auch er hier keine Zigarren rauchen darf. Schließlich schloss dieser das Thema mit einem „Ach, leck‘ mich doch!“ ab und nuckelt seitdem an dem nicht entzündeten Stumpen herum.

Jetzt brüllt der betrunkene Hüne herüber. „Hey Blondie, scheiß drauf! Welcher Idioten-Prinz lässt freiwillig so eine süße Braut wie dich sitzen?“ Eine Frage, die keine sein soll. Natürlich durchschaut er Mikas verzweifelte Umarmung mit David. Bens Betonung lässt keinen Platz für Zweifel.

„Hast du’s immer noch nicht gecheckt?! Schwing lieber deinen Arsch hier rüber und guck echten Männern beim Pokern zu.“ Sein begleitendes Gelächter schallt tief und rau durch den Laden. Als Mika nicht reagiert, richtet er seinen Befehl an David.

„Davey! Komm her, mein Goldstück. Lass das Flittchen in Ruhe und setz‘ dich auf Papas Schoß!“

Dreckiges Lachen und patschende Geräusche seiner flachen Hand verleihen seinem Befehl Nachdruck.

„Komm schon! Da ist genügend Platz.“

Auch John ist bereits reichlich alkoholisiert. Mit glasigem Blick starrt er in Mikas Richtung.

„Sei nicht sauer, Baby“ versucht er Mika halbherzig zu trösten. Seine Aussprache klingt bereits ein wenig schwammig. „Komm her. Ben und ich pokern ein wenig. Strip-Poker.“

Er lehnt sich breit grinsend in dem knarzenden Sessel zurück. “Du und David – ihr zieht euch aus! Na? Ist das ‘ne gute Idee?“ Auffordernd heben sich seine Augenbrauen.

Während er Mika weiter in seinen Armen hält, antwortet David.

„Poker? Zu zweit? Ihr müsst ja schon ganz schön besoffensein.“

„Wir spielen Heads-Up“, grollt Ben zurück. „Wenn du dich nicht auskennst, solltest du dein freches Mundwerk geschlossen halten. Noch so eine übermütige Bemerkung und du sitzt den Rest des Abends zu meinen Füßen.“

„Wird ein Erlebnis sein, wenn die beiden die Karten mischen“, murmelt David belustigt in Mikas Ohr. „Soll ich dir ein Taxi rufen?“, bietet er nahtlosan.

Mika stemmt sich aus der festen Umarmung seines Freundes. „Nein, Ben hat ja recht. Ich sollte mich zusammen reißen. Außerdem muss ich bleiben, bis alle wegsind.“

„Quatsch!“ widerspricht ihm David. „Hau‘ ruhig ab. Da sind doch nur noch die beiden Großmäuler und der Schwulenstammtisch. Damit werden Uschi und ich schon fertig.“

Er lächelt seinen verzweifelten Freund an, dessen dunkle Ringe unter den Augen ihm fast den Gesichtsausdruck eines Waschbären verleihen. Unwillkürlich legt David Mika seine Hände auf die Wangen. „Geh …“ fordert er leise. Das ‚Kleiner‘ verschluckt er gerade noch rechtzeitig. Mika mag angeschlagen sein, doch irgendwie findet es David nicht passend, ihn mit Kenos Lieblingsspitznamen anzureden. Er schluckt hart vor Rührung.

„Geh‘ ruhig, Mika!“ Davids Daumen streichen über Mikas Wangenknochen. „Nalos!“

*

Zuhause fällt Mika auf sein Bett und schläft nur wenige Momente später ein. Der Schlaf erlöst ihn von seiner Enttäuschung und der Unsicherheit, die immer öfter Einzug in seine Gedanken hält. Eigentlich hatte seine Therapie ihm geholfen, mit diesen emotionalen Dingen zurecht zu kommen. Doch Kenos Verhalten wirft ihn aus der Bahn. Mikas letzter Gedanke vor dem Wegdämmern beschäftigt sich damit, seinen Therapeuten mal wieder zu treffen. Ja, die Möglichkeit, sich mit ihm auszutauschen, gibt Mika ein gutes Gefühl.

