Gurke und die Unendlichkeit - Oskar Kroon - E-Book

Gurke und die Unendlichkeit E-Book

Oskar Kroon

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Beschreibung

Zu Herzen gehende Familiengeschichte voller emotionaler Tiefe, für Kinder ab 9 Jahren

Bei Gurke daheim ist alles wie immer. Mama arbeitet fast rund um die Uhr an ihrer Doktorarbeit, sie weiß fast alles übers Weltall. Gurkes Papa verkauft sehr moderne Toaster und andere Elektrogeräte. Doch vor allem will er die Welt retten. Fast jeden Abend liegen Gurke und Papa in Gurkes Bett und blicken in Gurkes eigene Galaxie. Und dann wird alles anders. Gurkes Papa wird krank. Es ist, als würde er Stück für Stück verschwinden. So wie eines Tages die Welt vielleicht verschwinden wird. Sterne erlöschen andauernd. Aber es muss noch nicht jetzt sein. Es muss nicht mal bald sein. Es darf nicht bald sein. Und es darf auf keinen Fall Papa sein!

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Das Buch

Irgendwann geht die Welt unter. Sterne erlöschen andauernd.

Aber es muss nicht jetzt in diesem Moment sein.

Es muss nicht mal bald sein. Es darf auf keinen Fall Papa sein.

Der Autor

© privat

Oskar Kroon, geboren 1980, arbeitete früher als Journalist, bevor er sich zum Bäcker umschulen ließ. Heute backt er nur noch ab und zu, wenn neben dem Schreiben und der Familie noch Zeit dafür ist. Sein erstes Kinderbuch Mitt fönster mot rymden („Mein Fenster zum Weltraum“) erschien 2018. Für Vänta på vind („Warten auf Wind“), der erste Roman von ihm, der ins Deutsche übertragen wurde, erhielt er 2019 den Augustpriset, den renommiertesten Kinder- und Jugendbuchpreis in Schweden.

Der Verlag

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Viel Spaß beim Lesen!

Oskar Kroon

Gurke und die Unendlichkeit

Mit Illustrationen von Friederike Ablang

Aus dem Schwedischen

von Stefan Pluschkat

THIENEMANN

Für Nils, Barbro und Ingeborg

O.K.

Am Anfang war alles so gut, aber das konnte man da noch nicht wissen. Es war einfach, wie es war.

Die Zeit verging, und die Sterne klebten an ihren Plätzen.

Im Frühling kamen die Mauersegler; ich lag neben Papa auf der Brücke und sah, wie sie uns Nachrichten in die Luft schrieben.

Das All wurde immer größer, und der Weltuntergang war weit weg.

Mama war meistens bei der Arbeit, und wenn sie nach Hause kam, erzählte sie von Schwarzen Löchern.

Papa kaufte Bio und vor allem vegetarisch ein, und die Zahnärzte guckten einem ganz tief in den Mund und waren zufrieden. Eigentlich ging es allen gut.

Die Staubsauger wurden immer besser. Sogar die Toaster entwickelten sich weiter.

Das Detektivbüro war bei Hedvig unterm Hochbett, und abends gab’s Nudeln mit Tomatensoße. Mal wieder.

Jahreszeiten kamen und gingen, das Wetter war wechselnd bewölkt.

Im Radio erzählten sie viel und fast nur von Katastrophen, aber von denen merkte ich nichts.

Alles war gut so.

Bis alles anders wurde.

Es fing mit dem Husten an. Erst ein bisschen, dann immer schlimmer. Mama musste aufs Wohnzimmersofa umziehen, weil neben einem Papa, der so Krach macht, kann ja niemand schlafen.

Wer so schlimm hustet, muss zum Arzt und sich untersuchen lassen, meinte sie. Aber Papa meinte, das sei bloß eine normale Erkältung. Vielleicht ein bisschen stärker und hartnäckiger, aber eigentlich überhaupt nicht der Rede wert. Das würde schon vorbeigehen.

Aber er störte, wenn wir fernsahen.

Und wenn wir rausgingen, war es so peinlich.

