Ahorn und Apfeltaschen - Annegret Hollenhorst - E-Book

Ahorn und Apfeltaschen E-Book

Annegret Hollenhorst

4,8

Beschreibung

Das Leben ist eine Baustelle. Die leere Kaffeedose am Morgen, der gestresste Ehemann, an dem mal wieder alles hängenbleibt und ein verregneter Sommer. Wie ein roter Faden ziehen sich die kleinen Katastrophen des Alltags durch die Geschichten. Situationen, wie wir sie vielleicht alle schon mal erlebt haben. Familienbande und skurrile Momente sowie Diätfrust und "Rote Rosen" im Fernsehen spiegeln den Zeitgeist von heute. Im Kontrast dazu lassen zahlreiche Rückblicke in die 50er und 60er Jahre die Zeit der langen Strickstrümpfe und strengen Moralvorstellungen lebendig werden. Ein hellsehender Pastor im Beichtstuhl, Mannsweiber und die BRAVO als Hüter der Moral - mit viel Lokalkolorit, voller Witz und Humor aber auch Tiefgang spannen die Geschichten einen Bogen zwischen dem Alltag in der modernen Gesellschaft und einer Kindheit in Ostwestfalen.

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Für

Guido, Fatima und Alexander

An solchem Tag ergreife ich den Zipfel,den mir Fortuna vor die Nase hält.Dann stürme ich bergaufwärts bis zum Gipfelund bohr ein Guckloch in das Himmelszelt.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Ahorn und Apfeltaschen

Hundert Prozent Arabica

Ein Sommer unter der Käseglocke

Schüsse aus dem Geigenkasten

Beten für die Seeligkeit

In fünf Minuten auf den Tisch

Der Sommer regnet

Gänseschnattern, Glockenschlag

Schützenfest

Frühstück im Café

Die Muselstunde

Urlaub in Kärnten

Rückreise ins Chaos

Im Wartezimmer

Geisterfahrt nach Bad Essen

Im Kino

Von Dur nach Moll

Möpkenbrot und Pängelanton

Die Beichte

Friedhofsgeflüster

Der Fuchspelz

An der Haltestelle

Modechic in allen Lebenslagen

Zucker für den Klapperstorch

Knöpfe

Morgensuche

Geschwindigkeit ist keine Hexerei

Sport alpin

In der Klinik

Sparbier

Sportlich, dynamisch, fit

Blitz und Donnerschlag

Im Parkbad

Grüß Gott, Erika

Doppeldienstag

Vorwort

Hatten Sie schon mal eine Baustelle direkt vor Ihrer Haustür? Drei Monate Lärm, Dreck und eine Straßensperre? Brauchen Sie nicht? Verständlich. Dennoch gab eine Baustelle den Anstoß zu diesem Buch. So eine Baustelle ist wie das tägliche Leben – oft nervig, aber niemals langweilig, denn ständig passiert ja irgendetwas. Die Baustelle und die Menschen in meiner Umgebung – Familie, Freunde, Nachbarn, die Frau am Gemüsestand oder der Bäcker nebenan – sie alle waren steter Quell der Inspiration für allerlei Geschichten und Gedanken, die beim Schreiben zahlreiche Ereignisse aus meiner Kindheit so lebendig wiederauferstehen ließen, als wären sie erst gestern passiert.

Dabei sind Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen durchaus beabsichtigt und keineswegs zufällig. Zwar habe ich die meisten Namen verändert, die Geschichten haben sich aber wahrheitsgemäß genau so zugetragen, wie ich sie beschrieben habe. Nur das, was nicht genau so passiert ist, habe ich ein wenig verändert. Aber lesen Sie selbst…

Annegret Hollenhorst

Ahorn und Apfeltaschen

Dienstag, 10. Juli 2012. Heute Morgen haben sie angefangen zu buddeln. Stand ja auch gestern in der Zeitung. Am 10. Juli der Beginn der Bauarbeiten, für voraussichtlich acht Wochen, mit Straßensperre. Zwei Monate Bauarbeiten direkt vor unserer Tür, sozusagen nur einen Steinwurf entfernt. Das Leben ist eine Baustelle, sagt mein Mann immer, wenn er abends vom Büro nach Hause kommt, und jetzt darf ich auch daran teilhaben.

Die Bauarbeiten für den Bahnübergang an der Bruder-Konrad-Straße. Endlich kommt da eine Schranke hin, wurde auch Zeit. Ob die Straße schon gesperrt ist? Es ist früher Vormittag und kühl für die Jahreszeit. Trotzdem. Ich gehe in den Garten.

Ich höre den Bagger und was man da sonst noch so einsetzt (keine Ahnung, was heute alles dran ist), dröhnen und stampfen. Aber ich kann nichts sehen. Die Sträucher sind zu dicht. Könnte ja mal nachsehen, die Straße ist ganz nah, direkt hinter dem Garten und dem Parkplatz mit den Garagen, vielleicht nur fünfzig Meter. Vielleicht später. Jetzt ist es gerade so schön im Garten, so ruhig, trotz des Baulärms, es ist eine ganz eigene Ruhe. Ruhig für mich.

In der Küche habe ich es nicht mehr ausgehalten, nach dem Bügeln war mir alles zu eng und die Enge so laut. Musste nach draußen, Luft holen, ausatmen, raus aus der lauten Enge. Den Gartenstuhl von der Terrasse auf den Rasen tragen. Ich bin barfuß. Muss den Rasen unter meinen Füßen spüren. Ist am Samstag noch gemäht worden, heute ist Dienstag. Das Gras kribbelt unter meinen Füßen, es kitzelt, so lebendig, so nach Sommer. Kein englischer Rasen, das nicht, lichte, von der Sonne ausgebleichte Flecken und Unkraut, wenn auch kurz gemäht, da fällt es nicht so auf, und Blümchen, kleine gelbe und Klee. Der Löwenzahn (mein Mann sticht die Wurzeln immer aus) ist schon verblüht, und ich sehe auch keine Marienblümchen mehr. Vielleicht auch schon verblüht, ich kenne mich nicht so aus, bin keine gute Botanikerin. Wegen des Klees muss man beim Barfußgehen aufpassen, damit man nicht gestochen wird, meine Freundin weiß das, sie züchtet Bienen, also nicht von Bienen und Wespen gestochen wird. Von Hummeln hat sie nichts gesagt, ich weiß gar nicht, ob Hummeln auch stechen. Ich glaube nicht. Und barfuß muss schon sein, auf jeden Fall.

