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"Sexy, humorvoll und sehr berührend. Bravo!" J. Kenner
Manche Menschen suchen die große Liebe ihr Leben lang. Nicht so Alyssa und Rob. Die beiden wissen schon früh, dass sie zusammengehören. Doch dann geschieht das Unfassbare: Rob wird unheilbar krank. Damit Alyssa nicht für immer alleine bleibt, hinterlässt er ihr ein besonderes Geschenk: dreißig erotische Karten mit Anweisungen und Vorschlägen für dreißig Tage voller Leidenschaft. Als Alyssa zwei Jahre später ihrem neuen attraktiven Nachbarn Harrison begegnet, merkt sie, dass sie bereit ist, Robs Spiel zu beginnen ...
"Perfekt für Fans von heißen Liebesgeschichten mit Tiefgang!" Library Journal
Auftakt der sexy, humorvollen und zugleich bewegenden 30-Reihe von Bestseller-Autorin Christine d'Abo
Dieser Roman ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel 30 Tage für die Liebe erschienen.
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Seitenzahl: 427
Titel
Über dieses Buch
Widmung
Teil 1 - Das Angebot
Teil 2 - Sex, Lügen und Offenbarungen
Teil 3 - Die Wahrheit über mich
Teil 4 - Neuanfänge
Epilog
Danksagung
Über die Autorin
Die Romane von Christine d’Abo bei LYX
Impressum
CHRISTINE D’ABO
30 Days
Roman
Ins Deutsche übertragen von
von Anita Nirschl
Manche Menschen suchen ihr ganzes Leben lang nach ihrem Seelengefährten. Nicht so Alyssa Barrow. Sie traf ihre große Liebe mit neunzehn, und eigentlich sollten sie glücklich bis an ihr Lebensende sein – doch dann wurde Rob unheilbar krank … Vor seinem Tod musste sie ihm versprechen, sich nicht vom Leben abzuwenden, sondern nach einem neuen Glück – inklusive Leidenschaft – Ausschau zu halten. Dazu hinterließ er ihr dreißig erotische Karten mit Anweisungen und Vorschlägen für dreißig Tage Lust und Liebe sowie den Satz: Du wirst es wissen, wenn die Zeit gekommen ist …
Jetzt, zwei Jahre später, scheint es so weit zu sein, denn Alyssa muss nur einen Blick auf ihren neuen Nachbarn Harrison Kemp werfen, um zu wissen, dass er derjenige ist, mit dem sie Robs Spiel spielen will. Und welcher Mann könnte bei diesem Angebot schon Nein sagen? Harrison jedenfalls nicht, und gemeinsam stürzen sie sich in ein sinnliches Abenteuer. Alyssa spürt, wie sie unter seinen Küssen und heißen Berührungen förmlich aufblüht. Doch was als leidenschaftliches Spiel beginnt, entwickelt sich bald zu tiefen Gefühlen füreinander, und Alyssa merkt, dass sie nicht nur bereit ist für Sex, sondern auch für eine neue Liebe. Nur stand davon nichts in den Karten!
Für Mark. Mein Ein und Alles.
Also, das Problem, mit nicht einmal fünfunddreißig Jahren schon Witwe zu sein, war, dass niemand wusste, wie er sich in meiner Gegenwart verhalten oder was er sagen sollte. Die Pärchen in meinem Freundeskreis luden mich zwar immer noch zu ihren Partys, Grillfesten und dergleichen ein, doch ich merkte, dass sie sich in meinem Beisein nicht wohlfühlten, denn die Unterhaltung driftete jedes Mal ab. Oh, du siehst super aus! Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit Rob … seit der Beerdigung. Hast du was mit deinen Haaren gemacht?
Die wenigen Single-Freunde, die ich hatte, versuchten, mich in ihre Welt zu ziehen. Allerdings passte ich nicht ganz dazu. Während sie auf der Suche nach dem Richtigen durch die Bars und Clubs zogen, verglich ich jeden, den ich kennenlernte, automatisch mit Rob. Ich war nicht immer noch auf der Suche nach diesem einen besonderen Menschen – ich hatte ihn bereits gefunden und wieder verloren.
Eine Witwe zu sein ist nicht ganz dasselbe wie geschieden zu sein. Ich war in meiner Ehe ziemlich glücklich gewesen. Ich hatte regelmäßig Sex mit meinem fantastischen Mann gehabt. Danach sahen wir uns meistens ein Eishockeyspiel im Fernsehen an und aßen dabei im Bett kalte Pizza. Das war es, was ich immer gewollt hatte. Er war, was ich immer gewollt hatte.
Im Ernst, Scheißkrebs!
Also blieb ich immer mehr für mich. Das war eigentlich gar nicht schlimm. Ich war mit Rob zusammengekommen, als ich neunzehn war, und wir waren schon Freunde gewesen, lange bevor wir offiziell ein Paar wurden. Wir waren zusammen aufgewachsen, hatten dieselben Interessen, dieselben Ängste. Verdammt, ein Stichwort genügte, um uns zu verständigen, und wir hatten uns köstlich darüber amüsiert, wenn niemand sonst im Raum wusste, worüber zum Teufel wir da eigentlich redeten. Ihn nicht mehr an meiner Seite zu haben, zwang mich langsam wieder dazu, zu realisieren, dass ich nun allein war und kein Teil eines Paars.
Allein zu sein war … merkwürdig. Rob war seit knapp zwei Jahren tot, und immer noch ertappte ich mich in den ungewöhnlichsten Situationen dabei, dass ich mich umdrehte, um etwas zu ihm zu sagen. Obwohl das seit ein paar Monaten weniger oft vorzukommen begann. Ich kann nicht genau sagen, wie ich mich dabei fühlte. Schuldig? Oh mein Gott, ja! Aber ich wusste, es bedeutete, dass ich endlich anfing, darüber hinwegzukommen. Ich hatte niemandem etwas von diesem Sinneswandel erzählt. Stattdessen zog ich mich an diesen stillen Ort in meinem Kopf zurück, sprach weniger, beobachtete mehr. Es war anders. Ich schätze, ich war anders geworden, mehr aus Notwendigkeit heraus, als aus irgendeinem echten Verlangen nach Veränderung.
Wir hatten gewusst, dass seine Zeit zu Ende ging, und den letzten Monat seines Lebens dazu genutzt, einfach die Momente zu zweit zu genießen. Es war bei einem unserer zahlreichen Ausflüge an den Strand gewesen, als er mir den Brief überreichte.
»Was ist das?« Meine Finger waren feucht von der Gischt und klebrig von dem Eis, das ich gerade verputzt hatte. »Wenn das so eine Art Abschiedsbrief sein soll, wo du mir Tipps gibst, wie ich ohne dich weiterleben soll, dann kann ich ihn nicht lesen.«
Das brachte ihn zum Grinsen. »Nein, er ist nicht kitschig oder so was. Aber ja, er ist für die Zeit, wenn ich nicht mehr da bin.«
»Rob …«
»Lyssa, hör mir zu. Es ist nicht, was du denkst, versprochen.« Er holte geräuschvoll Luft und blies die eingefallenen Wangen auf. »Mit wie vielen Männern hast du bisher eigentlich geschlafen?« Die Meeresbrise ließ sein Hemd flattern, und die Sonne brachte seine braunen Augen zum Funkeln. Wenn er noch Haare gehabt hätte, wären sie ihm aus der Stirn geweht worden. Wie gern hätte ich ihm noch ein einziges Mal durchs Haar gestrichen! »Und wenn du sagst, mit mehr als einem, dann werde ich nicht sauer sein, versprochen.«
»Jetzt komm schon! Du weißt genau, dass du der einzige Mann bist, mit dem ich je zusammen war.« Wir hatten nach unserer Hochzeit viel darüber gesprochen. Rob fühlte sich ein wenig schuldig, weil ich keine Gelegenheit gehabt hatte, mich auszutoben. Irgendwie glaubte er, ich würde mich wegen meiner mangelnden Erfahrung eines Tages langweilen oder es ihm irgendwann übel nehmen.
