Der Plan - Qwen Salsbury - E-Book

Der Plan E-Book

Qwen Salsbury

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  • Herausgeber: Lago
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Emma Baker hat noch nie ein Wort mit Alaric Canon gewechselt. Aber sie arbeiten im selben Büro und seit fast einem Jahr beobachtet sie ihn. Alaric ist ein harter, erfolgsverwöhnter Mann – und äußerst gut aussehend. Er ist außerdem der strengste und nachtragendste Mensch, dem sie jemals begegnet ist. Sogar einen Navy Seal hat er schon zum Weinen gebracht, und seine Assistentinnen wechselt er fast täglich. Trotzdem ist Emma unsterblich und völlig hoffnungslos in Alaric verknallt. Als sie mit ihm auf Geschäftsreise geschickt wird, um einen wichtigen Deal abzuschließen, hofft sie, dass er sie endlich bemerkt. Der Business-Trip nimmt eine interessante Wendung, als Emma sich betrinkt und eines ihrer vielen »Talente« zeigt. Bedauert sie es? Vielleicht. Wird Alaric sein wahres Gesicht zeigen? Ja. Oh ja …

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Seitenzahl: 370

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
[email protected]
1. Auflage 2014
© 2014 by Lago,
ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Copyright © Qwen Salsbury, 2014
All rights reserved. Authorized translation from the English language edition published by Omnific Publishing, LLC
The characters and events in this book are fictitious. Any similarity to real persons, living or dead, is coincidental and not intended by the author. Die englische Originalausgabe erschien 2014 bei Omnific Publishing unter dem Titel The Plan.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Christa Trautner-Suder
Lektorat: Therese Meitinger
Umschlagabbildung: mauritius images, age
Satz und E-Book: Daniel Förster, Belgern
ISBN Print 978-3-95761-007-2
ISBN E-Book (PDF) 978-3-95762-018-7
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95762-019-4

Inhalt

Titel
Impressum
Inhalt
Widmung
PROLOG
TAGE ANGESTELLT:359
TAGE ANGESTELLT:360
TAGE ANGESTELLT: 361
TAGE ANGESTELLT: 362
TAGE ANGESTELLT: 363
TAGE ANGESTELLT: 364
TAGE ANGESTELLT: 365
TAGE ANGESTELLT: 366
TAGE ANGESTELLT: 367
TAGE ANGESTELLT: 368
TAGE ANGESTELLT: 369
TAGE ANGESTELLT: 370
TAGE ANGESTELLT: 373
TAGE ANGESTELLT: 374
TAGE ANGESTELLT: 375
TAGE ANGESTELLT: 376
TAGE ANGESTELLT: 377
TAGE ANGESTELLT: 378
TAGE ANGESTELLT: 379
TAGE ANGESTELLT: 380
TAGE ANGESTELLT: 381
TAGE ANGESTELLT: 382
TAGE ANGESTELLT: 383
TAGE ANGESTELLT: 384
TAGE ANGESTELLT: 372 … 381 … vielleicht 495 … irgendwann. Sie verschmelzen alle.
WEIHNACHTSMORGEN
TAGE ANGESTELLT: 387
TAGE ANGESTELLT: 388
TAGE ANGESTELLT: 389
UND NUN EINE VÖLLIG ANDERE GESCHICHTE …
DANKSAGUNG
Über die Autorin

­Für Deb, für ihren herzlichen Empfang

Chantal, für ihren Schwung

Heather, für ihre konstruktive Kritik

Rie, für die starke Schulter

und Kellie für den Anstoß.

PROLOG

TAGE ANGESTELLT:

372 … 381 … vielleicht 495 … irgendwann. Sie verschmelzen alle.

2.00 Uhr

•CHAMPAGNER: getränkt davon.•BLÜTENBLÄTTER: übersäen mein Schlafzimmer.•BALKONTÜRE: offen.•SCHLAFZIMMER: verdammt kalt.•BRUSTWARZEN: wahrscheinlich hart genug, um sich unter dem Seidenhemdchen abzuzeichnen.•MEIN HERZ: Wer zum Teufel sollte das in diesem Augenblick wissen?

