Der brave Patient schweigt - Alina Aidenberger - E-Book

Der brave Patient schweigt E-Book

Alina Aidenberger

4,7

Beschreibung

Seit sie denken kann, leidet Alina Aidenberger unter allergischen Hautreaktionen, häufigen Infekten und Migräne. Mit 20 Jahren bekam sie ihren ersten Asthmaanfall. Von da an verschlimmerte sich ihr Asthma bronchiale kontinuierlich, andere chronische Entzündungen kamen hinzu. Mehrmals musste sie ins Krankenhaus, kämpfte ums Überleben. Vor einigen Jahren begann Alina Aidenberger, ihre Klinikerlebnisse einem Tagebuch anzuvertrauen. Zunächst nur, um für sich selbst den Verlauf ihrer Krankheit festzuhalten und wichtige Erkenntnisse zu gewinnen. Nun hat sie sich entschlossen, ihre Aufzeichnungen zu veröffentlichen. Schonungslos dokumentiert das Tagebuch, wie schnell Arzt-Patienten-Gespräche, Behandlungsmethoden oder Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen ein sehr persönliches und dabei nicht gerade schönes Gesicht bekommen. Dieses Tagebuch zeigt, wie oft das Vertrauen in Ärzte und in die Medizin erschüttert wird, aber auch, wie man es wieder aufbauen kann - und wie man selbst als chronisch Kranker neuen Mut schöpft. Ein bewegender Bericht: zweifelnd und hoffend, kritisch und selbstkritisch, doch mit einer großen Portion Humor und Selbstironie.

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Der brave Patientschweigt.

»(…) das grundlegende Prinzip der Medizin aber

ist die Liebe.«

Paracelsus, legendärer Arzt

und Reformator der Medizin (1493–1541)

Alina Aidenberger

Der brave Patientschweigt. Tagebuch

einerAsthmatikerin

In diesem Buch werden persönliche Erlebnisse und Eindrücke einer Asthma-Patientin wiedergegeben, die in keiner Weise Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben.

Alle Namen/Bezeichnungen wurden geändert. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, geschützten medizinischen Produkten/Marken sowie existierenden Unternehmen und Institutionen sind rein zufällig und unbeabsichtigt.

Die Schilderungen der Autorin sind subjektiv und sollen in keiner Weise medizinische Ratschläge darstellen. Ziehen Sie in allen Gesundheitsfragen immer Ihren Arzt oder Apotheker zu Rate.

Die im Buch genannten Budgets, Zuzahlungen zu Medikamenten und medizinischen Leistungen usw. beziehen sich auf den geschilderten Erkrankungszeitraum und können in neuerer Zeit geändert, abgeschafft oder ersetzt worden sein bzw. werden.

Inhalt

Vorwort oderAtem-Beraubendes und Besinnliches

Meine »atemberaubende« Geschichte

Besinnliches aus der (Arzt-)Praxis

Mein Patienten-Tagebuch

Notfalls: Zu Risiken und Nebenwirkungenfragen Sie Ihren Arzt …

Formulare, Formulare:Von der Wiege bis zum Krankenhausbett

Wieder in der Klinik:Gut verarztet oder schlicht herumgedoktert?

ASS und andere Asse im (Weißkittel-)Ärmel

Doktor »Seeluft« oder Fachklinik?

Atempause bei Bronchien und Nase:Neue Medikamente – neuer Mut?

Noch eine Operation und Experimenteam lebenden Objekt

A wie Atemnot, Arzt und Arroganz

Heilfroh bis leidgeprüft:Höhen und Tiefen der ambulanten Behandlung

Arzt-Träume oderEs lebe die professionelle Distanz

Perspektivlos – hoffnungslos?

Ein schlechtes Arzt-Gewissenist ein gutes Krankenkissen

Rückschläge – nicht nur für mich

Lungenfachklinik: Letzte Station oderHelfer in größter (Atem-)Not?