Der Idiot.
»Genau das meine ich.« Er nahm meine Hand und drückte mir den Umschlag erneut in die Handfläche. »Mach ihn erst auf, wenn du dazu bereit bist. Verdammt, vielleicht willst du ihn auch nie aufmachen. Es ist nur …« Er drückte meine Finger, doch zum ersten Mal seit langer Zeit konnte er mir nicht in die Augen sehen. »Ich weiß, du hast gesagt, dass du nicht glaubst, je mit einem anderen zusammen sein zu wollen.«
»Tu ich auch nicht.« Schon der bloße Gedanke machte mich krank.
»Baby, du solltest nicht allein bleiben. Du hast zu viel Licht und Liebe in dir. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du ganz allein bist, niemanden hast, um die Freude, die du zu geben hast, mit ihm zu teilen. Nein. Ich kenne dich. Es wird eine Zeit kommen, in der du erkennst, dass du bereit für etwas Neues bist …«
»Nein.«
»… und ich weiß, dass du deswegen ein schlechtes Gewissen haben wirst. Du wirst deine Gefühle ignorieren, solange du kannst, und denken, dass du niemanden brauchst. Und dann wird etwas passieren. Du wirst jemanden sehen und insgeheim denken: hübscher Arsch, Junge, und das war’s dann. Auch wenn du dir deswegen die Augen ausweinst, wird dir klar werden, dass du bereit bist.«
»Oh bitte! Ich würde nicht weinen.« Weil es nicht passieren würde. Niemals. »Nicht wegen einem hübschen Arsch.«
Er kicherte, und endlich sah er mir in die Augen. »Du wirst bestimmt weinen. Aber dann wirst du dich an diese Unterhaltung erinnern und wissen, dass ich recht hatte. Also sage ich jetzt schon: Hab ich’s dir doch gesagt. Und wenn es dann so weit ist, will ich, dass du diesen Brief nimmst und ihn aufmachst.«
»Rob …«
»Es geht darin um Sex.«
Mit offenem Mund starrte ich ihn an. »Was?«
»Nur ein paar Ideen in Sachen Sex, die ich für dich hatte, wenn ich nicht mehr da bin. Um wieder in den Sattel zu steigen. Den Cowboy zu reiten. So was in der Art.«
Ich war noch nicht bereit, mir vorzustellen, dass er nicht mehr da sein würde, geschweige denn mit irgendeinem anderen Sex zu haben. »Ich will nicht mehr darüber reden. Im Ernst, halt die Klappe oder ich hau dir eine rein!«
»Okay.«
Doch er ließ mich den Brief nicht vergessen. Immer wieder versuchte er, mit mir darüber zu reden, aber jedes Mal blockte ich ab. Als ich den Umschlag zwischen einem Stapel Dokumente im Schrank versteckte, fand er seinen Weg zurück auf meine Kommode. In der Schachtel im Keller mit Papieren, die älter waren als ich? Tauchte er wie von Zauberhand auf meinem Schreibtisch auf. In der Recyclingtonne? Wieder auf der Küchenzeile. Ich hätte dieses Spiel noch weiterspielen können, doch dann ging es Rob schlechter, und der Brief und was darin geschrieben stand, war das Letzte, woran ich dachte.
Der Krebs siegte.
Und ich war plötzlich allein.
Es war eigentlich nicht so schlimm, wie ich zuerst angenommen hatte. Fast das ganze erste Jahr lang dachte ich ständig an Rob und vermisste ihn schrecklich. Ich funktionierte, arbeitete, ging aus, doch ich machte alles nur wie auf Autopilot. Ich weinte mehr Tränen, als ich je für möglich gehalten hatte. Meine Brust schmerzte und mein Magen rumorte. Wenn ich mich nicht krank fühlte, dann gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Ich konnte nicht einmal so tun, als wäre ich in der Lage, mich zu konzentrieren, aber meine Freunde und Arbeitskollegen sprachen mich nie auf meine Zerstreutheit an.
Dann tauchte ich allmählich aus der Versenkung auf und fing wieder an zu leben. Ich vermisste Rob noch immer und dachte täglich an ihn, aber die Enge in meiner Brust ließ nach. Das war der Moment, in dem die Schuldgefühle einsetzten. Wenigstens hatte er mir schon prophezeit, dass es so kommen würde.
Ich hörte eine Zeit lang auf, unsere Freunde zu besuchen. Sie hatten sich daran gewöhnt, mich in der Einzahl als Alyssa zu sehen, nicht in der Mehrzahl als Rob und Alyssa, und diese Ungezwungenheit machte mich wütend darauf, dass sie immer noch Paare waren. Ihnen war ihr Leben nicht ohne Erlaubnis zerstört und entrissen worden. Sie lachten, waren fröhlich, während ich sie die ganze Zeit über nur anschreien wollte.
Also ging ich auf Abstand.
Das half. Ich konnte wieder zur Ruhe kommen, weinen, auf irgendwelche Sachen einschlagen, und allmählich arrangierte ich mich mit meiner Situation. Ich konnte wieder auf die Öffentlichkeit losgelassen werden und stellte keine Gefahr mehr für glückliche Paare dar.
Etwas, das mir bei der ganzen Sache half, war, meine Gewohnheiten zu ändern. Ich stellte alle Möbel in unserer Eigentumswohnung um, strich die Wände, hängte sogar ein paar neue Bilder auf. Rob hätte sie gehasst. Ich war selber nicht sonderlich begeistert, doch sie erfüllten ihren Zweck. Ich fing an, in ein neues Café einen halben Block weiter entfernt zu gehen. Auf dem Weg dorthin sah ich neue Leute, lächelte über einen Straßenkünstler, der immer dieselben drei Lieder auf seiner Gitarre spielte, musste einem neuen Barista namens Len beibringen, wie ich meinen Kaffee mochte. Alles bestens.
Im Juni hatte ich das Schlimmste überstanden. Es hatte beinahe zwei Jahre gedauert, doch nun wusste ich, dass es mir gut gehen würde.
Das war der Moment, als es passierte.
Ein neuer Typ zog in den Wohnkomplex ein.
Das Gebäude war früher mal eine Schule gewesen, jede Wohnung bestand aus drei umgebauten Klassenzimmern. Rob hatte es toll gefunden, dass wir einen funktionierenden Trinkwasserbrunnen draußen direkt neben unserer Eingangstür hatten. Zum Spaß hatten wir die Wohnungen nach Studienfächern benannt. Wir waren Englisch, wegen der schieren Unmenge von Büchern, die wir besaßen. Mr und Mrs Le Page waren Französisch, die Familie Chin war Hauswirtschaft und so weiter und so fort. Der Neue war in Touristik eingezogen. Seine Wohnung war im Besitz einer Firma, die dort ihre Außendienstmitarbeiter für einen längeren Zeitraum unterbrachte. Sie lag gleich den Flur entlang gegenüber von unserer Wohnung.
Nein, meiner Wohnung.
Und er hatte einen hübschen Arsch.
Ich wusste das, weil das Erste, was ich von ihm sah, seine Rückansicht war, als er gerade gebückt einen großen Umzugskarton durch seine Eingangstür schob. Seine Jeans spannte sich straff, während er sich mit langen Beinen gegen die schwere Last stemmte. Ich wusste nicht, wie lange ich dort gestanden hatte, ohne meine Tür aufzuschließen. Er musste meinen Blick auf sich gespürt haben, denn er schaute über seine Schulter und lächelte.
Ich erschauderte. Sogar auf die Entfernung spürte ich die Intensität seines Blicks.
