Forever Mine - San Teresa University - Kara Atkin - E-Book
SONDERANGEBOT

Forever Mine - San Teresa University E-Book

Kara Atkin

0,0
9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie wollte nur eine Nacht lang ein ganz normales Mädchen sein. Doch seitdem ist nichts mehr, wie es war.

Als die gesamte Universität von Kates One-Night-Stand mit Alec Volcov, dem Playboy der San Teresa University, erfährt, ist ihr sauberes Image als Bloggerin von einem Tag auf den anderen zerstört. Kate will einfach nur vergessen, was passiert ist, und zieht deshalb in ein neues, ruhigeres Wohnheim um. Was sie nicht ahnt: Ihr Zimmernachbar ist ausgerechnet Alec, der sie nicht nur bei jeder Begegnung an die Nacht erinnert, die ihr Leben für immer verändert hat, sondern der ihr plötzlich auch nicht mehr aus dem Kopf gehen will ...

"Ich habe das Setting, die Story und die Charaktere geliebt. Die Geschichte hat so süchtig gemacht, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte." marenvivien über Forever Free

Band 2 der dreibändigen New-Adult-Reihe von Kara Atkin

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 602

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Liebe Leser*innen

Widmung

Motto

Playlist

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

Epilog

Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Kara Atkin bei LYX

Impressum

KARA ATKIN

Forever mine

SAN TERESA UNIVERSITY

Roman

ZU DIESEM BUCH

Kate Benoit lebt das vermeintlich perfekte Leben: Sie ist nicht nur das beliebteste Mädchen an der San Teresa University, hat gute Noten und muss sich um nichts Sorgen machen – sie ist auch eine erfolgreiche Bloggerin, die als Southsidegirl jeden an ihrem Spagat zwischen Uni, Partys und aufregenden Jobs teilhaben lässt. Dass der Druck, immer perfekt sein zu müssen, Kate schon länger sehr belastet, merkt niemand. Deshalb beschließt sie, wenigstens für eine Nacht ein ganz normales Mädchen zu sein, und lässt sich auf einen One-Night-Stand mit Playboy Alec Volcov, dem Captain des Schwimmteams, ein. Doch als kurz darauf ein Foto von ihr und Alec im Internet auftaucht, ist Kates sauberes Image als Bloggerin von einem Tag auf den anderen zerstört. Nicht nur dass sie täglich Follower verliert und Jobangebote ausbleiben, Hasskommentare begleiten jeden Schritt, den sie tut. Southsidegirl gibt es nicht mehr. In der Hoffnung, dass bald Gras über die Sache wächst, zieht Kate in ein Wohnheim auf der anderen Seite des Campus, wo sie einfach nur vergessen will, was passiert ist. Doch ihr neuer Zimmernachbar ist niemand anderes als Alec, der sie nicht nur bei jeder Begegnung an ihre gemeinsame Nacht erinnert, sondern ihr plötzlich auch nicht mehr aus dem Kopf gehen will …

Liebe Leser*innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.

Deshalb findet ihr auf der letzten Seite eine Triggerwarnung.

Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!

Wir wünschen uns für euch alle

das bestmögliche Leseerlebnis.

Euer LYX-Verlag

Für dich

Ich weiß, es ist nicht einfach, immer du selbst zu sein. Besonders dann nicht, wenn es manchmal Tage gibt, an denen du dich selbst nicht leiden kannst.

Aber ich hoffe, dass du, wenn du dieses Buch in der Hand hältst, verstehst, dass es so etwas wie perfekt nicht gibt und dass du genau richtig bist, ganz genau so, wie du nun mal bist. Mit all deinen Narben, all deinen Sorgen und all den Dingen, die du an dir selbst nicht magst.

Du bist nicht allein. Du wirst geliebt. Du bist genug.

Und das wird immer so sein.

»Sometimes you wake up. Sometimes the fall kills you.

And sometimes, when you fall, you fly.«

– Neil Gaiman

PLAYLIST

DEAN – Instagram

Beyoncé – Pretty Hurts

blackbear – hot girl bummer

Lilianna Wilde – Grind Me Down (Jawster Remix)

Taylor Swift – You Need to Calm Down

BTS – Louder than bombs

Incubus – Dig

Twenty One Pilots – My Blood

NIve – Tired

Crush feat. Garibay – Lay Your Head On Me

BTS feat. Lauv – Make It Right

Khalid feat. Disclosure – Talk

Tommee Profitt – In The End (Mellen Gi Remix)

Jaymes Young – Habits of My Heart

Ruel – Dazed & Confused

Kalin White – more than just a fuck

Harry Styles – Adore You

Drake – Fake Love

Maroon 5 – Lips On You

Jaymes Young – Moondust

Sam Smith – Too Good at Goodbyes

Post Malone – Circles

Halsey – Graveyard

Lauv feat. Anne-Marie – fuck, i’m lonely

Ali Gatie – It’s You

Marshmello feat. Kane Brown – One Thing Right

NIve – Who I Am

PROLOG

Kate

thatoneryan: Als hätten wir nicht alle gewusst, dass die Mädels von Kappa Schlampen sind.

r_i_t_a: Und dann auch noch mit dem? Widerlich.

dpn: Jetzt wissen wir auch endlich, was es mit dem Süden in SouthSideGirl auf sich hat. Hoffentlich hat sie sich nicht die Knie aufgeschürft :D

kayl_ee: Was für eine Schlampe.

0owe1: Billige Hure.

Morgan_YourGirl: Wird Zeit für eine Untersuchung, Schätzchen. Niemand will eine Krankheit an seiner SouthSide.

Meine Hände fühlten sich klamm an, und ich versuchte, tief durchzuatmen, während ich die Kommentare unter dem Instagram-Beitrag las, der mein ganzes Leben für immer verändert hatte. Meine Kehle war völlig ausgetrocknet, und meine Fingerspitzen zuckten, als meine Augen wieder und wieder über die Worte glitten, die noch immer wie Messerklingen durch meine Haut schnitten und die ihre Wirkung nicht verloren, ganz gleich, wie oft ich sie in den letzten Wochen und Monaten gelesen hatte. Ich wollte schreien, wollte sarkastische Nichtigkeiten von mir geben, die ihre grässlichen Worte Lügen straften, doch ich brachte keinen Ton heraus. Ich scrollte weiter nach unten, meine linke Hand schloss sich fester um meine Teetasse, und ich biss die Zähne aufeinander, um den Würgereflex zu unterdrücken, der mit jedem weiteren hässlichen Kommentar beinah übermächtig wurde. Mein Magen krampfte und rebellierte so wie das Herz in meiner Brust, das mit jeder weiteren Silbe nur noch schneller und holpriger zu schlagen schien.

Dieser Post, durch den meine Welt aus den Fugen geraten war, hatte über zweihunderttausend Likes. An die Viertausend hatten kommentiert. Und sie hatten alle etwas zu sagen gehabt. Über mich. Über meinen Körper. Über meinen Verstand. Obwohl der Großteil von ihnen mich nicht einmal kannte.

Doch das hatte sie nicht davon abgehalten, über mich und mein Leben zu urteilen, das mit diesem Post so grausam an die Öffentlichkeit gezerrt worden war. Nur ein Bruchteil der Kommentierenden war mir zu Hilfe geeilt und hatte mich verteidigt. Sie waren wie ein Lichtschein, der den Morast an Hässlichkeit durchdrang. Die meisten jedoch hatten ihre Finger wie Kugeln über ihre Tastaturen jagen lassen. Sie hatten mit jedem Buchstaben, den sie getippt hatten, gezielt und in dem Moment abgedrückt, als sie ihren Kommentar gepostet und damit mein Leben in einen Scherbenhaufen verwandelt hatten.

Mein Leben.

Das Leben einer Frau, die sie zwar nicht kannten, aber trotzdem so schnell verurteilt hatten, wie sie nur konnten. Ich wagte nicht einmal, auf den kleinen Papierflieger zu klicken, der mir mit einer roten Nummer die unzähligen privaten Nachrichten anzeigte, die ich erhalten hatte. Den Fehler hatte ich ein einziges Mal gemacht, und ich würde ihn sicherlich nicht wiederholen. Ich würde nicht zulassen, dass auch nur eins dieser Worte jemals wieder meinen Verstand vergiftete und mich dazu bringen würde, auch nur eine Silbe von dem zu glauben, was diese völlig Fremden über mich schrieben.

Ich wandte den Blick vom Bildschirm meines Computers ab und sah aus dem Fenster. Die Zweige der großen Zitronenbäume auf der Plantage meiner Großeltern wogten sanft in der Frühlingsbrise und trugen ihren vertrauten Geruch durch das offene Fenster zu mir herein. Ich schloss die Augen und lauschte dem Rascheln der Blätter, das sich mit dem leisen Ächzen der Terrassendielen mischte, als jemand die Stufen zum Haus erklomm. Ich konnte das Klappern von Geschirr hören und stellte mir vor, wie Nanna unten in der Küche stand und ihre berühmte Tarte au citron mit selbst gemachtem Lemon Curd backte, während sie einen Song mitsummte, der im Radio lief. Grandpa war sicherlich gerade die Treppen zum Haus hochgestiegen, um nach Nanna zu sehen. Vermutlich würde er, wie üblich, wenn Nanna in der Küche summte, ihr, was auch immer sie gerade in der Hand hatte, abnehmen und ein kleines Tänzchen mit ihr auf den altmodischen schwarz-weißen Fliesen wagen, die die Küche meiner Großeltern in eine Zeitkapsel verwandelten.

