Unter der grünen Fahne - David Power Conyngham - E-Book

Unter der grünen Fahne E-Book

David Power Conyngham

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Beschreibung

Im Laufe des Amerikanischen Bürgerkriegs dienen zwischen den Jahren 1861 und 1865 etwa 150.000 bis 180.000 Iren im Heer der Union. Als enge kulturelle Gemeinschaft verpflichten sich die irischen Rekruten nach Möglichkeit gemeinsam in irisch geprägten Regimentern, in denen sie ihre Abstammung offen und stolz zur Schau stellen. Diese irischen Verbände, der bekannteste und größte unter ihnen die aus drei bis fünf Regimentern bestehende "Irish Brigade" der Army of the Potomac, leisten einen beträchtlichen Beitrag zur Mobilisierung irischstämmiger Freiwilliger, von denen viele den Dienst unter dem Sternenbanner als "Generalprobe" für den Freiheitskampf in der irischen Heimat betrachten. Die irischen Soldaten mit ihren grünen Fahnen, gälischen Schlachtrufen und ihrer Reputation großer Angriffslust sowie Standhaftigkeit unter Feuer erregen schon bald Neugierde und im Laufe des Krieges auch Bewunderung bei Freund und Feind. Ihre ausschweifenden St. Patrick's Day-Feierlichkeiten sind in der Armee berühmt-berüchtigt. Der Einsatz der irischen Soldaten fordert seinen Preis, knapp 30.000 von ihnen fallen für die Sache ihrer Wahlheimat. Nicht wenige von ihnen sterben als Soldaten der Irish Brigade, die sich ihren Ruf als die Sturmtruppen des II. Corps mit Gesamtverlusten von mehr als 4.000 Mann erkauft. Nur zwei Unionsbrigaden sollen im Laufe des Krieges höhere Verluste erleiden. Nach den Härten des Krieges ist es den Veteranen der Brigade ein Herzensanliegen, dass ihre Opfer und ihre Leistungen nicht in Vergessenheit geraten. Der gebürtige Ire David Power Conyngham, Kriegsberichterstatter für den "New York Herald" und selbst zeitweise Offizier in der Irish Brigade, ist der Erste, der sich ihrer Sache, die auch ihm am Herzen liegt, annimmt. Bereits im Jahr 1866 erscheint seine intensiv recherchierte Chronik des irischen Beitrages zum Amerikanischen Bürgerkrieg, die in ihrer Detailfülle auch heute noch zu den Standardwerken über die Irish Brigade zählt. Conyngham ist durch seine literarische Befähigung, seinen berufsbedingten Zugang zu umfänglichen Quellen aus eigener wie fremder Feder sowie seine persönliche Erfahrung auf geradezu ideale Weise für diese Arbeit prädestiniert und in seinem Werk wird von den nächtlichen Unterhaltungen am Lagerfeuer bis zu den Schrecken der Schlacht und von den Erlebnissen des einfachen Soldaten bis zu den strategischen Erwägungen der kommandierenden Generäle jeder Aspekt des Lebens in einer der berühmtesten Brigaden der Army of the Potomac beleuchtet. Ein Anhang der Gefechtsberichte der Irish Brigade ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu Conynghams Erinnerungen und stellt eine Ergänzung zu seinen Schilderungen dar.

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David Power Conyngham

Unter der grünen Fahne

Ein Stabsoffizier der Irish Brigade erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Unter der grünen Fahne

Vorwort des Übersetzers

Vorwort des Autors

Kapitel 01: Präsident Lincoln ruft 75.000 Freiwillige zu den Waffen; die Erste Schlacht von Bull Run

Kapitel 02: Das Regiment kehrt nach New York zurück; die Gründung der Irish Brigade; Rückkehr nach Virginia

Kapitel 03: General McClellan erhält das Kommando über die Armee; Weihnachten und Neujahr im Feldlager

Kapitel 04: General Meaghers Kommando wird bestätigt; Feierlichkeiten im Lager; Betrachtungen über einige Unionsgeneräle

Kapitel 05: General McClellans Plan; die konföderierte Armee weicht zurück; die Irish Brigade wird auf die virginische Halbinsel verlegt

Kapitel 06: Fortress Monroe; Yorktown und die umliegenden Feldbefestigungen; die Schlacht von Williamsburg; die Unionsarmee steht vor Richmond

Kapitel 07: Truppenbewegungen auf der Halbinsel; die Schlacht von Fair Oaks; ein Pferderennen im Feldlager; Vorkommnisse der Schlacht

Kapitel 08: Die Army of the Potomac vor Richmond; McClellan und seine Soldaten; Postendienst; Jackson bedroht unsere Flanke; Rückzug der Army of the Potomac

Kapitel 09: Die Schlacht von Gaines' Mill; die Schlacht von Savage Station; die Schlacht beim White Oak-Sumpf und bei Glendale

Kapitel 10: Die Schlacht von Malvern Hill; Rückzug der Armee nach Harrison's Landing; diverse Vorkommnisse der Schlacht

Kapitel 11: Die Army of the Potomac bei Harrison's Landing; General Meagher begibt sich nach New York; der Tod von Temple Emmet; die Irish Brigade in Aktion

Kapitel 12: General McClellans Pläne vereitelt; General Popes Vorbereitungen; die Schlacht von Cedar Mountain; die Zweite Schlacht von Bull Run; die Schlacht von Chantilly

Kapitel 13: General McClellans Armee räumt die Halbinsel; das Leid der Bevölkerung Virginias; die Irish Brigade erreicht den Aquia Creek; Verstärkungen für General Pope

Kapitel 14: Aufregung in Washington; General McClellan erhält seine Armee zurück; Bewegungen der Rebellenarmee; Harpers Ferry kapituliert; die Schlacht von South Mountain; die Schlacht von Antietam; Lob für die Brigade

Kapitel 15: Weiterer Verlauf der Schlacht von Antietam; die Rebellenarmee wird zum Rückzuge gezwungen; schreckliche Verluste auf beiden Seiten; die Brigade lagert auf den Bolivar Heights; Besuch des Präsidenten; die Armee marschiert; Beförderungen

Kapitel 16: General McClellan wird durch General Burnside abgelöst; die Brigade erhält neue Fahnen; die Schlacht von Fredericksburg; verzweifelte Angriffe und enorme Verluste; Rückkehr in das alte Lager

Kapitel 17: Totenmesse in New York für die Gefallenen der Irish Brigade; Lagerleben; St. Patrick’s Day; Pferderennen und andere Zerstreuungen

Kapitel 18: Die Schlacht von Chancellorsville; Zerschlagung des XI. Corps; Vorkommnisse der Schlacht; General Meagher legt sein Kommando nieder

Kapitel 19: Die Brigade in der Schlacht von Gettysburg; Priester Corby erteilt den Männern vor der Schlacht die Generalabsolution; Bristoe Station und Mine Run

Kapitel 20: Winterlager und Aufbruch nach New York; Neuanwerbungen und Dienstzeitverlängerung der Veteranen; Gleichgültigkeit der Bevölkerung; Bankett zu Ehren der Veteranen; Reden von General Meagher und weiteren Ehrengästen

Kapitel 21: Rückkehr nach Virginia; Winterlager; frische Rekruten; General Kilpatricks Raid; die Colonels Kelly und Smyth; das 28th Massachusetts erhält seine grüne Fahne

Kapitel 22: Beginn des Überland-Feldzuges; die Armee überquert den Rapidan River; die Schlacht in der Wilderness; die Schlacht von Spotsylvania

Kapitel 23: Verlagerte Linien bei Spotsylvania; Eintreffen der Corcoran Legion; weitere Kampfhandlungen; Kommandowechsel

Kapitel 24: Die Schlacht am Totopotomoy Creek; die Schlacht von Cold Harbor; Sturmangriff auf Petersburg

Kapitel 25: Kurzer Abriss über die Corcoran Legion

Kapitel 26: Konsolidierung der Brigade; Rekrutierungsbemühungen; Deep Bottom; Explosion von Burnsides Mine; Desaster

Kapitel 27: Die Rebellen fallen in Maryland und Pennsylvania ein; Detonation einer konföderierten Mine und eines Munitionslagers; zweiter Vorstoß nach Deep Bottom

Kapitel 28: Die Schlacht an der Weldon Bahnlinie und bei Ream’s Station; schwere Verluste

Kapitel 29: Jahrestag der Brigade; namhafte Besucher

Kapitel 30: Briefe aus dem Gefangenenlager; Vorstöße an beiden Flanken; Kämpfe bei Chaffin’s Farm und Peebles‘ Farm

Kapitel 31: Die Colonels McGee und Burke; General Sheridan im Shenandoah-Tal; Schlacht an der Boydton Plank Road; Kämpfe der Corcoran Legion

Kapitel 32: Colonel Burke und das 88th New York; Finte des Feindes; Reorganisation der Irish Brigade; Fort Fisher; Überfall auf City Point; General Hancock verlässt das Corps; Marsch zum Hatcher’s Run; Beförderungen; Deserteure

Kapitel 33: St. Patrick’s Day; Fort Stedman; Gefecht bei Skinner’s Farm; Sturm auf Petersburg; Verfolgung des feindlichen Rückzuges; Sailor’s Creek; General Lees Kapitulation; Heimkehr der Armee; die große Siegesparade; Auflösung der Brigade

Anhang

Erste Schlacht von Bull Run

Schlacht von Fair Oaks

Sieben-Tage-Schlacht

Schlacht von Antietam

Schlacht von Fredericksburg

Chancellorsville-Feldzug

Schlacht von Gettysburg

Bristoe-Feldzug

Mine Run-Feldzug

Überland-Feldzug

Belagerung von Petersburg (Juni bis August)

Belagerung von Petersburg (August bis November)

Schlacht von Skinner’s Farm

Appomattox-Feldzug

Impressum neobooks

Unter der grünen Fahne

-

Unter der grünen Fahne

Ein Stabsoffizier der Irish Brigade

erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg

-

David Power Conyngham

-

Aus dem Englischen übersetzt von Florian Dexheimer

Widmung

Dem Gedenken

an die

Soldaten der Irish Brigade,

welche ihr Leben gaben

für die Sache ihrer Wahlheimat

sowie dem Mute und der Redlichkeit

des Irischen Volkes

widmet der Autor ergebenst

dieses Buch.