Dann hörte ich Robs Lachen in meinem Kopf, dieses leise Glucksen, wenn er wusste, dass er eine Auseinandersetzung für sich entschieden hatte. Ich musste zusehen, dass ich in meine Wohnung kam, bevor ich mich noch mehr zum Trottel machte. Also winkte ich dem Kerl kurz zu und beeilte mich, den Schlüssel ins Schloss zu fummeln. Ich wusste, dass er mich beobachtete, was das Ganze zu einer regelrechten Herausforderung machte. Klick, wusch, peng, und ich war endlich drin und in Sicherheit. Aufatmend lehnte ich die Stirn an die Tür und sann kurz darüber nach, wie hoch wohl meine Wahrscheinlichkeit stand, vor Scham tot umzufallen. In Anbetracht meines gegenwärtigen Zustands würde ich schätzen, vierzig Prozent.
Der Typ hatte einen wirklich hübschen Hintern.
Das war der Moment, in dem ich mich an meine Unterhaltung mit Rob am Strand und seinen Brief erinnerte. Ich fühlte mich schuldig, doch dieses Schuldgefühl war nicht annähernd so stark, wie es einmal gewesen war. Entschlossen stieß ich mich von der Tür ab und ging langsam ins Schlafzimmer. Der Umschlag war in meiner Unterwäscheschublade, tief unter meinen BHs und Höschen vergraben – was Rob sicher gefallen hätte. Ich hatte schon eine ganze Weile nicht mehr an ihn gedacht, aber anstatt bei der Aussicht, ihn zu öffnen, traurig zu werden, verspürte ich ein seltsames erwartungsvolles Kribbeln.
Den Brief in Händen setzte ich mich auf den Bettrand. Auf dem Umschlag waren immer noch die Flecken meiner eisverschmierten Finger. Schokolade-Karamell. Ich strich mit dem Daumen darüber.
Nichts sonst zierte die Vorderseite des Umschlags, keinerlei Anzeichen auf seinen möglichen Inhalt. Ich schnaubte kurz, dann leckte ich mir nervös über die Lippen und schob schließlich den Finger unter den Rand, um das Papier aufzureißen.
Im Innern des Umschlags verbarg sich ein einzelnes Blatt Papier, das um einen Stapel Karteikarten gewickelt war. Den Karten schenkte ich vorerst keine Beachtung, sondern faltete den Brief auseinander. Es dauerte einen Moment, bis ich ihn lesen konnte. Das hier war etwas Neues von Rob, und mein Herz brach noch etwas mehr. Unsichtbare Finger schnürten mir die Brust zu.
Alyssa,
ich liebe Dich. Und ich weiß, Du liebst mich. Ich bin froh, dass Du bereit bist, Dein Leben weiterzuleben und wieder ein wenig Spaß zu haben. Aber ich kenne Dich auch gut genug, um zu wissen, dass Du Dich nur zaghaft ein wenig vorwagen und dann wieder zurückziehen wirst. Tu das nicht. Und um Gottes willen, geh auch nicht sofort wieder eine ernste Beziehung ein! Ich war immer der Meinung, dass Du Dir nicht genug Zeit genommen hast herauszufinden, wer Du als Mensch bist, bevor aus uns ein Paar wurde. Wir haben uns Hals über Kopf in eine Beziehung gestürzt, und zu unserem Glück hat sie funktioniert, und es war fantastisch.
Du hast immer gesagt, Du hast es nie bereut, so jung mit mir zusammengekommen zu sein, aber Du warst auch nie mit einem anderen aus. Du hast mit keinem anderen geschlafen. Ich habe Dir die Chance auf diese Erfahrung genommen, und es tat mir immer leid, dass Du nie die Gelegenheit hattest, Dich auszuprobieren. Ich möchte Dir meine Erlaubnis geben, loszuziehen und zu experimentieren. Spaß zu haben. Rumzumachen und Dich nicht im Geringsten deswegen schuldig zu fühlen.
Außerdem dachte ich, dass ich Dir ein paar Vorschläge anbieten könnte, wie Du am besten damit anfängst.
Tu mir den Gefallen, okay?
Ich hatte in letzter Zeit ziemlich viel Zeit. Wenn Du nicht da warst, habe ich mich mit diesem kleinen Projekt beschäftigt. Ich nenne es Alyssas 30 Tage für die Liebe. Bitte hab nicht an dreißig Tagen hintereinander Sex, denn dann wäre ich eifersüchtig. Eigentlich nicht wirklich. Wenn Du kannst, nur zu! Aber im Ernst, ich wäre eifersüchtig.
Jedenfalls, selbst wenn Du diese Karten nicht benutzt, hat es mir eine Menge Spaß gemacht, mir auszumalen, wie Du sie nachspielst. Du wirst sie lesen und Dir denken: Oh mein Gott, das sind ja totale Männerfantasien! Schon okay. Das sind sie auch. Ändere sie ruhig ab, wenn Du willst.
Sogar wenn Du nicht bei mir warst, hast Du mich glücklich gemacht. Jetzthöreich aber auf, bevor ich noch sentimental werde. Geh und lass Dich flachlegen und genieß den versauten Sex!
Ich liebe Dich, Baby.
Rob
Ich musste lachen. Das war so typisch Rob. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie er sich Ideen für seine Karten ausdachte, während er seine Chemo bekam. Wenn ich so darüber nachdachte, erklärte das die meisten Pop-ups, die ich nach seinem Tod von seinem Laptop hatte löschen müssen.
Sexkarten. Er hatte mir verdammte Sexkarten geschrieben! Ich verliebte mich auf der Stelle neu in ihn. Mein bester Freund und Geliebter gab mir aus dem Grab heraus Ratschläge, wie ich etwas mit anderen Männern anfangen sollte. Der Gedanke war eine Mischung aus schräg und süß, die perfekte Beschreibung für ihn.
Mit zitternden Fingern blätterte ich die Karten durch. Tränen traten mir in die Augen, aber ich konnte nicht aufhören zu kichern. Wäre er noch hier gewesen, hätte ich ihn dafür, dass er mich dermaßen durcheinanderbrachte, in den Arm geboxt. Immer noch lachend überflog ich den Kartenstapel weiter. Bei einigen davon erwartete er doch wohl nicht im Ernst, dass ich das machte? Einen Dreier. Sex in der Öffentlichkeit. Fesselspiele. Sex mit einem Vibrator in meinem Hintern.
Das klang ehrlich gesagt interessant.
Schließlich kehrte ich zur ersten Karte zurück und betrachtete sie eingehend. Oben auf jede Karte hatte er in Druckbuchstaben 30 Tage für die Liebe geschrieben, und direkt darunter den Tag, den sie repräsentierte. Diese hatte Eins oben stehen und nur ein einziges Wort in seiner unordentlichen Handschrift in der Mitte der Karte. Obwohl es die einfachste Aufgabe zu sein schien, hatte ich leichte Bedenken, mit diesem verrückten Spiel anzufangen.
Masturbiere.
Das war etwas, worauf ich schon so lange verzichtet hatte, dass ich mich fragte, ob mein Körper überhaupt noch wusste, wie es ging.
Draußen dämmerte es, und bald wäre es Zeit zum Schlafengehen. Erinnerungen an Rob und der hübsche Arsch des Neuen schwirrten in meinem Kopf herum. Meine Brustwarzen wurden empfindlich und rieben am Stoff meines BHs, als ich mich auf der Matratze zurücklegte.
Eigentlich war es doch halb so wild. Es war nicht einmal richtiger Sex. Nicht wirklich.
Masturbiere. Das konnte ich. Auf jeden Fall.
Bei einigen der anderen Karten allerdings hatte Rob meine Abenteuerlust womöglich ein wenig überschätzt. Aber wenigstens diese eine Sache hier konnte ich tun. Ich nahm die Tag-eins-Karte, legte die anderen auf meinen Nachttisch und ging hinaus in die Küche, um mir etwas zu essen zu machen.
Es war nur eine einzige Sache. Ich brauchte nicht alles zu tun, was auf diesen Karten stand. Verdammt, und wenn ich je auch nur diese eine Sache machte, wäre es schon eine Veränderung zum Positiven.