Ich sitze im Halbschatten, von links, also Südosten, kommt die Sonne, es ist kurz vor Mittag, rechts ist Schatten von Haus und Balkon, und rundherum Sträucher und Bäume, ich weiß nicht, was für welche, wegen der schlechten Botanik, aber schön sind sie alle. Rechts liegen die Beete mit leuchtenden Stauden und Rosen. Und die Kugelahornbäume. Die kenne ich. Mein Mann sagt immer Kugelahörner, das finde ich lustig, aber es passt zu diesen Bäumen, sieben sind es im Garten und an der Einfahrtsstraße parallel noch mal sieben. Wenn sie ihr Blätterdach voll ausgebildet haben, so ab Mitte Mai, glaube ich, stehen sie da wie eine grüne Bastion, ein richtiges Bollwerk, dicke, grüne Pilzköpfe auf schlanken Stämmen. Dass die das tragen können, denke ich, so ein dicker Bauch auf so dünnen Beinen, die müssen ganz schön was aushalten. Und die Blätter. Immer in Bewegung. Und zum Scherzen aufgelegt. Beim leisesten Windhauch, mehr als alle anderen Blätter an Bäumen und Sträuchern in Bewegung, das Blattwerk so fächerartig übereinander, ganz dicht, und die Fächer gehen auf und ab und wiegen sich und winken mit den Händen und zittern und tanzen, und sogar wenn es windstill ist, kugelt die Luft oder die Hitze im Blattwerk, man sieht sie flirren in der grünen Kugel, und der Ahorn spielt und scherzt und macht gute Laune, manchmal mit einem einzigen Blatt, lässt es schwingen, hin und her, wie das Pendel einer Uhr.

Der Bagger wird lauter, der Baulärm und der Krach von der Verler Straße, die ist auch nicht weit entfernt, aber stört meistens nicht, es liegen zwei Häuser dazwischen und die Sträucher vom Garten. Dafür hat das Vogelgezwitscher aufgehört, auch das Gurren der Tauben, das finde ich irgendwie gemütlich, aber jetzt sind sie still. Alles wird still, keine Schmetterlinge, kein Trippeln von Vogelbeinen, meistens Amseln und manchmal Elstern und kleinere Vögel, Meisen und Spatzen, auch Rotkehlchen habe ich schon gesehen, aber selten. Ein orangefarbenes Insekt schwirrt durch die Luft – weg ist es. Vielleicht machen Vögel auch Mittagspause, ruhen sich ein wenig aus von ihren Geschäften am Morgen, schließlich stehen sie früh auf. Jetzt frischt der Wind auf, kommt von Westen und lässt die schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne wehen, zwischen zwei Kugelahörnern, mein Mann hat sie zur Europameisterschaft aufgestellt, eine stolze Fahne an einem hohen Mast. Die EM ist längst vorbei, und wir haben nicht gewonnen, sondern Spanien, aber die Fahne hängt immer noch da, und die Querstange breitet ihre Arme aus, hoch oben, wie die Christusstatue in Rio, und klappert ein bisschen am Metallmasten, ding ding, und eigentlich stört sie ja niemand und könnte hängen bleiben und die Richtung anzeigen, aus der der Wind weht.

Und dann mache ich Mittagspause, schon halb zwei, die Zeit vergeht beim Schreiben. Ich gehe in die Küche, es gibt Fisch und Pellkartoffeln und Zaziki, Fisch ist gesund und ein Schlankmacher. Ich habe auch noch ein Rosinenbrötchen in der Tüte, vom Bäcker heute morgen, aber ich war nach dem Dinkelbrötchen schon satt. Ich könnte es zum Nachmittagskaffee essen, aber nein, ich muss aufpassen, und wenn ich es in die Frischhaltebox gebe, schmeckt es morgen auch noch. Sonst nutzt auch der schlankmachende Fisch nichts. Dann war wieder alles für die Katz. Heute morgen beim Bäcker, die freundliche Verkäuferin bediente gerade die junge Frau neben mir, sehr jung, sehr hübsch, sehr schlank. Sie könne ihr noch zwei Apfeltaschen empfehlen, beim Kauf von zwei im Sonderangebot, nur ein Euro dreißig, denn heute sei Doppeldienstag, sagt die Verkäuferin, aber nein, antwortet die Schlanke, sie sei auf Diät. Das habe sie doch gar nicht nötig, sage ich mit einem anerkennenden Seitenblick. Doch, sagt die Hübsche, sie bekomme ein Bäuchlein, und wehret den Anfängen, und sie sieht an sich herunter und verzichtet auf die Apfeltaschen. Ich betrachte sie staunend, eine wahre Schönheit, und ich denke, so schlank und hübsch war ich auch mal, und nein, ich möchte auch keine Apfeltaschen im Angebot und sonst auch nicht, bin auch auf Diät, ab heute! Dann kann ich Ihnen unser Pfundepurzelbrot empfehlen, beharrt die Verkäuferin (das hat sie der jungen Frau nicht empfohlen, natürlich nicht), aber ich bin ihr nicht böse und nehme dankend an. Vielleicht erst mal ein halbes? Ja, ein halbes Pfundepurzelbrot, wenns hilft. Hat wenig Kohlenhydrate, kann man auch am Abend essen, sagt die Verkäuferin. Brot hat man früher zu allen Zeiten gegessen, denke ich, auch am Abend, ganz normal, wieso sollte man nicht… aber ja, ich weiß, sie meint es gut, und Kohlenhydrate sind seit neuestem abends verpönt, sagen Fitnesspapst Dr. Pape und andere Fachleute. Die müssen es ja wissen, wenn nicht die, wer dann, und die Verkäuferin weiß es auch schon. Wenns hilft, sage ich, danke, und ich soll Bescheid sagen, wie es geschmeckt hat. Ja, es sieht appetitlich aus, und ich nehme meine Tüte und fahre mit Dinkel- und Rosinenbrötchen samt der Kohlenhydrate, aber morgens sind die nicht so schlimm, und dem Pfundepurzelbrot nach Hause.

