Nova & Quinton. True Love - Jessica Sorensen - E-Book
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Nova & Quinton. True Love E-Book

Jessica Sorensen

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Beschreibung

Aufwühlend, sexy, romantisch – die neue Serie von Bestsellerautorin Jessica Sorensen

Als Teenager wollte Nova Drummerin werden und ihre große Liebe Landon heiraten. Aber dieser Traum wurde in einem einzigen Moment zerstört. Nova ist überzeugt, dass sie nie wieder jemanden lieben wird. Bis sie den unverschämt attraktiven Quinton Carter kennenlernt. Er fasziniert und verwirrt sie. Und Nova ahnt, dass sie besser die Finger von ihm lassen sollte ...

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Seitenzahl: 403

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JESSICA SORENSEN

Nova & Quinton

True Love

Band 1

Roman

Aus dem Amerikanischen

von Sabine Schilasky

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

 

Zum Buch

Ich frage mich, ob Quinton auch witzig ist, wenn er nicht betrunken oder bekifft ist – aber das werde ich vielleicht nie herausfinden. Mit einem übertrieben dramatischen Seufzer raffe ich mein Haar im Nacken zusammen und beuge mich über den Tisch. Er kommt mir auf halbem Weg entgegen, schiebt mir den Löffel in den Mund und leckt sich die Lippen, um ein Grinsen zu unterdrücken, als ich den Cookie einsauge. Dann lehne ich mich zurück und kaue.

»Und?«, fragt er, während er noch einen Löffel nimmt und sein Blick auf meinen Mund gerichtet ist. »Gar nicht so schlecht, oder?«

Ich schlucke und lasse mein Haar los. »Nein, schlimmer«, lüge ich und kneife die Lippen zusammen, um ein Kichern zu unterdrücken.

Er leckt sich etwas Eiscreme von der Unterlippe, und ich bemerke, dass er wieder auf meinen Mund sieht. Für einen kurzen Augenblick frage ich mich, wie seine Lippen nach all dem Eis schmecken.

Zur Autorin

Die Bestsellerautorin Jessica Sorensen hat bereits zahlreiche Romane verfasst. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in den Bergen von Wyoming. Wenn sie nicht schreibt, liest sie oder verbringt Zeit mit ihrer Familie.

www.jessicasorensen.com

Lieferbare Titel

Das Geheimnis von Ella und Micha

Für immer Ella und Micha

Die Sache mit Callie und Kayden

Die Liebe von Callie und Kayden

Verführt. Lila und Ethan

 

 

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

BREAKING NOVA

Vollständige deutsche Erstausgabe 11/2014

Copyright © 2014 by Jessica Sorensen

Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: bürosüd GmbH, München

Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-641-14672-6

www.heyne.de

 

Prolog

Nova

Manchmal frage ich mich, ob man Erinnerungen, mit denen man nichts zu tun haben will, nicht einfach blockieren kann: die Bilder wegsperren, den Schmerz betäuben, der mit dem verbunden ist, was man gesehen hat und nicht sehen wollte. Und das so lange, bis die Person, die man einmal war, selbst nur noch eine schwache Erinnerung ist.

So habe ich nicht immer gedacht. Früher war ich voller Hoffnung, voller Leben, glaubte an Sachen. Zum Beispiel an das, was mein Vater mir erzählte: Wenn ich irgendwas nur fest genug will, kann ich dafür sorgen, dass es geschieht.

»Keiner sonst kann Dinge für dich geschehen lassen, Nova«, sagte er zu mir, als wir auf dem Hügel in unserem Garten lagen und hinauf zu den Sternen blickten. Da war ich sechs Jahre alt, glücklich und ein bisschen naiv. Und ich verschlang seine Worte wie Zuckerwürfel. »Aber wenn du etwas wirklich willst und bereit bist, hart daran zu arbeiten, dann ist alles möglich.«

»Alles«, wiederholte ich und sah zu ihm. »Sogar wenn ich eine Prinzessin sein will?«

Er lächelte in die Dunkelheit, ja, er wirkte richtig glücklich. »Sogar eine Prinzessin.«

Ich grinste, blickte wieder zum Himmel und dachte, wie wunderbar es wäre, ein Diamantendiadem im Haar und ein glitzerndes rosa Kleid mit passenden Schuhen zu tragen. Ich würde im Kreis herumwirbeln und lachen, während sich mein Kleid um mich herum aufbauscht. Keine Sekunde dachte ich daran, was es wirklich bedeutet, eine Prinzessin zu sein, oder wie unmöglich es war, dass ich tatsächlich eine werden könnte.

