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Katrin Unterreiner

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Beschreibung

Der Lebensweg der Habsburger war von Geburt an vorgeschrieben: Sie hatten der Monarchie zu dienen – sei es als regierende Kaiser, Erzherzoge mit militärischen oder repräsentativen Aufgaben, als Erzherzoginnen oder als unterstützende Ehefrauen und Mütter im Dienste der Erhaltung der Dynastie. Ihre Erziehung war ausschließlich auf die vorgegebenen Rollen ausgerichtet, eine Ausbildung oder gar ein wissenschaftliches Studium zu absolvieren, war nicht nur nicht vorgesehen, sondern sogar ausdrücklich untersagt. Selbst den eigenen Interessen nachzugehen, war offiziell unmöglich. Während sich die meisten Habsburger widerspruchslos in ihre Rolle fügten, gab es aber auch einige Ausnahmen, die sich über die Familiengesetze und gesellschaftlichen Konventionen hinwegsetzen, ihr Talent und ihre Passion mitunter sogar »professionell« ausübten – entweder unter trickreicher Umgehung der  Familienstatuten oder sogar im Geheimen. Das Buch stellt erstmals die verborgenen und bislang größtenteils unbekannten Leidenschaften der Habsburger vor. Ihre Bandbreite ist enorm und reichte von Alchemie und Archäologie über Ballonfahrt bis hin zum Glücksspiel. Gerade die geheimen Leidenschaften geben neue Einblicke in den privaten Alltag des Kaiserhauses und zeigen viele bekannte Habsburger in einem ganz neuen Licht.

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Über das Buch

Geheime Hobbys, unbekannte Spleens, verbotene Passionen im Hause Habsburg.

Der Lebensweg der Habsburger war von Geburt an vorgeschrieben: Sie hatten der Monarchie zu dienen – als regierende Kaiser, Erzherzoge mit militärischen oder repräsentativen Aufgaben, als Erzherzoginnen oder als Ehefrauen und Mütter im Dienste der Erhaltung der Dynastie.

Ihre Erziehung war ausschließlich auf die vorgegebenen Rollen ausgerichtet, eine Ausbildung oder gar ein wissenschaftliches Studium zu absolvieren, war ihnen ausdrücklich untersagt.

Während sich die meisten Habsburger widerspruchslos in ihre Rolle fügten, gab es einige Ausnahmen, die sich über die Familiengesetze hinwegsetzten und ihre Talente oder

Leidenschaften ausübten.

Das Buch stellt erstmals diese verborgenen und bislang kaum bekannten Leidenschaften vor. Ihre Bandbreite ist enorm und reicht von Alchemie und Archäologie über Ballonfahrt bis hin zum Glücksspiel. Gerade die geheimen Passionen geben neue Einblicke in den privaten Alltag des Kaiserhauses und zeigen viele bekannte Habsburger in einem ganz neuen Licht.

Inhalt

Vorwort

Kaiserin Maria Theresia

Lotto- und „Pharao“-Spielerin

Kaiser Franz I. Stephan

Alchemist und Börsenspekulant

Erzherzogin Maria Anna

Mineralogin und Archäologin

Kaiser Franz II./I.

Gärtner

Kaiserin Marie Therese

Kostüm- und Bühnenbildnerin

Erzherzog Johann

Industrieller und Landwirt

Kaiser Ferdinand I.

Landwirt und Werkzeugsammler

Erzherzogin Sophie

Maskeraden und Tableaux

Kaiser Franz Joseph I.

