Happy Hour - Marlowe Granados - E-Book
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Happy Hour E-Book

Marlowe Granados

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Beschreibung

Zwei junge Frauen in New York: ein funkelndes Debüt voller Witz und Glamour

Isa Epley ist einundzwanzig Jahre alt und weise genug, um zu wissen, dass der Sinn des Lebens im Vergnügen liegt. Tagsüber verkauft sie mit ihrer besten Freundin Gala Klamotten an einem Straßenstand, um ihre Zwischenmiete in Brooklyn zu finanzieren. Nachts ziehen sie zur Upper East Side in die Welt der Reichen und Schönen, auf der Suche nach jemandem, der ihre Drinks bezahlt. Bald wird das Geld knapper und die Jobs dubioser. Isa steht vor der Frage, welchen Preis ihr ein glitzerndes Leben wert ist. "Happy Hour" ist eine wilde, übersprudelnde Spritztour durch einen flirrenden, schwülen Sommer in New York – und legt mit funkelnder Genauigkeit und Witz den hohlen Kern unserer Klassengesellschaft frei.

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Das ist das Cover des Buches »Happy Hour« von Marlowe Granados

Über das Buch

Isa Epley ist einundzwanzig Jahre alt und weise genug, um zu wissen, dass der Sinn des Lebens im Vergnügen liegt. Tagsüber verkauft sie mit ihrer besten Freundin Gala Klamotten an einem Straßenstand, um ihre Zwischenmiete in Brooklyn zu finanzieren. Nachts ziehen sie zur Upper East Side in die Welt der Reichen und Schönen, auf der Suche nach jemandem, der ihre Drinks bezahlt. Bald wird das Geld knapper und die Jobs dubioser. Isa steht vor der Frage, welchen Preis ihr ein glitzerndes Leben wert ist. »Happy Hour« ist eine wilde, übersprudelnde Spritztour durch einen flirrenden, schwülen Sommer in New York — und legt mit funkelnder Genauigkeit und Witz den hohlen Kern unserer Klassengesellschaft frei.

Marlowe Granados

Happy Hour

Roman

Aus dem Englischen von Stefanie Ochel

Hanser

Für meine Mutter und Gala

Mai

17. Mai

Als Mädchen musst du besonders clever sein, hat meine Mutter immer gesagt.

Vor der Landung am JFK hatte ich drei Bloody Marys und ein extra Stück Kuchen, das im Mund zerbröselte. Eine neue Stadt auf leeren Magen ist nie eine gute Idee, und ich bin immer hungrig.

Der Abschied von London war mir nicht schwer gefallen; man sollte einfach nirgendwo festwachsen. Auf die Frage Was bringt dich nach London? hatte ich meistens geantwortet, dass ich nicht zurück nach Hause wollte. Für mich Grund genug.

Viele glauben, nach New York zu gehen wäre die Antwort auf irgendwas, aber da irren sie sich. Es war Freitagabend, die Sonne gerade untergegangen. An jeder Subway-Station stiegen neue Grüppchen zu, hinten im Wagen spielte jemand ein Discomedley vom Handy. Und vor mir lag die ganze Nacht.

Gala war schon in Newark gelandet, und da sie vorher erst ein Mal geflogen war, hatte sie sich nicht zugetraut, allein nach Brooklyn zu finden. Also hatte ich Nicolas gebeten, sie von der Penn Station abzuholen. Obwohl wir ihm nichts als Freundschaft bieten können, behandelt uns Nicolas prinzlich. Er kennt Gala und mich von klein auf. Gentleman, der er ist, will er uns in New York unter seine Fittiche nehmen. Nach ein paarmal Klingeln ging er ans Telefon und sagte, ja, Gala hätte er mittlerweile gefunden, sie säßen auf einer Eingangstreppe und hätten auf meinen Anruf gewartet.

Gala war dünner und grell erblondet und hatte den gleichen kratzigen Husten wie früher zu Highschool-Zeiten. Ich musste an die Nächte denken, als wir zusammen in Bars abhingen, in die wir eigentlich noch nicht durften, und Sätze raushauten wie: »Natürlich glaube ich ans Schicksal.« Nicolas sah gut aus wie immer, er ist gutaussehend auf die Art, auf die sich alle einigen können. Bevor er etwas sagt, wirft er seine dunklen Haare zurück, und beim Zuhören kräuselt er verständig die Stirn. Zur Begrüßung umarmten die beiden mich und fragten »Und, hast du dich schon gefunden?«, was ihrer Vorstellung von Humor entspricht. Meinen Akzent fanden sie affektiert. Gala meint, ich klinge immer wie außer Atem.

Die Subway-Station lag ganze zwölf Straßenblöcke von unserer neuen Adresse entfernt. Inzwischen war es dunkel geworden, und der Bürgersteig war übersät mit Scherben und Plastiktüten. Gala schleppte einen beträchtlichen Koffer hinter sich her. »Wenn wir uns die Miete nicht mehr leisten können, ziehen wir einfach hier drin ein«, sagte sie trocken. Gala liebt Witze über den Abgrund.

Nicolas meinte, die Gegend sei in Ordnung, solange man als Frau bestimmte Ecken mied. »Also wie jede Gegend, überall«, sagte ich. Nicolas arbeitet in der Werbung, ist aber so vernünftig, nicht daran zu glauben. Er ist jetzt ein halbes Jahr hier. Als seine Firma ihm die Versetzung nach New York anbot, sagte er nur: »Wurde auch Zeit.« Er fühlte sich der Stadt, aus der wir kamen, entwachsen, hatte alles gesehen, was er sehen wollte. Außerdem hatte er vor, sein Singleleben auszukosten, und in New York gibt es schlichtweg mehr Frauen.

Auf den Stufen vor dem Haus hockten zwei junge Männer, etwa in unserem Alter, und rauchten. Das Gebäude war ein sandrosa Brownstone mit dicken Stuckherzen über den Fenstern. Das Geländer war gesäumt von angeketteten Fahrrädern, zwei kleine Laternen erleuchteten den Eingang. Ich ging mit meinem Koffer voran, doch die beiden machten keinen Platz. Also manövrierte ich vorsichtig um sie herum — »Entschuldigt, sorry« —, während Gala einfach mittendurch rempelte und den beiden mit ihrem Koffer vors Schienbein stieß. »Könnt ihr mal rutschen? Wir ziehen ein.« Worauf der eine, in einem Trikot der Brooklyn Nets, nur achselzuckend meinte: »Aber was wollt ihr hier?« Nach ihren ein, zwei Jahren New York glaubten sie offenbar, ihnen stünde irgendwie Respekt zu. Traurig, aber wahr: Manche Leute verrohen einfach auf die faulste Art und Weise. Ich lachte und sah zu Nicolas rüber, der noch am Fuß der Treppe stand und das Gesicht verzog. In seiner Welt hat Schroffheit keinen Platz. Gala gefiel der Tonfall des Trikottypen auch nicht. »Und ihr? Was zur Hölle wollt ihr hier? Wohnt ihr hier überhaupt?«

Wie sich herausstellte, hatten unsere Mitbewohner vergessen, dass wir an dem Abend einziehen wollten, und veranstalteten eine Party mit den Nachbarn von unten. Im Treppenflur trafen wir eine kleine, rubensrunde junge Frau, die sich als Alex vorstellte und Nicolas fragte, ob er der neue Mitbewohner sei. »Nein, nein, das sind wir!«, rief ich dazwischen. Etwas enttäuscht bot sie uns einen Hausrundgang an. Dann drückte sie jedem von uns ein kaltes »Willkommensbier« in die Hand und sagte: »Aber nicht, dass ihr euch dran gewöhnt. Eigentlich teile ich nicht.« Sie deutete auf die Sachen im Kühlschrank, die mit ihrem Namen beschriftet waren. Dann führte sie uns stolz durch die Party, als wären so viele Leute an einem Ort schon an sich eine Leistung. Ich gab mir Mühe, den Gästen unvoreingenommen zu begegnen. Viele sahen aus wie frisch von der Kunsthochschule und noch merklich auf der Suche nach einem eigenen Stil.