Frühstücken.

Nach dem Mittagessen wieder nach draußen, erst mal auf die Terrasse, Rote Rosen gucken, der kleine Fernseher ist in der Ecke neben der Tür montiert. Jeden Tag, das heißt, immer werktags von zehn nach zwei bis drei Uhr die Serie. Dass du so was guckst, sagen meine Kinder, und ich nehme das fast als Kompliment, so einen Blödsinn, aber ein bisschen Blödsinn muss eben auch mal sein, so wie Dallas und Denver in den Achtzigern, das habe ich auch immer geguckt, aber nur einmal die Woche. Immer diesen Blödsinn angucken und sich drüber aufregen und drüber schimpfen, aber immer sehen und wissen wollen, wie es weitergeht. Aber bloß nicht zu viel von diesen Serien, eine reicht, weil man ja sonst komplett verblödet, aber diese jeden Werktag, Liebe und Intrigen, und wenn sie ausfällt, meist wegen Sport, bin ich sauer, cirka fünf Sekunden lang.

Der Bagger rackert und schnauft, ich muss doch gleich mal nachsehen, wie weit sie schon sind. Die Sonne ist hinter den Wolken verschwunden. Ein wechselhafter Sommer dieses Jahr, kein Standwetter, immer hin und her und viel Regen und Gewitter. Es sind Ferien, aber kein Ferienwetter, nicht fürs Freibad und nicht zum Grillen abends. Gut, dass unsere Terrasse überdacht ist, da kann man trotz Regen draußen sitzen, wenn es einigermaßen warm ist, und abends nimmt man eine Decke und wickelt sich darin ein, Hauptsache, draußen, so lange es geht. Ich schaue zum Himmel, keine Spur von Sonne und die Wolkendecke wird dichter, aber den Bauarbeitern ist das egal, sie sind bestimmt froh, dass es nicht so heiß ist, nicht wie damals, als ich noch ein Kind war und eine neue Decke auf die Sundernstraße kam und der heiße schwarze Teer auf der Straße fast schmolz in der flirrenden Hitze, und den Bauarbeitern der Schweiß von den nackten braunen Oberkörpern rann, es roch nach Hitze und Teer und nach Sommer, und bei der dicken Dampfwalze dachte ich immer, wenn da mal einer drunterkommt, der ist platt wie ne Flunder.

Ich muss jetzt doch mal schauen an der Baustelle, die paar Schritte gehen über den Parkplatz, bis zur Straße. Ein großer LKW steht da und ein Schaufelbagger, gelb natürlich. Sind Bagger eigentlich immer gelb? Ich bin nicht ganz sicher. Der Radweg ist schon ganz aufgebuddelt, die Straße bis kurz vor der Kreuzung gesperrt, aber Anlieger bis zur Baustelle – das sind wir – frei. Der Bagger schlägt seine Zähne in den Sand und wieder hoch, auf und nieder, wie der Kugelahorn und der Flug der Schmetterlinge im Garten, nur nicht so schön. Wieso sind keine Kinder da zum Gucken, denke ich, jetzt in den Ferien. Nicht wie früher, wenn ein Bagger kam, oder die Straße geteert wurde, die schwarze dampfende klebrige Masse in der gleißenden Hitze und die dicke Dampfwalze, stundenlang konnte man da schauen und hören und riechen, vor allem riechen. Aber heute wohl nicht mehr, nur der LKW und der Bagger und die Straßensperre. Aber keine Kinder.

Zurück zu meinem Schreibplatz, den Block auf die Knie. Die Luft ist lau, noch immer fast windstill, Ameisen krabbeln über meine nackten Beine, ein Schmetterling gaukelt übers Rosenbeet, auf und nieder, wie besoffen, wie der Bagger, denke ich, nur schöner, und der Kugelahorn treibt seinen Schabernack und tut es ihm nach und klatscht Beifall mit seinen großen grünen Fächerhänden.

Schon überlege ich, was ich heute Abend essen soll, das heißt, darf. Bin schließlich auf Diät, ab heute. Die Hübsche erscheint vor meinem geistigen Auge und ich, wie ich früher war. Also kalorienarm muss es sein und trotzdem lecker. Sonst funktioniert das alles nicht. Vielleicht sollte ich vorher noch einen kleinen Spaziergang machen. Bewegung ist wichtig und macht mir auch Spaß. Jetzt trage ich erst mal den Gartenstuhl auf die Terrasse, dann geht‘s los. Ich stehe auf und schaue an mir runter. Ich bin auch ein Kugelahorn, denke ich. Heute Abend gibt es nur Salat. Und Pfundepurzelbrot.

