Urlaubslandsleute - Helge Sobik - E-Book

Urlaubslandsleute E-Book

Helge Sobik

0,0

Beschreibung

Es geht nichts über gepflegte Vorurteile, besonders im Urlaub, erleichtern sie das Leben doch ungemein. Also, schämen Sie sich nicht Ihrer gesunden Voreingenommenheit - Helge Sobik tut es auch nicht -, sondern erfreuen Sie sich an seinen gnadenlos treffenden Satiren über Ihre "Urlaubslandsleute" in aller Welt. Der weitgereiste Journalist und Reiseschriftsteller Helge Sobik zeichnet mit prägnantem "Strich" die nationalen Eigenheiten der bekanntesten "Urlaubslandsleute". Sei es des knoblauchumwehten Griechen, des Blechkugeln schleudernden Franzosen oder des nomadisierenden Holländers. Alle bekommen Ihr Fett weg - frech, aber mit viel Augenzwinkern. "Zwei Dinge haben Helge Sobik schließlich vor Vergeltungsmaßnahmen aus dem Ausland bewahrt: Dass er zu guter Letzt auch den Deutschen durch den Wolf drehte und dass zwischen all den unfairen Unterstellungen stets ein liebevolles Lächeln und Augenzwinkern hervorblitzte. Das jetzt erschienene Buch (...) ist ein Lektüretipp für alle, die Sinn für schrägen Humor haben ..." (Sonntag aktuell) "... führt die gängigen Verallgemeinerungen ad absurdum. (...) Sobiks freche, kleine Impressionen aus aller Welt zeigen, daß viele Klischees zwar stimmen, aber man dennoch immer neugierig bleiben sollte um in jedem Land, und in jedem Volk das ganz Eigene und Originelle zu entdecken." (NDR 1, Bücherwelt)

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 109

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Autor: Helge Sobik, geboren 1967 in Lübeck, ist heilfroh, dass er nicht Jurist geworden, sondern durch eine Reihe von Zufällen in den Journalismus geraten ist. Seit gut 20 Jahren schreibt er Auslandsreportagen. Seine Beiträge erscheinen u.a. in der Süddeutschen Zeitung, im Standard in Wien, der SonntagsZeitung in Zürich und in Magazinen wie z.B. Vogue, Elle und Icon. Sein Arbeitsschwerpunkt: Kanada. Sein Lieblingsaufenthaltsort: ein Moosteppich im Nirgendwo Labradors. Bisher hat er 22 Bücher veröffentlicht, von denen drei ins Englische, drei ins Französische übersetzt wurden. Ein anderes ist auf Holländisch und Tschechisch erschienen. Er verfasste u. a. mehrere Titel in der Reihe Picus-Lesereisen.

Das Buch: Es geht nichts über gepflegte Vorurteile, besonders im Urlaub und auf Reisen, erleichtern sie das Leben doch ungemein. So dachte zumindest der Reisejournalist Helge Sobik und schrieb vor dem Hintergrund seiner vielfältigen Reiseerfahrungen eine satirische Typologie 27 verschiedener „Urlaubslandsleute“. Vom knoblauchumwehten Griechen über den Blechkugeln schleudernden Franzosen bis hin zum nomadisierenden Holländer bekommen weltweit die bekanntesten Gastgeber ihr Fett weg – immer augenzwinkernd, manchmal mit geradezu liebevoller Bosheit.

Doch vorhalten mag man es dem Autor nicht, schließlich fehlt auch ein Kapitel über den Reiseweltmeister nicht, den typischen Deutschen unterwegs. Der Leser braucht sich also nicht seiner gesunden Voreingenommenheit zu schämen, sondern kann sich an den gnadenlos treffenden Satiren über „Urlaubslandsleute“ in aller Welt erfreuen.

