Sommerglück und Honigduft - Jo Thomas - E-Book
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Sommerglück und Honigduft E-Book

Jo Thomas

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Beschreibung

Als Teenager verliebte sich Nell in die Schönheit Kretas - und in Stelios, mit dem sie einen unvergesslichen Sommer verbrachte. 18 Jahre später kehrt sie auf die Insel zurück. Auf einer Honigfarm will sie einen Neuanfang wagen. Doch um die Farm steht es nicht gut, seit die Bienen verschwunden sind. Während Nell sich auf die Spur der Bienen begibt, hofft sie, auch Stelios wiederzufinden, den sie all die Jahre nicht vergessen konnte und der damals ganz plötzlich aus ihrem Leben verschwand ...

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Seitenzahl: 513

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Inhalt

Cover

Über das Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

Vorwort

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

47. Kapitel

48. Kapitel

49. Kapitel

50. Kapitel

51. Kapitel

52. Kapitel

53. Kapitel

54. Kapitel

55. Kapitel

56. Kapitel

57. Kapitel

58. Kapitel

59. Kapitel

60. Kapitel

61. Kapitel

62. Kapitel

63. Kapitel

64. Kapitel

65. Kapitel

66. Kapitel

67. Kapitel

68. Kapitel

69. Kapitel

Epilog

Dank

Über das Buch

Als Teenager verliebte sich Nell in die Schönheit Kretas – und in Stelios, mit dem sie einen unvergesslichen Sommer verbrachte. 18 Jahre später kehrt sie auf die Insel zurück. Auf einer Honigfarm will sie einen Neuanfang wagen. Doch um die Farm steht es nicht gut, seit die Bienen verschwunden sind. Während Nell sich auf die Spur der Bienen begibt, hofft sie, auch Stelios wiederzufinden, den sie all die Jahre nicht vergessen konnte und der damals ganz plötzlich aus ihrem Leben verschwand …

Über die Autorin

Jo Thomas arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin für verschiedene englische Radiosender. Ihr Debütroman, Ein Sommer in Galway, hat sich in England zu einem Bestseller entwickelt und wurde unter anderem mit dem RNA-JOAN-HESSAYON-AWARD ausgezeichnet. Sommerglück und Honigduft ist ihr vierter Roman. Jo Thomas lebt mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern in Vale of Glamorgan.

JO THOMAS

Sommerglück und Honigduft

Roman

Aus dem Englischen von Gabi Reichart-Schmitz

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:Copyright © 2017 by Jo ThomasTitel der englischen Originalausgabe: »The Honey Farm on the Hill«Originalverlag: Headline Review. An imprint of Headline Publishing Group, London

Für die deutschsprachige Ausgabe:Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, KölnTextredaktion: Gerhild Gerlich, MünchenTitelillustration: © Sundra/shutterstock; © Liliya_K /shutterstockUmschlaggestaltung: Manuela Städele-MonverdeE-Book-Produktion: two-up, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-7216-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.de

Für meine großartige Lektorin Emily. Danke, dass du mich gefunden und nach Hause zu Headline gebracht hast.

Liebe Leserinnen und Leser!

Willkommen zurück, falls Ihr meine anderen Bücher gelesen habt, oder, falls Ihr neu in meiner Welt seid, herzlich willkommen, tretet ein. Ich bin Jo Thomas, und ich schreibe über Essen, Familien und Liebe – gewürzt mit einer guten Portion Sonne und Spaß.

Wenn ich schreibe, träume ich immer von einem neuen Leben im Ausland. Dieses Buch bildet keine Ausnahme. Diesmal sind wir auf Kreta, der größten griechischen Insel.

Für mich fühlt sich der Beginn eines neuen Buches immer ein bisschen an, als würde ich die Speisekammertür öffnen und nachsehen, welche Lebensmittel gerade vorrätig sind. Als ich über Griechenland nachdachte, stellte ich mir die Zutaten für einen griechischen Salat vor: bröckeligen weißen féta, glänzende schwarze Oliven, knackige Gurken und saftige rote Tomaten. Doch als ich auf Kreta eintraf, stellte ich fest, dass es so viel mehr zu entdecken gibt über dieses bergige Land und seine Lebensmittel. Nach der griechischen Mythologie wurde der Gott Zeus dort in einer Berghöhle geboren und von einer Nymphe behütet, Melissa, die ihn mit Milch und Honig großzog. Der Honig auf Kreta ist großartig. Sein Aroma verleihen ihm die Wildkräuter, die in den Bergen wachsen, vor allem das endemische, das heißt nur auf Kreta wachsende Kraut díktamos bzw. Diptam-Dost oder érontas, wie es im Volksmund heißt, was mit »Liebe« übersetzt werden kann. Und érontas steht auch im Zentrum meiner Geschichte.

Da ich selbst Kinder im Teenageralter zu Hause habe, wollte ich auch ein Buch über eine Frau schreiben, die herausfinden möchte, wer sie ist, nachdem ihre Tochter ihr Zuhause verlassen hat. Die Frau versucht, sich mit dem leeren Nest zu arrangieren. Manchmal muss man im Leben erst zurückgehen, bevor man nach vorne blicken kann.

Hoffentlich gefällt Euch Nells Reise ins Herz der kretischen Berge.

Me agápi apó,

Jo X

Prolog

Alles begann an dem Tag, an dem die Weihnachtsschmuckfabrik niederbrannte.

»Verdammt noch mal, das ist wie Silvester im Winter Wonderland«, sagte Angelica. Ihre festlichen rot-grünen Glitzerohrringe funkeln im Spätjunisonnenschein, als wir uns draußen zusammendrängen und die gelbroten Flammen beobachten, die vom Fabrikdach in den Himmel schießen.

Peng! Krach! Peng, peng! Zisch …peng!

Wir springen zurück, als die Elektrik der Fabrik explodiert und das Feuer immer höher lodert. Mit einem gewaltigen Krachen stürzt ein Teil des Daches ein. Wir keuchen alle gleichzeitig auf, drängen uns noch dichter zusammen und weichen weiter zurück.

»Mein Gott!« Angelica, trotz des Altersunterschieds von zehn Jahren eine meiner engsten Freundinnen, findet als Erste die Sprache wieder. »Das war genau da, wo du gesessen hast, Nell!«

Ich starre auf das Loch, wo einst das Dach war. Funken und Rauch stieben heraus wie aus einem wütenden Vulkan. Ich kann nicht antworten. Ich bin starr vor Entsetzen, und meine Hände beginnen zu zittern. Sie hat recht. Eben noch habe ich genau unter diesem Dachbalken gesessen.

Gracie hustet, als hätte sie einen Knochen verschluckt … einen ganzen Oberschenkelknochen, so wie es sich anhört.

»Alles in Ordnung, Gracie?« Ich lege ihr eine Hand auf den Rücken. Gracie ist meine andere enge Freundin in der Fabrik. Sie war die direkte Nachbarin meiner Oma, solange ich denken kann, und jetzt, seit dem Tod meiner Nan und seit ich Omas Haus übernommen habe, ist sie meine. Gracie ist nur einen Meter zweiundfünfzig groß und fast genauso breit. Sie trägt eines ihrer unverkennbaren, unförmigen Nylonkleider. Sie ist zwar erst Ende fünfzig, sieht aber deutlich älter aus. Immer noch hustend nickt sie.

Ein weiteres Löschfahrzeug fährt mit Blaulicht und heulender Sirene vor. Die Mädels aus der Verpackungsabteilung jubeln anerkennend, als die Feuerwehrleute aus dem Wagen springen. Rhys aus der Weihnachtskugelabteilung, die zwei Weihnachtskugeln als Ohrringe trägt, brüllt mit. Die meisten Mädchen haben sich Lametta um den Hals gelegt und winken damit, als wären es Cheerleader-Pompons, als die Feuerwehrmänner aktiv werden und den Schlauch ausrollen.

»Es geht gleich wieder«, sagt Gracie mit ihrer rauen Stimme und richtet sich langsam auf. Sie zieht eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug aus der Fronttasche ihres Arbeitsoveralls, zündet sich eine Zigarette an und bläst Rauch in die Luft. Er vermischt sich mit dem dicken, schwarzen Qualm, der aus dem Fabrikdach quillt. Gracie zieht kräftig an der Zigarette, die sie zwischen ihren langen, gebogenen, lackierten Fingernägeln hält, stößt den Rauch aus und brummt: »Besser.«

Sporadisches Knallen, Funkenflug und Lichtblitze überraschen uns immer wieder. Ich zucke erschrocken zusammen, doch die Mädchen aus der Verpackungsabteilung jubeln erneut. »Besser als das Mittsommernachtsfeuer«, sagt eine in einem Neonshirt und mit einer goldenen Weihnachtsmannmütze.

Ich schiebe die Hände in die Gesäßtaschen meiner verschlissenen, bequemen wadenlangen Jeans. Ich lebe in Jeans – ich trage sie zur Arbeit, im Pub und am Wochenende. Angelica glaubt, ich wolle damit einen Vintagelook kultivieren, aber mir geht es einfach nur darum, Sachen aufzutragen – wie die karierten Hemden und die Fliegerjacke aus den Fünfzigern, die ich auf dem Speicher im Haus meiner Oma gefunden habe. Meine ungebärdigen roten Haare halte ich mit Tüchern aus Stoffresten in Zaum. Ich fahre mit der Spitze meiner Canvasschnürschuhe durch die weiße Asche auf dem Boden und schiebe die Hände tiefer in die Taschen. Meine zahlreichen Armbänder und Armreifen werden zusammengeschoben.