Vorwort des Übersetzers

„Wann immer es etwas Aberwitziges, Aussichtsloses oder Verzweifeltes zu wagen galt, wurde nach der Irish Brigade geschickt. In ruhigeren Zeiten hingegen betrachtete man sie als einen Haufen verrückter Burschen, deren Eigenheiten eher unterhaltsam als nützlich waren. Sie galten als zu eigenbrötlerisch und halsstarrig, um ihnen blind vertrauen zu können.“

George A. Townsend, Kriegsberichterstatter des New York Herald

Als am 12. April 1861 mit dem Beschuss des vor Charleston, South Carolina gelegenen Fort Sumter der Amerikanische Bürgerkrieg ausbricht und Präsident Lincoln wenige Tage später 75.000 Freiwillige für die Niederschlagung der Rebellion zu den Waffen ruft, gilt dieser Ruf auch zahlreichen jungen Iren und irischstämmigen Amerikanern, die in den Vereinigten Staaten ihre Heimat gefunden haben. Er trifft nicht auf taube Ohren.

Die irische Bevölkerungsgruppe ist zu jener Zeit eine der größten des Landes, in den Jahrzehnten vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs stammt durchschnittlich jeder dritte Einwanderer von der Grünen Insel. Die überwiegende Mehrheit lässt sich in den Küstenstädten im Nordosten des Landes nieder, und obgleich die irischen Immigranten aufgrund ihrer zumeist armen Herkunft und ihres katholischen Glaubens hart um ihren Platz in der Gesellschaft kämpfen müssen, fühlen sie sich ihrer neuen Heimat doch zu Dank verpflichtet. Zu Kriegsbeginn sind die Sympathien der Iren keineswegs ungespalten – in der Sezession des Südens sehen viele von ihnen einen Freiheitskampf, wie sie sich ihn auch für ihre alte Heimat erhoffen und zudem fürchten viele die zu erwartende Konkurrenz durch die Arbeitskraft von Millionen befreiter Sklaven – letztlich überwiegen bei etlichen aber die Bewunderung der als Vorbild für ein künftiges freies Irland betrachteten freiheitlichen Republik und der tiefempfundene Dank für die Hilfsbereitschaft der Vereinigten Staaten während der verheerenden irischen Hungersnot in der zweiten Hälfte der 1840er Jahre. Insgesamt sind ihre motivierenden Faktoren weitaus weniger idealistisch als etwa jene der deutschen Einwanderer (anfangs lockt nicht wenige der ärmsten Iren bereits der vergleichsweise kärgliche Monatssold von 13 Dollar), und in den späteren Kriegsjahren beginnt der Enthusiasmus der irischstämmigen Bevölkerung angesichts stetig steigender Verluste und der zum ausdrücklichen Kriegsziel erklärten Sklavenbefreiung weiter zu erlahmen.

Im Laufe des Krieges dienen etwa 150.000 bis 180.000 Iren im Heer der Union. Als enge kulturelle Gemeinschaft verpflichten sich die irischen Rekruten nach Möglichkeit gemeinsam in irisch geprägten Regimentern, in denen sie ihre Abstammung trotz anfänglicher Bedenken der U.S.-Regierung offen und stolz zur Schau stellen. Diese irischen Verbände, der bekannteste und größte unter ihnen die aus drei bis fünf Regimentern bestehende „Irish Brigade“ der Army of the Potomac, leisten einen beträchtlichen Beitrag zur Mobilisierung irischstämmiger Freiwilliger, von denen viele den Dienst unter dem Sternenbanner als „Generalprobe“ für den Freiheitskampf in der irischen Heimat betrachten. Die irischen Soldaten mit ihren grünen Fahnen, gälischen Schlachtrufen und ihrer Reputation großer Angriffslust sowie Standhaftigkeit unter Feuer erregen schon bald Neugierde und im Laufe des Krieges auch Bewunderung bei Freund und Feind. Ihre ausschweifenden St. Patrick’s Day-Feierlichkeiten sind in der Armee berühmt-berüchtigt.

Der Einsatz der irischen Soldaten fordert seinen Preis, knapp 30.000 von ihnen fallen für die Sache ihrer Wahlheimat. Nicht wenige von ihnen sterben als Soldaten der Irish Brigade, die sich ihren Ruf als die Sturmtruppen des II. Corps mit Gesamtverlusten von mehr als 4.000 Mann teuer erkauft. Nur zwei Unionsbrigaden sollen im Laufe des Krieges höhere Verluste erleiden.

In der Schlacht von Antietam am 17. September 1862 erleidet die Brigade Verluste von knapp 60%, nur drei Monate später verliert sie in der Schlacht von Fredericksburg 50% ihrer Männer. Im Jahr 1863 ist die Irish Brigade nur noch ein Schatten ihrer selbst, die Mehrzahl ihrer Regimenter ist auf Kompaniestärke geschrumpft und wird von Captains kommandiert. Trotzdem wird sie nicht geschont. Rechtzeitig zu Beginn des großen Überland-Feldzugs im Mai 1864 werden die Reihen der Brigade mit frischen irischen Rekruten aufgefüllt, doch binnen zwei Monaten verliert sie in erbitterten und nun nahezu ununterbrochen tobenden Kämpfen weitere 1.000 Mann. Hierauf wird die Irish Brigade aufgelöst und ihre abgekämpften Regimenter auf andere Brigaden verteilt, sehr zum Missfallen der irischen Soldaten. Nur mit Mühe gelingt es ihnen, die Reorganisation ihrer alten Brigade zu erwirken, sodass die Irish Brigade wieder als eigener Verband am letzten Feldzug ihrer Armee teilnehmen und danach bei der großen Siegesparade unter ihren grünen Fahnen durch die Straßen Washingtons marschieren kann.

Nach den Härten des Krieges ist es den Veteranen der Brigade ein Herzensanliegen, dass ihre Opfer und ihre Leistungen nicht in Vergessenheit geraten. Der gebürtige Ire David Power Conyngham, Journalist und selbst zeitweise Offizier in der Irish Brigade, ist der Erste, der sich ihrer Sache, die auch ihm am Herzen liegt, annimmt. Bereits im Jahr 1866 erscheint seine intensiv recherchierte Chronik des irischen Beitrages zum Bürgerkrieg, die in ihrer Detailfülle auch heute noch zu den Standardwerken über die Irish Brigade zählt.

Conyngham ist durch seine literarische Befähigung, seinen berufsbedingten Zugang zu umfänglichen Quellen aus eigener wie fremder Feder sowie seine persönliche Erfahrung auf geradezu ideale Weise für diese Arbeit prädestiniert. Als Sohn gutsituierter Pachtbauern 1825 in Crohane, County Tipperary geboren, ist es wohl seine literarische Neigung, die ihn nach einer soliden Schulbildung an die Queen’s University in Cork führt. Der junge David bricht sein Studium vor Erlangung eines Abschlusses ab und schlägt sich in den frühen Jahren der großen irischen Hungersnot bei wechselnden Verwandtschaftszweigen durch, wobei er sich angesichts des erlebten Elends politisch radikalisiert und sich der revolutionären Junges Irland-Bewegung anschließt. Angesichts der weitverbreiteten Unterstützung durch eine verzweifelte Bevölkerung wagt die Bewegung im Jahr 1848 den Aufstand gegen die britische Herrschaft, der jedoch schnell niedergeschlagen wird. Conynghams Name findet sich in den Fahndungslisten der englandtreuen Royal Irish Constabulary, doch er entgeht der Verhaftung. In den Jahren nach dem gescheiterten Aufstand verliert sich seine Spur mehrmals. Womöglich flieht er erstmals kurzzeitig in die Vereinigten Staaten, was sein späteres promptes Einleben in seine neue Wahlheimat erklären könnte. In den frühen 1850er Jahren tritt er wieder in Irland in Erscheinung; er schreibt Artikel für die Tipperary Free Press sowie weitere kleine Lokalzeitungen. 1859 erscheint unter Pseudonym sein Roman „Das alte Haus in der Heimat“, dem ein gewisser Erfolg beschieden ist.

Nach Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs reist Conyngham im April 1861 prompt in die Vereinigten Staaten. Er hat sich der Dubliner Zeitung Irishman als Kriegskorrespondent angeboten, doch ob diese Anstellung seine Hauptmotivation für die Überfahrt darstellt oder ob er seine neue Heimat bereits in Amerika sieht, ist ungewiss. Bereits kurze Zeit nach seinem Eintreffen in New York sichert sich Conyngham anscheinend mühelos eine Anstellung als Kriegsberichterstatter bei der hochangesehenen Zeitung New York Herald. Seine Bewegungen in den folgenden Monaten sind nur schwer zu bestimmen. Womöglich wertet er anfangs in New York von der Front eintreffende Depeschen aus und verfasst aus diesen seine Artikel, doch spätestens im September 1861 stößt er mit einiger Sicherheit persönlich zur Army of the Potomac im Felde. Wohl in den frühen Tagen des Jahres 1862 kehrt er nach Irland zurück, wo er im Februar in Tipperary Anne Corcoran heiratet. Die Ehe zerbricht nach wenigen Monaten. Das genaue Datum von Conynghams Rückkehr in die Vereinigten Staaten ist ungewiss, aber irgendwann zwischen der Schlacht von Antietam im September 1862 und der Schlacht von Fredericksburg im Dezember 1862 stößt er erstmals gesichert zur im II. Corps der Army of the Potomac dienenden Irish Brigade, anfangs nur als ziviler Kriegsberichterstatter. Kurz nach der Schlacht von Fredericksburg wird Conyngham beim Kommandeur der Irish Brigade Thomas Francis Meagher vorstellig und sichert sich mit Hilfe mehrerer gewichtiger Empfehlungsschreiben von alten Freunden und Weggefährten des Generals eine Stelle als inoffizieller Flügeladjutant in dessen Stab. Im März 1863 wird Conyngham erstmals offiziell im Range eines Captains als Stabsoffizier von General Meagher geführt, doch auch in seiner neuen Position fungiert er weiterhin als Kriegsberichterstatter.