Früher hatte ich Sex geliebt. Wir hatten einander genossen, erforscht und Spaß miteinander gehabt, wann immer wir konnten. Für Kinder waren wir noch nicht bereit gewesen, was uns jedoch nicht davon abhielt, bei jeder Gelegenheit zu üben. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr erkannte ich, dass es mir fehlte. Ich war es leid, mich leer und allein zu fühlen.
Ich konnte das hier tun.
Also ließ ich das Geschirr auf dem Tisch stehen, nahm die Karte und ging ins Badezimmer. Wenn ich dieser Sache ernsthaft eine Chance geben wollte, dann würde ich es auch richtig machen. Und das bedeutete, ich müsste mich darauf vorbereiten.
Wasser strömte über meinen Körper, was meine Finger leicht über meine Haut gleiten ließ. Ich nahm mir Zeit und benutzte einen Waschlappen anstelle meines üblichen Luffa-Schwamms. Die Dusche war nie ein Ort gewesen, an dem ich mich selbst befriedigt hatte, aber ich wusste, wenn das hier funktionieren sollte, wenn ich Robs Karten ernst nehmen wollte, dann musste ich wie bei allem anderen in meinem Leben meine Gewohnheiten ändern.
Also kein Entspannen im Bett, wo wir einst so viel Spaß gehabt hatten.
Nachdem ich mich schnell abgebraust hatte, hängte ich den Waschlappen an den Haken und wusch als Nächstes mein Haar. Ich hatte schon immer eine Schwäche dafür, am Kopf berührt zu werden, für Finger, die über meine Kopfhaut fuhren. Früher hatte manchmal schon ein Friseurbesuch ausgereicht, um mich so anzutörnen, dass ich mich auf Rob stürzte, sobald ich zur Tür hereinkam. Anders als sonst während der ganzen letzten zwei Jahre nahm ich mir diesmal Zeit und ließ meine Fingernägel über meine Haut wandern, bis ich erschauderte.
Shampoobläschen glitten an meinem Hals hinunter und fielen auf meine Brust. Ich verstrich den Schaum über meinen Brüsten, deren Warzen bereits hart waren, als ich sie berührte. Einen Moment lang war nichts von dem lustvollen Kribbeln zu spüren, das sich sonst immer eingestellt hatte, wenn ich mich berührte. Wieder streichelte ich die Spitze und kniff und rollte die empfindsame Haut zwischen Daumen und Zeigefinger.
Es war schwer, mein Gehirn auszuschalten und einfach nur zu fühlen. Entschlossen schob ich das, was ich empfand, die Einsamkeit, einfach alles beiseite und erlaubte meinem Körper, die Führung zu übernehmen. Ich fuhr mit dem Fingernagel über meinen Nippel und schnippte zweimal hart dagegen.
Ein Keuchen entschlüpfte mir, bevor ich es überhaupt bemerkte. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit war ich erregt. Ich hatte mir viel zu lange nicht erlaubt, irgendetwas anderes als Wut und Trauer zu spüren. Es war, als hätte ich ein Fenster aufgestoßen und eine kräftige Brise wehte herein.
Ich hasste es, wenn Rob recht hatte.
Ich drehte mich um, spülte das Shampoo aus meinem Haar und massierte die Spülung ein. Die glitschige Flüssigkeit war perfekt für das, was ich vorhatte. Mit dem Rücken zum Wasserstrahl legte ich die Finger auf meine Klitoris, umkreiste das anschwellende Fleisch und versuchte, mich zu entspannen und mich meiner Erregung hinzugeben.
Es fühlte sich gut an.
Mit der anderen Hand stützte ich mich an die Wand und schloss die Augen. Wassertropfen spritzten auf mich, doch ich ignorierte sie. Meine Welt konzentrierte sich auf die Stelle zwischen meinen Schenkeln, die Stelle, wo nur Rob gewesen war, und auf mein wachsendes Bedürfnis, etwas Lustvolles zu empfinden. Ich wählte einen einfachen Rhythmus, etwas, das mich bisher stets zum gewünschten Ziel gebracht hatte. Eine Weile funktionierte es. Mein Atem wurde schwerer, und ich begann zu zittern. Ich verstärkte den Druck und riskierte es sogar, die Finger in meinen schlüpfrigen Tunnel gleiten zu lassen, während ich mich daran erinnerte, wie es gewesen war, wenn Rob in mich stieß.
Kaum tauchte sein Gesicht in meinem Kopf auf, verflog die Erregung, die ich gespürt hatte. Eben hatte ich noch den Gipfel in Richtung Orgasmusland erklommen, und im nächsten Moment stürzte ich hinab in die Realität.
»Scheiße.« Ich lehnte mich mit der Stirn an die Wand. Das war ja nicht gerade ein befriedigendes Ergebnis.
Der Gedanke brachte mich zum Kichern. Dann fing ich an zu weinen.
Nikki schlug vor, am nächsten Samstagmorgen gemeinsam auf den Bauernmarkt zu gehen. Die Sommerluft war trotz der frühen Uhrzeit bereits so warm, dass ich mein Haar zu einem Dutt hochstecken musste. Ich liebte meine Schwester aus unzähligen Gründen, aber gerade jetzt hätte ich sie für ihre Fähigkeit, mich zum Lachen zu bringen, umarmen können.
»Oh mein Gott, schau dir das an!« Sie nahm eine Gurke von der Größe eines Arms und fing an, damit herumzuwedeln. »Damit könnte man einen umbringen. Oder eine sehr vergnügliche Nacht verbringen.« Sie drehte sich zu dem Verkäufer um und bezahlte. »Das Baby hier gehört mir. Hallo, mein Liebling! Ich werde dich mit nach Hause nehmen und ganz lieb zu dir sein.« Sie küsste die Gurke auf die Spitze.
»Du bist so was von versaut!« Die Vorstellung, dass meine Schwester es mit einer Gurke trieb, erinnerte mich wieder an mein eigenes Dilemma. Allerdings würde ich nicht ihrem Beispiel folgen und mir ein Date vom Gemüsestand kaufen.
»Was ist los?« Sie rempelte leicht meinen Arm an, während wir durch die sich lichtende Menge spazierten. »Gerade hast du noch breit gelächelt und jetzt nicht mehr. Ich will, dass meine kleine Schwester glücklich ist.«
»Ich bin glücklich.« Nein, war ich nicht.
»Nein, bist du nicht. Versuch nicht, mich zu verarschen. Ich bin Diplom-Psychologin und merke es, wenn Leute mir nicht die Wahrheit sagen.« Das war der Nachteil, eine Seelenklempnerin zur Schwester zu haben – sie wusste sofort, wenn etwas mit mir nicht stimmte.
Nikki hakte sich bei mir unter und zog mich zu einem Kaffeestand. Sobald ich mit einem großen schwarzen Kaffee versorgt war, suchten wir uns einen freien Tisch, um uns zu setzen. Nikki tätschelte meine Hand, bevor sie die Hälfte ihres Getränks in großen Schlucken in sich hineinkippte.
»Ich weiß echt nicht, wie du das trinken kannst, solange es noch so heiß ist.«
»Ich bin eben ein Freak.« Sie grinste. »Und du versuchst, vom Thema abzulenken. Also, was ist los?«
Meine Familie gab sich Mühe, das Thema Rob mir gegenüber nicht mehr anzuschneiden. Sie redeten mit mir über ihn, wenn ich von selbst die Sprache darauf brachte, aber das war’s auch schon. Ich wusste nicht, ob das daran lag, dass sie mich nicht aufregen wollten, oder ob sie einfach nicht wussten, was sie sagen sollten.