»Das ist wie alle meine Weihnachtsfeste gleichzeitig«, meint Rhys aus der Weihnachtskugelabteilung und fächelt die Hitze und den Rauch mit ihrem »Santa Stop Here«-Schild von sich weg. Gena, die im Luxus-Knallkörper-Team arbeitet, stößt ein Lachen aus, das wie Maschinengewehrfeuer klingt. Wir zucken alle zusammen und halten uns die Ohren zu. Es zerrt an meinen ohnehin schon angespannten Nerven und hört sich an wie Fingernägel, die über eine Wandtafel kratzen. Es war die übliche Reaktion auf Genas Lachen. Aus dem Grund ist Gena umgesetzt worden, weg von den »deely boppers« – diesen Haarreifen mit Flitterzeug auf Federn, die einem in die Augen klatschen können, wenn man zu stark nickt – im vorderen Teil der Fabrikhalle nach ganz hinten zu den Knallkörpern, damit ihr schrilles Lachen nicht mehr durch das ganze Gebäude schallt.

»Zurücktreten, bitte zurücktreten!« Ein Feuerwehrmann in einem schwarzen Schutzanzug und mit einem großen, weißen Helm wedelt mit den Armen in unsere Richtung. Wir ziehen uns weiter zurück, begleitet von ein paar gutmütigen Pfiffen, hauptsächlich von den Abteilungen Lametta, Girlanden und Lichterketten. Während wir uns rückwärtsbewegen, ertönt wieder ein lautes Krachen, und der Rest des Daches rund um das Loch über meinem Arbeitsplatz stürzt ein. Teile davon regnen auf den Parkplatz nieder.

»Sieht so aus, als würden wir da heute nicht mehr reingehen«, kommentiert Angelica trocken. Sie zückt ihr Handy, macht Fotos von der Explosion und postet sie auf Instagram. Mit einer Hand macht sie ein Selfie, mit der anderen gibt sie mir ein Grünes-Licht-Zeichen.

Ich schaue zu unserem Geschäftsführer, dem kleinen, dicken Alwyn Evans, der sich nervös über die seitwärts gekämmten Haare streicht, mit denen er seine beginnende Glatze zu verbergen versucht. Er unterhält sich mit einem Feuerwehrmann.

»Dann können wir ja genauso gut in den Pub gehen.« Angelica lässt ihr Handy in ihre große cremefarbene Handtasche mit den Goldapplikationen gleiten und hängt sie sich über die Schulter.

Ich muss husten, als Rauch in meine Kehle gerät. Das Atmen fällt mir schwer, und mir ist ein wenig schwindelig. Nichts täte ich jetzt lieber, als mich irgendwo hinzusetzen und etwas zu trinken, um meine Nerven zu beruhigen. Ich zittere am ganzen Körper. Wenn ich nicht rechtzeitig aus dem Gebäude gekommen wäre, könnte ich jetzt tot sein. Ungläubig schüttele ich den Kopf, greife nach meinem Telefon und wische über das Display. Ich will einfach nur die Stimme meiner Tochter hören und ihr sagen, dass ich sie vermisse. Denn ich vermisse sie, und zwar sehr.

»Kommst du mit, Nell?«, fragt Angelica.

Ich schüttele den Kopf. »Nein. Ich habe Demi gestern Abend am Busbahnhof meinen letzten Zwanziger gegeben.« Ich sehe nach, ob jemand mir eine Nachricht geschickt hat. Nichts. Ob jetzt wohl ein guter Zeitpunkt wäre, um Demi anzurufen? Oder ist sie beschäftigt? Wer hätte gedacht, dass meine Tochter mit ihren kaum achtzehn Jahren in London lebt? Ich blicke zum Dach hinauf.

»Dann ist sie also weg, deine Demi?«, erkundigt sich Angelica. »Hatte keine Lust auf einen Job in der Verpackungsabteilung? Hat sie sich stattdessen für diesen schicken Job in London entschieden?«

Ich nicke und spüre, wie mir Tränen in die Augen schießen. Ich bin fest entschlossen, nicht zu weinen.

»Was für ein Glückspilz! Ich wünschte, ich wäre auch an einem spannenden Ort, statt hier festzusitzen.« Sie verschränkt die Arme, und ihre Tasche schaukelt heftig.

»Ich habe sie gestern Abend nach Cardiff zum Bus gefahren. Sie hat mir versprochen, sich zu melden, wenn sie gut gelandet ist.«

»Respekt, ich staune, dass dein Auto es so weit geschafft hat. Und sie schmeißt tatsächlich ihr Abitur, um einen Babysitterjob in London anzunehmen?«

Ich nicke wieder, denn mit dem Kloß im Hals kann ich nicht richtig sprechen.

»Sie hat einen starken Willen, deine Tochter«, wirft Grace ein. »Genau wie jemand anders, den ich kenne …« Sie lächelt mir zu und hustet wieder. Ich versuche, das Lächeln zu erwidern und die amüsante Seite zu sehen. Die Wahrheit ist, dass ich vor Angst um Demi wie erstarrt bin. Mit kaum achtzehn lebt sie in London bei einer Familie, die ich nicht kenne, und arbeitet als Au-pair-Mädchen. Sie findet, ich mache mir zu viele Sorgen und müsse allmählich begreifen, dass sie jetzt erwachsen ist. Aber sie ist noch so jung. Ich wollte, dass sie noch abwartet und erst ihr Abitur macht; sie hat noch jede Menge Zeit. Doch sie hat darauf bestanden. Ein Studium sei nicht das Richtige für sie, und sie sei jetzt bereit für London. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich schon so weit bin, sie gehen zu lassen.

»Irgendwann müssen sie flügge werden. Genau wie du. Deine Oma war außer sich, als du auf Reisen gegangen bist. Aber du bist gesund und munter zurückgekehrt, ein bisschen angeschlagen vielleicht und mit einer Überraschung im Gepäck. Doch du hast es geschafft. Die Erde dreht sich weiter.«

Ich verziehe das Gesicht. Um nichts in der Welt hätte ich auf Demi verzichten wollen, allerdings wünsche ich mir, ich hätte zuerst ein bisschen mehr vom Leben gesehen. Ich möchte, dass es Demi anders ergeht. Vielleicht ist es gut so, wie es ist. Mit Mühe gelingt mir ein Lächeln.

»Wenigstens hast du jetzt die Fernbedienung für dich allein.« Gracie drückt ihre Zigarette an der niedrigen roten Backsteinmauer aus und hustet wieder.

Angelica verzieht den Mund. »Allerdings ist London eine gruselige Stadt. Wer weiß, was für Verrückte hinter den Straßenecken lauern.«

Einen Moment lang schweigen alle, und das Loch in meinem Herzen, das nur notdürftig zusammenhält, scheint aufzubrechen. Der letzte Rest Farbe, den ich nach dem Schock wegen des Brandes noch habe, weicht mir aus dem Gesicht. Ich könnte Angelica erwürgen … und ich möchte Demi unbedingt wieder zu Hause haben.

»Oh Gott, es tut mir leid, Nell! Wie blöd von mir! Natürlich geht es ihr gut!« Angelica greift nach meiner Hand. Ihr Gesichtsausdruck ist eine einzige Entschuldigung, und die Tränen, die ich bisher zurückgehalten habe, strömen mir übers Gesicht. Weder Angelica noch Gracie haben Kinder, doch sie waren während der vielen Jahre immer großartige Tanten für Demi. Angelica schenkt Demi immer tolle Outfits zum Geburtstag und gibt ihr Zeitschriften mit der neuesten Mode zum Ansehen. Und Gracie ist immer für sie da gewesen, direkt nebenan. Ihre Keksdose war ständig gefüllt, und sie hatte immer ein offenes Ohr für Demi und ein paar Pfund, wenn Demi für sie Milch und Zigaretten holen gegangen ist.

Am Ende der Straße saust ein Krankenwagen mit heulenden Sirenen vorbei. Wieder frage ich mich, ob es Demi gut geht. Es gibt nur sie und mich; sie ist alles, was ich habe.

»Komm, ich zahle dir einen Drink. Du kannst mir das Geld später zurückgeben.« Angelica hakt sich bei mir unter und lässt kein Nein als Antwort gelten. Wir schließen uns den anderen Arbeiterinnen an, die auf den Pub zusteuern. Sie schwanken auf ihren High Heels, und die Schneemänner auf den Haarreifen wippen.

In diesem Augenblick piept mein Handy. Eine Nachricht von Demi, die erste, seit ich sie am Vorabend an der Bushaltestelle abgesetzt habe.

Bin gut angekommen. Das Haus ist toll. Ich werde es hier lieben. x

Mehr schreibt sie nicht, aber ich drücke das Telefon an die Brust und seufze erleichtert auf.

