Adam & Eve - Mary Stötzer - Berlet - E-Book

Adam & Eve E-Book

Mary Stötzer - Berlet

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Beschreibung

So viele Dinge passieren Tag für Tag. Beschweren uns, machen uns krank, so dass wir manchmal vergessen wer wir eigentlich sind und nicht sehen wollen, dass das Versagen, das sich-nicht-okay-fühlen kein Makel ist sondern ein Teil von uns. Und das wir dennoch oder gerade deswegen wunderbar sind und wert geliebt zu werden. So wie Musikstudent Adam Owain, der unter der Last seiner körperlichen und seelischen Leiden in einem Kokon lebt den er zwar hasst, der ihm jedoch Sicherheit gibt. Bis er auf einer Party Eve begegnet. Wortlose Wärme strahlt sie aus, die Adam so gut tut, dass er sich wünscht es möge für immer so sein. Doch Eve ist noch mehr aber vor allem anstrengend. Denn sie zieht ihm Stück für Stück die schützende Decke weg und lässt ihn seine Schwächen umso härter spüren. Als er vor ihr flieht, macht er einen gravierenden Fehler der ihn in die Psychiatrie bringt. Doch Eve gibt nicht auf. Sie will Adam retten, auch wenn es bedeutet ihn zu verlieren.

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Für Vicky

und alle die den Kampf gegen ihre Krankheit nicht überlebt haben.

Triggerwarnung:

In diesem Kurzroman werden Sex, Drogen – und Alkoholgebrauch, Gewalt, selbstverletztendesVerhalten, Suizidgedanken und Schimpfwörter verwendet.

Mary S. Berlet

https://www.krebshilfe.de/

https://www.autoimmunhilfe.de/

https://www.fatigatio.de/

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/

© 2023 Mary S. Berlet

Website: https://www.mary-s-berlet.de/

Lektorat von: Manuela Hülfenhaus

Coverdesign von: VerukasFeenART, https:// verukasfeenart.de.tl/

Illustration von: VerukasFeenART

Verlagslabel: MS Verlag Obere Marktstraße 4 99867 Gotha

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des MS Verlages.

Inhalt

Cover

Widmung

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Adam & Eve

Cover

Widmung

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1

Kapitel 27

Adam & Eve

Cover

1

2

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4

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„Wie geht es denn deinem Musiker so?“, fragte Isebill, noch ehe sie richtig an dem kleinen Tisch in der Cafe-Bar Platz genommen hatte. „Student.“ erwiderte Eve . Bis eben, als ihre Freundin kurzfristig zusagte, sich mit ihr auf einen Kaffee zu treffen, freute sie sich noch auf das Treffen. Seit der Party neulich hatten sie sich nicht mehr gesehen. Das musste etwa drei Monate her sein. Aber herumgesprochen hatte es sich schnell.

„Was studiert er denn so lange? Ich meine wir sind doch längst aus dem Alter raus…“ Eve zog die Hand zurück, mit der sie den Arm Isebills berührte. War sie schon immer so bissig gewesen? Oder hatte sie heute einfach einen schweren Tag gehabt?

„Er studiert Musik im achten Semester und er ist erst 23. Möchtest du dir vielleicht mit mir eine Kleinigkeit zu Essen teilen?“ Vielleicht war es besser, Isebill erst einmal ein Grundbedürfnis zu erfüllen, ehe sie direkt nach dem Hallo in einen Streit verfielen? Gebäck war für vieles eine Lösung oder Grundlage. „Scones?“, hakte Eve nach. Isebill nickte: „Warum nicht? Ich habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Heute war die Hölle los. Warum kommen diespeziellen Fälle immer am Abrechnungstag rein?“ Die Bedienung unterbracht das Gespräch, als sie an ihren Tisch kam, um die Bestellung aufzunehmen. Isebill bestellte Tee und Scones mit Erdbeerkonfitüre und Creme. Eve Milchkaffee und einen Orangensaft.