»Erde an Nova.« Mein Freund, Landon Evans, wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht.

Ich blinzle, löse meinen Blick von den Sternen und neige den Kopf zur Seite, sodass ich in Landons Augen sehe. »Was?«

Er lacht, doch es sieht unnatürlich aus, als gehörte es nicht in sein Gesicht. Was allerdings normal für Landon ist.

Er ist Künstler und hat mir erklärt, dass er den Schmerz nur in seine Porträts bringen kann, wenn er ihn immerzu in sich herumträgt. »Du warst eben völlig weggetreten.« Das Licht auf der Vorderve­ran­da brennt, und in dem Neonschein haben seine honigbraunen Augen dieselbe Farbe wie seine Zeichenkohle.

Ich rolle mich auf die Seite und schiebe beide Hände unter meinen Kopf, sodass ich Landon richtig ansehen kann. »Entschuldige, ich war nur in Gedanken.«

»Du hast diesen Blick, als wärst du sehr tief in Gedanken.« Er stützt seitlich einen Ellbogen auf, lehnt den Kopf in seine Hand, und sein pechschwarzes Haar fällt ihm in die Augen. »Möchtest du darüber reden?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, mir ist eigentlich nicht nach Reden.«

Er schenkt mir ein albernes, aber echtes Lächeln, und alles Traurige in meinem Kopf löst sich vor­übergehend auf. Das ist eines der Dinge, die ich an Landon liebe. Er ist der einzige Mensch auf der Welt, der mich zum Lächeln bringen kann. Besser gesagt: der Einzige außer meinem Dad, doch der lebt nicht mehr, und deshalb lächle ich eher selten.

Landon und ich waren bis vor ungefähr einem halben Jahr beste Freunde, und vielleicht kann er mich deshalb so glücklich machen. Wir waren uns schon nahe und verstanden einander, bevor das Küssen und die Hormone ins Spiel kamen. Klar, wir sind erst achtzehn und noch nicht mal mit der Highschool fertig, aber manchmal, wenn ich alleine in meinem Zimmer bin, kann ich mir uns beide in einigen Jahren vorstellen, immer noch verliebt, vielleicht sogar verheiratet. Das ist erstaunlich, denn lange Zeit nach dem Tod meines Dads konnte ich mir meine Zukunft überhaupt nicht vorstellen und wollte es auch nicht. Doch die Dinge verändern sich. Menschen entwickeln sich weiter, leben weiter und wachsen, während neue Menschen in ihr Leben treten.

»Ich habe das Bild gesehen, das du für das Kunstprojekt gemacht hast«, sage ich und streiche ihm einige Strähnen aus den Augen. »Es hing bei Mr. Felmon an der Wand.«

Landon runzelt die Stirn, wie er es immer tut, wenn wir über seine Kunst sprechen. »Ja, das ist nicht so geworden, wie ich es vorhatte.«

»Es sah aus, als wärst du beim Zeichnen traurig gewesen«, sage ich und lege eine Hand auf meine Hüfte. »Aber so sehen ja alle deine Zeichnungen aus.«

Alles Fröhliche verschwindet aus seinem Gesicht, als er sich auf den Rücken rollt und zum Sternenhimmel aufsieht. Eine Weile sagt er nichts, und ich drehe mich auf den Rücken. Wenn er so mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt ist, lasse ich ihn in Ruhe. Landon ist einer der traurigsten Menschen, die ich kenne, und teils hat mich das an ihm damals angezogen.

Ich war dreizehn und er gerade gegenüber von uns eingezogen. Er saß mit einem Skizzenblock ­unten an einem Baum in seinem Vorgarten, als ich ihn zum ersten Mal sah und beschloss, rüberzugehen und mich vorzustellen. Es war gleich nachdem mein Dad gestorben war, und ich hielt mich meistens von anderen fern, doch Landon … ich weiß nicht, aber da war etwas an ihm.