Auf dem Weg zu gesundheitlichen Glücksmomenten?Ein Ausblick

Vorwort oder Atem-Beraubendes und Besinnliches

Meine »atemberaubende« Geschichte

Seit ich denken kann, habe ich Probleme mit allergischen Reaktionen. Ich muss ungefähr sechs Jahre alt gewesen sein, da liefen mir bei einer Bergwanderung plötzlich die Beine blau an. Ich kollabierte. Die Ursache? Offensichtlich eine Wespe, die mich kurz zuvor in den Nacken gestochen hatte. Und ungefähr mit zwölf Jahren begannen mehr oder weniger regelmäßige Migräne-Attacken: ebenfalls allergisch bedingt oder aber verursacht durch eine eingeschränkte Nasenatmung, wie der Arzt damals meinte. Später entwickelte sich aus einer meiner vielen Erkältungen eine chronische Bronchitis: unzählige durchhustete Nächte, die schließlich in meinem ersten Erstickungsanfall mündeten. Zwei Tage lag ich auf der Intensivstation. Diagnose: Asthma bronchiale.

Ursache ist eine chronische Entzündung der Bronchialschleimhaut, oft bedingt durch Infekte, Allergien und erbliche Veranlagung. Die Schleimhautschwellung und die Verlegung mit Schleim machen die Bronchien eng. Es kommt zu Atemgeräuschen, Husten und Atemnot. Die angegriffenen Bronchien werden überempfindlich. Wiederum auf sie einwirkende Infekte, Allergene, wetterbedingte und andere Reize, Anstrengung usw. können sie verkrampfen lassen und zu lebensgefährlichen Asthmaanfällen führen. Meist wird eine konsequente Dauer-Behandlung notwendig.

So schloss sich nach der Entlassung aus der Klinik auch bei mir die übliche Asthma-Therapie an: mit Bronchien erweiternden Mitteln und cortisonhaltigen Sprays, die die dauerhafte Entzündung unterdrücken sollen. Außerdem bekam ich Medikamente gegen meine Refluxkrankheit (Rückfluss von Magensäure; gilt ebenfalls als möglicher Asthma-Auslöser). Ich dachte, mein Asthma sei unter Kontrolle. Doch das war erst der Beginn meiner »atemberaubenden« Geschichte.

Asthma wurde zum ungeliebten Mittelpunkt meines Lebens. Ich reagierte auf Hausstaub, Pollen und immer mehr Nahrungssowie Arzneimittel mit Asthmaanfällen, oft begleitet von Hautausschlägen. Doch nicht nur Allergene bzw. Unverträglichkeiten (wie die ASS-Intoleranz), auch kleinste Reize, wie feuchtes, kaltes Wetter oder Rauch aus einem Schornstein, verengten meine Bronchien sofort. Von körperlicher Belastung gar nicht erst zu reden. Die neue Diagnose lautete: schweres gemischtförmiges Asthma bronchiale, also eine Mischform aus allergischem und nicht-allergischem Asthma. Irgendwann war meine Atemnot sogar dauerhaft präsent, Tag und Nacht. Erschwert durch eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen, die sich noch dazu gesellte.

Meine Odyssee durch Arztpraxen und Krankenhäuser begann. Und damit – wie bei vielen anderen chronisch Kranken – eine Leidensgeschichte, aber auch eine Geschichte der Zuversicht! Denn ich habe nicht nur Rückschläge erlitten, sondern gleichzeitig gelernt, bewusster und zielgerichteter zu leben. Ich mache mir immer wieder Mut und werde nicht müde, zu recherchieren und alles auszuprobieren, was Hilfe verspricht. Und ich habe bis heute die Hoffnung nicht aufgegeben, ein Arzt könne meine Erkrankung so behandeln, dass sie dauerhaft gelindert, wenn nicht sogar geheilt wird.