Vielleicht lag es daran, dass man uns die Strapazen der Reise ansah, vielleicht auch an Nicolas’ charismatischem Äußeren, jedenfalls zogen wir alle Blicke auf uns, sobald wir einen Raum betraten. Die Leute starrten uns an, als sei es offensichtlich, dass wir Fremde waren. Gala sagte, es mache ihr nichts aus, sie wolle eh nicht Teil dieses Milieus sein. Im schwach beleuchteten Souterrain wummerte laute Musik, ein kleines Grüppchen tanzte. Der Rest war entweder draußen rauchen oder drängelte sich in den Fluren. Ich bekam mit, wie ein zotteliger blonder Typ sagte: »Der Gowanuskanal läuft krass unter Kapazität. Das mit der Verschmutzung wird aufgebauscht, wenn du mich fragst. Wahrscheinlich kann man sogar drin schwimmen.«

Unser Apartment A besteht aus den beiden oberen Stockwerken, Apartment B aus Erdgeschoss und Keller. Während wir die Treppen rauf- und runterliefen, musterten die Leute uns weiter. Unser Zimmer hat petrolfarbene Wände und einen Kamin mit rein dekorativer Funktion und riecht nach altem, lange abgesetztem Staub, der jetzt mit der Wärme nach oben steigt. Es gibt ein angrenzendes Bad mit einer Tür zum Flur. Die Tür muss man fest zudrücken, um sie überhaupt zu schließen, und auch dann springt sie meistens wieder auf. Ob es uns nichts ausmache, in einem Bett zu schlafen, fragte Nicolas beim Anblick des schmalen Doppelbetts. Gala legte mir den Arm um den Hals. »Wie in alten Zeiten. Wie Schwestern!« Sie meinte die sechs Monate, die ich bei ihr im Zimmer gewohnt hatte, als wir sechzehn waren; in der Schule nannte sie mich damals ihre »Untermieterin«. Ich verdrehte die Augen und befreite mich aus ihrer Umarmung. Nicolas warf mir einen Blick zu, der vermutlich bedeuten sollte: Du kannst auch jederzeit bei mir übernachten. Von uns beiden habe ich in seinem Herzen den größeren Platz. Auch unter Wahlverwandten gibt es Lieblingskinder.

Alex ließ uns allein, damit wir in Ruhe auspacken konnten, und rannte runter zur Party, wo die Musik lauter geworden war. »Die ist irgendwie strange — nicht im guten Sinne«, sagte Nicolas und strich sich die Haare glatt. Durchs Fenster sahen wir in den kleinen Garten, der voller Menschen war, und schnappten Konversationsfetzen auf. »Ich hör im Moment nur noch Kassetten!« — »Ja komm, über Heilsteine lachen kann jeder.« — »Danke, der Unterschied zwischen Ridgewood und Glendale ist mir durchaus bewusst!« Alex hatte gemeint, wir müssten unbedingt die Nachbarn von unten kennenlernen, die hätten so ein »schönes Kräuterbeet«. Ich vermute, für die Flora hatten die Partygäste gerade eher keinen Blick.

Das Zimmer haben wir von einer Frau namens Maggie gemietet, die in ihrem Schmuckkästchen nur Steine und Muscheln aufbewahrt und ein Apartment in Rockaway hat, wo sie den Sommer mit Surfen verbringt. Maggie ist eine Bekannte um zwei Ecken, aber wer ist das nicht. Wir sind uns noch nie begegnet, doch ich soll ihr jeden Monat einen Umschlag mit der Miete in den Briefkasten werfen.

Gala, die gerade den Kleiderschrank inspizierte, seufzte: »Davon wollen wir uns nicht mal was ausleihen.« Maggies Garderobe bestand zum Großteil aus Boho-Kleidern, allesamt lang, wallend und leicht entflammbar; die Schuhe im Schrank waren bis tief in die Rillen zugestaubt.

Langsam machte sich der lange Flug bei mir bemerkbar. Nach Westen über den Atlantik fällt mir immer schwerer als nach Osten. Ich legte mich quer aufs Bett, auf die dünne Decke, und versuchte zu entspannen. Erstaunlich, wie schnell man sich einen Ort zu eigen machen kann — es gehört nicht viel dazu, jedenfalls bei mir.

Gala begann mit dem Auspacken. »Willst du deine Sachen nicht aufhängen? Das knittert doch alles.« Ich ließ die Augen zu und murmelte: »Wir haben doch heute nichts mehr vor. Ich hab Zeit.« Zum Glück ist Sommer, so hatte ich viel mehr in den Koffer gekriegt — mindestens sechzig dünne Sommerteile. Ich bin ein Packprofi, Kommen und Gehen ist meine Spezialität. Da Gala und ich uns für die Wochenenden einen Flohmarktstand gemietet haben, könnte man meinen Kofferinhalt auch als »Ware« betrachten. Natürlich hatte ich Angst, am Zoll rausgewunken zu werden, strenggenommen bin ich wohl Importeurin.

Nachdem unsere Zimmertür nicht die sicherste war, platzten ständig Partygäste rein. Das Ausruhen konnte ich vergessen. Nicolas sah mit Sorge zu, wie alle naselang irgendwelche Typen zur Tür reinkamen, während wir uns bettfertig machten. »Ups, ich dachte, das wär das Klo«, sagten sie dann, lungerten aber weiter rum, als warteten sie auf eine Einladung. Bevor Nicolas sich verabschiedete, meinte er noch, wir könnten bald eine Spannergebühr erheben. Und bräuchten, ernsthaft jetzt, dringend ein Schloss. Nachdem sie wieder jemanden zum Bad nebenan gelotst hatte, rollte Gala mit den Augen. »Wie viel Pech kann man haben? Die Typen, die hier reinkommen, sind nicht mal süß. Totenblass, alle.« Die Männer einte offenbar eine Faszination fürs Prekäre, die sich — bei verdächtig geraden Zähnen — in ungewaschenen Haaren äußerte. Weil sie die Unterstützung ihrer Eltern nur widerwillig annahmen, zählten sie sich eigentlich nicht mehr zur oberen Mittelschicht. Solche Slumfetischisten gibt es natürlich in jeder Generation.