Ich ging über die Straße und war sehr neugierig, was er zeichnete. Als ich vor ihm stehen blieb, sah er zu mir auf, und mich erschreckte, wie gequält seine honigbraunen Augen blickten, so voller Schmerz und innerem Leid. Das hatte ich noch bei niemandem in unserem Alter gesehen, und obwohl ich nicht wusste, woher es kam, ahnte ich, dass wir Freunde würden, weil er aussah, wie ich mich fühlte: als wäre ich auseinandergebrochen und nicht wieder richtig zusammengeflickt worden. Tatsächlich wurden wir beste Freunde – genau genommen mehr als das. Wir sind praktisch unzertrennlich, abhängig voneinander, und ich hasse es, von ihm getrennt zu sein, weil ich mich ohne ihn verloren und deplatziert in dieser Welt fühle.

»Hast du jemals das Gefühl, dass wir alle verloren sind?«, reißt Landon mich wieder aus meinen Gedanken. »Dass wir alle bloß auf der Erde herum­irren und darauf warten zu sterben?«

Ich beiße mir auf die Unterlippe, denke über seine Worte nach und entdecke Kassiopeia am Himmel. »Denkst du das wirklich?«

»Weiß ich nicht genau«, antwortet er, und ich ­sehe zu ihm, sodass ich sein vollkommenes Profil angucke. »Manchmal frage ich mich allerdings schon, was das Leben für einen Sinn hat.« Er verstummt. Anscheinend wartet er darauf, dass ich etwas sage.

»Ich weiß es nicht.« Ich zermartere mir das Hirn nach etwas anderem, das ich sagen könnte, doch mir will keine einzige zusammenhängende, sinnvolle Antwort auf seine finsteren Gedanken über den Sinn des Lebens einfallen, also ergänze ich nur: »Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch, Nova«, sagt er, ohne mich anzusehen. Dann greift er über das Gras hinweg nach meiner Hand und verhakt seine Finger mit meinen. »Und das meine ich ernst, Nova, egal, was passiert: Ich liebe dich.«

Wir tauchen in die Stille der Nacht ein, während wir den Sternen zusehen, wie sie glitzern und verblassen. Es ist friedlich und beunruhigend zugleich, weil ich meine Gedanken nicht abstellen kann. Ich mache mir Sorgen um Landon, wenn er so deprimiert ist. Ab und zu verschwindet er in seiner eigenen kleinen Welt aus düsteren Überzeugungen und einer schwarzen Zukunft, und dann erreiche ich ihn nicht, sosehr ich mich auch bemühe.

Wir liegen still im Gras, beobachten den Himmel und halten uns an den Händen. Schließlich schlafe ich ein. Meine eine Wange ist in das kühle Gras gedrückt, der Frühlingswind weht mir über die Haut, und Landons Finger streicheln beruhigend über mein Handgelenk. Als ich wieder aufwache, sind alle Sterne mit dem ersten grauen Morgenlicht verschmolzen. Der Mond ist untergegangen und das Gras taufeucht. Das Erste, was ich bemerke, ist, dass Landons Hand nicht mehr in meiner ist, und sofort fühle ich mich leer, als wäre mein einer Arm von meinem Körper abgetrennt.

Ich setze mich auf, reibe mir die Augen und strecke die Arme über dem Kopf, während ich mich im Garten nach Landon umsehe. Er kann nur aufgestanden sein, um ins Bad zu gehen, denn er würde mich nie schlafend in seinem Garten alleine lassen.

Ich stehe auf, klopfe das Gras hinten von meinen Beinen und wandere den flachen Hang zu Landons Haus hinauf. Es kommt mir wie ein langer Weg vor, weil ich müde bin – noch ist es zu früh am Morgen, um schon auf zu sein. Auf der hinteren Veranda hole ich mein Handy aus der Tasche, um Landon eine SMS zu schicken und ihn zu fragen, was er gerade macht. Da bemerke ich, dass die Hintertür einen Spalt offen steht, und gehe hinein, ehe ich weiter darüber nachdenke. Das sieht mir eigentlich nicht ähnlich, denn normalerweise gehe ich nie unaufgefordert in sein Haus. Ich klopfe immer an, sogar wenn er mir vorher getextet hat, dass ich direkt in sein Zimmer kommen soll.

Aber diesmal zieht mich irgendetwas nach drinnen. In der Küche ist es kalt, sodass ich mich frage, wie lange die Tür schon offen steht. Fröstelnd schlinge ich die Arme um meinen Oberkörper und gehe durch die Küche zur Diele. Landons Eltern schlafen oben, deshalb achte ich darauf, leise durch den Flur und zu Landons Zimmer zu gehen, das unten im Keller ist. Die Treppe knarrt unter meinen Füßen, und ich halte den ganzen Weg nach unten den Atem an, weil ich keine Ahnung habe, was passiert, wenn seine Eltern aufwachen und mich erwischen, wie ich mich in sein Zimmer schleiche.