Die Vorhänge fliegen auf. Das liegt nicht am Wind. Er ist es. Er betritt das Schlafzimmer, schaut dabei auf seine Füße.

Er hat wenig von dem Kerl, der erwachsene Männer zum Weinen bringt, der mit Existenzen und Auskommen wie mit Flohmarkt-Ware handelt und von dem ich seit über einem Jahr Fantasien habe.

Sein Haar ist glatt und dunkel und der Champagner tropft heraus. Eine einzelne dicke Strähne fällt nach vorne, als er sich mit den Fingern durchs Haar fährt. Sein Blick bleibt fest auf den Boden geheftet.

»Sag mir warum«, flüstert er, kaum hörbar beim Straßenlärm von draußen.

Alle meine Instinkte schreien danach, zu ihm zu gehen, meine Arme um ihn zu schlingen, mich in seiner Berührung zu verlieren … in ihm.

Genau das würde passieren. Ich würde mich verlieren.

Ich habe das alles nur vorgetäuscht.

»Du kennst mich nicht«, sage ich, so sanft ich kann, als käme mir das erste Mal der Gedanke, sanft sein zu müssen, dass er im Grunde zerbrechlich sein könnte.

Sein Kopf schnellt hoch und seine Augen – o mein Gott, diese Augen! – scheinen zu schwimmen, aufgewühlt von einer unbestimmten, tiefen Qual.

»Wie kannst du das sagen? Nach allem … nach allem, was geschehen ist?«

»Das bin nicht ich. Ich bin anders, als du denkst.«

»Du bist alles, was ich möchte«. Er kommt auf mich zu. Ich weiche weit zurück.

»Alaric, ich bin nicht die, die du meinst. Ich bin eine Lügnerin. Und ich kann nicht die sein, die du willst.«

TAGE ANGESTELLT: 359

7.25 Uhr

•ORT: Bäckerei Bread in Captivity.•FRÜHSTÜCK: frühe Verabredung zum Kaffee.•DATE: so austauschbar, wie arrangierte Dates nun einmal sind.•MEIN DATE: Typ, auf den ich überhaupt nicht stehe.

Es ist eine allgemein akzeptierte Tatsache, dass ein männlicher Single mit einem knackigen Hintern wie ein Tier in freier Wildbahn beobachtet werden muss.

So wie Marlin Perkins die Wildtiere für seinen Film Im Reich der wilden Tiere beobachtet hat. Gründlich. Absolut genau.

Beständig.

Dazu gibt es kein Gesetz. Es ist einfach unvermeidbar.

Und zwanzig Schritte vor mir befindet sich das Äquivalent eines Auffahrunfalls mit hundert Autos, gekleidet in eine Nadelstreifenhose.

Ärgerlicherweise befindet sich drei Schritte vor mir, den Blick auf den erwähnten Hintern versperrend, mein Date.

Er spießt ein Spinatblatt in der Quiche auf und ich könnte Geld darauf wetten, dass er das insgeheim bestellt hat, um bei mir Eindruck zu schinden.

Ich wäre sehr viel mehr beeindruckt gewesen, wenn er Bacon bestellt hätte, den ich mir hätte klauen können.

Hinter seinem Rücken nimmt Mr. Nadelstreifen zu einem Arbeitsfrühstück mit einem potenziellen Kunden Platz, den ich gestern Nachmittag bereits im Büro entdeckt hatte. Ich kann seinen Teller nicht sehen, aber er wird wohl das Übliche genommen haben: Erdnussbutter-Zimt-Brötchen mit gehacktem Nussmix-Belag. Milch aus der Region. Außerdem hat er sicher Hot Rolls zum Mitnehmen bestellt, die zusammen mit der Rechnung gebracht werden sollen.

»Emma, du bist also mit dem Mädchen befreundet, dem dieser Laden gehört, stimmt’s?«

Bei dem Wort »Mädchen« verdrehen sich mir die Ohren. Mein Date zeigt beiläufig mit seiner Gabel in die Bäckerei, die tatsächlich meiner besten Freundin gehört. Das anstößige Spinatblatt findet dabei den Weg auf den Boden.