„Hattest du einen nervigen Tag?“ fragte Eve besorgt. Sie kam sich furchtbar selbstsüchtig vor, ihre Freundin wegen ihrer Probleme her bestellt zu haben, obwohl deren Terminkalender sicher genauso voll war wie ihr eigener. Eine Hebamme hatte immer viel zu tun und jede Menge Verantwortung. Es war eine blöde Idee und es war übertrieben, sie wegen ihres Problemchens zu belästigen. Isebill winkte ab: „Wehenschreiber, Last-Minute-Beratung und zwei Fehl-Alarme. Aber erzähl: Wie geht es dir eigentlich? Du siehst müde aus.“ Man sah ihr also die durchwachten Nächte an: „Geht so. Wenig geschlafen.“ Sie presste ein Lächeln hervor, bemüht es möglichst echt wirken zu lassen. Isebill grinste verschmitzt: „Oh! Wilde Nächte? Hat er genug Feuer, der Jungspund oder ist er anstrengend und ackert bloß stundenlang?“

Eves Wangen röteten sich. So dachten die Leute in ihrem Umfeld darüber? Das Alter war der Aufhänger für das Weglächeln das irgendwie jeder in ihrer Gegenwart plötzlich an den Tag legte, wenn sie ein Gespräch beginnen wollte. „Nein, ich schlafe einfach schlecht.“ Die Lust war ihr nun endgültig vergangen über ihr eigentliches Problem zu reden. Doch Isebill zog ernst die Stirn kraus: „Ach sooo… Verstehe. Wie lange bist du schon drüber?“ „Was?“, schnippte ihre Stimme in die Höhe. „Schätzchen, du bist nicht die erste und wirst auch nicht die letzte Frau sein, die im Eifer des Gefechts den Gummi vergisst und ein Kerl denkt nun mal selten weiter als bis zu seiner Penisspitze. Ich muss nur wissen, wie lange schon?“ Isebill beugte sich verschwörerisch über den Tisch.

„Ich bin nicht schwanger, Isi!“ „Nicht?“

Ihre Bestellung kam und unterbrach das Gespräch ein weiteres Mal. Als die Bedienung die Etagére mit den Scones auf den Tisch stellte, rümpfte Eve die Nase und erntete damit einen skeptischen Blick von ihrer Freundin. „Nein.“ raunte Eve, rührte energisch zwei Löffel Zucker in ihren Milchkaffee, bis die Bedienung bemerkte, dass die beiden Frauen lieber ungestört weiter reden wollten und hastig das Tablett auf die Tischkante stellte um zu verschwinden.

„Was hat er dann angestellt? Es hat doch was mit deinem… „Wie heißt er noch?“ zu tun.“ Ja, das hatte es - aber ganz bestimmt nicht so, wie Isebill glaubte.

Als Eve ihm das erste Mal begegnete, wollte sie verschnaufen vom Leben. Ausbrechen und in Ruhe gelassen werden.

Adam - kein richtiger Name für einen Typen. Adam - kein richtiger Typ für irgendwas. Er seufzte so tief als habe er die Luft aus den Zehen hochgezogen oder von noch tiefer unter dem Boden. Einsachtzig tief. Komisch, er war einsachtzig groß. Wenn er aufrecht in einem Grab stünde würde man unglaublich viel Platz sparen und er käme sich vor wie eine Kartoffel, die einfach nur gepflanzt worden war um auszutreiben. Andere Kartoffeln bilden, Wurzeln, grüne Triebe, die sich an die Oberfläche schieben, der Sonne entgegen. Wie würden die Blüten aussehen, die er trieb? Waren Kartoffeln nicht Zierpflanzen, als man noch nicht wusste, dass man die Knolle unter der Erde essen musste und nicht die giftige Beeren, die sich aus der Blüte entwickelten?

Adam klammerte sich an das Shirt in seinen Händen, während ein kalter Luftzug seinen nackten Rücken erschaudern ließ. Wieso dauerte das so lange?

