Menu d'amour - Nicolas Barreau - E-Book + Hörbuch

Menu d'amour Hörbuch

Nicolas Barreau

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Beschreibung

Eine kleine kostbare Geschichte über den Zauber der ersten Liebe. Als sich der verträumte Literaturstudent Henri Bredin in die lebenslustige Valérie Castel verliebt, scheint diese so unerreichbar für ihn wie der Mond. Fast hat er schon die Hoffnung aufgegeben, das Herz des schönen Mädchens mit den aquamarinblauen Augen zu gewinnen, da entdeckt er bei einem Bouquinisten ein altes Buch mit dem Rezept für ein Liebeselixier. Kann so etwas überhaupt funktionieren? Mit sieben Liebes-Menüs aus dem persönlichen Kochbuch des Autors.

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Zeit:1 Std. 18 min

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Nicolas Barreau

Menu d'amour

Eine Liebesgeschichte mit Rezepten

 

 

 

Über dieses Buch

Über den Zauber der ersten Liebe

 

Als sich der verträumte Literaturstudent Henri Bredin in die lebenslustige Valérie Castel verliebt, scheint diese so unerreichbar für ihn wie der Mond. Fast hat er schon die Hoffnung aufgegeben, das Herz des schönen Mädchens mit den aquamarinblauen Augen zu gewinnen, da entdeckt er bei einem Bouquinisten ein altes Buch mit dem Rezept für ein Liebeselixier. Kann so etwas überhaupt funktionieren?

 

Mit sieben Liebes-Menüs aus dem persönlichen Kochbuch des Autors.

 

Vita

Nicolas Barreau hat sich mit seinen charmanten Paris-Romanen ein begeistertes Publikum erobert. Sein Buch «Das Lächeln der Frauen» brachte ihm den internationalen Durchbruch. Es erschien in 36 Ländern, war in Deutschland mit weit über einer Million verkauften Exemplaren «Jahresbestseller» und wurde anschließend verfilmt sowie in unterschiedlichen Inszenierungen an deutschen Bühnen gespielt. In «Die Zeit der Kirschen» erzählte der Autor die Geschichte von Aurélie und André fort. Auch mit «Die Frau meines Lebens», «Eines Abends in Paris» sowie seinem neuesten Roman «Tausend Lichter über der Seine» bezauberte der Autor seine Leserinnen und Leser.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Januar 2023

Copyright © 2023 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg

Copyright © 2013 by Nicolas Barreau Copyright © 2013 by Thiele Verlag in der Thiele & Brandstätter Verlag GmbH, München/Wien

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

Covergestaltung Hafen Werbeagentur, Hamburg

Coverabbildung Chris Campe, Jessica Garner/Getty Images

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-644-01400-8

www.rowohlt.de

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

Bist du einst alt und grau und voller Schlaf

Und nickst am Feuer ein, dann nimm dies Buch,

Lies langsam, träume dich zurück und such

Wie mich dein Aug mit seinem Schatten traf …

William Butler Yeats

À Table, Les Amoureux!

Nach dem überwältigenden Erfolg meines Romans Das Lächeln der Frauen, in dem die schöne Aurélie ihr Menu d’amour kocht, um den Mann ihrer Träume für sich zu gewinnen, bin ich oft gefragt worden, ob es zwischen dem Essen und der Liebe einen speziellen Zusammenhang gibt. Natürlich gibt es den – beides kann sehr verführerisch sein. Viele meiner Leserinnen und Leser wollten wissen, ob ich selbst gern koche und ob ich noch weitere Rezepte habe. Beide Fragen kann ich mit Ja beantworten. Die besten Rezepte aus meinem persönlichen Kochbuch sind Klassiker der französischen Küche, vor allem aber sind sie eines: Erinnerungen an wunderbare, romantische, nicht enden wollende Abende, an die ich sehr gerne zurückdenke.

In diesem Buch verrate ich Ihnen also meine zehn Lieblingsmenüs. Es sind Rezepte für Verliebte, Rezepte zum Verlieben, köstliche Speisen für ganz besondere Anlässe – und als besonderen Gruß aus der Küche habe ich eine Geschichte vorangestellt, die das Geheimnis des Menu d’amour enthüllt – jenes Menüs, das Aurélies Vater seiner Tochter einst vermachte.

Lesen Sie, staunen Sie, lächeln Sie, kochen Sie und genießen Sie das Essen und die Liebe!

 

Herzlichst

Nicolas Barreau

Menu d’amour

Eine Liebesgeschichte

1

Wenn man Georges Berechnungen glauben durfte, war es einer der dunkelsten Winter seit dem Krieg gewesen. Die Schatten spazierten in den Straßen von Paris, und die Menschen sehnten sich nach dem Licht, wie ein junger Mann sich in die Arme seiner Liebsten sehnt. Im Kino spielte man Die Regenschirme von Cherbourg, die Beatles hatten im Olympia She loves you gesungen, und ich hatte mich rettungslos in ein Mädchen verliebt, das so unerreichbar für mich war wie der Mond.

Ich studierte damals Literatur im zweiten Semester und hatte gerade beschlossen, aus Enttäuschung so etwas wie ein zweiter William Butler Yeats zu werden, der in glühenden Gedichten seine Angebetete pries und auf diese Weise seine unerfüllte Liebe zu der schönen Maud Gonne unsterblich machte, als ich an einem regnerischen Nachmittag bei den Bouquinisten am Ufer der Seine einen Fund machte, der meine glanzvolle literarische Karriere verhindern sollte. Denn daraufhin passierte etwas Seltsames und Wunderbares. Etwas, das mich trunken vor Glück über den Mond taumeln ließ, noch bevor der erste Astronaut jemals seinen Fuß daraufsetzte. Ich habe nie jemandem erzählt, was sich an jenem Abend wirklich ereignete. An jenem denkwürdigen Abend, als ich das Menu d’amour zum ersten Mal kochte, und der nun schon so viele Jahre zurückliegt. Die Einzige, die die ganze Wahrheit kannte, war die Katze meines Mitbewohners Georges. Doch diese konnte naturgemäß nicht sprechen, und so blieb das köstliche Geheimnis im Besitz meines Herzens. Am Ende bin ich doch kein William Butler Yeats geworden. Gott sei Dank.