»Oh, hi, Nell, meine Liebe.« Ich drehe mich um und sehe Gena, die sich an einer Kollegin festhält und bis über beide Ohren grinst. Ich habe keine Ahnung, worüber sie sich so freut. Wegen des Brandes in der Fabrik werden wir alle unsere Arbeit verlieren und kein Geld verdienen. Ich nicke ihr zu.

»Gena.«

»Tut mir leid, dass deine Demi ihr Abitur geschmissen hat. Du bist bestimmt schrecklich enttäuscht. Dann ist sie wohl doch nicht der College-Typ, wie du immer gedacht hast.« Sie grinst wie ein Honigkuchenpferd, und ihre Freundin kichert.

Ich bin gereizt und quetsche mein Handy, als wäre es Ginas Hals. Ich hole so tief Luft, wie es trotz des beklemmenden Gefühls in meiner Brust möglich ist, hebe das Kinn und schaue ihr direkt in die Augen. »Es geht ihr sehr gut, Gena. Sie hat einen tollen Job in London. Sie ist gerade angekommen und lässt sich häuslich nieder.« Ich winke mit dem Telefon und beiße die Zähne zusammen.

»Ooooh, sie ist sich wohl zu gut für uns!« Die kichernde Freundin zieht Gena weiter. Ihr Lachen geht mir wieder auf die Nerven. »Geht ihr in den Pub?«

Angelica nickt knapp. »Der Plan ist so gut wie jeder andere für den Nachmittag«, sagt sie und umklammert meinen Arm, als hätte sie Angst, ich könne abhauen.

»Kommst du, Gena?«, fragt die Freundin, die ein enges, orangefarbenes Oberteil und blinkende Ohrringe trägt.

»Nein, ich muss mich um andere Dinge kümmern.« Sie winkt uns dreien kurz zu, bevor sie vom Parkplatz auf die Hauptstraße stöckelt und die entgegengesetzte Richtung einschlägt.

Meine Hände zittern inzwischen noch stärker. Ich weiß nicht, ob es am Schock wegen des Feuers oder an Genas gehässigen Bemerkungen liegt. Demi wird es bestimmt gut treffen. Sie ist ein cleveres Mädchen, sage ich mir und versuche, die Zweifel zu verdrängen, die sich in mir breitmachen wollen.

*

»Es sieht nicht so aus, als würde die Fabrik in absehbarer Zeit den Betrieb wieder aufnehmen. Rhys hat gehört, was die Feuerwehrleute gesagt haben … Es könnte einige Monate dauern.« Angelica stellt eine Flasche Weißwein und drei Gläser vor uns auf den runden Tisch mit den ringförmigen Mustern aus Wasser und Klebrigem; eine Auswahl von Tüten mit Kartoffelchips, Nüssen und Speckchips purzelt unter ihrem Arm hervor.

»Und wir haben jetzt Nullstundenverträge. Vermutlich bedeutet das, dass wir nicht bezahlt werden«, knurrt Gracie und reißt eine Tüte mit Speckchips auf.

Die Erkenntnis trifft mich plötzlich wie ein Schlag. Ich bin pleite! Ich habe keine Ahnung, wovon ich leben soll, solange die Fabrik geschlossen ist. Keine Arbeit, kein Geld. Ich habe Demi den letzten Rest meiner Ersparnisse aus dem Glas auf der Kommode gegeben, die ich für ein Wochenende in Tenby beiseitegelegt hatte. Das Einzige von Wert, was ich noch besitze, ist mein Auto – und das ist nur ein paar Hundert Pfund wert.

»So kurzfristig werden wir keine andere Stelle finden.« Damit bestätigt Gracie meine Gedanken.

»Wir sollten Urlaub machen.« Angelica strahlt, während sie die Flasche aufschraubt und die Gläser füllt.

»Schön wär’s! Ich kann nicht mal meinen Anteil an einer Flasche Wein zahlen!« Dankend nehme ich mein Glas entgegen und trinke einen Schluck von dem warmen, sauren Wein.

Angelica setzt sich und lehnt sich aufgeregt vor. »Wir könnten WWOOFing machen!«

»Wie bitte?« Gracie verschluckt sich an den Speckchips und bekommt wieder einen Hustenanfall.

»WWOOFing!«, wiederholt Angelica mit einem verschmitzten Grinsen.

»Davon habe ich schon mal gehört. Es passiert auf der grünen Wiese … in Autos … vor aller Augen!« Gracie trinkt einen Schluck, um sich zu erholen.

»Kein Sex, Gracie!«, johlt Angelica. Sogar meine Laune wird besser. »WWOOFing! World-Wide Opportunities on Organic Farms – weltweit auf ökologischen Bauernhöfen arbeiten, so was in der Richtung. Du arbeitest als freiwillige Helferin auf einem Bauernhof, das Ganze gegen Kost und Logis. Das kann man praktisch überall machen.«

»Wie, zum Beispiel auch auf den Bahamas?« Gracie runzelt die Stirn und macht dann ein Gesicht, als stelle sie sich vor, sie wäre dort.

»Damit wärst du ja schon mal versorgt, Gracie. Wohin würdest du wollen, Nell?« Angelica findet Spaß an dem Spiel, und warum auch nicht? Man darf träumen. »Du kannst auch kurz überlegen.«

Aber das muss ich gar nicht. Unwillkürlich lege ich die Hand an den Hals und erinnere mich an das Gewicht der Halskette, die ich einst trug. Es gibt einen Ort, der mir immer noch am Herzen liegt. Einen Ort, von dem ich eigentlich geglaubt hatte, ich würde ihn nie wiedersehen.

»Kreta. Ich gehe zurück nach Kreta.« Plötzlich fühle ich mich, als fiele ich in eine der großen, weichen Wolken, die dort immer über den Himmel zogen. »Es ist nicht so, dass ich nicht gerne hier gelebt habe«, füge ich rasch hinzu und werde rot. »Aber auf Kreta … na ja, ich glaube, da habe ich mich selbst gefunden. Bin erwachsen geworden. Habe herausgefunden, was ich will im Leben.« Ich erinnere mich an das Selbstvertrauen und die Zuversicht, die ich gewonnen hatte. Ich hatte mich auf mein Leben gefreut. Wir wollten ein kleines Boutique-Hotel am Berghang führen. Meine Zukunft breitete sich vor mir aus wie eine Landkarte.

»Dann mach das doch!«, sagt Angelica.

»Das könnte ich nicht!« Ich tue ihren lächerlichen Vorschlag mit einem Lachen ab und versuche, die Traurigkeit abzuschütteln, die mich mit der Erinnerung überfallen hat. Ich trinke einen Schluck von dem furchtbaren Wein, um wieder zur Vernunft zu kommen. Das hier ist mein wirkliches Leben – ich sitze im Frog and Bucket und trinke sauren Weißwein.

»Was willst du denn sonst jetzt machen?« Sie lehnt sich zurück, das Glas in einer Hand, in der anderen ein paar Erdnüsse, wirft eine Nuss in die Luft und fängt sie mit dem Mund auf.

»Du könntest Zeit mit deinem Freund verbringen.« Gracie zieht eine Augenbraue hoch. »Schnapp ihn dir, bevor eine andere es tut. Er hat darauf gewartet, dass du nicht mehr die Verantwortung für Demi hast. Das ist jetzt deine Gelegenheit!«

Vielleicht hat sie recht. Wie soll ich sonst die Wartezeit überbrücken, bis die Fabrik wieder aufmacht? Und wenn Mike bei mir einzöge und die Hälfte der Rechnungen übernähme, wäre mir geholfen. Vielleicht ist das Schicksal. Es ist Zeit, dass wir beide unsere Beziehung auf eine solidere Grundlage stellen, statt nur donnerstags abends Darts zu spielen und samstags ein Take-away-Curry zu essen. Ganz bestimmt würde mich das davon ablenken, dass Demi nicht mehr da ist.

»Du hast recht, Gracie.« Ich stelle mein Glas ab und verdränge alle Gedanken an Kreta. »Das sollte ich tun.«

Mit frischem Elan greife ich in meine Handtasche und suche nach meinen Schlüsseln. Dabei versuche ich, den Schlüsselanhänger in Form eines Affen zu ignorieren, den Demi mir von einem Schulausflug in den Zoo von Bristol mitgebracht hat. Bei dem Anblick des Affen wird mir das Herz wieder schwer. Demi geht es gut, sage ich mir. Das hat sie geschrieben.

»Ich werde ihn überraschen. Ich kreuze einfach früher bei ihm auf!« Ich schnuppere verstohlen an meiner Kleidung, um festzustellen, ob sie nach Rauch riecht. Dann lasse ich Gracie und Angelica mit dem Rest des Weins zurück und gehe zum Parkplatz, wo mein verbeulter Ford Ka steht. Die Sonne ist verschwunden, und es nieselt leicht. Ich versuche, die Erinnerung an den blauen Himmel über Kreta zu ignorieren, die mich zu quälen beginnt.