Ich nicke zustimmend und bemerke, dass am Tisch hinter dem Spinatfan bereits das Händeschütteln begonnen hat, das ein Geschäft besiegelt, sogar noch bevor die Hot Rolls ihrem heißen Auftraggeber gebracht wurden. Sieht ganz so aus, als würde ich heute Nachmittag einige neue Arbeitsaufträge bekommen.

»Die schmecken gut«, sagt mein Date und bricht ein Stück von einem länglichen Donut mit Ahornsirupglasur ab. »Wissen Sie, Emma, unsere Firma wird sich nach dem ersten Januar nach einer Praktikantin umsehen. Sie haben doch genügend Kurse absolviert, um dafür qualifiziert zu sein, oder?« Er spricht mit vollem Mund. »Falls Sie ins Steuerrecht einsteigen möchten, kann ich ein gutes Wort für Sie einlegen.«

»Ja, super«, antworte ich. Die Party hinter seinem Rücken scheint kurz vor dem Ende zu stehen. »Ähm, ach, oh, sorry. Nein, aber vielen Dank. Ich bin nicht wirklich daran interessiert.«

Dieser Satz trifft auf so viele Bereiche zu.

»Emma, Sie wirken zerstreut. Habe ich nicht das richtige Lokal ausgesucht? Wenn Sie lieber nicht hierhergekommen wären, hätten Sie es mir sagen müssen, als ich den Vorschlag gemacht habe.«

Der Platz ist perfekt. Insbesondere die Aussicht.

»Doch, das passt gut. Entschuldigen Sie. Ich bin nur etwas abgelenkt … von einer Sache in der Arbeit.«

Die Tischgesellschaft hinter uns vertagt sich.

Sie werden zurück in unser Büro gehen. Meine Beine zucken.

»Also, um ehrlich zu sein, Matt, ich …«

»Mark«, korrigiert er mich. Sein Mund verzieht sich.

»Oh, Mark, entschuldigen Sie. Ich muss jetzt wirklich los.« Ich lächle und hoffe, es gelingt mir, etwas betreten auszusehen. Natürlich weiß ich seinen Namen. Ich weiß auch, dass ich mich lieber einer Mammographie unterziehen würde, als mich noch einmal an Erzählungen über seine neue Partnerschaft mit Crusty, Dull, und Dusty GmbH zu ergötzen, aber es kommt mir weniger brüskierend vor, seinen Namen zu verhunzen, als ihm dies alles zu sagen.

7.57 Uhr

Der Aufzug, in den ich wie in eine Sardinenbüchse gezwängt bin, hat für keine weitere Seele Platz.

Gut, der Bursche, der versucht, sich noch hineinzuquetschen, hat offensichtlich auch keine.

»Morgen, Mr. Canon.« Irgendein Kollege steigt aus und gibt seinen Fleck frei. Canon in seinem Nadelstreifenanzug schiebt sich herein und betrachtet den Mann wie Strandgut.

Der Lift surrt aufwärts. Jeder schaut pflichtschuldig zu, wie die Zahlen hinaufklettern.

Jeder außer Canon, der auf sein Telefon starrt und außer mir, die Canon anstarrt, wie er auf sein Telefon starrt.

Die nächsten elf Stockwerke werde ich so genießen wie den Hauch von Zimtbrötchen, den er noch verströmt.

7.59 Uhr

•STOCKWERK: 8.

Nur noch wir beide.

Das ist noch nie vorgekommen.

In den 359 Tagen, die ich in demselben Büro arbeite wie er, bin ich ihm buchstäblich noch nie so nahe gewesen.

Die roten Zahlen klettern weiter nach oben. Die Stockwerke. Meine Körpertemperatur. Da gibt es nichts herumzureden.

Er belagert weiterhin sein Telefon und einige meiner Sinne.

Wintergrün. Kürbisgewürz und Kaffee. Sonnenschein.

Ich schwöre, von ihm geht tatsächlich eine Hitze aus. Brandflecke. Vibrationen. Wir fahren in einer Box aus Edelstahl, einer von der Sonne aufgeheizten Wärmeplatte nach oben.