»Es ist ein bisschen seltsam.« Ich hatte mir angewöhnt, Robs letzten Brief mit mir herumzutragen, seit ich den Umschlag geöffnet hatte. Obwohl ich nicht mehr in Tränen ausbrach, fühlte ich mich immer noch ein bisschen verloren. Robs Worte so nah bei mir zu haben, machte alles irgendwie ein bisschen leichter. Nikki sagte nichts, als ich den Brief aus meiner Handtasche holte und ihn über den Tisch schob. »Der ist von Rob.«
Ihre Augen weiteten sich. »Und du hast ihn jetzt erst gefunden?«
»Eigentlich nicht. Er hatte mir schon davon erzählt … Am Strand. Er sagte, er ist für die Zeit, in der ich glaube, bereit für etwas Neues zu sein.«
Nikki hatte Rob wie einen kleinen Bruder geliebt, obwohl sie nur zwei Jahre älter als er gewesen war. Wir kannten ihn schon so lange, dass wir ihn damit aufgezogen hatten, er solle meinen Nachnamen Wood annehmen anstatt ich seinen Nachnamen Barrow. »Und, bist du’s? Bereit für etwas Neues?«
Sie klang skeptisch, was nicht wirklich überraschend war. Nikki hatte einmal erklärt, Rob und ich gäben ihr Hoffnung, eines Tages ebenfalls ihren Seelenverwandten zu finden. Im Augenblick war sie auf der Jagd nach Ehemann Nummer vier.
»Ich werde ihn nie vergessen. Und nein, ich bin nicht sicher, ob ich mich wieder auf die Suche machen will. Aber in dem Brief geht es nicht so sehr um Verabredungen, sondern vielmehr um Sex.«
Nikki zog die Augenbrauen hoch und nahm das Blatt Papier zögernd in die Hand. »Soll ich ihn lesen?«
»Würde ich ihn dir geben, wenn du es nicht solltest?«
»Und ob du das würdest, du Perverse. Oh mein Gott, er hat dir Sexkarten gegeben!«
Bei dem entsetzten Ausdruck auf ihrem Gesicht musste ich laut losprusten. »Du weißt, dass ich schon Sex hatte, oder? Oft.«
»Igitt, hör bloß auf!« Vorsichtig legte sie den Brief wieder auf den Tisch. »Kann ich mich trauen zu fragen, was auf den Karten draufstand?«
»Nur, wenn du fürs Leben gezeichnet werden willst.« Es war gut, so darüber reden zu können, ohne mit den Tränen kämpfen zu müssen. »Ich werde nicht gleich wieder anfangen, mich zu verabreden, aber …«
»Aber …«, Nikki drückte noch einmal meine Hand, »… du bist bereit für neue Erfahrungen. Er hat recht, weißt du. Du solltest wieder rausgehen und Spaß haben. Bei Sex muss es nicht um Liebe gehen. Es kann darum gehen, etwas spüren zu wollen. Berührt zu werden. All diese Glückshormone durch dein Hirn schießen zu lassen, damit du nicht durchdrehst und jemanden umbringst.«
»Ist bei dir wohl auch schon eine Weile her?« Ich grinste sie an, als sie mir die Zunge herausstreckte. »Ich weiß ja, dass du recht hast, und Rob auch. Ich werde nur einfach die Angst nicht los, dass ich es beim Sex nicht draufhabe. Was ihm gefiel, wusste ich. Und er kannte meinen Körper und was mich anmacht. Das haben wir durch gemeinsames Herumprobieren herausgefunden. Ich kann mir nicht vorstellen, das alles mit einem anderen noch mal neu herauszufinden.«
Das war der Knackpunkt meines Problems. Vielleicht läge die Sache anders, wenn ich vorher schon Verabredungen gehabt hätte, mit einem anderen intim gewesen wäre, aber so war es nicht gelaufen. Mein Leben war auf den Kopf gestellt worden. Ich konnte mich entweder weiter in Erinnerungen an die Vergangenheit verlieren und allein bleiben, oder ich konnte tun, was Rob von mir wollte, und offen für neue Erfahrungen sein.
Sosehr ich ihm auch treu bleiben wollte, war ich doch einsam.
»Weißt du was? Ich finde, du solltest es tun.« Nikki lehnte sich zurück und ließ den Blick über die vorbeiziehende Menge schweifen. »Ich meine, du und Rob habt perfekt zusammengepasst. Aber er hat schon auch recht damit, dass du dich nicht sofort wieder in eine Beziehung stürzen solltest. Wir könnten ein bisschen Spaß haben, durch die Bars ziehen, auf eine Single-Kreuzfahrt gehen, irgendwas, damit du wieder unter die Leute kommst und ein paar heißen Typen begegnest. Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen darüber machen, dass du gar nicht weißt, was sie im Bett wollen. Die meisten werden es dir nur allzu gern sagen.«
Rob hatte das nicht getan. Er war während unserer ganzen Ehe beim Sex überraschend schweigsam gewesen. »Seine erste Karte war etwas Einfaches, aber ich war nicht einmal fähig, das zu tun.«
»Was stand denn drauf?«
Scheiße, ich wollte diese Unterhaltung wirklich nicht in der Öffentlichkeit führen. Ich holte tief Luft und ignorierte mein wachsendes Unbehagen. »Er hat mir gesagt, ich soll masturbieren.«
Nikki blinzelte ein paarmal. »Du meinst, das hast du bisher nicht getan?«
»Nein. Sex stand in letzter Zeit nicht gerade ganz oben auf meiner Liste.«
»Ich weiß, aber … Im Ernst jetzt?«
Ich verdrehte die Augen. »Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber normalerweise habe ich nicht ständig Sex im Kopf.« Die Antidepressiva, die ich nach Robs Tod genommen hatte, waren dabei auch keine Hilfe gewesen. Dass ich sie inzwischen nicht mehr nahm, machte die Vorstellung von Sex wenigstens ein bisschen reizvoller.
»Scheiße.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wäre durchgedreht.« Sie schob die Tüte mit der riesigen Gurke zu mir rüber. »Die brauchst du eindeutig dringender als ich.«
»Spinnst du? Die benutze ich ganz sicher nicht.« Na ja, vielleicht um einen leckeren Gurkensalat zu machen, aber das wäre auch schon alles.
»Hast du denn etwas, das du benutzen kannst? Einen anständigen Vibrator und Pornos?«
Ich wusste, dass ich puterrot im Gesicht war. Bei der geringsten Gelegenheit rot anzulaufen war etwas, das ich an mir hasste. »Ich habe da was in meinem Nachtkästchen. Denke ich.«
Grinsend beugte Nikki sich dicht zu mir vor. »Wir sollten in den Sexshop gehen. Selbst wenn du was hast, geht es hier schließlich um Neuanfänge. Du brauchst ein paar neue Spielsachen. Welche, die nur für dich sind. Und Gleitgel. Und noch so einiges.« Sie stand auf und nahm ihre Sachen. »Na, komm!«
»Nein.«
»Los, Alyssa.«
»Nein.«
»Hör auf deine Schwester. Du brauchst das.«
»Ich werde nicht …«
»Doch, das wirst du.« Ich war auf den Füßen, bevor ich wusste, wie mir geschah. Nikki zog mich hinter sich her und hielt nur lange genug an, um ein Paar mit einem kleinen Kind anzusprechen. »Brauchen Sie einen Tisch? Wir sind hier fertig.«
»Ich hasse dich.« Tat ich nicht. Tatsächlich bekam ich endlich das Gefühl, dass ich die Sache in den Griff bekommen könnte. Dass ich mit Nikkis Hilfe in der Lage sein würde, den ersten Schritt in mein neues Leben zu wagen.
Offensichtlich hielt meine Zukunft eine Menge Vibratoren für mich bereit.
Aber keine Gurken!
Ich würde ja gern behaupten, mich im Sexshop bewundernswert geschlagen zu haben, aber das wäre gelogen. Mein Gesicht war puterrot, als ich unbeholfen die Verpackungen in den Regalen und den Wühltischen studierte.