Dieser Ort war mein Zuhause. Der einzige Platz auf der Welt, an dem ich so sein konnte, wie ich wirklich war. Der einzige Ort, an dem niemand mir etwas zuleide tun würde. An dem es nichts außer Liebe, Zuneigung und ein unerschöpfliches Maß an Verständnis gab und dessen Bewohner mir so viel mehr bedeuteten als diese Schar gesichtsloser Fremder, denen ich die Macht über mein Leben gegeben und zugelassen hatte, dass sie dermaßen darüber bestimmten.

Tränen brannten hinter meinen Augenlidern, und ich schlug sie auf, als es unerträglich wurde. Ich nahm die Hand von meiner Teetasse und wischte mir über die Wangen. Ich wollte auf keinen Fall, dass meine Nanna mich weinen sah, und das würde definitiv passieren, wenn sie gerade wirklich in der Küche backte. Denn dann würde es keine halbe Stunde mehr dauern, bevor sie die Treppe heraufkam, um mir etwas von ihren süßen Köstlichkeiten zu bringen, die jede Wunde zu heilen vermochten. Nur wusste ich, dass sie auf diese Wunde keines ihrer süßen Trostpflaster kleben konnte, die mich schon durch so viele tränenreiche Tage und Nächte gebracht hatten.

Diese Wunde musste ich selbst zunähen. Und jeder Stich würde wehtun, das wusste ich längst. Aber es gab kein Schmerzmittel, das mich davor bewahren konnte. Kein süßes Vergessen, in das ich mich flüchten konnte. Ich musste mich dieser Situation stellen. Mit offenen Augen und für die Dinge gewappnet, die mich erwarten würden.

Denn das hier war mein Leben. Und ich hatte lange genug zugelassen, dass andere darüber bestimmten.

Ich stand von meinem Schreibtischstuhl auf und ging mit langen Schritten zu meinem Koffer, der noch immer so gut wie unangetastet auf dem Boden lag. Gestern Nacht hatte ich keine Lust mehr gehabt, ihn auszupacken, und heute Morgen hatte ich einfach nur ein paar Kleidungsstücke achtlos herausgezogen, bevor ich nach unten gegangen war, um mit Nanna zu frühstücken.

Ich suchte zwischen all den Sachen nach etwas ganz Bestimmtem, und als meine Finger das kalte Metall ertasteten, hielt ich einen Augenblick inne. War ich wirklich schon wieder bereit dafür? Nein, kein bisschen. Allein bei dem Gedanken an mein Vorhaben brach mir kalter Schweiß aus, und meine Hände begannen zu zittern. Aber scheiße, ich hatte mich lange genug versteckt. Hatte mich lange genug gedrückt.

Ich zog die Handyhalterung mit dem Ringlicht hervor, ging zurück zu meinem Schreibtisch und baute sie auf. Meine Hände erinnerten sich noch an jeden einzelnen Handgriff, und schneller, als mir lieb war, sah ich in den hell erleuchteten Kreis, der mir früher ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hatte, mir jetzt aber eine Heidenangst einjagte. Ich nahm mein Handy, das mit dem Display nach unten auf dem Schreibtisch gelegen hatte, und spannte es in die Halterung ein. Ich öffnete Instagram. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Und als ich einen Moment später das Instagram Live begann, pochte es vermutlich so laut, dass Nanna es unten in der Küche hätte hören können.

Ich ließ die Hände sinken und betrachtete mich auf dem Bildschirm.

Ich trug einen übergroßen Pullover, kein Make-up, und meine Haare waren ein einziges Chaos. Doch das interessierte mich kein bisschen. Nicht mehr.

Ich sah auf die Zahl der Zuschauer. Erst waren nur wenige dort. Aber dann sprang die Zahl plötzlich in die Höhe.

»Hallo, ihr da draußen.« Ich räusperte mich, als mir auffiel, wie dünn meine Stimme klang. »Ist eine Weile her, nicht wahr?« Ich zwang mich zu einem Lächeln und drückte die Schultern durch. »Also, seid ihr bereit, mir zuzuhören?«

Kommentare poppten auf, doch ich schenkte ihnen keinerlei Beachtung. Stattdessen wurde ich ganz ruhig, und das Atmen fiel mir plötzlich deutlich leichter, weil ich realisierte, dass ich das hier wirklich tun würde.

Monatelang hatte ich geschwiegen. Hatte mich verschanzt, so als hätte ich etwas zu verstecken gehabt. Als gäbe es etwas, für das ich mich schämen sollte. Mich schämen musste.

Dabei entsprach das nicht mal ansatzweise der Wahrheit.

Es wurde Zeit, dass ich meine Geschichte erzählte.

Zeit, dass ich mir mein Leben zurückholte.

»Also, am besten fangen wir ganz am Anfang an.«

1. KAPITEL

Kate

6 Monate vorher

Schlaf nicht im Gehen ein. Schlaf nicht im Gehen ein. Schlaf verdammt noch mal nicht im Gehen ein!

Ich wiederholte diese Worte gedanklich wie ein Mantra, als ich den großen Frühstückssaal im Erdgeschoss der Beauvoir-Mensa betrat, peinlich darauf bedacht, nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Ich konnte die Augen kaum offen halten und wollte einfach nur zurück ins Bett kriechen. Dennoch zwang ich mich zu einem Lächeln, als mir zwei meiner Kommilitonen entgegenkamen. Ich konnte es nicht riskieren, müde auszusehen. Oder gestresst. Oder gar genervt. Nicht, wenn mir über 850 000 Menschen täglich dabei zusahen.

Ich zog meinen hohen Pferdeschwanz auf meinem Hinterkopf fest und stellte mich dem lauten Chaos der Mensa. Warum zum Teufel musste es ausgerechnet jetzt nur so verdammt voll sein? Der Frühstücksraum der Mensa war nicht annähernd so riesig wie der große Speisesaal im ersten Stock. Dennoch passten eine Menge Studenten hinein, und heute Morgen platzte er bereits um acht Uhr aus allen Nähten. Wenig überraschend, wenn man bedachte, dass ein Großteil der Studentenschaft der San Teresa University hier für gewöhnlich den Tag mit einem heißen Kaffee und einem guten Frühstück begann. Vielleicht wäre es besser gewesen, mir schnell ein Müsli in der Küche meiner Verbindung zu genehmigen, denn heute war es noch voller als sonst. Gerade rechtzeitig wich ich einem Studenten aus, der mit einer Scheibe Toast zwischen den Zähnen an mir vorbei in Richtung Ausgang hastete und entschuldigend die Hand hob. Im Frühstückssaal war es laut und lebendig, und normalerweise wusste ich solch eine pulsierende, positive Energie um diese Uhrzeit zu schätzen. Sie weckte mich besser auf als jeder Kaffee und elektrisierte mich regelrecht. Aber heute wollte der Funke einfach nicht überspringen. Was vermutlich an den gerade mal zwei Stunden Schlaf und den stechenden Kopfschmerzen lag, mit denen ich zu kämpfen hatte.

Ich strich über die Bügelfalten meiner High-Waist-Hose und widerstand dem Drang, mir wie ein kleines Kind vor Müdigkeit die Augen zu reiben. Ich wollte nur ungern mein Make-up ruinieren, das mich davor bewahrte, wie ein Waschbär-Double auszusehen. Die letzten drei Nächte hatte ich so gut wie nicht geschlafen, und es hatte mich eine extra Schicht Concealer und eine Menge Geduld gekostet, mich halbwegs wiederherzurichten. Ich presste die Lippen aufeinander, um ein Gähnen zu unterdrücken. Ich war so unfassbar müde und wollte nur noch schlafen, doch mein voller Terminkalender machte mir – wie so häufig – einen gehörigen Strich durch die Rechnung.

Warum konnte mein Tag nicht achtundvierzig Stunden haben? Das würde es deutlich leichter machen, meine heutige Agenda abzuarbeiten, ohne wieder die Nacht durchackern zu müssen. Meinen Vormittag würde ich mit Vorlesungen verbringen, bevor ich am Nachmittag dem Planungsmeeting meiner Verbindung beiwohnen musste, um das Thema der Kennenlernparty zwischen Delta und Kappa zu besprechen. Am Abend wollte ich dann das nächste Video für meinen Blog SouthSideGirl drehen und den entsprechenden Ankündigungspost für Instagram vorbereiten. Da blieb keine Zeit für eine erholsame Nacht mit acht Stunden Schlaf. Verdammt, meine Zeit reichte ja nicht einmal für ein kleines Nickerchen in der Bibliothek. Leider waren meine Aussichten für dieses Wochenende auch alles andere als rosig. Ein Termin würde den nächsten jagen, und ich hatte keine Ahnung, wie ich das überstehen sollte. Im Gegensatz zu meinem besten Freund Hunter brauchte ich ein gewisses Maß an Schlaf, um funktionieren zu können. Beim Gedanken an diesen hochgewachsenen, tätowierten Langhaardackel zog sich mein Herz zusammen. Ich vermisste den Vollidioten wirklich. Seitdem er im März seinen Abschluss gemacht hatte und für seinen Job nach New York City gezogen war, war einfach nichts mehr wie vorher. Er hatte eine schmerzhafte Lücke hinterlassen. Aber ich konnte mir nichts anmerken lassen. Es war für Raelyn so oder so schon schwer genug, von ihm getrennt zu sein. Da musste ich ihr nicht auch noch die Ohren volljammern.