Hundert Prozent Arabica

Mittwoch. Acht Uhr vierzig. Es regnet. Kein Sommer dieses Jahr. Licht an in der Küche. Ohne Licht geht es nicht, viel zu dunkel, und die Dunkelheit schlägt mir aufs Gemüt. Das weiß man ja, dass Licht die Glückshormone anregt, und die brauche ich heute morgen. Also alles an, was da ist, die Strahler unter der Decke und unter der Holzblende vom Küchenschrank. So ausgerüstet, könnte es gehen. Gut, dass mein Mann nicht da ist, macht immer alles wieder aus, weil das Licht da oder dort angeblich nichts bringt, weil ich ja hinten keine Augen habe oder so, aber schließlich ist er kein Beleuchtungstechniker, und ich weiß selbst, was mir gut tut. Dann ist das Licht eben ein Placebo, sage ich (das ist ein bisschen gemein, denn ich weiß, dass mein Mann nicht weiß, was ein Placebo ist), und mache das Licht wieder an.

Ich stelle das Radio an, Oldie Sender. Dann Kaffee kochen. Auf den Kaffee freue ich mich, allein schon der Duft, der Geruch der Kaffeebohnen, nein, die sind ja fertig gemahlen heutzutage. Also der Duft des Kaffeepulvers, aber das klingt nicht so gut. Kaffeebooohnen, das kann man auf der Zunge zergehen lasse, und den Mund ganz rund machen beim O und es ganz lang hinausziehen und sich die gerösteten Bohnen dabei vorstellen und riechen, das geht bei Pulver nicht.

Immer hundert Prozent Arabica, das habe ich im Fernsehen gesehen, wahrscheinlich Servicezeit im WDR, da haben sie immer gute Tipps, also achte ich immer auf hundert Prozent. Wusste vorher gar nicht, dass es bei Bohnenkaffee auch Beimischungen gibt. So ein Schwindel. Dachte immer, Bohnenkaffee ist Bohnenkaffee und Muckefuck ist Muckefuck, so wie Schnaps eben Schnaps ist und da auch kein Wasser rein gehört. Darum habe ich beim nächsten Einkauf im Laden nachgesehen, bei meiner Sorte, die ich immer kaufe, mild und fein, oder so, und da stand es! Achtzig Prozent Arabica, zwanzig Prozent Karamell. Pfff! Ich ließ die Luft zwischen den Zähnen raus und die Verpackung mit dem gepanschten Kaffee sinken. Zurück ins Regal! Was soll ich denn mit Karamell, da kann ich mir Bonbons kaufen, aber im Kaffee hat das nichts zu suchen. Was die einem alles andrehen heute! Nie wieder diese Sorte. Ich mache mich auf die Suche und werde fündig. Eine Goldsorte, hundert Prozent Arabica. Geht doch. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Entdecker (Kaffee und Columbus, dass passt doch zusammen). Ich finde, man schmeckt es, und ich bin ganz glücklich mit meinem neuen Kaffee. Es sind eben doch die kleinen Dinge des Lebens, wie es so schön heißt, und da ist was dran.

Ich koche den Arabica Kaffee und spüle die Warmhaltekanne mit heißem Wasser aus. Warmhaltekanne, denke ich, das klingt so altmodisch, vielleicht sollte ich Isolierkanne schreiben, oder Thermoskanne, das klingt moderner, aber wenn mir Warmhaltekanne in den Kopf kommt, ist es das richtige Wort. Nur nichts verbiegen. Schreiben, was man denkt und fühlt, und da gehört auch die Warmhaltekanne dazu. Also heißes Wasser in die Kanne, die Kaffeemaschine hält nicht warm genug, und Kaffee muss nicht nur richtig echt sein, also hundert Prozent, sondern auch richtig heiß, und wenn Milch, dann nur Kaffeesahne oder Kondensmilch, mindestens zehn, oder besser noch, zwölf Prozent, am liebsten Bärenmarke, dann ist er so richtig schön goldbraun, wie der kleine Bär auf dem Milchgläschen, man sieht es schon an der Farbe, dass er gut ist, die Farbe und die Temperatur und der Geruch. Und dann noch eine schöne Tasse, eine richtige Kaffeetasse, am liebsten aus nicht so dickem Porzellan und auf keinen Fall so ein großer Pott, wo man die Lippen über den dicken Rand stülpen muss und fast die ganze Hand durch den Henkel stecken kann. Eine edle Bohne verdient eine schöne Tasse, aus dünnem feinem Porzellan. Am schönsten waren die Sammeltassen meiner Mutter, wie kleine Schalen, ganz feines Porzellan, mit geschnörkelten zierlichen Henkeln, cremefarben, bemalt mit Blumen in den schönsten Farben. Eine Tasse schöner als die andere. Manche Exemplare waren indes mit kunstvollen, meist goldfarbenen Ornamenten verziert, das waren die unbestrittenen Königinnen unter unseren Sammeltassen. Die Farben leuchteten kobaltblau und zinnoberrot zwischen den goldenen Ornamenten. Die Tassen standen auf kleinen goldenen Sockeln, wie auf zierlichen Füßchen, als wollten sie ihre exponierte Stellung demonstrieren. Wahrhaft königlich! Die wurden nur zu ganz besonderen Anlässen aus dem Schrank geholt, etwa an Weihnachten und zur Erstkommunion. Ebenso das Hand bemalte Service mit dick aufliegendem Blattgold, welches meine Mutter mit in die Ehe gebracht hatte. Kaffeekanne, Zuckerdose und Milchkännchen. Echtes Blattgold, sagte meine Mutter, handbemalt, und zeigte uns den Schriftzug unter dem Service. Da stand es, in kunstvollen goldfarbenen Lettern: HANDBEMALT. Das kostbarste schönste Stück in Mutters Porzellansammlung. Ich beschloss, keine Zeit zu verlieren und die Gunst der Stunde zu nutzen, schließlich hatte ich noch zwei Schwestern, denen es auch gefiel. Das möchte ich mal erben, sagte ich kurz und bündig zu meiner Mutter, die überrascht aufblickte. Natürlich erst später, setzte ich großzügig hinzu. Jetzt kannst du es ja erst noch benutzen.