Wann immer Rob und ich in der Vergangenheit etwas gebraucht hatten, war er es gewesen, der in den Laden gegangen war. Allein. Ich hatte mich immer zu sehr geschämt, mit ihm hineinzugehen. Nun, nicht nur das. Ich hatte mir auch Sorgen gemacht, dort jemandem über den Weg zu laufen, den ich kannte. Wie sollte man einem Arbeitskollegen erklären, warum man sich gerade einen Butt-Plug anschaut? Oder einen Umschnalldildo? Nicht, dass wir eins von beiden je benutzt hätten, aber schon die bloße Vorstellung, diese Unterhaltung zu führen, reichte, um mich abzuschrecken.
Doch nun besaß ich nicht mehr den Luxus, jemand anders das Kaufen erledigen zu lassen.
Nikki lachte mich die ganze Zeit über aus und fand geradezu perverses Vergnügen daran, mir Silikondildos unter die Nase zu halten. Sie war schon immer selbstsicherer als ich gewesen, sogar schon als kleines Kind. Das war eine ihrer nervigeren Eigenschaften.
Nikki drückte mir einen gewaltigen Penis in die Hand, der so groß war, dass er unmöglich in einen menschlichen Körper passen konnte. »Ich glaube, ich habe gefunden, was du brauchst.«
In dem Moment bog ein älterer Mann um die Ecke in unseren Gang. Einen klitzekleinen Moment lang hatten wir Augenkontakt, bevor sein Blick auf das fiel, was ich in der Hand hielt. Dann grinste er.
Schnell ließ ich das Ding fallen und drehte mich zu dem Regal hinter mir um. Vibratoren. Ja, der hier sieht doch gut aus. Die Verpackung versprach irgendwelche Aufsätze und neue multidirektionale Vibrations-Action. Klar, warum nicht? Ich drehte mich um und rannte damit zur Kasse. Lachend kam Nikki hinter mir her. »Du bist so ein feiges Huhn!«
»Ach, halt die Klappe!«
»Der taugt wahrscheinlich nicht mal was.«
Das Letzte, was ich im Moment gebrauchen konnte, war eine Lektion in Sachen Dildos von meiner Schwester. »Der ist völlig in Ordnung.« Ich hielt nicht an, bis ich die Kasse erreicht hatte.
»Wäre das alles?« Die Kassiererin war ein junges Mädchen, das aussah, als wäre es noch gar nicht alt genug, um hier zu arbeiten. Ihr braunes Haar war zu einem strengen Dutt frisiert und ihr Make-up makellos. Sie lächelte, als sie den Vibrator einscannte, als wäre das hier nicht der allerpeinlichste Kauf, den ich je getätigt hatte. »Haben Sie schon unsere Kundenkarte?«
»Ja und nein.« Ich wäre am liebsten gestorben.
Nikki ließ einen Haufen Zeug auf die Theke fallen. »Das alles nimmt sie auch noch. Oh, und den hier auch.« Eine DVD landete oben auf dem Haufen. »Ist ein guter Film.«
Das Mädchen nahm ihn, und ihre Augen weiteten sich. »Oh, den finde ich auch toll. Ist ein bisschen billig produziert, aber der Sex war großartig.«
Nikki gab einen äußerst seltsamen Laut von sich, den ich nur als Schnurren beschreiben konnte. »Der Pirat! Mit diesen Aufsätzen anstelle des Hakens …«
»Ja, der ist verdammt heiß.« Das Mädchen schnalzte mit der Zunge. »Der wird Ihnen gefallen.«
Tja, ich war tatsächlich gestorben und in der Hölle gelandet. »Danke.« Finster funkelte ich Nikki an, die nur unbeeindruckt zurücklächelte. »Das wäre alles.«
Ich hielt den Blick gesenkt, während ich der Kassiererin meine Kreditkarte reichte, und starrte auf die Tube mit prickelndem Gleitgel. Ich bezweifelte, dass ich irgendetwas von dem Zeug würde umtauschen können, deshalb betete ich, dass Nikki mich nicht aufs Kreuz gelegt hatte. Sprichwörtlich gesehen.
Nun, nachdem ich die Widrigkeiten des Sexshops überlebt hatte, stand ich schon wieder vor der gewaltigen Herausforderung, eine Tür öffnen zu müssen. Irgendwann würde ich diese grundlegende Fähigkeit hoffentlich wieder neu lernen. Während ich angestrengt auf der Suche nach dem Hausschlüssel in meiner Handtasche wühlte, eine Tüte voll Sexspielzeug unter den Arm geklemmt, zählte ich die Minuten, bis ich mich endlich ins Bett legen und ein Nickerchen machen konnte.
»Hey, soll ich dir das abnehmen?«
Beim Klang der eindeutig männlichen Stimme hinter mir fuhr ich erschrocken zusammen und ließ die Schlüssel fallen. Als ich mich umdrehte, fand ich mich von Angesicht zu Angesicht mit Mr Knackarsch wieder. Tags zuvor hatte ich nur einen kurzen Blick auf ihn erhascht, doch jetzt bot sich mir ungehinderte Sicht auf seine körperliche Vollkommenheit. Groß, mit der Statur eines Läufers, gefühlvollen braunen Augen und ordentlich geschnittenem schwarzem Haar. Als er näher kam, umfingen mich der Duft seines Aftershaves und ein Hauch von Kaffee. Ein brennender Stich des Verlangens fuhr mir in den Bauch, der auch meiner unteren Region nicht entging. Er war unschwer einer der attraktivsten Männer, denen ich im Leben so nahegekommen war.
Gott, machte mich das zu einer schlechten Ehefrau? Sorry, Rob.
»Ich wollte dich nicht erschrecken.« Er bückte sich und hob meine Schlüssel auf. »Ich habe dich letztens gesehen, als ich eingezogen bin, und wollte kurz Hallo sagen. Ich hatte noch keine Gelegenheit, einen meiner Nachbarn kennenzulernen.«
»Keine Sorge. Ich bin nur … Ich hatte einen komischen Tag.« Ich rückte die Tüte unter meinem Arm zurecht und betete, dass er das Logo des Sexshops nicht bemerkte. »Ich bin Alyssa Barrow.«
»Harrison Kemp.« Er grinste. »Meine Mom war Star-Wars-Fan.«
»Schön.« Ich drehte mich um und schaffte es, den richtigen Schlüssel zu finden und ins Schloss zu stecken, was jedoch nicht dazu beitrug, die Anspannung in meinem Körper zu lindern. Es war schwierig, tief durchzuatmen, ohne sich seiner Nähe deutlich bewusst zu sein. »Wie gefällt dir deine neue Wohnung? Hast du dich schon eingelebt?«
Im Haus war die Luft deutlich kühler als draußen, und mein T-Shirt und der Spitzen-BH trugen nur wenig dazu bei, meine nun steifen Brustwarzen zu verbergen. Na toll, ich könnte die vorwitzigen Dinger zwar mit meiner Tüte verdecken, aber dann würde ich meine Einkäufe zur Schau stellen. Oder ich könnte einfach nichts unternehmen und die Mädels ihre Anwesenheit kundtun lassen.
Ach, zum Teufel damit! Ich beschloss, mir ein Beispiel an Nikki zu nehmen und mich nicht darum zu kümmern, was Harrison denken mochte, ganz gleich, wie unwohl ich mich dabei fühlte.
»Es stehen immer noch überall Umzugskartons rum. Im Auspacken bin ich echt mies, das ist mir schon vor langer Zeit klar geworden. Mit ein bisschen Glück habe ich genau dann alles dort, wo es hingehört, wenn mein Vertrag für dieses Vertriebsgebiet ausläuft und ich wieder umziehen muss.« Er hielt mit mir Schritt, als wir uns auf den Weg zu unseren Wohnungen machten. Dabei glitt sein Blick nur kurz eine Etage tiefer, bevor er wieder zu meinen Augen zurückkehrte.