Als ich mit Maggie unsere Untermiete ausmachte, bat sie mich, für unseren Mitbewohner ein Shampoo aus England mitzubringen; er werde uns ewig dankbar sein. Ich packte es aus und stellte es im Badezimmer ins Regal. Ein junger Mann, etwa meine Größe und mit einem ähnlichen braunen Hautton, lugte um die Ecke: »Du bist der Shampoo-Engel!« Er stellte sich als Lucian vor (wie Freud). Wie ich erfuhr, hatte er ein paar Semester französische Literatur studiert, arbeitete aber inzwischen als Wirtschaftsdetektiv. Er fragte nach meiner Herkunft, weil er fand, wir könnten als Geschwister durchgehen. Auf meine Antwort erwiderte er: »›Exotisch‹, wie sie hier sagen! Schön. Lass uns zusammenhalten. Dir kann ich vertrauen. Unter uns — «, er beugte sich vor und redete im Flüsterton weiter, »die Mädchen im Haus sind nett und alles, aber ich traue weißen Frauen nicht über den Weg. Das sollte man nie — reine Vorsichtsmaßnahme.« Ich musste lachen, weil ich wusste, dass Gala im Schlafzimmer nebenan mithörte. Ich machte die Tür auf. Lucian verschränkte die Arme und sagte, wenn sie zu mir gehörte, wäre das was anderes. Ich nickte: »Gala ist aus Ex-Jugoslawien, für ne Weiße ist sie ziemlich leiderprobt.«

20. Mai

Mit alten Freunden sollte man sich gut stellen, sie wissen einfach zu viel. Für Samstagabend hatten Gala und ich zugesagt, ein paar Bekannte von früher zu bespaßen, die für ein langes Wochenende in der Stadt waren. Sie waren zu neunt angereist, aber die meisten kannte ich nicht — eigentlich hauptsächlich James, weil Gala ihm früher mal Steinchen ans Fenster geworfen hatte. Die Truppe hatte sich ein Einzimmerapartment gemietet. Mit New Yorker Immobilien kenne ich mich zwar nicht aus, doch mir scheint das für neun ausgewachsene Männer etwas klein. Wahrscheinlich hatten sie deshalb überall in der Stadt Flyer hingeklebt, auf denen sie ihre Vorzüge anpriesen:

EURE BOYFRIENDS FÜR ZWISCHENDURCH: 17.—23. MAY2013ERFAHREN & GUTAUSSEHENDLADYS FÜR ROMANTISCHERENDEZVOUS GESUCHT

VORAUSSETZUNG: WOHNUNG ZUM FEIERNNUR ERNSTGEMEINTE ANGEBOTE

Keine Ahnung, ob sie mit den Aushängen Erfolg hatten, jedenfalls zählten sie weiter auf unsere Mütterlichkeit. In mancher Hinsicht sind sie noch viel schlechter dran als wir, wenigstens kommen wir bisher ohne Werbeanzeigen aus. Aber wer auf uns zählt, lebt gefährlich, besonders in puncto Gefühle. Nach ein paar Drinks verfolgt Gala ihre eigene Agenda.

Die Jungs schoben uns zum Anfang der Schlange vor einer Bar, wo die Türsteher nur noch Leute reinließen, wenn jemand rauskam. In dieser Bar verkehrte ihre ideale Klientel — brave, behütete Mädchen aus der Vorstadt, die sich mal ein Wochenende gehenlassen wollen und vielleicht einen von ihnen aufnehmen würden. Ich bettelte den Türsteher an, Gala reinzulassen. Das tat er schließlich, doch der Rest musste draußen bleiben, sie hätten eigentlich Einlassstopp. Gala war erst zwanzig Minuten drin, als unsere Begleiter ungeduldig wurden. Ich unterhielt mich gerade mit dem Türsteher über die New Yorker Lärmschutzverordnung, als James rüberkam und sagte: »Hey, Isa, wollen wir nicht lieber weiterziehen?« Von Frauen wie Gala und mir wird immer erwartet, dass wir allen anderen den Abend retten — der Druck ist einfach enorm.

Gala regelt das schon, versprach ich, und tatsächlich verließ bald darauf eine Zehnergruppe die Bar und wir konnten rein. Keine Ahnung, was Gala ihnen erzählt hatte, wahrscheinlich was von »Gegenüber ist ne viel bessere Party, mit mir kommt ihr rein« oder »Du siehst interessanter aus als der Rest hier, du bist zu schade für diese Klitsche«. Galas rüpeliger Charme kann durchaus von Vorteil sein: Wer denkt, er hätte was Besseres verdient, zieht weiter.

Es wurde immer später, und inzwischen schien Gala unseren ursprünglichen Plan vergessen zu haben. Eigentlich wollten wir die Jungs anderen überlassen, damit wir uns nicht mehr um sie kümmern mussten. Aber während ich gerade vor dem Klo anstand, muss Gala mitbekommen haben, wie zwei von »unseren« Typen mit zwei Mädchen flirteten, die sie als »ungeschminkte Mäuschen« bezeichnete. Gala hält nichts von Leuten, mit denen man nett plaudern kann. Sie lebt nach dem Motto, ein gutes Gespräch grenze an Streit — wenn es nicht schwierig ist, war man eben zu feige. Und so wertete sie den Flirt der Jungs als Affront gegen unsere Gastfreundschaft und steigerte sich ziemlich rein. Einer der beiden, ein John-Henry, war mir den ganzen Abend hinterhergelaufen und hatte mir, Dankbarkeit und Bewunderung heuchelnd, einen Gin Tonic nach dem anderen ausgegeben. Dass er jetzt die andere angequatscht hatte, war mir egal; solange ich einen Drink in der Hand halte, bin ich mit allem im Reinen. Nur denkt Gala immer, ich würde still vor mich hin leiden, und will meine Ehre verteidigen. In diesem Fall glaubte sie, ich wäre über John-Henrys Sinneswandel gekränkt.