Eine Stunde später – gegen drei Uhr – plumpst ein schwerer Gegenstand neben Mika auf die Matratze. Wie so oft schreit sein Unterbewusstsein EDWARD und alle Panik-Rezeptoren schalten von Null auf Hundert. Er kann kaum durch die vom Schlaf verklebten Augen blinzeln, schon steht er wie eine Eins neben seinem Bett, ohne recht zu wissen wie er so schnell auf die Beine kam. Licht aus dem Flur schlängelt sich in sein Zimmer. Dadurch erkennt er sofort, was auf sein Bett gefallen ist. Keno … natürlich. Aber er ist keineswegs betrunken wie es früher der Fall war, wenn er mitten in der Nacht nach Hause kam. Stattdessen strahlt er eine enorme Unruhe aus. Nervös fährt er sich ständig durch die Haare. Seine nackten Füße wippen zapplig auf und ab. Und auch sein Grinsen wirkt fahrig.

Bis auf seine enge Biker-Lederhose trägt er keine Klamotten. Die hat er sich wahrscheinlich bereits auf dem Weg in Mikas Zimmer vom Leib gerissen. Mika könnte wetten, dass er nur die Nase aus der Türe stecken müsste, um sich von Kenos gelegter Textilspur zu überzeugen. Doch er verzichtet darauf, denn so langsam verscheucht seine Wut die eben noch alles erfüllende Furcht.

„Spinnst du?“, ranzt Mika den halb nackten Kerl an. Seine sich an die Dunkelheit gewöhnenden Blicke tasten dabei gierig den entblößten Oberkörper ab. Sein tätowierter Namenszug auf Kenos Brustkorb berührt ihn dabei auf vertraut eigentümliche Weise.

Mika stemmt entschlossen die Hände in die Hüften. Er will jetzt nicht nachgiebig sein. Er will sauersein!!

„Verpiss dich aus meinem Zimmer. Ich schlafe schon. Der Abend war ziemlich anstrengend. Ach … entschuldige. Das kannst du ja nicht wissen. DU warst ja nichtda.“

Mit einem Satz springt Keno aus den zerwühlten Kissen. Er packt Mika grob an den Oberarmen und zieht ihn zusich.

Seine Lippen zittern leicht, als er sie heftig auf Mikas vor Empörung geöffneten Mund drückt. Sein Speichel schmeckt im ersten Moment bitter. Diese Nebensächlichkeit registriert Mika gerade noch, bevor Keno ihn mit seiner Zunge vergewaltigt und er nicht mehr klar denken kann. Automatisch streichen Mikas Hände über den geliebten Körper. Die Haut ist heiß. Mika stemmt sich kurz ab und starrt in Kenos Gesicht. Er ist blass und strahlt doch eine vibrierende Energie aus, die Mika überrollt. Seine Hände scheinen überall zu sein. Sein Unterleib drängt sich fordernd gegen den anderen. Selbst durch das dicke Leder zeichnet sich Kenos Ständerab.

„Was ist los mit dir?“, keucht Mika, bevor seine Lippen erneut versiegelt werden.

„Ich muss dich ficken … sofort“, raunt sein Gegenüber, während heiße Hände bereits ungeduldig die lästigen Boxershorts über Mikas Hintern schieben.

„Ich will aber nicht!“ Haha, gute Lüge, Sundberg, ertönt es gehässig in MikasKopf.

„… mir egal“ keucht Keno zurück. Er nimmt sich nicht einmal die Zeit, seinem Opfer das Shirt über den Kopf zu ziehen. Ein ruppiger Griff und Mika wird mit nacktem Hintern herumgewirbelt. Ein Schubs und sein Oberkörper landet nicht gerade sanft auf dem Schreibtisch. Speichelfeuchte Finger fahren zwischen seine Backen; dann noch ein leises zippendes Geräusch und schon wird er bestiegen. Keno lässt Dampf ab. Als würden ihm alle Sicherungen durchbrennen, rammt er seinen Schwanz zwischen die schmalen Arschbacken vor sich. Mikas Schreie gehen in dem surrenden Geräusch unter, das Kenos Schädel vollständig ausfüllt. Er muss seinen Energiepegel senken, sonst explodiert ihm der Kopf. Sein blondes Gift ist genau das richtige Ventil. Mit harten Stößen reitet er Mika wie ein wildes Tier. Ich liebe dich … trotzdem, keucht er. Doch nur in Gedanken. Gleichzeitig stößt er den aufheulenden Kerl vor sich, als würde er ihn verachten. Zusätzlich prasseln harte Schläge auf nackte Haut. Laut knallt es durch das verlasseneHaus.

