Mein Handbuch zur Selbstmotivation - Serge Grünwald - E-Book

Mein Handbuch zur Selbstmotivation E-Book

Serge Grünwald

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Beschreibung

So ziemlich jeder Mensch wird in seinem Leben mit etwa zwei- bis dreihundert Krisen konfrontiert, wovon meistens vier bis sechs als wirkliche Lebenskrisen bezeichnet werden können. Wie gelingt es, diese erfolgreich zu überwinden? Welche Möglichkeiten bieten sich an und lassen sich einfach in den Alltag integrieren?Aus zwanzig Jahren Coachingerfahrung, in denen Serge Grünwald mehrere tausend Menschen in ihren Fragestellungen begleitet hat, haben sich alltagstaugliche Modelle zur Selbstmotivation herauskristallisiert, die zum Ausprobieren und Nachmachen einladen. Mit Humor und Feingefühl werden diese Methoden in Geschichten eingebettet, die zeigen, dass Krisen immer auch Chancen bereithalten. Serge Grünwalds «Handbuch zur Selbstmotivation» hilft dabei, diese wahrzunehmen und wirksam anzuwenden.

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Inhalt

Cover

Impressum

Titel

Zum Geleit

Einleitung

Energie

Wie du positive Energie tankst

Das Energie-Modell

Anwendung im Alltag

«Steiniger Beginn in Miami»

Flow

Wie du in den Flow kommst

Das Flow-Modell

Anwendung im Alltag

«November im Engadin»

Optimismus

Wie du deinen Optimismus nachhaltig trainierst

Das Optimismus-Modell

Anwendung im Alltag

«Von Ohren und Tigern in Harlem»

Die 8 Formen des Kapitals

Wie du Teil von etwas Größerem wirst

Das Modell der 8 Kapitale

Anwendung im Alltag

«Pelé erzählt»

ACR

Wie dir wertschätzende Kommunikation gelingt

Die ACR-Methode

Anwendung im Alltag

«Celebrities sind auch nur Menschen»

Akzeptanz

Wie du zur inneren Zufriedenheit gelangst

Das Akzeptanz-Modell

Anwendung im Alltag

«Where Blues Gave Birth to Rock and Roll»

VUKA

Wie du eine VUKA-Welt bewältigst

Das VUKA-Modell

Anwendung im Alltag

«Ein Hirntumor, der (fast) alles verändert»

WOOP

Wie du dein Ziel in vier Schritten erreichst

Das Woop-Modell

Anwendung im Alltag

«Der Gletscher der toten Ebene»

Der dreidimensionale Mensch

Wie du Entspannung lernst

Das Modell des dreidimensionalen Menschen

Anwendung im Alltag

«Können Wunder geschehen?»

ABC

Wie du Verständnis für dein Handeln erlangst

Das ABC-Modell

Anwendung im Alltag

«Schwarzgeld und Tattoos in Rangun»

Abschließende Worte

Literaturverzeichnis

Über den Autor

Über das Buch

Serge Grünwald

Mein Handbuch zur Selbstmotivation

Autor und Verlag danken für die Unterstützung:

Lernplattform für Organisationen. Strategie – Kultur – Teamentwicklung – Industrie 5.0

Bildungszentrum für Erwachsenenbildung, Coaching, Be‍r‍a‍t‍u‍ng und Personalma‍nagement   

Der Zytglogge Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.   

© 2023 Zytglogge Verlag, Schwabe Verlagsgruppe AG, BaselAlle Rechte vorbehaltenLektorat: Alisa ChartéKorrektorat: Ulrike EbenritterUmschlagbild und -gestaltung: Patrick HemmelmayrIllustrationen: Patrick HemmelmayreBook-Produktion: 3w+p, Rimpar

ISBN E-Book: 978-3-7296-2408-5

Serge Grünwald

Mein Handbuch zur Selbstmotivation

Die besten Modelle und Anwendungen aus über 1000 Workshops

Zum Geleit

Serge Grünwald greift Themen und Inhalte auf, die schon in einer schier unendlichen Zahl von Büchern, Abhandlungen und Vorträgen beleuchtet, erklärt, doziert und beschrieben worden sind. Trotzdem ist das Buch von Serge ein großer Gewinn. Es lohnt sich, beim Lesen darauf zu achten, was der Autor betont, zusammenfügt, verstärkt, weglässt; welche Brücken er schlägt, welche überraschenden Schlüsse er zieht. Genau jene neuen Kompositionen machen dieses Buch so lesenswert und eröffnen den LeserInnen neue Dimensionen.