Helge Sobik

Urlaubslandsleute

1.Matthias Menne: „Also, wenn Sie mich fragen …“

Neues vom „Nörgler“ bei radio Antenne Münster (1995-1996)

Münster: Solibro (ehem. NW-) Verlag 1996

ISBN 978-3-9802540-5-2

2.Usch Hollmann: „Hallo Änne, hier is Lisbeth …“

Die besten Telefongespräche der Quasselstrippe aus dem

Münsterland. Münster: Solibro Verlag 7. Aufl. 2006 [1996]

ISBN 978-3-9802540-6-9

3.Usch Hollmann: „Hallo Änne, hier is Lisbeth …“

Texte & Lieder von Usch Hollmann

Münster: Solibro (ehem. NW-) Verlag 1997

a) CD: ISBN 978-3-932927-11-9 b) MC: ISBN 978-3-932927-12-6

4.Usch Hollmann: „Wat is uns alles erspart geblieben!“

Neue Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland

Münster: Solibro Verlag 2. Aufl. 2005 [1999] ISBN 978-3-932927-13-3

5.Augustin Upmann / Heinz Weißenberg: Bullemänner

Münster: Solibro Verlag 2003

ISBN: 978-3-932927-19-5

6.Helge Sobik: Urlaubslandsleute

… jede Menge Vorurteile für die Reise

Münster: Solibro Verlag 2. Aufl. 2006 [2006]

ISBN: 978-3-932927-30-0 / eISBN 978-3-932927-65-2 (E-Book)

7.Usch Hollmann: „Dat muss aber unter uns bleiben!“

Noch mehr Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland

Münster: Solibro Verlag 2006

ISBN 978-3-932927-31-7

8.Helge Sobik: Urlaubslandsleute 2

… noch mehr Vorurteile für die Reise

Münster: Solibro Verlag 2007

ISBN: 978-3-932927-34-8 / eISBN 978-3-932927-73-7 (E-Book)

9.Usch Hollmann: „Aber das wär’ doch nicht nötig gewesen!“

Heitere Geschichten vom Feiern

Münster: Solibro Verlag 2008

ISBN 978-3-932927-41-6

10. Usch Hollmann: Stille Nachtlight

Weihnachtliche Geschichten

Münster: Solibro Verlag 2012

ISBN 978-3-932927-51-5

Helge Sobik

URLAUBSLANDSLEUTE

… jede Menge Vorurteile für die Reise

Solibro

eISBN 978-3-932927-65-2 (E-Book)

auch als TB: ISBN 978-3-932927-30-0

© SOLIBRO® Verlag, Münster 2006

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Jörn Grenzer, Düsseldorf

Umschlagzeichnungen: Jürgen Sepp Buchegger, Tübingen

Reihengestaltung: Wolfgang Neumann, Münster

verlegt. gefunden. gelesen.

www.solibro.de

„Wenn die Europäer anläßlich ihrer Vereinigung eine große Party feiern sollten, dann müßten die Italiener sie organisieren, die Schotten sie finanzieren, die Franzosen übersetzen, die Deutschen sorgen für die Unterhaltung, die Engländer kochen, die Polen bewachen den Parkplatz, die Belgier passen auf die Kinder auf, die Niederländer halten die Party drogenfrei, und die Katalanen machen das nette Gesicht dazu.“

aus: Helge Timmerberg:

„Tiger fressen keine Yogis“

Der Autor dankt Andreas Steidel aus der Redaktion Sonntag aktuell in Stuttgart, wo die Urlaubslandsleute-Folgen zuerst als Serie mit wachsender Fangemeinde über ein Jahr lang auf der letzten Seite erschienen sind. Ohne seine Motivation und die Bereitschaft, eine derart schräge Form in einer großen Zeitung zu wagen, gäbe es dieses Buch nicht.