Uniformen und Zigarren

Kaiserin Elisabeth

Bergsteigen und Schönheitskult

Kronprinz Rudolf

Ornithologe und Undercover-Journalist

Erzherzog Ludwig Victor

Fotograf und Schwimmer

Erzherzog Franz Ferdinand

Tennisspieler und Jäger

Erzherzog Ludwig Salvator

Erforscher des Mittelmeerraumes

Erzherzog Otto

Frauenheld und Innenarchitekt

Erzherzog Rainer

Papyrus-Sammler

Erzherzog Ernst

Spieler

Erzherzogin Isabella

Fotografin

Erzherzog Joseph Ferdinand & Erzherzog Heinrich Ferdinand

Pioniere der Ballonfahrt

Erzherzogin Margaretha

Fotografin, Ballonfahrerin & Automobilistin

Erzherzogin Elisabeth Marie

Politikerin und Spiritistin

Erzherzog Leopold von Toskana

Hollywood-Star

Endnoten

Quellen und Literatur

Vorwort

Der Lebensweg der Habsburger war von Geburt an vorgeschrieben: der Monarchie zu dienen – sei es als regierender Kaiser, Erzherzog mit militärisch-repräsentativen Aufgaben oder Erzherzogin als unterstützende Ehefrauen und Mütter im Dienst und der Erhaltung der Dynastie. So wurden die Mitglieder des Kaiserhauses ausschließlich auf ihre vorgegebenen Rollen vorbereitet. Individualismus war nicht gefragt. Unter Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen hielten vorübergehend Wissenschaft, Bildung und die Ideale der Aufklärung am Wiener Hof Einzug, diese kurze Phase sollte aber mit ihrem Enkel Kaiser Franz II./I. auch schon wieder enden. Danach war Bildung oder gar ein wissenschaftliches Studium nicht nur nicht vorgesehen, sondern ausdrücklich untersagt. Selbst den eigenen Interessen nachzugehen, war offiziell unmöglich und musste daher im Verborgenen und vor allem abseits der Öffentlichkeit geschehen. Dies galt besonders auch für kostspielige Spleens, die das Image der nach außen betont bescheiden auftretenden Habsburger gefährdet hätten. Einige Habsburger setzten sich jedoch über die Familiengesetze hinweg und übten ihre Passion entweder unter trickreicher Umgehung der Familienstatuten oder gar im Geheimen und mitunter sogar „professionell“ aus. In diesem Buch werden daher erstmals die bislang „geheimen“ Leidenschaften der Habsburger vorgestellt. Gerade die bis heute vielfach unbekannten Talente und Interessen geben neue Einblicke in den privaten Alltag des Kaiserhauses und zeigen viele bekannte Habsburger von einer ganz neuen Seite.

Kaiserin Maria Theresia:Lotto- und „Pharao“-Spielerin

Maria Theresia (1717–1780) ist als besonnene Monarchin und disziplinierte Persönlichkeit in die Geschichte eingegangen. Eine heimliche Leidenschaft hatte aber auch sie: das Glücksspiel. Maria Theresia liebte generell alle Kartenspiele und organisierte gerne „Spieleabende“ in der Familie. Dafür verwandelte man die Ratsstube in der Hofburg in ein „Privatcasino“ mit bis zu zehn Spieltischen, an denen unterschiedliche Spiele gespielt wurden. Für diese Familienspielabende wählte Maria Theresia allerdings in erster Linie familientaugliche Spiele wie „Piquet“ und „All’ombra“, das vor allem ihr Gemahl Franz Stephan schätzte. Die älteren Kinder spielten auch gerne „Trissette“ und die kleinsten „Papillon“, das in der Familie „Gredl leg Dich“ genannt wurde. Maria Theresias größte Leidenschaft waren jedoch Glücksspiele – von Lotterien bis zu Kartenspielen mit einem erklärten Lieblingsspiel: „Pharao“. Die täglichen „Pharao“-Partien gehörten zu ihrem fixen Tagesablauf und die Tochter ihrer Hofdame Caroline Pichler schilderte den geregelten Alltag der Kaiserin folgendermaßen: „Sie steht gewöhnlich im Winter um 6 Uhr morgens auf und im Sommer um vier oder fünf Uhr, widmet den ganzen Vormittag den Regierungsgeschäften, liest Berichte, die man ihr erstattet hat, unterzeichnet Schriftstücke und wohnt Konferenzen bei. Sie ißt um ein Uhr zu Mittag, die Mahlzeit dauert kaum mehr als anderthalb Stunden … ergeht sie sich nach dem Mittagessen oft allein, und beschäftigt sich den größten Teil der Zeit mit dem Lesen von Berichten. Von etwa sieben Uhr ab spielt sie gewöhnlich bis achteinhalb Uhr Pharao. Sie ißt dann sehr leicht zu Abend, nimmt meistens nur eine Fleischbrühe zu sich, geht nach dem Abendessen manchmal spazieren und begibt sich gewöhnlich vor zehn Uhr zu Bett.“1

