Ihr Cowboy-Milliardär Rowdy - Liz Isaacson - E-Book

Ihr Cowboy-Milliardär Rowdy E-Book

Liz Isaacson

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Beschreibung

Ein rüpelhafter Cowboy-Milliardär, die Frau, die er in aller Öffentlichkeit um ein Date bittet, und die Familientradition, die sein Herz berührt und Cy und Patsy zusammenführt. Als Cy Hammond erst seine Freundin und dann sein Motorradgeschäft verliert, wird es Zeit für einen Neuanfang. Seine Wahl fällt dabei auf Coral Canyon, denn der Großteil seiner Familie lebt jetzt dort. Als er die Weihnachtsfeierlichkeiten in der Whiskey Mountain Lodge besucht, funkt es zwischen ihm und einer gewissen Blondine … die ihn einmal fast überfahren hätte. Patsy Foxhill wollte Cy nicht über den Haufen fahren, als sie ihn auf der Obstplantage ihrer Familie traf. Das Anwesen gehörte den Foxhills seit Generationen, und das lausige Management ihrer Schwester hatte dazu geführt, dass sie einen Teil des Landes verkaufen mussten. Sie war verzweifelt. Sie hatte Cy Hammond danach auch nicht vergessen. Als er sie dann aus Versehen über die Lautsprecheranlage der Lodge um ein Date bittet, fällt Patsy nur eine Antwort ein – sie sagt Ja. Als die zwei sich besser kennenlernen, stellt sie fest, dass Cy manchmal ein ziemlicher Rüpel sein kann. Sobald sie aber den wahren Cowboy und Milliardär hinter dem Rowdy kennenlernt, erkennt sie, was für ein gutes Herz er hat. Kann Patsys Glauben an Cy bewirken, dass er den Frauen wieder vertraut? Oder wird er alle enttäuschen …, einschließlich sich selbst?

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IHR COWBOY-MILLIARDÄR ROWDY

EIN HAMMOND BROTHERS-LIEBESROMAN, WEIHNACHTEN IN DER WHISKEY MOUNTAIN-BERGHÜTTE BUCH 3

LIZ ISAACSON

INHALT

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Vorgeschmack Ihr Cowboy-Milliardär Bad Boy Kapitel 1

Vorgeschmack Ihr Cowboy-Milliardär Bad Boy Kapitel 2

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Über die Autorin

BUCHBESCHREIBUNG:

Ein rüpelhafter Cowboy-Milliardär, die Frau, die er in aller Öffentlichkeit um ein Date bittet, und die Familientradition, die sein Herz berührt und Cy und Patsy zusammenführt.

Als Cy Hammond erst seine Freundin und dann sein Motorradgeschäft verliert, wird es Zeit für einen Neuanfang. Seine Wahl fällt dabei auf Coral Canyon, denn der Großteil seiner Familie lebt jetzt dort.

Als er die Weihnachtsfeierlichkeiten in der Whiskey Mountain Lodge besucht, funkt es zwischen ihm und einer gewissen Blondine … die ihn einmal fast überfahren hätte.

Patsy Foxhill wollte Cy nicht über den Haufen fahren, als sie ihn auf der Obstplantage ihrer Familie traf. Das Anwesen gehörte den Foxhills seit Generationen, und das lausige Management ihrer Schwester hatte dazu geführt, dass sie einen Teil des Landes verkaufen mussten. Sie war verzweifelt. Sie hatte Cy Hammond danach auch nicht vergessen. Als er sie dann aus Versehen über die Lautsprecheranlage der Lodge um ein Date bittet, fällt Patsy nur eine Antwort ein – sie sagt Ja.

Als die zwei sich besser kennenlernen, stellt sie fest, dass Cy manchmal ein ziemlicher Rüpel sein kann. Sobald sie aber den wahren Cowboy und Milliardär hinter dem Rowdy kennenlernt, erkennt sie, was für ein gutes Herz er hat.

Kann Patsys Glauben an Cy bewirken, dass er den Frauen wieder vertraut? Oder wird er alle enttäuschen …, einschließlich sich selbst?

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KAPITELEINS

Cy Hammond blieb in der Nähe seiner Eltern und seiner Großmutter, während die Leute in alle Richtungen zu strömen schienen. Die Lodge war ein edel ausgestattetes, massives Gebäude, das sich seiner Ansicht nach perfekt in die Berglandschaft einfügte.

Ja, die Whittakers wussten, wie man eine gute Feier organisierte. Es war schon eine große Leistung bei so vielen Gästen, die zur Baumeinweihung an Heiligabend in die Lodge kamen, nicht den Überblick zu verlieren und dafür zu sorgen, dass jeder als kleine Aufmerksamkeit einen Strumpf mit Geschenken bekam.

Und er wusste auch, wem sie diesen gelungenen Abend zu verdanken hatten, denn Cy war unauffällig genug, um sich unter die Leute zu mischen und alles genau zu beobachten.

Seiner Meinung nach war er ein guter Beobachter. Jedenfalls gefiel ihm dieser Gedanke.

Patsy Foxhill war diejenige, die alles in der Lodge am Laufen hielt. Sie sprach mit mehreren Frauen und mit Beau Whittaker, und alles lief reibungslos. Würde sie das nicht tun, würde hier das reinste Chaos herrschen.

Cy wusste es ganz genau, denn in seinem Motorradgeschäft hatte er einen Mitarbeiter, der genau dasselbe tat. Wade wusste über jede Einzelheit in Rev for Vets Bescheid, aber er war nicht das Aushängeschild des Geschäfts. Cy war derjenige, der in der Öffentlichkeit stand, wo alle Augen auf ihn gerichtet waren.

Beau hatte eben verkündet, dass Cy im Frühjahr sein Geschäft eröffnen würde. Die Baustelle machte große Fortschritte, besonders jetzt, da die Wände und das Dach fertig waren. Dabei hatte er ein paar Wochen lang befürchtet, dass das Wetter ihm einen Strich durch die Rechnung machen würde und er sein Geschäft nicht vor dem nächsten Weihnachtsfest wiedereröffnen könnte.

Letzte Woche hatte er Wade angerufen, um sicherzugehen, dass der Umzug wirklich keine Option für ihn war. Er hatte ihm sofort die Stelle angeboten, nachdem er mit Patsy telefoniert und sie seinem Preisvorschlag für das Grundstück zugestimmt hatte.

Wade hatte zum dritten Mal Nein gesagt, was bedeutete, dass Cy ohne Manager für sein Geschäft dastand. Er wusste, wen er für den Job haben wollte und im selben Moment kam die Blondine auch schon ins Wohnzimmer; ihre hübschen blauen Augen suchten offensichtlich nach jemandem.