Die Wetternachrichten. Köln und Düsseldorf 14 Grad, und es bleibt wechselhaft. Aber mehr Regen als Sonne. Was ist das für ein Sommer, denke ich. 14 Grad im Juli, das ist nichts. Kein Sommer. Ich seufze, schmiere Butter auf zwei Körnerbrote und mache Rührei. Im Radio laufen die besten Hits aller Zeiten, Turn, Turn, Turn, von den Birds, glaube ich, und dann Roy Orbison. Pretty Woman. Ich seufze. Lange her.

Also jetzt frühstücken. Mein Mann ist im Büro, hat viele Termine heute, und ich überlege, ob er wohl Licht an hat im Büro. Mein Jüngster liegt noch im Bett. Sind ja Ferien. Das kann Mittag werden, bis er aufsteht. Da spielt das Wetter keine Rolle. War gestern Abend noch unterwegs, mit Freunden. Sind wir früher auch so spät aufgestanden, in dem Alter? Aber was solls. Ist nur einmal jung. Muss später noch früh genug aufstehen, später, wenn der Ernst des Lebens erst richtig anfängt. Nächstes Jahr Abitur. Und dann? Weiß noch nicht so richtig, sagt er. Moderator beim Fernsehen, am liebsten Sportmoderator, aber das geht ja nicht von heute auf morgen, also erst mal Journalismus, auf jeden Fall was mit Reden oder Schreiben. Was Kreatives. Kann jede Menge Raptexte auswendig, die höre ich jeden Morgen, wenn er unter der Dusche steht, weil er den Laptop mit ins Bad nimmt und die Musik laut aufdreht. Aber ich kann sie trotzdem nicht auswendig. Mache lieber die Tür zu. Obwohl, einfallsreich und poetisch sind sie schon, die Texte, teilweise, Alex spielt mir gern mal ein paar Sequenzen vor. Und hat mit Erfolg eine Review über einen Rapper für ein Internetforum geschrieben. Kommt ganz nach mir, denke ich und freue mich ein bisschen, so eine Seelenverwandtschaft, schon immer, und ich wundere mich, wie sich die Neigungen vererben. Mein Ältester ist Mathematiker (das hat er nicht von mir), so ein kluger Kopf, und die Tochter weder noch. Weder Schreiben noch Mathematik, meine ich, ein kluger Kopf ist sie auch, kommt nach der Patentante, mit Hund und Katze und Pläne gern mal umwerfen, ist gerade wieder umgezogen. Ist ein Vagabund. Das verstehe ich, das hat sie von mir. Die Unruhe, immer was Neues wollen, am liebsten immer auf Achse. Du warst schon immer so ein unruhiger Geist, sagt mein Mann. Künstler. Die sind so. Er nicht, er ist bodenständig. Kann mehr mit Zahlen anfangen als mit fantastischen Geschichten. Zahlen lügen nicht, eins und eins bleibt immer zwei. Ja, sage ich, aber stell dir mal vor, ich würde Brücken bauen, oder Häuser. Mein Mann sagt nichts mehr. Das stellt er sich lieber nicht vor.

No Milk Today, Herman‘s Hermits und Brown Sugar, die Stones. Wie alt sind diese Schinken. Und wie alt bin ich inzwischen, da sieht man es ja. Jetzt spricht er es aus, der Radiomoderator: Seit fünfzig Jahren die Rolling Stones. Fünfzig! Haben Jubiläum, stand auch in der Zeitung. Ich war noch ein Kind, als die berühmt wurden, denke ich, das schwächt die Dramatik ein bisschen ab. Man muss es relativieren. Aber trotzdem. Man muss das Leben festhalten, wenn die Zeit knapper wird, muss es spüren jeden Tag, ganz bewusst, und sich erinnern und fragen, wann war dies und das, und versuchen, das Gefühl zu verstehen, das ungläubige Gefühl, dass all diese Dinge doch noch nicht so lange her sein können, so lange noch nicht, fünfzig Jahre, wenn man die noch mal dazu rechnet, dann wäre ich ja schon weit über Hundert. So alt wird kein Mensch, fast keiner, außer Joopie Heesters vielleicht, und der ist inzwischen auch schon tot. Und dann dieses unbändige Verlangen, die Zeit zurückzudrehen, zurückzuholen und noch einmal erleben und alles besser machen und besser verstehen. Als könnte man den Hals nicht voll kriegen vom Leben.

Gestern die Todesanzeige in der Zeitung, im letzten Moment habe ich sie gesehen. Meist lese ich die Todesanzeigen gar nicht. Du musst, sagt mein Mann, damit du weißt, was los ist. Wieso weiß ich, was los ist auf der Welt, wenn ich weiß, wer gestorben ist, denke ich, aber eigentlich hat er recht. Dann würden mir diese Dinge nicht passieren, wie vor drei Jahren, da frage ich meine Fußpflegerin, wie geht es deiner Mutter, denn ich kenne die Fußpflegerin und auch die Mutter seit meiner Kindheit. Wir wohnen im selben Ort, und sie sagt, meine Mutter ist doch gestorben, wusstest du das nicht? Ich war erschrocken, wie peinlich, tut mir Leid sagte ich, wir waren in Urlaub, da habe ich das nicht mitbekommen. Aber, sagt die Fußpflegerin, das war schon vor den Ferien. Stand auch in der Zeitung.