Ich rücke ein wenig näher. Neige meinen Kopf und versuche, in seinen Dunstkreis einzudringen. Vergeude einige Momente, abgelenkt von der kantigen Kieferpartie, die an die Achtzigerjahre und Rob Lowe denken lässt. Gestikuliere in Richtung Aufzugsknöpfe, als wolle ich kontrollieren, dass der Knopf für das richtige Stockwerk bereits gedrückt wurde.

Ihr wisst schon, als sei es bisher meiner oder irgendeines anderen Aufmerksamkeit entgangen, dass ich in derselben Firma arbeite wie dieser Bursche. Er würde in einer Massenszene in einem Film des Stummfilmregisseurs Cecil B. DeMille sofort herausstechen.

Das war jetzt nicht der beste Plan. Ich wollte mir einfach einen Moment stehlen. Ein kleines bisschen Blickkontakt bekommen. Es wäre nach diesem miesen Date eine willkommene Bestätigung gewesen. Außerdem muss ich zugeben, dass ich heute ein paar zusätzliche Anstrengungen auf mich genommen habe; es ist einer dieser seltenen Good Hair Days mit großen, dicken Wellen statt flach angeklatschter Kringel. Einer dieser Tage, an denen du dein Haar anschaulich und zärtlich beschreibst als »goldbraun« oder »kastanienbraun«. Und nicht wie an den meisten anderen Tagen einfach nur froh bist, wenn du mit einem Haarband möglichst viel von dem Braun aus dem Weg räumen kannst – fertig.

Ich habe sogar mein Lieblingsstück herausgeholt, einen türkisen Wickelrock, plus Lidschatten, ordentlich im Bad aufgetragen, nicht wie üblich schnell im Rückspiegel.

Keine Wertung, bitte. SMS-Schreiben beim Autofahren – das geht gar nicht, aber Aufhübschen und Multitasking sind nun einmal altehrwürdige Traditionen, die gepflegt werden müssen. Wir erleben gerade dunkle Zeiten. Und sie werden noch dunkler, wenn wir auf die Schlummertaste verzichten müssen.

Sein Handy ist weiterhin die interessanteste Sache der Welt.

Frustrierend. Noch ein extralässiger Ausfallschritt und ich stehe mitten in seiner Radarzone. Beim allerletzten Versuch, ein Signal auf seinem Schirm auszulösen, lasse ich meine Schlüssel fallen und es gelingt mir nicht, völlig in die Knie zu gehen, um sie wieder aufzusammeln.

Später werde ich mich dafür bestrafen, zu einer so kindischen Taktik eines zweitklassigen Cheerleaders gegriffen zu haben.

Und mit »bestrafen« meine ich eine Packung Süßkram mit Erdnussbutter runterschlingen. Nicht einmal das metallische Klirren stört ihn in seiner Konzentration. Er bleibt unbeeindruckt. Entweder bemerkt er es tatsächlich nicht oder es ist ihm völlig egal.

Auf unserem Stockwerk öffnen sich die Lifttüren und er verlässt den Aufzug raschen Schrittes. Ohne auch nur einen Seitenblick.

11.05 Uhr

•ORT: in meiner Box, wie Schmitz’ Katze.

»Was ist der früheste Termin, auf den bei dir gesetzt wurde?«

Madeline, einen Bleistift hinters Ohr geklemmt und einem echten Buchmacher nicht unähnlich, konsultiert ihr Diagramm. »Bert hat Dienstschluss gewettet … heute.« Sie lacht und schüttelt den Kopf. »Wow, das wäre Rekord. Der ist ja zuversichtlich.«

Über den Rand der Box, die Madeline und ich uns teilen, schaue ich in die Bürotundra hinaus. Ich beobachte und taxiere die Persönliche Assistentin, die vor etwa siebenundzwanzig Stunden das erste Mal durch die Türe getreten ist. Ordentlich, rotblonder Haarknoten, Bleistiftrock, graue Hemdbluse, bei der nur der oberste Knopf offen ist. Alles auf der Positivseite. Es scheint ihr gelungen zu sein, in der Akte der vorherigen Assistentinnen über Canons Vorlieben nachzulesen, den richtigen Kaffee gebracht zu haben und ihm sonst aus dem Weg gegangen zu sein. Sie sieht ständig schwer beschäftigt und nervös aus.