„Graham“, sagte sie, als sie ihn entdeckte. „Wir brauchen dich in der Küche.“

Der hochgewachsene Cowboy ging mit ihr mit und Cy fragte sich, ob sie noch etwas für ihn empfand. Seine Haut und Muskeln knisterten nach ihrer elektrisierenden Begegnung immer noch, und das war schon Monate her. Er hatte ihre Handynummer, aber er hatte nur über geschäftliche Dinge mit ihr gesprochen und sobald der Kaufvertrag unterschrieben war, gab es zwischen ihnen nichts mehr zu besprechen.

Cy hatte im Norden der Stadt ein Haus gemietet und er hatte die Absicht, sich auf den acht Hektar, die er jetzt besaß, ein eigenes Haus zu bauen. Das Geschäft nahm die zwei Hektar am hinteren Ende des Grundstücks ein und Cy hatte sich sogar überlegt, ein drittes Stockwerk hinzuzufügen und einfach oben einzuziehen.

Letztendlich aber wollte er nicht sein gesamtes Leben an einem Ort verbringen und er hatte einen Architekten damit beauftragt, ein großzügiges und komfortables Haus zu entwerfen, ohne dass für den Bau zu viele Apfelbäume geopfert werden mussten.

Dabei war Cy nicht einmal ein besonders großer Fan von Äpfeln – er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal einen gegessen hatte – aber die Plantage lag Patsy am Herzen. Und aus irgendeinem Grund wollte er, dass sie mit den Entscheidungen, die er für ihre Obstplantage traf, zufrieden war.

Deine Obstplantage, rief er sich in Erinnerung, als gleichzeitig eine Art Gong ertönte. Er blickte zur Tür, aber niemand schien in diese Richtung zu schauen. „Hallo zusammen“, sprach Patsy über den Lautsprecher der Lodge. „Wir treffen uns jetzt alle im Esszimmer. In zwei Minuten wird das Abendessen serviert.“

Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er Patsys Stimme hörte. Sie vermittelte eine gewisse Autorität, die er gut fand, aber auch eine angenehme Weiblichkeit. Sie versteckte sich nicht hinter ihren Haaren und sie betonte ihre Frisur mit großen Ohrringen und der perfekten Menge Make-up. Heute Abend trug sie eine enge schwarze Jeans und einen gelben Pullover mit einem weißen Stern in der Mitte.

Die Leute begannen, in die Küche zu gehen und Cy nahm seine Großmutter an die Hand. „Bleib bei mir, Oma“, sagte er. „Ich werde dir einen guten Platz suchen.“ Er wandte sich zur Tür um und begegnete schließlich Patsys Blick. Sie waren den ganzen Nachmittag umeinander herumgetändelt und jetzt stand er ihr direkt gegenüber.

„Hallo Cy“, sagte sie lässig. Ihr Blick gab nichts preis.

„Hey Patsy.“ Er schenkte ihr ein, wie er hoffte, strahlendes Lächeln. Es fühlte sich gut auf seinem Gesicht an und ihr Mund bog sich ebenfalls leicht nach oben, also wertete er das als Erfolg. „Frohe Weihnachten.“

„Frohe Weihnachten.“ Sie blickte zu seiner Großmutter. „Ich habe einen Platz für dich, Opal.“ Sie streckte ihr die Hand aus und Cy übergab seine greise Großmutter in Patsys Obhut.

Er hatte das Gefühl, dass ihm die Luft wegblieb und ließ seinen Eltern ebenfalls den Vortritt. Hinter den breiten Schultern seines Vaters verlor er Patsy aus den Augen und duckte sich in einen Seitengang, an dessen Ende sich eine Tür befand.

Allerdings ging er nicht ganz nach draußen, denn ohne Wintermantel wäre das glatter Selbstmord. Er öffnete leicht die Tür und atmete langsam die frische Luft ein, die draußen etwa dreißig Grad kälter sein musste.

„Was wird mit meinem Manager?“, fragte er. „Herr, du hast mich hierhergeführt. Ich brauche jetzt deine Hilfe.“ Wenigstens hatte McCall zugestimmt, im März nach Coral Canyon zu kommen, zusammen mit zwei weiteren Mechanikern. Winslow und Dom von seinem Design-Team hatten dem Umzug zugestimmt, genauso wie seine Sekretärin Marissa.

Noch viel mehr Leute hatten bei ihm gearbeitet, aber in den vergangenen sechs Monaten hatten sie sich andere Jobs gesucht. McCall und Winslow hatten das auch, aber als Cy ihnen ein Angebot inklusive Umzugsprämie gemacht hatte, waren sie bereit gewesen, zu kündigen.

„Ich brauche sehr viel mehr Hilfe“, fügte er seinem Zwiegespräch mit dem Herrn hinzu. Er zupfte einmal an dem Gummiband an seinem Handgelenk, denn das Geräusch beruhigte ihn. Draußen wehte ein starker Wind und rüttelte an der halb geöffneten Tür.

Schnell griff nach dem Türgriff, damit sie nicht aus den Angeln gehoben wurde. Blitze zuckten und nur zwei Sekunden später grollte ein Donnern über den Himmel. Ein lautes Donnern.

Cy zog die Tür zu und verriegelte sie. Er spähte durch das Glas, als der Hagel auf den Boden prasselte. Wieder schnippte er das Gummiband. Dann noch einmal.

„Warum machst du das?“

Er zuckte zusammen und drehte sich zu der Frau um, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte, seit sie ihn mit dem monströsen Truck ihres Bruders fast überfahren hätte. Cy blickte Patsy an und wünschte sich, er könnte genauso offen mit ihr reden wie mit dem Herrn.

Seine Gedanken rasten dermaßen schnell, dass er sie nicht greifen konnte. Eben hatte er um eine Lösung für sein Managerproblem gebeten und im nächsten Moment war Patsy aufgetaucht.

Ohne groß zu überlegen, fragte er: „Würdest du mein Motorradgeschäft leiten wollen?“

Patsy blinzelte ihn überrascht an. Er sah einen Anflug von Zweifel und dann ihre Ablehnung. „Ich habe schon einen Job“, sagte sie.

„Ja, aber dein Job langweilt dich.“ Dann drängte er sich an ihr vorbei und kam sich total bescheuert vor. Er kannte sie überhaupt nicht. Das hätte er nicht sagen sollen.

„Hey“, rief sie ihm wütend hinterher.