Entschlossen schob ich die düsteren Gedanken von mir und verbarg ein Gähnen hinter meiner Hand, während ich mich zum Buffet umwandte. Ein starker Kaffee und etwas Süßes würden meine schlechte Laune sicherlich vertreiben. Ich gähnte noch mal. Wenn ich nicht bald wieder einen einigermaßen regelmäßigen Schlafrhythmus in mein Leben bekäme, dann –

»Hey, Kate.« Als mich plötzlich eine junge Frau mit honigblondem Haar und grünblauen Augen ansprach, quietschte ich fast vor Schreck.

Wow. Ich war echt alles andere als wach.

Sie winkte mir im Vorbeigehen mit einem erwartungsvollen Lächeln zu, und schnell hob ich die Hand, um ihren Gruß zu erwidern.

»Hey«, beeilte ich mich zu sagen und durchforstete die Untiefen meines Gedächtnisses nach ihrem Namen. Er fiel mir nicht ein, und höchstwahrscheinlich hatte ich noch nie ein Wort mit ihr gewechselt. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, ihr jemals auf dem Campus begegnet zu sein. Ich sah ihr nach, wie sie mit federnden Schritten davonging, und umfasste den Schulterriemen meiner Handtasche so fest, dass das Leder sich in meine Haut drückte.

Eigentlich sollte ich mich mittlerweile an Situationen wie diese gewöhnt haben, denn in den letzten zwei Jahren war die Anzahl meiner Follower kontinuierlich gestiegen, sodass ich längst den Überblick verloren hatte, wen ich tatsächlich kannte oder wer von ihnen auch an der San Teresa University studierte. Es gehörte zu meinem Alltag, von völlig fremden Menschen angesprochen oder angeschrieben zu werden. Aber ich fand es nach wie vor befremdlich, insbesondere früh morgens vor meinem ersten Kaffee.

Ich zog meine Handtasche dichter an mich heran und beschäftigte mich mit der reichhaltigen Auswahl des großen Frühstücksbuffets. Meine Nanna sagte immer, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages sei, und die STU schien diese Philosophie zu teilen. Von Waffeln über Bagel bis hin zu Joghurt war für jeden Geschmack etwas dabei, und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee lag in der Luft. Ich begutachtete die goldbraune Färbung der Pancakes, die das Küchenpersonal frisch in der Pfanne ausbackte, und mein Magen knurrte laut, als ich mir ihren süßen Geschmack vorstellte. Ein Pancake mit Ahornsirup war jetzt genau das Richtige, um meine angeschlagene Laune zu heben. Ich streckte meine Hand nach den vorgeheizten Tellern aus, stockte aber, weil ich plötzlich einen Blick im Nacken spürte. Ich drehte mich um und begegnete dem skeptisch dreinschauenden Augenpaar einer anderen Studentin. Laut und deutlich stand ihr der Vorwurf ins Gesicht geschrieben. Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein aufs andere, und ihre Augen schienen zu sagen: Wenn du deinen Followern so eine ungesunde Ernährung vorleben willst, dann tu dir keinen Zwang an.

Ich presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und hätte am liebsten laut aufgeschrien und aus lauter Protest eine extra große Portion Pancakes mit Schokolade und Schlagsahne verputzt, nur um ihr zu zeigen, dass ihre urteilenden Augen mich nicht im Mindesten störten. Ich wollte mit dem Fuß aufstampfen und wie ein kleines Kind meinen Dickkopf durchsetzen. Aber die Wahrheit war, dass ihre Meinung mich sehr wohl interessierte. Ihre und die der 850 000 Menschen, die mein Leben täglich auf meinem Blog und auf Instagram verfolgten.

Ich zog meine Hand zurück und ging an all den süßen Köstlichkeiten vorbei, die ich eigentlich gern zum Frühstück aß, und füllte eine Schale mit Joghurt und viel frischem Obst. Ich wusste genau, dass das nicht annähernd reichen würde, um mich durch meinen langen Tag zu bringen, der jegliche Pausen für Essen bis mindestens zweiundzwanzig Uhr ausschloss, doch das war nebensächlich. Wenn ich weiterhin ein paar meiner Kooperationen behalten wollte, die mein regelmäßiges Einkommen sicherten, dann hatte ich ein gewisses Bild zu vermitteln.

Ich griff nach den Cornflakes, hielt dann jedoch inne. Ich hatte dieses Wochenende ein Fotoshooting für eine Kooperation. Man würde jedes Gramm zu viel ganz genau sehen können, und diese Fotos würden niemals verschwinden. Wenn ich jetzt diese Cornflakes aß, dann würde ich eine weitere Runde joggen gehen müssen. Also vielleicht doch lieber Haferflocken?

Als ich bemerkte, worüber ich mir gerade den Kopf zerbrach, biss ich mir frustriert auf die Unterlippe. Ich hatte nie eins dieser Mädchen sein wollen, die der Zahl auf ihrer Waage mehr Bedeutung beimaßen als dem Nährwert ihres Essens.

Sicher, dass du das noch essen solltest, Schätzchen? Das Kleid war schon im Laden recht eng, als wir es gekauft haben. Wir wollen doch nicht riskieren, dass wir dich nachher noch reinnähen müssen.

Das affektierte Lachen meiner Mutter hallte in meinem Kopf wider und das Tablett in meiner Hand schien plötzlich eine Tonne zu wiegen. Ich schüttete die Haferflocken über meinen Joghurt, füllte eine extra große Tasse mit schwarzem Kaffee und verließ das Buffet.

»Guten Morgen, Kate.«

»Guten Morgen.« Das Lächeln auf meinem Gesicht fühlte sich an wie festgetackert, erneut grüßte ich jemanden, dem ich noch nie zuvor begegnet war. Als ich mit meinem Tablett durch den Speisesaal eilte, um einen freien Tisch zu ergattern, nickte ich immer wieder Studenten zu, die mich anglotzten, und lächelte freundlich, wenn mich jemand ansprach.

Rücken gerade. Lächle. Sei immer freundlich.

Es dauerte ein wenig, aber schließlich fand ich einen freien Tisch direkt vor der großen Fensterfront, die das goldene Licht der morgendlichen Novembersonne hineinließ und einen wunderschönen Blick auf die große Wiese freigab, die viele der wichtigsten Gebäude der STU miteinander verband.

Meine Beine fühlten sich wie Blei an. Erschöpft und erleichtert sank ich auf einen der Stühle, die um den kleinen runden Tisch herumstanden. Ich stieß ein zufriedenes Seufzen aus, ehe mein Blick an den drei übrigen Stühlen hängen blieb. Zwei davon würden bald von Raelyn und April besetzt werden. Doch der dritte, der würde frei bleiben.

Allein bei dem Gedanken verschwamm kurz meine Sicht, und ich blinzelte hektisch. Schnell sah ich aus dem Fenster, damit niemand etwas bemerkte. Große Bäume säumten die Wiese, und ihre roten, braunen und orangenen Blätter fielen langsam zu Boden und verteilten sich mithilfe des Windes über den gesamten Campus. Es war ein wunderschönes Farbenspiel, das mich eigentlich hätte ablenken sollen, doch alles, woran ich denken konnte, war die Tatsache, dass ich bis vor Kurzem an einem so kleinen Tisch einfach vorbeigegangen wäre.

Doch jetzt war alles anders.

Ich griff nach meiner Tasse und trank einen Schluck Kaffee. Ich musste mit dem Trübsalblasen aufhören, das würde mir auch nicht weiterhelfen. Mein Daumen strich über den Rand der Kaffeetasse, und ich nahm noch einen Schluck.

Bitteres Koffein. Genau das hatte ich gebraucht.