Für sie anscheinend Grund genug, eine Bierflasche nach der grauen Maus zu werfen. Ich mein, gehts noch? Das alles wäre nicht passiert, hätte sie erst mit mir geredet, aber mit Details braucht man ihr nicht zu kommen. Ich kann ihr aber auch keinen Vorwurf machen — seit Menschengedenken gehen Loyalität und Gewalt Hand in Hand, und vermutlich dachte sie, ich fände es lustig. Hätte ich bestimmt auch, wäre ich dabei gewesen. John-Henry fand es weniger lustig und jagte Gala aus der Bar, obwohl niemand verletzt worden war. Gala ist nämlich nicht als besonders treffsicher bekannt. Als gute Freundin ging ich raus, um mir ein Bild der Lage zu verschaffen. Ich schnorrte mir eine Kippe, während Gala sich hinter ein paar Fahrrädern versteckte. Die Tatwaffe in der Hand, marschierte John-Henry auf sie zu, worauf sich Gala mit erhobenen Händen ergab. »War nur Spa-haß!«

Der Typ, den ich angeschnorrt hatte, stand neben mir, und gemeinsam beobachteten wir still das Geschehen. Dann drehte er sich zu mir um. »Willst du ihr nicht helfen?« Ich lachte. »Von mir will sie bestimmt nicht gerettet werden.« Wie erwartet schritten in diesem Moment zwei junge Männer ein, die den Vorfall offenbar als Belästigung deuteten. »Lass sie in Ruhe, Mann, sie will nichts von dir.« Wetten, dass Gala die einzige Person auf der Welt ist, der zwei Fremde blind beispringen, auch wenn sie selbst offensichtlich die Übeltäterin ist? Mein Mitraucher lachte leise, als er sah, wie Gala, die nun auf einer kleinen Mauer saß, ihre zwei »Helden« pries, während beide versuchten, sie zu unterschiedlichen Partys abzuschleppen. Er wunderte sich, dass zwei so gegensätzlich auftretende Frauen so eng befreundet waren. »Diversität ist gut fürs Geschäft«, erklärte ich ihm, »außerdem bildet sie den Geschmack.« »Kann sein«, meinte er, und dann: »Du, ich hau gleich ab.« Wo er denn wohne, fragte ich, und er zeigte die Straße runter. »Warte kurz«, sagte ich und rief Gala. Als Profi im Szenemachen ist auch ihr klar: Ein abrupter Abgang ist das einzig akzeptable Ende. Während wir dem Typen folgten, zog sie mich am Ärmel und flüsterte »Wer ist das?«.

Er hieß Benjamin Elvis. Sein Apartment war rot und düster und erinnerte an einen Saloon. »So einen brauchen wir auch«, meinte Gala, als sie den Stierschädel über dem Sofa entdeckte. Benjamin hatte die Haare nach hinten geklatscht und war großzügig tätowiert. Auf seinen Handknöcheln stand REGRETS?, was Gala und ich ausgesprochen witzig fanden. Irgendwie denkt man bei vielen Tattoos automatisch, die Person wäre besonders tough. Vermutlich, weil sie zeigen, dass man Schmerzen aushält. Benjamin Elvis hatte einen russischen Mitbewohner namens Vlad, der aber erst »viel, viel später« nach Hause kommen würde, da er ein Mann des Nachtgeschäfts sei.

Unser Gastgeber legte schnulzige Musik auf und füllte drei Gläser mit Whiskey, ein Eiswürfel pro Glas, und für diese elegante Geste musste ich ihm einfach ein Kompliment machen. Draußen vor der Bar hatte ich ihn kaum in Augenschein genommen, aber jetzt fiel mir auf, dass er nicht unattraktiv war. Er hatte zwar ein fliehendes Kinn und die Augen standen etwas eng zusammen, aber so als Gesamterscheinung war er nicht verkehrt.

Auf dem Sofa saß ein moppeliger, schon leicht grauer Mops namens Pugsley, der, überwältigt von unserem Besuch, runtersprang und vor Aufregung direkt auf den Teppich machte. Peinlich berührt stürzte Benjamin Elvis los, um Putzzeug zu holen. Gala hatte vor allem Mitleid mit Pugsley.

Benjamin Elvis hatte um die Ecke in einer Bar gearbeitet und früher Schluss gemacht, weil wenig los war. Eigentlich hatte er auf einen ruhigen Abend gehofft, bis wir dazwischenfunkten. Während er sein Trinkgeld zählte, tanzten Gala und ich durchs Wohnzimmer, wurden immer übermütiger, und beim Versuch, mich herumzuwirbeln, ließ Gala mich fallen. Ich spüre schon den blauen Fleck am Oberschenkel. Als Nächstes nahm Gala das Bündel Scheine, das Benjamin Elvis gerade durchgezählt hatte, und warf es über mir in die Luft wie Konfetti — ein spektakulärer Effekt. Sie fand es irre lustig, und auch Pugsley hatte Spaß. Nach diesem Moment der Euphorie entschuldigte Gala sich überschwänglich und pflückte jeden Schein einzeln vom Boden auf, denn auch wenn ihr Verhalten manchmal andere Schlüsse zulässt, ist sie der totale Ordnungsfreak. Als sie ihm das Geld in die Hand drückte, fragte sie, ob er uns Jobs besorgen könne. »Das mit der Sommerdiät war nämlich nur Spaß. Wir wollen überhaupt nicht verhungern!« Ob wir wüssten, wie ein Whiskey Sour oder ein Old Fashioned ginge, fragte er. Gala antwortete, sie hätte schon so viele getrunken, dass sie es sich zutrauen würde. Benjamin Elvis war nicht überzeugt. »Könntest du es uns nicht beibringen?«, bettelte ich. Mit einem Blick, der nicht gerade geschwisterlich war, antwortete er: »Könnte ich.«

In Benjamin Elvis’ Schlafzimmer standen ein Schrank mit Spiegeltüren und zwei Gitarren mit F-Löchern, die aussahen wie große Geigen, und durch das Brummen des Ventilators kam einem die Straße draußen leise vor. Die Bettwäsche war glutorange, eine ästhetisch interessante Wahl. Benjamin Elvis legte sich in die Mitte zwischen uns. Kaum hatte Galas Kopf das Kissen berührt, war sie auch schon weg. Eigentlich wären wir nach Hause gefahren, aber manchmal ist es gar nicht so leicht, einen Schlussstrich unter eine Nacht voller Abenteuer zu ziehen. Selbstbeherrschung ist Übungssache und natürlich muss man irgendwann damit anfangen, aber in unserem Alter wäre es noch verfrüht. Nachts nach Hause fahren zu müssen, bedeutet für mich Stress pur, besonders, wenn die Subway so unregelmäßig kommt. Obwohl mitten in der Nacht, war es immer noch einen Tick zu warm. Ich drehte den Kopf zu Benjamin Elvis, um zu sehen, ob er noch wach war.

Ein Geräusch an der Tür weckte mich. Ein Mann kam rein und erschrak bei meinem Anblick. Er räusperte sich. »Ähm. Hallo?« Schlagartig wurde mir klar, dass ich nicht mehr in Benjamin Elvis’ Zimmer lag. Ich rappelte mich hoch und hielt dem Mann die Hand hin. »Entschuldigung. Du bist bestimmt Vlad. Ich bin Isa Epley.« Er wirkte unbeholfen, ich musste ihm einen richtigen Schreck eingejagt haben. Ich stand auf und setzte mich auf den Schreibtischstuhl. »Ich muss wohl geschlafwandelt sein«, erklärte ich. (Kein Wunder, als Einzelkind suche ich mir immer ein eigenes Bett.) Draußen wurde es schon hell, und er ging ans Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Ob er immer erst im Morgengrauen nach Hause komme, fragte ich. Er hatte ein irgendwie trauriges, verlebtes Gesicht und typisch russische Tattoos. »Macht mir nichts aus«, sagte er, »erinnert mich an die Sommer zu Hause, wo die Nächte hell sind.«

Ich klatschte in die Hände, etwas zu laut für die Uhrzeit. »Like midnight in Dostoevsky!« Die Zeile hatte ich mal bei Frank O’Hara gelesen. Als ich aufstand, um ins andere Zimmer zurückzugehen (wo wahrscheinlich niemand meine Abwesenheit bemerkt hatte), sagte Vlad im Flüsterton: »Ich bleib noch ein paar Stunden wach … wenn du nicht schlafen kannst, komm wieder her, dann nehmen wir einen Drink zusammen.« »Aber natürlich«, sagte ich und schloss hinter mir sachte die Tür.