Er blieb stehen und drehte sich wieder zu ihr um. „Tut mir leid“, sagte er. Er hob beschwichtigend seine Hand. „Es tut mir leid.“

Wieder machte Patsy ein Gesicht, als ob er ihr einen Eimer kaltes Wasser übergeschüttet hätte. Sie marschierte auf ihn zu, und ihr Gesicht kochte vor Wut. Ein paar Schritte vor ihm blieb sie stehen. „Woher weißt du, dass mein Job mich langweilt?“, fragte sie. „Nicht, dass mich mein Job langweilt. Die meiste Zeit geht es hier zu, wie im Zoo.“

„Du erledigst hier, wofür sie sonst zwei Leute brauchen würden“, sagte er. „Das ist offensichtlich. Warum hast du das deinem Boss … wer immer das ist, nicht gesagt?“

„Graham ist mein Boss“, stellte sie klar. „Und ich weiß es nicht.“

„Dann bitte Wes, dass er es ihnen sagen soll. Ich glaube, dass er sie immer noch berät.“

Patsy seufzte und blickte an ihm vorbei. „Ja, das tut er.“ Sie schüttelte den Kopf und strich sich ihren kurzen Pony von der Stirn. Ihr Haar war noch nicht lang genug, um es hinter die Ohren zu klemmen und fiel einfach wieder zurück. „Ich werde ihn um gar nichts bitten.“

„Ich hätte auch nichts sagen sollen“, bemerkte Cy. „Es war ein Akt der Verzweiflung.“ In letzter Zeit durchlebte er viele verzweifelte Momente und er musste wirklich lernen, seine Zunge im Zaum zu halten.

Sie senkte ihren Blick und in diesem Moment wirkte sie so verletzlich. Und wunderschön. Sie war organisiert und kompetent, und für einen ungeschulten Beobachter wirkte sie kalt. Cy hatte das auch gedacht, als er sie das erste Mal getroffen hatte.

„Entschuldigung angenommen“, flüsterte sie.

Im nächsten Augenblick berührten ihre Finger die seinen und er atmete scharf ein. Sie hörte es und blickte zu ihm auf. Dieselbe elektrische Spannung, die durch den Himmel pulsierte und den Donner heraufbeschwor, zuckte nun zwischen ihnen beiden hin und her.

Als sie wieder nach unten sah, fuhr sie mit der Fingerspitze über das dicke Gummiband an seinem Handgelenk. „Das hilft dir, dich zu konzentrieren, oder?“

„Ja“, entgegnete er. Er klang viel leiser als sonst. Mit strenger Stimme schärfte er sich ein, dass er sich bloß nicht räuspern sollte. Nein, dachte er und der Gedanke verwandelte sich rasch in ein Gebet. Bitte mach, dass ich mich nicht räuspern muss.

Sie blickte ihm wieder in die Augen und er trat einen Schritt zurück. Doch sein Rücken stieß gegen die Wand hinter ihm und er hielt inne.

„Mein Bruder hat früher auch eines getragen“, sprach sie. Sie ließ seine Hand los.

Cys Finger begannen sofort, den Bereich um das Gummiband, wo sie ihn berührt hatte, zu reiben. Er trat ein wenig nach links und sein Schulterblatt stieß gegen einen Kasten.

Vom Esszimmer ertönte schallendes Gelächter, aber Cy blickte nicht einmal in diese Richtung. Ihm war egal, was im Esszimmer vonstattenging. Er wollte nur, dass dieser Moment ewig anhielt.

„Würdest du mit mir ausgehen?“, fragte er. Er war dermaßen in den Moment vertieft, dass er die Worte außerhalb seines Kopfes widerhallen hörte. Es dauerte einen Augenblick, bis er merkte, dass sie tatsächlich durch die Lodge hallten.

Er blickte zur Decke hoch, als ob dort die Antwort auf seine Verwirrung zu finden wäre. „Was …?“ Auch das hörte er durch den Lautsprecher und Entsetzen überkam ihn.

Colton kam um die Ecke und erblickte Cy und Patsy, die sich dort gegenüberstanden. Er klopfte ein paarmal an die Wand und lächelte vergnügt. „Äh, vielleicht solltest du das ausschalten, bevor sie antwortet.“ Er grinste und verschwand dann ebenso schnell, wie er gekommen war.

Cy schloss die Augen und trat auf die gegenüberliegende Seite des Flurs. Als er sich umdrehte und die Augen aufmachte, erblickte er den Kasten an der Wand und den darüber eingelassenen Lautsprecher, über den Patsy das Abendessen angekündigt hatte.

KAPITELZWEI

Patsy Foxhill tauschte ihren Platz mit Cy Hammonds, und ihr Puls hämmerte bedrohlich laut in ihren Ohren. Sie hatte das vertraute Klingeln, das einer Lautsprecherdurchsage in der Lodge voranging, nicht gehört. Das Gelächter im Esszimmer hatte es übertönt.

Aber alle hatten gehört, wie er sie gefragt hatte, ob sie mit ihm ausgehen würde und Patsy wusste wirklich nicht, was sie darauf antworten sollte. Ehrlich gesagt würde sie gerne mit Cy Hammond ausgehen. Er hatte heute Abend eine normale Hose angezogen und mit dem hellblauen Hemd und der gemusterten Fliege sah er wirklich gut aus.

Er senkte seinen Blick und verschwand unter seinem schwarzen Cowboyhut. Quer über den Flur hörte sie das unverkennbare Geräusch seines Gummibandes, als es gegen seine Haut klatschte.

Ohne weiter über seine Frage nachzudenken, drehte sie sich zum Mikrofon zurück, beugte sich vor und sagte: „Ja.“

Das Wort erfüllte die Lodge und sie hatte noch genug Zeit, um sich zu ihm umzudrehen, ehe das Esszimmer in lauten Jubel ausbrach.

Cys Kopf schnellte hoch und Patsy strich sich noch einmal den Pony aus dem Gesicht. Sie musste echt damit aufhören, denn es führte zu nichts und verriet nur, wie nervös sie war.

„Patsy?“

Patsy wirbelte zu der Kinderstimme herum und erblickte Ronnie und Averie. „Ja?“ Sie ging ein paar Schritte auf sie zu. „Ich komme schon. Könnt ihr mir ein paar Buletten aufheben?“ Sie legte ihre Arme um die beiden und wagte es nicht, über ihre Schulter zu blicken, um zu sehen, was Cy gerade machte.

In der Küche fand sie Tablette und Schüsseln voller Essen vor, von dem das meiste bereits verzehrt war. Averie bat um ein weiteres Brötchen und Patsy holte es der Siebenjährigen. Ronny wollte Kuchen, aber Patsy wusste, dass es dafür noch zu früh war. „Da wirst du Celia fragen müssen“, sagte sie. „Oder deine Mutter.“

„Keinen Kuchen“, sprach Laney von der anderen Seite des Tresens. „Wir essen noch, Kumpel. Komm und setz dich.“

Durch den zusätzlichen Tisch im Essbereich konnte man sich kaum noch frei bewegen. Patsy hielt ihren Blick gesenkt, während sie Kartoffelmus, Buletten und Soße auf ihren Teller lud. Celia hatte Erbsen mit ihrer edlen Zitronen-Knoblauchsoße zubereitet und Patsy bemerkte, dass noch eine Menge davon übrig war.