Ich straffte die Schultern und marschierte weiter neben Harrison her. »Das würde mich wahnsinnig machen. Mein Mann hat früher Sachen in Kartons aufbewahrt, nur um mich zu ärgern.« Ich blieb stehen und holte tief Luft. »Mein verstorbener Mann, besser gesagt.«
Harrison runzelte die Stirn. »Mein aufrichtiges Beileid.«
»Danke.« Es gab viele Leute, mit denen ich über Rob sprach, aber es erschien mir nicht richtig, mit Harrison über ihn zu reden. »Nun, hier wohne ich. Gewöhnlich treffen wir Eigentümer und Mieter uns einmal im Monat zu einer Versammlung in der alten Cafeteria. Die nächste ist kommenden Freitag. Wir sehen uns dann spätestens dort.«
»Wenn nicht eher. Ich werde in nächster Zeit ständig kommen und gehen, um irgendwelche Sachen zu kaufen. Ich habe zwar sicher alles irgendwo in einem Karton, aber du weißt ja, wie das ist. War schön, dich kennenzulernen, Alyssa.« Er lächelte, blieb jedoch nicht länger an meiner Tür stehen. »Noch einen schönen Abend!«
Die Luft in meiner Wohnung war stickig und schwer vom Duft meines Raumsprays. Der Drang zu lachen überwog nur knapp den Drang, mich zu übergeben. Ein heißer, süßer Kerl hatte mich angequatscht, während ich Sexspielzeug in einer Tüte mit mir herumtrug und vorhatte, ins Bett zu gehen, um mich selbst zu befriedigen.
Das einzig Positive daran, Harrison über den Weg gelaufen zu sein, war der zusätzliche Adrenalinschub, der nun durch meine Adern strömte. Er half hoffentlich dabei, meine Erregung anzuheizen, um bei meiner Aufgabe von Tag eins Erfolg zu haben. Wenn ich je mein Leben weiterleben wollte, dann musste ich meine Schuldgefühle in den Griff bekommen. Ich hatte mir selbst die Erlaubnis erteilt, Neues auszuprobieren, unbekannte Empfindungen zuzulassen. Ich musste Karte Nummer eins hinter mich bringen.
Verdammte Karte Nummer eins.
Diesmal machte ich mir nicht die Mühe, ins Schlafzimmer zu gehen, stattdessen schüttete ich den Inhalt meiner Tüte auf den Wohnzimmertisch. Zwei Tuben Gleitgel – einmal wärmend, einmal normal – ein Silikondildo, eine DVD, eine Schachtel mit einem vibrierenden … Ei? »Scheiße, Nikki!« Unter den anderen Gegenständen befand sich das eine Ding, das ich selbst ausgesucht hatte, wenn auch in aller Eile, die Schachtel mit einem Vibrator aus blauem Metall.
Als Rob und ich damals zusammengekommen waren, hatte ich auch schon einen Vibrator besessen, doch der war kein Vergleich zu dem hier gewesen. Dieser hier war lang, dick und mit einem gekrümmten Schaft, der, wie die Kassiererin behauptet hatte, direkt meinen G-Punkt stimulieren würde. Mich unter Garantie schreien und Sterne sehen lassen würde. Ich schloss die Augen und leerte meinen Verstand von allen Gedanken. Es war schwer, die Sturzflut an Emotionen anzunehmen, die mich durchströmte, aber ich tat es. Dann schob ich sie beiseite und machte mich bereit. Ich brauchte das hier. Ich war es mir schuldig.
Es war Zeit, mit der Show zu beginnen.
Ich stellte die Schachtel hochkant auf den Tisch, dann stand ich auf und zog T-Shirt, Shorts und Socken aus. Mein BH und das Höschen passten nicht zueinander – nicht, dass ich mir darüber dieser Tage allzu viele Gedanken machte – und waren eher nach Bequemlichkeit als nach Optik ausgesucht. Achtlos ließ ich meine abgelegte Kleidung fallen, nahm die DVD und ging damit zum Fernseher. Ich hatte in der Vergangenheit schon Pornos angesehen, aber nicht regelmäßig. Ich wusste, dass Rob ein paar Videos auf seinem Computer hatte, Sachen, die er sich ansah, wenn er scharf und ich zu müde oder zu wund gewesen war. Bis heute waren Pornos nicht wirklich etwas, das ich als wichtig für mein Sexleben betrachtete.
Die Hülle der DVD verkündete, dass es sich hier um eine Art Parodie auf einen großen Blockbuster-Streifen handelte. Nikki hatte mir auf der Heimfahrt versichert, dass es ein frauenfreundlicher Film war und er mir gefallen würde. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was der Unterschied zwischen Pornos für Männer und für Frauen war, deshalb würde ich ihr da einfach vertrauen müssen.
Nachdem ich die DVD in den Player eingelegt hatte, schnappte ich mir die Schachtel mit dem Vibrator und holte eine Schere aus der Küche. Es dauerte nur ein paar Minuten, ihn aus seinem Plastikgefängnis zu befreien und für den Einsatz zu säubern. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, war der Film bereits in vollem Gange.
Piraten. Da waren sexy Piraten auf meinem Bildschirm und entledigten sich ihrer Kleidung.
Okay. Damit konnte ich arbeiten.
Ich legte den Vibrator neben mich auf die Couch und wandte meine Aufmerksamkeit der Action auf dem Bildschirm zu. Der Mann war vor der Piratenkönigin auf die Knie gegangen und küsste sich langsam an ihrem Körper hinunter. Von der Frau kamen anerkennende Laute im Überfluss, leises Stöhnen unterbrochen von einem gelegentlichen Keuchen. Ich stellte die Füße auf den Couchtisch und ließ die Beine auseinanderfallen. Obwohl ich fest entschlossen war, Spaß zu haben, wollte ich das Ganze nicht überstürzen. Es gab keinerlei Druck, mich zu beeilen und fertig zu werden. Niemanden sonst, auf den ich Rücksicht nehmen musste. Es gab nur mich, meinen Körper und zwei sexy Piraten. Wenn ich nichts anderes tun wollte, als den Film anzusehen, dann war das auch in Ordnung. Oder ich konnte mich superschnell zum Orgasmus bringen und mich danach wieder um andere Sachen kümmern. Ich konnte egoistisch sein und brauchte mir um nichts Gedanken zu machen.
Cool.
Die gesamte erste Sexszene verstrich, ohne dass ich irgendetwas mit meinem Körper anstellte. Meine Brustwarzen waren unter dem Stoff des BHs steif geworden. Mit steigender Erregung wurde mein Höschen feucht. Dieser Porno hatte eine richtige Handlung, und ich fühlte mich von den Ereignissen in den Bann gezogen. Als sich die nächste Sexszene anbahnte und unser Held sich daran machte, die Heldin zu verführen, war ich bereit für Action.
Der Vibrator hatte ein angenehmes Gewicht, als ich ihn in die Hand nahm. Ich beschloss zu versuchen, die Handlungen des Helden im Film mit dem Spielzeug nachzuahmen. Ohne die Augen vom Bildschirm abzuwenden, fuhr ich mit dem Vibrator über meine Wange und meine Lippen, während sein harter Schwanz über das Gesicht seiner Piratin strich. Als sie den Mund öffnete und an dem steifen Schaft leckte und saugte, nahm ich das kühle Metall in den eigenen Mund. Ich fuhr mit der Zunge über die Spitze und erschauderte leicht bei dem metallischen Geschmack. Ich saugte fester, leckte der Länge nach am Schaft entlang und fuhr dann wieder mit der Spitze über meine Lippen, wobei ich mir die ganze Zeit den Piraten vorstellte.
»Ich muss an deinen üppigen Titten saugen.« Der Satz hätte mich eigentlich kichern lassen sollen, doch stattdessen stockte mir kurz der Atem und meine Mitte pulsierte. Da war etwas in seiner Stimme, ein Hauch von Kontrolle vermischt mit Lust, das etwas tief in mir zum Klingen brachte.