Einer Sternwanderung gleich beschreibt er verschiedene Wege zu verschiedenen Themen; ob neue Pfade oder altbekannte, die mit neuen Wegweisern ausgestattet sind; manche sind gut zu finden, manch andere halten Überraschungen bereit und benötigen Zeit, Sammlung und Sorgfalt. Einige machen Lust, sie öfters zu gehen, andere hingegen fordern uns etwas mehr heraus.

«Intensität durch Reduktion» ist einer der zentralen Wegweiser in unseren Seminaren. Serge gelingt es sehr gut, uns zum jeweiligen Thema einen kräftigen «Bouillonwürfel» zu servieren. Mit ausreichend Wasser – die Menge bestimmt die Leserin oder der Leser – ergibt sich eine schmackhafte und nährende Speise. Wir empfehlen, sich diesen Genuss nicht entgehen zu lassen.

Wie Serge mit den Inhalten der zentralen Themen des menschlichen Zusammenseins spielt, sagt viel über sein Menschenbild aus. Anlässlich der Seminare auf der griechischen Insel Kalymnos oder im Kloster Schönthal durften wir miterleben, wie Serge viele seiner im Buch beschriebenen Inhalte, Werte und Überzeugungen im Zusammenleben und im Austausch mit anderen Menschen lebt.

Es sind verinnerlichte, nicht zur Schau gestellte Inhalte; sie sind auf eine unaufgeregte und natürliche Art mit dem ganz gewöhnlichen Alltag verwoben. Die Verknüpfung von thematischen Inhalten mit persönlichen Erlebnissen macht das vorliegende Werk nahbar, sympathisch und lebendig. Serge serviert uns nicht schwer greifbare Theorie, sondern persönliche Geschichten im Spiegelsaal hilfreicher Modelle und Konstruktionen.

Göpf Hasenfratz und Walter Häfele

Einleitung

Was ist Selbstmotivation? Wie kannst du diese erfahren, ausbauen und stärken? Wie soll das funktionieren ...?

Von vielen Seiten höre ich immer wieder, dass so ziemlich jeder Mensch in seinem Leben mit etwa zwei- bis dreihundert Krisen konfrontiert wird, von denen meist vier bis sechs als wirkliche Lebenskrisen bezeichnet werden können. Wie kannst du es leichter schaffen, immer wieder aufzustehen? Welche Möglichkeiten bieten sich an und können einfach in den Alltag integriert werden?

Ich habe das große Glück, dass ich durchschnittlich 300 Teilnehmende pro Jahr kennenlernen darf, die ich in Seminaren und Workshops begleite; sowohl in Gruppen- als auch in Einzelsettings. Somit sind über all die Jahre mehrere Tausend Menschen zusammengekommen, die ich auf ihrem Lebensweg unterstützen durfte. Dabei ging es stets um die Weiterentwicklung von Ressourcen, Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen, gleichwohl um neue Perspektiven im Berufs- oder Privatleben.

Ein weiteres großes Glück ist, dass ich in den vergangenen Jahren unzählige Weiterbildungen bei großartigen Mentorinnen und Mentoren absolvieren durfte, welche mich nachhaltig prägten. In den Weiterbildungen haben mich die Philosophie und Haltung der Existenzanalyse nach Viktor Frankl sowie die Positive Psychologie nach Martin Seligman am stärksten beeinflusst. Auf persönlicher Ebene waren und sind es Göpf Hasenfratz und Walter Häfele; in vielen Seminaren und Workshops im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Alfried Längle, bei dem ich meine Ausbildung im Existenzanalytischen Coaching absolvieren durfte. Und schließlich Peter Wild, unser Meditationslehrer, bei dem ich verstärkt erfahren durfte, was Besinnung in Kombination mit Entspannung bedeutet, und der mir die Auseinandersetzung mit verschiedenen großen Denkern der Geschichte nahebrachte.

Dieses Buch fasst zusammen, was ich in all der Zeit beobachtet und gelernt habe; wie Menschen sich verhalten, um immer wieder aufstehen zu können. Meine Erkenntnisse werden von Methoden und Modellen untermauert, die intuitiv von den Lesenden angewandt werden können.