Sie spürte, dass viele Blicke auf sie gerichtet waren und sie war nervös, als sie einen roten Becher mit Punsch in die Hand nahm und schließlich aufblickte.

Wie erwartet, starrten alle im Esszimmer sie an. Ihr wurde heiß im Gesicht und sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Da drüben ist noch ein Platz frei“, sagte Elise. „Ich habe ihn für dich freigehalten.“ Sie blickte zum Flur hinüber und dann zurück zu Patsy.

Patsy schlug diese Richtung ein und zum Glück verschüttete einer der Drillinge genau in diesem Moment seinen Saft, worauf ein Aufruhr einsetzte und schließlich alle wieder zu ihren Gesprächen zurückkehrten.

Patsy stellte ihren Teller und ihren Punsch ab und setzte sich zwischen Sophia und Todd Christopherson. Sie warf ihm einen Blick zu und hoffte, dass ihr Liebesleben ihm egal war.

Er grinste nur und wandte sich wieder seinen Zwillingen zu. „Hast du schon gehört, Patsy?“

„Wovon?“, fragte sie.

„Vi und ich erwarten wieder ein Baby.“

„Wirklich?“ Patsy blickte an ihm vorbei zu Vi. „Wie großartig. Herzlichen Glückwunsch.“ Sie freute sich für die beiden und wehrte sich gegen den Anflug von Eifersucht, der drohte, ihrer Lunge einen bösen Stich zu versetzen.

„Danke“, entgegnete Vi. Dann suchte sie nach einer Serviette, mit der sie der kleinen Mary das Gesicht abwischen konnte. „Hey, lass mich das bitte sauber machen. Hör auf.“ Sie erledigte den Job und Patsy wandte sich wieder ihrem Abendessen zu.

Dann wandte Sophia sich ihr zu. „Hast du wirklich gerade gesagt, dass du mit Cy Hammond ausgehen wirst?“

Patsy nickte, während sie ihre Bulette zerteilte und etwas Fleisch, Kartoffelmus und Soße auf ihre Gabel schaufelte. Celias brauner Zwiebelfond schmeckte himmlisch und Patsy bemerkte, wie ausgehungert sie war. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ob sie überhaupt zu Mittag gegessen hatte und als Frühstück hatte sie nur einen Eiweißshake runtergespült.

Für diesen Abend war in der Lodge immer dermaßen viel zu tun und Patsy hatte reichlich Arbeit an den Feiertagen, wenn andere frei hatten. Sobald das Abendessen beendet sein würde, würde sie durch die Vordertür huschen und den Canyon hinunter zum Haus ihres Vaters fahren. Sie hatte ihn jedes Jahr aufs Neue in die Lodge eingeladen, aber er wollte nie vorbeikommen.

Betty würde heute in ihrem Elternhaus das Abendessen kochen und Patsy hatte versprochen, dass sie pünktlich zum Nachtisch da sein würde. Sie liebte es, Zeit mit ihren Nichten zu verbringen und ihr Bruder Joe hatte sich langsam von seiner Scheidung erholt. Er würde heute Abend seinen Sohn und seine Tochter mitbringen und seine Ex-Frau würde sie morgen bekommen.

„Wie kommt es dazu?“, wollte Sophia wissen. Ihre Stimme zischte in Patsys Ohren. „Was ist, wenn du dich in ihn verliebst? Dir ist schon klar, dass die Hammonds dabei sind, diese Lodge zu übernehmen, oder?“

„Ach ja?“, entgegnete Patsy. „Keiner von ihnen wohnt hier.“ Sie drehte sich zu Sophia um und blickte ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin in die Augen. Sophia konnte manchmal etwas schnippisch sein, und in ihren schokoladenbraunen Augen war gerade viel von dieser Missgunst zu sehen.

„Sie haben sich drei unserer Freundinnen geschnappt“, klagte Sophia, als ob Patsy das nicht wüsste.

„Sie haben die Hälfte unserer Obstplantage gekauft“, erwiderte Patsy. Bis jetzt hatte sie niemandem davon erzählt, nicht einmal Sophia. Die beiden teilten sich eine Blockhütte und waren in den letzten drei Jahren, in denen sie in der Whiskey Mountain Lodge arbeiteten, gute Freundinnen geworden. „Ich habe ihn schon vor ein paar Monaten kennengelernt.“

Sie blickte sich um und wollte herausfinden, ob Cy hereingekommen war. Das war er nicht. Ein Hauch von Verrat schoss mit jedem Schlag ihres Herzens durch ihre Adern. Er hatte sie allein gelassen, um sich den Leuten zu stellen – Menschen, die sie viel besser kannte als er.

Vielleicht hätte sie seiner Einladung auf ein Date nicht so schnell zustimmen sollen. Normalerweise ließ Patsy sich nicht von ihren Hormonen leiten und sie ging erst recht nicht mit Männern wie Cy Hammond aus.

„Hast du mit ihm geredet, seit er die Plantage gekauft hat?“, wollte Sophia wissen.

„Sophia, ich werde mich schon nicht in ihn verlieben.“

Sophia zuckte mit der Schulter und sagte: „Das könntest du aber.“

Patsy sagte nichts mehr dazu, denn sie wollte ihre Unsicherheiten nicht beim weihnachtlichen Familienessen der Whittakers diskutieren.

Aber Sophie hatte recht. Sie könnte sich sehr wohl in Cy Hammond verlieben, aber Sophia brauchte nicht zu fürchten, dass einer der Hammond-Brüder sie der Lodge ‘entreißen’ würde.

Selbst wenn sie sich in ihn verlieben sollte, so hatte sich noch niemand, mit dem sie ausgegangen war, auch in sie verliebt. Ihr letzter Freund hatte nicht einmal bemerkt, als sie sich zwanzig Zentimeter ihrer Haare abgeschnitten hatte.

Cy hat auf der Plantage deine Frisur bemerkt, dachte sie und Patsy war regelrecht erbost darüber, dass sie sich nach Monaten noch daran erinnerte.

Sie aß auf und machte sich ans Aufräumen. Sie las die Teller auf, welche die Kinder zurückgelassen hatten. Ungefähr als das Eis aus dem Gefrierschrank geholt wurde und die Everett-Schwestern ihre Gitarren aus der Master-Suite hervorholten, schlüpfte Patsy in ihren Mantel und zur Tür hinaus, um zu ihrem Vater aufzubrechen.