»Landon«, flüstere ich, als ich auf sein Zimmer ganz hinten im Flur zugehe. Bis auf das wenige Sonnenlicht, das durch die Fenster hineinfällt, ist es dunkel. »Bist du hier?«

Stille. Fast kehre ich um und gehe wieder nach oben, doch dann höre ich den Text eines unbekannten Songs, der beinahe von dem leisen Wummern der Bässe übertönt wird. Je näher ich dem Zimmer komme, umso lauter werden das Wummern und die Musik.

»Landon«, sage ich noch einmal vor seiner Tür und werde nervös. Warum ich nervös bin, weiß ich nicht. Oder vielleicht doch. Vielleicht weiß ich es schon lange, wollte es nur nie wahrhaben.

Meine Hand zittert, als ich den Knauf drehe. Dann schiebe ich die Tür auf, und jedes einzelne Wort, das Landon je zu mir gesagt hat, ergibt plötzlich einen Sinn, genauso wie die weisen Worte meines Vaters. Der kraftvolle Song aus der Stereoanlage umhüllt mich auf dieselbe Weise wie die unendliche Kälte. Leblos fällt meine Hand nach unten, und ich stehe mit starrem Blick in der Tür. Ich wünsche mir dringend, ganz dringend, unbedingt, nicht zu sehen, was ich sehe. Ich sage mir, wenn ich es mir nur fest genug wünsche, passiert es auch, und fange mit voller Konzentration an, rückwärts zu zählen. Nach wenigen Minuten wird alles in mir taub. Genau wie ich es wollte, verblasst meine Umgebung, und ich fühle nichts mehr. Ich falle auf den Boden, lande hart, doch ich kann keinen Schmerz fühlen.

Und jedes Mal, wenn ich an das zurückdenke, was ich an jenem Tag sah, sind die Bilder und Gefühle weg. Alles ist weg.

Quinton

Ich fahre viel zu schnell. Das weiß ich, und ich sollte langsamer fahren, aber alle jammern, dass ich mich beeilen und sie nach Hause bringen soll, weil wir es sonst nicht mehr bis zur Sperrstunde schaffen. Manchmal frage ich mich, wie ich mich immer wieder in so eine bescheuerte Situation bringen kann. Nicht, dass es eine große Sache wäre, aber ich hätte sicher eine Menge mehr Spaß, wäre ich so besoffen wie die anderen, denn es sind Frühjahrs­ferien, und ich sollte mich amüsieren. Mir gefällt es nicht, der Fahrer sein zu müssen, und trotzdem läuft es meistens darauf hinaus, dass ich mich genau als der anbiete. So kommt es, dass ich mal wieder einen Haufen betrunkener Idioten kutschiere.

»Du darfst hier drinnen nicht rauchen.« Ich öffne das Fenster, als der Qualm das Wageninnere füllt. »Meine Mom riecht das auf eine Meile Entfernung, und dann gibt sie mir ihren Wagen nicht mehr.«

»Ach, hör schon auf, Quinton«, schmollt meine Freundin Lexi, zieht an ihrer Zigarette und streckt ihren Arm aus dem offenen Fenster. »Wir lüften doch.«

Kopfschüttelnd greife ich mit der freien Hand nach drüben und nehme ihr die Zigarette weg. Dann halte ich sie aus dem offenen Fensterspalt auf meiner Seite, bis die glühende Spitze abfällt. Danach lasse ich sie ganz los. Es ist spät, die Straße, auf der wir fahren, schlängelt sich um einen See, und wir haben seit Ewigkeiten kein anderes Auto gesehen. Was gut ist, denn alle anderen im Auto sind noch nicht volljährig und stockbesoffen.

Lexi streckt mir die Zunge raus, verschränkt die Arme vor der Brust und lässt sich auf dem Sitz nach hinten fallen. »Du bist so langweilig, wenn du nüchtern bist! Es wäre viel witziger, wenn du so wie wir wärst.«

Ich verkneife mir ein Grinsen. Wir sind schon ein paar Jahre zusammen, und sie ist das einzige Mädchen, mit dem ich je eine Beziehung hatte und mir überhaupt eine vorstellen kann. Ich weiß, dass das furchtbar lahm und schmalzig klingt, weil wir erst achtzehn sind, aber fest steht, dass ich sie irgendwann heirate.