Inhalt

Ein tolles Hupkonzert um Mitternacht

Der Spanier: Temperament fast rund um die Uhr

Ein bisschen Knoblauch kann nicht schaden

Der Grieche: das Urlaubsaroma aus der Knolle

Hauptsache ziemlich laut

Der Italiener: schnell beim Griff in den (eigenen) Schritt

Der letzte NomadeEuropas

Der Holländer: immer ein Eimerchen Hering auf der Rückbank

Essen ist Geschmackssache

Der Engländer: am besten alles so heiß essen wie es gekocht wird

Im Zwiegespräch mit dem Handy

Der Finne: ein wortkarger Wandergeselle

Kaiserliche Hoheit am Abhang

Der Österreicher: ruckzuck nach den Extremitäten schnappen

Fremde Trümmer im eigenen Land

Der Türke: mit viel Freude den Lurch aufs Schnäppchen-Polohemd bügeln

Araber der Nordsee

Der Norweger: beim Waleumbringen auf Öl gestoßen

„Wirf die Gläser an die Wand, hahahahaha!“

Der Russe: Scherben nach jedem Drink

Apfel auf dem Kopf

Der Schweizer: seriös bis zur Unsichtbarkeit

Frust im Fernseher

Der Schwede: mit roter Kappe dem Elch hinterher

Harter Mann in Frauenkleidern

Der Schotte: immer einen Baumstamm wurfbereit

Blechkugeln im Sandkasten

Der Franzose: ein Leben unter der Baskenmütze

Das Pfeifchen voller Seetang

Der Däne: nachahmenswerte Laster

Längsgestreift macht schlank

Der Amerikaner: Erfinder der Übergröße

Den Rücken wieder durchdrücken

Der Jamaikaner: immer ein paar flotte Knoten in der Frisur

Klein und handlich

Der Japaner: immer eine Wochenproduktion Camcorder im Gepäck

Von Opas Bauwut profitieren

Der Äg ypter: niemals schief gewickelt

Hai vor der Haustür

Der Australier: Untendrunter gemütlich gemacht

Nagelbretter aus dem Möbelmarkt

Der Inder: die heimische Wirtschaft stärken

Der neben dem Löwen steht

Der Kenianer: ein echter Held der Savanne

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“

Der Chinese: groß im Steinestapeln

Kumpel mit Hang zur Wildnis

Der Kanadier: Lagerfeuer vorm Wolkenkratzer

Viel Freude im weiten Kittel

Der Tunesier: immer da, wo der Fremde gerade zu Besuch ist

Klampfen, was das Zeug hält

Der Mexikaner: stets mindestens eine Gitarre griffbereit

Eisbein auf dem Everest

Der Deutsche: Hauptsache ausreichend Handtücher im Gepäck

EIN TOLLES HUPKONZERT UM MITTERNACHT

Der Spanier: Temperament fast rund um die Uhr

Der Spanier liebt es, wenn sogar seine Mahlzeit farbenfroh gerät. Was immer er gerade greifen kann, schüttet er mit Begeisterung in eine große Pfanne und brät es so lange, bis es gelb wird. Dann ist es lecker, und der Spanier freut sich sehr – entweder weil er neue Freunde zur Paella-Party in sein Haus eingeladen hat. Oder weil er Gastwirt ist und hinterher für die farbenfrohe Mahlzeit kräftig kassieren wird. Verdenken kann man es ihm nicht. Schließlich besucht der Tourist den Spanier ja, um Spezialitäten kennen zu lernen und Geld auszugeben. Und um in sein Mittelmeer zu steigen, das der Spanier gern heizen würde, um die Saison noch ein bisschen zu verlängern. Die ertragsstarke Paella-Nummer würde dann noch ein, zwei Wochen länger funktionieren.

Damit es entlang der Küste nett aussieht, Farbtupfer auch abseits der Pfannen das Bild beleben und es hübsch duftet, hat schon der Vorvater des Spaniers sehr viele Orangenbäumchen gepflanzt. Der Binnen-Landsmann beneidet ihn darum, denn im Hinterland ist es meist karger als an der Küste, und Paella-Imbisse aufzustellen lohnt sich dort auch nicht, weil der Urlauber immer nur den Küstenspanier besuchen will.