„Oh“, sprach sie, als sie auf der Treppe draußen einen Cowboy antraf. „Es ist kalt, Cy. Was machst du hier?“

Er blickte zu ihr auf. „Ich denke nach.“ Er stand auf und wich ein paar Schritte zurück. „Tut mir leid wegen dem, was da drinnen passiert ist.“

Patsy war genervt. „Welchen Teil meinst du?“

Cy blinzelte und neigte den Kopf zur Seite; genau wie der Hund ihres Vaters es zu tun pflegte, wenn sie ihn scharf anging. „Ich … weiß nicht.“

„Warum bist du nicht essen gekommen?“, fragte sie. „Du hast mich in die Höhle der Löwen geworfen.“ Sie schob ihre Handtasche höher auf ihre Schulter, denn sie musste los. „Ich muss gehen. Ich bin spät dran.“

„Wo gehst du hin?“

„Zu meinem Vater“, sagte sie und entfernte sich.

„Du hättest nicht durch den Lautsprecher verkünden müssen, dass du einverstanden bist“, rief er ihr nach.

Patsy wäre fast zu ihm zurückmarschiert, um ihm die Meinung zu sagen. Stattdessen drehte sie sich um und lief rückwärts, während sie sagte: „Dann nehme ich es zurück. Ich möchte nicht mit dir ausgehen.“

Sie winkte und ging zum Auto, überrascht, dass Cy nichts dazu sagte. Klopfenden Herzens setzte sie sich hinters Steuer. Sie hatte keine Ahnung, was in der letzten Stunde geschehen war. Sie hatte ihm eine sehr persönliche Frage gestellt, die er beantwortet hatte. Er hatte einen unschuldigen Fehler gemacht und aus Versehen die Lautsprecheranlage aktiviert, aber er hatte sie auf ein Date eingeladen.

Seine Einladung hatte ihr gefallen, aber sie bezweifelte, dass sich ein Mann länger als ein paar Minuten für sie interessieren könnte. Und jetzt hatte sie ihre Zusage zurückgenommen.

Ein Seufzer erfüllte das Auto und sie sah sich im Rückspiegel in die Augen. Sie erkannte sich kaum wieder und das fügte ihrer ohnehin schon gequälten Seele eine weitere Schicht Verunsicherung hinzu.

„Hilf mir, diesen Abend zu überstehen“, flüsterte sie, als sie den Schlüssel in die Zündung steckte. Als sie rückwärts aus der Parklücke fuhr und auf die Ausfahrt zusteuerte, fügte sie hinzu: „Und was ist eben mit Cy Hammond passiert? Kannst du mir bitte etwas Führung geben? Wäre das so schwer?“

Das war es offensichtlich, denn Patsys Gedanken kreisten auf der gesamten Fahrt bis zum Haus ihres Vaters um den langhaarigen Hammond-Bruder.

Joes Truck stand direkt neben der Garage, was bedeutete, dass er am längsten hier war. Seine Kinder waren acht und fünf und wahrscheinlich würde er fix und fertig sein. Er hatte sie nicht sehr oft bei sich, denn buchstäblich einen Tag, nachdem seine Frau die Scheidung eingereicht hatte, war er auch seinen Job losgeworden. Er hatte einen neuen Job als Busfahrer gefunden, aber da es sich um ein neues System handelte, arbeitete er viel.

Der Job aber schien ihm zu gefallen und zuletzt hatte Patsy gehört, dass sein Boss ihn mochte und ihm gesagt hatte, er sei ein kluger Kerl mit dem Potenzial zur Führungskraft.

Seine Ex-Frau, Kathy, wohnte weiterhin in der Stadt, aber sie war in ein Haus gegenüber von ihren Eltern eingezogen und die Kinder verbrachten jetzt eine Menge Zeit bei ihnen. Patsy vermisste Kathy ehrlich gesagt. Niemand redete je darüber, was bei einer Scheidung mit dem Rest der Familie passierte und Patsy hatte das Gefühl, eine Freundin verloren zu haben, die sie seit fünfzehn Jahren gekannt hatte.

Hinter Joes Truck war Bettys Minivan geparkt und er sah aus, als wäre er durch ein Schlammfeld gefahren, um zum Haus ihres Vaters zu gelangen. Das war er wohl auch. Betty und Cory lebten auf einer Farm auf einem schlammigen Stück Erde an einer Schotterstraße auf halbem Weg nach Dog Valley. Sie hatten vier Töchter und Patsy blieb noch ein paar Minuten im Auto sitzen, um sich mental auf den Abend vorzubereiten.

Es würde laut werden, das war ihr klar und eben war sie von einem Ort gekommen, an dem dieselbe lebhafte Energie herrschte, die sie gleich hinter der Eingangstür vorfinden würde.

Als ihr Handy klingelte und die Vorhänge am Fenster flatterten, wusste Patsy, dass sie entdeckt worden war. Wahrscheinlich wollte Betty wissen, warum sie im Auto sitzen blieb und wann sie drinnen zur Familie stoßen würde.

Patsy seufzte und stieg aus dem Auto aus, um zur überdachten Veranda zu eilen. Der Hagel hatte zum Glück aufgehört, aber der Himmel erweckte den Eindruck, als könnte jederzeit mehr davon runterkommen. Sie öffnete die Tür und machte sich auf den erwarteten Lärm gefasst, aber tatsächlich musste sie darüber lächeln.

„Ich wusste, dass du das bist“, rief Betty ihr vom Fenster zu. Sie war größer als Patsy und hatte ihr blondes Haar nie kürzer als schulterlang getragen. Als Patsy eines Tages zum Abendessen aufgetaucht war und Betty ihre Frisur gesehen hatte, war sie völlig entgeistert gewesen und hatte gefragt, was Patsy nur ‘geritten’ hatte, sich die Haare so kurz zu schneiden.

Betty hatte im Gegensatz zu Patsy einige Kurven, immerhin hatte sie vier Kinder zur Welt gebracht, aber ihre Augen waren ebenfalls strahlend blau und ihre Haut bekam im Sommer Sommersprossen, genau wie Patsys.

„Wer sollte es sonst sein?“ Patsy bemühte sich, nicht die Augen zu verdrehen. Sie ging um die Couch herum und zog ihren Mantel auf. Dann warf sie ihn auf die Lehne der Couch und umarmte ihre Schwester. Betty war zwölf Jahre älter als Patsy und sie hatte Cory geheiratet, als sie erst vierundzwanzig gewesen war. Ein Jahr später hatten sie ihr erstes Kind bekommen.

„Tante Patsy“, sagte Laura, als sie aus dem lauten Esszimmer kam und um die Ecke trat. Sie strahlte übers ganze Gesicht und umarmte Patsy ebenfalls. Sie war siebzehn, und sehr schlank, mit hübschen blonden Haaren und blauen Augen. Sie schien auch jede Menge Verehrer zu haben und Betty hatte schon ‘viele schlaflose Nächte’ durchgemacht, weil sie sich um ihre älteste Tochter sorgte. Aber Patsy wusste, dass Betty ganz wild war auf jede Art von Drama und in Wirklichkeit ihre Mädchen ermutigt hatte, einen Freund zu haben, seit sie dreizehn Jahre alt waren.