Da Geschichten nachhaltige Impulse bieten können, findest du in diesem Buch zum Abschluss eines jeden Kapitels eine kurze Geschichte, die vielleicht auch dir einen solchen Impuls schenken wird. Beispielsweise Geschichten über Menschen, die in einer tiefen Krise steckten, aber nicht daran zerbrochen sind. Geschichten, die zeigen, was Menschen benötigen, um wieder aufzustehen. Oder Geschichten über die kleinen Wunder des Lebens, über Abenteuer oder tiefgreifende Erfahrungen.

Natürlich kannst du dieses Buch in einem Flow durchlesen, was mich sehr freuen würde. Doch du kannst es auch als Lehrbuch nutzen. Schau, welches Modell dich besonders anspricht in deiner aktuellen Situation. Im jeweils zweiten Abschnitt eines Kapitels erhältst du konkrete Anwendungsvorschläge. Dabei habe ich mich bewusst auf jene Anwendungen fokussiert, welche sich leicht und vor allem freudvoll in den Alltag integrieren lassen. Alle Anwendungen praktiziere ich auch selbst und bin überzeugt, dass damit die eigene Einstellung und Haltung trainiert werden und die Selbstmotivation steigt.

Damit eine Methode oder ein Modell sein Potenzial entwickeln kann und du auch ein Gefühl dafür bekommst, ob diese zu dir passt, würde ich dir empfehlen, diese mehrmals anzuwenden. Dann beginnst du die Veränderungen zu reflektieren. Was hat sich verändert? Inwiefern spürst du, dass sich etwas verändert hat? Welche Aspekte sind nun positiver? Gibt es auch negative Veränderungen, und wenn ja, wie fühlen sich diese an? Wenn nun die positiven Einflüsse stärker sind als die negativen, dann integrierst du sie in dein Leben.

Zuletzt glaube ich fest daran, dass man bei dem, was man tut, Freude verspüren sollte. Wenn du merkst, dass es dir Freude bereitet, an deiner Haltung und deiner Selbstmotivation zu arbeiten, dann bist du mit Sicherheit auf dem richtigen Weg.

Durch die Freude verlierst du den Druck, etwas durchziehen zu müssen, und stellst fest, dass dein Leben nicht schwarz oder weiß ist. Du erkennst die zahlreichen Grautöne dazwischen und findest dein ganz eigenes, besonderes Farbspektrum. Denn: Es ist dein Leben. Es ist deine Haltung. Es ist deine Selbstmotivation.

Wenn ich dir hierzu mit diesem Buch Inspiration geben kann, dann freut mich das sehr.

Energie

Wie du positive Energie tankst

Die Auseinandersetzung mit der Positiven Psychologie war bis anhin einer der entscheidenden Wendepunkte in meinem Leben. Ich fand darin Antworten auf die Frage, wie ich mein Leben gestalten wolle. Darauf gebracht wurde ich von meinen beiden Coaches Göpf Hasenfratz und Walter Häfele.

Meine Weiterbildung umfasste die Grundlagen, welche unter anderem auf dem Buch Florish von Martin Seligman basieren. Martin Seligman ist Professor an der University of Pennsylvania in Philadelphia (UPENN) und gilt als Gründungsvater dieser mittlerweile anerkannten Disziplin in der Psychologie.

Wahrscheinlich liegt es in den Anlagen eines jeden Menschen, immer wieder Phasen zu erleben, in denen man auf der Suche ist – auf der Suche nach Antworten auf die Frage, wie man sein Leben leben möchte. Martin Seligman ist überzeugt, dass jeder Mensch Wohlbefinden erleben möchte. Dabei meint er insbesondere soziales wie auch geistig-emotionales Wohlbefinden. Bei mir kamen diese Phasen meist während einer Krise oder kurz danach. In mir tauchten die Fragen auf: Weshalb ist mir das passiert? Weshalb bin ich gescheitert? Was hat das mit mir zu tun? Wie kann ich mich beim nächsten Mal vielleicht anders verhalten? Und ja, ein nächstes Mal wird es sicherlich geben ...

In diesen Phasen war es für mich jeweils schwierig, einen klaren Kopf zu behalten. Es fühlte sich an, als zöge man mir den Boden unter den Füßen weg, als verlöre ich die Orientierung. Wenn ich dann allerdings versuchte, meine Gefühle aufzuschreiben, Hintergründe und Überlegungen zu Papier zu bringen, kam ich überraschenderweise immer wieder auf sinnvolle Gedanken und Resultate.