»Kate!«

Ich lächelte, April kam direkt auf mich zu. Wie eine Feder schwebte sie durch den Raum, obwohl sie eine riesengroße Sporttasche über der Schulter trug, die ihre knapp ein Meter sechzig eigentlich zu Boden hätte ziehen müssen. Das seit Neuestem feuerrote, sonst lockige Haar hing in dunklen, nassen Strähnen auf ihre Schultern, und ihre rosigen Wangen glühten förmlich. Sie stellte ihr Tablett auf dem Tisch ab und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

»Guten Morgen, Sonnenschein«, sagte ich schmunzelnd. April ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen. »Wie war das Training?«

»Gott, fang bloß nicht davon an.« Mit einem Ächzen beugte April sich vor und legte den Kopf auf der Tischplatte ab. »Mir tut alles weh.«

»Warum tust du dir das morgendliche Training auch an?« Ich lehnte mich vor und strich ihr sanft eine verirrte Strähne aus der Stirn. »Ist das nicht freiwillig?«

»Freiwillig am Arsch.« Gequält schloss sie ihre haselnussbraunen Augen. Die grünen Flecken darin erinnerten mich immer an dunkles Moos, das an Baumrinden wuchs. »Alec sagt zwar, dass wir nicht kommen müssen, aber diejenigen, die nicht beim morgendlichen Training erscheinen, ziehen später meistens die Arschkarte.« Sie verzog das Gesicht und seufzte leise. »Diesem Sadisten hätte es echt nicht erlaubt werden sollen, Kapitän der Mannschaft zu werden.«

Ich presste die Lippen fest aufeinander, um nicht laut loszulachen. Seit letztem Jahr hatte das Schwimmteam einen neuen Kapitän, der, seitdem Coach Silver in Rente gegangen war, auch das Training leitete. Und Alec Volkov eilte sein Ruf voraus. Auf mehr als nur einer Ebene. »So schlimm?«

»Frag meinen Muskelkater.« April hob den Kopf und öffnete die Augen. »Wo ist Rae eigentlich?«

Ich zog mein Handy aus der Innentasche meiner Jacke und entsperrte den Bildschirm. Ich hatte unzählige Benachrichtigungen von Instagram, die ich geflissentlich ignorierte. Ich schmunzelte, als mir eine Nachricht von Raelyn angezeigt wurde, die ich nicht einmal öffnen musste, um ihren Inhalt zu kennen. »Sie verspätet sich.«

»Also alles wie immer.« April kicherte. »Das nächste Mal sagen wir ihr einfach, wir treffen uns um viertel vor sieben. Vielleicht ist sie dann mal um acht da.«

Ich legte mein Handy neben dem Löffel auf dem Tisch ab. »Hat sie wieder die halbe Nacht mit Hunter telefoniert?«

April warf mir einen eindeutigen Blick zu. »Was denkst du denn?«, fragte sie und rieb sich die Schläfen. »Ein Hoch auf meine Kopfhörer, sonst würde ich kein Auge zumachen. Als ihre Freundin verstehe ich, dass sie ihn vermisst, jetzt wo er in New York ist. Aber als ihre Mitbewohnerin geht es mir manchmal ein wenig auf den Zeiger.« April sah auf ihre Hände hinab und begann, an ihren unzähligen farbigen Armbändern herumzuzupfen. Sie sah mich verstohlenen von der Seite an, bevor sie betreten hüstelte und den Rücken durchdrückte. »Wo wir gerade von Vollidioten in anderen Zeitzonen sprechen: Hast du eigentlich mal wieder was von Tyler gehört?«

Sehr subtil, April. »Ja, vor ein paar Tagen.« Ich beobachtete belustigt, wie sie auf ihrem Sitz herumrutschte, und ließ mir mit meiner Antwort extra viel Zeit. »Er hat sich gut in Seoul eingelebt. Er sagt, es gefällt ihm sogar noch besser als in Tokio.«

»Schön.« Sie wich meinem Blick geschickt aus, indem sie nach ihrer Waffel griff und etwas Marmelade darauf verteilte. »Wann kommt er wieder?«

Ich dachte an unser letztes Skype-Telefonat zurück und runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich glaube, irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr.«

»Geht’s um Tyler?« Als ich plötzlich Raelyns Stimme neben mir hörte, zuckte ich zusammen. Geräuschvoll zog sie den Stuhl neben mir hervor und setzte sich. Auf ihrem Teller stapelten sich ein paar Pancakes, die in Ahornsirup zu ertrinken schienen, und mir lief allein bei ihrem Anblick das Wasser im Mund zusammen. »Wird Zeit, dass er nach Hause kommt. Oder hat er vor, noch mal zu verlängern?«

Ich überlegte einen Moment. Unser Gespräch war ein paar Tage her. Vielleicht hatte er seitdem seine Meinung geändert. »Nicht, dass ich wüsste.«

April schüttelte mit einem Lächeln auf den Lippen den Kopf. »Dir auch einen wunderschönen Morgen.«

»Morgen.« Raelyn verengte die Augen, während sie zwischen April und mir hin und her sah. »Ihr seht beide etwas fertig aus.«

»Sehr charmant.« Ich schnaubte leise. »Du klingst schon wie dein Freund.«

April schnalzte mit der Zunge. »Keine Sorge, das kriegt sie auch ohne Hunters Einfluss hin.«

Raelyn grinste breit, und das Sonnenlicht ließ ihr zurzeit dunkelblondes Haar golden strahlen. Auch wenn ich all ihre Veränderungen seit der ersten Stunde begleitet hatte, musste ich mich immer noch an diese neue Raelyn gewöhnen, deren rechter Arm mit Tattoos überzogen war und die ihre Haarfarbe spätestens nach drei Monaten wechselte. »Danke.«

»Das war kein Kompliment,« stellte April klar und boxte Raelyn gegen den Oberarm.

Doch Raelyn zuckte nur mit den Schultern. »Liegt im Auge des Betrachters.« Zufrieden schnitt sie ein Stück von ihrem Pancake ab und schob es sich in den Mund. »Außerdem liebt ihr mich trotzdem.«

Als sie ihre Hand nach meinem Kaffee ausstreckte, schlug ich ihr spielerisch auf die Finger. »Sei dir da mal nicht so sicher.«

»Bin ich mir aber.« Raelyn warf mir ein so unverschämtes Grinsen zu, wie ich es sonst nur von Hunter kannte, bevor sie sich meinen Kaffee schnappte und einen großen Schluck trank. Es stimmte wohl, dass Paare sich einander irgendwann ähnlich wurden.

»Gott, ich hab so einen Hunger.«

Bei Aprils Worten sah ich auf mein Frühstück, das ich vollkommen vergessen hatte. Mein Magen knurrte, und ich nahm meinen Löffel, hielt dann jedoch inne. Ich hatte heute noch keine Story gepostet, und das tat ich eigentlich jeden Morgen. Ich legte den Löffel beiseite und knipste stattdessen mit meinem Handy ein paar Fotos von meinem Joghurt. Als ich die Bilder durchguckte, rümpfte ich die Nase. Ich verrückte die Schale um wenige Zentimeter, änderte den Winkel der Kamera und schoss neue Fotos. Es dauerte etwas, bis ich ein zufriedenstellendes Ergebnis hatte. Erst dann öffnete ich Instagram und postete das Bild in meine Story. Ich setzte die Hashtags und wollte schon auf »Posten« drücken, aber irgendetwas hielt mich davon ab.

#frühstück #lecker #gesund #gutenmorgen

Lecker? Im Ernst? Dabei hatte ich noch nicht einmal einen einzigen Bissen probiert. Mein Kopf war plötzlich wie leer gefegt. Was zur Hölle tat ich hier eigentlich?

Wie von allein klickte ich auf das schwarze Icon, das mich zu dem Account führte, den ich mir mittlerweile täglich anguckte. Der Account von The face of …? erschien, und ich scrollte etwas weiter nach unten, um die wunderschönen Schwarz-Weiß-Porträtaufnahmen zu bewundern, die mich melancholisch werden ließen. Ich öffnete den letzten Beitrag und sah in die Augen einer wunderschönen Frau, deren Blick so traurig war, dass es mir das Atmen schwer machte. Auch ohne ihre Geschichte in der Beschreibung zu lesen, konnte ich an ihren Augen erkennen, wie viel sie durchgemacht hatte. Ihre Augen waren nicht leer. Sie waren nicht wie meine.

»Hallo?« Ich zuckte zusammen, als April mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herumwedelte. »Erde an Kate?«

»Entschuldigung.« Ich lächelte müde. »Ich war irgendwie mit meinen Gedanken woanders.«

»Das haben wir mitbekommen.«

»Ist alles okay?« Raelyn lehnte sich mir entgegen, ihre wachsamen Augen direkt auf mich gerichtet.

»Ja, alles bestens.« Sogar in meinen eigenen Ohren klangen diese Worte hohl und unglaublich stumpf. »Wirklich, es ist alles okay. Macht euch mal um mich keinen Kopf.«

»Wir sind deine Freunde. Es ist unsere Aufgabe, uns Sorgen zu machen«, widersprach April mit ihrer tiefen, ruhigen Stimme. Augenblicklich spürte ich einen fetten Kloß im Hals.

Raelyn nickte. »Besonders wenn du so aussiehst, als würdest du jeden Moment auf deinem Stuhl einschlummern.«

»Ich hab heute Nacht nur schlecht geschlafen, das ist alles.« Die beiden sahen nicht überzeugt aus, also zwang ich mich zu einem weiteren Lächeln. »Es ist wirklich alles okay.«

Ich wich Raelyns skeptischem Blick aus und steckte mir einen Löffel von meinem Joghurt in den Mund. Die Haferflocken waren längst durchgeweicht, und ich schob die Schale weg. Dann halt nur Kaffee zum Frühstück. Nach Raelyns und Aprils Fragerei war mir eh der Appetit vergangen.

»Okay.« April legte die Hand auf meinen Unterarm und drückte sanft zu. »Sollte sich das ändern, weißt du hoffentlich, dass du immer zu uns kommen kannst.«

Ich sah meine beiden besten Freundinnen an, und mir stockte der Atem, als sie mich so warmherzig und verständnisvoll anlächelten.