Während er sich seinem Höhepunkt nähert, hallt Kenos Stöhnen durch die Dunkelheit. Er ist nicht in der Lage, Worte zu artikulieren. In seinem Kopf wiederholt sich in einer Endlosschleife nur die eine Zahl: Zweihundertfünfzig.

Zweihundertfünfzig … verdammt … Zweihundertfünfzig.

Als er kommt, verzieht sich sein Gesicht zu einer wütenden Maske. Schneller, immer schneller brüllt er im Geiste, während seine Hüften versuchen, den Befehl auszuführen.

Endlich spritzt er ab. Doch sein Höhepunkt stellt eine so kurze Erleichterung dar, dass er seine neuerliche Unruhe bereits spürt, als er über Mikas vorgebeugtem Oberkörper zusammensackt.

Keuchend zieht er sich zurück. Hohes Stöhnen entweicht automatisch seiner schwer pumpenden Brust.

„Wow …“ stößt er schließlich hervor. „Das war geil, Kleiner! Puh …“ Nachdem er seinen schlaffen Schwanz wieder hinter dem Leder seiner Hose verpackt hat, fährt er sich durch die schweißfeuchten Haare. „Fuck“, stößt er noch einmal hervor und lässt sich erneut auf Mikas Bett fallen.

Mit zittrigen Beinen stößt sich Mika von seiner Schreibtischplatte ab. Wenn Keno bei ihm gewesen wäre, hätte ihm diese Vergewaltigungsnummer vielleicht sogar Spaß gemacht. Doch es war, als hätte ihn ein Fremder genommen. Nur zu gut kann Mika beurteilen, wie es sich anfühlt, wenn man herzlos benutztwird.

„Wo warst du gerade?“, fragt er mit rauer Stimme.

„Wie, wo war ich? Das weißt du doch! Ich war mit Jackson …“

„Nein!“ Mika reibt sich mit seinen Shorts den ausfließenden Samen weg. Wütend starrt er dabei auf den sich vor ihm fläzenden halbnackten Kerl. „Ich will wissen, wo du mit deinen Gedanken warst, als du mich benutzt hast wie einen Mülleimer?“

Genervt verdreht Keno die Augen. „Meine Güte, jetzt stell‘ dich doch nicht so an. Als hätten wir nicht schonoft …“

„Du weißt genau, was ich meine!“ Mikas Stimme ist kalt wie Eis. Und sein Blick durchbohrt Keno gnadenlos.

Der drückt sich auf den Ellbogen ab und blickt stumm zurück. Dann steht er mühsam auf. Seine Bewegungen werden von einem Ächzen begleitet. Als er sich vor Mika aufbaut, starrt dieser ihn immer noch wütend an. Keno kann Mikas Blick nicht standhalten. Die Enttäuschung hinter seiner Wut ist zu offensichtlich. Also stemmt er die Hände in die Hüften und fixiert stattdessen Mikas Schulter. Einige Sekunden später presst er hervor:

„Mann … Mika … Zweihundertfünfzig! Das musst du dir mal vorstellen. Fuck! Das ist wie fliegen. Das ist … einfach der Wahnsinn!“

*

John hält sich schützend die Hände über die Ohren, während er die Ellbogen auf der Tischplatte abstützt.

„Geht das auch was leiser, Mann?“ Gequält hebt er den Blick. „Also, er hat dich gefickt und dabei ‚250‘ gestammelt?“ Selbst das Stirnrunzeln fällt John schwer. Wann wirkt endlich mal diese dämliche Tablette? Wenigstens geht es Ben heute genauso. Hah!

Nervös setzt sich Mika ihm gegenüber an den Tisch.