„Ich sage Opa Bescheid, dass wir jetzt den Kuchen essen können.“ Laura trat einen Schritt zurück und lächelte. „Und ich wollte dir die neue Anwendung zeigen, die ich programmiert habe. Hast du später Zeit dafür?“

„Entschuldigt bitte, dass ihr meinetwegen warten musstet“, sagte Patsy. Dem Blick ihrer Schwester wich sie dabei aus. „Natürlich werde ich sie mir ansehen.“

„Du hast uns nicht warten lassen“, sagte Laura. „Opa will den ganzen Tag Kuchen essen.“ Sie lachte und ging zurück in die Küche mit dem angeschlossenen Essbereich. Ihr Vater hatte dort hinten noch eine weitere Couchgarnitur stehen, mit dem Fernseher und seinem geliebten Plattenspieler. Er verbrachte fast seine gesamte Zeit in diesem einen Raum und Patsy versuchte, an seiner Miene abzulesen, wie er sich fühlte.

Er hatte heute viel Farbe im Gesicht und er war dabei, Bettys jüngste Tochter Jessica anzugrinsen, während sie etwas vorspielte. Alle anderen riefen ihr etwas zu und Patsy hatte keine Ahnung, wie Jess überhaupt heraushören sollte, ob jemand die richtige Antwort erraten hatte.

Sie ging zu ihrem Vater herüber und beugte sich nach unten, um ihn zu umarmen. „Frohe Weihnachten, Daddy.“ Sie atmete einmal seinen unverwechselbaren Geruch ein – er roch nach einer Mischung aus Äpfeln und Leder, den er schon früh in seinem Leben durch seine Leidenschaft zum Reiten und der Apfelbaumzucht erworben hatte.

„Hallo, Liebling“, sprach er mit rauer Stimme. Wahrscheinlich sollte er jetzt besser seinen Sauerstoff nehmen, aber Patsy konnte nicht einmal die Flasche hier draußen sehen. Er hatte sie wohl im Schlafzimmer gelassen; als ob die Enkelkinder nicht längst wüssten, dass er sie benötigte.

„Ja!“, quiekte Jess und deutete auf Wendy. „Ein Affe, der Fahrrad fährt.“

Danach legte sich der Lärmpegel wieder und Joe sagte: „Tante Patsy ist da, also können wir den Kuchen essen.“ Er grinste sie an und seine fünfjährige Tochter rutschte von seinem Schoß und rannte auf Patsy zu.

Sie lachte und hob Angie in ihre Arme hoch. „Na, wie gehts, Racker?“, sagte sie zu dem Mädchen. Patsy war mit Angie zum Ponyreiten gegangen, seit die Kleine laufen konnte und jeden September gingen sie gemeinsam auf das Westernfestival in Dog Valley. Sie spazierten umher, aßen kandierten Apfel, warfen Hufeisen und einmal hatten sie eines dieser altmodischen Schwarz-Weiß-Fotos aus dem guten alten Westen machen lassen.

Betty war ihr in die Küche gefolgt und Patsy sah dabei zu, wie ihre Schwester und ihre älteste Tochter die Kuchen anschnitten, das Eis aus dem Gefrierschrank holten und Löffel neben die Schälchen legten. „Okay“, sagte Betty, die stets selbstbewusst das Kommando übernahm. Patsy hatte ihrer Schwester etwas zu sagen, das nicht gerade nett war, aber Betty konnte manchmal echt herrisch sein.

Patsy nahm an, dass sie das mit vier Töchtern auch sein musste.

„Der Nachtisch ist fertig“, sagte sie. „Dad, was möchtest du essen?“ Sie starrte Jess an, bis sie ein paar Schritte zurückwich und selbst Joe blieb im Wohnzimmer auf der Couch sitzen.

„Den mit Pekannuss“, krächzte ihr Vater und Betty reichte Laura das Schälchen.

„Mit reichlich Eis“, wies sie sie an. „Na schön, wir gehen dem Alter nach. Vom Ältesten zum Jüngsten, mein Mann ist also der Nächste.“

Patsy verdrehte die Augen, denn das war typisch für Betty. Erst ihren Vater und dann ihren Mann bedienen. Danach bekam Joe seinen Nachtisch und Betty wich von ihrem Plan ab, indem sie auch seinen Kindern gab, was sie wollten. Patsy wäre genauso gut in der Lage gewesen, ein Stück Kuchen vom Blech zu heben, aber stattdessen half sie Angie, sich an den großen Tisch vor der Hintertür zu setzen und wartete, bis sie an der Reihe war.

Sie war nicht die Jüngste, aber Betty ließ als Nächstes ihre Mädels drankommen, sodass Patsy ihren Kuchen als Letzte bekam.

Es gab reichlich Apfelkuchen, und zwar die Sorte, die ihr am besten schmeckte. Es käme fast einer Sünde gleich, wenn die Foxhills nicht den besten Apfelkuchen der Welt backen würden, nur gut also, dass Betty es konnte. Patsy konnte es auch. Nur hatte sie nicht so viele Gelegenheiten wie Betty, ihre Backkünste zur Schau zu stellen.

Sie unterhielten sich darüber, was sie sich zu Weihnachten wünschten und was sie in der nächsten Woche machen würde, bis die Schule wieder anfing. Angie berichtete Patsy von der Weihnachtsfeier im Kindergarten und Patsy genoss das Gefühl, bei ihrer Familie zu sein.

„Ich wünsche mir Haarspray“, sagte Michelle und funkelte Laura an.

„Haarspray?“, fragte Patsy. Sie warf den Mädels einen Blick zu. „Eure Mom besorgt euch das nicht? Es kostet gerade mal zwei Dollar pro Dose.“

„Hey“, sprach Betty. „Hör auf, mich zu verurteilen. Bei uns zu Hause ist immer Haarspray auf Lager.“ Sie warf Michelle und Laura einen bösen Blick zu. „Wir kaufen es jeden Monat. Manche Leute müssen einfach lernen, sparsam damit umzugehen.“

„Au ja“, sagte Michelle. „Und sie müssen lernen, ihre klebrigen Finger aus dem Bad anderer Leute rauszuhalten, wenn ihr eigenes Haarspray leer ist.“

„Ich hab dir gesagt, ich habe dein Haarspray nicht –“

„Mädels“, sagte Betty und seufzte. „Müssen wir unbedingt an Heiligabend darüber streiten?“ Sie machte einen auf arme, verhöhnte Betty und Patsy hasste es, dass ihre Schwester sich so aufführte. Da sie oben im Canyon wohnte, bestellte sie viele Sachen online und sie konnte Michelle einmal im Monat ohne Problem eine extra Dose Haarspray kaufen. Aber Betty würde nie zu ihrer jüngeren Tochter halten, und alle wussten es. Laura, die Älteste, war eindeutig Bettys Liebling und wahrscheinlich hatte sie tatsächlich ihrer jüngeren Schwester das Haarspray geklaut und war damit davongekommen.