Benjamin Elvis verschwand sofort nach dem Aufwachen zur Arbeit. Außer »Tür einfach zuziehen, die schließt automatisch« hatte er mir keine weiteren Instruktionen hinterlassen. Pugsley schlief zu Galas Füßen im direkten Luftstrom des Ventilators. Ich versuchte, Gala zu wecken, aber sie rührte sich nicht. Die Mittagssonne knallte ins Zimmer, und langsam wurde ich unruhig. Eine Weile setzte ich mich ins fensterlose Wohnzimmer, aber die Luft war furchtbar abgestanden, also ging ich ins Schlafzimmer zurück, um ein bisschen herumzuschnüffeln.

Als Gala aufwachte, blätterte ich gerade in einem Stapel Notizbücher, den ich unter dem Bett gefunden hatte. Der Inhalt taugte nichts. Bloß Daten und Notizen wie »Dad in Baltimore besucht. Hatte seine Angel vergessen. Nächstes Mal dran denken.« Ein Mann der Transparenz. Gala lachte. »Wahrscheinlich hat er einfach nichts zu sagen.« Mal ehrlich: Wer bei mir stöbert, bekommt bessere Unterhaltung. In dem Moment stieß ich auf den schrägsten Eintrag überhaupt. Gala riss mir das Notizbuch aus der Hand und kreischte »Pugsley baden + bürsten!« Wir konnten nicht mehr vor Lachen. Die Hitze stieg uns langsam zu Kopf.

Als wir aufbrachen, verschloss sich die Tür hinter uns, wie versprochen. Draußen war es sogar noch heißer, dabei war erst Mai. Gala schirmte sich die Augen ab. »Gott, ich bin total dehydriert.« Ich nahm eine Banane aus meiner Tasche und hielt sie ihr hin. Sie machte ein verdutztes Gesicht. »Hast du da drin die Obstschale geplündert?« Ich zuckte die Schultern und biss in einen Apfel. »Ich mach mir eben Sorgen um dich. Du hast bestimmt Anämie oder Würmer.« Worauf mich Gala als äußerst fantasiebegabt bezeichnete, aber hoffentlich als Kompliment. Nach zweimal falsch abbiegen erreichten wir schließlich die Subway-Station.

25. Mai

Liebe hat viel mit Faszination zu tun. Und in meinen einundzwanzig Jahren habe ich schon viele faszinierende Menschen kennengelernt. So viele sogar, und eine solche Bandbreite, dass Gala mich einen Ausbund an Toleranz nennt. Sie meint, an mir sei eine Anthropologin verlorengegangen. Und ich meine, der Zug ist noch nicht abgefahren, Stichwort Lebenslanges Lernen. Mit der Faszination verhält es sich aber so: Wenn es nichts mehr zu entdecken gibt, nutzt sie sich rasant ab.

Als ich achtzehn war und frisch nach England gezogen, hatte ich einen Freund, der britischer nicht hätte sein können: kalt, abweisend, Dipsomane durch und durch. Seine Familie hatte es mit London Dry Gin zu Reichtum gebracht. Mit einer Destillerie zu Hochzeiten des Gin-Booms hatte es angefangen, und zweihundert Jahre später floss der Gin immer noch in Strömen. Das Trinken habe er in vierter Generation geerbt, wie er sagte, und könne es nicht einfach aufgeben, sonst stünde es düster um die Dynastie. Sein Freundeskreis bestand aus lauter gutaussehenden Männern, die auch alle ein Vermächtnis zu bewahren hatten. Mit einigen blieb ich später in Kontakt, weil sie so ein entspanntes Verhältnis zum Geld hatten. Mein Freund hob sich von ihnen auf eine Weise ab, die ich anziehend fand. Er war zehn Jahre älter als ich und konnte sehr charmant grinsen. Und ich wollte ihn unbedingt zusammenflicken. Öffnen konnte er sich nur, wenn wir bis spätnachts zusammen an einer Theke hockten oder zu Hause auf dem Sofa am Ende einer durchzechten Nacht. Dass er mich bewundern und »schon ziemlich« mögen würde. Morgens mauerte er wieder und war zu mir wie zu allen anderen, hart und ungerührt. Ich machte mit ihm die Nächte durch, um auch nur einen Funken von dieser Wärme abzubekommen. Manchmal vergaß er sich zwischendurch, berührte flüchtig mein Knie, und diese sporadischen, lauwarmen Gesten fühlten sich immer wie ein Triumph an. Weil ich nie wusste, was in ihm vorging, glaubte ich, dass ich ihn liebte. Seine mysteriöse Art bereitete mir fast körperlichen Schmerz. Oft lag ich stundenlang einfach nur in meinem Bett und wartete auf irgendein Zeichen seiner Zuneigung. Zu meiner Verteidigung: Damals konnte ich bei Männern zwischen schwermütig und stumpfsinnig noch nicht gut unterscheiden.

Ein Wiedersehen mit einem früheren Geliebten ist wie ein Besuch in einem alten Zuhause: Alles daran wirkt zugleich fremd und vertraut. Je größer der Abstand, desto unwahrscheinlicher die einstige Verbindung. Eigentlich betreibe ich schon immer Feldforschung.

Seit unserer Ankunft waren Gala und ich jede Nacht aus, als Teil unserer angewandten Studien. Wir haben hohe Ausgaben, vor allem die zwanzig Dollar für das Taxi nach Hause läppern sich. Eigentlich hätten unsere Rücklagen mindestens drei Wochen reichen sollen. Wahrscheinlich müssten wir auf die Subway umsteigen, aber nachts wird eine Frau nun mal zur lebenden Zielscheibe. Oft kannst du nicht mal darauf zählen, dass dich ein Taxi wirklich ans Ziel bringt. Mit solchen Sorgen müssen wir uns Nacht für Nacht rumschlagen; hoffentlich lernen wir bei all den Feldstudien irgendwann auch mal was Nützliches.

Am Dienstag waren wir bei einer Fotografie-Ausstellung, wo wir viele neue Leute kennengelernt haben. Alle wollten wissen, was wir in New York machen, an was für Projekten wir arbeiten, woher wir überhaupt kommen. Auf Galas Antwort, wir würden »überhaupt gar nichts« machen, erntete sie nur hochgezogene Augenbrauen. »Seid ihr Praktikantinnen bei Zeitschriften?« Niemand schien zu verstehen, was Gala da sagte. Ich dachte, es liege vielleicht an ihrer Aussprache — sie nuschelt manchmal ein bisschen — und wiederholte mit Nachdruck: »Nichts! Wirklich gar nichts!« Woraufhin die Fragenden anscheinend keine große Lust mehr hatten, sich mit uns zu unterhalten. Nach einer höflichen Auflistung ihrer größten Erfolge wendeten sie sich anderen zu, von denen sie bereits wussten, dass sie wichtig waren. Zum Abschied schüttelten sie uns die Hand, lobten unsere »gute Aura«, nannten uns »frischen Wind«. Woraufhin Gala meinte: »Diese armen Trottel.« Ich lerne schnell, was in New York als soziale Währung gilt.