Ein Jahr später, im März 1864, nimmt Conyngham seinen Abschied von der Irish Brigade und stößt zu General William Tecumseh Shermans Streitkräften in Tennessee, wo ihn General Henry M. Judah als freiwilligen Adjutanten in seinen Divisionsstab in der Army of the Ohio beruft. Der Anlass für Conynghams Verlegung in den Westen ist unbekannt; womöglich hat Colonel Thomas Smyth, der im März 1864 das Kommando über die Irish Brigade erhält, keine Verwendung für ihn in seinem Brigadestab. Als Offizier ohne Aufgabenbereich mag Conyngham dann auf Betreiben des New York Herald westwärts gereist sein, um in General Shermans bevorstehendem Atlanta-Feldzug als Kriegsberichterstatter zu fungieren, wobei sich ihm die Möglichkeit einer neuen Stabsposition eröffnet. Sicher ist jedoch, dass Conyngham sich in den Feldzügen durch Georgia und die Carolinas unter General Sherman primär als Kriegsberichterstatter betrachtet, dem seine Position als Adjutant eines Divisionskommandeurs hilfreich bei der Verrichtung seiner Arbeit ist. An die Anweisungen des New York Herald an seine Korrespondenten im Felde erinnert er sich später: „Sie lauteten schlicht: Exakte, akkurate Informationen durch persönliche Beobachtung sammeln und diese mit größtmöglicher Eile der Redaktion übermitteln, ungeachtet der Kosten, Mühen oder Gefahr.“ Eine Woche nach Beginn des Atlanta-Feldzugs reitet Conyngham in der Schlacht von Resaca am 14. Mai 1864 als Kurier mit einer schriftlichen Order von General Judah durch feindliches Feuer, als ihn eine Kugel in die Brust trifft. Das Geschoss bohrt sich in Conynghams Notizbuch mit seinen Berichtskizzen für den Herald, und obwohl ihm die Kugel nicht ins Fleisch dringt, raubt ihm die Wucht des Treffers den Atem, sodass er eine Zeit lang betäubt auf der Erde liegen bleibt, ehe er seinen Auftrag ausführen kann.

Wohl bereits während des Krieges beginnt Conyngham die Arbeit an dem Buch „Shermans Marsch durch den Süden“, das bereits im September 1865 erscheint. Im Folgejahr veröffentlicht er sein Opus magnum „Unter der grünen Fahne“ (Originaltitel „The Irish Brigade and its Campaigns“), die Geschichte der Irish Brigade im Sezessionskrieg. Conynghams weiterer Lebensweg bleibt mit Ausnahme erhaltener Ehrungen und seines beruflichen Wirkens obskur. Nach Kriegsende verleiht ihm der Staat New York für seine Verdienste den Titularrang eines Majors und er arbeitet weiter als Redakteur beim New York Herald. Bis 1873 schreibt Conyngham für mehrere Zeitungen. Das Angebot einer hochrangigen Stelle in der U.S.-Postbehörde lässt ihn sich vorübergehend vom Journalismus abwenden, aber schon bald arbeitet er wieder in der journalistischen Branche, als Mitherausgeber und Chefredakteur der Wochenzeitung New York Tablet. Beide Positionen hat er bis zu seinem Lebensende inne. Indes veröffentlicht Conyngham weiter mit einiger Regelmäßigkeit Romane, die zumeist vor historischem Hintergrund den Freiheitskampf des irischen Volkes behandeln. Für sein Buch „Die Leben der irischen Märtyrer“ (1873) verleiht ihm die katholische Universität von Notre Dame, Indiana die Ehrendoktorwürde. David Power Conyngham erliegt am 01. April 1883 in seinem Heim in Manhattan einer Lungenentzündung.

Während Conynghams Romane heute dem Vergessen anheimgefallen sind, wird sein bereits zu Lebzeiten bekanntestes Werk „Unter der grünen Fahne“ in der Bürgerkriegsliteratur noch immer rezipiert. Seine persönlichen Erlebnisse und Beobachtungen, Gespräche mit Veteranen der Brigade sowie der umfassende Rückgriff auf die kurz nach Kriegsende bereits verfügbaren schriftlichen Primärquellen vereinen sich zu einer detaillierten Gesamtbetrachtung, die von den nächtlichen Unterhaltungen am Lagerfeuer bis zu den Schrecken der Schlacht und von den Erlebnissen des einfachen Soldaten bis zu den strategischen Erwägungen der kommandierenden Generäle jeden Aspekt des Lebens in einer der berühmtesten Brigaden der Army of the Potomac beleuchtet.

Lawrence F. Kohl, Historiker und emeritierter Professor der Universität von Alabama fasst die historische Bedeutung des Buches mit den treffenden Worten zusammen: „Seine lebhaften Schilderungen bemerkenswerter Begebenheiten, sein geistreicher, trockener Witz, seine entschieden irisch-republikanische Perspektive sowie in besonderem Maße sein überaus gründliches Unterfangen, biografische Einblicke in die Leben der einzelnen Männer zu gewähren, die in der Brigade dienten, machen [dieses Buch] zu einer unentbehrlichen Quelle für jeden, der die Erfahrungen der Iren im Amerikanischen Bürgerkrieg verstehen will.“

Florian Dexheimer

Vorwort des Autors

Der erste Kanonenschuss, den die Konföderierten in den frühen Morgenstunden des 12. April 1861 auf Fort Sumter abfeuerten, versetzte allen Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung der Sezessionskrise den Todesstoß. In Nord wie Süd gewannen die Emotionen die Überhand und es entflammten die martialischen Leidenschaften. Die irische Bevölkerung New Yorks und aller anderen Nordstaaten zögerte nicht, ihre Treue zur Union zu bekennen und sich zu ihrem Schutze zu den Fahnen zu melden.

Ich glaube, das irische 69th New York unter Colonel Michael Corcoran war das zweite Regiment, das aus New York nach Washington aufbrach, um die Hauptstadt gegen die Rebellion zu verteidigen. Dem 69th folgten schon bald die von Captain Thomas Francis Meagher aufgestellten „Irish Zouaves“ (die spätere Kompanie K des 69th New York) sowie weitere Einheiten mit zahlreichen Iren in ihren Reihen.

Die in Amerika lebenden Iren sahen nicht nur das Überleben der großen Republik, ihrer geliebten Wahlheimat, bedroht, sondern auch die Prinzipien der freiheitlichen Demokratie selbst, die im Widerstreite mit der aristokratisch geprägten Doktrin des ständischen Monarchismus stand. Sollte letzterer nun obsiegen, so bestünde auch für den Kampf der irischen Patrioten in der alten Heimat keine Hoffnung mehr. Es muss ehrlicherweise gesagt werden, dass die irischen Soldaten sich nicht darum sorgten, ob die Farbigen in Ketten oder in Freiheit ein besseres Leben führen konnten; diese Frage war ihnen zu abstrakt, dafür wollten sie nicht kämpfen. Sie verstanden jedoch, dass das Wohlergehen und der Fortbestand ihrer Wahlheimat und deren glorreicher Verfassung konkret bedroht waren und hierfür wollten sie sich gerne in die Bresche werfen. Sie waren entschlossen, die Fahne und die Gesetze jener Nation zu schützen, welche ihnen auf der Flucht vor Not und Verfolgung eine schützende neue Heimat geboten und gleich einer liebenden Mutter ihre Reichtümer mit ihnen geteilt hatte.

Die irischen Soldaten verstanden sich als Patrioten, nicht als Söldner. Sie hatten das gleiche Recht, für die Vereinigten Staaten zu kämpfen, wie deren gebürtige Söhne. Die Iren, die Deutschen, die Polen sowie alle anderen Einwanderer, welche das Exil nach Amerika geführt hatte, hatten ein berechtigtes Interesse am Überleben der Union. Mehrere Iren gaben einflussreiche Positionen und lukrative Karrieren auf, um als Soldaten zu dienen; ihr Patriotismus ließ sie beträchtliche Opfer bringen. So mancher junge, patriotische Ire meldete sich zu den Fahnen in der Hoffnung, das erlernte Kriegshandwerk dereinst für die Sache der alten Heimat einsetzen zu können. Ein Volk wie das der Iren, die in der Heimat ihrer Eigenbestimmung und auch des Rechts auf das Führen von Waffen beraubt worden sind, misst der Reputation seiner in der Ferne kämpfenden Soldaten stets eine große Bedeutung bei. Es existieren in Europa nur wenige Schlachtfelder, auf denen kein irischer Soldat seine Fußspuren hinterlassen hat.

Nach dem Falle Limericks im Kriege der zwei Könige floh die Blüte der Jakobiterarmee nach Frankreich, um unter dem Lilienbanner der Bourbonen zu dienen. Die Taten irischer Soldaten sind fest mit der europäischen Geschichte verwoben. Als im Jahre 1695 die Große Wiener Allianz den Belagerungsring um Namur schloss, dessen Zitadelle als uneinnehmbar galt, da fiel die Stadt vor dem entschlossen vorgetragenen Sturmangriffe kühner irischer Truppen. Herausragend waren auch ihre Leistungen unter dem Viscount Mountcashel, der auf dem Felde von Staffarda sein Blut vergoss. Die Regimenter von Burke und Dillon retteten Cremona. Bei Hochstädt, wo Tallard sich dem Genius des Duke of Marlborough geschlagen geben musste, eroberten Lord Clares Dragoner zwei feindliche Standarten. Die Taten der ersten Irish Brigade in französischen Diensten bei Ramillies und Fontenoy sind stolzer Bestandteil der Militärgeschichte Frankreichs. Der Sieg bei Fontenoy war für die Franzosen nicht weniger bedeutend als später der Sieg bei Waterloo für die Engländer. Oder in den Worten des Dichters Thomas Davis:

„Oh Fontenoy, du wärest wohl zum Waterloo geraten,

Doch retteten den Sieg der treuen Iren große Taten.“

König Louis XV. sprach der Brigade öffentlich seinen Dank aus und ernannte den Comte de Lally noch auf dem Schlachtfelde zum General. Nach der Schlacht verwünschte König George II. seine eigenen Strafgesetze mit den denkwürdigen Worten: „Verflucht seien die Gesetze, die derartige Männer in fremde Dienste treiben!“

Später tränkte in dem Ringen um die Krone von Ferdinand und Isabella auch junges irisches Blut den Boden der spanischen Olivenhaine. Als die Neue Welt die Ketten der Alten Welt abwarf, fochten bereits hier Iren für die Sache der Freiheit, und selbst in den Republiken von Chile, Bolivien und Venezuela singen von den Ufern des Orinoco bis zu den Bergfestungen in den Anden spanischsprechende Zungen noch immer Loblieder auf O’Brien, Dillon, Devereux und weitere irische Kämpfer.

