Der kleine Inselladen - 3 - Fenna Janssen - E-Book

Der kleine Inselladen - 3 E-Book

Fenna Janssen

5,0

Beschreibung

Auf Spiekeroog überschlagen sich die Ereignisse: Jette kommt einem alten Familiengeheimnis auf die Spur und entwickelt gleichzeitig einen Plan für den Inselladen. Als die wahren Absichten einer ihrer Verehrer herauskommen, ist sie tief enttäuscht. Und dann gerät sie auf einmal in Lebensgefahr.

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Über Fenna Janssen

Fenna Janssen wurde in Lübeck geboren und wuchs in Hamburg auf. Viele Jahre war sie als Journalistin für diverse Zeitungen tätig. Inzwischen arbeitet sie erfolgreich als Autorin und bleibt auch in ihren Büchern ihrer norddeutschen Heimat treu.

Informationen zum Buch

Auf Spiekeroog überschlagen sich die Ereignisse: Jette kommt einem alten Familiengeheimnis auf die Spur und entwickelt gleichzeitig einen Plan für den Inselladen. Als die wahren Absichten einer ihrer Verehrer herauskommen, ist sie tief enttäuscht. Und dann gerät sie auf einmal in Lebensgefahr.

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Fenna Janssen

Der kleine Inselladen

Teil 3 – Krabben zum Frühstück

Inhaltsübersicht

Über Fenna Janssen

Informationen zum Buch

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1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Impressum

1. Kapitel

Birthe Köpke klammerte sich an dem festgeschraubten Tisch in der engen Kajüte fest und sah von einem zum anderen. Die Blondine namens Viola war kalkweiß im Gesicht und stöhnte laut. Ihr Begleiter, dreißig Jahre älter und von ihr Heinrich-Schatz genannt, neigte eher zum grünlichen Farbton und würde bestimmt gleich wieder spucken müssen. Die beiden Passagiere waren einer Panik nahe, und Birthe wusste, als Insulanerin war es ihre Aufgabe, die Touristen zu beruhigen. Dummerweise fiel ihr absolut nicht ein, wie sie das anstellen sollte.

Jakob saß direkt neben ihr, still, und zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, hustete er nicht. Ihre Blicke trafen sich, und Birthe fühlte sich getröstet von der Wärme und der Zuneigung, die in seinen Augen lagen. Jakob schien keine Angst zu haben, obwohl er eher ein Mann der Berge denn der See war. Entweder war er einfach schicksalsergeben, oder er besaß volles Vertrauen in den Kapitän. Und mehr noch: Nicht nur wirkte er furchtlos, er schaffte es sogar, Birthe etwas von seiner Kraft abzugeben. Während sein Blick so fest und ruhig auf ihr lag, spürte sie, dass sie selbst innerlich ganz ruhig wurde. Und glücklich.

Wenn ich hier ersaufen muss, dachte sie, dann habe ich vorher wenigstens noch begriffen, was Liebe bedeutet.

Das Boot vollführte einen wahren Höllenritt, fuhr tief hinab in ein Wellental, um gleich darauf wieder hochgeschleudert zu werden. Birthes Glückgefühl verflog, und selbst Jakob schien jetzt unsicher zu werden.

»Ein verdammter Krabbenkutter ist für diesen Seegang nicht gebaut«, sagte sie laut, woraufhin die Blondine kleine spitze Schreie ausstieß.

Plötzlich legte sich die »Lieselotte« so schwer auf die Seite, dass ein Kentern nur die logische Folge sein konnte. Birthe verfluchte Benno, weil er sie alle in die Kajüte geschickt hatte. Sie saßen in der Falle. An Deck hätten sie wenigstens eine winzige Chance gehabt, im Wasser zu überleben. Ja, sagte sie sich gleich darauf. An Deck wäre sie aber schon seit mindestens einer Stunde über Bord gegangen und inzwischen wahrscheinlich ertrunken.

Als der Kutter sich wie durch ein Wunder wenige Augenblicke später wieder aufrichtete, ging ein erleichtertes Aufatmen durch die Kajüte. Jakob schlug sogar das Kreuzzeichen, hielt sich dann aber schnell wieder mit beiden Händen am Tisch fest. Birthe war irritiert – aber klar, in Bayern war man katholisch. Beinahe hätte sie über ihre eigene Dummheit gelacht, aber dann stieg auch in ihr Übelkeit auf, und sie presste fest die Lippen zusammen. Verdammt, sie war eine Frau von der Küste, auf keinen Fall würde sie seekrank werden wie diese Landratten.

Was ging bloß oben auf der Brücke vor? Hatten Benno und sein Steuermann Paul den Kutter überhaupt noch in ihrer Gewalt? Oder waren sie längst über Bord gespült worden, und die Passagiere waren dem sicheren Untergang überlassen?