Genau das sollte ich jetzt tun: Ich muss mich zu Mike bekennen und ihn bitten, bei mir einzuziehen. Sogar Demi hat gesagt, es wäre an der Zeit, ihn nicht länger auf die Folter zu spannen. Außerdem solle ich mein eigenes Leben führen, weil sie mich nicht mehr brauche. Ich werfe meinen Autoschlüssel hoch und fange ihn wieder auf, während ich entschlossen auf mein Auto zusteuere. Ich kann es kaum erwarten, seinen Gesichtsausdruck zu sehen …

Ich stelle meinen Wagen vor Mikes Wohnung ab und nehme den Zweitschlüssel aus der Tasche. Als ich den Schlüssel ins Schloss stecke, bin ich überraschend nervös. Leise öffne ich die Tür und trete über die Schwelle. Dann erstarre ich, als ich dieses vertraute nervtötende Lachen höre … Es kommt aus dem Schlafzimmer. Ich dachte, ich könnte ihn überraschen, doch es sieht so aus, als wäre mir jemand zuvorgekommen. Ich verlasse die Wohnung und schließe die Tür so leise wie möglich. Plötzlich herrscht Stille, und ich halte den Atem an.

»Mike? Hast du auch was gehört?«, fragt eine Frauenstimme.

»Nein! Komm zurück ins Bett!« Dann ertönt wieder dieses Lachen, das mir durch Mark und Bein geht – wie ein Zahnarztbohrer.

Langsam atme ich aus. Mit zitternden Händen werfe ich den Schlüssel durch den Briefschlitz und lausche, wie er drinnen auf die Fußmatte plumpst. Ich recke das Kinn hoch und gehe mit so viel Würde, wie ich aufbringen kann, davon. Das Lachen klingt mir immer noch in den Ohren.

Es ist vorbei … Einfach so, es ist vorbei.

1. Kapitel

Ich atme tief ein, als ich das Flugzeug verlasse und auf die Gangway hinaustrete. Ich recke mein Gesicht in die heiße kretische Sonne. Der Wind fährt in meine lockigen roten Haare, genau wie letztes Mal vor achtzehn Jahren. Ich halte meine Haare mit einer Hand im Nacken zusammen, während ich langsam die Stufen hinuntersteige. Dann trifft er mich. Dieser Duft, er steigt mir in die Nase, den Kopf, die Brust – er katapultiert mich zurück in eine Zeit, als ich jung und glücklich war, als alles möglich war. Ich seufze selig, obwohl mein Magen vor Nervosität Purzelbäume schlägt. Das Aroma des wilden Bergthymians im Wind hüllt mich ein wie eine dicke Umarmung. Ich umklammere das Geländer, um festen Halt zu finden. Es fühlt sich an, als wäre keine Zeit vergangen. Ich berühre den Anhänger an meiner Halskette; allmählich gewöhne ich mich wieder an das Gewicht. Mein Herz weitet sich, und mein Gesicht verzieht sich zu einem strahlenden Lächeln. Ich bin hier. Ich bin tatsächlich hier.

»Entschuldigen Sie bitte, ist alles in Ordnung?«

Als ich mich umdrehe, sehe ich die Flugbegleiterin und eine Reihe ungeduldiger Gesichter hinter ihr. Eine Gruppe junger Mädchen kichert und albert aufgeregt herum, und plötzlich muss ich wieder an Genas schrilles Lachen denken, das aus Mikes Schlafzimmer drang. Die Erinnerung lässt mich erschaudern. Trotz der Hitze fröstele ich.

Als ich an jenem Tag Mikes Erdgeschosswohnung verließ, beendete ich damit eine Beziehung, von der ich geglaubt hatte, dass ich ihre Weiterentwicklung verzögert hatte. Ich war der Meinung gewesen, dass wir auf den richtigen Zeitpunkt gewartet hatten, um den nächsten Schritt zu wagen. Doch dann begriff ich, dass sich nun alles verändern musste. Sieben Jahre lang hatte ich gewusst, wo ich stand und was ich an jedem Wochentag tat. Ich hatte jemanden gehabt, mit dem ich mir hin und wieder ein Essen zum Mitnehmen und einen Abend vor dem Fernseher teilte. Auf einmal war ich ganz allein, und ich fühlte mich wie ein Luftballon, dessen Schnur durchgeschnitten worden war. Ich wusste nicht, in welche Richtung ich fliegen sollte.

»Alles in Ordnung?«, wiederholt die Flugbegleiterin. Ich schaue sie und die Schlange hinter ihr an, die erschöpften Mienen der Eltern mit dem Kind, die in meiner Nähe gesessen haben. Dann blicke ich hinunter zu dem Mann mit den Ohrenschützern, dem Overall und der Warnweste, die er trotz der auf der Rollbahn herrschenden Hitze trägt. Er hält die Hand schützend über die Augen und späht mit zusammengekniffenen Augen zu mir herauf. »Brauchen Sie Hilfe?«

»Nein, nein … Mir geht’s gut. Eigentlich sogar sehr gut«, antworte ich, ziehe die Sonnenbrille aus meinen Haaren und setze sie auf. Daraufhin werden meine Haare in alle Richtungen geweht. Trotz meiner Begeisterung, wieder hier zu sein, schlägt mein Magen einen nervösen Salto nach dem anderen. Ich atme noch einmal tief ein, greife wieder nach dem Handlauf und steige die leicht schwankende Treppe ganz hinunter. Dabei erhasche ich kurze Blicke auf die mir so vertraute Landschaft.

»Auf Wiedersehen, danke«, sagt die Flugbegleiterin. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt.«

»Danke, Ihnen auch«, antworte ich und umklammere den Anhänger meiner Kette mit meiner freien Hand.

Das leuchtend blaue Meer liegt direkt hinter dem Flughafen. Große, zerklüftete Felsen säumen die Wasserlinie. Weiße Gischt sprüht auf, wenn die Wellen an die Küste schlagen. Und die ganze Zeit ist dieser Duft da, dieser süßliche Duft, wie ein guter Freund, der gekommen ist, um mich willkommen zu heißen. Plötzlich ist meine Anspannung wie weggeblasen. Ich habe das Richtige getan, indem ich hergeflogen bin, sage ich mir, während ich über die heiße Rollbahn auf das Terminalgebäude zusteuere. Die Sonnenstrahlen werden von den Fensterscheiben reflektiert, als wären sie Teil eines Begrüßungskomitees. Ich habe keine Ahnung, warum ich so nervös gewesen bin oder warum ich diese Reise so lange aufgeschoben habe. So lebendig wie jetzt habe ich mich schon seit Jahren nicht mehr gefühlt! Es wurde Zeit, dem leeren Haus zu entfliehen. Mein eigenes Leben zu führen, wie Demi während unseres ziemlich steifen Skype-Telefonates am Abend des Brandes betont hatte. Ich erzählte ihr, wie sehr das Feuer und das einstürzende Dach mich erschreckt hatten und wie wichtig es mir sei, dass es ihr gut geht und sie sich in Sicherheit befindet. Ich versicherte ihr, dass ich immer für sie da sein werde. Im Gegenzug erzählte sie mir von dem schicken Haus, in dem sie jetzt lebt, beschrieb die Deko und sprach von den flauschigen Handtüchern in ihrem eigenen Badezimmer. So etwas hätte ich ihr niemals bieten können. Viele Dinge kaufte ich in Secondhandläden und im Ausverkauf nach Weihnachten. Gracie kam immer wieder mal mit kleinen Funden vorbei, etwa einem reduzierten Duschvorhang oder einer eingebeulten Konservendose mit was weiß ich drin. Überraschungsdinner haben wir das immer genannt. Weit entfernt von den raffinierten Mahlzeiten, die Demi jetzt wohl bekommen wird.

Wenigstens habe ich nun die Einsamkeit und den Kummer hinter mir gelassen. Ich muss mir nicht mehr vorstellen, was Gena und Mike miteinander treiben, und kann mir die Zeit nehmen, wieder ich selbst zu sein … oder mich zumindest daran erinnern, wer ich einmal war und welche Träume ich einst hatte. Ich packe meine Tasche fester und schlurfe über den abgenutzten blauen Linoleumboden.

»Kaliméra! Guten Morgen!« Ich lächele nervös, als ich vorne in der Schlange angekommen bin. Der Beamte an der Passkontrolle nickt träge.

»Kaliméra! Guten Morgen!«, erwidert er und schlägt meinen Pass auf. Dann sagt er: »Efcharistó. Danke« und gibt mir meinen Ausweis mit einem Lächeln zurück. Ich entspanne mich und marschiere auf den Ausgang zu.

»Hallo«, höre ich den Beamten hinter mir zu der Familie sagen, deren Junge meinen Sitz während des ganzen Fluges als Schlagzeug benutzt hat. Es gehört auch ein Mädchen im Teenageralter zur Familie. Sie hängt ständig am Handy und knurrt nur unwillig, als ihre Eltern sie bitten, für die Passkontrolle die Ohrenstöpsel herauszunehmen. »Ich kriege hier kein WLAN!«, jammert sie. Ein plötzlicher Schmerz durchfährt mich – ich wünschte, Demi wäre hier.

Ich hole mein Telefon aus der Tasche und schalte es ein, um zu sehen, ob ich Empfang habe. Ich möchte unbedingt etwas von Demi hören und außerdem Angelica wissen lassen, dass ich gut angekommen bin. Gracie hat kein Handy, doch Angelica wird sie auf dem Laufenden halten.