Und gestern habe ich die Anzeige gesehen, im letzten Moment, als ich die Zeitung zuklappen wollte, sprang sie mir ins Auge. Der Name, den kenne ich doch. Und die Kinder, in stiller Trauer, die kenne ich alle, da gibt es keinen Zweifel. Das ist ein Stück Kindheit. Ein ganz großes Stück sogar. Haben ganz in der Nähe gewohnt, nur über die Sundernstraße und dann den Weg entlang, unter den Eichen, bis zum Hof. Nachbarn. Und wir waren immer willkommen. Sind zusammen aufgewachsen, haben zusammen gespielt. Die Kinder bei uns und noch öfter wir bei ihnen, auf dem Bauernhof und im Haus, eine große Kinderschar, und es kommt auf ein paar mehr oder weniger nicht an. So viel gespielt, auch mal gestritten und wieder vertragen, und alle zwei Jahre (oder öfter?) ein neues Kind beim Nachbarn, neun Kinder zuletzt, wir waren nur fünf, und immer was los. Die Großen passen auf die Kleinen auf. Meine Schwestern fahren die Zwillinge im Kinderwagen spazieren. Zwei mal Zwillinge, da kommt was zusammen. Da ist man ruckzuck bei neun angelangt. Sonntags fernsehen. (Wir hatten erst später einen Fernseher.) Wochenschau. Immer noch Bilder vom Krieg. Die Juden, die verhungerten Gerippe, und die Kinder mit den blassen Gesichtern und riesigen Augen und dem Stern auf dem Mantel. Die Massengräber. Menschengerippe. Die Kinder auch, dachte ich damals. Warum. Was hatten sie getan?

Und dann Am Fuß der blauen Berge. Die blauen Augen von Robert Fuller, und mein Herz schlägt hoch und mir wird ganz warm. Oder Fury, der schwarze Wildhengst. Jim Newton und Pete. Und natürlich Joey. Na, Fury, wie wär‘s mit einem kleinen Ausritt, hast du Lust, und Fury hebt den Kopf und wiehert, und das heißt ja.

Und später die Augsburger Puppenkiste, Jim Knopf. Eine Insel mit zwei Bergen, ich summe die Melodie vor mich hin, so eine Melodie, die vergisst man ja nicht, die bleibt immer im Kopf, und alles ist noch ganz nah. Wie soll man das aushalten, dass die Zeit so schnell vergeht und immer schneller, wie im Flug, aber beim Schreiben, da kommt alles wieder, und man kann es noch mal fühlen, ein wenig. Sonntags also fernsehen beim Nachbarn, und nachmittags Streuselkuchen, selbst gebacken, zwei große Bleche voll, da reicht es auch noch für uns, wenn Otto nicht schon ein Blech für sich allein in Sicherheit gebracht hat, da muss man aufpassen. Otto rennt mit dem ganzen Kuchenblech die Treppe hoch und schließt sich in seinem Zimmer ein. Aber sonst auch für uns. Auch für die Nachbarskinder. Wie bei uns zu Hause, niemand abweisen, keinen ausschließen, wir haben viel Platz und einer ist für den anderen da.

Die Beerdigung am Freitag, siebenundachtzig ist sie geworden, die Nachbarin, so alt wie meine Mutter. Ein langes Leben. Bald sind sie alle weg, denke ich, aber so ist das. Geht so schnell. Festhalten will man das Leben. Loslassen ist schwer. Vielleicht das Schwerste überhaupt. Das Leben, zu kostbar, zu schön. Simon und Garfunkel. Sounds of Silence. Die Musik. Die Nächte, die Sommer, die Winter auch. Und die Menschen, die man liebt. Und dann wieder Frühling. I See the Bad Moon Rising.

Am Wochenende kommt meine Schwester aus dem Taunus, drei Stunden von uns, wenn kein Stau ist auf der Autobahn. Ein Stück Familie. Wie einen das festhält, denke ich oft, wenn ich an der Dalke spazieren gehe, mit dem Rollator wegen des kranken Beins, und an der Brücke stehen bleibe, jedes Mal, denn von dort aus kann man am besten unser Haus sehen, das Haus meiner Kindheit, in der Ferne, hinter den Wiesen und Feldern, die sind alle wie früher, zwischen den roten Dächern der Nachbarhäuser und den Eichen links, hinter der Scheune unser Haus. Mein Vaterhaus, wie in dem Lied. Aber es stehen keine Linden, sondern Eichen auf dem Hof. Man sieht nur das Dach und das Fenster vom Ausbau, nachträglich angebracht, als mein Bruder geheiratet hat und oben eingezogen ist. Das war früher so üblich. Den Hof übernehmen und im selben Haus wohnen wie die Eltern. Alle unter einem Dach, Oma, Opa, Kinder und Enkel. Drei Generationen. Und oft noch eine Tante, wie bei uns. Eine, die nicht geheiratet hatte. Die nicht heiraten wollte, oder nicht den passenden Mann gefunden hatte, oder der Passende war im Krieg gefallen. Eine, die übrig geblieben und zu Haus geblieben war. Ein eigenes Zimmer, aber sonst Familienanschluss. Lebt mit der Familie des Hausherren unter einem Dach. Und mit der Schwägerin und den Kindern. Da muss man sich gut stellen mit der Familie und gut vertragen. Auf vielen Höfen in der Umgebung so eine Tante. War normal. Hießen auch meistens einfach nur Tante. In unserer Nachbarschaft gab es Plassems Tante, Plassem Hannes’ Tante, Harkurts Tante, Eimers Tante. Die Übriggebliebenen. Die ledigen Tanten. Die junge Frau mit Tante (Schwägerin) und Schwiegermutter in einem Haushalt. Manchmal gab es auch auch noch einen Onkel, einen unverheirateten Bruder des Mannes (also eigentlich ein Schwager). Aber seltener. Es gab nicht so viele übriggebliebene Männer, viele waren im Krieg gefallen oder verschollen oder aus der Gefangenschaft nicht zurückgekehrt. Gefangenschaft ist Gefangenschaft, meist kommt man vom Regen in die Traufe, sagte mein Vater manchmal, und meine Mutter warf ihm einen bösen Blick zu. Aber eigentlich meinte er es ja nicht so, und meine Mutter auch nicht.