Endlich schloss die Ärztin die Tür hinter sich, breitete seine Krankenakte auf dem Tisch aus und vertiefte sich mit zusammen gezogenen Brauen in die Karteikarten. „Hm“, machte sie nach einer Weile, als bemerkte sie erst jetzt den jungen Mann in ihrem Untersuchungszimmer. „Sie können sich wieder anziehen, Mister Gwain.“ „Es heißt Owain!“, korrigierte er mit einem schüchternen Lächeln, was sie nicht beachtete. Sie nickte nur und erklärte ihm die Ergebnisse seiner Untersuchung, ohne den Blick von der Karteikarte zu wenden, als wage sie nicht, ihm dabei ins Gesicht zu sehen: „Ihre Entzündungswerte sind sehr hoch. Ich werde ein Screening veranlassen. Damit wir einen positiven onkologischen Befund ausschließen können. Und falls doch, wird noch genügend Zeit sein die nötigen Therapien zu veranlassen. Seit wann haben Sie die Beschwerden?“

Es war jedes Mal das selbe. Jeder Test ergab etwas Neues. Die Symptome wurden verschwommen gedeutet, weitere Tests angesetzt. Ein weiterer Seufzer von ganz tief unten bahnte sich an, der ihm die Antwort erschwerte: „Die Schmerzen und die Müdigkeit seit ungefähr einem halben Jahr. Ich war vor vier Wochen schon mal hier, wie Sie sicher in der Akte lesen können. Damals haben Sie gesagt…“ „Jaja, das sehe ich Mister Gwain. Ihre letzte Testreihe war nicht eindeutig. Aber Sie haben doch Medikamente bekommen gegen die Schmerzen? Starke Medikamente. Nehmen Sie die noch? Und…“ Sie las weiter. „Hatten Sie bereits einen Termin bei einem Neurologen wegen Ihrer Schlafstörungen? Wenn Sie besser schlafen, hört die Müdigkeit auf.“ Er presste die Finger fest an die Nasenwurzel bis seine Augen brannten. Angestrengt schluckte er das Brennen hinunter: „Ich bin erschöpft, weil ich wegen der Schmerzen nicht schlafen kann. Weil ich keinen Sport machen kann, weil ich gar nichts mehr richtig machen kann. Die Tabletten scheinen nicht zu helfen. Und jetzt wollen Sie mich auf Krebs untersuchen lassen? Das letzte Mal war es eine Verspannung, ein Kater, obwohl ich so gut wie nie trinke. Eine Grippe, die nicht richtig ausgeheilt sei, war es davor. Ich habe mich mit Eukalyptusöl eingerieben bis mir schlecht davon wurde und ich Kopfschmerzen bekam. Dann hörte das Erbrechen tagelang nicht mehr auf. Ihre Antwort war: Magen-Darm-Infekt aber das war es nicht!“ Er steigerte sich in seinen Ärger hinein, konnte schon seinen Puls deutlich erhöht spüren.

Er zog sich das Shirt über den abgemagerten Oberkörper. „Mister Gwain, Sie hatten eine Reihe von Infekten. Das kommt schon mal vor, wenn man es mit dem Sport übertreibt und wie Sie unter ständigem Stress steht. Sie sollten sich mehr Ruhe gönnen und gesünder ernähren. Hier.“ Sie legte ihm eine Broschüre über Vitamine und Mineralstoffe bei erhöhtem Bedarf für Leistungssportler vor. Adam starrte ungläubig darauf. Diese Masche funktionierte vielleicht bei anderen Patienten aber er wusste genug über seine Psyche, dass Stress ihn nicht Monatelang sterbenskrank ans Bett fesselte. Die Tiefs und Hochs wechselten sich trotz allem in immer kürzeren Phasen ab. Er fühlte sich, als führe er Achterbahn mit angezogener Handbremse und das Kreischen der Räder auf den Schienen riss sein Hirn in Fetzen, während er losrennen, den Wagen anschieben wollte. Aber die Kraft dafür floss unaufhörlich aus ihm heraus.