„Pharao“ war ein beliebtes Kartenglücksspiel, das mit französischen Karten gespielt wurde. Sein Name leitet sich von einem als Pharao dargestellten König ab, der als besonders glückbringende Karte galt und auf den man daher am häufigsten setzte. Das Spiel setzte als reines Glücksspiel keinerlei Übung oder Strategie voraus und war äußerst beliebt. Dabei spielte jeweils ein „Banquier“ gegen mindestens vier Gegenspieler, „Pointeure“ genannt. Er bestimmte den Mindesteinsatz, mischte und verteilte die Karten und ließ die Gegenspieler auf die ihnen zugeteilten Karten „wetten“.

Dieses im 18. Jahrhundert in der Hocharistokratie weit verbreitete Spiel existiert bis heute, zählt aber seit Langem zu den verbotenen Glücksspielen und ist vor allem in der Wiener Unterwelt als „Stoß“-Spiel bekannt. Zu Zeiten Maria Theresias spielte jedoch noch die Elite „Stoß“ und für die „Pharao“-Partien war im Appartement der Kaiserin stets ein Zimmer mit mehreren Spieltischen vorbereitet, an denen sich die Eingeladenen entweder nach dem Mittagessen oder am Abend zum Spielen trafen. Auch der Obersthofmeister der Regentin, Fürst Khevenhüller-Metsch, schilderte die nahezu täglichen „Pharao“-Partien Maria Theresias, wobei die Kaiserin für ihr Spielglück bekannt und darob geradezu gefürchtet war. Da es sich um ein reines Glücksspiel handelte, konnte man die Regentin auch nicht gewinnen lassen, um ihr zu schmeicheln, weshalb es sich bei ihr tatsächlich um erstaunliches Spielglück handelte. So wurde es auch zunehmend schwierig, eine Partie zusammenzustellen, da die potenziellen Mitspieler – unter anderem Khevenhüller selbst – schon so viel verloren hatten: „so hatte mann zulezt alle Mühe, eine Banque zusammen zu bringen; und wiewollen die Kaiserin die Helffte des Fonds à la fin selbst zugeschossen, so wolte sich doch keine genugsamme Société finden, um wie bishero einen établirten Pharaon à toute heure zu haben.“2 Die leidgeplagten Mitspieler der Kaiserin versuchten also, unter unterschiedlichen Vorwänden den „Pharao“-Partien fernzubleiben.

Maria Theresia verlor zwischendurch auch immer wieder einmal große Summen, wie der deutsche Botschafter Graf Podewils nach Berlin berichtete: „Sie liebt hohes Spiel und spielt ziemlich großzügig … sie hat einmal mehr als 100.000 Dukaten verloren.“3 Doch das bekümmerte sie nicht weiter und kurz darauf gewann sie umso mehr wieder zurück. Die Kaiserin war geradezu süchtig nach den „Pharao“-Partien – nur am Karfreitag sollte eine Spielpause eingelegt werden. Umso schwerer fiel es ihr 1758, sich nach den dringenden Bitten ihrer Berater zu einer für sie harten Maßnahme zu entschließen: Im Zuge des öffentlichen Verbots des „Pharao“-Spiels musste sie nämlich mit gutem Beispiel vorangehen und auf das Spielen verzichten. Denn nicht nur Maria Theresia und ihr Hofstaat waren dem Glücksspiel „verfallen“, sondern „Pharao“ hatte sich auch in der Wiener Bevölkerung durchgesetzt und die „Pharao-Exzesse“, wie Khevenhüller es nannte, begannen sich negativ auf die Stimmung im damals herrschenden Kriegszustand auszuwirken. Daher musste Maria Theresia schweren Herzens vorerst ihr geliebtes Spiel aufgeben.