Wir waren schon auf vielen Kunstveranstaltungen, haben aber von der Kunst nie viel gesehen. Vor etwa fünf Jahren müssen ganze Horden vielversprechender Jungmodels aus der tiefsten Provinz nach New York gezogen sein, denen jetzt, nachdem sie aus der knappen Spanne zwischen vierzehn und zweiundzwanzig rausgealtert sind, klar wird, dass Modeln vielleicht nicht mehr das beste Ventil für ihre Talente ist. Weshalb sie alle auf zeitgenössische Kunst umsatteln. Ein bisschen tun sie mir auch leid. Es muss qualvoll sein, Sätze zu sagen wie »Ich wollte unbedingt der Spannung zwischen Bla und Blubb nachspüren«. Mein einziger Kritikpunkt wäre, dass Vernissagen hauptsächlich von Menschen über eins achtzig besucht werden. Da ist es auch kein Wunder, dass Gala und ich noch keine Kunst gesehen haben.

Sich zum Ausgehen fertigmachen hat was Beruhigendes. Man muss sich dabei Zeit lassen, so steigt langsam, aber sicher die Stimmung. Wir haben unsere Rituale und kosten es richtig aus: Gala legt Musik auf, die Vorfreude weckt — gar nicht auf etwas Bestimmtes, sondern auf das Ungewisse. Auf dem Nachttisch liegt eine Schale mit Limettenspalten bereit, die wir oben in die Bierflaschenöffnung stopfen.

Wir tanzen durchs Zimmer und machen eine Bestandsaufnahme der Garderobe. Weil Gala sich für eine Stylistin hält, gibt sie mir Ratschläge. Wenn ich zum Beispiel ein bodenlanges Netzkleid mit aufgestickten Gänseblümchen hochhalte, sagt sie: »Damit kommst du über keinen Zaun.«

In Sachen Outfit gibt es nur eine Regel: Wenn du dich darin wohlfühlst und einen Hauch von Angst verspürst, dass du in der Öffentlichkeit dafür einen Spruch erntest oder irgendwer es zu krass findet, dann zieh es an. Wer weiß, vielleicht fühlt sich eine andere Frau dadurch ermutigt! Wenn man seinen Körper schon bekleidet, warum nicht so, dass es gut aussieht? So viele Leute halten Mode für oberflächlichen Schnickschnack, dabei kann sie richtig Mut machen — wie gut ist das, bitte?

Wir waren jetzt fast jede Nacht bis vier Uhr morgens in diesem Club namens Enfin. Die Drinks sind teuer, aber an unserem ersten Abend hatte ein Mann Gala draußen angeschnorrt und uns im Gegenzug Getränke versprochen. Warum er sich keine eigenen Kippen kaufe, wenn er schon Runden spendiere, fragte Gala. Sie ist manchmal etwas indiskret. Er sei der Inhaber, antwortete er, und hätte keine Zeit gehabt, zum Kiosk zu gehen. Er stellte sich als Michael Morgan vor. »Oh, Alliteration!«, rief ich. »Deine Eltern haben sich richtig Gedanken gemacht.« Er gab mir recht und löste letztendlich sein Versprechen ein. Und das jeden Abend. Wann immer er uns mit leeren Händen sieht, bestellt er einen Gin Tonic für mich und einen Gin & Soda für Gala. Wie sagt Gala immer: »Wenn er deinen Drink nicht kennt, kennt er dich nicht!«

Es ist ein schöner Club, voll mit Spiegeln, Kristalllampen und einem feinen Dunst aus der Nebelmaschine. Die Spiegel sind so platziert, dass man von überall aus sehen kann, was im Club passiert. Praktisch, vor allem, wenn man es darauf anlegt, gesehen zu werden. An der Decke sind sogar vergoldete, Beaux-Arts-ähnliche Zierleisten angebracht, was mich an den Club im Haus von Georges Bizet in Paris erinnert, nur dass das eben authentisch alt ist und sich sein elitäres Flair verdient hat — immerhin hat er dort Carmen geschrieben!

Das Enfin ist bis jetzt unser Lieblingsclub in New York, weil immer der richtige Song läuft. Man darf nicht vergessen, für wen die Musik ist, denn ohne Frauen und Schwule gäbe es ja gar keine Partys. Sie sind es, die die besten Clubs am Laufen halten — zusammen mit denen, die mit Geld um sich werfen, um ihre Armseligkeit zu vergessen.

Gala hat schon mit vier Jahren angefangen zu tanzen und eine professionelle Ausbildung durchlaufen, weshalb sie sich ein Expertinnenurteil zutraut: Sie findet, ich tanze wie auf leeren Magen (ich nenne es unbekümmert). Ihre Kritik erinnert mich an den Katalanen, den ich mal kennengelernt habe, der vier Sprachen fließend konnte und meine mangelnden Kenntnisse beschämend fand. Als er hörte, dass ich Pinay und Salvadoreña bin, schimpfte er: »Was ist mit deinem kulturellen Erbe, Isa?!« Als wäre es meine Schuld, dass mein Vater uns verlassen hat, bevor ich etwas aufschnappen konnte, und meine Mutter zu beschäftigt damit war, jung und alleinerziehend zu sein. Der Katalane war schön, aber kaute Hasch wie Kaugummi, wodurch sein Mund fast viktorianisch gelb aussah. Er sollte mir für einen Werbespot eine Choreographie beibringen, und jedes Mal, wenn ich mich vertanzte, klatschte er direkt an meinem Ohr in die Hände und schimpfte: »Fließt bei dir überhaupt irgendwas in den Adern? Wo ist dein Blut! Feuer! Präzision!« Eigentlich hätte mir das den Spaß verderben sollen. Aber nein, Gala und ich durchtanzen die Nächte, seit wir fünfzehn waren, und sind damit quasi Veteraninnen. Michael Morgan meint, es sei »faktisch unmöglich«, dass wir irgendetwas schon lange machen. (Damit spielt er auf unser Alter an, aber Gala und ich sind halt einfach sehr fleißig.)

Ich kann das euphorische Gefühl beim Tanzen schlecht erklären. Es hat was von Hyperventilieren und auch was von Hypnose. Wenn man will, kann man sich in nichts auflösen. Was durchaus beängstigend sein kann, vor allem, wenn man sonst immer versucht, irgendwas oder irgendwer zu sein. Trotzdem bin ich beim Tanzen so sorglos wie sonst nie. Wir tanzen nicht, um andere zu animieren — eher im Gegenteil. Ich bin lieber Teil des Inventars als eine Option, und Gala und ich brauchen sowieso Platz auf der Tanzfläche. Wir haben uns inzwischen angewöhnt, immer kurz vor der letzten Runde zu verschwinden; es ist einfach zu ernüchternd, wenn das Licht angeht. Aus der Traum und ab nach Hause, wo auch immer das sein soll.