Sie half schließlich beim Aufräumen und brachte ihren Vater zu seinem Sessel zurück. „Wie läuft es so in der Lodge?“, wollte er wissen, während er ihre Hand tätschelte.

„Gut“, entgegnete sie. Manchmal besuchte sie ihn alleine, denn es war leichter, sich mit ihm zu unterhalten, wenn Betty und ihre Familie nicht da waren. „Wie geht es dir, Daddy?“

„Gut“, sagte er. „Diese letzte Runde Chemo war gar nicht so schlecht. Ich glaube, sie haben die richtige Rezeptur gefunden.“

„Das ist toll“, sagte Patsy. „Ich kann dich diese Woche zum Arzt fahren.“

„Oh, das macht Betty“, sagte ihr Vater. Patsy schürzte die Lippen und nickte. Sie musste zur Lodge zurückkehren, aber sie beschloss, noch fünf Minuten länger zu bleiben.

„Hey“, rief Betty vom anderen Wohnzimmer im vorderen Teil des Hauses. „Da draußen steht ein großer Wagen.“

Patsy rührte sich nicht, denn es gab niemanden, der sie hier besuchen kommen würde. Niemand hatte angerufen oder geschrieben und sie sah zu, wie Joes Kinder auf dem Boden vor ihr ein Schachbrett aufstellten. Alan, der Achtjährige, war definitiv derjenige, der die rechthaberischen Foxhill-Gene mitbekommen hatte, aber Angie ließ ihn einfach die schwarzen Figuren für sich beanspruchen und stellte ihre auf den Feldern auf.

„Patsy“, rief Betty, als sie ganz aufgeregt im Durchgang erschien. „Es ist für dich.“

„Was ist für mich?“ Sie ließ die Hand ihres Vaters los, stand auf und runzelte irritiert die Stirn.

„An der Tür“, sagte Betty mit großen, staunenden Augen.

Patsy hatte nicht einmal das Klingeln an der Tür gehört. Betty stand am Fenster, als erwartete sie einen Einbrecher, der durch den Vorgarten schlich. „Wer ist da?“ Patsy ging auf den Durchgang zu, der zum Eingang des Hauses führte.

Betty trat zur Seite, um sie vorbeizulassen und Patsy erblickte Cy, der direkt im Eingang stand, mit einem herrlichen Cowboyhut, der sein langes Haar verdeckte.

„Was in aller Welt machst du hier“, wollte Patsy wissen. Sie verlangsamte ihre Schritte, bis sie fast ganz stehen blieb.

„Kann ich kurz mit dir reden?“ Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern drehte sich wieder um und ging direkt wieder zur Tür hinaus. Laura blickte zu Patsy und sie konnte spüren, wie auch Betty sie anstarrte.

Also folgte sie Cy und fragte sich, wie in alles in der Welt er herausgefunden hatte, wo ihr Vater wohnte.

KAPITELDREI

Cy stapfte über die Veranda und dann die Treppen hinunter; er war stinksauer. Mit sich selbst, seinen Brüdern, Patsy und buchstäblich dem Rest der Welt. Als seine Cowboystiefel den Gehweg berührten, hörte er schließlich, wie die Tür hinter ihm zuschlug.

Er war nicht einmal sicher, was er hier wollte – er wusste nur, dass der Herr ihn geschickt hatte. Cy hatte auf dem ganzen Weg den Canyon hinunter mit ihm gestritten, aber manchmal wollte seine Intuition einfach keine Ruhe geben.

„Was soll das?“, zischte Patsy hinter ihm. „Wie hast du dieses Haus gefunden?“

„Ähm, mir gehören die acht Hektar auf der anderen Seite des Highways?“ Seine Stimme klang sarkastisch und das war ihm bewusst. „Du sagtest, dass dein Vater auf dieser Seite wohnt. Es war nicht besonders schwer zu finden, Patsy.“

Er wünschte jedoch, dass es das gewesen wäre. Er wäre auch ganz zufrieden damit gewesen, einfach in seinem Wagen sitzenzubleiben, und wäre die andere Blondine nicht mit verschränkten Armen auf die Veranda herausgekommen, um ihm einen bösen Blick zuzuwerfen, dann würde Cy jetzt immer noch in seinem Wagen sitzen.

Er hatte das Gefühl, dass die gesamte Welt sich heute gegen ihn verschworen hatte.

„Na gut. Und was willst du hier?“ Sie eilte an seine Seite, ihre kurzen Beine leisteten gute Arbeit, um mit ihm Schritt zu halten.

„Ich wollte nur – ich finde wirklich, du solltest für mich arbeiten.“

„Was?“ Sie schüttelte den Kopf, als ob sie erst mal die richtigen Worte finden müsste. „Du bist hierher gefahren, um mich wegen eines Jobs zu belästigen?“

„Ich belästige dich nicht.“

„Du hast die Weihnachtsfeier meiner Familie gestört.“

Er griff nach der Autotür, aber sie streckte die Hand aus und legte sie auf den Türgriff, sodass er sie nicht öffnen konnte. Schließlich blickte er sie an, was sich als großer Fehler entpuppte. Blitze und blaue Flammen loderten in ihren Augen und als Cy das Blut in den Adern gefror, wurde ihm klar, was für einen gewaltigen Fehler er gemacht hatte. Er sollte sich nicht zu der Furie hingezogen fühlen, die er gleich zu spüren bekommen würde, aber seltsamerweise tat er das.

„Das hat rein gar nichts mit einem Job zu tun, der überhaupt erst im März losgehen soll“, sagte sie. „Du bist hier, um dein ramponiertes Ego aufzumöbeln.“

„Jetzt bilde dir mal nichts ein“, sagte er, obwohl er sie auf keinen Fall noch weiter reizen wollte. „Ich kann jeden Abend ein Date bekommen.“ Nur, weil er das letzte Jahr überwiegend auf der Couch verbracht hatte, musste das nicht heißen, dass er niemanden finden konnte, um gemeinsam Essen zu gehen.

Deine Brüder zählen nicht, tadelte er sich insgeheim. Deine Eltern auch nicht. Und Oma ist achtundneunzig Jahre alt.

„Du bist ein Rowdy“, sprach sie. Sie nahm ihre Hand vom Türgriff. „Du machst einen kleinen Fehler und versteckst dich danach wie ein Kind. Du entschuldigst dich nicht einmal, wenn ich dich auf dein Verhalten aufmerksam mache. Und dann verfolgst du mich bis zum Haus meines Vaters, um mir zu sagen, dass ich für dich arbeiten soll?“ Sie schüttelte den Kopf, wobei ihr Unterkiefer leicht zitterte „Was für ein Witz.“

Er machte die Autotür auf, denn dem hatte er nichts entgegenzusetzen. „Komm und setzt dich rein“, sagte. „Es ist warm drinnen.“ Cy beobachtete, wie sie hin- und hergerissen zum Haus zurückblickte. Dort drin musste es schon ziemlich übel gelaufen sein, wenn sie überhaupt in Erwägung zog, mit ihm hier draußen zu bleiben; erst recht nach dem, was sie eben gesagt hatte.