Khevenhüller notierte in seinem Tagebuch: „Ein paar Mahl wurde noch Pharao gespillet; nachdeme mann aber die Kaiserin so offt und nachdrucklich zu erkennen gegeben, wie die Excessen dissfahls täglich zunehmeten, also zwar, daß sogar in denen offentlichen Caffé- und Wirthshäusern, ja bei denen Burgern und Handwerkern fast den ganzen Tag über Pharaon gehalten wurde, so faste sie ganz gähling (jäh) den Entschluß, die alte dießfälige Verbotte zu erneueren; und des gutten Beispills wegen wurde offt gemeltes Spill (ungehinderet sie es vorzüglich liebet) auch bei Hof abgeschaffet und dafür Lansquenet gespillt.“4 Damit wurde also – vorübergehend – zwar „Pharao“ verboten, jedoch einfach durch „Lansquenet“ („Landsknecht“) ersetzt, ein anderes Kartenglücksspiel, das während des Dreißigjährigen Krieges durch die Landsknechte aufgekommen war und eigentlich als Vorläufer „Pharaos“ galt. Doch selbst die guten Vorsätze hielten nicht lange und schon im Sommer darauf wurde in Laxenburg wieder eifrig heimlich „Pharao“ gespielt.

Aber auch bei den in der Wiener Hofgesellschaft beliebten Lotteriespielen gewann die Kaiserin regelmäßig. Unter anderem unzählige Perlenketten, Colliers und im Mai 1759 sogar ein Haus, das sie jedoch umgehend zu Khevenhüllers größter Freude seiner Frau schenkte. Und wieder betonte er verblüfft das unglaubliche Spielglück der Monarchin: „Verwunderlich ist, was dise allergnädigste Frau für ein Glück in all – dergleichen Hazardspillen hat; denn kaum ware das Hauß durch Loß auf sie gefallen so gewanne sie im Würfflen eine Schnur Perlen, welche alsdann ausgespillet wurde, und warff in drei Treffern consecutive und ohne-einig anderen Wurff 52 Augen – zwei Mahl 16 und zuletzt 18.“5

Maria Theresia frönte demnach zeit ihres Lebens ihrer großen Leidenschaft. Sie blieb bis ins hohe Alter eine begeisterte – und zumeist heimliche – Karten- und Lotteriespielerin.

Kaiser Franz I. Stephan:Alchemist und Börsenspekulant

Franz Stephan (1708–1765) erwies sich als äußerst smarter und erfolgreicher Investor, der ein Millionenvermögen erwirtschaftete, das den Grundstein des privaten Reichtums der Familie Habsburg-Lothringen legte.

Während Maria Theresia mit großer Energie nicht nur die Erblande regierte, sondern auch in Reichsangelegenheiten den Ton angab und sich dabei äußerst selbstbewusst von ihrem Mann weder dreinreden noch beeinflussen ließ, nahm die Öffentlichkeit den Kaiser nur am Rande wahr, was dazu führte, dass seine historische Bedeutung nachhaltig verfälscht wurde. Selbst Zeitgenossen ließen sich vom zurückhaltenden Auftreten Franz Stephans täuschen und beschrieben ihn als träge, faul und an Geschäften jeglicher Art uninteressiert. Doch während der Regent nach außen hin den Eindruck charmanter Untätigkeit vermittelte, wurde wenige Schritte von der Hofburg entfernt in seinem privaten Palais, dem „Kaiserhaus“ in der Wallnerstraße, eifrig gearbeitet. Hier widmete sich Franz Stephan zielstrebig dem Aufbau der wirtschaftlich höchst erfolgreichen Firma „Habsburg-Lothringen“. Der Kaiser konsolidierte dabei nicht nur die Finanzen des Reiches, sondern gründete quasi im Stillen ein Wirtschaftsimperium, das den enormen privaten Reichtum der Habsburger bis zu Kaiser Franz Joseph und seinen Nachkommen begründete und als „Stiftung“ über Generationen sicherte. Das Palais in der Wallnerstraße war die Schaltzentrale seines Imperiums, das er mit großem wirtschaftlichen Geschick aufgebaut hatte.