Als ich schließlich beschloss, ein Flugticket nach Kreta zu buchen, rief ich Angelica an in der Hoffnung, sie überreden zu können, mich zu begleiten. Wenn ich das tat, wollte ich sie an meiner Seite haben. Doch obwohl ich mir die größte Mühe gab, erteilte sie mir eine Abfuhr. Wendy Davies, Alwyns persönliche Assistentin in der Fabrik, war schwanger. Als sie nach dem Brand im Krankenhaus untersucht worden war, hatte man die Schwangerschaft festgestellt. Angelica war gebeten worden, für sie einzuspringen, um die Reparaturarbeiten zu beaufsichtigen und die Fabrik wieder in Gang zu bringen.

»Das ist meine große Chance, Nell! Wenn ich eine Weihnachtsschmuckfabrik leiten kann, na ja, dann ist es nur ein kleiner Schritt bis zur Modebranche. Ich könnte in Nullkommanichts in London einen Modesalon führen. Damit würde ich deiner Demi auf den Fersen folgen.«

Sie konnte den Job nicht ablehnen, das war mir klar. Ich glaube nicht, dass sie dachte, ich würde tatsächlich allein das Flugzeug besteigen. Doch ich musste es plötzlich wissen. Ich konnte nicht einfach in einem leeren Haus sitzen und darauf warten, dass Demi irgendwann vielleicht wieder nach Hause kam. Ich wollte dorthin zurückkehren, wo alles angefangen hatte, mit oder ohne Angelicas Unterstützung. Ich musste einfach. Ich musste in Erfahrung bringen, ob die Entscheidung, die ich vor vielen Jahren getroffen hatte, tatsächlich die richtige gewesen war. Nennen wir es einfach eine unerledigte Angelegenheit. Wieder berühre ich den Anhänger an meiner Halskette.

Und überhaupt, ich konnte mir nicht ständig wieder Mamma Mia! und Shirley Valentine – Auf Wiedersehen, mein lieber Mann anschauen. Als ich eine Woche nach dem Brand auf dem Sofa saß und gerade eine Packung Hobnobs vertilgt und eine Schachtel Cheerios angefangen hatte, begriff ich, dass ich mich in einer heiklen Lage befand. Statt mir also wieder einmal Liebe braucht keine Ferien reinzuziehen, hievte ich mich vom Sofa hoch und stürzte mich in den Frühjahrsputz. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen, während ich Schubladen und Schränke ausmistete und versuchte, mich davon abzulenken, wie sehr ich mir Demi nach Hause wünschte und wie frustriert ich darüber war, so viele Jahre mit Mike verschwendet zu haben.

Unter meinem Bett und oben auf meinem Kleiderschrank stieß ich auf Kartons, die seit Jahren nicht mehr angerührt worden waren. Darin befanden sich Dinge, die ich weggeräumt und seitdem nicht mehr angesehen hatte. Babykleidung, Gemälde und Karten, die Demi für mich angefertigt hatte. Alte Kleidungsstücke, zum Beispiel ein Paar abgeschnittene Shorts, die ich mit selbstklebenden Glitzersteinen und Flicken verziert hatte. Nan hatte offensichtlich nie etwas weggeworfen. Und da habe ich sie dann gefunden: die Halskette. Unter einem Stapel Fotos. Ich hatte sie abgenommen, als ich zu Demis Geburt ins Krankenhaus gefahren war. Nan hatte mich damals in ein Taxi verfrachtet. Danach habe ich die Kette nie wieder getragen. Ich nahm sie in die Hand. Der kleine Rubin in der Ecke war matter, als ich ihn in Erinnerung hatte, doch er war noch da. Das schwarze Lederband wirkte abgenutzt. Als ich das angelaufene Silber betrachtete, das die Hälfte des Umrisses der Insel Kreta darstellte, stürzte die Erinnerung über mich herein. Es fühlte sich wie Schicksal an: der Brand, Gena und Mike, Angelica, die von WWOOFing sprach. Als ich mir die Kette mit dem Anhänger umlegte, hatte ich das Gefühl, dass sie dorthin gehörte.

Mit dem Handy in der Hand googelte ich Kreta. Ich hatte Gracies anfängliche entsetzte Reaktion noch im Ohr und musste grinsen, als ich mich über WWOOFing und Arbeiten im Ausland informierte. Eine Anzeige auf einer Webseite für Freiwilligenarbeit sprang mich an: Hilfe für Imkerei auf Kreta gesucht. Ich liebe Honig, vor allem kretischen Honig – ich erinnere mich noch sehr gut an den Geschmack –, und ich kenne mich mit der Arbeit in einem Betrieb aus. Es war perfekt. In wenigen Augenblicken war ich von einem Extrem ins andere gefallen: von tiefster Verzweiflung zur Buchung eines Fluges mithilfe meiner Supermarktsammelpunkte, alles auf dem Boden im Schlafzimmer sitzend vom Handy aus. Was sollte ich sonst tun, da die Fabrik für längere Zeit geschlossen bleiben würde? Ich hatte meine alte Karre verkauft und besaß ausreichend Geld. WWOOFing schien mir eine absolut vernünftige Idee zu sein. Ich hätte eine Beschäftigung, und das Leben würde mich in dieser Zeit nichts kosten.

»Such dir einen umwerfenden kretischen Kellner!«, rief Angelica mir hinterher, als ich in das Taxi stieg, das mich zum Flughafen brachte. Gracie stand auf der Vordertreppe ihres kleinen Reihenhauses nebenan, rauchte eine Zigarette und beobachtete wie sonst auch, was sich so tat. Andere Nachbarn erschienen in ihren Türen, um zu sehen, was der Wirbel zu bedeuten hatte. Ich schüttelte den Kopf in Angelicas Richtung.

»Das ist das Letzte, was ich möchte«, erwiderte ich. Es gab nur einen Mann, den ich suchen wollte. Dann würde ich mich vielleicht auch wieder daran erinnern, wer ich war … denn wenn ich nicht mehr Demis Mum oder Mikes Freundin war, wer war ich dann?

Jetzt trete ich aus dem Terminalgebäude hinaus in die Hitze. Meine Nervosität kehrt zurück, denn ich weiß nicht, wie ich zu dem Bauernhof kommen soll, wo ich wohnen und arbeiten werde.

Ein alter Pick-up mit Dellen in allen Seiten, in dem ein schwarz-weißer Drahthaarterrier sitzt und bellt, was das Zeug hält, stoppt in einer dicken, roten Staubwolke. Ich trete zurück und halte mir die Hand vor den Mund, muss aber dennoch husten. Das Fenster ist offen, und ein Mann mit einem breitkrempigen Hut und einem Tuch um den Hals lehnt sich heraus. Der Mann wirkt ein bisschen wie eine Gestalt aus einem Indiana-Jones-Film.

»Woof!«, blafft er barsch. Er ist etwa in meinem Alter, doch sein Gesicht sagt, dass er viel mehr Leben gelebt hat als nur dieses eine. Ich kann seine Miene nicht richtig erkennen, da sein Gesicht von dem Hut beschattet wird, doch der strahlende Sonnenschein scheint seinen Tag nicht heller zu machen. Hoffentlich findet er die Person bald, nach der er Ausschau hält. Ich wende mich ab und suche nach einem Vertreter der WWOOF-Organisation, der mich abholen soll.

»Woof!«, blafft der Mann wieder. Er klingt beinahe so aufgebracht wie sein Hund. Die Familie mit den beiden Kindern tritt durch die zweiflügelige Schiebetür hinter mir und wirft dem Mann misstrauische Blicke zu. Er wühlt in einem Haufen Plunder auf seinem Armaturenbrett, zieht ein zerknülltes Blatt Papier hervor und wedelt damit. Offenbar meint er mich. »Woo…fer?«, wiederholt er langsam und kneift die Augen zusammen.

Ich blicke nach links und rechts und trete dann näher. Er wartet doch nicht etwa auf mich, oder doch? Mir wird ganz bang ums Herz, als ich nach dem Zettel greife und einen Blick darauf werfe.

»Oh Gott! Ja! Ich meine nä!« Ich versuche weiterzuatmen, obwohl mir die Brust eng wird. Meine Nervosität nimmt zu, weil dieser Mann mich anblafft. Mir ist heiß, ich habe einen Knoten in der Zunge und werde rot. »WWOOFer … ja, ich bin ein WWOOFer«, stammele ich schließlich.

Er nickt, brummt etwas und nickt wieder. Dann beugt er sich vor und stößt die Beifahrertür auf, deren Scharniere laut quietschen. »Elá! Kommen Sie! Ich bringe Sie hin«, sagt er.

Mein Mund ist wie ausgetrocknet, und mein Magen krampft. Mein launischer Freund, der warme, einladende Duft des wilden Bergthymians, hat mich verlassen. Zweifellos begrüßt er gerade andere Besucher. Stattdessen stinkt es nach Abgasen und nach etwas anderem, wahrscheinlich hat es mit Tieren zu tun. Ich halte mir den Handrücken vor die Nase, während ich meinen Koffer zum Pick-up zerre und in die Fahrerkabine wuchte. Sobald ich eingestiegen bin und die Tür geschlossen habe, schießt der Lieferwagen los. Eine Wolke roten Staubes dringt durch das offene Fenster, als wir den Flughafen verlassen und in den ersten Kreisverkehr einbiegen.