Das Energie-Modell

Ein solcher Gedankenfluss führte mich damals zur «E-N-E-R-G-I-E». Ich überlegte: Was gibt mir Energie und was nimmt sie mir? Wie nehme ich Energie wahr? Und vor allem: Wie definiere ich insbesondere «positive Energie»?

In dieser Reflexion merkte ich schnell, dass Energie für mich nicht eindimensional ist, sondern verschiedenen Faktoren unterliegt. Dieser Gedanke war der Beginn für mein «Energie-Modell». Ziel war, ein Modell für mich zu definieren, das diejenigen Faktoren beinhaltet, die für mich positive Energie generieren. Dass sich die Anfangsbuchstaben der sieben Bereiche als Akronym einfach zu den für mich relevanten Punkten zusammensetzen ließen, war in sich ein sehr positives Erlebnis.

Als darauf aufbauende Idee kam mir die Metapher des Thermometers in den Sinn. Welche Faktoren im jeweiligen Bereich empfinde ich als energiefördernd und welche als energiemindernd? Ich stellte mir ein Modell vor, welches, ähnlich wie ein Thermometer, eine Skala hat. In der Mitte der beiden Pole befindet sich der neutrale Bereich, diesen markierte ich mit null. Was ich weniger als null/neutral empfinde, nimmt mir Energie, und zwar bis maximal minus zehn. Was ich als energiefördernd empfinde, versuche ich auf der Skala über null bis maximal plus zehn einzuordnen. Das Ganze visualisierte ich mit den Farben Rot und Grün, und fertig war das Modell.

Der Ursprung meines «ENERGIE-Modells» ist das wissenschaftlich fundierte Modell «PERMA».1 Dieses von Martin Seligman ins Leben gerufene Akronym definiert eine der zentralen Grundlagen der Positiven Psychologie: das Wohlbefinden. Dabei ist es für Seligman von zentraler Bedeutung, dass Wohlbefinden nicht mit Glück verwechselt wird. Wohlbefinden ist vielmehr ein Konstrukt, das fünf messbare Elemente miteinander verbindet:

Die Idee des Thermometers entwickelte ich während meiner Ausbildung bei Alfried Längle in «Existenzanalytischem Coaching», auf der Grundlage der Arbeit von Viktor Frankl, dem Gründer der Existenzanalyse und der Logotherapie. Demnach soll regelmäßig reflektiert werden, wie sich ein Gedanke oder ein Umstand anfühlt, was dieser mit einem macht und welche Möglichkeiten allenfalls darin stecken. Als Metapher und dadurch visualisiert eignet sich die Funktionsweise eines Thermometers ausgezeichnet.

Anwendung im Alltag

Für mein «ENERGIE-Modell» nutze ich drei Umsetzungsschritte: erstens die Reflexion der sieben Bereiche durch konkrete Fragen, zweitens das Thermometer und drittens einen Jahresplan.

Die sieben Bereiche in der Reflexion

Nimm dir für diese Anwendung ca. 90 Minuten Zeit. Am besten funktioniert es bei mir, wenn ich dabei in der Natur spazieren gehe. Nimm ein Notizbuch zur Hand. Kleiner Hinweis: Ein hochwertiges Notizbuch kann für ein zusätzliches positives Erlebnis sorgen. Besorg dir ein schönes Exemplar, das du für deine speziellen Momente nutzt und in dem du deine Gedanken niederschreibst.

Das Spazierengehen in der Natur verbindet viele positive Aspekte. Wenn dein Körper in Bewegung ist, ist es auch für deinen Geist leichter, in Bewegung zu kommen. Gute Luft mit genügend Sauerstoff sowie ein weiter Blick, vielleicht auf die Berge, in ein Tal oder hoch zu den Baumwipfeln im Wald, wirken sich ebenfalls positiv auf deine Gedanken aus.

Nun nimmst du dir die Punkte aus dem Modell entweder der Reihe nach vor oder du wählst nur diejenigen, die dich gerade ansprechen, und beantwortest für dich die jeweiligen Fragen. Stell dir selbst diese Fragen und versuch dabei, in einen inneren Dialog zu kommen. Leg immer wieder Pausen ein, in denen du deine Gedanken und Antworten in das Notizbuch schreibst. Hervorragend eignen sich dafür die Bänklein an den Wanderwegen, die sich, oft an den schönsten Plätzen gelegen, wunderbar für eine Pause anbieten.

