Urfaust / Woyzeck - Friedrich Dürrenmatt - E-Book

Urfaust / Woyzeck E-Book

Friedrich Dürrenmatt

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Beschreibung

»Im Gegensatz zu Brecht halte ich den Urfaust für keine geniale Skizze, sondern für eine geniale Ballade, in der sich Derbes und Zartes in eigenartiger Weise vermischten. Eine Ballade freilich, für deren Verständnis freilich das Volksbuch von Doktor Faustus eine Voraussetzung ist.« »Es gibt keinen authentischen Gesamttext des Woyzeck. Was bis jetzt gespielt wurde, war zwar Büchner, jedoch als ganzes komponiert von Dramaturgen. Die vorliegende Fassung stützt sich wie alle anderen Fassungen auf Büchner, sie ist wie alle anderen Fassungen eine Collage, doch eine Collage nach meinen dramaturgischen Gesichtspunkten.«"

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Seitenzahl: 137

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Friedrich Dürrenmatt

Goethes Urfaust | Büchners Woyzeck

Ergänzt durch das Buch von Doktor Faustus aus dem Jahre 1589 | Zürcher Fassung | Bearbeitungen

Diogenes

Goethes Urfaust

ergänzt durch das Buch von Doktor Faustus aus dem Jahre 1589

Personen

Faust

Mephistopheles

Erdgeist

wurden in der Zürcher Aufführung von einem Schauspieler gespielt

Wagner

Frosch

Böser Geist

Margarete

Marthe

Valentin

Schüler

Studenten:

Kardinal

Bischof

Abt

Mönch

Alten

Brander

Siebel

Fuchs

Die Bearbeitung entstand 1970

Uraufführung im Schauspielhaus Zürich am 22. Oktober 1970

Auf der Bühne ein rohes Holzgerüst, auf halber Höhe eine Stufe umlaufend. Vorne links eine Treppe. Hinten rechts und links führen Schrägen auf das Podium. Die Spielfläche fällt nach vorne leicht ab, sie hat die Form einer Ellipse (ca. 6 m auf 5 m). Die notwendigen Möbel und Requisiten stehen sichtbar auf der Bühne hinter dem Gerüst. Der Umbau geschieht durch die Studenten bei offener Szene. Der Vorhang, zinnoberrot, fällt zweimal und sehr rasch: vor der Pause, nach Szene 13, und am Schluß. In dieser Fassung hat das Stück 24 Szenen.

 

Wenn der Vorhang aufgeht, ist die Spielfläche auf dem Gerüst leer. Die acht Studenten sitzen hinter dem Gerüst auf zwei Bänken. Sie erheben sich und bauen aus den Elementen, die hinter dem Podium stehen, Fausts Studierstube auf. Links der Seziertisch, der mit Mephistopheles als Leiche von links hinaufgetragen wird. Sein Gesicht ist unter einem Handtuch verborgen. Unter dem Tisch ein Eimer und ein Sezierglas mit Spiritus. Am Tischrand eine Sezierschere. Rechts Fausts Schreibpult, ein einfacher kleiner Tisch; davor ein Stuhl. Auf dem Tisch ein Tintenfaß mit Gänsefeder und ein Buch. Unter dem Buch der Pakt auf Pergament. Zwischen Seziertisch und Pult eine Schultafel, die Schreibfläche drehbar. Links an der Tafel hängt eine Sezierschürze. Nach dem Aufbau kehren die Studenten an ihre Plätze zurück.

1. SzeneMephistopheles erinnert sich

Mephistopheles, verkleidet als Kadaver, erhebt sich vom Seziertisch. Er reibt die Beine gegeneinander, streckt sich, setzt sich auf und wirft das Handtuch zur Seite.