Auf dem Bildschirm stieß der Held die Heldin auf einen Teppich vor einem prasselnden Feuer. Er zog ihr die Bluse herunter und entblößte ihre Brüste, worauf die Frau den Rücken wölbte. Ich tat es ihnen gleich und zog das Vorderteil meines BHs herunter, ohne den Verschluss im Rücken zu öffnen, was meine Brüste nach oben drückte. Meine Brustwarzen waren hart und empfindsam. Als der Held sich von ihrem Hals hinunter zu ihrer Brust küsste, zog ich mit dem immer noch feuchten Vibrator ebenfalls eine Spur nach unten und umkreiste die erste Brustwarze, bevor ich zur zweiten weiterwanderte.
Mein Körper begann zu zittern, und ich wusste, dass ich nicht mehr lange in der Lage sein würde, mich zu zügeln. Es war eine Ewigkeit her, seit ich irgendeine körperliche Erfüllung verspürt hatte, die etwas mit sexueller Lust zu tun hatte, und nun, da ich mich darauf eingelassen hatte, konnte ich mich nicht zurückhalten. Zum Glück ließ mich der Pirat nicht lange warten.
Er entledigte seine Geliebte ihrer Kleider, also zog ich mein Höschen aus. Es war bereits feucht und trug den intensiven Moschusduft meiner Erregung. Ich ließ es zu Boden fallen und setzte mich mit weit gespreizten Beinen wieder in Position. Ich brannte darauf, den Vibrator einfach in mich zu schieben und einzuschalten, aber mir war klar, dass ich dann überhaupt nicht mehr lange durchhalten würde. Stattdessen fuhr ich langsam über meinen Bauch und umkreiste meinen Venushügel, bevor ich die Spitze endlich hinunter über meine Klitoris gleiten ließ.
Wäre der Vibrator eingeschaltet gewesen, wäre ich gekommen.
Stattdessen machte ich weiter, bis ich die Spitze in meine Vagina drücken konnte und die angenehme Dehnung meiner Muskeln nach all der Zeit spürte. Der Pirat auf dem Bildschirm war noch nicht ganz bereit, seine Geliebte zu nehmen, doch ich wartete nicht auf ihn. Ich griff mit der freien Hand nach unten und drehte das Ende des Vibrators, um ihn einzuschalten.
Ich keuchte auf, als die Empfindungen mich zum Leben erweckten. Halb glaubte ich, auf der Stelle zu kommen, doch mein Körper hielt dem Ansturm stand. Ich brauchte einen Augenblick, um mich darauf einzustellen, aber dann war ich endlich in der Lage, das Vergnügen entspannt und ohne Hast zu genießen. Ich fing an, den Vibrator pumpend ein- und aus zu führen und ab und zu neckend meine Öffnung zu umkreisen. Nach ein paar Sekunden drehte ich den Vibrator ein paar Stufen höher, um die Intensität zu steigern.
Mein Körper liebte es.
»Fick mich hart. Mach mich zu der deinen.« Die Heldin war jetzt auf allen vieren und stellte ihren Hintern und die frei schwingenden Brüste zur Schau.
Es waren hübsche Brüste. Groß und üppig, mit Nippeln, die nur darauf warteten, in den Mund genommen zu werden … Und wann zum Teufel hatte ich je auf Brüste geachtet? Wen interessiert’s? Genieß es einfach.
Während ich mich weiter selbst befriedigte, schnippte ich mit der Fingerspitze über meine Brustwarze. Das Gefühl ging in den überwältigend heftigen Vibrationen in meiner Vagina unter, aber ich machte weiter, im selben Rhythmus des stoßenden Metalls, und mein Atem verwandelte sich in ein Keuchen. Mit jedem Schnippen meiner Finger wurden meine Brüste empfindsamer.
Ich war jetzt ganz kurz davor. Die Muskeln in meinen Oberschenkeln zuckten unkontrolliert. Schweiß sammelte sich zwischen meinen Brüsten und in meinem Kreuz. Die beiden Piraten stöhnten laut, während er sie von hinten nahm. Ihre Haut war gerötet, und mir gefiel dieser wunderbare Anblick.
Mein Orgasmus lag zum Greifen nah. Ich wusste, was ich tun musste, wollte jedoch nicht, dass das Vergnügen aufhörte. Es würde mehr davon geben. Ein anderes Mal. Nimm es dir. Bitte.
Ich zog den Vibrator aus mir heraus, drückte die nasse Spitze auf meine Klitoris und kniff mich fest in die Brustwarze. Ein Atemzug, zwei, und ich schloss fest die Augen.
Die Wonne, die Erfüllung kam aus jeder Zelle meines Körpers. Eine Explosion, die mich von innen heraus in Stücke zu reißen schien, die Stille und Einsamkeit fortsprengte und durch Licht ersetzte. Ich schrie auf und bog den Rücken so weit durch, dass mein Hintern sich von der Couch hob. Zuerst verlor ich das Gehör, und dann verschwamm meine Sicht, als ich kraftlos zusammenbrach.
Ich konnte mich nicht erinnern, nach dem Sex schon einmal ohnmächtig geworden zu sein. Versteht mich nicht falsch, Rob hatte mir im Lauf der Jahre ein paar wirklich gute Orgasmen geschenkt, aber das hier war …
Herrgott, es gab nicht einmal Worte dafür, wie umwerfend das gewesen war! Ich hatte es endlich getan, alles beiseitegeschoben und etwas zurückerobert, das mir gehörte. Rob wäre begeistert. Verdammt, ich war völlig aus dem Häuschen! Ich wollte lachen, einen nackten Siegestanz quer durch die Wohnung aufführen, noch mehr von dem Film ansehen und ausprobieren, ob ich das noch mal schaffte. Das hieß, sobald ich wieder Energie dazu hatte, denn verdammt, war ich schläfrig!
Während ich so dasaß und versuchte, wieder zu Kräften zu kommen, wurde mir bewusst, dass jemand an meine Tür klopfte. Laut.
Mist, da war jemand. Und wollte verdammt noch mal auf der Stelle mit mir reden!
»Scheiße.« Ich schnappte mir Höschen und T-Shirt und schlüpfte hinein, während ich zum DVD-Player stolperte und ihn ausschaltete. »Einen Moment!«
Ich riss mir die Shorts hoch, ohne mir die Mühe zu machen, sie zuzuknöpfen, und spähte stattdessen durch den Türspion. Es war Harrison.
Ach du Scheiße!
Es war zu spät, so zu tun, als wäre ich nicht zu Hause, und ich hatte keine Zeit, kurz in den Spiegel zu schauen, um nachzusehen, ob ich immer noch ein Sex-Gesicht hatte. Mein Herz, das gerade noch wegen meines Orgasmus gehämmert hatte, hämmerte nun wegen des Gefühls drohenden Unheils. Tief durchatmend fuhr ich mir schnell mit den Fingern durchs Haar, bevor ich die Tür einen Spalt öffnete.
»Hi«, lächelte ich mit zitternden Wangen. Bitte bemerk es nicht! »Was gibt’s?«
Anstelle des charmanten Lächelns von unserer Begegnung von vorhin hatte Harrison eine besorgte Miene auf dem Gesicht, sein ganzer Körper war angespannt. »Geht es dir gut? Ich wollte gerade rausgehen, als ich einen Schrei hörte. Ich hätte schwören können, er kam aus deiner Wohnung.«
Ich brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass ich knallrot war. Oh Gott, ich hätte auf der Stelle tot umfallen können. »Ach so, ja. Mir geht’s gut. Danke.«
»Ich weiß, du wohnst hier allein, und da habe mir Sorgen gemacht, dass dir was passiert ist. Dass jemand in die Wohnung eingedrungen ist …« Er starrte mich ein paar Herzschläge lang an, und ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, was er sah. Gerötetes Gesicht, zerzaustes Haar, halb angezogen.
Seine Augen weiteten sich, und er öffnete die Lippen. Und schon geht ihm ein Licht auf! Jetzt würde ich also für immer als die, die so laut kommt, dass es alle hören bekannt sein. Na prächtig! Ob es wohl zu spät ist umzuziehen?