Mögliche Fragen zu den sieben «ENERGIE»-Bereichen:

Emotionen:

Welche Situationen generieren für dich positive Emotionen, welche eher negative?

Welche Möglichkeiten siehst du, in Situationen kommen zu können, die positive Emotionen auslösen?

Mit welchen Menschen erlebst du besonders viele positive Emotionen? Bei welchen Menschen dominieren eher negative Emotionen?

Natürlichkeit:

In welchen Situationen in deinem Leben kannst du authentisch sein? In welchen musst du eine Rolle spielen? In welchen gibt es soziale Gepflogenheiten, die eine Natürlichkeit nicht zulassen?

Welche drei Situationen kommen dir spontan in den Sinn, bei denen du ganz DU selbst sein kannst?

Welche drei Menschen kommen dir als Erstes in den Sinn, die dich wirklich so akzeptieren, wie du bist?

Engagement:

Bei wem, in welchen Situationen oder in welchen Bereichen leistest du ein hohes oder erhöhtes Engagement, das sich ungezwungen und natürlich anfühlt?

Wenn du an Flow (vgl. Modell in Kapitel 2) denkst, welche Situationen kommen dir dabei in den Sinn?

Bei welchen Tätigkeiten löst sich dein Ego auf? Wann hat dein Engagement einen Zweck, der über deinem eigenen Nutzen steht?

Ruhe:

Bei wem oder in welchen Situationen findest du deine innere Ruhe?

Was tust du bereits regelmäßig, um in eine vertiefte Entspannung/Ruhe zu kommen?

Was würde dich reizen, diesbezüglich einmal auszuprobieren? Weshalb hast du das bis anhin noch nicht getan?

Gesundheit:

In welchen Bereichen investierst du in deine Gesundheit?

Was sind Tätigkeiten/Aktivitäten, bei denen du dich vollkommen gesund fühlst?

Gibt es Bereiche in Bezug auf deine Gesundheit, die du verstärkt angehen möchtest? Was benötigst du, damit du diese Bereiche tatsächlich angehst?

Involviertheit:

Bei wem fühlst du dich involviert und wen involvierst du in deine Gedanken?

Bei welchen Menschen und Gruppen fühlst du dich involviert und daher wirklich akzeptiert, so wie du bist?

Wenn du fünf Menschen wählen könntest, die ein Leben lang an deiner Seite sein werden, welche wären es?

Existenz/Sinnhaftigkeit:

Bei welchen Aktivitäten findest du Sinnhaftigkeit und bei welchen nicht?

Was ist für dich existenziell und auf was könntest du verzichten?

Weshalb hast du noch nicht darauf verzichtet?

Tipp: Schreib bei den Antworten einfach drauflos. Achte nicht auf Logik, Satzstellung oder Zusammenhänge. Intuitiv losschreiben, ohne nachzudenken, löst oft Gedanken- und Schreibblockaden.

Die Anwendung des Thermometers

Die Anwendung mit dem Thermometer ist einfach und schnell zu vollziehen. Stell dir ein etwa fünf Meter langes Thermometer vor. Du kannst es auch mit einem Klebeband aufzeichnen oder in der Natur mit Holz oder Steinen modellieren. Definiere nun für dich, wo darauf die Null, die minus sowie die plus Zehn liegen. Markiere dies vor deinem geistigen Auge oder markiere es in deinem Modell, falls du es physisch vor dir hast.

Nun beginnst du mit einem der sieben Bereiche. Dabei kannst du dir eine Fragestellung aussuchen oder einen Umstand, den du damit überprüfen möchtest. Das Vorteilhafte, wenn du das «Thermometer» physisch vor dir hast, ist, dass du dich auf den Punkt stellen kannst, wo es sich für dich in einer ersten Reflexion richtig anfühlt. Nun versuchst du in dich hineinzuspähen, ob es auch tatsächlich so ist.

Dies ist eine Übung, bei der du über Körperempfindungen zusätzliche Impulse bekommst. Es gibt dazu eine spannende Aussage, die ich bereits von verschiedenen Spezialisten gehört habe: «Dein Körper lügt nie.» Daher vertrau auf deine Körperreaktionen, wenn du dich auf dem Thermometer bewegst. Auch die Körperreaktion kannst du dann in einer Reflexion weiterbearbeiten und dich fragen: Passt das zu meinem Menschen- und Weltbild? Was hat das genau mit mir zu tun?