Es gab Tage, da war ihm seine Gitarre zu schwer. Dann legte er sie neben sich, streichelte die Saiten und den Korpus mit zittrigen Fingern und wünschte, sein Hirn hätte eine Aux- Buchse, die er direkt mit dem Instrument verbinden konnte. Weil er nur dann etwas anderes fühlte, als sein Versagen, sein langsames Zugrundegehen an etwas, dass nicht mal einen Namen hatte. Weil Töne und Worte sich wie Zahnpasta aus seinen Gedanken quetschten. Sie steckten wie ein stummer Schrei in seiner trockenen Kehle fest.

Gerade jetzt wieder, als er auf das Rezept und die Broschüre in seiner Hand sah: Ibuprofen, Diazepam und Physiotherapie zwei Mal pro Woche, der Verweis auf den Facharzt in der Onkologie in einer Woche. Der nächste Termin in vier Wochen.

Auf dem Weg nach Hause vermied er es in die Schaufenster zu sehen. Sein Spiegelbild schockierte ihn zu sehr. Ein Mann Anfang Zwanzig, der sich wie ein alter, gebrechlicher Krüppel fühlte und mehr und mehr auch so aussah. Adam zog die Kapuze seines Hoodies enger und senkte den Kopf. Schneller gehen. Zurück in die Wohnung, in seine Welt, die aus einem WG-Zimmer und zwei Fenstern bestand, hinter denen sich das Leben abspielte. Er war nur noch Zuschauer. Schon spürte er den aufkommenden Druck im Nacken, der sich alsbald über Schultern, Arme, den Torso und die Beine ausweiten würde. Eine pulsierende Corona aus Phasen von Ziehen und Brennen. Wenn sie ihren Gipfel erreichten musste er im Haus sein, sich zusammengekrümmt auf sein Bett legen und hoffen, dass ihm nicht übel wurde.

Im Treppenhaus wurde ihm übel. So schnell und heftig, dass er sich in den Schirmständer neben den Briefkästen übergab. Mit einem Film aus kaltem Schweiß auf der Haut schleppte er sich die Treppen hoch, stützte sich mit der Stirn am Türrahmen ab, um Luft zu holen und den Schlüssel zu suchen. Aufschließen mit klammen, zittrigen Händen. Kalt und Heiß. Fieberschübe, Herzrasen, hämmernde Kopfscherzen. Er fiel aufs Bett ohne sich auszuziehen, zu müde um die Schuhe abzustreifen. Zu müde sich um den nächsten Tag zu sorgen. Die Tabletten, die Wasserflasche, waren alles woran er noch dachte. Die Tür zum Hausflur blieb offen. Nicht zum ersten Mal.

Ein Stapel unbezahlter Rechnungen mit Kaffee-Rand-Kringeln flog beiseite. Eve suchte ihren Tacker und fluchte dabei: „In diesem Chaos kann doch niemand arbeiten!“ Keiner hörte ihr Klagen . Sie war allein im Büro der Physio-Therapie-Praxis. Seit Monaten schon musste sie ihre Stunden kürzen, weil die Praxis zwar überfüllt war aber trotzdem nicht genug Gewinne abwarf, um alle Mitarbeiter in Vollzeit zu beschäftigen. Davon wurde aber die Arbeit nicht weniger. Die Bürohilfe kam nur zwei Tage im Monat, eine Reinigungskraft konnten sie sich gar nicht mehr leisten. Also machte Eve die Abrechnung nach Feierabend umsonst und staubsaugte danach noch schnell den Anwendungsraum.

Ihr rechter Unterarm schmerzte wieder. Ein unangenehmes Ziehen, das, wenn es sich einmal eingestellt hatte, den ganzen Tag anhalten würde. Karpaltunnelsyndrom. Sie hatte schon längst vergessen, wann ihre Finger zum ersten Mal anfingen zu kribbeln nach einem arbeitsreichen Tag. Anwendungen, Massagen, wieder Anwendungen, Wechselbäder, Reizstrom. Natürlich für die Patienten. Ihre Hände waren in ständigem Gebrauch. Ihr rechter Arm konnte langsam dem einer Kugelstoßerin Konkurrenz machen. Sie schüttelte