Alle Zeichen deuten darauf hin, dass sie in die Rubrik »längerfristig« fallen wird.

Ich lasse einen 20-Dollar-Schein über die Trennwand baumeln.

Madeline greift danach und schnaubt in gespielter Verzweiflung. »Was wettest du?«

Ich presse die Lippen aufeinander, während ich nachdenke. »Wann sagtest du ist die Vorstandssitzung?«

»Ich habe dazu gar nichts gesagt.« Sie deutet ein Lächeln an und schaut mich wissend an.

»Heute gibt es ein Lunch-Meeting«, meldet sich Bert aus dem Gang zu Wort. »Sie hat das Essen bereits bei Bread in Captivity bestellt, aber deine Freundin hat gesagt, dass sie heute Nachmittag unterbesetzt sind und keine weitere Lieferung reinquetschen können. Deshalb holt die Assistentin das Essen selbst ab.« Ihm entschlüpft ein Schnauben, als er versucht, sein Lachen zu unterdrücken.

»Waaas? Sie geht während des Meetings aus dem Haus?« Ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht. Da bahnt sich eine Katastrophe an. »Da kann ich nicht zusehen. Meint ihr nicht, wir sollten sie warnen?«

»Ach, Emma.« Madeline äußert ein missbilligendes Tss. »Du bist so ein Weichei.«

Mein Herz hämmert. Wenn ich nur an die Standpauken denke, die ich für geringere Vergehen durch diese Wände habe hallen hören, packt mich ein Schauder. Niemand verdient die Art Höllenfeuer, die es dafür geben würde, während eines entscheidend wichtigen Meetings ohne Erlaubnis abwesend zu sein.

Und wie es scheint, hält Canon jedes Meeting für entscheidend wichtig.

»Entscheidend wichtig.« Vielleicht die altgälische Bedeutung von Alaric …

Nach meiner Einschätzung ist die Person, der diese Persönlichen Assistentinnen assistiert haben, nicht völlig unzumutbar, wobei es natürlich einfach ist, von meinem sicheren Beobachtungsposten aus objektiv zu sein.

Canon ist speziell und anspruchsvoll. Er hat viel um die Ohren und wird fürs Denken bezahlt. Die wenigen Male, die ich mitbekommen habe, wie er jemanden heruntergeputzt hat – und machen wir uns da nichts vor, wenn er mit jemandem spricht, putzt er ihn herunter – konzentrierte sich alles auf »unzureichende Produktivität« und »Zeitverschwendung«.

Ich habe noch nie ein Wort mit ihm gewechselt, genauso wenig wie er mit mir, aber ich observiere ihn seit einem Jahr täglich. Er hat hohe Standards und eine niedrige Toleranzschwelle. Sehr niedrig. Kelleretagen-Niveau. Jeder weiß das. Jeder hält sich fern.

Jeder, der kann, das ist der springende Punkt.

Ich kann nicht wegsehen.

Alaric Canon ist der attraktivste Mann, den ich je gesehen habe. Ohne Einschränkung.

Er ist der Typ, den man sich für Jennifer Aniston wünscht, einfach nur, damit sie es Brad heimzahlen kann.

Wissenschaftler sollten ihm Zellen entnehmen und bei elektromagnetischen Versuchen verwenden. In diesen Röhren, die den Planeten zerstören, wenn nur die Partikellinien falsch ausgerichtet sind. Da passiert irgendetwas entlang dieser Linien. Ich würde das einmal nachlesen, wenn ich Zeit hätte. Vielleicht, wenn ich einmal die altgälische Sprache studiere.

Wenn er auf dem Weg in sein Eckbüro durch das Foyer geht, ist es, als würde ich in die Sonne blicken – in guter wie in schlechter Hinsicht.

Soweit ich das beurteilen kann, ist er nämlich auch das strengste und gnadenloseste Individuum, das die Welt je mit seiner Anwesenheit geziert hat.