Im Sezessionskriege haben sich nun erneut irischer Mut und irische Dankbarkeit in Gestalt von General Meaghers kühner Irish Brigade sowie weiterer irischer Brigaden und Regimenter bewährt. Diese haben ein neues ruhmreiches Kapitel zur irischen Militärgeschichtsschreibung beigetragen und mit ihren Taten die Geschicke Amerikas und Irlands enger miteinander verwoben.

Es ist die oberste Pflicht eines jeden irischstämmigen Bürgers der Vereinigten Staaten, deren Verfassung und Gesetze zu ehren und zu befolgen. Jeglicher Versuch, die Regierung, und somit deren Werk des Friedens und Wohlstandes, zu zerstören, stellt einen verbrecherischen Akt wider die unantastbaren Rechte des Einzelnen dar und muss selbst unter Einsatz des eigenen Lebens bekämpft werden.

Berechnungen und statistische Auswertungen haben ergeben, dass alleine in den Armeen der Union bis zu 175.000 Iren kämpften. Über zahllose Einheiten verteilt dienten sie von New York bis Florida, von den Ufern des Rappahannock River bis zur Küste des Pazifischen Ozeans. Auf den blutdurchtränkten Feldern Virginias, inmitten der blühenden Baumwolle Georgias und in den Sümpfen der Carolinas liegen die sonnengebleichten Knochen so manches irischen Soldaten und Offiziers.

Sei es beim blutigen Ansturme auf die befestigten Anhöhen bei Fredericksburg, bei der Abwehr der feindlichen Angriffe bei Fair Oaks und Malvern Hill, bei der schrecklichen Attacke am Antietam, bei der Rückeroberung der verlorenen Kanonen bei Chancellorsville, bei der Vertreibung von General Early aus dem Shenandoah-Tal oder bei der triumphalen Einnahme Atlantas und Savannahs, überall hat sich der irische Soldat einen herausragenden Ruf erworben und diesen wieder und wieder verteidigt. Selbst die „London Times“, Sprachrohr der erbittertsten Gegner des irischen Volkes, wagte es nicht, die Tapferkeit des irischen Soldaten oder seine Treue zu der Sache, für die er kämpfte, anzuzweifeln.

Während meiner Zeit als Offizier in der Irish Brigade unternahm ich jede Anstrengung, Dokumente zu den Geschehnissen zu sammeln und Notizen zum Alltagsleben und meinen Beobachtungen anzufertigen, da ich bereits früh den Entschluss gefasst hatte, eine Chronik über die Erlebnisse unserer verwegenen kleinen Schar zu schreiben. Um dem geneigten Leser die Lektüre des Buches etwas zugänglicher zu gestalten, gewähre ich einen skizzenhaften Überblick über die größeren Zusammenhänge, aber mein Hauptaugenmerk liegt durchaus auf den Taten und Erlebnissen der Irish Brigade selbst. Es war mir dabei ein Herzensanliegen, dem geneigten Leser den unverkennbar irischen Charakter dieser jungen Burschen zu veranschaulichen, weswegen ich bereits im Kriege ausführliche Notizen über zahllose Anekdoten, Lagerszenen, Festivitäten und Begebenheiten auf dem Schlachtfelde anfertigte.

Ferner habe ich, soweit es mir nur irgend möglich war, sorgfältig die Namen der gefallenen und verwundeten Offiziere und Soldaten niedergeschrieben. Ich habe in allen Belangen mein Möglichstes getan, ein unvoreingenommener und wahrheitsgetreuer Chronist zu sein und sollte ich diesem Anspruche hie und da nicht gerecht worden sein, so hoffe ich, dass die Geschichtsschreibung meine Fehler korrigieren und künftigen Generationen ein unverfälschtes Bild der Brigade hinterlassen wird. Deren bewundernswerte Taten bedürfen keiner unwahren Beschönigung.

Ich war bei der Niederschrift dieses Buches von keinerlei Profitstreben motiviert; mich trieb einzig das Bestreben an, die enormen Leistungen irischer Soldaten in der größten Krise dieser Nation nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Es ist meine Hoffnung, dass künftig jeder irische Verband, der in diesem Kriege focht, über eine eigene Chronik verfügen wird, die in ihrer Gesamtheit dann dereinst einem irischen George Bancroft bei der Niederschrift einer umfassenden Geschichte seines Volkes hilfreich sein mögen. Zu viele irische Jungs haben für die Sache der Union alles gewagt, um ihre Taten dem Vergessen anheimfallen zu lassen. Ihre Leistungen müssen im Herzen eines jeden Iren einen Funken des Stolzes entfachen.

Die Schilderungen in diesem Buche beschränken sich größtenteils auf die Irish Brigade, aber man darf nicht vergessen, dass diese nur einen kleinen Teil der in den Armeen der Union kämpfenden Iren darstellte. Neben all den Soldaten in den Reihen der Unionsregimenter haben wir Iren auch zahlreiche irische und irischstämmige Generäle hervorgebracht, unter diesen: Phil Sheridan, John Logan, John Geary, David Birney, Thomas Sweeny, Michael Lawler, Willis Gorman, George McGinnis, Jeremiah Sullivan, James Reilly, James Mulligan, John Stevenson, Robert Minty, der verehrte Thomas Smyth, Thomas Francis Meagher, James Shields, Michael Corcoran, Patrick Henry Jones, James Kiernan und nicht zuletzt sei hier auch, obgleich kein General, Edward P. Doherty genannt, der Anführer jenes Soldatentrupps, welcher John Wilkes Booth stellte und tötete.

Wie ich bereits sagte, und dies hier noch einmal tue, hoffe ich, dass im Laufe der Jahre aus weiteren Federn die Geschichten der übrigen irischen Einheiten fließen werden. Sollte es mir gelungen sein, ein wahrheitsgetreues Werk über die Irish Brigade zum allgemeinen Wissensschatze beigetragen zu haben, so sehe ich mein Ziel erreicht.

Im ersten Kapitel des vorliegenden Buches widme ich mich dem tapferen 69th Regiment der New York State Militia, dessen Taten eine Erwähnung an prominenter Stelle überreich verdient haben. Es kann dieses Regiment zudem als die Keimzelle der Irish Brigade gelten, deren Regimenter es mit zahlreichen fähigen Offizieren und Soldaten versah.

Meinem mit vielen Talenten gesegneten Freunde Doktor William O’Meagher habe ich die vergnügliche Aufgabe überlassen, die Geschichte der Brigade in den Jahren 1864-65 zum Buche beizutragen. Er diente zu jener Zeit als Feldchirurg im 69th New York und seine unmittelbare Beteiligung an den Geschehnissen sowie seine unermüdlichen Recherchearbeiten in den schriftlichen Quellen dieser Zeitspanne machen seinen Beitrag zu einer besseren Arbeit, als ich sie über die letzten beiden Kriegsjahre wohl jemals zu schreiben vermocht hätte. Ich selbst diente zu jener Zeit unter General Sherman in Georgia und den Carolinas, sodass ich nicht auf persönliche Eindrücke hätte zurückgreifen können. O’Meagher ist es indes gelungen, wie beiläufig im Zuge seiner Betrachtungen auch ein wachsames Auge auf die Corcoran Legion, eine weitere irischstämmige Brigade in der Army of the Potomac, zu richten.

Soweit es meinen eigenen Dienst in der Irish Brigade und unter General Sherman betrifft, wird man hoffentlich keinen Dünkel vermuten, wenn ich an dieser Stelle eines von mehreren Anerkennungsschreiben veröffentliche, die mir mehrere Presseorgane und Offiziere gütigerweise im Laufe des Krieges übersandten:

„Hauptquartier II. Corps,

Army of the Potomac, 1863.

Es ist mir ein ganz außerordentliches Vergnügen, meinem Freunde Captain D. P. Conyngham meine vorzüglichste Hochachtung für seine Tapferkeit sowie seine generellen soldatischen Qualitäten auszusprechen, welche er als Adjutant in meinen Diensten bei der Schlacht von Chancellorsville eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Thomas F. Meagher,

ehemals Kommandeur der Irish Brigade.“

In der Schlacht von Resaca, Georgia trug ich schriftliche Befehle durch dichtes feindliches Feuer und rückte mit einer angreifenden Division vor, wobei mich eine Kugel in die Brust traf. Major-General John Schofield sprach mir noch auf dem Felde persönlich seinen Dank aus und General Henry Judah, in dessen Stabe ich diente, übersandte mir folgendes Schreiben:

„Cedar Springs, Georgia, 18. Mai 1864.

Captain D. P. Conyngham, stellvertretender Flügeladjutant:

Captain – Bevor ich diese Armee verlasse und somit die professionellen Bande zu meinen geschätzten Stabsoffizieren kappe, darf und möchte ich es nicht unterlassen, Ihnen für die zahllosen mir geleisteten Dienste zu danken. Die Kühnheit, mit welcher Sie meine Befehle unter Feuer übermittelten, während meine Division die fürchterlichen Geschehnisse des 14. Mai erduldete, erregt nicht nur meine Wertschätzung und Bewunderung, sondern bestätigt auch einmal mehr meine langgehegte Überzeugung, dass der irische Soldat unter den Kriegern dieser Erde seinesgleichen sucht.

Es begleiten Sie meine herzlichsten Segenswünsche in eine hoffentlich glückliche Zukunft.

Ich verbleibe in Treue der Ihre,

H. M. Judah, Brigadier-General, U.S.A.“

Sollte ich bei meinen Schilderungen den Verdiensten eines Offiziers nicht gerecht worden sein, so versichere ich, dass dies keine willentliche Schmähung darstellt, sondern vielmehr einer teils lückenhaften Quellenlage geschuldet ist. Zum Thema meiner Quellen möchte ich abschließend noch anmerken, dass unter den zahllosen Texten verschiedenster Herkunft, welche ich bei meiner Recherche nutzte, die ganz vorzüglichen Briefe des ebenso tapferen wie literarisch begabten, aber leider auf tragische Weise vom Unglücke verfolgten „Gallowglass“ von besonderem Werte für mich waren. [Anm. d. Übers.: James Beatty Turner diente, vergleichbar mit Conynghams Werdegang, als Offizier im 88th New York, während er zugleich unter dem Pseudonym „Gallowglass“ als Kriegsberichterstatter der New Yorker Zeitung „Irish American“ fungierte. Turner wurde in der Schlacht von Antietam schwer verwundet und konnte erst im Frühjahr 1864 an die Front zurückkehren, wo er kurze Zeit später in der Schlacht in der Wilderness einem Kopfschuss erlag.]