Gala und ich haben fast den ganzen Tag damit verbracht, unseren Marktstand für morgen vorzubereiten. Wir gönnen uns eine Nacht Pause vor unserem ersten echten Arbeitstag.

27. Mai

Weil wir am nächsten Morgen an unserem Stand arbeiten mussten, wollten wir eigentlich nicht ausgehen, aber zu einer Mottoparty konnten wir schlecht nein sagen. Klar, in diesem Sommer geht es um so was wie Erwachsenwerden, zumindest mal testweise, aber auch um Spaß. Und ich nehme beides ernst.

»Kimono-Party, Nolita. Keine Ausrede«, schrieb mir unverhofft eine Freundin, die ich mit neunzehn in Paris kennengelernt hatte. Zufällig hatte ich sogar einen Kimono dabei. Eine mondäne japanische Geschäftsfrau, die in London auf Dienstreise war, hatte ihn mir geschenkt. Es war ein sogenannter Yukata mit Blütenmuster, der laut der Japanerin besonders gut zu meinem Alter und meiner Art passe (sie nannte mich das blühende Leben). Er stammte aus Kyoto, einer Stadt, die ich nur im Traum besucht habe, und immer wenn ich ihn trage, muss ich daran denken, dass er viel weiter rumgekommen ist als ich. Was für ein Glücksfall, dass ich ihn eingepackt hatte. Gala allerdings besaß keinen Kimono und ging darum rüber in Alex’ Zimmer, die mal wieder nicht zu Hause war. Ich hatte das Zimmer nie betreten, aber Gala schien sich auszukennen. Aus irgendeinem Grund hat Alex gleich mehrere Kimonos im Schrank. Gala entschied sich für einen dunkelroten, bedruckt mit goldenen Blättern wie das Kreuzsymbol auf einer Spielkarte. Wir banden uns die Haare oben auf dem Kopf zum Dutt, und Lucian kam extra runter, um uns »kleinen Geishas« mit der Schleife zu helfen.

Die Straße zur Subway war mit Polizei-Wachtürmen gesäumt, Müll fegte über den Bürgersteig wie Steppenroller. Vor dem Kiosk auf unserer Straße, wo Gala noch Zigaretten kaufen wollte, riefen uns ein paar Typen hinterher: »Krasse Verkleidung! Ab nach Chinatown!« Womit sie wohl vor allem mich meinten. Ob sie noch nie einen Kimono gesehen hätten, fragte Gala verächtlich. Eine Frau im Kimono geht vielleicht noch — zwei allerdings fallen in unserem Teil von Brooklyn schon auf.

Ansonsten sind die Leute in unserer Gegend sehr freundlich und rufen uns immer nette Sachen aus dem Auto zu. Gala hat von den Nachbarn den Spitznamen »Schneeflöckchen« bekommen, wegen der blonden Haare, und mich nennen sie »Princesa« oder, die Jüngeren, »Ma«. Letzteres mag ich, da schwingt Familienzugehörigkeit mit. Ich warte immer noch auf eine Einladung zum Barbecue.

Die Party fand passenderweise im Keller eines schicken Sushi-Restaurants statt. Eine Gruppe von Leuten stand draußen, an der Tür eine zierliche Frau mit einem Klemmbrett. Wer sich normal angezogen der Tür näherte, wurde sofort weggeschickt. Ich rief die Freundin an, die uns eingeladen hatte, aber erreichte nur die Mailbox. Schließlich winkte die Einlasserin uns heran, und ich stellte uns als Freundinnen von Daisy vor. Der Türsteher inspizierte unsere Ausweise, las Galas Geburtsort und meinte: »Sarajevo? Harte Zeiten, was?« Mit einem kalten Blick nahm sie ihm den Pass ab. »Ja.« Die Reaktion bekommt Gala so ungefähr jedes Mal, wenn sie sich ausweisen muss.

Die Bar war im Stil einer japanischen U-Bahn gestaltet, mit kleineren, durch bemalte Tafeln abgetrennten Abteilen. Die Crowd bestand hauptsächlich aus Kunstleuten, die im Schneidersitz und im Kimono auf Bänken saßen. Aus den Boxen kam japanischer Punk mit Shamisenklängen. Gala blickte sich um: »Find dich damit ab, Isa. Näher kommen wir wahrscheinlich nie an Japan heran.«

Wir hatten uns gerade an der Bar angestellt, als Daisy auftauchte. »Was steht ihr hier rum? Kommt mit ins Separee. Sie bringen uns gleich drei Flaschen kalten Sake! Und ihr müsst unbedingt sehen, wen ich mitgebracht habe, sonst glaubt ihr mir nicht!« Daisy ist die Unschuld vom Lande. Früher trug sie Zöpfe und lebte auf einer Farm irgendwo im Mittleren Westen oder im Süden, bis sie eines Tages in einen Bus stieg und in New York landete. Man erkennt es noch an ihrer Aussprache, sie behaucht alle wh-Wörter. Daisy sieht auch aus wie ein Farmgirl, erdbeerblonde Haare, kräftige Zähne und Sommersprossen. In dieser Stadt der schiefen Gesichter verleiht ihr das einen besonderen Charme, ihre Schlichtheit macht sie zu einem beliebten Fotomotiv. Mir kommt sie vernünftig vor, fast altmodisch. Sie gilt als »charakterfest«, was aber einfach die logische Folge ist, wenn jemand in jungen Jahren einen Haufen Ängste eingeimpft bekommt. Viele finden sie auch »authentisch«. Seit ich sie kenne, hat sie sich ungefähr vierzig Mal verliebt, immer zufällig in einen Mann, der ihr etwas bieten konnte. Ein Glückstreffer nach dem anderen. Ihr offenes Gesicht — weit auseinanderstehende Augen, große Stirn — wirkt auf Männer wie ein Magnet. Sie gibt es selbst zu: »Unschuld zieht immer.« Ihr passieren am laufenden Band die verrücktesten Dinge, und so richtig kann sie es sich auch nicht erklären.