Immer noch schmollend streicht sie mit der Hand meinen Oberschenkel hinauf, bis sie bei meinem Schwanz ist, und reibt ihn fest. »Fühlt sich das gut an? Damit würde ich nämlich weitermachen, wenn du mich rauchen lässt.«

Ich versuche, nicht über sie zu lachen, da sie betrunken ist und dann wahrscheinlich sauer wird, doch es ist schon witzig, wie genervt sie ist, dass ich nüchtern bin. »Du wirst ganz schön angriffslustig und motzig, wenn du betrunken bist.« Ich winde mich, als sie den richtigen Punkt erwischt, und muss mich zusammenreißen, nicht die Augen zu schließen. »Aber ich lasse dich trotzdem nicht im Auto rauchen.«

Sie verdreht die Augen, zieht ihre Hand weg und sieht zur Rückbank, wo meine Cousine Ryder mit einem Typen rummacht, den sie auf der Party kennengelernt hat. Die beiden haben ihre Hände überall. Ich unternehme nicht gerne was mit Ryder, aber manchmal kommt sie hierher nach Seattle und besucht meine Oma. Lexi und sie haben sich bei einem ihrer Besuche angefreundet, als sie etwa zwölf waren, und seitdem sind sie unzertrennlich. So habe ich Lexi eigentlich erst kennengelernt.

Als Lexi wieder nach vorn sieht, rümpft sie die Nase. »Wie eklig.«

Vor einer scharfen Kurve gehe ich vom Gas. »Ach, tu doch nicht so, als würdest du dir nicht wünschen, dass wir beide das da hinten wären.« Ich zwinkere ihr zu, und sie zieht eine Grimasse. »Das tust du nämlich.«

Seufzend lässt sie die Arme auf ihren Schoß fallen. »Ja, klar. Wenn wir da hinten wären und ich versuchen würde, meine Zunge in deinen Hals zu stecken, würdest du sofort meckern.« Sie malt Anführungszeichen in die Luft. »Lexi, bitte, vorne sitzen Leute, die uns sehen können!«

»Bei dir höre ich mich wie ein alter Mann an.« Ich grinse ihr zu, während ich runterschalte, und der Motor dröhnt. Die Straße wird noch kurviger, und ich muss langsamer fahren, auch wenn sie alle jammern.

»Bist du ja irgendwie.«

»Blödsinn. Ich bin total witzig.«

»Nein, du bist total nett, Quinton Carter. Du bist echt einer der nettesten Typen, die ich kenne, aber der witzigste? Ich weiß nicht …« Ein hinterhältiges Grinsen huscht über ihr Gesicht, als sie sich mit dem Finger an den Mund tippt. »Wollen wir mal sehen?« Ohne den Blick von mir abzuwenden, rollt sie ihr Fenster ganz herunter. Der Wind verfängt sich heulend im Wagen und bläst ihr das Haar ins Gesicht.

»Was soll das?«, fragt Ryder von hinten, löst die Lippen von dem Typen und zupft sich das Haar aus dem Mund. »Lexi, mach das verfluchte Fenster zu! Ich fresse hier meine Haare!«

»Na gut, Mr. Total Witzig«, sagt Lexi, fixiert mich mit ihren Augen und biegt den Rücken durch, sodass sie den Kopf rückwärts zum Fenster reckt. »Finden wir heraus, wie viel Spaß man mit dir haben kann.«

Mir gefällt nicht, was sie vorhat. Sie ist zu betrunken, und selbst nüchtern ist sie immer schon waghalsig, unberechenbar und ein bisschen rücksichtslos. »Lexi, was hast du vor? Lass das! Ich will nicht, dass du dich verletzt.«

Mit einem trägen Lächeln lehnt sie ihren Kopf weiter aus dem Fenster. Fahles Mondlicht scheint auf ihre Brust und lässt ihre Haut im Dunkeln schimmern. »Ich will nur sehen, wie viel Spaß man mit dir haben kann, Quinton.« Sie hebt die Arme nach oben und rutscht hinauf zur Fensterkante. »Sehen wir mal, wie sehr du mich liebst.«

»Quinton, sag ihr, dass sie aufhören soll«, ruft ­Ryder und rutscht auf der Rückbank nach vorne. »Sie tut sich noch was.«

»Lexi, hör auf«, warne ich sie, greife mit einer Hand das Lenkrad und mit der anderen nach ihr. »Ich liebe dich, und deshalb musst du wieder runterkommen. Sofort!«

Sie schüttelt den Kopf, beugt sich aus dem Wagen und setzt sich auf die Fensterkante. Ich kann weder ihr Gesicht sehen noch, ob sie sich irgendwo festhält. Ich habe überhaupt keinen Schimmer, was zur Hölle sie macht oder denkt, und garantiert weiß sie das ebenso wenig, was mir eine Scheißangst einjagt.