„Rede ich chinesisch, oder was?! Der ist mit dieser Teufelsmaschine 250 gefahren. Kapierst du das nicht?!“ Unwillkürlich schwillt Mikas Stimme erneutan.

John seufzt. „So’n Quatsch. So schnell fährt selbst unser Irrer nicht.“

Mika springt nervös auf und zapft sich seinen dritten Kaffee. „Hast du ‘ne Ahnung. Wenn der so ein Geschoss unterm Hintern hat, schon. Ich hab’s gegoogelt. Seine Maschine bringt über 300 Kilometer Spitzengeschwindigkeit pro Stunde. Lass dir das mal auf der Zunge zergehen.“

Seine Hand zittert, als er nach der Tasse greift.

„Der fährt sich tot mit dem Teil, John“ murmelt er ängstlich, während er Zucker in das Gebräu schaufelt.

„Und du stirbst den Diabetiker-Tod, wenn du so weiter machst!“, grunzt John zurück.

Genervt legt Mika den Kopf schief. „John“, ermahnt er sanft den verkatertenKerl.

John winkt ab und beschließt, noch ein Aspirin einzuwerfen. Er kramt in der Küchenschublade und zerrt einen Blister aus der Packung.

„Sobald ich wieder klar denken kann, red‘ ich mit ihm, versprochen!“, murmelt er abwesend vor sich hin, während er sicherheitshalber zwei weitere Tabletten einwirft.

Mika starrt in seinen Kaffee. „Danke dir“, presst er erleichtert hervor.

*

Kurze Zeit später öffnet sich die Haustüre und fällt anschließend mit leisem Klicken wieder ins Schloss. Ein lautes Poltern. Das war der Helm, der auf den Boden knallt. Die schwere Jacke fällt unüberhörbar hinterher. „Aufhängen!!“ zu brüllen hat sich Mika längst abgewöhnt. Keno macht sowieso was er will. Die unförmige Jacke an den Haken zu popeln oder gar an einen Bügel zu hängen … kommt gar nicht in Frage. Jetzt keucht er, weil er sich bücken und die schweren Stiefel ausziehenmuss.

Das ging aber schnell, fällt Mika noch auf, als Keno in die Küche humpelt.

Abwehrend hebt er beide Hände. „Nicht aufregen, meine Lieben. Nix passiert. Hab‘ mir nur ein wenig beim Rennen gegen Jacks den Knöchel aufgeschrammt. Wir waren in der Kiesgrube. Und nein … keine Angst … meinem Motorrad ist nichts passiert. Jacks hat mir einealte …“

Mika richtet sich pfeilschnell auf. „Aufgeschrammt?“, unterbricht er misstrauisch den fröhlich plappernden Heimkehrer. Er senkt den Blick. Eine zerfetzte Socke rahmt den blutigen rechten Fußknöchel wie ein perverser Bilderrahmen ein. Die rechte Ferse hinterlässt bei jedem Schritt einen unübersehbaren Abdruck auf dem Küchenboden.

„Aufgeschrammt?!!“ Das war schon ein wenig lauter. „Du blutest wie ein Schwein!“

Keno winkt lässig ab, setzt sich eine Wasserflasche an den Hals und trinkt mit gierigen Schlucken. Als er absetzt, rülpst er zufrieden. Sein Blick fährt amüsiert über Johns desolate Erscheinung.

„Na? Du bist wohl auch nichts mehr gewohnt, was? Hat Ben dich gestern unter den Tisch gesoffen?“

John verzieht höhnisch den Mund. „Was lässt dich vermuten, dass Ben noch lebt?“, gibt er arrogant zurück. Anschließend grinsen sich beide kurzan.

Mika springt auf und knallt einmal mit der flachen Hand auf die Tischplatte. „Hallo!! Bin ich hier der Einzige, der halbwegs normalist?“

Keno humpelt an Mika vorbei und steuert sein Zimmer an. Er lässt seinen Geliebten einfach stehen. Wie zur Salzsäule erstarrt, reißt Mika empört Augen und Mund gleichzeitig auf. Fassungslos weist er mit flacher Hand in Kenos Richtung.