Tipp: Die Methode mit dem Thermometer kannst du für fast jede Fragestellung und nahezu jedes Problem in deinem Leben nutzen.

Die Umsetzung als Jahresplan

«Wer die Welt bewegen will, sollte sich erst selbst bewegen», heißt es in der altgriechischen Philosophie nach Sokrates. Daher glaube ich, dass es hilfreich ist, sich immer wieder konkrete Gedanken zu seiner eigenen Zukunft zu machen.

Eine Möglichkeit ist, dass man sich die sieben Bereiche des «ENERGIE»-Modells dafür zu Hilfe nimmt. Dabei wäre eine mögliche Anwendung, dass man sich in der (hoffentlich) ruhigen Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr pro Bereich für das kommende Jahr einfache Ziele setzt. Das kann man gleichwohl für sich allein oder, wenn man in einer Partnerschaft lebt, auch zu zweit machen. Es hat einen befreienden, positiven Effekt auf deine Grundstimmung, wenn du dir diese Zeit für dich nimmst, vermutlich, da der Mensch nach Orientierung und Verbindlichkeit strebt. Ziele zu definieren kann die eigene Zuversicht daher überaus positiv beeinflussen. Gerne absolviere ich diesen Prozess in vier Schritten:

   Schritt 1: Ich schreibe zu den sieben Bereichen des «ENERGIE-Modells» Stichworte auf, und zwar möglichst frei und ohne zu überlegen, wie realistisch oder gar sinnvoll diese Ideen sind.

Schritt 2: Auch hier gehe ich in die Natur und mache einen Spaziergang. Egal ob es schneit, windet oder regnet, ich gehe an die frische Luft. Der Spaziergang hat hierbei eine ähnliche Wirkung wie nach einem feinen Essen zur Verdauung. Dabei lasse ich mir meine Ideen nochmals durch den Kopf gehen und versuche, diese in einem inneren Dialog zu reflektieren.

Schritt 3: Sobald ich wieder zu Hause bin, konkretisiere ich das Erlebte bei einer schönen Tasse Tee. Dabei nehme ich mir jeweils ein Ziel pro Punkt im «ENERGIE-Modell» vor.

Schritt 4: Nun übertrage ich die Ziele in meine Agenda, weil für mich jedes Ziel einen Startpunkt sowie ein Ende hat. Natürlich können diese «Enden» auch weitergeführt werden. Ich denke jedoch, dass es sinnvoll ist, an einem konkreten Datum zu überprüfen, ob man das Geplante auch so umsetzen konnte.

Tipp: Einen Jahresplan mit Zielen zu erstellen ist vor allem dann besonders befreiend, wenn man sich keine Zwänge überstülpt. Du musst gar nichts, und alles, was du planst, dient deinem Wohlbefinden. Und wenn du bei einem Punkt kein Ziel hast, dann ist das genauso okay, wie bei einem anderen Punkt zwei oder drei Ziele zu definieren.   

«Steiniger Beginn in Miami»

Das UNO-Hauptquartier in New York empfand ich an diesem sonnigen Septembermorgen sowohl unheimlich als auch eindrucksvoll. So viel hatte ich schon davon gehört, Vollversammlungen im TV gesehen und Berichten gespannt am Radio gelauscht. Und nun war ich selbst dort. Es war ein eigenartiges Gefühl, das sich nicht wirklich in Worte fassen lässt.

Im Rahmen eines «Management Exchange Trainings», das von der UNO geleitet wurde, hatte ich mir einen Traum erfüllt: einmal in einem anderen Land arbeiten und leben zu dürfen. Dazu hatte ich ein Visum für ein Jahr bekommen, das ich um zwei weitere verlängern konnte. Was für ein Glück, dachte ich, als mir angeboten wurde, aus mehreren Städten in den USA auszuwählen. Als diplomierter Hotelier war es klar, dass es ein Hotel sein musste. Und auch da wurde mir eine große Auswahl an Betrieben vorgeschlagen. Mein Entschluss fiel auf ein Boutique-Hotel in Miami. Dazu gilt anzumerken, dass ich diese Bezeichnung doch eher als verwirrend empfand, da es sich bei meiner Wahl um ein Haus mit 200 Zimmern handelte.