Der ist lauter und tut temperamentvoller als der Zugereiste: Fährt im Auto sehr gerne ganz dicht auf, hupt, findet Blinken uncool, fährt waghalsige Überholmanöver und immer schneller als der Polizist erlaubt, um gleich danach sowieso rechts abzubiegen. Klar, dass er dabei wild gestikuliert und sich das halb offene Hemd rauft, weil ihm mal jemand erzählt hat, dass das toll südländisch sei und den Urlauber halb beeindrucke, halb einschüchtere.

Wenn es ums Langeaufbleiben geht, ist der Spanier übrigens auch temperamentvoll: Er isst abends erst gegen zehn, geht frühestens um Mitternacht tanzen, schwenkt dabei kraftvoll die Spanierin und guckt schmachtend. Klar, dass er – wo immer er kann und darf und nichts auf die Finger bekommt – besonders gerne auch die Urlauberin schwenkt, vorausgesetzt sie ist noch einigermaßen jung und einigermaßen knackig oder hat wenigstens andere Vorteile.

Falls der Spanier ausnahmsweise nicht gerne tanzt, flaniert er spät nachts noch ein bisschen um die Platane seines Dorfes oder holt den zweitklapprigsten Holzstuhl heraus und hockt sich zu Opa an den Straßenrand. Der wird abends immer zu Beginn der Dämmerung herausgesetzt und brüllt dann dem anderen Opa von der gegenüberliegenden Straßenseite ein Gespräch zu. Manchmal wird die Unterhaltung unterbrochen, wenn vorbeirasende Autos die Worte mitnehmen. Dann genießt Opa einfach nur die gesellige Stimmung im Freien und den Familienanschluss.

Der Fremde versinkt allzu schnell in Ehrfurcht vor der rein aufbleibzeitlichen Kondition des Spaniers und missversteht sie als Ausdruck von Draufgängertum und Temperament. Dabei bekommt der Spanier das Langeaufbleiben nur hin, weil er mittags heimlich schläft und auch sonst gern Päuschen macht. Zwei, drei Stunden Auszeit gönnt er sich irgendwann zwischen Mittag und Nachmittag und nennt das ganze Siesta, was fast so hübsch klingt wie Fiesta, aber das Gegenteil meint. Böse Zungen behaupten übrigens, der Spanier mache diese ausgiebige Sofapause nur deshalb, um zweimal am Tag den kompletten Berufsverkehr mit An- und Abreise, mit selbstgebasteltem Stau und toll lautem Hupkonzert inszenieren zu können, was ja wiederum temperamentvoll südländisch ist. Falls er nicht nach Hause fährt oder außerhalb der Mittagszeit noch eine Siesta braucht, lässt sich das meistens flexibel einrichten oder schon bei der Berufsauswahl berücksichtigen.

Als Kellner beispielsweise gibt es nur im Sommer und da vor allem abends richtig Stress. Mittags kann man toll zwischen leeren Tischen herumgammeln. Oder als Bankangestellter. Da ist der Stress so groß, dass man im Sommer nach der Siesta gar nicht erst zum Schalter zurückkehren muss. Mittags ist Feierabend. Oder als Klempner, Pizzabote oder Leihwagen-direkt-ins-Hotel-bring-Fahrer: Ein, zwei Tage Verspätung sind da ganz normal. So viel Zeit muss sein. Ist doch alles angenehm relaxed und wäre doch bestimmt auch bei uns mal ulkig und toll südländisch, wenn Ostern der Weihnachtsmann erschiene, weil er den Termin verdreht hat oder kurzfristig noch ein Hupkonzert einbauen, zwei, drei ausgesprochen wilde Gesten in der halboffenen roten Kutte einstudieren oder Schläfchen halten musste.