Wir folgten Daisy durch einen Vorhang und einen engen Flur. Die Musik aus dem großen Raum klang hier gedämpfter, und Daisy klopfte auf ein unauffälliges Wandpaneel. Ein großer Mann schob die Tür auf und rief: »Daisy! Wir dachten schon, du hast uns im Stich gelassen!« Daisy boxte ihn freundschaftlich auf die Brust und machte einen großen Schritt in den Raum. »Ich hab bloß bessere Gesellschaft besorgt!« Sie winkte uns rein. Die Einrichtung war einem japanischen Teezimmer nachempfunden, die Wände in Beigetönen gehalten, und alle saßen auf Matten und Kissen auf dem Boden. Ich fragte mich, ob die Besitzer des Clubs Japaner waren oder Japan bloß das Motto war. Die etwa zehn Personen im Raum verstummten, als wir reinkamen, und drehten die Köpfe zu uns. Daisy klatschte in die Hände. »Also! Das hier ist Isa Epley mit ihrer wunderbaren Freundin Gala Novak.« Alles lächelte in unsere Richtung und deutete auf freie Plätze rings um den Tisch, damit wir uns dazusetzen konnten. Die Leute machten einen netten Eindruck, aber wie ich Daisy kannte, waren sie auch alle irgendwie nützlich. Dann knuffte Gala mir fest in die Rippen und deutete mit dem Kopf auf einen Mann am anderen Ende des Tisches. »Erkennst du den nicht?« Ich sah kurz zu ihm auf und lächelte. »Nein, wer ist das?«, fragte ich und kniff übertrieben die Augen zusammen. Gala lachte, boxte mich in den Arm. »Bullshit! Du weißt genau, wer das ist!« Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um mein Grinsen zu verbergen. »Nein, wer denn?« Gala verdrehte die Augen. »Ha, ha, ha.«

Das Einzige, was ein Promi garantiert nicht hat, ist Anonymität. Was zufällig etwas ist, womit ich freigiebig sein kann. Daisy legte den Arm um mich und führte mich zu dem Mann. »Sage, du musst un-be-dingt Isa kennenlernen. Ihr fällt zu jedem Thema irgendwas Abgefahrenes ein.« Daisy hielt mein Kinn sanft fest, um ihre Aussage zu unterstreichen. »Egal welches Thema! Isa steckt voller Ideen.« Damit bugsierte sie mich auf den Platz neben ihm auf dem Boden. »Weißt du, Isa, uns andere findet er furchtbar langweilig, und ich kann ihm nicht helfen. Aber vielleicht du.« Daisy ist wirklich eine begnadete Kupplerin. Als Nächstes schob sie Gala an den Schultern in Richtung irgendeines Filmproduzenten. Gala winkte mir zu, als Zeichen, dass alles in Ordnung war. Mein Glück, dass ich unter Druck gut funktioniere.

Sage Hopkins hatte zwar an der Juilliard School studiert, wollte dann aber irgendwann nicht mehr für seine Kunst hungern und zog nach Los Angeles. Glaubt man den Zeitschriften, ist er in einer Mormonengemeinde aufgewachsen. Daisy kennt er aus ihrer Schauspielphase, die beiden waren gleichzeitig am Actors Studio, wo er seine Method-Ausbildung absolvierte. Sage hatte in so ziemlich allem mitgespielt, bis zu dem Ausraster bei diesem Filmfestival vor ein paar Jahren. Jetzt macht er noch ab und zu einen Indie-Film und tritt bei Pressekonferenzen mit Lautpoesie auf, was natürlich seinen zweifelhaften Ruf nur befeuert.

»Schöner Name, Isa. Wie schreibt man das? Hier.« Sage schenkte Sake in eine kleine Porzellantasse, bis er überschwappte. »Keine Sorge, das Kleckern gehört dazu. Es steht für Wohlstand und Fülle.« Ich wischte mir die nasse Hand am Kimono ab und nahm höflich einen Schluck. »Na, dann zweifach danke. Isa schreibt man I-S-A.« Er seufzte leicht und murmelte meinen Namen mehrfach hintereinander. Ich lächelte höflich, um nicht zu lachen. Als er fragte, was ich in New York mache, antwortete ich, es sei ein Experiment. »Ein Experiment für New York?«, erwiderte er. Warum er die anderen langweilig finde, wollte ich wissen. Er ließ den Blick sanft in die Runde schweifen und sagte dann, er wolle nicht gemein sein, aber er durchschaue sie nun mal alle und wisse, was sie von ihm wollten. Durchschauen könne man niemanden, sagte ich, jeder Mensch verstecke doch irgendeine tiefe, dunkle Geschichte. Ich lehnte mich näher heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Daisys richtiger Name ist übrigens Mary-Ann. Und deiner?« Er schüttelte beschämt den Kopf. »John, und deiner?« Ich wich zurück und sagte mit großem Ernst, »Dann müsste ich dich töten.« Er lachte.

»Was ist denn deine Geschichte? Woher kommst du? Ich meine, deine Eltern.« Er schaute mich schüchtern an. Die Frage kannte ich schon, und so drehte ich ihm die Schulter zu und senkte den Blick auf eine Art, die meine Mutter als kokett bezeichnet hätte. »Willst du wissen, warum ich so hübsch bin? Wenn ja, frag doch einfach das.« Man kann gefallen, ohne sich alles gefallen zu lassen.

Schon seltsam, wenn einem ein fremdes Gesicht bestens vertraut ist. Dass alles irgendwo auf Video festgehalten war, ich seine Züge und seine Mimik kannte und ihn hatte weinen sehen, verschaffte mir einen unfairen Vorteil, denn er wusste nichts über mich. Offensichtlich war ihm diese Dynamik aber nicht fremd. Oft sind Menschen, die sich selbst satthaben, unglaublich neugierig. »Warum hast du dir ausgerechnet New York ausgesucht?«, fragte er sanft. »Ich stelle mir vor, du hast es hier schwerer.« Ich lächelte. »Das stimmt wohl. Aber ich habe ein paar einmalige Talente. Und manches geht eben nur in New York; es ist gleichzeitig leichter und schwerer.« Er sah mich an, als versuchte er, aus mir schlau zu werden. »Du bist echt rätselhaft.« Ich lachte. »Rätselhaft — wie das? Ich rede doch die ganze Zeit.«

Dann befand ich, dass es Zeit war zu gehen, sonst würde ich vollends den Kopf verlieren. Ich erhob mich langsam (gar nicht so leicht im Kimono), doch Sage hielt mich am Handgelenk fest. »Geh noch nicht, hier ist der einzige Ort, wo ich sein kann, wenn ich nicht in die Öffentlichkeit will. Bleib noch ein bisschen.« Ich blickte in sein wohlproportioniertes, hilfloses Gesicht und versprach, ich würde nur nach Gala schauen und anschließend zurückkommen. Als Gala mich dastehen sah, stand sie ebenfalls auf. »Wo ist das Klo?«

Mein Gesicht glühte, als ich mich auf den Waschtisch setzte und Lippenstift nachlegte. Durch die Lüftung oben wummerte die Musik aus dem Club. Das warme, schmeichelhafte Licht war gut für wackliges Selbstvertrauen. Clubtoiletten sind Zufluchtsorte. Was habe ich dort nicht schon alles an guten Ratschlägen verteilt und bekommen. Es ist der ideale Ort für ein Gipfeltreffen. Gala zog eine kleine Bürste aus ihrer Tasche, löste ihren Haarknoten und bürstete sich mehrmals kräftig. »Ich hab uns eventuell einen Job besorgt, mit Larry, diesem Producer. Ich hab ihm aber schon gesagt, dein Ding wäre es eher nicht. Viel rumlatschen und Leute um Geld anhauen.« Schon der Gedanke an einen solchen Job machte mich müde. »Wir wären bestimmt nicht schlecht darin. Aber wir sind noch nicht verzweifelt genug.«