Nun saß ich mit weiteren zweihundert Trainees in diesem imposanten Auditorium des UNO-Hauptquartiers an der First Avenue am East River und träumte bereits in den schönsten Farben vom Süden in Florida. Wir wurden in den drei Tagen über so ziemlich jedes Detail eines Lebens in den USA informiert – von den rechtlichen Grundlagen über die Politik bis zu den Verhaltensgepflogenheiten in den jeweiligen Staaten.

Ankunft in Miami

Und dann war ich endlich da – in Miami! Das war mein Ort der Sehnsucht. Was ich allerdings schnell feststellen musste: Der September im Süden von Florida ist heiß, feuchtheiß, um genau zu sein. Das führte dazu, dass sich die beschlagenen Brillengläser erst wieder erholten, nachdem ich mich am Flughafen in das Air-Conditioner-Taxi gesetzt hatte. Dieses war wiederum so stark heruntergekühlt, dass ich sofort nach meinem Halstuch suchen musste.

Mein Hotel war das Grand Bay in der Coconut Grove. Über Monate malte ich mir aus, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn ich zum ersten Mal durch die imposante Eingangstür schreiten würde. Natürlich hatte ich mich noch in der Schweiz mit Fotos und Berichten aus dem Internet geradezu übersättigt, doch nun war ich da und ich wusste in der ersten Sekunde, dass dies für längere Zeit meine neue Heimat sein würde.

Ich staunte nicht schlecht, als ich als Erstes vom Hoteldirektor und der Personalchefin durchs Haus geführt wurde. Sie erzählten mir während der Besichtigung mehrere Anekdoten von Berühmtheiten, die bereits in diesem Fünfsternehotel gewohnt hatten, von Spitzensportlern über Größen aus dem Musik- und Filmbusiness bis zu amerikanischen Präsidenten. Um es gleich vorwegzunehmen: Über die nächsten drei Jahre hatte ich tatsächlich das Vergnügen, einige Persönlichkeiten aus diesen Sparten kennenzulernen.

Die Suche nach einer eigenen Wohnung

Natürlich dachte ich, dass ich nicht auf unbestimmte Zeit in einem der wunderschönen Hotelzimmer mit eigener Terrasse wohnen durfte, doch sieben Tage empfand ich als ziemlich sportlich, um ein eigenes Appartement zu finden. Ich dachte: «Na ja, wenn es so ist, dann ist es halt so.»

Schon am ersten Tag legte ich mir eine Strategie zurecht. Eine große Herausforderung bestand darin, dass die Wohnung in Gehdistanz zum Hotel liegen musste, da ich mir nicht gleich zu Beginn meines Miami-Abenteuers ein Auto leisten konnte. Natürlich werden im Internet unzählige Appartements angeboten, doch eines zu finden, das auch nur annähernd bezahlbar war, möbliert und vorerst für ein Jahr, das war eine wirkliche Herausforderung.

Ich merkte schnell, dass über die gängigen Internetportale keine für mich bezahlbaren Objekte mit meinen Anforderungen zu finden waren. «Nun gut», sagte ich mir, «dann mache ich es so, wie es vor dem Internetzeitalter gängig war. Ich laufe durchs Quartier und da, wo es mir gefällt, frage ich nach der Adresse der jeweiligen Hausverwaltung.»

Drei ganze Tage lief ich durch die Coconut Grove und hatte bei gut zwanzig Appartementkomplexen die Namen durchgeklingelt, bis ich jemanden an der Tür hatte, der mir die Telefonnummer der jeweiligen Verwaltung geben konnte. Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt hatte, aber sicher nicht, dass ich die ersten vier Tage in Miami ausschließlich mit der Wohnungssuche beschäftigt sein würde.

Ich beginne zu hadern

Nun saß ich da auf einer Bank neben einer stark befahrenen Straße, völlig durchgeschwitzt, und fühlte mich auf dem Boden der Realität angekommen. Ich hatte alle Verwaltungen angerufen, doch in keinem der Häuser gab es eine freie Wohnung, die ich mir leisten konnte.

Weshalb bin ich hierhergekommen? Ich hatte doch ein gutes Leben in Zürich. Weshalb kann ich nicht einfach mit dem zufrieden sein, was ich habe?