David Power Conyngham

Maple Cottage, Staten Island,

20. Mai 1866.

Kapitel 01: Präsident Lincoln ruft 75.000 Freiwillige zu den Waffen; die Erste Schlacht von Bull Run

Im Frühjahr des Jahres 1861 erging Präsident Lincolns erster Aufruf an 75.000 Kriegsfreiwillige, sich zu den Fahnen zu melden, um bei der Niederschlagung der Rebellion behilflich zu sein. Die Soldaten der Miliz des Staates New York folgten diesem Aufruf prompt und mit großem Eifer. Besonders die durch irische Einwanderer geprägte 69th New York Infantry unter dem Kommando von Colonel Michael Corcoran brannte darauf, die U.S.-Armee bei der Verteidigung ihrer Wahlheimat zu unterstützen. Colonel Corcoran sollte zu jener Zeit durch ein Kriegsgericht wegen Befehlsverweigerung abgeurteilt werden, da er sich geweigert hatte, mit seinem Regiment an einer Parade zu Ehren des Prinzen von Wales teilzunehmen, doch angesichts der Entwicklung der Dinge wurde die Anklage nun zurückgezogen und der Prozess eingestellt. Diese Maßnahmen wurden eigens durch eine Order veranlasst, welche von der irischen Gemeinde mit größter Befriedigung aufgenommen wurde:

„SONDERANWEISUNG NR. 9.

Erste Division, New York State Militia

New York, 20. April 1861.

Gemäß der Sonderanweisung Nr. 58 des Generalhauptquartiers wird das zur Aburteilung von Colonel Corcoran (69th Regiment) zusammengetretene Kriegsgericht mit sofortiger Wirkung aufgelöst und die Anklage zurückgezogen. Colonel Corcoran soll schnellstmöglich das Kommando über sein Regiment zurückerhalten.

Auf Anweisung von

Major-General Charles W. Sanford.

George W. Morell, Divisionsingenieur, stellvertretender Divisionsinspekteur.“

Hierauf ließ Colonel Corcoran sogleich folgende Bekanntmachung an sein Regiment ergehen, das seine Vorbereitungen zum Aufbruche in die Hauptstadt Washington bereits nahezu abgeschlossen hatte:

„Colonel Corcoran wird sich mit seinem Regiment am morgigen Tage zwischen 22.00 und 23.00 Uhr am Pier Nr. 4 des North River an Bord des Dampfschiffes SS James Adger begeben, wobei die Zahl der Soldaten 1.000 Mann nicht überschreiten soll.

Charles W. Sanford, Major-General.

New York, 22. April 1861.”

Laut dieser Bekanntmachung bestanden nur Kapazitäten für den Transport von 1.000 Mann, das Regiment zählte zu jener Zeit jedoch etwa 1.800 Mann. Jene 800 Mann, die vorerst zurückbleiben mussten, waren bitter enttäuscht, doch auch ihr patriotischer Eifer sollte schon bald befriedigt werden.

Vor dem Aufbruche des Regiments richtete Corcoran eine Verlautbarung an seine Männer, in welcher er ihnen mitteilen ließ: „Der Kommandeur empfindet Stolz, dass seine erste Aufgabe nach seinem langen Arrest darin besteht, sein Regiment bei der Bewahrung der Verfassung sowie der Gesetze der Vereinigten Staaten anzuführen.“

Am Tage der Einschiffung formierte sich das Regiment in der Great Jones Street in Linie und nahm eine von der Gattin des Richters Charles P. Daly gestiftete, prächtige, seidene U.S.-Fahne in Empfang. Dieses angemessene Präsent wurde unter Hochrufen auf die großzügige Spenderin entgegengenommen und Colonel Corcoran bat den Richter, seiner Gattin zu bestellen, dass ihre Fahne keine Unehre erleiden solle, solange auch nur ein Mann des 69th New York am Leben sei, um sie zu verteidigen.

Gegen 15.00 Uhr erging der Befehl zum Abmarsche. Unter donnerndem Jubel bog das Regiment in den Broadway ein. Von den Fenstern und auf den Dächern wehten Fahnen und Banner; die Damen winkten von den Balkonen herab mit ihren Taschentüchern und ließen kleine Blumengebinde auf die Marschkolonne herabregnen.

Vor den marschierenden Soldaten fuhr ein geschmückter Wagen her, der von vier Pferden gezogen wurde und Banner mit den Aufschriften „69th, denkt an Fontenoy!“ und „Kein Norden, kein Süden, kein Osten, kein Westen, nichts als die geeinte Union!“ trug.

Die Offiziere des Regiments waren: Colonel Michael Corcoran, Lieutenant-Colonel Robert Nugent, Major James Bagley, Adjutant John McKeon, die freiwilligen Adjutanten C. G. Halpine und John Savage, der ehrenwerte Feldgeistliche Thomas J. Mooney (dessen Nachfolge schon bald der ehrenwerte Bernard O'Reilly, ein Jesuit, antrat), die Pioniere James B. Kirker, John H. McCunn und L. D'Homergue, Feldchirurg Robert Johnson, seine Assistenzärzte James L. Kiernan, J. Pascal Smith und P. Nolan, Quartiermeister Joseph B. Tully, Zahlmeister Matthew Kehoe, Sergeant-Major Arthur Tracy, Sergeant der Fahnenwache John Murphy.

Kompanie A: Captain James Haggerty, 1st Lieutenant Theodore Kelly, die 2nd Lieutenants Daniel Strayne und Dennis F. Sullivan, Ordonnanz-Sergeant Andrew Bermingham, 120 Soldaten.

Kompanie B: Captain Thomas Lynch, 1st Lieutenant Thomas Leddy, 2nd Lieutenant W. H. Giles, Ordonnanz-Sergeant Lawrence Cahill, 114 Soldaten.

Kompanie C: Captain James Cavanagh, 1st Lieutenant John H. Ryan, 2nd Lieutenant J. Rowan, 86 Soldaten.

Kompanie D: Captain Thomas Clarke, 1st Lieutenant Thomas Fay, die 2nd Lieutenants James L. Dungan und Michael O'Boyle, Ordonnanz-Sergeant M. Maguire, 120 Soldaten.

Kompanie E: Captain P. Kelly, 1st Lieutenant John Bagley, Ordonnanz-Sergeant Andrew Reed, 100 Soldaten.

Kompanie F: Captain John Breslin, 1st Lieutenant P. Duffy, Ordonnanz-Sergeant D'Alton, 100 Soldaten.

Kompanie G: Captain Felix Duffy, 1st Lieutenant Henry J. McMahon, Ordonnanz-Sergeant Thomas Phibbs, 120 Soldaten.

Kompanie H: Captain James Kelly, 1st Lieutenant W. Butler, die 2nd Lieutenants James Lyons und James Gannon, Ordonnanz-Sergeant F. Welpley, 126 Soldaten.

Kompanie J: kommandierender Lieutenant John Coonan, 2nd Lieutenant Thomas N. Canton, 102 Soldaten.

In der Nacht liefen die beiden Dampfer James Adger und Harriet Lane gemeinsam mit weiteren Transportschiffen aus der Bucht von New York aus. An Bord der Schiffe befanden sich das 69th und 8th New York sowie das 13th Brooklyn. Nach einer angenehmen Reise erreichte die kleine Flotte Annapolis, wo das 69th New York sogleich den Auftrag erhielt, die Eisenbahnlinie von Annapolis nach Washington zu bewachen. Als das Regiment schließlich den Boden Virginias betrat, schlug es sein Lager auf den Arlington Heights auf, einem bewaldeten Höhenzuge, der das Südufer des Potomac River entlang verlief und einen überaus malerischen Ausblick über den Fluss und Georgetown sowie Washington bot. Die Soldaten erhielten Order, ein Fort zu errichten, das zu Ehren ihres Colonels Fort Corcoran genannt wurde. Es war dies das erste während des Krieges errichtete Fort, über dem das Sternenbanner wehte. Das Hissen der Flagge erfolgte im Zuge einer fröhlichen Festivität im Lager des Regiments. Colonel Hunter (in dessen Brigade das 69th New York diente), Captain Thomas F. Meagher und weitere Offiziere hielten Reden. Mr. John Savage, der im Range eines Captains im Stabe von Colonel Corcoran diente, sang zu der Melodie von „Dixie's Land“ das ebenso schöne wie angemessene Lied „The Starry Flag“, wobei das gesamte Regiment den Refrain eifrig mitsang. Den Text des Liedes hatte Mr. Savage an Bord des Transportschiffes Marion niedergeschrieben und auch erstmals gesungen. Das Schiff musste auf seinem gefahrvollen Wege den Potomac River hinauf einige verborgene Uferbatterien des Feindes passieren und ein Vorkommnis während dieser Fahrt inspirierte Savage zu seinem Text.

Im Schutze der Finsternis schlich sich ein feindliches Ruderboot mit gedämpften Rudern längsseits des Schiffes, doch als die Rebellen sahen, dass die Wachtposten aufmerksam waren, rief einer von ihnen aus: „Zum Teufel mit dem Fetzen! Den bekommen wir heute nicht vom Mast!“ und das Boot ruderte hastig davon.

Mr. Savage hielt aus reiner Prinzipientreue zur Union und hatte hierfür sogar einige verlockende Angebote seitens der Rebellen ausgeschlagen. Er hatte vor seinem Eintritt in die Armee als Chefredakteur der Zeitung „The States Journal“ in Washington gearbeitet und dort die Bekanntschaft einiger der führenden Köpfe des Südens gemacht. Als der baldige Ausbruch des Krieges abzusehen war, boten diese Herren Mr. Savage großzügige Belohnungen an, wenn er rebellionsfreundliche Artikel in der Zeitung platzieren würde, doch er ließ sich nicht von seinen Prinzipien abbringen und folgte dem Wege, den er für den einzig ehrbaren hielt.

Der anfangs in New York zurückgebliebene Rest des Regiments sowie Captain Meaghers Zouavenkompanie trafen kurze Zeit später bei den Arlington Heights ein, ebenso das 5th und 28th New York, die in derselben Brigade dienten.