Ich öffnete die Lippen, um etwas zu sagen. Irgendetwas. Doch ich blieb stumm und horchte in mich hinein.

War wirklich alles okay mit mir?

Ich wusste es nicht.

2. KAPITEL

Alec

»Jetzt leg doch mal die dämlichen Trainingspläne weg, Alec.«

Bevor ich reagieren und die Hand fester um den dünnen Stapel Papier schließen konnte, war er schon verschwunden. Dean Harris, der rechts von mir an dem kleinen Tisch in der Mensa saß, betrachtete mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er legte die Trainingspläne, die im Moment jeden meiner Tage bestimmten, umgedreht auf den Tisch und stellte demonstrativ sein Tablett darauf. »Das Team wird es überleben, wenn du dir mal zwanzig Minuten Zeit zum Essen nimmst.«

Meine Hand fühlte sich ungewohnt leer an, und ich streckte sie nach den Zetteln aus. Doch meine Fingerspitzen hatten noch nicht mal den Rand von Deans Tablett berührt, da schob er es schon, mitsamt den Papieren, unsanft weg. »Hey!«

Dean verpasste mir einen beherzten Schlag auf den Hinterkopf und deutete dann auf das Frühstück vor mir, das ich noch immer nicht angerührt hatte, obwohl wir schon seit zehn Minuten im großen Frühstückssaal der Beauvoir-Mensa saßen. Oder waren es fünfzehn? »Halt die Klappe und iss.«

Bei dem Anblick von Rührei, Toast und Speck zog sich mein Magen vor Vorfreude zusammen. Ich hatte einen Bärenhunger. Mein Wecker hatte, wie jeden Morgen, um fünf Uhr geklingelt, und ich war direkt zur Schwimmhalle aufgebrochen, um mein eigenes Trainingsprogramm auf die Kette zu kriegen, bevor der Rest vom Team gegen halb sieben zum morgendlichen Training erschienen war. Das Frühstück war meine Rettung, aber das würde ich Dean auf keinen Fall auf die Nase binden. Der Mistkerl sah auch so schon viel zu selbstzufrieden aus. »Du lehnst dich echt ganz schön weit aus dem Fenster für jemanden, dem immer noch zwei Zehntel fehlen, um sich für die Nationalmeisterschaften im Frühjahr zu qualifizieren.« Ich steckte mir den ersten Bissen Rührei in den Mund und verzog das Gesicht. Es war natürlich längst kalt. Ekelhaft.

Ein Lächeln umspielte Deans schmale Lippen, und seine schilfgrünen Augen funkelten belustigt. »Ich weiß, das ist für dich schwer vorstellbar, Captain, aber mein Leben dreht sich nicht nur ums Schwimmen.«

»Meins auch nicht.«

»Nicht?« Dean richtete die schwarze Beanie-Mütze, die er in den kälteren Monaten immer nach dem Training trug, um sein nasses schwarzes Haar zu verbergen. »Dann muss ich die letzten zwei Jahre mit einem anderen selbstgefälligen Arschloch im selben Team geschwommen sein.«

Ich suchte gerade nach einer schlagfertigen Antwort, als mein Handy lautstark vibrierte. Also zeigte ich ihm stattdessen den Mittelfinger und griff danach. Gegen diesen Idioten konnte man eh nicht gewinnen. Eine Benachrichtigung von Tinder erschien auf dem Display, und ich öffnete den Chat. Als ich den Absender sah, schmunzelte ich. Mein Entertainment für heute Abend war also gesichert.

»Ah, hatte ich vergessen. Dein Leben besteht noch aus so viel mehr als Schwimmen.« Dean nickte in Richtung meines Handys, die Mundwinkel nach unten gezogen. »Flachgelegt zu werden zum Beispiel.«

Ich lachte leise. »Höre ich da eine Spur von Neid?«

»Nicht nur die Spur, mein Freund.« Dean nahm seine Tasse und trank einen Schluck. »Ich würde dir liebend gern das dämliche Grinsen mit der Faust aus dem Gesicht wischen, für den Fall, dass das deiner Einschätzung weiterhilft.«

Seine Stimme hatte etwas von dem spielerischen Unterton verloren, und ich musterte ihn eindringlich. Dean sah blass aus. Die Lippen hatte er fest zusammengepresst. In den zwei Jahren, die ich ihn kannte, hatte ich Dean nur sehr selten so gesehen. Der Auslöser war jedoch stets der gleiche gewesen. Zeit, meine Theorie zu überprüfen. »Ruf doch Gale an.«

Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Bingo. »Wir reden gerade nicht miteinander.«

»Man muss nicht unbedingt miteinander reden, um flachgelegt zu werden.« Ich stieß ihn mit der Schulter an und versuchte, meinem besten Freund ein Lächeln zu entlocken. Leider ohne Erfolg. »Spaß beiseite.« Ich steckte mein Handy in die Hosentasche. Dieses Mädchen konnte warten. »Er spricht nicht mit dir oder du nicht mit ihm?«

Dean wand sich unbehaglich auf seinem Stuhl. »Können wir diese ganze Therapeutenscheiße nicht einfach lassen?«

»Also, du nicht mit ihm.« Dean wich meinem Blick aus. »Was ist passiert?«

»Spar dir die Sitzung, Freud. Guck lieber in dein goldenes Telefon und gib mir die Nummer von diesem Kerl, mit dem du sogar zweimal hintereinander in der Kiste warst.« Dean rieb sich die Schläfen. »Fuck, wie hieß der noch gleich?«

»Der hieß Ryan, und jetzt wechsle nicht das Thema.«

Hektisch tippte Dean mit seinen Fingern auf das Tablett. »Weißt du was, ich nehme alles zurück. Kümmere dich doch lieber um den Trainingsplan.«

»Dean.« Ich wartete, doch Dean blieb stumm. »Komm schon. Spuck’s aus.«

Er zog sich mit einem Ruck die Mütze vom Kopf und warf sie auf den Tisch. »Die gleiche Scheiße wie immer.«

»Kaycee?«

Dean blinzelte, seine Fingerspitzen wanderten über den Rand der Mütze. »Fuck.« Seine Hand krallte sich in den Stoff, und er schloss gequält die Augen. »So langsam glaub ich echt, er verlässt sie nie.«

Ihn so zu sehen, versetzte mir einen Stich. Dean war ein guter Kerl. Er hatte etwas Besseres verdient als diese Scheiße, die Gale Cunnings seit unserem Freshman-Jahr mit ihm abzog. Konnte doch nicht so schwer sein, sich zwischen seiner Highschool-Flamme und seinem derzeitigen Liebhaber zu entscheiden. »Willst du eine ehrliche Antwort?«

»Immer«, murmelte Dean leise, unfähig, mir ins Gesicht zu sehen.

»Er hätte sie längst verlassen, wenn er das wirklich jemals vorgehabt hätte.« Ich wusste, dass meine Worte ihn verletzen würden, aber das war nun mal die Wahrheit, die er hören musste.

Stille machte sich breit. Zumindest so lange, bis Dean zitternd und hörbar die Luft einsog. Er fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. Das Lächeln, das seine traurigen Augen nicht erreichte, erinnerte mich daran, warum ich Beziehungen abgeschworen hatte. »Und genau deshalb wollte ich nicht mit dir darüber reden.«

Ich konnte Dean nicht wirklich folgen. »Weshalb?«

Seitdem wir angefangen hatten, über Gale zu sprechen, hatte er mich nicht angesehen. Jetzt blickte er mir direkt in die Augen. »Weil du mir immer die beschissene Wahrheit sagst, auch wenn ich sie nicht hören will.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Als dein bester Freund ist das nun mal mein Job.«

Dean rümpfte seine lange schmale Nase. »Ist sicherlich kein toller Job.«

»Geht so. Immerhin wird er nie langweilig.«

Dean lachte, und diesmal klang es tatsächlich halbwegs ehrlich. Damit konnte ich leben.

»Was wird nie langweilig?« Die tiefe Stimme kam mir verdammt bekannt vor. Ich drehte mich um und entdeckte Malik Green, der in unsere Richtung schlurfte.

»Deans Leben.« Ich schlug mit ihm ein. Seitdem er regelmäßig in Clubs auftrat, bekam ich ihn kaum noch zu Gesicht. »Wie geht’s dir, Mann?«

»Gut so weit. Und selbst?« Malik zog einen der zwei freien Stühle an unserem Tisch hervor und ließ sich darauffallen. Irgendwie sah er müde aus. »Hab gehört, der Dekan hat dir mehr Geld versprochen, wenn du die Hälfte des Teams in die Nationalmeisterschaften kriegst.«

Ich gab nur ein Grummeln von mir. Na, das minderte den Druck ja erheblich. Als würde dieser Deal nicht eh schon wie ein Damoklesschwert über mir hängen. Aber der Dekan hatte mir klargemacht, dass er nur mehr Geld aus dem Sportetat – der zu neunzig Prozent für unsere glorifizierte Footballmannschaft draufging – für unser Schwimmteam locker machen würde, wenn ich ihm Ergebnisse lieferte. Als wäre Football der einzige Sport auf dieser Welt.