„Ist das normal?! Der jagt mit diesem Geisteskranken durch die Kiesgrube und zieht noch nicht mal seine Stiefel an.“ Mikas Empörung steigert sich zur Hysterie. „Was hätte alles passieren können? Ein Wunder, dass sein Fuß noch dranist!“

Derweil ertönt ein äffendes „Mimimimimi“ aus Kenos Richtung. „Reg‘ dich ab, Bambi. Bring‘ mir lieber was zum Desinfizieren.“

John nähert sich Mika behutsam mit erhobenen Händen.

„Schsch, beruhig‘ dich, ja? Ich rede mit ihm!“, raunt er und erreicht damit wenigstens, dass sich Mika nur noch schwer atmend gegen die Tischplatte lehnt. Die Arme verschränkt er vor der Brust. Eine trotzige und schützende Geste in einem.

Auch John atmet tief durch. Na, dann wollen wir mal, spricht er sich selbst in Gedanken Mut zu. Er hat wirklich keinen Bock auf eine Auseinandersetzung dieser Art. Doch seit sie zu dritt leben, kommt man eben nicht immer um solche Diskussionen herum. Schon gar nicht mit so einem sturen Esel wie Cat. John schreitet zielstrebig Richtung Badezimmer. Mit Desinfektionszeug und Verbandsmaterial bewaffnet betritt er Kenos Zimmer. Der verzieht gerade leidend das Gesicht, als er die Reste der Socke über seinen rechten Fuß schält. John schließt hinter sich dieTüre.

Vor seinem Chaoten kniend breitet er ein Handtuch unter seinem Fußaus.

„Musste das sein?“, knurrt John, ohne nach oben zu blicken. „Was ist los mitdir?“

Cat lässt sich hinterrücks in sein Bettzeug sinken. Mit „Euer Weibergetue geht mir voll auf den Sack!“ hat er alles gesagt. Jetzt hebt John doch seinen Blick.

So, so. Weibergetue, wiederholt er in Gedanken, bevor er das scharf riechende Desinfektionsmittel einfach über den blutigen Knöchel gießt. Ein durchdringender Schrei und Keno sitzt wie eine Eins auf demBett.

„Du Arsch! Geht das auch was vorsichtiger?“, mault er lautstark.

„Wer ist jetzt hier das Weib?“, erwidert John ruhig. Er drückt Keno die Flasche in die Hand und steht auf. „Glaubst du, ich mach‘ dir hier die Florence Nightingale und lass mich auch noch blöde anmachen?“, poltert er los. „Du benimmst dich wie ein völlig durchgeknallter Idiot. Bilde dir bloß nicht ein, dass Mika und ich uns das noch lange gefallen lassen.“

„Aaah“, jammert der Held in Leder lauthals. „Was ist das? Salzsäure?“, zischt Keno zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

John stemmt die Hände in die Hüften. „Irgendein Chlorreiniger!“, grinst er hämisch. „Schön drauf damit. Vor allem auf die Stellen, an denen die Haut in Fetzen hängt.“

Kenos ganzes Gesicht verzieht sich vor Schmerz undEkel.

„Kannst du das nicht zu Ende bringen? Wenn ich mich jetzt noch die ganze Zeit vornüber beuge, wird mir endgültig schlecht.“

„Oooh, echt?“ heuchelt John gespielt erstaunt zurück. „Weißt duwas?“

Mit verzagtem Gesichtsausdruck blickt Keno zu ihm auf. „Was?“, jammert er mitleiderregend.

„Fick dich, Bambi!“, stellt John ruhig fest, dreht sich auf dem Absatz um und verlässt denRaum.

„Fick dich doch selber!“, brüllt Keno ihm hinterher. Bang! Das ist wohl das Desinfektionsmittel, welches da von innen gegen die Türe knallt. „Mika und ich! Mika und ich!“, keift er geifernd hinterher.

„Und glaub bloß nicht, dass Mika die Sauerei wegwischt!“, ruft John ungerührt vom Flur aus. „Dein Zimmer! Das machst du gefälligst selber sauber!“

„Du blöder Wichser!“, schreit Keno, nur um hinterher laut aufzuheulen. „Aauu, verdammt!!“

„Mimimimimi“, äfft John Kenos Gemeinheit von vorhin nach und grinst immer noch, als er die Küche betritt.