Ich klammere mich an meinem Koffer fest, der eine Barriere zwischen mir und dem Fahrer bildet, und betrachte den Mann vorsichtig von der Seite. Sein Blick ist auf die Straße vor uns gerichtet. Er packt das Steuer so fest, dass die Adern an seinen dunklen Unterarmen hervortreten. Er hat eine Narbe auf der Wange, die unter der Hutkrempe beginnt und oberhalb des Halstuchs endet.

Plötzlich bemerke ich, dass er mich beobachtet. Seine grünen, goldgesprenkelten Augen huschen zwischen mir und der Straße hin und her. Wenn er mich ansieht, werden seine Augen schmal wie die eines Scharfschützen, der plötzlich sein Opfer entdeckt hat und nun ein wachsames Auge auf sein Ziel wirft. Die Landschaft huscht vorbei, als wir vom Flughafen zur Küstenstraße abbiegen, und meine Entschlossenheit löst sich in Luft auf.

Ich sitze neben einem unbekannten Mann in einem Lieferwagen, der mit hoher Geschwindigkeit irgendwohin fährt. Ich habe keine Ahnung, wo genau sich unser Ziel befindet und bei wem ich wohnen werde. Der Fahrer hat eindeutig keine Lust auf Small-Talk. Plötzlich hat sich die Begeisterung, die mich bei meiner Ankunft erfasst hat, in leichte Besorgnis verwandelt, wahrscheinlich mit Anflügen von Panik. Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?

2. Kapitel

Ich ergreife die staubige Kurbel und drehe das Wagenfenster herunter, um den Geruch nach … na ja, ich bin mir nicht sicher, wonach es riecht … also, um den Geruch heraus- und den Duft des wilden Thymians hereinzulassen. Ich stecke den Kopf aus dem Fenster und atme tief ein, versuche, den Knoten in meinem Magen zu lösen und mich auf die Berggipfel in der Ferne zu konzentrieren.

Als ich unbehaglich auf meinem Sitz hin und her rutsche, fange ich wieder einen Blick aus den stechenden Augen des Fahrers auf. Er starrt mich an, als wolle er mich abschätzen. Ich habe eine seltsame Vorahnung und ein Gefühl der Vertrautheit, als wir die mit Graffiti besprühten Betonmauern von Iráklion verlassen. Als ich letztes Mal hier war … Nun ja, sagen wir mal, ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals zurückkehren würde. Ich habe diesen Ort in einer geheimen Schublade in meinem Kopf weggeschlossen, während ich mich darauf konzentriert habe, Demi großzuziehen, zu arbeiten und die Rechnungen zu bezahlen. Doch jetzt fühlt es sich so an, als hätte der Brand in der Fabrik den Deckel von dieser Büchse der Pandora geblasen.

Wir fahren die Küstenstraße entlang, wirbeln unablässig roten Staub in die Luft. Es ist erstickend heiß. Ich werfe einen Blick nach hinten, um zu sehen, ob es dem Hund auf der Ladefläche gut geht. Er scheint ganz in seinem Element zu sein. Er stemmt die Vorderpfoten gegen die Seitenwand, hält die Nase in den Wind und füllt seine Lungen mit Luft. Ich schaue aus dem Fenster und tue das Gleiche. Das Gefühl der Vertrautheit verdrängt die Traurigkeit, die ich empfand, als ich diesen Ort vor vielen Jahren mit gebrochenem Herzen und einem Geheimnis hinter mir ließ. Glückliche Erinnerungen bahnen sich ihren Weg an die Oberfläche.

Schäumende weiße Wellen schlagen gegen die Felsenküste, die das leuchtend blaue Meer zu meiner Rechten begleitet. Zu meiner Linken zeigen sich hohe Kalkabstürze und dahinter Berge mit steil aufragenden Gipfeln. Am Straßenrand steht eine Reihe bambusgedeckter Verkaufsstände, kleine, aus einzelnen Holzlatten behelfsmäßig zusammengenagelte Buden, von denen einige stabil, andere ganz wackelig wirken. An allen Ständen werden fußballgroße Orangen verkauft. Anscheinend ist das eine Tätigkeit für die ältere Generation; alte Männer und Frauen mit mahagonibraunen, faltigen Gesichtern sitzen im Schatten und warten auf Laufkundschaft. Ich frage mich, wie viele von ihnen das schon gemacht haben, als ich zuletzt hier war. Ob sich wohl viel verändert hat?

Mein Fahrer spricht immer noch nicht, und ich versuche herauszufinden, wie ich eine Unterhaltung mit ihm beginnen könnte. Seine Miene ist ausgesprochen verschlossen und lädt nicht dazu ein, ihn anzusprechen. Ich weiß nicht einmal, wer er überhaupt ist. Ist er einfach ein Angestellter, der mich zu meinem Arbeitsplatz bringt, oder – Gott bewahre! – ist er der Mann, für den ich während der nächsten beiden Monate arbeiten und bei dem ich wohnen werde? Ich wünschte, Angelica wäre mitgekommen. Sie hätte sämtliche Fragen gestellt, auf die ich unbedingt eine Antwort haben möchte. Ich bin zu schüchtern, um zu fragen. Sie dagegen feuert einfach drauflos und denkt später.

Ich wäge meine Optionen ab und sage schließlich schüchtern: »Es ist heiß.« Damit spreche ich das Offensichtlichste aus, schnalze mit der Zunge, mokiere mich über mich selbst. Was mich wirklich interessieren würde, ist die Frage, ob es das Zeus Vista Holiday Resort noch gibt und ob er mir etwas über die Familie Papadakis erzählen kann. Kennt er einen Mann namens Stelios, und falls ja, wie geht’s ihm? Ist er verheiratet? Ist er glücklich? Hat er jemals ein Mädchen erwähnt, dem er früher einmal begegnet ist …?

Der Fahrer brummt und nickt. Sein Blick streift mich kurz, dann konzentriert er sich wieder auf die Straße. Er kaut auf einem Stöckchen herum und rollt es im Mund hin und her. Was hätte Angelica wohl jetzt gesagt? Auf jeden Fall hätte sie verlangt, dass er den Wagen sauber macht, bevor wir einsteigen, damit ihre Klamotten nicht schmutzig werden – so viel ist sicher. Sie hat eine Art, alles zu bekommen, was sie will, indem sie die Gelegenheit beim Schopf packt. Genau deshalb ist sie jetzt vermutlich auch da, wo sie ist, und leitet die Renovierung der Fabrik. Ich stelle mir vor, wie sie, übergroße Warnweste, Schutzhelm und zehn Zentimeter hohe High Heels, über die Baustelle stolziert, ein Klemmbrett in der Hand hält und den Arbeitern klarmacht, dass sie ein Auge auf sie hat.

Gracie dagegen wäre der Schmutz egal. Sie ist ausgesprochen unkompliziert, doch sie hätte mich niemals begleitet. Seit dem Tod ihres Mannes – ich ging damals noch zur Grundschule – hat sie ihr Haus nur verlassen, um zur Arbeit und am Wochenende zum Bingo-Spielen zu gehen. Seitdem waren meine Oma und ich und später dann noch Demi und Angelica alles, was sie hatte. Wir haben zusammengearbeitet, seit ich in der Fabrik in der Abteilung für die Prüfung der Lichterketten angefangen habe.

Um die angespannte Stimmung im Wagen aufzulockern, beschließe ich, mit meinem Handy ein Foto zu machen und es an Angelica und Demi zu schicken. Ich fotografiere das klare, aquamarinblaue Meer und sende das Bild an die beiden; ich bin zu befangen, um in Anwesenheit meines Reisegefährten ein Selfie zu machen. Was Demi wohl denken würde, wenn sie mich jetzt sehen könnte? Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie mir gegenüber allmählich das Gleiche empfindet wie ich gegenüber meiner Mutter: dass uns Welten trennen.

Ich liebe Demi von ganzem Herzen, und ich weiß, dass ich mich für sie freuen sollte. Ein neues Leben bei einer wohlhabenden Familie in London: Das ist eine fantastische Chance. Warum fühle ich mich dann, als würde eine dicke, schwarze Wolke über mir hängen?

Ich begreife, dass ich immer noch unter Schock stehe. Ein bedeutender Teil meines Lebens ist vorüber. In derselben Woche, in der Demi ihr Zuhause verließ, verlor ich sowohl meine Arbeit als auch meinen Freund. Für eine sehr lange Zeit war ich »Demis Mum« am Schultor; oder im Pub »Mikes Freundin«. Das war ich. Und jetzt … na ja, jetzt bin ich bloß noch Nell. Ich bin nicht einmal »Nell, die in der Weihnachtsschmuckfabrik arbeitet«. An jenem ersten Abend nach dem Brand musste ich für niemanden Tee machen und auch keine Wäsche waschen. Ich musste nicht in Demis Zimmer nach meinem Fön suchen und auch keine nassen Handtücher im Bad vom Boden aufheben. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.