Malik stieß Dean an der Schulter an und nickte in meine Richtung. »Meinst du, er kriegt das hin?«

»Wenn einer das packt, dann er.« Dean fuhr sich mit einer Hand durch das nasse Haar, bevor er seine Mütze wieder aufsetzte. »Auch wenn die Hälfte vom Team bis dahin vor Erschöpfung beim Training ertrinkt.«

»Halt die Klappe, Harris.« Bei meinen Worten lächelte Dean mich nur dämlich an und rollte die Augen. Dieses Team war einfach kein richtiges Training gewöhnt. Das war das Problem. Ein Tag mit dem echten Coach Volkov, und sie würden aufhören, sich in einer Tour zu beklagen.

Malik grinste schief. »Du bist also echt so ein Sadist, wie alle sagen?«

»Nei–«

Dean schnitt mir das Wort ab. »Ist er auf jeden Fall.«

Malik brach in schallendes Gelächter aus, und ich konnte all die Blicke um uns herum förmlich spüren. Ein heterosexueller Rapper, ein homosexueller Fotograf und ein bisexueller Leistungssportler an einem Tisch. Das war vermutlich mehr Diversität, als die meisten von ihnen an einem Morgen verkraften konnten.

Ich schnaubte und sah Malik an, der nicht aufhören konnte zu lachen. »Bist du rübergekommen, um mir auf den Sack zu gehen? Das kann Dean nämlich auch ganz gut allein.«

»Nein.« Malik schüttelte den Kopf und räusperte sich, vermutlich in dem verzweifelten Versuch, sich wieder in den Griff zu kriegen. »Ich wollte euch eigentlich nur an heute Abend erinnern.«

Heute Abend? Scheiße. Maliks Auftritt im Nightingale. Ich überlegte einen Moment. Ein Abend in einem stickigen Club oder eine Runde Training mit anschließendem Tinderdate? Die Wahl fiel mir verdammt leicht. »Sorry, Mann. Ich muss noch …« Meine Worte erstarben auf meiner Zunge, und ich fluchte laut, als Dean mir auf den Fuß trat.

»Wir werden da sein, Malik.« Dean warf mir einen warnenden Blick zu. »Wir würden deinen Auftritt doch ums Verrecken nicht verpassen, stimmt’s, Alec?«

»Im Leben nicht«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dean würde heute definitiv einen Extrakilometer schwimmen.

»Danke, Leute.« Malik sprang auf und klopfte mir auf die Schulter. Entweder tat er so, als hätte er nichts mitbekommen, oder er war wirklich schwer von Begriff. Beides war, so wie ich Malik einschätzte, gleichermaßen möglich. »Dann bis heute Abend.«

»Bis dann.« Dean schlug mit Malik ein und sah ihm einen Moment lang nach, bevor er seinen Blick wieder auf mich richtete. Seine Augen verengten sich. »Denk nicht mal daran, dich in letzter Sekunde zu drücken. Wir haben ihm das vor Wochen versprochen.«

»Nicht wir. Du.« Ich beugte mich vor und rieb über meinen schmerzenden Fuß. »Kommt mir langsam so vor, als wäre ich nicht dein bester Freund, sondern dein fester Freund.«

»Sorry, aber du bist nicht mein Typ.« Dean legte den Kopf in den Nacken und seufzte leise. »Du kannst mich da nicht allein hingehen lassen.«

Ich wollte lautstark protestieren, bis mir etwas einfiel. Malik war ein Freund von Gale. Scheiße. So viel zu meiner entspannten Abendplanung. »Ich hol dich um zehn an deiner Zimmertür ab, okay?«

Dean grinste breit. »Du bist der Beste.«

Schicksalsergeben zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und öffnete Tinder. Aufgeschoben war hoffentlich nicht aufgehoben. Ich bereute es bereits in dem Moment, in dem ich auf »Senden« klickte. »Fragt sich nur, der Beste was?«

Dean klimperte übertrieben mit den Wimpern und lehnte sich so weit in meine Richtung, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte. »Der beste Freund aller Zeiten.«

Ich legte ihm die Hand an die Stirn und schob ihn lachend weg. »Schon gut, schluck deine Schleimerei runter.«

»Sorry, schlucken ist nicht mein Ding.« Dean griff nach seinem Kaffee. »Ist immer so bitter.«

Endlich war er wieder ganz der Alte. »Perversling.«

»Gleich und gleich gesellt sich gern.«

»Jetzt, wo du deinen Kopf aus dem Arsch gezogen hast …« Ich deutete auf Deans Tablett. »Krieg ich endlich meine Trainingspläne zurück?«

Dean schüttelte entschlossen den Kopf. »Erst wenn du deine Portion Rührei aufgegessen hast.«

Ich schaufelte das Rührei in mich hinein und streckte Dean die Hand entgegen, doch der schüttelte wieder den Kopf.

»Inklusive Bacon und Toast.«

Genervt verdrehte ich die Augen, verputzte dann aber auch den Rest auf meinem Teller, bis kein Krümel mehr übrig war. Weil ich alles so schnell herunterschlang, verschluckte ich mich und versuchte verzweifelt, meinen Hustenanfall mit dem Orangensaft zu ersticken. Doch das brachte nichts, Tränen schossen mir in die Augen, und ich klopfte mir würgend auf die Brust, ehe ich die Hand erneut ausstreckte. »Jetzt gib her!«

Dean schmunzelte und reichte mir den Stapel Zettel. »Die Nationalmeisterschaften sind nicht alles.«

»Schon klar.« Für ihn vielleicht nicht, aber für mich hing eine ganze Menge davon ab. Meine Augen glitten sofort zur obersten Zeile. Der Plan für April King. Ich musste dringend was an ihren Kurzstrecken machen.

»Wirklich?« Dean sah mich skeptisch an, und ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch er ignorierte mich einfach, als sein Handy ein helles Klingeln von sich gab. Aus dem Augenwinkel erkannte ich das kleine Icon, bei dem sich mir sofort der Magen umdrehte. Instagram. Natürlich.

Dean nahm sein Handy sofort vom Tisch und lächelte. Er rutschte auf seinem Stuhl herum, bevor er sich aufrichtete und den Hals reckte.

»Sie hat wieder mein Bild geliked.«

»Wer?«

Ich zuckte zurück, als Dean mir plötzlich sein Handy unter die Nase hielt. »Kate Benoit.«

Ich wusste so gut wie nichts über die Sternchen unserer Universität, aber diesen Namen kannte sogar ich. Was weniger an ihrem Bekanntheitsgrad, sondern mehr an ihrem Aussehen lag. Ich hätte verdammt noch mal blind sein müssen, um jemanden wie Kate Benoit nicht zu bemerken.

Ich sah auf den Post, den Dean geöffnet hatte, und schluckte den Fluch, der mir über die Lippen kommen wollte, gerade noch rechtzeitig herunter. Scheiße, diese Frau war wirklich unbeschreiblich schön. Auf diesem Bild trug sie ihr anscheinend endlos langes, kastanienbraunes Haar offen und lachte in die Kamera. In ihren bernsteinfarbenen Augen schienen Funken zu tanzen, und ihre vollen Lippen brachten mich auf Ideen, die ich nur zu gern mit ihr in die Tat umsetzen würde. Es war eine Porträtaufnahme, und automatisch fragte ich mich, wer wohl hinter der Kamera stand, dass sie so ehrlich lachte. Ich hatte Kate Benoit bisher nur ein paarmal auf dem Campus gesehen, und kein einziges Mal hatte sie so entspannt gewirkt. Eher im Gegenteil.

Das Handy, das Dean mir gerade noch direkt ins Gesicht gehalten hatte, verschwand, und ich blinzelte irritiert, als er plötzlich wie wild neben mir mit den Armen ruderte.

»Hey, Pril!« Dean rief so laut, dass uns jetzt die halbe Mensa anstarrte. »Hey, Pril! Komm mal her.«

April King, die wohl gerade von ihrem Tisch aufgestanden war, zuckte zusammen. Ihre Wangen färbten sich so rot wie ihre Korkenzieherlocken, während sie mit hastigen Schritten auf uns zukam.