„Hast du mit ihm geredet?“, fragt Mika mit besorgtem Gesicht.

„Klar, Süßer!“, beruhigt John ihn. „Dem geht’s schon bald wieder besser.“

„Er hat ganz schön gebrüllt!“, wendet Mika misstrauischein.

John fährt ihm zärtlich durch den strubbligen Haarschopf.

„Du kennst ihn doch. Man muss ihn immer erst mal ein wenig schreien lassen.“

Sie lächeln sich an. Wenigstens fühlt sich Johns Kopf schon viel besseran.

„Komm, ich lad‘ dich zu einer Pizza ein!“, fordert er Mika auf. „Ich brauch‘ dringend was Fettiges.“

Mika lacht laut auf. „Es ist erst 11:00Uhr.“

John schlendert bereits Richtung Haustüre. „Wir finden schon was“, erwidert er fröhlich.

*

Keno starrt auf die Sauerei, die er veranstaltet hat. Glänzend sickert immer noch ein kleines Rinnsal vom Desinfektionszeug am Türblatt herunter, während die am Boden liegende Flasche ihn hämisch an seinen Jähzorn erinnert.

Da ist keine Wut mehr in seinem Blick … nur noch Verzweiflung und Trauer. Sie sind tatsächlich einfach abgehauen. Kein Wunder! Wenn man sich so beschissen benimmt wie ich. Keno stöhnt auf, als er seinen Fuß bewegt. Sie waren bei Jackson zu Hause gewesen. Der bewohnt mit seinem heißgeliebten Luca eine stattliche Villa am Rande von Loewenherz. Die Hälfte einer alten Scheune hat er sich zum Motorrad-Paradies umgebaut. Dort stehen seine zweirädrigen Schätzchen trocken und geschützt. Egal bei welchem Wetter: hier kann man nach Herzenslust herumschrauben. Und das hatten sie auch vor. Deshalb waren direkt zu Beginn ihres Treffens Kenos schwere Motorradstiefel in irgendeine Ecke geflogen und bequemen Sportschuhen gewichen.

Nach einer Stunde begann Jackson von seinen krassen Ausflügen in die nahegelegene Kiesgrube zu erzählen. Wie geil das ist, dort mit einer Motocross-Maschine durchzujagen. Sie hatten sich gegenseitig durch ihr Gerede hochgeputscht, bis Jackson ihm schließlich seine leichte Cross-Maschine vorgeführt hatte. Auch Keno drehte erst einmal eine Runde durch den parkähnlichen Garten. Wow, war das Teil wendig! Natürlich kein Vergleich zu seinem neuen Motorrad, doch ideal, um gewagte Manöver in unwegsamem Gelände zu starten. Die Kiesgrube liegt ja kaum zehn Minuten entfernt. Jacks hatte doch tatsächlich noch ein älteres Duplikat seines leichten Cross-Bikes in einer Ecke des Schuppens stehen. Das Teil zu checken und einen Schluck Sprit einzufüllen war in Minutenschnelle erledigt. Tja, und spätestens ab diesem Moment war von Motorrad-Stiefeln keine Redemehr.

Keno zieht laut die Luft durch die Zähne. Wie leichtsinnig, wie unglaublich doof muss man als Biker sein, um dermaßen gedankenlos mit seiner Gesundheit umzugehen, faucht er sich selbst in Gedanken an. Sein Knöchel sieht aus wie gescherbeltes Gyros. Er weiß, dass es schlimmer aussieht als es tatsächlich ist, doch jetzt – verdammt nochmal – darf er sich auch noch selber verbinden. Und das ist gar nicht so einfach. Grübelnd runzelt er die Stirn. Wie soll ich denn die enge Lederhose über den Knöchel ziehen? Er beugt sich vor und greift nach unten, um die Dehnbarkeit des Leders zu testen. Verdammteng.

Keno steht auf und humpelt zu einem kleinen Schubladenschrank in der Ecke seines Zimmers. Aus diesem klaubt er ein Haargummi heraus, um sich erst mal die Haare zurückzubinden. So fallen sie ihm nicht ständig ins Gesicht, wenn er sich bückt.