Besinnliches aus der (Arzt-)Praxis

Der Nächste: Eigentlich ein schönes Wort, besagt es doch, dass uns jemand nahe steht, wir für ihn da sind und er auch für uns. So heißt es schon in der Bibel: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Buch Mose 19,18). Ein Gebot, das fordert, Mitmenschen jederzeit zu helfen, ohne dabei an eigene Vorteile zu denken. Eine schöne Vision von einer besseren Welt, ein äußerst erstrebenswertes Ziel, ganz unabhängig von jeder Religion. Im Alltag allerdings verbinden wir mit dem Nächsten häufig eine ganz banale Ansage: »Der Nächste, bitte!« – wohl die drei meist-gesprochenen Worte von Ärzt(inn)en und Arzthelfer(inne)n. Fragen drängen sich auf: Handelt es sich hier wirklich nur um eine unpersönliche Aufforderung? (Selbst wenn sie sich für den aufgerufenen Patienten wie eine Erlösung anfühlt, weil mit ihr die oft lange Wartezeit in Arztpraxis oder Krankenhaus-Ambulanz ein Ende hat!) Oder folgt auf die unpersönliche Aufforderung tatsächlich ein Handeln aus Nächstenliebe? Mein Eindruck: Nicht immer, aber auch nicht selten werden wir Patienten doch eher wie namenlose »Durchläufer« behandelt, die einfach nur schnell abgehakt und zügig abgerechnet werden sollen.

So oder so, diese Überlegungen ändern natürlich nichts daran, dass wir trotzdem zum Arzt gehen, damit er uns in einer Weise hilft, wie man eben seinem Nächsten helfen sollte. Schließlich handelt es sich um unsere Gesundheit, zuweilen sogar um unser Leben.

Da ist es verständlich, wenn man hofft, Frau oder Herr Doktor möge ärztliches Handeln nicht nur als Beruf, sondern sogar als Berufung verstehen. Das heißt auch: uns zuhören, selbst wenn wir »nur« gesetzlich Versicherte sind, uns sorgfältig untersuchen und mit uns gemeinsam geeignete Behandlungsmöglichkeiten finden. Und das alles, ohne vorrangig eines der beiden folgenden Ziele zu verfolgen:

Na gut, es wäre wohl sehr blauäugig, von der Ärzteschaft völlig uneigennützige Nächstenliebe zu erwarten. Aber auch wenn niedergelassene Ärzte seit einiger Zeit immer mal wieder eine Kürzung ihrer Budgets durch die gesetzlichen Krankenkassen hinnehmen mussten bzw. ihre finanziellen Vorstellungen »nur« zum Teil durchsetzen konnten: Geht es ihnen wirklich so schlecht, dass sie jetzt nur noch auf ihren Gewinn schauen? Schließlich sollten sie nicht vergessen: Die zahlreichen Erhöhungen der Krankenkassenbeiträge in der Vergangenheit basierten auch auf ihren Forderungen sowie denen der Kliniken und der Pharmaindustrie. Tenor vieler Mediziner bzw. ihrer Interessenvertreter gestern wie heute: Wer lange studiert hat, muss auch gut verdienen. (Ein Anspruch, auf den übrigens viele andere gut ausgebildete Akademiker schon sehr lange verzichten müssen …)

Daraus ergibt sich die bange Frage: Lassen Kostenüberlegungen und Sparzwang überhaupt noch ein bisschen ärztliche Nächstenliebe zu? (Wobei ein ideales Arzt-Patienten-Verhältnis natürlich noch von vielen anderen Faktoren abhängt.)

Oder kritisieren wir Ärzteschaft, Kliniken, Pharmaindustrie, Krankenkassen, Gesundheitspolitiker und einschlägige Interessengemeinschaften vielleicht sogar zu Unrecht? Möglicherweise sind auch sie alle nur Opfer eines aus den Fugen geratenen Systems – wie die Patienten!?

Interessante und vielschichtige Ansätze, die in der Fachliteratur sowie unter Ärzten und Vertretern des Gesundheitssystems sicherlich ausgiebig diskutiert werden.