Küche und Wohnräume wurden mit allen Angehörigen zusammen benutzt, nur die Schlafzimmer waren getrennt. Später hatten die jungen Familien ihr eigenes Reich. Eine abgeschlossene Etage, eine eigene Küche. Die jungen Leute wohnen oben. Jetzt wohnt die Tochter meines Bruders oben, und mein Bruder ist mit seiner Frau nach unten gezogen, so geht das immer weiter, wie ein Kreislauf ist das. Unten immer noch die große Küche, renoviert und modern jetzt, war früher die Milch- und Waschküche mit Spülstein aus Granit. Die Milchkannen rechts, wenn man reinkam, an der Wand aufgereiht, gründlich gewaschen werden mussten die, ein Sieb mit Papierfilter einsetzen, bevor die Milch eingefüllt wird, schließlich kann man die Milch nicht waschen, also filtern, damit kein bisschen Dreck reinkommt, und die Milch aus den weißen Emailleeimern in die Kannen gießen, eine weiße Flut, ein Wasserfall aus Milch, nach dem Melken mit der Hand, eine Knochenarbeit war das für meine Mutter. Später eine Melkmaschine, immer moderner, der Fortschritt macht nicht halt, sagte ein Nachbar immer. Sein Lieblingsspruch. Er war Briefträger, aber nicht bei uns, hatte ein anderes Gebiet und ein Moped von der Firma Miele, damit das Briefe austragen schneller ging.

Auf der anderen Seite der Küche der Manteltopf, ein riesiger Kochtopf zum Würste kochen, wenn wir ein Schwein geschlachtet hatten, da passten mehr als hundert Liter Wasser rein. Deshalb musste man ihn beizeiten anfeuern, denn es dauerte endlos lange, bis das Wasser endlich zu kochen anfing. Im siedenden Wasser schwammen Blutwürste, Leberwürste und Zungenwurst, und die ganze Küche war voller Kochschwaden. Zweimal im Jahr ein Schwein schlachten. Das arme quiekende Schwein aus dem Stall holen, es wehrt sich, als ob es wüsste, was ihm bevor steht. Schweine sind schlau. Meine Schwester weint. Ich glaube, sie wird jedes Mal mit zur Schlachtbank geführt. Der Todesschuss. Das Schwein zuckt und zappelt noch ein bisschen und dann hängt der Leib ganz schlaff herunter. Das aufgeschlitzte Schwein kopfüber aufhängen, damit das Blut abfließen kann. Ein dicker roter Schwall Blut in den Eimer, und rühren, immerzu rühren, damit das Blut nicht gerinnt. Das braucht man später noch für Blutwurst und Suppe, die heißt bei uns Schweinepfeffer. Eine dicke rotbraune Blutsuppe mit Kartoffelstückchen, Fleischstückchen und Rosinen. Manchmal schwimmen auch Knorpelstückchen drin, die mag ich nicht, die fische ich heraus und lege sie auf den Tellerrand. Der Schlachter erzählt lustige Geschichten. Lacht und ist immer gut gelaunt. Wenn das Schlachten nicht so traurig wäre, würden wir uns über seinen Besuch freuen. Wir Kinder kennen ihn gut, wohnt ganz in der Nähe, der Schlachter Johann. Trägt immer einen schwarzweiß gestreiften Kittel, schneidet unser Schwein auf, holt Herz, Lunge, Leber und was es sonst noch gibt aus dem toten Leib, die Gedärme quellen von allein heraus, ein bläulich dampfender wabernder Wust von Därmen, wie konnte das nur alles da rein passen? Am Abend hängt das ausgeweidete Schwein an der Leiter in der großen Küche, mit dem Kopf nach unten, obwohl der Kopf schon abgetrennt ist, die Haxen oben fest gebunden. Schweinchen an der Leiter, als könnte es noch weglaufen. Man schaut in den geöffneten Körper, die Rippen glänzen bläulichrot, die dicke weiße Schweinehaut (die Haare sind entfernt, abgeflammt) ganz kalt und starr, rechts und links die Nieren, die bleiben dran, erst mal. Wie aufgeklappt, das Schwein. Am schlimmsten ist es, wenn ich nachts mal aufstehen und zum Klo muss. Dann muss ich unten durch die Küche laufen, an der Leiter mit dem aufgehängten kopflosen Schwein vorbei, trotzdem sehe ich die starren Augen, glotzen leer in dem weißrosa Schweinekopf, glotzen mich an, und die Ohren hängen so spitz herunter. Gruselig. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, das Mitleid oder das Grauen, oder die Angst, dass das aufgehängte Schwein plötzlich zu quieken anfängt, oder sogar von der Leiter herabsteigt, um sich an seinen Mördern zu rächen. Der Fleischbeschauer macht noch einen blauen Stempel auf die weiße Schweinehaut, alles in Ordnung, keine Trichinen.

Am zweiten Tag wird gewurstet. Johann schneidet, klopft, zerteilt die Knochen und Rippen mit einem Hackebeil. So viel Fleisch und Wurst von einem einzigen Schwein! Braten, Schweinerippchen, dicke und dünne Rippe, Leberwurst, Blutwurst, Zungenwurst, Mettwurst, frisch und geräuchert, Schinken, Schinkenspeck, einfacher Speck zum Kochen (Speckwürfel zum Ausbraten und fein geschnittene Scheiben aufs Brot, mit Löwensenf). Ein paar Speckschwarten für die Vögel im Winter, man bohrt ein Loch hinein und hängt sie an einem Bindfaden an den Apfelbaum vors Küchenfenster. Schwänzchen und die Öhrchen in Papier einwickeln, für unseren Onkel Rudi. Eine Delikatesse, sagt er.