Während wir die Küstenstraße entlangdüsen, werde ich unsanft ins Hier und Jetzt zurückgeholt. Ich erkenne kaum etwas wieder. Wenn mein Fahrer nicht so einschüchternd wäre, würde ich ihn fragen, ob das der richtige Weg ist. Stattdessen halte ich Ausschau nach Straßenschildern, bis ich eines wiedererkenne und mir nun sicher bin, dass wir tatsächlich in die richtige Richtung fahren. Doch nichts ist so, wie ich es in Erinnerung habe. Ich spüre tatsächlich, wie mir die Kinnlade herunterklappt, als ich die veränderte Landschaft betrachte.

Brandneue Ferienanlagen sind überall entlang der Küstenstraße aus dem Boden geschossen. Ansammlungen von Hotels und Restaurants sind wie neugeborene Dörfer an den Buchten und auf den Bergrücken ringsherum entstanden; Urlauber schwimmen im Meer, Luftmatratzen tanzen auf den weißen Wellen, Terrassen sind mit essenden, trinkenden und Sonne tankenden jungen Leuten in Bikinis und knielangen Badeshorts bevölkert. Angelica wäre hier ganz in ihrem Element. Ich kann sie mir lebhaft vorstellen – in einem neuen Bikini, dazu kräftig geschminkt, mit einem Cocktail in der Hand und einem Kellner, der an ihren Lippen hängt. Ich frage mich, wie viele Urlauber diese Anlagen auch einmal verlassen und in die Berge fahren.

Warum muss sich alles verändern? Eine Welle des Zorns steigt in mir auf. Demi und ich waren glücklich, sie und ich und ihre beiden ehrenamtlichen Tanten. Warum musste sie gehen? Warum war sie nicht zufrieden damit? Warum wollte Mike mehr, als ich ihm geben konnte? Ich halte mich am Türrahmen fest und recke den Hals, um die spärlich in leuchtende Farben gekleideten Touristen zu betrachten. Was, wenn der Mann, den ich suche, sich verändert hat und nicht wiederzuerkennen ist? Er, der Ort, seine Familie? Was, wenn alles verschwunden ist?

Mein Koffer rutscht auf den Fahrer zu, als wir eine scharfe Kurve nehmen, doch er zuckt nicht mal mit der Wimper, während ich danach greife. Wir passieren eine andere Bucht mit einer anderen Ferienanlage, doch an diese erinnere ich mich nur zu gut. Der Anblick ist wie der vertraute Duft eines lange verloren geglaubten Liebhabers und ruft die Erinnerungen so deutlich zurück, als wäre alles erst gestern geschehen.

Um mich etwas abzukühlen, löse ich den Knoten an meinem Hemd und ziehe es aus. Darunter trage ich ein ärmelloses Top. Dann ziehe ich das Tuch – ein altes Bandana von Demi – herunter, das ich um den Kopf gewunden habe, und schüttele meine Locken aus. Meine Armreifen und Charity-Armbänder klirren leise. Der Fahrer wirft mir erneut einen raschen Seitenblick zu. Die Ferienanlage ist größer als früher, viel größer, so als wäre jemand in einen Lego-Rausch geraten und hätte jede Menge neuer Gebäude errichtet. Doch es ist das Resort, in dem ich einen Sommer lang gearbeitet habe. Der Ort, an ich zurückkehren wollte. Der Ort, an dem ich »mich« zurückgelassen habe.

Der Fahrer blinkt und verlässt nun die Küstenstraße in Richtung Berge. Der Blinker macht ein lautes, zuversichtliches Geräusch. Ich schaue Richtung Küste, als wir abbiegen, und erhasche einen letzten Blick auf das Zeus Vista HolidayResort. Nur widerwillig wende ich den Blick ab. Denn nachdem ich den Ort wiedergefunden habe, will ich die Erinnerungen festhalten, die der Anblick geweckt hat, und sie nicht mehr loslassen.

3. Kapitel

Je höher wir uns in die Berge hinaufschrauben, desto enger und zahlreicher werden die Kurven. Ich wage es kaum hinunterzuschauen. Wenn wir die Kurven nehmen und sich quasi nichts zwischen uns und der fast senkrecht abfallenden, zerklüfteten Felswand befindet, halte ich den Atem an. Sogar die Bäume scheinen sich festzuklammern, als hinge ihr Leben davon ab. Am Straßenrand stehen in regelmäßigen Abständen kleine Häuschen mit einem kleinen Kreuz auf dem Dach, die innen von Öllämpchen erleuchtet werden – eine Art Kirchenmodelle. Manche sind wunderschön gestaltet.

Mein Fahrer wendet den Blick kurz von der Straße ab, um erst mich und dann ein solches Häuschen zu betrachten. »Zur Erinnerung an diejenigen, die ihr Leben auf der Straße verloren haben«, erklärt er nüchtern, »und für die, die Glück gehabt haben.«

Wir fahren an einer kleinen, weißen Kirche mit einer blauen Bank davor und einer Glocke über der Tür vorbei. Ich erinnere mich an die Kirche. Ich erinnere mich, wann ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Ich erinnere mich an den Geruch der Pinien. Erneut stürmen die Erinnerungen auf mich ein. Ich versuche, langsam und gleichmäßig zu atmen, um meine Nerven zu beruhigen. Das ist der Grund, warum ich hergekommen bin – das muss ich mir zum wiederholten Male vor Augen führen.

Je länger wir unterwegs sind, desto mehr erkenne ich wieder: den Baum mitten auf der Straße, der bis zur Hälfte des Stammes weiß angestrichen ist; die Aussicht zwischen den Bergen hindurch auf die Ferienanlage an der Küste. Ich erinnere mich an meine Vorfreude auf einen ganzen langen Tag, den wir gemeinsam verbringen wollten. Und natürlich an meine Nervosität, weil ich zum ersten Mal seiner Familie begegnen sollte. Damals war ich so nervös wie jetzt, weil ich dabei bin, mich in meine Vergangenheit zu versetzen.

Wir kommen immer höher, bis ich fast das Gefühl habe, den Gipfel erreicht zu haben und auf der anderen Seite angekommen zu sein. Schließlich fahren wir durch eine tiefe Schlucht, kommen heraus ins Licht und in das Dorf vor uns: Vounoplagia. Ich erkenne es auf Anhieb, wie ein Bild, das vor meinen Augen entsteht. Ich atme tief durch. Das ist der Ort, den ich hin und wieder aus der Schublade meiner Erinnerungen zog und in Gedanken wieder aufleben ließ, meistens nachts in tiefer Dunkelheit. Mein Magen zieht sich zusammen, als ich mir einen Cocktail aus kostbaren Erinnerungen ins Gedächtnis rufe: sein Gesicht, sein Lächeln, seine weiche olivfarbene Haut, den Klang seines Lachens. Ich bin tatsächlich hier. Während wir in den Ort fahren, der hoch auf dem Berghang thront, und die quadratischen creme- und terrakottafarbenen Häuser passieren, die an der Gasse Richtung Hauptstraße liegen, erinnere ich mich so klar und deutlich, als wäre es erst gestern gewesen.

Das ist Stelios’ Heimatort. Und ich könnte Stelios wiederbegegnen, jederzeit.

Wir schwenken in die schmale Hauptstraße mit ihren Geschäften, die gestickte Tischläufer anbieten, cremefarbene Spitzentischdecken und Häkelarbeiten, die in Türrahmen und über großen Glasfenstern hängen. Die Bilder huschen an mir vorbei. Ich wünschte, ich hätte Zeit, um alles in Ruhe zu betrachten. Taschenmesser und Korkenzieher liegen auf einem großen Holzbrett, das vor einem Laden aufgebockt ist. Vor einem anderen Laden reihen sich auf stufenförmig versetzten langen Tischplatten türkis- und dunkelorangefarbig glasierte Töpferwaren. Nichts hat sich verändert.

An der Stelle, wo der Bergbach durch das Dorf fließt, wird die Straße breiter. Es gibt eine hübsche Brücke und eine große Platane, die einen kleinen Wasserfall beschattet. Vor uns öffnet sich der Platz, auf dem die weiß getünchte Kirche mit ihrer großen Messingglocke steht. Die Straße macht erneut eine Biegung. Links liegt die Altstadt, der venezianische Teil, der wahrscheinlich einst vollkommen für sich errichtet worden war. Rechts befindet sich der neuere Teil mit einem an den Hang gebauten Supermarkt und darunterliegendem Parkplatz und einer kleinen Schule, die gespenstisch leer wirkt. Aber es sind ja schließlich Sommerferien, sage ich mir.

Ich werfe einen Blick auf die Altstadt und versuche, das Restaurant von Stelios’ Familie auszumachen – ein altes Steingebäude mit einem großen, schmiedeeisernen Tor zu einem Hof, wie ich es in Erinnerung habe – doch es ist nicht zu sehen. Alte Männer – mit flachen Hüten, Kurzarmhemden, langen Hosen mit Hosenträgern, die Hände auf Gehstöcke gestützt – sitzen auf Holzstühlen am Straßenrand und betrachten uns mit unverhohlener Neugier. Ältere Frauen in schwarzen Kopftüchern und schwarzen Kleidern mit Einkaufskörben versammeln sich zum Gespräch. Es ist beinahe so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Das Einzige, was mir anders vorkommt, ist die Stille auf den Straßen. Es sind weder Familien noch Kinder noch Touristen zu entdecken. Die Geschäfte sind dunkel und wirken unbelebt. Die Tische und Stühle vor dem modernen Café sind unbesetzt.