Ungeduldig will er die Sache schnell über die Bühne bringen. Ruppig zerrt er die Hose über das rechte Bein. Während das Leder über den lädierten Knöchel scherbelt, gibt er Geräusche von sich, die einem Hund ähneln, der sich in ein Stück Stoff verbissen hat und daran zerrt. Schwer atmend setzt er hinterher den blutigen Fuß auf dem Handtuch ab. Gott sei Dank, das hat er schon mal hinter sich. Die Verbandskiste steht immer noch vor seinem Bett. Mit zusammengebissenen Zähnen schneidet er vorsichtig die aufgeschrammten Hautfetzen weg. Salbe drauf, Verband drum – nicht schön, dafür zweckmäßig.

Eine Dusche kommt jetzt wohl nicht in Frage. Ach, auch egal! Stöhnend lässt er sich auf sein Bett sinken. Der Knöchel pocht wie verrückt. Welcher Teufel ihn nur geritten hat, mit Jackson durch diese Kiesgrube zu jagen? Keno starrt Löcher in die Luft. Es scheint der gleiche Teufel zu sein, der ihn nachts mit zweihundertfünfzig Sachen über die Autobahn fegen lässt.

„Das ist nicht fair“, murmelt er mit belegter Stimme. Seine Augen werden feucht. Ich schaff‘ es einfach nicht, mit John anständig zu reden … und mit Mika schon gar nicht. Dabei sollte ich doch gerade das in der Therapie gelernt haben. Und ich weiß doch wohl am besten was passiert, wenn man nicht miteinander redet. Warum schaffe ich das nicht?

Vor seinem geistigen Auge erscheinen diverse Szenen. Und immer bildet deren Mittelpunkt: Mika und John, John und Mika. Wie sie gemeinsam lachen, sich küssen oder in den Arm nehmen; wie sie sich beim Sex verlieren. Mika und John … die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben. Er liebt sie so sehr. Keno reibt seine Augen an den Schultern trocken.

Wenn ich ihnen sage, was mich so verrückt macht, zerstöre ich alles. Und das will ich auf keinen Fall. Ich muss mich wirklich zusammen reißen. Obwohl ich nicht weiß, wie lange ich das noch aushalte.

Kapitel3

Zärtlich … ganz sanft wird Keno zwei Stunden später wachgeküsst. Selbst mit geschlossenen Augen weiß er sofort, dass es sich um Mika handelt, der sich rittlings auf ihn setzt. Immer wieder liebkosen ihn weiche Lippen. Küsse werden auf seine Wangenknochen und die Augenlider gehaucht. Eine freche Zungenspitze tupft kitzelnd Kenos Lippen.

„Mhmm, Knoblauch. Wie lecker!“ ärgert er Mika grinsend.

„Hmhmm“, lacht sein Süßer brummend, während seine Hände über Kenos Arme und den Brustkorb streichen. „Hast du etwa Hunger?“

„Ich sterbe vor Hunger!“

„Na, dein Glück, dass wir dir eine doppelte Portion Nudelauflauf mitgebracht haben!“, schnurrt Mika und schiebt Kenos Shirt hoch, um die harten Brustwarzen zu verwöhnen.

Jetzt öffnet er doch die Augen. Fast gleichzeitig hebt Mika sein Gesicht. Ihre Blicke treffen sich … so intensiv, dass es Keno erschreckt.

„Ich liebe dich“, haucht Mika. Zärtlich fährt er seinem Geliebten mit den Fingerspitzen über die Wangenknochen. „Und wenn du dich noch so bescheuert benimmst. Ich werde dich immer lieben und ich werde jederzeit alles für dichtun!“

„Wowow“, überspielt Keno lachend diese innige Liebeserklärung. „Vielleicht denkst du nochmal darüber nach. Du könntest dich womöglich übernehmen.“

Übergangslos beginnt er Mika zu kitzeln. Dessen Lachen schallt daraufhin durch das ganze Haus. So ärgern sie sich gegenseitig eine Weile, bis Keno eine unbedachte Bewegung mit seinem rechten Fuß macht. Zischend zieht er die Luft durch die Zähne. Sein Gesicht verzieht sich zur Grimasse.