Meine Maud Gonne hieß Valérie Castel. Sie hatte blondes Haar und leuchtend blaue Augen, und wenn sie hereinkam, begann sich der Raum mit Licht zu füllen. Ihr Mund schien stets zu einem Lachen bereit, sie war voller Einfälle und spottete gern, und sie war gewiss kein Mädchen, das man einfach so übersehen hätte. Aber auch aus einem anderen Grund war es nahezu unmöglich, sie nicht zu bemerken. Valérie Castel war die unpünktlichste Person, die ich jemals kennengelernt habe. Sie kam immer zu spät. Zu jeder Vorlesung. In jedes Seminar. Und so ist sie mir damals auch aufgefallen. Weil sie zu spät kam.

2

Professor Jean-Louis Caspari war in seinem Element. Seit zwanzig Minuten versuchte er mit eindringlichen Gesten und wortgewaltigen Sätzen seinen Zuhörern die französische Literatur zwischen Romantik und Realismus näherzubringen und erwartete doch nicht mehr, als dass jeder Student sich drei Sätze aus seiner Vorlesung merken sollte. «Wenn Sie drei Sätze mit nach Hause nehmen, bin ich schon zufrieden», pflegte er zu sagen. Gerade war er bei einem seiner Lieblingsgedichte von Baudelaire angelangt, da wurde mit einer hastigen Bewegung die Tür zum Hörsaal aufgerissen. Atemlos und mit geröteten Wangen schlüpfte eine Studentin in einem hellblauen Wollmantel mit passender Kappe herein. Sie lächelte entschuldigend und wollte sich schon durch den Seitengang schieben, um sich in eine der Stuhlreihen zu setzen, als Jean-Louis Caspari seine Vorlesung unterbrach und von seinem kleinen Podest herunterstieg. Der alte Professor war dafür bekannt, dass er unpünktliche Studenten gern vorführte. Mit einer Behändigkeit, die seine Leibesfülle Lügen strafte, sprang er durch den Raum und baute sich vor der Nachzüglerin auf.

«Wie schön, dass Sie meine Vorlesung besuchen, Mademoiselle …?» Er zog fragend die Augenbrauen hoch.

«Castel. Valérie Castel», sagte sie, und auf diese Weise erfuhr ich wie alle anderen im Saal ihren Namen.

«Nun, Mademoiselle Castel», Professor Caspari streckte ihr seine Hand entgegen, die sie zögernd ergriff, «ich begrüße Sie sehr herzlich hier bei uns.» Er machte eine ausholende Handbewegung, welche die etwa einhundertfünfzig Studenten mit einbezog, die den Dialog, der sich abseits des Vorlesungspults entspann, grinsend verfolgten. «Dummerweise hat meine Vorlesung schon seit …», er kramte umständlich eine silberne Taschenuhr aus der Hosentasche hervor, «seit fünfundzwanzig Minuten begonnen. Ich hoffe, das stört Sie nicht?»

Valérie Castel wurde rot, dann schenkte sie dem Professor ein reizendes Lächeln. «Aber nein», sagte sie mit ihrer klaren Stimme, die bis in die letzte Reihe zu hören war. «Wenn es Sie nicht stört, Herr Professor, stört es mich auch nicht.» Ich sah das feine Zucken ihrer Mundwinkel.

Die Studenten stießen sich an und tuschelten. Das war ganz schön frech, aber dann doch wieder mit so entwaffnender Unbefangenheit vorgetragen, dass man nicht so recht wusste, was man davon halten sollte.

Professor Caspari verfügte über genügend Humor, um eine schlagfertige Antwort zu schätzen. Und er verfügte trotz seiner altersschwachen Augen, die hinter runden Brillengläsern funkelten, über genügend Sehkraft, um Schönheit zu bemerken, wenn sie ihm begegnete. Sein Blick ruhte einen Moment auf der Delinquentin, die inzwischen ihre blaue Kappe abgenommen hatte und diese unschlüssig in den Händen drehte.

«Abgesehen davon, dass es mich ein wenig irritiert, wenn während meines Vortrags die Tür aufgeht, stört mich das sicherlich weniger als Sie, Mademoiselle. Denn im Gegensatz zu Ihnen kenne ich den Stoff meiner Vorlesung ja bereits.»

Valérie nickte zerknirscht und fühlte sich nun offenbar verpflichtet, eine abenteuerliche Erklärung abzugeben, in der eine arme kleine Katze, ein zu hoher Baum, ein hilfsbereiter Polizist und sie selbst die Hauptrolle spielten. «Eigentlich ist es gar nicht meine Art, zu spät zu kommen», versicherte sie treuherzig. «Es kommt nicht wieder vor.»

3

Ich will nicht behaupten, dass sie es vorsätzlich tat, aber entgegen ihrer Versicherungen war jedem in unserem Semester bereits nach wenigen Wochen klar, dass Valérie Castel einfach nicht pünktlich sein konnte. Seltsamerweise war ihr deswegen niemand wirklich böse. Im Gegenteil – wenn fünf oder zehn oder zwanzig Minuten nach Seminarbeginn die Tür aufflog und das Mädchen im blauen Mantel wie ein Windstoß hereinfegte, warteten alle gespannt auf die Ausrede, mit der sie diesmal wohl aufwarten würde.