»Wenn du so für Spaß bist, lass mich einfach frei sein«, ruft sie. Ihr Kleid weht auf, und ihre Füße sind zwischen Sitz und Tür eingeklemmt.

Ryder will zum Vordersitz klettern, knallt aber mit dem Kopf gegen das Wagendach innen und fällt nach hinten. Vorsichtig trete ich auf die Bremse, während ich mich über den Sitz lehne, um Lexi zu packen. Meine Finger erwischen ihr Kleid unten, da höre ich den Schrei. Sekunden später gerät der Wagen ins Schleudern, und ich weiß nicht mehr, wo oben und unten ist. Glasscherben fliegen in alle Richtungen, schneiden mir die Haut auf, dennoch versuche ich, Lexis Kleid zu halten. Aber ich fühle, wie mir der Stoff entgleitet, als ich mit einem Ruck zur Seite geworfen werde. Alle schreien und heulen, während Metall kreischt und verbeult. Ich sehe grelle Lichter, spüre warmes Blut, als etwas in meine Brust sticht.

»Quinton«, höre ich jemanden flüstern, kann jedoch nicht sehen, wer das ist. Ich will meine Augen öffnen, aber es fühlt sich an, als wären sie schon offen, obwohl vor mir alles nur schwarz ist. Vielleicht ist das besser, als zu sehen, was wirklich da ist.

 

1

15 Monate später …

21. Mai, Tag 1 der Sommerferien

Nova

Meine Webcam ist perfekt eingestellt, auf mein Gesicht gerichtet. Das grüne Licht auf dem Bildschirm flackert wie verrückt, als könnte es nicht abwarten, dass ich mit dem Aufnehmen anfange. Aber ich weiß nicht, was ich sagen soll und warum wir das Ganze überhaupt machen, außer dass mein Filmdozent es vorgeschlagen hat.

Er hat ernsthaft dem gesamten Kurs – und wohl auch seinen anderen Kursen – gesagt, dass wir, wenn wir wirklich Filme machen wollen, den ganzen Sommer üben sollen, selbst wenn wir keine Ferienkurse machen. »Wahre Videofilmer lieben es, die Welt durch ein anderes Auge zu betrachten, und sie nehmen gerne auf, wie sie die Dinge in einem anderen Licht sehen«, sagte er. Das war aus dem Lehrbuch zitiert, wie es die meisten meiner Dozenten tun, doch aus irgendeinem Grund traf es einen Nerv bei mir. Vielleicht lag es an dem Video, das Landon direkt vor den letzten Sekunden seines Lebens gedreht hatte, auch wenn ich mir das nie angesehen habe. Ich wollte es nicht und kann es sowieso nicht, weil ich viel zu große Angst vor dem habe, was ich sehen oder nicht sehen könnte.

Ursprünglich hatte ich mich für den Filmkurs eingetragen, da ich mit dem Einschreiben zu spät dran war und mir noch ein Wahlfach fehlte. Ich habe noch »Allgemeine Studien« belegt, weil ich bisher nicht weiß, was mich wirklich interessiert, und die einzigen Kurse, die nicht voll waren, waren »Einführung ins Videodesign« oder »Einführung ins Schauspiel«. Wenigstens bin ich bei dem Videokurs hinter einer Linse, statt vor allen anderen zu stehen, wo sie mich anstarren und fertigmachen können. Beim Videokurs bin ich diejenige, die bewertet. Wie sich herausgestellt hat, macht mir der Kurs richtig Spaß, und ich habe herausgefunden, dass es faszinierend ist, die Welt durch eine Linse zu betrachten. Es ist, als könnte ich sie aus dem Blickwinkel von jemand anderem sehen. Deshalb beschloss ich, das mit den Videos den Sommer

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