Er ist hart und grimmig. Seine Charakterzüge haben etwas zugleich Habichtartiges und Löwenartiges. Raubtierhaft. Ein mächtiger Gewittersturm, erschreckend und wunderschön.

Zum Glück sind die meisten im Büro ebenfalls von ihm fasziniert, wenn auch auf andere Weise, so fällt meine Obsession nicht auf, wie es sonst sein könnte. Die anderen beobachten mit morbider Neugier, wie lange seine Untergebenen bleiben und weswegen sie sich eine Klatsche abholen. Madeline verwaltet den Wettpool, in dem wir darauf setzen, wann die nächste Persönliche Assistentin entlassen wird. Es gibt einen gesonderten Topf mit rund 400 Dollar, der auf den Tag wartet, an dem jemand entlassen wird, ohne danach in Tränen aufgelöst zu sein. Canon ist dafür berühmt, die Leute schwer zu treffen. Er hat sogar einen ehemaligen Navy SEAL zum Weinen gebracht.

Ich genieße den Luxus der Distanz. Ich bin mir sicher, nur ein paar Augenblicke hinter dieser dicken Kirschholztür und ich hätte ausgeschwärmt. Jemand, der die Leute so verschleißt wie Dreck, hätte es sicher nicht besser verdient.

Er muss ein Arsch epischen Ausmaßes sein.

Auf jeden Fall hat er einen epischen Arsch.

Ich setze 200 Dollar auf »What is Irony?«.Der (Nicht-)Vorfall heute Morgen im Lift ärgert mich noch immer. Ich überlege intensiv, wie ich da etwas heraushole und seinen Mangel an Aufmerksamkeit nutze für meine … Details, um mich selbst zu motivieren, für meinen persönlichen Fortschritt. Ich möchte nur, dass er ein einziges Mal Notiz von mir nimmt, mich anerkennend anschaut, einen Riss in seinem Panzer. Mal sehen, ob ich ihm einen Hauch von Menschlichkeit entlocken kann.

Das ist mein Ziel. Ich habe einen Plan.

Während ich ihn von einem sicheren Aussichtspunkt aus beobachten kann, ist das für diese armen PA-Trottel eine völlig andere Geschichte.

Sie stehen an vorderster Front. Ich lerne aus ihren Fehlern. Ich sage mir, ich kann mitspielen, Wetten gewinnen, mein mageres Einkommen durch ihr Unglück aufbessern, aber ehrlich, primär tue ich es, um meinen Schuhtick zu finanzieren.

Ich kenne so seinen Lieblingskaffee, seinen Süßstoff und das gewünschte Verhältnis von Sahne und Süßstoff. Ich weiß, dass er lieber Hafer als Weizen mag und Roggen verabscheut.

Aus irgendeinem Grund bevorzugt er den Konferenzraum C; ich vermute, es liegt am Projektionsequipment. Bei all seinem Perfektionismus gelingt es ihm erstaunlich häufig, seine Krawatte zu bekleckern. Er schickt niemals rote Rosen. Niemand bekommt die Chance, ihn ein zweites Mal zu unterbrechen.

Das habe ich mir alles gemerkt, um den Büro-Pool zu gewinnen. So begründe ich mir gegenüber, warum ich ihn beobachte. Ich weiß, dass ich lüge.

Madeline wedelt mit dem zerfledderten grünen Geldschein vor meinem Gesicht und unterbricht meine Träumerei. »So, Emma, was kann ich für dich eintragen?«

»Ich kann nicht tatenlos herumstehen und irgendjemanden das durchmachen lassen.« Ich gehe auf den Schreibtisch des Rotschopfes zu.

»Wenn du dich einmischt, behalte ich mir das Recht vor, meine Wette zu ändern«, sagt Bert und springt von seinem Stuhl auf.

Ich nicke zustimmend und glätte Haar und Rock, während ich auf den Schreibtisch der PA zugehe.

Die Luft knistert stärker und stärker, je näher ich ihrem Schreibtisch und damit Canons Tür komme. Dahinter, hinter diesen kräftigen Mauern, stelle ich ihn mir vor in seinem frischen weißen Hemd, wie er bei seiner Telefonkonferenz hin und hergeht.