Während das 69th New York unablässig Drillübungen abhielt und stetig besser und schlagkräftiger wurde, unternahmen die patriotischen Freunde des Regiments in der Heimat jede Anstrengung, um Gelder für den Unterhalt der Familien der Soldaten aufzubringen. Es wurde ein Komitee gegründet, dem der ehrenwerte Richter Daly vorsaß. Mr. R. O'Gorman fungierte als Schatzmeister und Mr. W. J. Kane als Schriftführer. Zu den tatkräftigsten Mitgliedern des Komitees zählten die Herren John Hennessy (der mit unermüdlichem Eifer zum Wohle der Soldaten wirkte), J. B. Nicholson, Felix E. O'Rourke sowie Edward Hart. Als Mr. O'Gorman sich auf eine Europareise begab und somit abwesend war, nahm Mr. E. J. Wilson seinen Platz ein und erwies sich als fähiger Stellvertreter.

Zu jener Zeit rückte General McDowell mit seiner Armee stetig, aber vorsichtig in Richtung Fairfax Court House vor, das von feindlichen Truppen unter General Bonham besetzt war. Es kam zu regelmäßigen Feuergefechten zwischen den Vorposten und Spähtrupps beider Seiten und die Anzeichen häuften sich, dass die erste größere Schlacht bevorstand.

General Winfield Scott, der Oberbefehlshaber des U.S.-Heeres, arbeitete einen Plan zur Kriegsführung aus, welcher vorsah, möglichst rasch eine Streitmacht von ausreichender Stärke aufzustellen, um die Rebellion mit einem einzigen mächtigen Schlage zu zerschmettern. Er wollte es möglichst vermeiden, den Feind in vorbereiteten Verteidigungsstellungen anzugreifen, da dies dessen Chancen erhöhte, den ersten großen Sieg des Krieges zu erringen, welcher potentiell von enormer moralischer Bedeutung war. Scott wurde jedoch überstimmt und von diversen einflussreichen Persönlichkeiten dazu gedrängt, wider seine Überzeugung und sein besseres Wissen zu handeln. Auch die öffentliche Meinung verlangte eine unverzügliche, aggressive Vorgehensweise des Heeres, bevor der Feind weiter erstarken konnte und stellte in zahllosen Zeitungsartikeln entsprechende Forderungen. Es wurde also der Entschluss gefasst, möglichst bald eine große Feldschlacht mit den Rebellen zu erzwingen.

Um den 12. Juli 1861 erhielt Colonel Corcoran von General McDowell die Order, sich jederzeit marschbereit zu halten und am 15. Juli wurde dem Regiment während einer Parade der Befehl zum Abmarsche am Folgetage um 14.00 Uhr verlesen. In der Nacht war das Lager folglich von regem Treiben erfüllt. Viele der Soldaten und Offiziere ließen sich die Beichte abnehmen, nahezu alle schrieben Briefe nach Hause, um die aufregenden Neuigkeiten mitzuteilen und viele legten ihren Schreiben beträchtliche Summen ihres gerade erhaltenen Soldes bei. Andere nutzten die Nacht zu ausgelassenen Feiern und am nächsten Morgen zeugten zahllose leere Flaschen und Fässer von ihren Ausschweifungen. Kaum jemand erhielt in jener Nacht ausreichend Schlaf.

Bei Tagesanbruch des 16. Juli ließen sich allenthalben die Vorbereitungen zum Vormarsche der Armee beobachten. Decken wurden aufgerollt, Brotbeutel mit drei Tagesrationen gefüllt, Waffen und Lederzeug auf Hochglanz poliert und Patronentaschen mit „buck and ball“-Munition, also Musketenkugeln mit je einigen Schrotkugeln, vollgestopft. Gegen 12.00 Uhr mittags eröffnete schließlich der rechte Flügel unter glühender Sonne den Aufbruch der Armee. Schon bald stellte sich heraus, dass die Planung für einen Marsch dieser Größenordnung vollkommen unzureichend gewesen war und so kam die Armee an jenem Tage nur sehr stockend vorwärts.

Das 69th New York zählte bereits ohne Offiziere über 1.000 Mann und bot einen kriegerischen Anblick, der dem eines regulären U.S.-Infanterieregiments in nichts nachstand. Gegen 12.00 Uhr stand das Regiment in der Marschkolonne bereit. Das Pioniercorps unter dem Kommando von Captain Quinlan und den Lieutenants D'Hommergue und McQuade marschierte an der Spitze. Ihm folgte ein zusammenimprovisiertes Musikcorps, das die üblichen martialischen Melodien spielte. Nach den Musikern kamen Colonel Corcoran und seine Stabsoffiziere einschließlich Captain T. F. Meagher (der anstelle des in New York verbliebenen Major Bagley als Major fungierte), Captain Haggerty (der anstelle von Lieutenant-Colonel Nugent als Lieutenant-Colonel fungierte, da dieser sich wenige Tage zuvor bei einem Sturze von seinem Pferde verletzt hatte) und Captain J. H. Nugent, der als Adjutant fungierte. Dieser Gruppe folgten die Feldärzte, der Feldgeistliche, die Quartiermeister und die Unteroffiziere einschließlich der Fahnenwache.

Auf dem Marsche erhielt das 69th New York die Order, sich der Brigade unter Colonel W. T. Sherman (der im Laufe des Krieges große Berühmtheit erlangen sollte) anzuschließen und in dieser Brigade verblieb das Regiment bis nach der Schlacht von Bull Run. In der Nacht des ersten Marschtages schlug die Brigade ihr Lager bei dem kleinen Örtchen Vienna auf, wohin das 69th New York im Vormonat schon einmal in einer nächtlichen Unternehmung geeilt war, um einer Einheit aus Ohio zu Hilfe zu kommen, die vom Feinde überrascht und umzingelt worden war.

Nach einer unerquicklichen Nacht inmitten der fauligen Ausdünstungen eines nahegelegenen Sumpfes setzte das Regiment am frühen Morgen des 17. Juli seinen Marsch fort, bis gegen 10.00 Uhr Fairfax Court House in Sicht kam. Dort unternahm das Regiment eine Flankenbewegung, um den feindlichen Einheiten nach Möglichkeit den Rückzugsweg zu verstellen, traf jedoch schon kurz nach Beginn dieses Manövers auf eine kleine Streitmacht von mehr als 1.000 Rebellen, welche bereits in Gefechtslinie bereitstanden und offensichtlich mit einer solchen Flankenbewegung gerechnet hatten. Sofort erfolgte der Haltebefehl und das 69th New York formierte sich in Linie. Der rechte Flügel wurde nach links auf ein freies Feld gesandt, wo er zur Gefechtslinie des 2nd New York stieß und die gesamte Linie rückte gegen den Feind vor. Dieser machte hierauf überraschenderweise sogleich kehrt und floh in die Ortschaft zurück, von wo aus er sofort weiter in Richtung Centreville zurückwich. Einige Granaten aus den Geschützen der 8th New York Artillery sowie Captain Ayres‘ Geschützbatterie machten ihm dabei zusätzlich Beine. In Fairfax Court House fanden die Soldaten augenscheinlich die gesamte Lagerausrüstung sowie etliche Waffen und Versorgungsgüter von General Bonhams Brigade vor. Der Anblick ließ viele von ihnen zu der Überzeugung gelangen, dass die Rebellion bei derartigen Verlusten mit Sicherheit schon bald gründlich und mühelos niedergeschlagen sein würde. Major Sullivan Ballou von der 2nd Rhode Island Infantry war der erste Unionssoldat in den konföderierten Verteidigungsstellungen und Corporal McMahon vom selben Regiment erbeutete die konföderierte Flagge, die noch über den verlassenen Stellungen wehte.

Der Feind hatte die Straßen mittels etlicher gefällter Bäume versperrt, deren Beseitigung beträchtliche Zeit in Anspruch nahm und den Marsch der Unionsarmee verlangsamte. Während einer dieser zahlreichen, erzwungenen Marschpausen fiel eine nachlässig angelehnte Muskete um und es löste sich ein Schuss, der Captain Breslin ernstlich an der Schulter verwundete. Er wurde in einen Ambulanzwagen gelegt und in diesem nach Centreville befördert.

Schließlich konnte der Marsch in Richtung Centreville fortgesetzt werden und bereits kurze Zeit später wurde gemeldet, dass der Feind zwischenzeitlich auch Germantown geräumt hatte. Diese Neuigkeit fachte die freudige Aufregung der Männer noch weiter an. Als die Kolonne den Ort erreichte und die grüne, irische Fahne nebst dem Sternenbanner auf den verlassenen Brustwehren aufgepflanzt wurde, waren Erschöpfung, Hunger und Durst mit einem Schlage vergessen. Das 69th New York marschierte triumphierend zwischen den beiden Fahnen hindurch und die Männer, die ihre Hüte und Käppis auf ihre Bajonette gespießt hatten, stießen einen irischen Jubelschrei aus, der die Marschkolonne entlang weitergetragen wurde und schier die Felder und Wälder Virginias erbeben ließ.

Am nächsten Morgen, dem 18. Juli, wurde auch Centreville verlassen vorgefunden. Die Unionsarmee war nun wie folgt über das Umland verteilt: General Tylers Division lag zwischen Germantown und Centreville, Colonel Hunters Division stand bei Fairfax mit dem Marschziele Centreville, Colonel Miles' Division befand sich bei Braddock's Crossroads und Colonel Heintzelmans Division lagerte in der Gegend um Fairfax. Unter Heintzelman diente das 37th New York, die sogenannten „Irish Rifles“. Das Regiment nahm nicht aktiv an der Schlacht von Bull Run teil, leistete jedoch gute Dienste während des panischen Rückzuges nach der Niederlage, indem es den Bahnhof von Fairfax bewachte, auf dessen Gelände immense Bestände an Versorgungsgütern und Munition lagerten.

Die Schlacht von Bull Run umfasste eine Reihe kleinerer Gefechte und die große Schlacht bei dem Eisenbahnknotenpunkt Manassas. Zu Beginn der Kampfhandlungen schlug sich die Unionsarmee so erfolgreich, dass ihr ein entscheidender Sieg bereits sicher schien, doch General Beauregard hatte großes Geschick bei der Aufstellung seiner Infanterie und Artillerie bewiesen und konnte unsere Angriffe schließlich stoppen und uns in Schach halten, bis er Verstärkung durch die Generäle Jackson und Johnston erhielt. Mit diesen frischen Truppen ging Beauregard nun seinerseits an einigen erbittert umkämpften Stellen zur Offensive über und warf unsere bereits erschöpften Regimenter in völliger Unordnung zurück.