MEPHISTOPHELES

Doktor Faust ist eines Bauern Sohn gewest, zu Rod bei Jena, Weimarischer Herrschaft zuständig, geboren im Jahr 1491. Er steht auf, geht nach vorne. Seine Eltern waren gottselige und christliche Leute und sein Vetter, der ein wohlvermögender Bürger zu Wittenberg war, hat Doktor Faust aufgezogen und gehalten wie sein Kind, ließ ihn auch in die Schule gehen und Theologie studieren. Er setzt sich vorne an den Rand des Gerüsts. Er hatte einen gar gelernigen und geschwinden Kopf, und ist in seinem Examen so weit gekommen, daß er sechzehn Magistern im Verhöre, Fragen und Geschicklichkeit obgelegen ist, also daß er bald hernach Doktor Theologiae geworden ist. Daneben aber hat er auch einen unsinnigen und hoffärtigen Kopf gehabt, wie man ihn denn allezeit den Spekulierer genannt hat, weil er Tag und Nacht studierte und sich alsbald keinen Theologen mehr nennen lassen wollte, sondern ein – Er steht auf, geht zum Tisch rechts. – Weltmensch ward, sich Doktor der Medizin, Astrolog und – Er hebt das Buch hoch. – Mathematikus nannte, mit fahrenden Schülern, Vaganten, Tataren und Wahrsagern verkehrte und die Heilige Schrift hinter die Tür und unter die Bank gelegt und ruch- und gottlos gelebt hat.

Er schüttelt das Kissen, setzt sich auf den Seziertisch, legt sich nieder, indem er die linke Hand nach unten hängen läßt; nickt dem Publikum zu, bevor er sich das Handtuch über das Gesicht zieht und reglos liegen bleibt.

3. SzeneDer Pakt

Mephistopheles erhebt sich als Leiche vom Seziertisch und geleitet Faust zum Schreibpult. Faust setzt sich.

MEPHISTOPHELES hinter Fausts Stuhl

Wie also erzählt worden, stand Doktor Fausts Datum dahin, das zu lieben, was nicht zu lieben war, und er richtete aus großer Verwegung und Vermessenheit dem Teufel seine briefliche Urkund und Bekenntnis auf, die nach seinem Abschiede in seiner Behausung gefunden worden ist.

Er tritt hinter den Tisch, zieht unter dem Buch den Pakt hervor und übergibt Faust das Pergament.

FAUST liest

Ich Johannes Faust, Doktor, bekenne, mit meiner eigenen Hand öffentlich zur Bestätigung und Kraft dieses Briefes: Nachdem ich mir vorgenommen, die Elemente zu spekulieren, und aus den Gaben, die mir von oben herab bescheret und gnädig mitgeteilt worden, solche Geschicklichkeit in meinem Kopfe nicht befinde und solches von den Menschen nicht erlernen mag, so habe ich gegenwärtigem gesandten Geist, einem Diener des höllischen Fürsten, mich untergeben. Auch denselbigen mich solches zu berichten und zu lehren mir erwählt, der mir auch versprochen, mir in allem untertänig und gehorsam zu sein und mir zu geben, was dem Menschen zukommt: Reichtum und Lust des Leibes. Dagegen aber ich ihm hinwider verspreche, daß er, so vierundzwanzig Jahre von dato dieses Briefs an herum und vorüber gelaufen, mit mir nach seiner Art und Weise seines Gefallens zu schalten, walten, regieren, führen gut Macht haben soll, mit allem, es sei Leib, Seel, Fleisch, Blut und Gut, und das in seine Ewigkeit. Hierauf absage ich allen denen so da leben, allem himmlischen Heer und allen Menschen, und das muß sein.

Zu festem Urkund und wahrer Bekräftigung hab ich diesen Rezeß mit eigener Hand unterschrieben und mit meinem hierfür gedruckten eigenen Blut, meines Sinns, Kopfs, Gedanken und Willen verknüpft, versiegelt und bezeuget.

Er sticht sich mit der Feder in die Ader, drückt Blut heraus, unterschreibt und übergibt das Pergament Mephistopheles.

Subscriptio, Johann Faust, der Erfahrene der Elementen und der Geistlichen Doktor.

MEPHISTOPHELES

Subscriptio, Mephistopheles, des Lucifer Diener.