»Kann ich Ihnen helfen?« Die heutige PA hält es nicht einmal für nötig, von ihren Papieren aufzublicken.

»Tatsächlich denke ich, dass ich Ihnen helfen kann.«

Damit habe ich ihre Aufmerksamkeit sicher. Sie wendet den Kopf und kneift die Augen zusammen. »Ach, wirklich? Und wie kommen Sie darauf, dass ich Ihre Hilfe benötigen würde?«

Wow, ganz schön barsch. Ich nehme es gelassen. »Ich kann in meiner Pause den bestellten Lunch für Sie abholen.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln. Ihr Verhalten ist so abweisend. Ich sage mir, dass jeder in ihrer Position genervt wäre.

»Das wird nicht nötig sein«, schnauzt sie mich an und dreht sich auf ihrem Stuhl.

»Oh.« Darauf war ich nicht vorbereitet. »Ich hatte gehört, Sie müssten das Essen selbst abholen. Es klingt jedoch so, als hätten Sie es anders organisiert. Gut.«

Sie ist absolut abwehrend und ich kann mir nicht vorstellen, warum.

»Glauben Sie bloß nicht, ich hätte Sie nicht bemerkt, junge Frau.« Sie steht auf und stößt mir ihren langen Fingernagel in die Brust, bevor ich zurückweichen kann. Ihr roter Nagellack glänzt aus ihren Peep-toe-Pumps zu mir herauf. »Sie starren hier geifernd herüber. Sie wollen diese Stelle ergattern. Sie denken, Sie können hier mit der Lieferung aufkreuzen und den Ruhm einheimsen. Na gut, da haben Sie Pech gehabt. Ich habe meine Hausaufgaben, was ihn betrifft, gemacht.«

Oh, Süße. Deinen Job möchte ich für nichts in der Welt machen. Ich schlucke alles hinunter, was ich dieser derben, unangenehmen Frau gerne sagen würde und gehe mit einem einfachen Kopfnicken weg.

Es ist nicht wirklich ein Kopfnicken. Es ist ein Abschiedsgruß.

»Setz mich auf 20 Dollar, 14 Uhr«, sage ich zu Madeline, als ich an ihrem Schreibtisch vorbeikomme. »Heute.«

»Was?«, fragen sie und Bert gleichzeitig.

»Sie will keine Hilfe von mir.« Was ich nicht sage, ist, dass sie lackierte Nägel hat, Kaugummi kaut und zehenfreie Schuhe mit Strümpfen trägt.

Ich weiß nichts über sie, aber ich habe meine Hausaufgaben wirklich gemacht.

TAGE ANGESTELLT: 360

10.18 Uhr

Gestern sammelte eine in Tränen aufgelöste Miss Rotblonder Knoten ihre persönlichen Sachen zusammen und verließ das Büro um 14.30 Uhr.

Ich war mit meiner Wette um eine halbe Stunde überfällig, aber ich bekam das Geld und steckte es in meine Schuhkasse, während Bert nur den Kopf schüttelte. Der arme Kerl war dazu verdonnert worden, bei dem Meeting Protokoll zu führen. Ich hatte mich währenddessen so rar gemacht wie ein Jungfernhäutchen nach der ersten Nacht. Ich kann mir die Atmosphäre nur ungefähr vorstellen. Anscheinend dauerte das Lunch-Abholen länger als erwartet und die Persönliche Assistentin kam zu spät zurück. Schockierend.

14.58 Uhr

•ORT: Pausenraum.•KOFFEINABHÄNGIGKEIT: nähert sich dem Zwölf-Schritte-Programm.

Heute wird der Teppich abgewetzt zwischen hier und der Box, in der ich den Großteil der Tage verbringe, angebunden wie ein Kalb. Noch nie habe ich mich so oft zur Kaffeemaschine gewagt. Die Maschine und ich, wir bilden sozusagen einen Bund. Wahrscheinlich müssten wir beim Betriebsfest dieses Wochenende als Mr. und Mrs. Coffee vorgestellt werden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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