Deshalb keine Angst: Ich will mich nicht an Fachsimpeleien beteiligen und kann es auch gar nicht. Schließlich bin ich keine ausgebildete Medizinerin, sondern nur praktizierende Patientin, die im Folgenden einen Einblick in ihr ganz persönliches »Asthma-und-Co.-Tagebuch« gibt. Zweifelnd und hoffend, kritisch und selbstkritisch, aber auch mit ein bisschen schwarzem Humor und Selbstironie. Nichts ist erfunden, nur Namen und Zeitangaben wurden geändert, um die Anonymität der beteiligten Personen zu wahren. Klinikaufenthalte, Patienten-Arzt-Gespräche, Behandlungsmethoden, Budgets, Kostenzwänge, Sparmaßnahmen: Mein Tagebuch legt offen, wie all das ein ganz eigenes, sehr persönliches und nicht gerade schönes Gesicht bekommen kann. Für mich als Asthmatikerin und für andere chronisch Kranke.

Selbst Betroffene werden sicher einige der geschilderten Probleme und Lösungen als ihre eigenen erkennen. Angehörige von Allergikern und Asthmatikern sowie Ärzte können einen intensiveren Einblick in die Gefühlswelt chronisch Kranker gewinnen.

Dieses Tagebuch soll also nicht nur zeigen, wie häufig das Vertrauen in Ärzte und in die Medizin erschüttert wird, sondern auch, wie man es wieder aufbauen kann. Schließlich wünschen wir uns alle eine gesunde Arzt-Patienten-Beziehung. Und nicht zuletzt soll es Mut machen, sich mit der eigenen Rolle als Patient (oder Arzt – denn ich hoffe, dieses Buch lesen auch Ärzte) auseinanderzusetzen und das Verhalten gegenüber Arzt bzw. Patient kritisch zu hinterfragen.

Ob in Klinik oder Praxis: Lassen Sie sich als Patient bitte nie einschüchtern, stellen Sie alle Fragen, die Ihnen auf dem Herzen liegen, und akzeptieren Sie keine ungenügenden Antworten. So ist Ihnen und auch Ihren Ärzten geholfen. Letzere gewinnen nämlich nicht nur aufgrund von Untersuchungen, sondern auch durch klärende Gespräche wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf eine erfolgreiche Therapie.

Und schließlich gibt es ja auch noch den »inneren Arzt«, also das Bauchgefühl, das einem Patienten den rechten Weg weisen kann …

Mein Patienten-Tagebuch

Notfalls: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt …

»Ärzte geben Medikamente, von denen sie wenig wissen,in Menschenleiber, von denen sie noch weniger wissen,zur Behandlung von Krankheiten, von denen sie überhauptnichts wissen.«

Voltaire, französischer Philosoph und Autor (1694–1778)

2. Juni

Mit heftigen kolikartigen Bauchschmerzen, die wohl nichts mit meinem Asthma zu tun haben können, gehe ich am Morgen zu meinem Hausarzt. »Sie müssen trotzdem ein wenig warten, Sie sehen ja, was hier los ist«, murmelt die Helferin. Also übe ich mich in Geduld. Dann endlich öffnet sich die Tür zum Warteraum. Der »Halbgott in Weiß« höchstpersönlich verkündet: »Der Nächste, bitte!«

Im Behandlungszimmer tastet er ziemlich desinteressiert, quasi lustlos, meinen Bauch ab (na ja, vielleicht besser als lustvoll …). Dabei erzählt er mir von seinem eigenen Stress und wie die Krankenkassen die Ärzte beuteln. Er hört aber kaum hin, als ich ihm berichte, wie ich mich in den letzten Tagen mit Koliken und Durchfällen gequält habe, dass ich nachts kein Auge zumache und vor Schmerzen gekrümmt stundenlang auf meinem Bett sitze. Wortlos nimmt er an seinem Schreibtisch Platz, tippt kurz etwas auf der Computer-Tastatur und überreicht mir dann die Krankschreibung: vier Tage wegen starker Oberbauchschmerzen. Dazu verschreibt er mir Schmerztropfen »N-sowieso«. Als ich sie in der Apotheke abhole, wollen mir meine Beine plötzlich nicht mehr gehorchen, ich gerate ins Schwanken. Zum Glück sind meine Eltern dabei, stützen mich und fahren mich nach Hause.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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