Sie erreichte uns deutlich schneller, als ich es bei ihren kurzen Beinen für möglich gehalten hatte, und ihre Hand landete sofort auf Deans Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst.«

Dean schob ihre Hand von seinem Mund und wackelte grinsend mit den Augenbrauen. »Und ich werde es weiterhin ignorieren.« Er bückte sich zu seiner Sporttasche hinunter, die er neben sich abgestellt hatte, und kramte darin herum. Schließlich zog er einen grellgelben Pullkick heraus, den April eben noch beim Training zur Stärkung ihrer Armzüge benutzt hatte. Jemand hatte mit Edding verschiedene Blätter und Ranken daraufgemalt. »Den hast du in der Halle vergessen.«

»Ich war heute beim Training wohl echt noch nicht wach.« April warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, den ich gekonnt ignorierte, und schnappte sich den Pullkick. »Danke, Dean.«

»Kein Thema.« Er lächelte sie warmherzig an. »Sehen wir uns heute Abend beim Training?«

April zog den Reißverschluss ihrer Sporttasche auf und stopfte den Pullkick hinein. »Hab ich denn eine Wahl?«

»Nein, hast du nicht.« Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und sah sie an. Sie hatte eine Menge Talent, musste aber auch noch einiges an Trainingszeit investieren, wenn sie ernsthaft vorhatte, sich zu platzieren. »Zumindest nicht, wenn du dich für die Nationalmeisterschaften qualifizieren willst.«

April presste die Lippen fest aufeinander und fluchte leise. »Du bist echt so ein Sadist.«

Ich tippte mit den Fingern auf ihren Trainingsplan, der noch immer vor mir lag. »Sicher, dass du mir das sagen möchtest, während ich die Trainingspläne schreibe?«

»Ich krieche dir bestimmt nicht in den Allerwertesten, nur weil du deinen Stift zückst, Volkov.« April reckte aufmüpfig das Kinn. »Ich werde am Ende des Trainings so oder so meine Lunge hochkotzen. Das eine Set mehr oder weniger macht es dann auch nicht wett.«

»Na, wenn das so ist.« Ich sah Dean an. »Hast du grade mal einen Stift?«

Dean kicherte und förderte aus seiner inneren Jackentasche einen Kugelschreiber zutage.

»Das war ein Scherz.« April schloss die Hand um Deans Handgelenk, als er mir gerade den Stift geben wollte. »Nur ein Scherz.«

»Natürlich.«

April zog die Nase kraus und warf mir einen vernichtenden Blick zu. Schon scheiße, wenn man sich zu weit aus dem Fenster lehnte.

»April, kommst du?« Ich folgte Aprils Blick zu ihrer Freundin mit den dunkelblonden Haaren und den vielen Tattoos, die sie gerade gerufen hatte. Ich hatte sie schon häufiger abends an der Schwimmhalle auf April warten sehen, doch ihr Name wollte mir absolut nicht einfallen.

»Ja, komme!« April wandte sich zu Dean und mir um und hob die Hand zum Gruß. »Ich muss los. Vielen Dank noch mal, Dean.«

Dean winkte ab. »Gar kein Thema, Pril.«

»Bis heute Abend, King.«

Ich sah April nach, die zu ihrer Freundin hinübereilte. Sie legte ihr die Hand auf den Arm, und die beiden sprachen kurz miteinander, bevor sie in Richtung Ausgang gingen. Ich hielt inne, als ich bemerkte, wer unweit der Tür stand und offensichtlich auf die beiden wartete.

Kate Benoit lehnte mit dem Rücken an der Glasfront und blickte auf ihr Handy. Ihre schlanken Finger flogen nur so über das Display, und das Licht erhellte ihre Züge. Anders als in ihrem letzten Instagram-Post trug sie ihre Haare heute zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden. Mit der dunkelroten Hose mit akkurater Bügelfalte und der weißen Bluse sah sie aus, als wäre sie einem Hochglanzmagazin entsprungen. Alles an ihr war aufeinander abgestimmt. Von den schmalen goldenen Armreifen über die Handtasche bis hin zu ihren hohen Schuhen und dem Make-up. Alles war perfekt. Wie bei einer Schaufensterpuppe.

Als hätte sie bemerkt, dass jemand sie beobachtete, hob sie den Kopf. Das Bernstein ihrer Augen wirkte nicht warm, sondern beinah alarmiert, und sie ließ den Blick durch den Raum schweifen. Gehetzt. Angespannt. Es dauerte ein paar Sekunden, doch dann entdeckte sie mich. Verwundert zog sie die Augenbrauen zusammen, als sich unsere Blicke trafen.

Meine Finger zuckten. Unwillkürlich fragte ich mich, wie sie wohl mit verschmiertem Lippenstift und offenen, wilden Haaren aussehen würde?

»Sag mal, pennst du?« Dean schnipste vor meinem Gesicht herum, und widerwillig wandte ich mich ihm zu. Er war schon aufgestanden, hatte seine Sporttasche geschultert und das Tablett in der Hand. Auffordernd guckte er mich an. »Können wir?«

Ich blickte zurück zur Tür, doch Kate Benoit war bereits verschwunden.

»Ja.« Ich räusperte mich und sprang auf. »Lass uns gehen.«

3. KAPITEL

Kate

Meine Augen schmerzten von dem hellen Ringlicht, als ich es endlich abschaltete. Mit dem Zeigefinger berührte ich den Auslöser der Kamera, und das rote Licht erstarb sofort und verkündete mir, dass die Aufnahme beendet war. Endlich. Bevor ich etwas dagegen tun konnte, fiel meine Hand von der Kamera zurück in meinen Schoß. Das Geräusch des dumpfen Aufpralls kam mir unerträglich laut vor, und ich schloss die Augen, genoss die Ruhe, die den Raum füllte, nachdem ich zwei Stunden lang meiner eigenen Stimme zugehört hatte. Nur das Ticken der Uhr erklang leise in der Stille. Und irgendwo in der Ferne vernahm ich Klappern von Geschirr.

Es brannte wieder in meinen Augen, schnell wischte ich mir über die Wangen, als ich die Tränen spürte. Ich sollte wirklich mal die Augentropfen ausprobieren, die April mir empfohlen hatte. Vielleicht würden sie gegen dieses lästige Brennen helfen, das mittlerweile jeden Tag hinter meinen Augenlidern zu Gast war.

Du weißt, dass nicht deine Augen das Problem sind.

Ich wischte noch einmal über meine Wangen, bevor ich mich von meinem Schreibtischstuhl erhob und auf die Uhr sah. Es war kurz vor zehn. Ich war deutlich früher fertig geworden als vermutet. Vielleicht konnte ich ein wenig Schlaf nachholen, den ich so dringend brauchte. Ich blickte auf das Chaos aus Kleidern auf dem Fußboden, die ich für mein Video benötigt hatte, in dem es um die farbliche Koordination von Outfits gegangen war. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, sie einfach liegen zu lassen, diese Unordnung zu ignorieren, aber dann bückte ich mich doch mit einem schweren Seufzen nach dem erstbesten Teil, das ich in die Finger bekam. Nur noch schnell aufräumen. Wie ferngesteuert hob ich ein Kleidungsstück nach dem anderen auf, schlurfte zu meinem Wandschrank und hängte sie weg.

Meine Gedanken waren wie leer gefegt. Ich musste mich regelrecht darauf konzentrieren, alles an seinen Platz zurückzuhängen. Rot zu Rot. Weiß zu Weiß. Braun zu Braun. Eins nach dem anderen. In aller Ruhe.

Ich war dermaßen auf meine Aufgabe fokussiert, dass ich vor Schreck zusammenfuhr, als es plötzlich an meiner Zimmertür klopfte.

»Ja?« Ich sah zur Tür. Laura Rinehart trat ein, und ich verspannte mich. Sie war die Vorsitzende der Verbindung und kam eigentlich nie einfach mal so ohne Grund vorbei. Meine Hand krallte sich fester um das anthrazitfarbene Kleid, das ich gerade auf einen Bügel hängen wollte, und ich rang mir ein unverbindliches Lächeln ab. »Hey, Laura. Was gibt’s?«

»Hey, Kate.« Laura ließ ihre saphirblauen Augen durch mein Zimmer wandern, bevor sie mir ins Gesicht sah. Mit ihren perfekt gezupften Augenbrauen, dem langen blonden Haar und dem vollen Schmollmund entsprach sie genau dem Bild, das die meisten von Mädchen aus Studentenverbindungen hatten. »Hast du einen Moment Zeit für mich?«

»Natürlich.« Ich hängte das Kleid auf den Bügel und in den Schrank und bot ihr mit einer Handbewegung den Platz auf meinem Bett an. Eigentlich hätte ich lieber mein Vorhaben, ein kurzes Nickerchen zu halten, in die Tat umgesetzt, aber wenn die Vorsitzende einen um ein Gespräch bat, schlug man es nicht einfach so aus. Zumindest nicht, wenn man Teil der Verbindung bleiben wollte.

Laura setzte sich auf meine Bettkannte und schlug ihre langen Beine übereinander, die in einem Paar enger Leggings steckten. Sie ließ ihren Blick erneut durch den Raum schweifen, und ich bemerkte, wie er kurz an den zwei Kisten in der Ecke hängen blieb, die ich aus Zeitmangel noch immer nicht ausgepackt hatte. »Wie gefällt dir dein neues Zimmer?«

»Es ist sehr schön.« Ich setzte mich auf den Schreibtischstuhl und legte die Hände in den Schoß. Mein Herz hämmerte laut in meiner Brust, ich fühlte mich wie bei einem Kreuzverhör. »Auch wenn ich Melody manchmal vermisse.«

Laura runzelte die Stirn. »Möchtest du zurück in den zweiten Stock?«

»Nein!« Abwehrend hob ich die Hände. Dieses Einzelzimmer war das Beste, was mir je passiert war. Hier konnte ich abschalten und musste mich nicht die ganze Zeit beobachtet fühlen. »Nein, so war das nicht gemeint. Ich hab nur seit dem ersten Jahr mit ihr zusammengewohnt und hab mich wohl einfach an sie gewöhnt.«

»Wenn es nur das ist.« Laura sah aus, als würde sie verstehen, doch die Züge um ihren Mund verhärteten sich. »Dir ist klar, warum wir dir dieses Zimmer gegeben haben, richtig?«

Ich presste die Lippen aufeinander und nickte. Ich wusste, dass es eine große Ehre war, im selben Stockwerk wie die einflussreichen Seniors – die die Geschicke der Schwesternschaft lenkten und zum Ansehen von Kappa beitrugen – zu wohnen. Seniors wie mir, die nicht zum Vorstand der Schwesternschaft gehörten, blieb der dritte Stock in der Regel verwehrt. Und ein Einzelzimmer war selbst unter uns Seniors eine echte Seltenheit. Dieses Privileg war anderen innerhalb der Schwesternschaft vorbehalten. Und ich war einer der wenigen Seniors, dem dieser Vorzug jemals zuteil geworden war.