Da Franz Stephan über kein Privatvermögen verfügte und auch der Tausch Lothringens gegen die Toskana zunächst nicht mit finanziellem Wohlstand verbunden war,6 standen am Beginn kleine Investitionen, die sich langfristig als äußerst gewinnbringend erwiesen. So kaufte er günstig zahlreiche Güter und Herrschaften in desolatem und abgewirtschaftetem Zustand, um sie in moderne ökonomische Betriebe zu verwandeln. Hierbei konnte er die Erkenntnisse und Erfahrungen seiner Reisen durch Holland, England und Schlesien in den Jahren 1731/32 umsetzen und die landwirtschaftliche Produktion mithilfe neuer Methoden vorantreiben. Er investierte in Maschinen, verbesserte die Produktionsabläufe und schaffte es damit, die Erträge aus Land- und Forstwirtschaft, der Brauerei, dem Weinbau sowie der Vieh- und Fischzucht um ein Vielfaches zu erhöhen. Auch Brau- und Wirtshäuser erwiesen sich als äußerst lukrativ. Vor allem die Güter Holics und Sassin entwickelten sich besonders ertragreich und wurden zu Mustergütern der Monarchie. Mittels modernster Methoden, die er in Holland kennengelernt hatte, etablierte sich Franz Stephan etwa als ertragreichster Entenzüchter des Reiches, indem Wildenten angelockt, mit Netzen gefangen und im großen Stil in alle Teile des Herrschaftsgebietes, darunter an den Wiener Hof, geliefert wurden.

Doch nicht nur als Landwirt, sondern auch als Industrieller erwies er sich als äußerst erfolgreich. Nach dem insbesondere wirtschaftlich herben Verlust Schlesiens bereiste Franz Stephan Böhmen und Mähren auf der Suche nach besten Standorten für Tuchmanufakturen, Leinenwebereien und Spinnereien, gründete in Kladrub und Pottenstein Betriebe und sorgte für einen enormen Aufschwung der Regionen. Gleichzeitig war er an der staatlichen Lotterie beteiligt und belieferte das österreichische Heer mit Waffen.

Im Geheimen verfolgte er jedoch seine größte Leidenschaft, die sogar sein lukrativster Geschäftszweig werden sollte: Spekulationen an der Börse, mit denen er genauso erfolgreich war wie seine Frau im Glücksspiel. Die Gewinne in Millionenhöhe legte er in mehreren Banken in Genua, Venedig und Amsterdam an.7 Wer seine Bankiers waren, geht aus den Akten nicht hervor, da Franz Stephan auf Diskretion bedacht war und seine genauen Börsen- und Bankgeschäfte bewusst und klug verschleierte. So trat er niemals unter seinem eigenen Namen auf, sondern tarnte alle im Geheimen getätigten Geldgeschäfte mit fantasievollen Pseudonymen wie Engelberto von Fino, Johann von Edelzierd oder Evangelist von Lilieninsel. Erst nach seinem Tod erfuhren die Familie und die Welt von seinem Vermögen, das an Bargeld, Realitäten und Papieren rund 17 Millionen Gulden betrug – ein gigantischer Betrag, den er in 30 Jahren erwirtschaftet hatte. In weiser Voraussicht hatte der Kaiser noch dazu eine klare Trennung von Privat- und Staatsvermögen vorgenommen und damit die finanzielle Grundlage für den Familienfonds geschaffen, der nicht nur bis zum Ende der Monarchie bestand, sondern auch danach die Erben Franz Josephs (in erster Linie seine Tochter Marie Valerie, die nach Thronverzicht für sich und ihre Nachkommen unter Beibehaltung des Privatvermögens in Österreich blieb) finanziell absicherte.