„Fuck! Dieser scheiß Knöchel!“, flucht er aus vollem Herzen.

Erschrocken springt Mika von ihm herunter. Und wie viele in so einer Situation, fragt er überflüssigerweise: „Tut’s weh?“ Mitleidig runzelt er die Stirn.

Keno setzt sich auf und winkt ab. „Ach, kaum!“

„Als würdest du das jemals zugeben!“, brummt Johns tiefe Stimme aus Richtung Zimmertüre. Er schiebt sich hinter Mika und schlingt ganz selbstverständlich seine Arme um den Blonden. Während er ihn sachte wiegt, reibt er – wie ein übergroßer Kater – seine Wange gegen Mikas Schläfe. Und genauso selbstverständlich lehnt sich Mika gegen den starken Körper hintersich.

Kenos Blick ruht wehleidig und gleichzeitig leer auf dieser Szene. Er lässt sich seine Emotionen nicht anmerken.

Jetzt beginnt John ebenfalls, an Mika herum zu zwicken. Wie unter kleinen Elektroschocks zuckt dieser zusammen, kichert und windet sich. John hingegen grinst Keno breitan.

„Dieser blonde Aal hier wird uns jetzt einen Kaffee machen. Das kann er nämlich sehr gut. Währenddessen seh‘ ich mir mal die Katastrophe an, die du Verband nennst. Okay?“

Gleichzeitig lässt er Mikalos.

„Na gut“, seufzt Mika theatralisch und verlässt eilig den Raum. Seine feuchten Augen wischt er schnell mit den Handballen trocken. Er atmet tief durch. Nicht nur die Kitzelattacken haben ihn so mitgenommen. Dass Keno seine Liebeserklärung mit keinem Wort erwidert hat, trifft Mika wie ein Schlag ins Gesicht. Warum benimmt er sich bloß so komisch? Früher hat er mich mit Liebe überschüttet … auch verbal. Und jetzt? Kein Wort. Noch nicht mal ein gemurmeltes „Ich dichauch“.

Mika schluckt schwer. „Ich krieg’s schon noch raus, nur Geduld“, flüstert er auf dem Weg zur Küche.

*

Zwei Tage später ist Wochenende. Absinth – Jacksons bester Kumpel – hütet das Café Bohne. Das hat er schon oft getan, damit sich Mika sorglos auf den vor ihm liegenden Samstag freuen kann. Endlich wollen sie mal wieder was zu dritt unternehmen. Da soll ein neuer Biergarten eröffnet haben. Das Wetter ist freundlich und sonnig bei 22°. Der ideale Tag, um ein kühles Getränk im Grünen zu genießen.

Einen Wermutstropfen hat die Sache allerdings. Als sie vorgestern ihren Kaffee geschlürft und Keno beim Verschlingen des Auflaufs zugesehen hatten, setzte dieser seinen treuesten Dackelblick auf und fragte, ob Jackson und Luca nicht auch mitkommen könnten. Er würde so gerne mit seinem Motorrad fahren. „Echt! Soo gerne!“ Und überhaupt wäre es doch sicher viel amüsanter, wenn sie mit Freunden was unternähmen. Freunde?, hatte Mika gedacht. Unsere Freunde sind sie ja nun nicht gerade. Aber da er den sanftmütigen Luca gut leiden kann und Keno momentan ohne Jackson quasi im Sterben liegt, lenkte er achselzuckend ein. John war sowieso mit allem einverstanden. Doch er konnte es sich nicht verkneifen, Keno zu ärgern.

„Ja, super“, gab er – cool wie immer – zurück. „Luca ist echt niedlich. Wie eine freundliche hübsche Version von dir. Vielleicht könnten Jackson und ich über einen Tausch verhandeln. Was meinst du, Mika?“

Kenos böses Funkeln in den Augen war die ganze Zeit über nicht gewichen. Johns Gelassenheit ist legendär; fast genauso wie seine Fähigkeit, Cat damit auf die Palme zu bringen.

So sitzen