Die jeweiligen Armeen unter McDowell und Beauregard sowie Johnston waren zahlenmäßig annähernd gleichstark. Die Unionsarmee war in den Tagen vor der Schlacht etwa 43.000 Mann stark, doch am 20. Juli lief die dreimonatige Dienstzeit mehrerer Freiwilligenregimenter aus und so marschierten einige von ihnen aus Massachusetts, Connecticut, Pennsylvania und eines aus New York sowie Captain Varians Geschützbatterie der leichten Artillerie buchstäblich angesichts des Feindes vom Schlachtfeld und gingen nach Hause. Zur Ehrrettung des 69th New York und des 13th Brooklyn (beides irische Regimenter) muss gesagt werden, dass sie aus freien Stücken bei der Armee verblieben, obwohl ihre Dienstzeit ebenfalls ausgelaufen war.

Beauregard verfügte in der Gegend um Centreville und Fairfax über etwa 40.000 Mann. Er ließ seine vorgelagerten Brigaden geschickt vor der anrückenden Unionsarmee zurückweichen und besetzte mit seiner Armee bei Manassas die Wälder und Hohlwege entlang dem Bache Bull Run. Hierbei wählte er Stellungen, die es ihm ermöglichten, im Bedarfsfalle Truppen an jedem feindlichen Anmarschwege zu konzentrieren und zugleich die Bahnlinien bei Manassas zu schützen, über welche er das baldige Eintreffen von Jackson und Johnston aus dem Shenandoah-Tal erwartete. Der Großteil der Verstärkungen war bereits am 19. Juli eingetroffen, aber die Brigaden der Generäle Kirby Smith, Cocke und Longstreet erreichten Beauregards bedrohte linke Flanke erst, als der Sieg der Unionsarmee bereits zum Greifen nahe zu sein schien. Ein energischer Sturmangriff dieser Verstärkungen schlug die Unionsregimenter in die Flucht und als die konföderierte Kavallerie den Flüchtenden entschlossen nachsetzte, brach schon bald Panik aus. Obwohl beide Armeen etwa gleichstark waren, erwies sich die konföderierte Artillerie als der unseren deutlich überlegen. Die Geschütze der Rebellen genossen den Vorteil sorgfältig ausgewählter, dominierender Stellungen und wurden zudem von überaus fähigen Kanonieren bedient.

Die Ebene von Manassas liegt etwa 55 Kilometer von Washington entfernt und erstreckt sich vom Fuße der Anhöhen bei Centreville über den Bull Run bis zu dem Eisenbahnknotenpunkt Manassas. Dichte, düstere Wälder, tiefe Senken, dicht bewachsene Bachläufe und das Umland dominierende Anhöhen boten der feindlichen Infanterie hervorragende Stellungen und Deckung.

Das erste Gefecht ereignete sich am 18. Juli am Bull Run, etwa auf halbem Wege zwischen Centreville und Manassas. General Tyler, der den rechten Flügel der Unionsarmee befehligte, sandte Colonel Richardson mit dessen Brigade sowie Captain Ayres' Geschützbatterie und vier Kompanien Kavallerie in Richtung Blackburn Ford aus, um die dortige Lage der Dinge auszukundschaften. Richardson folgte dem Verlaufe des Bull Run für etwa drei Kilometer, setzte ein Stück oberhalb der Furt über den Bach und ließ seine Kanonen in die dortigen Wälder feuern. Die feindliche Artillerie erwiderte das Feuer und nahm unsere Kavallerie, die sich in Linie formiert hatte, unter Beschuss. Richardson sandte eine starke Plänklerlinie nach vorne, doch diese wurde schon bald von einem verborgenen Feinde unter heftiges Musketenfeuer genommen.

Nach kurzer Zeit riefen beide Seiten ihre Plänkler zurück und rückten in dichten Gefechtslinien gegeneinander vor. Richardsons Vormarsch traf auf das 1st Virginia Freiwilligenregiment, das nach einigen Musketensalven in guter Ordnung zurückzuweichen begann. Die Unionsregimenter setzten ihm Hals über Kopf nach, bis die Virginier einen Waldrand erreichten und zwischen den Bäumen verschwanden, während unsere Soldaten über ein freies Feld marschierten. Hier machte das 1st Virginia prompt kehrt und feuerte aus dem Schutze des Waldes heraus eine Salve in unsere ungeschützten Reihen. Auch die Flanke der Unionslinie geriet unter Feuer. Colonel Richardson erkannte die Gefahr und ließ seine Regimenter hastig zurückweichen. Während Shermans Brigade, an ihrer Spitze das 69th New York, zu Richardsons Unterstützung eilte, beschränkte dieser sich darauf, die feindlichen Stellungen unter Artilleriebeschuss zu nehmen, worauf die konföderierten Geschütze auf gleiche Weise antworteten.

Richardson erachtete sein Kommando als unzureichend, um den Feind vertreiben zu können und so zog er sich schließlich in Richtung Centreville zurück. Es war dies das letzte bedeutsame Ereignis vor dem Sonntage, dem 21. Juli. An jenem verhängnisvollen Sonntagmorgen tauchte ein herrlicher Sonnenaufgang die Landschaft in ein malerisches Zwielicht. Von dem Höhenzuge bei Centreville aus nahm Colonel Porters Artillerie sporadisch die Furten Blackburn Ford und McLean Ford unter Beschuss, welche durch feindliche Geschützbatterien gesichert wurden. Aus Richtung der Steinbrücke über den Bull Run konnte man in etwa 13 Kilometern Entfernung Rauch über den Bäumen aufsteigen sehen und das dumpfe Dröhnen von Artillerie verriet, dass auch dort das blutige Tagewerk bereits begonnen hatte.

Aus Richtung Blackburn Ford wurde schon bald das scharfe Prasseln von Musketenfeuer hörbar, als Longstreets und Bonhams Brigaden dort unsere Linie auf etwaige Schwachstellen abtasteten. Weit im Westen wuchs am Horizont die dunkle Silhouette der Blue Ridge Mountains in den Himmel und diese schienen die Ebene von Manassas wie die Zuschauerränge eines makabren Amphitheaters zu umfassen, auf dessen Bühne die waffenstarrenden Armeen zwischen Bäumen und Bächen in die Schlacht marschierten. Die prächtigen, dichten Wälder, welche die Ebene säumten, verbargen unter ihrem grünen Blätterdach zahllose Geschützbatterien und Soldaten. Diese morgendliche Szene bildete den Auftakt für die erste große Schlacht eines der bis dato blutigsten Kriege der Geschichte.

General Beauregards Linie erstreckte sich von der Union Mills Ford im Osten (seine dortige rechte Flanke wurde von General Ewells Brigade gehalten) bis zu der Steinbrücke über den Bull Run im Westen, wo Colonel Evans die linke Flanke bildete. Beauregards gesamte Frontlinie war knapp 14 Kilometer lang, wobei die Mehrheit seiner Truppen an der rechten Flanke postiert war, wo die Geländebeschaffenheit für seine Zwecke am günstigsten war. Gegen 02.00 Uhr am frühen Sonntagmorgen brach die Unionsarmee ihre Zelte bei Centreville ab und begann die ihr zugewiesenen Positionen einzunehmen. Richardson marschierte über die südliche Straße zum Bull Run, Tyler über die nördliche Straße. Colonel Hunter rückte schräg nach rechts in Richtung des Baches vor, um dem Feinde nach Möglichkeit in die Flanke zu fallen. Colonel Miles verblieb bei Centreville, um diesen wichtigen Knotenpunkt zu sichern und nötigenfalls als Reserve der Armee zu fungieren.

Unser Angriff auf Beauregards linke Flanke bei der Steinbrücke eröffnete die Schlacht. Colonel Hunter hatte den Bull Run bei der Sudley Ford, etwa drei Kilometer westlich der Steinbrücke, überquert und begann Colonel Evans zurückzudrängen, während Tyler in einem hitzigen Gefechte mit Major Wheats Louisiana-Bataillon den Übergang über den Bach zu erzwingen versuchte. Heintzelman marschierte indes an der Poplar Ford vorbei und auf die Sudley Ford zu, um Tyler von der anderen Uferseite aus bei dem Kampf um die Steinbrücke unterstützen zu können. Nach der Überquerung der Furt traf Heintzelman auf eine feindliche Einheit aus Alabama, die sich ihm in Gefechtslinie entgegenstellte. Das 11th New York, die sogenannten „Fire Zouaves“, rückte gegen die Konföderierten vor, geriet jedoch unter heftiges Musketen- und Artilleriefeuer und wich zurück. Das 14th Brooklyn zeigte sich kampflustiger, konnte dem Beschusse aber ebenfalls nicht lange standhalten. Beide Regimenter erlitten schwere Verluste. Verstärkungen wurden herangeführt und die Regimenter aus Alabama und Mississippi mussten endlich weichen und sich zum Hause der Familie Robinson nördlich des Henry Hill zurückziehen, wobei wir ihnen arge Verluste beibrachten. Die Steinbrücke befand sich nun unter unserer Kontrolle, Tyler hatte den Bull Run überquert und war zu Heintzelman gestoßen und unsere Artillerie nahm die rechte Flanke und das Zentrum der feindlichen Linie unter unablässiges Feuer. Wir fühlten uns siegessicher und die Lage der Dinge schien unseren Optimismus zu rechtfertigen.