Mit dem von ihm erwirtschafteten Vermögen ging Franz Stephan aber auch einer seiner größten – und geheimsten – Leidenschaften nach: der Alchemie. Nur ein kleiner Kreis gleichgesinnter Forscher und Wissenschaftler war eingeweiht und experimentierte gemeinsam mit Franz Stephan, um den großen Traum aller Alchemisten der Zeit zu realisieren: die Herstellung von Gold. Verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit ließ er im Keller seines Palais in der Wallnerstraße ein alchemistisches Labor einrichten – vielleicht auch im Keller des kaiserlichen Pavillons im Tiergarten von Schloss Schönbrunn. Dafür würde die Symbolik der Gestaltung des Pavillons mit ihrer Zahlenmystik und astronomischen Ausrichtung sprechen, die generell von der Begeisterung des Kaisers für Mystik und „Geheimwissenschaft“ zeugt. Das genaue Wissen darum ist verloren gegangen und so konnte auch eine Planzeichnung des Hofgärtners Franz Boos aus dem Jahr 1780 bis heute nicht ganz entschlüsselt werden. Im Zentrum dieses „mystischen Schaltplans“ ist ein sephirotischer Baum der Kabbala, die Versinnbildlichung der Weltordnung nach hebräischer Überlieferung erkennbar.8 Aber auch der germanische Lebensbaum, der siebenarmige Leuchter und ein Labyrinth sind neben zahlreichen anderen Symbolen im Grundriss des Schönbrunner Schlossparks zu erkennen. Das Ziel dieser Gedankenwelt war, über die Erforschung der kosmischen Ordnung zur Lösung des Menschheitsrätsels und Entdeckung der „Weltformel“ zu gelangen. Dass sich Franz Stephan auch im Pavillon des Tiergartens Schönbrunn seiner geheimen Leidenschaft widmete, ist also durchaus denkbar. Eindeutige Belege gibt es jedoch, abgesehen von einem großen gemauerten Herd, der allerdings auch der Zubereitung von Speisen gedient haben könnte, nicht.

Klarer sind die Hinweise darauf im Palais „Kaiserhaus“, die dafür sprechen, dass hier tatsächlich alchemistische Versuche stattfanden. Hier ging es jedoch weniger um Mystik, sondern um handfestes irdisches Gut in Form von Gold und Diamanten, die man künstlich herzustellen versuchte. In der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek sind noch Pläne eines „Laboratoriums“ erhalten, in denen hydraulische Maschinen, die sich im Hof des Palais befunden haben sollen, aufgezeichnet sind.9 Darunter eine Steinschneide- und eine „Wassermaschine“ – eine Apparatur, die aus Zahnrädern und Seilen bestand, die ins Dachgeschoß führten und dort mit einem Bottich verbunden waren. Wie diese Apparaturen genau funktionierten und welchem Zweck sie dienten, ist jedoch nicht beschrieben. Auch ein unterirdischer Kuppelraum mit einem gemauerten Schlot sowie einem Wasserbehälter existiert bis heute und spricht damit für ein alchemistisches Labor im Keller des kaiserlichen Palais in der Wallnerstraße. Überliefert ist zudem, dass der selbst ernannte „Goldmacher“ Sehfeld aus Oberösterreich, der für einige Zeit in Rodaun lebte, von Franz Stephan engagiert wurde, Gold herzustellen. Der Regent stand aber auch in engem Austausch mit dem Jesuitenpater, Mathematiker und Physiker Joseph Frantz und wohnte, wie das „Wienerische Diarium“ 1746 berichtete, seinen elektrischen Experimenten bei. Ein weiteres gemeinsames Experiment war der Versuch, mehrere kleine Diamanten zu einem großen „zusammenzuschmelzen“. Der dafür verwendete Brennspiegel ist bis heute im Naturhistorischen Museum ebenso erhalten wie zahlreiche verkohlte Reste der eingesetzten Diamanten, die durch die starke Erhitzung Feuer gefangen hatten.