Am Ende ist das alles nicht schlimm. Der Ausländer mag den Spanier wegen der vielen Strände, die dem gehören. Wegen des Meeres und der vielen Sonne, die der hat. Und natürlich auch wegen des locker-leichten Lebens so ganz ohne Verpflichtungen. Er bewundert ihn für sein Temperament und heimlich auch für die Hupkonzerte, die er sich zu Hause nur traut, wenn eine ihm irgendwie sympathische Fußballmannschaft gerade ein mindestens mäßig bedeutendes Spiel gewonnen hat. Und außerdem ist der Urlauber die eigene ewige Pflichterfüllung sowieso leid. Da lobt er sich den Spanier. Und falls der Klempner, der Hotelboy mit den Koffern oder wer auch immer zwei Tage später doch noch aufkreuzt, dann ist man eben kurz temperamentvoll zueinander, versöhnt sich gleich danach gestenreich und verabredet sich für irgendeinen unbestimmten Abend im Haus des Spaniers. Warum? Um gemeinsam irgendetwas toll Landestypisches so lange zu braten, bis es richtig schön gelb ist.

EIN BISSCHEN KNOBLAUCH KANN NICHT SCHADEN

Der Grieche: das Urlaubsaroma aus der Knolle

Der Grieche ist ein freundlicher Geselle mit sehr weit offenem Hemd. Er liebt es, wenn alles und jeder kräftig nach Knoblauch riecht. Damit das nicht weiter stört, ist es am praktischsten, wenn alle dasselbe Aroma verbreiten. Dann nimmt es niemand mehr wahr, und nur noch den unmittelbaren Neuankömmling trifft kurzfristig der Schlag.

So kam es, dass der Grieche ursprünglich vor allem die Hafenpromenaden entlang seiner vielen Fähr-Anleger und später auch die Nachbarschaft der Ferienhotels dicht an dicht mit Restaurants spickte, in denen es überall das Gleiche gibt, das aber sehr lecker. Der Fremde steht dort spätestens am Ankunftsabend zur Immunisierung Schlange, findet das alles ganz toll, super urig und sehr südländisch. Da stört ihn nicht mal, dass er auf einem klapperigen Schrumpf-Stuhl mit zu kleiner Sitzfläche hocken muss. Und selbst der Retsina, den er mit Weißwein verwechselt und aus Versehen bestellt hat, schmeckt plötzlich.

An besonders schönen Abenden kommt sogar ein Grieche mit noch offenerem Hemd und geschulterter Gitarre herum, klampft gegen ein Kleingeld, und alles wird noch viel netter. Gitarren werden in Griechenland übrigens nur zusammen mit Blechkruzifixen verkauft, denn wann immer der Grieche mit einem Saiteninstrument herumläuft, baumelt im Ausschnitt stets ein riesiges Kreuz. Warum es beim Musikanten größer sein muss als beispielsweise beim Kellner, weiß keiner.

Der Vor-Ort-Grieche steht sehr hoch in der Gunst des Fremden – auch deshalb, weil bei ihm, anders als beim Exil-Griechen, alles echt ist: Die Weinreben an der Restaurantwand, die Trauben – nichts ist aus Plastik. Sogar die antiken Götter, die in den Mauernischen herumstehen, sind echt getöpfert und nicht aus Kunststoff. Der Vor-Ort-Grieche hat Stil.

Geschickt verleitet er den Fremden, als Erstes einen Berg Tsatsiki zu essen. Den hat er anders als den Sirtaki sogar selbst erfunden. Letzteren hat sich ein Choreograph aus Hollywood ausgedacht, aber weil es den Leuten gefällt und sie es erwarten, tanzt der entgegenkommende Grieche inzwischen Sirtaki.

Was den Griechen darüber hinaus ausmacht, sind die vielen Trümmer, die überall in seinem Land herumstehen: halbe dorische Säulen, geflickte attische Kapitelle, Götter aus Marmor, längst geräumte Tempel ohne Dach – ein paar Tausend Jahre alte Architektur, die entgegen allen Versprechungen der Bauträger von damals nicht bis heute gehalten hat. Das liegt möglicherweise auch daran, dass der Stil aus der Mode gekommen war und die Gebäude über Jahrhunderte nicht richtig gepflegt wurden.