Das Gefühl, dass Amerika offenbar nicht auf mich gewartet hatte, zog mich weiter runter, und auch, dass ich bisher niemanden kennengelernt hatte. Ich hatte mit den Leuten an den Haustüren gesprochen und Amerikaner sind ja von Grund auf sehr freundliche Menschen, doch das war es nicht. Ich vermisste auf einmal vieles: meine Familie, meine Freunde, kühles Wetter. War ich bereits am vierten Tag meines Abenteuers am Tiefpunkt angekommen? So konnte es nicht weitergehen. Ich hatte noch drei Tage Zeit, um eine Wohnung zu finden und mich aus meinem emotionalen Loch zu befreien.

Ein Spaziergang und ein Spiel

Ich entschloss mich, einen längeren Spaziergang zu machen. Wo war ich eigentlich? Ich hatte bis anhin lediglich die Straßen im Umkreis von zehn Minuten Fußweg um das Hotel gesehen ... Ich packte meinen kleinen Sportrucksack und lief ans Meer. Bereits nach fünfzehn Minuten fand ich mich auf einem herrlichen Fußweg direkt am Atlantischen Ozean wieder und spürte zum ersten Mal bewusst den leicht salzigen Wind auf meiner Haut.

Ich lief an einem Sportplatz vorbei und blieb stehen, als ich ein paar Jungs beim Baseballspielen sah. Eigenartige Sportart, dachte ich und setzte mich auf eine Bank. Ich versuchte zu verstehen, welche Spielregeln sich hinter dem für mich wirren Umherrennen wohl verbargen.

Es dauerte keine zwei Minuten, da sprinteten zwei der Spieler auf mich zu und fragten, ziemlich außer Atem, ob ich spielen könne. Im selben Atemzug sagten sie mir, dass sie heute ein Qualifikationsspiel in ihrer Liga hätten und noch dringend einen Spieler benötigten. Ich sagte, es täte mir leid, aber ich hätte noch nie auf einem Baseball-Spielfeld gestanden. Schlimmer noch: Ich hätte noch nie ein Spiel gesehen und keine Ahnung von den Regeln. Beide grinsten über das ganze Gesicht. «Easy, Baseball ist das einfachste Spiel der Welt», meinte einer von ihnen. Er heiße Jorge und neben ihm, das sei William. Ob ich denn sonst eine Sportart betreibe, wollten sie wissen. «Na ja, Tennis, Fußball und Joggen», antwortete ich und hielt mich diskret mit meinen Schweizer Wintersportarten zurück. «Easy», meinte nun William. Baseball sei eine Kombination aus Tennis, Fußball und Jogging. Das Spiel sei heute Abend um acht und wir würden uns um sieben hier treffen. Ein Shirt und Baseball-Bats, so nannten sie die Schläger, brächten sie mir mit; sie hätten eine große Auswahl.

«Okay, wieso nicht», meinte ich, «aber dann muss ich es jetzt erst einmal versuchen und mit dem Training beginnen.»

«Oh, sorry», entgegnete Jorge, «das Training ist fertig, wir müssen alle zurück zur Arbeit.»

Wie bitte? Ich sollte an einem offiziellen Baseballspiel teilnehmen, bevor ich auch nur ein einziges Mal auf einem Platz gestanden hatte?

«Easy», kam es bereits zum dritten Mal. «It's just for fun.»

Klar, just for fun. Na gut, dachte ich mir. Ich habe noch ein paar Stunden Zeit, mir die Regeln per Internet einzutrichtern. Etwas verwirrt und doch ziemlich aufgestellt lief ich diesen wunderbaren Strandweg zurück zum Hotel. Und zum ersten Mal in vier Tagen schrieb ich bei meiner Google-Suche nicht «Wohnung in Coconut Grove», sondern «Baseballregeln».

Ich war am Samstag angekommen und musste am Mittwoch mit der Arbeit beginnen. Alles klar, dachte ich, heute Abend spiele ich Baseball, morgen ist mein erster Arbeitstag und ich habe noch keine Wohnung. Na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt und irgendeine Lösung wird es schon geben. Zuversicht hilft doch immer. Die Vorfreude auf den Abend, dass ich nun ein paar Jungs aus diesem Stadtteil kennenlernen würde, ließ mich meine Sorge über die Wohnung beinahe vergessen.

Baseball in drei Stunden