Patsy zitterte plötzlich am ganzen Körper und Cy sagte: „Setzt dich rein, Patsy. Du wirst schon ganz blau.“

Das tat sie auch und Cy folgte ihr in den Wagen. Sie rutschte zur Seite, bis sie auf der anderen Seite der Bank saß und er stellte den Motor an und setzte die Heizung in Gang.

„Was machst du wirklich hier?“, fragte sie. Ihre Stimme klang jetzt sehr viel gedämpfter. Sie verschränkte nicht die Arme vor der Brust, wie die Frau im Haus es tat und sie blickte aus dem Beifahrerfenster hinaus.

Cy betrachtete die schlafenden Apfelbäume auf seiner Seite des Wagens. Ein Seufzen durchzuckte seinen Körper, aber er ließ es nicht aus seinem Mund entweichen. Auch er hatte in seinem Leben einige Enttäuschungen hinter sich und er wusste, wie er in heiklen Situationen seine Gefühle im Zaum hielt, bis es sicher war, sie herauszulassen.

„Ich weiß nicht“, sprach er schließlich. „Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich vorbeikommen sollte.“

„Wirklich? Warum?“ Sie sah in an und Cy fand ihre Verletzlichkeit absolut hinreißend. Er mochte auch ihr Temperament und es gefiel ihm, dass zwischen ihnen nicht nur eitel Sonnenschein herrschte.

Cy zuckte mit den Achseln. „Der Herr gibt mir nicht immer so eindeutige Zeichen.“

Patsy starrte ihn an und Cy wurde klar, dass sie womöglich nicht so religiös war wie er. „Wie auch immer“, sagte er. „Als ich dort stand und gesehen habe, wie du weggefahren bist, dachte ich einfach …“ Er zuckte erneut die Achseln. „Und ich bin in die Lodge zurückgekehrt, nur damit du Bescheid weißt. Ich habe Nachtisch gegessen und mir eine Standpauke von meinen Brüdern angehört.“ Er senkte den Blick und war froh, dass er seinen Cowboyhut aufgesetzt hatte, ehe er hoch zur Haustür marschiert war.

„Ich möchte immer noch mit dir ausgehen“, sagte er. „Ich bedaure, dass ich dich den Löwen zum Fraß vorgeworfen habe. Das war nicht meine Absicht.“ Das war ihm nicht einmal bewusst gewesen. Er hatte einfach ein paar ungestörte Minuten gebraucht, um den Kopf freizubekommen. Er hatte seit Ewigkeiten niemanden mehr auf ein Date eingeladen; er hatte nicht einmal den Wunsch danach verspürt. Nicht seit Mikaela, an die er sich kaum noch erinnern konnte, sobald er Patsy Foxhill gegenübertrat.

„Tut mir leid, dass ich gesagt habe, dass ich nicht mehr mit dir ausgehen möchte“, sagte sie. „Ich bin heute einfach … aufgewühlt.“ Sie blickte wieder zum Fenster hinaus. „Frustriert.“

„Du arbeitest viel“, bemerkte er. „Die Lodge ist ziemlich anspruchsvoll, und das ist nicht einfach. Glaub mir, das weiß ich. Das ist ein enormer Druck, den man da mit sich herumträgt.“

„Hm“, entgegnete Patsy, ohne seine Worte zu bestätigen oder zu verneinen.

Cy wusste nicht, was er noch sagen sollte, also fing er an zu beten. Du musst mir helfen, Herr. Ich weiß nicht, warum ich hier bin.

„Ich glaube, du solltest es dir wenigstens überlegen, für mich zu arbeiten“, meinte er. „Du kannst dir das Gebäude ansehen kommen und ich werde dich herumführen, dir den Job erklären, alles. Ich zahle ein ordentliches Gehalt und du müsstest nicht viel anders machen als jetzt in der Lodge.“

Patsy schnaubte, aber es klang bei Weitem nicht so ernst gemeint wie einige der anderen Dinge, die sie gesagt hatte. „Warst du nicht derjenige, der gesagt hat, dass zwischen Pferden und Motorrädern Welten liegen?“

„Und du hast gesagt, dass beide sehr wohl auf dieser Welt existieren“, erwiderte er.

Ein paar Sekunden verstrichen und dann fing Patsy an zu kichern. Ihr Kichern wurde zu einem Lachen und Cy sonnte sich in der puren Freude, die es verströmte. Schließlich musste er ebenfalls lachen und das heilte etwas in ihm, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass es angeschlagen gewesen war. Er verspürte den starken Drang, ihre Hand zu halten.

Ehe er das konnte, schnappte sie nach Luft und sagte: „Oh, das soll wohl ein Witz sein“, und sprang aus dem Wagen.

„Patsy – was ist los?“ Er suchte die Bäume auf ihrer Seite des Wagens ab.

Es dauerte nicht lange, bis er die Pferde entdeckte, die unter den Bäumen grasten und Patsy, die mit den Armen wedelte und versuchte, sie dorthin zurückzubringen, wo sie hingehörten.

Auf einmal wusste Cy ganz genau, warum er die vierzigminütige Fahrt zu Patsys Vater in den Canyon unternommen hatte. Er erwartete, dass ihre Geschwister und vielleicht auch die älteren Teenager, die er im drinnen gesehen hatte, aus dem Haus geeilt kamen, um ihr zu helfen.

Doch niemand kam.

Cy nahm sich nicht einmal die Zeit, den Motor abzustellen.

Er eilte ihr zu Hilfe und dankte dem Herrn für die Gelegenheit, Patsy zu beweisen, dass er kein Rüpel war.

Als sie die vier Pferde ihres Vaters wieder in den Stall gebracht, die Tür repariert und die Situation entschärft hatten, war Cy von oben bis unten mit Schlamm bedeckt und halb erfroren. Patsy war irgendwann nach drinnen gerannt, um ihren Mantel zu holen, und noch immer war niemand herausgekommen, um ihnen mit den Pferden zu helfen.

Er dachte an ihre erste Begegnung zurück und wie frustriert sie damals über ihre Familie gewesen war. Das konnte er jetzt nachvollziehen, allerdings bemühte er sich, sie nicht zu verurteilen. Schließlich mochte er es auch nicht, wenn man ihn wegen seiner Hosen, seiner Art der Fortbewegung oder der Länge seiner Haare verurteilte.

„Danke, Cy“, sagte Patsy.

---ENDE DER LESEPROBE---