Warum hat der Idiot nicht auf mich gehört, dachte sie wütend. Ich habe ihm doch klipp und klar gesagt, er soll nicht auslaufen.

In der Ferienpension der Lüttjohanns bangte Jette zusammen mit Piet und Kerstin um ihre Freunde. Wie lächerlich erschienen ihr jetzt ihre eigenen Sorgen.

Ob Karsten Lührs oder ihr geliebter Papa Hajo von Straten ihr Erzeuger war – es kümmerte sie im Augenblick nicht. Ob sie es schaffen würde, den kleinen Inselladen zu retten – war nicht wirklich wichtig. Ob sie doch noch mit Christof Adler oder mit Benno Kerk zusammenkommen würde – wen interessierte es!

Sie saß hier im Trockenen, während Menschen, die ihr lieb und teuer waren, draußen auf der kochenden Nordsee um ihr Leben kämpften.

Großmutter Tilde schlief im Frühstückszimmer auf einem Sofa. Der kurze Weg vom Inselhaus bis hierher hatte sie erschöpft, und ein starker Tee mit Rum hatte ein Übriges getan. Es war erst Nachmittag, aber wenn der Sturm nicht noch zunahm und zu viel Krach machte, würde sie vermutlich bis zum nächsten Morgen durchschlafen. Kerstin lief unermüdlich durch die Pension, beruhigte die Gäste in ihren Zimmern, kam immer wieder in die Küche, wo Jette leichenblass am Tisch saß und die Teetasse in den Händen hielt, ohne darauf zu achten, wie heiß diese war. Piet pendelte zwischen Küche und Büro, wo das Funkgerät stand, hatte aber lange Zeit keine Neuigkeiten zu berichten.

Währenddessen fand draußen auf dem Meer ein ungleicher Kampf zwischen Mensch und Natur statt. Benno umklammerte das Steuerruder so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie waren noch zwei oder drei Meilen vor Scharhörn und ihrer Schwesterinsel Neuwerk. Wenn sie es schafften, zwischen die Inseln und das Festland zu kommen, hatten sie vielleicht eine Chance. Doch diese bei schönem Wetter kurze Strecke dehnte sich bis in die Unendlichkeit.

Verzeih mir, Jette, dachte Benno und wusste selbst nicht genau, wie er das meinte. Aber dann hatte er einen ganz klaren Gedanken: Wenn er diese Höllenfahrt überleben würde, dann wollte er um sie kämpfen.

»Käpt’n, pass op!«, schrie Paul, als eine neue Welle heranrollte, noch größer als die anderen.

Benno riss das Ruder herum, aber der Kutter reagierte mit quälender Langsamkeit. Fast schien es, als sei das alte Schiff es müde, den unsinnigen Befehlen der winzigen Menschen auf seiner Brücke zu gehorchen. Buchstäblich in letzter Sekunde stellte sich die »Lieselotte« mit dem Bug vor die Welle. Benno hatte die Stimme seines Vaters im Ohr: »Wenn dich die Brecher an Steuer- oder Backbord erwischen, ist es aus. Du musst sie reiten wie ein verdammtes Rodeopferd.«

Ächzend stieg der Kutter in die Höhe, als wollte er direkt in den Himmel fahren, dann fiel er wieder wie im freien Fall hinab. Aus dem Schiffsinneren klang lautes Gepolter herauf, das sogar im Sturmbrausen zu hören war. Hoffentlich hatte sich niemand verletzt.

Minuten vergingen, oder waren es Stunden? Benno hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er kämpfte, wie er noch nie gekämpft hatte. Um seine Passagiere, um seinen Steuermann, um sich selbst. Und darum, Jette wiederzusehen.

»Da!«, rief Paul irgendwann. So laut und direkt in sein Ohr, dass Benno zusammenfuhr. »Und da!«

Benno folgte mit dem Blick dem ausgestreckten Arm des Steuermannes erst nach Backbord, dann nach Steuerbord. Auf der einen Seite tauchte der Leuchtturm von Neuwerk auf, auf der anderen näherte sich in sicherer Entfernung ein Seenotrettungskreuzer, die starken Scheinwerfer direkt auf die »Lieselotte« gerichtet.

Als würde der Sturm ahnen, dass er nicht mehr gewinnen konnte, verlor er plötzlich an Kraft. Der Wellengang wurde flacher, der Wind ließ nach, bis er nur noch als steife Brise durchging, und die schäumende Nordsee verwandelte sich in ein friedliches Gewässer, das keiner Menschenseele und keinem Schiff etwas anhaben konnte.