Der überraschende Tod Franz Stephans im Jahre 1765 beendete die alchemistischen Versuche im Kaiserhaus, denn sein Sohn und Nachfolger Joseph II. war als erklärter Anhänger der Aufklärung kein Förderer jener „Wissenschaft“.

Die alchemistischen Experimente waren damit die einzige Unternehmung Franz Stephans, die erfolglos blieb, dennoch widmete er sich dieser Forschung sein gesamtes Leben mit großer Passion und Hingabe.

Erzherzogin Maria Anna:Mineralogin und Archäologin

Die älteste Tochter Maria Theresias und Franz Stephans, Maria Anna (1738–1789), war ihrem Vater in vielem ähnlich und erbte auch sein Interesse für Naturwissenschaften. Sie fungierte im Hintergrund als seine Assistentin, baute mit ihm die Sammlungen auf, die den Grundstein für das Naturhistorische Museum bilden. Dass ihr dieses Leben möglich war, hatte sie dem Umstand zu verdanken, dass sie als Kind an einer schweren Lungenerkrankung litt, die zu Verwachsungen und der Ausbildung eines Buckels führte, womit sie für eine Verheiratung nicht mehr infrage kam. In Anbetracht der Tatsache, dass „heiratsfähige“ Erzherzoginnen ausschließlich aus politischen Gründen an weit von ihrer Heimat entfernte fürstliche Höfe verheiratet wurden und zumeist ein absolut fremdbestimmtes, tatenloses, oft auch einsames Leben führten, war die einzige Alternative – nämlich „ins Kloster zu gehen“ – meist die glücklichere Variante. Dieser Lebensweg bedeutete im Fall der kaiserlichen Töchter kein entsagendes Leben als Nonne hinter Klostermauern. Erzherzoginnen standen als Äbtissinnen zumeist nur nominell dem Kloster vor und residierten, wenn sie überhaupt vor Ort lebten, in entsprechenden Appartements. Sie konnten ihren Interessen nachgehen und vermutlich sogar ein wesentlich angenehmeres Leben führen als jene Töchter, die in erster Linie dazu da waren, möglichst viele Nachkommen in die Welt zu setzen.

Auch Maria Anna wurde nur nominell Äbtissin eines adeligen Damenstiftes auf dem Prager Hradschin, lebte jedoch weiterhin am kaiserlichen Hof in Wien, wo sie ungestört ihren naturwissenschaftlichen Interessen nachgehen konnte. Sie hatte ein besonders enges Verhältnis zu ihrem Vater, der sie in ihren Interessen voll und ganz unterstützte. Als seiner „Assistentin“ ermöglichte er ihr eine umfassende Bildung und ließ sie auf Augenhöhe mit seinen wissenschaftlichen Beratern agieren. So stand Maria Anna mit den führenden Wissenschaftlern ihrer Zeit in Kontakt und Austausch, galt selbst als hochgebildet und Kapazität in mehreren naturwissenschaftlichen Bereichen. Der wohl berühmteste Mineraloge seiner Zeit, Ignaz von Born, zählte zu ihrem engsten Freundeskreis, gilt auch als ihr Lehrer auf diesem Gebiet und wurde von ihr mit der systematischen Ordnung ihrer Mineraliensammlung betraut. Der Tod Franz Stephans stellte eine erste große Zäsur in Maria Annas Leben dar, da sie mit ihm nicht nur ihren geliebten Vater, sondern auch ihren engsten Vertrauten verloren hatte. Sie blieb auch in den kommenden Jahren am Wiener Hof und führte die wissenschaftliche Arbeit Franz Stephans fort.