Die Leute drehten sich nach uns um und glotzten, und die anderen Papas machten einen weiten Bogen um uns. Wenn Papa so durch den Park rumpelte, ergriffen die Kaninchen, Eichhörnchen und Rehe die Flucht. Aber ich hielt Papa fest an der Hand.

Abends trank er ein großes Glas von dem gelben Hustensaft aus dem Fach über dem Kühlschrank. Er gab einen Eiswürfel rein, nahm einen Schluck, schloss die Augen und seufzte tief. Als ob der Saft wirklich half und gesund machte.

Mama schüttelte bloß den Kopf.

Wenn sie überhaupt zu Hause war.

„Muss das Wetter sein“, sagte ich. „Die Kälte ist gefährlich. Man wird krank davon.“

Ich schlug vor, wir sollten es wie die Vögel machen und im Herbst in den Süden aufbrechen. Dort könnten wir dann am Strand sitzen und abends grillen. Die Füße in den warmen Sand graben und frische Früchte direkt von den Bäumen pflücken. Wir könnten unter den Sternen schlafen und in endlosen Ozeanen schwimmen. Die Wale beobachten, wie sie sacht den Rücken aus dem Wasser hoben und Luft holten. Wir könnten es dort so schön haben!

Aber Mama und Papa meinten, das ginge nicht. Wegen der Schule, der Arbeit, der Nachbarn und überhaupt. Außerdem könnten wir uns so ein Leben nicht leisten.

„Aber die Früchte sind völlig umsonst“, versuchte ich es nochmal. „Und es gibt diese Last-Minute-Reisen. Zum Superpreis. Sigge war im Herbst zwei Wochen in Kap Värmdö. Und Omid fährt jeden Winter nach Örkelljunga.“

Da schüttelten die zwei nur den Kopf.

„Örkelljunga liegt in Schonen“, flüsterte Papa. „Ein grässliches Loch. Kalt und hässlich.“

„Aber nicht so schlimm wie Sveg“, sagte Mama.

Sveg, ja – da lebt Oma, Papas Mama.

Jedenfalls, Omid gab immer mit seinen Ferien in Örkelljunga an. Aber die Diskussion war offenbar schon beendet. Es würde keine Reise in den Süden geben. Wir würden den ganzen Winter lang zu Hause frieren, schniefen und husten.

Außerdem liebt Papa Schweden. Wegen der Natur, sagt er. Wegen der Wälder, Berge, Felder und Wiesen. Das alles gäbe ihm so ein Gefühl von Zuhause.

Auch jetzt sagte er das: „Niemals könnte ich von hier wegziehen. Ich brauche den Wald zum Leben“, sagte er verträumt. Bestimmt hörte er im Kopf zwitschernde Vögel und rauschende Bäche.

„Aber du bist doch nie im Wald!“, sagte Mama und knuffte mich in die Seite. Ich sollte wohl mitmachen.

„Hä? Habt ihr etwa schon vergessen, wie wir den Wolfsweg gewandert sind? Den Rätselpfad hast du ganz allein geschafft, Gurke.“

Er guckte mich stolz an.

„Das ist drei Jahre her, mindestens“, sagte Mama lachend. Sie wollte ihn ärgern, glaub ich.

„Na schön. Aber wisst ihr noch, wie wir im Herbst diesen Pilz gefunden haben?“

„Oh jaaa, den wir dann nicht mitnehmen wollten, weil wir nicht wussten, ob er giftig war. An den erinnern wir uns“, sagte Mama.

Ich konnte mich auch an den Pilz erinnern. Braun, schleimig und unheimlich.

„Außerdem war das gleich hinterm Parkplatz. Von wilder Natur kann man da wohl kaum sprechen.“

Mama kriegte sich gar nicht mehr ein vor Lachen.

Da stand Papa vom Tisch auf, legte sich aufs Sofa und bekam plötzlich einen schlimmen Hustenanfall.

Das Geräusch war wie Messerstiche.

Mama seufzte nur.

Später lief im Fernsehen ein Naturfilm. Darin kamen Leoparden vor und Rennmäuse und Warzenschweine. Sie streiften einfach so durch die Savanne und lebten.