Benno und Paul tauschten einen Blick. Sie dachten beide dasselbe, aber sie würden es nie jemandem erzählen. Manche Dinge mussten Seeleute für sich behalten. Sonst hieß es, sie hätten draußen zwischen Himmel und Meer ihren Verstand abgegeben.

Der Deutsche Wetterdienst würde später berichten, eine ungewöhnlich plötzlich aufziehende Kaltfront über Irland habe dem Sturm die Kraft genommen. Benno und Paul wussten es besser. Sie hatten ein Wunder erlebt.

Eskortiert von dem Rettungskreuzer, den Leuchtturm fest im Blick, umrundete der Krabbenkutter die Inseln, geriet in ruhigeres Gewässer und steuerte auf die Küste zu. Über Funk bedankte sich Benno beim Kapitän des Rettungskreuzers, ab hier würde er es allein schaffen. Paul hatte inzwischen in der Kajüte nach dem Rechten gesehen. Dann erstattetet er Meldung: »Die schöne Blondine hat sich ziemlich den Popo angeschlagen, als wir den wildesten Ritt hatten. Sie wird wohl eine Weile auf dem Bauch schlafen müssen. Alle anderen sind soweit in Ordnung.«

Der Abend war schon angebrochen, als sie im Hafen von Spiekeroog anlegten. Am Kai hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt. Benno kümmerte sich nicht darum. Er half seinen Passagieren beim Aussteigen und war einfach nur froh, dass er sie heil zurückgebracht hatte. Viola wirkte zwar ziemlich zerzaust, und Heinrich hielt immer noch eine Spucktüte in der Hand. Aber sie fielen ihm beide vor Erleichterung um den Hals. Jakob Guggemos schüttelte ihm die Hand, Birthe schien drauf und dran, ihm einen Fausthieb zu verpassen, überlegte es ich zum Glück aber noch anders. Ihre Frisur war leicht durcheinandergeraten, was Benno wunderte. Birthe war berühmt für ihren Haarspray-Konsum. Sofort fragte er sich, ob er da draußen nicht wirklich einen Dachschaden abbekommen hatte. Was interessierten ihn die Löckchen der Zeitungsausträgerin?

Plötzlich löste sich eine Gestalt aus der Menschenmenge und kam auf ihn zugelaufen.

»Benno!«, rief Jette. »Wie konntest du mir so einen Schreck einjagen!«

Dann lag sie in seinen Armen, und zum ersten Mal seit Stunden spürte Benno, wie seine Knie weich wurden. Ihr warmer, weicher Körper presste sich an seinen, und er konnte ihren rasenden Herzschlag spüren. Ihre Hände krallten sich in seine Hüften, ihr Kopf lag an seiner Brust. Überwältigt von seinen Gefühlen stand er stocksteif da.

Aber dann erwiderte er endlich ihre Umarmung, so fest, dass sie irgendwann sagte, er müsse sie loslassen, wenn er sie nicht erdrücken wollte. Benno tat es, doch seine Knie fühlten sich immer noch an, als wären sie aus Roter Grütze geformt, und sein eigenes Herz holperte wild auf und ab – mindestens so wild wie die höchsten Wellen der Nordsee vorhin im Sturm.

Am nächsten Tag feierten die Freunde gegen Abend die glückliche Heimkehr der »Lieselotte«. Es war eine fröhliche Party, fast wie in alten Zeiten, als Jette und Benno noch Teenager gewesen waren. Die Gäste drängten sich im Inselhaus oder schauten von draußen durch ein Sprossenfenster herein. Wie der alte Porträtmaler Harry, dem es da drinnen zu viele Leute auf engem Raum waren.

Der einzige Unterschied zu früheren Partys war der Mann an Birthes Seite. Jakob Guggemos aus München war auf dem besten Weg, ihre Zuneigung zu erobern. Jette beobachtete, wie Birthe ihm etwas zuflüsterte, und wie er daraufhin lächelte. Birthe war für Jette immer eine Frau gewesen, die von Liebesdingen überhaupt nichts hielt und sich lieber frisch einem gebackenen Streuselkuchen oder einer Sahnetorte widmete. Darauf verzichtete sie fast gänzlich, seit sie Jakob kannte.

Wenn das nicht Liebe war!

Plötzlich fiel Jette auf, dass Jakobs Anwesenheit nicht das einzig Neue an dem Fest war. Es liegt an mir, stellte sie fest. Ich habe mich verändert. Ich kann nicht mehr mit den anderen lachen. Sie dachte an Christof, und das Herz wurde ihr schwer. Es hatte keinen Sinn, sich vorzunehmen, die Finger von den Männern zu lassen. Gefühle ließen sich nun mal nicht kontrollieren.

Gestern am Hafen, als sie spontan Benno in die Arme gelaufen war, da hatte sich auf einmal alles richtig angefühlt. So als wäre sie endlich dort angekommen, wo