»Gut.« Laura strich über das gelbe T-Shirt mit den griechischen Buchstaben unserer Verbindung und sah mir dann direkt in die Augen. »Ich habe mich persönlich für dich stark gemacht, Kate. Weil ich große Hoffnung in dich setze. Aber bisher …« Sie hielt einen Moment inne und seufzte wie eine Mutter, die von ihrem Kind enttäuscht worden war. »Bisher betreibst du nicht besonders viel Aufwand, um dieses Zimmer wirklich zu verdienen.«

Ich hob ein weiteres Kleid vom Fußboden auf und legte es mir in den Schoß. Ich strich über die Pailletten, die unter dem Licht der Deckenlampe rosa und golden schimmerten, und biss die Zähne fest aufeinander. »Entschuldige.« Ich zwang mich dazu, den Blick zu heben und Laura direkt ins Gesicht zu sehen. »Ich versuche, mich zu bessern.«

»Das wird nicht reichen.« Laura rückte auf meinem Bett weiter nach hinten und setzte sich in den Schneidersitz. »Ich weiß, du hast wahnsinnig viel um die Ohren mit all deinen Videos und den Werbeverträgen und dem ganzen Kram. Dafür haben wir alle auch volles Verständnis, aber wenn du diese Schwesternschaft mit einem bedeutenden Erbe verlassen willst, dann musst du dich mehr reinhängen.«

Ich blieb stumm. Mit den Fingerspitzen zog ich vorsichtig einen losen Faden aus dem Kleid. Millimeter für Millimeter.

»Viele Follower auf Instagram allein genügen nicht. Du musst dich für deine Schwestern einbringen, verstehst du?«

Ich holte durch die Nase tief Luft. Noch ein Millimeter. »Die Schwestern vermissen dich, Kate.« Lauras Stimme wurde immer eindringlicher, und sie rückte wieder etwas mehr nach vorn in meine Richtung. Mein fünfzehn Quadratmeter großes Zimmer kam mir wie ein Schuhkarton vor. »Ich kann mich nicht erinnern, wann du, außerhalb der offiziellen Veranstaltungen und Meetings, das letzte Mal Zeit mit uns verbracht hättest.«

Ich hob den Blick. »Es tut mir leid. Ich hab einfach nicht besonders viel Freizeit und –«

»Die verbringst du lieber mit April und Raelyn«, beendete Laura meinen Satz.

Ich öffnete den Mund, wollte widersprechen. Wollte irgendeine Ausrede finden. Doch ich blieb stumm. Es gab nichts, was ich hätte sagen können, denn das war schlicht und ergreifend die Wahrheit. Raelyn und April waren meine besten Freundinnen. Das war kein Geheimnis. Und warum sollte ich mich für etwas entschuldigen, das eigentlich überhaupt kein Problem sein sollte?

Frust und Wut stiegen in mir auf. Wer sagte denn überhaupt, dass ich als bedeutende Schwester in die Geschichte der Kappa eingehen wollte? Und nach diesem verdammten Zimmer hatte ich auch nicht gefragt. Mit keiner Silbe hatte ich jemals erwähnt, dass ich irgendwelche Ambitionen hatte, in der Schwesternschaft aufzusteigen. Das Zimmer hatte ich doch nur bekommen, weil Kappa sich erhoffte, von meinem Bekanntheitsgrad profitieren und ihr Image dadurch aufpolieren zu können. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, ob ich ihre Erwartungen erfüllen konnte. Oder wollte.

»Es tut mir leid.« Ich würgte die Worte regelrecht hervor. Sie schmeckten so bitter wie Galle auf meiner Zunge.

»Es muss dir nicht leidtun. Nicht, wenn du vorhast, es zu ändern.« Laura zog ihren Pferdeschwanz nach. »Du weißt, ich habe kein Problem damit, wenn ihr Freundschaften außerhalb der Schwesternschaft pflegt. Ich halte das sogar für gesund. Aber du …« Sie brach ab, als würde sie nach den richtigen Worten suchen. »Du trägst einfach eine besondere Verantwortung, Kate. Viele der Schwestern sehen zu dir auf. Ich hoffe, das ist dir bewusst.«

Oh, das war mir bewusst. Sogar so sehr, dass ich es vermied, mein Zimmer ohne Make-up zu verlassen. Die Schwesternschaft war früher mal ein Ort für mich gewesen, an dem ich hatte abschalten können, aber diese Zeiten waren lange vorbei. Jetzt fühlte ich mich beobachtet, konnte kaum atmen unter diesem Druck, der auf meinen Schultern lastete, und um den ich nie auch nur mit einem Wort gebeten hatte.

Unauffällig rieb ich mir mit dem Handballen über das Brustbein, meine Lunge fühlte sich wie zugeschnürt an. »Ich werde mein Bestes geben, um deinen Erwartungen und denen meiner Schwestern gerecht zu werden.«

»Ich weiß das sehr zu schätzen, Kate.« Laura lächelte mich an, doch obwohl sie wunderschöne weiße und gerade Zähne hatte, sorgte dieses Lächeln bei mir für eine Gänsehaut. »Aber genug davon.« Sie deutete auf das Kleid in meiner Hand. »Wolltest du noch weg?«

Ich schüttelte schnell den Kopf. »Nein, das war nur für ein Video.«

»Wenn das so ist, warum gehst du dann nicht runter in den Gemeinschaftsraum und guckst mit den anderen einen Film?« Laura stand vom Bett auf, was wohl bedeutete, dass unsere Unterhaltung beendet war. »Die Mädels würden sich bestimmt freuen.«

Allein die Vorstellung, dort unten zu sitzen, vollkommen verkrampft zwischen den anderen Mitgliedern der Schwesternschaft, während hier oben mein Bett auf mich wartete, klang alles andere als verlockend. Doch ich wusste genau, was Laura jetzt von mir erwartete, und ins Bett zu gehen stand völlig außer Frage.

Ich lächelte unverbindlich, und meine Mundwinkel fühlten sich wie festgetackert an. »Ja, ich könnte ja viellei–«

Der laute Alarm meines Handys unterbrach mich augenblicklich, und ich nahm es vom Schreibtisch. Wieso hatte ich mir denn einen Erinnerungsalarm für Freitagabend gestellt? Noch dazu, wenn ich vorgehabt hatte, zu filmen? Ich öffnete die Erinnerung und riss die Augen auf.

Malik Auftritt Nightingale

»Fuck.« Als das Wort meine Lippen verließ, hörte ich Laura missbilligend mit der Zunge schnalzen. Rasch sah ich von meinem Handy auf. »Entschuldige, Laura. Ich habe ganz vergessen, dass ich doch noch mal wegmuss.«

Sie spitzte die Lippen. »Wohin denn?«

»Ins Nightingale.« Ich umklammerte mein Handy fester. »Ein Freund von mir tritt da heute auf.«

Laura nickte abrupt. »Okay. Mit wem gehst du hin?« Ich öffnete den Mund, aber sie hob nur abwehrend die Hand. »Vergiss es. Ich weiß es ja eigentlich eh schon.« Sie schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. »Viel Spaß heute Abend mit Raelyn und April. Ich hoffe, ab nächste Woche nimmst du dir unser Gespräch etwas mehr zu Herzen.« Dann zog sie die Tür hinter sich zu und ließ mich in der erdrückenden Leere, die ihre Worte hinterlassen hatten, allein zurück.

Erst jetzt bemerkte ich, dass die Hand, mit der ich mein Handy umfasst hatte, zitterte. Ich schüttelte sie hektisch und las mir die Notiz auf meinem Handy weiter durch, die von dem Alarm ausgelöst worden war.

Vortrinken bei R & A 22:30

»Oh, Scheiße.« Ich legte das Handy zur Seite, zog meine Sachen aus und hastete zum Schrank. Es war ein Rap-Konzert, also war ein Paillettenkleid fehl am Platz. Ich riss eine schwarze High-Waist-Cargohose aus dem Schrank, schlüpfte hinein, danach in ein Paar schwarze Boots und stülpte mir zum Schluss noch eines meiner unzähligen Crop-Tops über den Kopf. Für das Video hatte ich zum Glück neutrales Make-up aufgelegt, sodass ich mich zumindest darum nicht mehr kümmern musste. Auf dem Weg zur Tür band ich mein Haar zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen, ehe ich mir mein Handy griff und einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel warf.

Nicht perfekt, aber es würde gehen.