Als ich mich mit rasendem Herzen und trockenem Mund umschaue, um möglicherweise ein bekanntes Gesicht zu entdecken, erwische ich meinen Fahrer wieder dabei, wie er mich anstarrt. Es ist, als wollten seine Blicke mich abschätzen. Ich weiß nicht, was mich nervöser macht: die Tatsache, wieder hier zu sein, oder sein prüfender Blick.

»Sind Sie zum ersten Mal hier?« Es sind die ersten Worte, die er seit dem Verlassen des Flughafens gesprochen hat.

Ich hole tief Luft. Ich hatte zurückkehren wollen, doch ich hatte nicht damit gerechnet, sofort wieder von den alten Gefühlen übermannt zu werden.

»Nein«, antworte ich vorsichtig. Ich bin immer noch damit beschäftigt, die Umgebung in mich aufzunehmen. »Aber das ist sehr lange her.«

Zuerst schweigt er und hält den Blick auf die Straße gerichtet. Schließlich sagt er leise: »Hier hat sich viel verändert.«

Damit scheint er die Grenzen seines Konversationsvermögens erreicht zu haben, denn er sagt nichts mehr. Doch mir fällt auf, dass die Adern auf seinem Handrücken hervortreten, während seine Finger das Lenkrad umschließen und sein Fuß das Gaspedal durchdrückt.

Ich bin erleichtert, doch auch irgendwie merkwürdig enttäuscht, als wir das Dorf verlassen. Ich möchte an einem Ort sein, an dem ich dieselbe Luft einatmen kann, aber nicht direkt hierbleiben. Das wäre mir dann doch zu nahe.

Der Berg, der hinter Vounoplagia aufragt und einen Schatten über die Hausdächer wirft, ist von niedrigen Bäumen und Gebüschen bewachsen, die wie aufgestickt aussehen. Als ich aufblicke, entdecke ich große Vögel, die langsam zwischen den weißen Schäfchenwolken um die Berggipfel kreisen. Zu meiner Erleichterung ist es hier oben deutlich kühler.

Es folgen weitere scharfe Kurven, und allmählich fühle ich mich wie ein Kind, das auf dem Jahrmarkt zu viel Eis gegessen hat. Dann, nach einer weiteren scharfen Kurve, biegt der Pick-up in einen steinigen Fahrweg ein, und der Wagen holpert gefährlich. Der Untergrund ist felsig, und der Wagen schwankt hin und her. Ich stoße mir den Kopf am Fensterrahmen, und mein Koffer prallt gegen die Schulter des Fahrers, beschreibt einen großen Bogen und kippt dann gegen mich.

Wir befinden uns jetzt mitten am Berg auf einem großen Wendeplatz, der wie einer der Plätze aussieht, wo Touristen gerne zum Fotografieren anhalten. Doch an diesem Aussichtspunkt sind keine Touristen zu sehen, nur ein handgemaltes Parkverbotsschild mit dem Bild eines Autos, das durchgekreuzt ist. Ganz am Ende des Fahrweges, der von dem Wendeplatz ab- und den Berg hinaufgeht, steht ein kleines Bauernhaus aus Bruchstein.

Der Fahrer wendet auf dem Platz und fährt wieder in die Richtung, aus der wir eben gekommen sind.

»Hey! Da kamen wir doch gerade her!« Ich fühle mich auf einmal unbehaglich. Er antwortet nicht, sondern fährt weiter den holprigen Fahrweg hinunter. »Hören Sie, ich weiß nicht, was hier los ist, aber ich möchte, dass Sie anhalten. Lassen Sie mich raus!« Ich strecke die Hand nach dem Türgriff aus.

In dem Moment biegen wir von dem Fahrweg ab und schießen einen breiten, unbefestigten Weg entlang, der auf ein einstöckiges, weiß getünchtes Gebäude mit Flachdach und tiefblauen Metallläden an den Fenstern und Türen zuführt. Eine rosa Bougainvillea umrahmt eine Haustür mit abblätternder blauer Farbe und Keramiktöpfen zu beiden Seiten. Links und rechts des Hauses stehen neuere, einstöckige Gebäude, ebenfalls geweißt. Ein Spalier, an dem sich Wein mit dicken Trauben emporrankt, verbindet die Häuser miteinander. Vor dem Haupthaus haben ein paar Leute Aufstellung genommen, die uns hochinteressiert entgegenblicken.

»Halten Sie einfach an!«, wiederhole ich mit Nachdruck. Der Mann ist eindeutig geisteskrank! Als er sofort abrupt bremst, bleibt mir kurz das Herz stehen. Ruckartig und mit einem Knirschen zieht der Fahrer die Handbremse. Ich schaue mich um.

»Wir sind da«, sagt er und zieht eine Augenbraue hoch. »Die Abzweigung von der Bergstraße ist zu scharf, um aus der Fahrtrichtung direkt auf den Hof zu kommen.« Er deutet zur Straße zurück. »Man muss wenden.« Für seine Verhältnisse ist er beinahe gesprächig. Im Aussteigen sagt er: »Ihre Gastgeber.« Er nickt den Leuten zu, die vor dem niedrigen Haus stehen. Voller Erleichterung begreife ich, dass das hier für die nächsten zwei Monate mein Zuhause sein wird. Ich werde nicht bei ihm wohnen!

Durch die staubige Windschutzscheibe betrachte ich die drei Leute vor dem Haus: Davor steht, die Hände vor sich verschränkt, ein kleiner, dunkelhaariger Mann Ende vierzig mit einem dicken Schnurrbart, der ein bisschen wie ein Handfeger aussieht. Der Mann trägt ein leuchtend gelbes T-Shirt, das so alt und verschlissen ist, dass es sich in dem leichten Wind bläht, und eine staubige Arbeitshose und Stiefel. Mit seiner rauen Hand lüftet er kurz die abgetragene Baseballkappe, kratzt sich am Kopf, schaut nervös zum Himmel, bevor er die Kappe wieder aufsetzt und zu mir späht. Neben ihm steht eine rundliche Frau, die etwa im gleichen Alter wie er und einen Kopf größer ist. Sie trägt die dunklen Haare zurückgebunden und eine sonnengebleichte und häufig gewaschene Schürze über dem runden Bauch, die sie mit beiden Händen glatt streicht. Neben ihnen wartet eine viel kleinere, ältere und sehr zierliche Frau, die kurzen, grauen Haare mit einer Spange zurückgesteckt, von Kopf bis Fuß in Schwarz, und scheint in der tiefen Tasche ihres Kleides nach etwas zu suchen.

Plötzlich fühle ich mich ganz eigenartig: nervös, aufgeregt, krank vor Heimweh und voller Verlangen nach allem, was mir vertraut ist. Sogar das Lachen von Gena aus der Fabrik hätte mir jetzt das Gefühl gegeben, an meinem angestammten Platz zu sein. Stattdessen scheint meine ganze Welt Kopf zu stehen.

Ich schaue von dem Willkommenskomitee, das immer noch in einer Reihe steht und keine Miene verzieht, ins Tal hinunter, durch das wir gerade heraufgefahren sind. Die Aussicht ist atemberaubend. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Das Meer liegt in weiter Ferne und glitzert wie ein tiefblauer Saphir, und die Berge ragen zu beiden Seiten auf wie die Spitzen auf einer Baisertorte.

Ich wende mich wieder den drei Menschen zu, die mich unverwandt anstarren. Mein Fahrer marschiert über die staubige Einfahrt auf sie zu und zieht meinen Koffer hinter sich her. Ich drücke gegen die Autotür, und sie öffnet sich quietschend und ächzend. Ich atme tief ein und warte darauf, dass der Duft des wilden Thymians meinen Herzschlag beruhigt, doch er ist nicht da. Der süßliche Duft, der mich beim Verlassen des Flugzeugs begrüßt und mich viele Jahre zurückversetzt hat, als ich eine abenteuerlustige junge Frau war, ist praktisch verschwunden. Wie kann das sein? Sind wir zu weit oben? Stattdessen riecht es nach Pinienharz und warmer Erde. Und nach … Ziegen vermutlich. Ich betrachte die langen Gesichter, die zwischen den Zaunpfosten zur Linken des Bauernhauses in meine Richtung spähen. Oder handelt es sich um Schafe? Ich habe keine Ahnung.

Als ich in den warmen Sonnenschein hinaustrete, fühle ich mich auf einmal ganz steif von der langen Reise. Neben dem Pick-up faulenzen zwei Katzen in der Kühle einer überdachten Terrasse. Eine Überdeckung aus ausgebreiteten, langen, getrockneten Blättern, getragen von sechs Stämmen, liefert Schatten für massive Holzbänke und einen Tisch, der auch aus einem dicken Stamm gefertigt ist. Mein purpurroter Koffer steht nun direkt vor den drei Menschen, die mich immer noch anstarren wie die drei weisen Affen. Der Fahrer begrüßt die Familie, schüttelt ihnen die Hand und schaut mit einem knappen Nicken zu mir.

»WWOOFer«, stellt er mich barsch vor und wendet sich wieder seinem Pick-up zu.