General Jacksons Brigade und Colonel Hamptons verstärktes Regiment, die sogenannte „Hampton Legion“, eilten Evans zu Hilfe und zudem eröffneten aus den umliegenden Wäldern zahlreiche Geschützbatterien aus ihren verborgenen Stellungen ein zerstörerisches Feuer auf unsere Linie. Die Kämpfe an unserer Rechten wurden im Laufe des Morgens stetig erbitterter und als Beauregard erkannte, dass McDowell seine linke Flanke zu überwältigen beabsichtigte, stützte er sie mit seiner Reserve sowie mehreren Einheiten von seiner rechten Flanke. Ferner befahl Beauregard den verbliebenen Regimentern an seiner Rechten, aggressiv vorzurücken, um nach Möglichkeit Unionseinheiten dorthin zu locken. Johnston und Beauregard eilten persönlich zu ihrer Linken, um die drohende Katastrophe abzuwenden. Jackson saß nach außen hin völlig gelassen auf seinem Pferd und beobachtete wortlos das Geschehen, während seine Virginia-Brigade neben ihm flach auf der Erde lag und auf den Befehl zum Vormarsche wartete. Als Jackson seine Männer schließlich in Linie formierte, brachte ihr entschlossener Widerstand Colonel Hunters Vormarsch zum Erliegen. Die Brigaden der Colonels Keyes und Sherman wurden nach vorne beordert, um Hunter zu unterstützen und das 69th New York marschierte an der Spitze der Kolonne. Die Brigaden bezogen zur Rechten von Hunters Regimentern in einem freien Felde Aufstellung, allerdings befand sich zwischen ihnen und Hunter ein Wäldchen, das noch immer von feindlicher Infanterie und Artillerie gehalten wurde. Hunter gelang es endlich, die Rebellen zurückzudrängen, doch als sie sich zu ihren Geschützbatterien zurückgezogen hatten und zudem noch Verstärkungen erhielten, verteidigten sie verbissen ihre Stellung und wehrten unsere wiederholten Sturmangriffe mit dem Mute der Verzweiflung ab. Das Artilleriefeuer donnerte nun ohne Unterlass und die Geschütze beschossen einander aus kurzer Entfernung. Granaten und Massivkugeln pflügten durch die Reihen der Infanterie und zerschmetterten zahllose Bäume. Aus den Wäldern stieg dichter Rauch auf, den der Wind wie einen Schleier über die umliegenden Felder streichen ließ.

Die Rebellen hatten Angriff um Angriff abgewehrt und Regiment um Regiment blutig zurückgeschlagen, als schließlich dem 69th New York der Sturmangriff befohlen wurde. Die Soldaten entledigten sich ihrer Tornister und Mäntel und eilten den Hügel hinauf, über ein freies Feld und dem Walde entgegen, in dem die Rebellen sie erwarteten. Die Männer luden und schossen im Laufen auf den unsichtbaren Feind. Plötzlich eröffneten zu ihrer Linken und ihrer Rechten verborgene Geschütze das Feuer und spien den heranstürmenden Iren tödliche Schrapnellgeschosse entgegen, während zugleich vom Waldrande her ein regelrechter Bleihagel in ihre Linie einschlug. Es war ein kühner Angriff, angeführt von tapferen Offizieren und ausgeführt von tapferen Soldaten. Mehrmals musste das Regiment weichen, doch es formierte sich stets neu und rannte wieder und wieder gegen die feindlichen Geschütze an. Meaghers Zouavenkompanie erlitt grässliche Verluste, denn ihre roten Hosen machten sie zu einem weithin deutlich sichtbaren Ziel. Als Meaghers Pferd von einer Kanonenkugel förmlich in Stücke gerissen wurde, rappelte der Captain sich auf, reckte seinen Säbel in die Höhe und rief aus: „Schaut nur auf die Fahne, Jungs! Denkt an Irland und Fontenoy!“ Das Regiment schlug sich tapfer, blieb aber letztlich erfolglos und konnte weder die feindlichen Geschütze erreichen noch die Infanterie aus dem Walde vertreiben. Colonel Corcoran sammelte seine Männer nach jedem Rückschlage erneut und führte jeden der Sturmangriffe persönlich an. Lieutenant-Colonel Haggerty, ein gebürtiger Ire aus Glenswilly, County Donegal und ein vollblütiger Kelte, wie ihn die Grüne Insel nicht prächtiger hätte hervorbringen können, sank mit einem Herzdurchschusse zu Boden. An seiner Seite fiel der arme James Costelloe, ein edler und liebenswerter Jüngling, der erst kurz zuvor aus Waterford in die Vereinigten Staaten eingewandert war. Drei Kugeln trafen ihn in die linke Brust und durchschlugen seine rechte Wange.

Colonel Sherman sah sich schließlich gezwungen, dem Regiment den Rückzug zu einer geschützten Position zu befehlen. General McDowell, der die wiederholten Anstrengungen des Regiments mitangesehen hatte, ritt zu den erschöpften Männern und sprach ihnen persönlich seinen Dank aus.

Beauregard warf nun sämtliche verfügbare Infanterie, Artillerie und Kavallerie an seine linke Flanke, um deren Zusammenbruch zu verhindern. McDowell beorderte Colonel Blenkers Brigade als Verstärkung von der linken Unionsflanke an die rechte. Die Schlacht wütete am ärgsten bei den Häusern der Familien Henry und Robinson, wo unsere Geschützbatterien der Captains Ricketts und Griffin postiert waren. Ihre Stellungen wurden im Laufe des Tages mehrmals überrannt und zurückerobert.

Obgleich unsere Angriffe wiederholt zurückgeschlagen wurden und wir auch an unserer linken Flanke Verluste erlitten, konnten wir dem Feinde doch so arg zusetzen, dass seine linke Flanke bereits dem Zusammenbruche nahe war, als aus der Richtung des Bahnhofes von Manassas nahende Marschkolonnen sichtbar wurden. Die letzten Einheiten von Johnstons Armee unter dem Kommando von General Kirby Smith hatten per Eisenbahn das Schlachtfeld erreicht. Kirby Smith attackierte mit seinen frischen Regimentern unsere rechte Flanke, wobei er von Earlys Brigade und dem gesamten Reste von General Johnstons Linie unterstützt wurde. Die Brigaden von Longstreet, Jones und Ewell bedrängten währenddessen unsere linke Flanke und bedrohten Centreville.

Mit diesem energischen Angriff auf unsere Rechte, der zudem von ausgesprochen heftigem Artilleriefeuer begleitet wurde, wendete sich das Schlachtenglück gegen uns. Unsere abgekämpften Männer überschätzten die Anzahl der feindlichen Verstärkungen beträchtlich, verloren den Mut und begannen an mehreren Stellen zurückzuweichen. Die Reserve unserer Armee war entweder nicht verfügbar oder noch auf dem Wege zu unserer rechten Flanke, aber wie dem auch sei, da keine Verstärkungen bereitstanden, begann Panik um sich zu greifen. Diese wurde noch weiter angefacht, als die Fuhrleute, die mit ihren Wagen der Armee zu dicht gefolgt waren und nun die Straße nach Warrenton säumten, von der allgemeinen Furcht gepackt wurden. Als sich die Nachricht vom bevorstehenden Rückzuge der Armee herumsprach, droschen die Fuhrleute panisch auf ihre Zugtiere ein, um ihre Wagen zu wenden und zu fliehen, erreichten damit jedoch lediglich, dass die Straße bald hoffnungslos verstopft war. Etliche Zivilisten, welche die Schlacht als Schaulustige aus der Nähe beobachtet hatten, kamen herbeigerannt und rissen sämtliche Tiere an sich, derer sie habhaft werden konnten, um auf ihnen zu fliehen. Es dauerte nicht lange, bis kopflose Soldaten es ihnen gleichtaten. Unsere rechte Flanke brach schließlich vollends auseinander, als die Nachricht eintraf, dass an der linken Flanke General Jones' konföderierte Brigade gegen Centreville vorgerückt war und Colonel Blenkers Reservebrigade sich bereits in Richtung Washington zurückzog. Nun eröffneten zwei konföderierte Geschützbatterien das Feuer auf die hoffnungslos verwirrte Masse von Versorgungswagen, Artillerieprotzen, Kanonen und Ambulanzwagen voller kranker und verwundeter Soldaten. Zivilisten, Soldaten und sogar Offiziere schnitten Artilleriepferde von ihren Wagen und Geschützen los und requirierten sie. In der panischen Meute rannte der unbewaffnete Soldat neben dem Kongressabgeordneten und dem Zeitungsreporter. Zu Tode erschrockene Damen der feinen Gesellschaft jagten in Kutschen und auf Pferden an Kriegsberichterstattern, unter ihnen William „Bull Run“ Russell von der „London Times“, vorüber, während hinter ihnen die Rebellenkavallerie herangestürmt kam und mit ihren Säbeln um sich hieb.

Im Nachhinein betrachtet erscheint die Katastrophe von Bull Run nicht verwunderlich, ja beinahe unausweichlich. Grüne Truppen ohne Kampferfahrung wurden gegen einen Feind in starken Verteidigungsstellungen geworfen, der zudem von vortrefflich positionierter und kompetent bedienter Artillerie unterstützt wurde. In verbissen geführten Kämpfen gelang es trotzdem, die Rebellen aus einigen ihrer besten Stellungen zu vertreiben, aber dem großen Gegenangriffe durch frische Verstärkungen entlang der gesamten Linie hatten unsere erschöpften Soldaten letztlich nichts mehr entgegenzusetzen. Die Panik ergriff zuerst die Fuhrleute und Zivilisten, von denen sie rasch auf die Freiwilligenregimenter übersprang, deren Soldaten von den Eindrücken ihrer ersten Schlacht und der drohenden Niederlage vollkommen überwältigt waren. Die wenigen erfahrenen Einheiten der Armee wurden zuletzt von der Panik erfasst. Hätte die Armee vor der Schlacht auch nur sechs Monate gemeinsam im Felde verbracht, so hätte sie genügend Moral und Disziplin gesammelt, um gegen ein derartiges Debakel praktisch immun zu sein. Das Land lernte eine harsche Lektion und gewährte der militärischen Führung fortan eine angemessene Vorbereitungszeit. Bull Run öffnete dem Norden die Augen hinsichtlich der Realität des Krieges.

Ich möchte meine Beschreibung der Schlacht an dieser Stelle mit einer näheren Betrachtung des 69th New York beschließen. Der Fahnenträger, der die grüne Regimentsfahne trug, wurde während eines Angriffes niedergeschossen, doch die Fahne wurde sogleich von einem Kameraden aufgehoben und weitergetragen. Dieser wurde im Nahkampf durch einen Schuss verwundet und ein Rebell entriss ihm die Fahne, doch trotz seiner Verwundung konnte er den Rebellen mit seinem Revolver erschießen, seine Fahne zurückerobern und zudem noch eine umherliegende Rebellenfahne an sich nehmen. Sein Triumph war nur von kurzer Dauer, ehe er von mehreren Feinden überwältigt wurde, seine Trophäe verlor und mit seiner eigenen Fahne in Gefangenschaft geriet. Zwei Soldaten sollten ihn nach hinten eskortieren, doch er zog einen verborgenen zweiten Revolver, schoss sie nieder, riss den Säbel eines Captains an sich, nahm einen verdutzten Soldaten gefangen und erreichte mit beiden unsere Linie. Der Name dieses Mannes lautete John D. Keefe und er diente in Captain Meaghers Zouavenkompanie.