Der Tod ihrer Mutter Maria Theresia 1780 sollte ihr Leben jedoch radikal verändern. Denn Maria Annas Bruder und Nachfolger seiner Eltern, Kaiser Joseph II., der keine enge Bindung zu seinen Geschwistern hatte und sich vor allem durch die Anwesenheit seiner Schwestern bei Hof gestört fühlte, beschloss, dass unverheiratete Erzherzoginnen nicht weiter bei Hof leben konnten und in ihre Ordensklöster übersiedeln mussten. Diese Entscheidung war für Maria Anna zunächst ein harter Schlag, da sie nun nicht weiter am Aufbau der naturwissenschaftlichen Sammlung ihres Vaters arbeiten konnte. Doch die selbstbewusste Erzherzogin wusste sich zu helfen und übersiedelte 1781 nicht nach Prag, sondern nach Klagenfurt, wo es ihr möglich war, weiterhin ihrer Leidenschaft nachzugehen. Denn nahe der Kärntner Hauptstadt fanden damals auf dem Zollfeld Ausgrabungen statt, die in die Geschichte eingehen sollten. Maria Anna finanzierte und leitete gemeinsam mit Franz Joseph Graf von Enzenberg die Ausgrabungen von Virunum, wobei sie abseits der Öffentlichkeit die archäologischen Arbeiten sowohl mit Geldmitteln unterstützte, als auch selbst mitarbeitete. In Klagenfurt lebte sie in dem von Nikolaus von Pacassi für sie erbauten Palais, in dem sich heute die erzbischöfliche Residenz befindet, und wurde – wenig erstaunlich – zum Mittelpunkt eines wissenschafts- und kunstinteressierten Kreises. 1783 benannte man ihr zu Ehren die Freimaurerloge „Zur wohltätigen Marianna“ – ein weiterer Hinweis auf ihr „verborgenes“ Leben.

Kaiser Franz II./I.:Gärtner

Kaiser Franz (1768–1835), der seine Kindheit mit den Eltern als Regenten der Toskana in Florenz verbracht hatte, entwickelte bereits als Jugendlicher eine Leidenschaft für Botanik und Gartengestaltung. Dennoch war er der einzige Habsburger, der sich tatsächlich mit dem Handwerk seiner Wahl intensiv auseinandersetzte. Er ließ sich von den führenden Gartengestaltern seiner Zeit – darunter Nikolaus von Jacquin – zum Gärtner ausbilden und die Gärtnerei sollte sogar zu seinem wichtigsten und bevorzugten Lebensinhalt werden. Er war fasziniert von der Kraft der Natur und die kontemplative Ruhe bei der Gartenarbeit gab ihm nicht nur Kraft, sondern auch Selbstvertrauen. Daher setzte er sich intensiv mit allen Belangen der Gartenpflege auseinander, arbeitete eng mit seinem Hofgärtner Franz Antoine zusammen und zog sich am liebsten in seine Gewächshäuser zurück, um dort Abstand von den politischen Wirren rund um die Napoleonischen Kriege nehmen oder familiären Problemen, wie etwa dem jahrelangen Kampf gegen die „Mesalliance“ seines Bruders Erzherzog Johann mit der Postmeistertochter Anna Plochl, zu entfliehen.

Wie wichtig ihm dieses Thema war, zeigt die Tatsache, dass er Pflanzenkunde sogar in die Erziehung seiner Kinder und Enkel aufnahm und Botanik damit bis zum Ende der Monarchie zu einem fixen Bestandteil der Erziehung des kaiserlichen Nachwuchses bei Hof machte. Der Unterricht in Pflanzenkunde begann bereits im Kleinkindalter, dabei wurden die Kinder angehalten, Pflanzen zu sammeln, Herbarien anzulegen und sich mit Gartenwerkzeug vertraut zu machen. Später wurde jedem Kind ein eigener Garten auf der Burgbastei zugewiesen, wobei ihre Aufgabe