Waschtag in der großen Küche. Wie oft? Alle zwei Wochen? Einmal im Monat? Kochwäsche. Eine große graue Zinkbadewanne, die Mutter weicht die Wäsche ein, rührt mit einem langen hölzernen Stock, der sieht aus wie ein Paddel, die Kochwäsche in der heißen Lauge hin und her, taucht sie unter, holt sie hoch, immer wieder. Die nasse Wäsche ist schwer. (Brauchten kein Muskelaufbautraining im Fitnessstudio, die Bauersfrauen, damals nicht und wahrscheinlich auch heute nicht.) Bettbezüge, Bettlaken, Unterwäsche, Handtücher, Geschirrtücher, Taschentücher, Tischdecken. Später der Waschzuber an der Wand links, mit dem hölzernen Drehkreuz, schob die Wäsche mal nach rechts, mal nach links, hin und her in der schäumenden Seifenlauge, und wieder Dunstschwaden in der Küche. Noch später auf dem Waschzuber ein Wäschewringer von Miele, als Aufsatz. Zwei Walzen und eine Kurbel zum Drehen, der Fortschritt macht nicht halt. Wir Kinder mögen die Waschtage nicht, aber das Drehen an der Kurbel. Helfen freiwillig. Anschließend die Wäsche aufhängen, auf der riesigen Wäscheleine hinter unserem Hof, auf dem Kamp. Im Winter nimmt die Mutter einen Eimer heißes Wasser mit, zum Aufwärmen der Hände. Ist am Abend ganz steif gefroren, die Wäsche, und nach dem Abnehmen von der Leine sind es die Hände auch.

Wir kochen uns erst mal einen Guten, sagte meine Mutter dann, oder meine Tante. Der Gute, das war Bohnenkaffee. Gab es nur an besonderen Tagen, wie am Waschtag, oder am Wochenende. Oder zu besonderen Anlässen (die konnte man natürlich auch erfinden, wenn sich von selbst partout keine einstellten). Mit der Zeit wurde man sehr erfinderisch. Man muss eben auch im Alltag das Besondere sehen. Also die Kaffeemühle aus braunem Holz mit der kleinen Schublade vorn auf den Schoß mit der Kittelschürze, zwischen die Beine klemmen, mit den Knien festhalten, und dann die Kurbel drehen, krrrr, die Bohnen splittern und brechen hören. Und den Geruch einatmen, der sich dabei entfaltet und in die Nase steigt, voller Verheißung, und bald die ganze Küche ausfüllt und mich einhüllt wie ein sanfter brauner Mantel, wie goldbrauner Samt. Der Geruch hat eine Farbe. Den Kaffee mit kochendem Wasser aufgießen, langsam tropft die köstliche dunkle Flüssigkeit in die Kanne. Es gab keine Kaffeemaschine, soweit war der Fortschritt bei uns noch nicht, und dann trinken, in kleinen Schlucken, mit allen Sinnen genießen, voller Andacht.

An normalen Tagen nur Muckefuck. Ducks Kaffee, orangebraune Packung. Manchmal waren Glaskugeln drin, damit haben wir gespielt, mit Murmeln und Knickern, den kleinen Kügelchen aus Ton. Die Glaskugeln, also Murmeln, waren in sich marmoriert, weiß oder blau, vielleicht auch noch andere Farben, grün und gelb oder rot, je länger ich nachdenke, ja, die gab es auch, mit weißen Schlieren, oder glasklar und in der Mitte so ein buntes Rad, wie aus Papier. Vielleicht auch mal Lindes Kaffee, blauweiß gepunktete Packung, das war auch Muckefuck. Aber meistens Ducks Kaffee. Wahrscheinlich billiger. Dass du als Kind schon so viel Kaffee…, sagt mein Mann, das ist doch nicht gesund. Er macht sich immer so viele Sorgen um mich, aber ich habe es ja überlebt und so viel war es ja gar nicht, bei dem vielen Muckefuck, und vielleicht will ich deshalb auch kein Karamell oder sonst was in meinem Bohnenkaffee.

Ein Sommer unter der Käseglocke

Donnerstag, 12. Juli. Der Presslufthammer. Ich sehe auf den Wecker, gleich sieben. Jetzt also der Presslufthammer, rattert und dröhnt. Ich ziehe den Rollladen hoch, erst mal auf Ritze, zum Gewöhnen, lasse das Fenster auf Kippe, der Lärm ist mir egal, es regnet. Wie jeden Tag, diese Woche. Mir fällt ein altes Kinderlied ein. Es regnet ohne Unterlass, es regnet immerzu, die Schmetterlinge werden nass, die Blümlein gehn zur Ruh. Die Vöglein auch, denke ich, die gehen auch zur Ruh, oder stehen gar nicht erst auf, haben sich verkrochen unter Blättern und Sträuchern und suchen ein trockenes Plätzchen. Kein Gezwitscher. Nur der Presslufthammer. In die Küche, einen Guten kochen. Kein Brötchen vom Bäcker heute morgen, kein Rührei, nur ein Brot mit Käse. Mein Mann hat das Pfundepurzelbrot aufgegessen. Nichts mehr da, nur noch ein alter Knapp Graubrot. Und er mein Pfundepurzelbrot. Wusste gar nicht, dass er abnehmen will. Eigentlich ist er noch schlank für sein Alter, nur ein bisschen Bauch, er hat eine gute Figur, und ein Mann ohne Bauch ist kein Mann, und eine Frau mit Bauch ist keine Frau, das wusste ja auch die Schlanke aus dem Bäckerladen vorgestern. Muss gleich wieder hin, nachkaufen und der Verkäuferin sagen, dass es gut geschmeckt hat, und diesmal ein ganzes Brot, bitte, weil mein Mann sonst alles aufisst und für mich nichts übrig bleibt, obwohl ich es nötiger habe.

Die Kaffeedose aus dem Schrank und das Radio an. Die wunderbare Stimme von Whitney Houston. So strahlend. So unter die Haut. Eine richtige Gänsehautstimme ist das und hat auch eine Farbe, wie der Duft von Bohnenkaffee. Ich finde sie rubinrot mit goldenen Sprenkeln und einer richtigen Farbexplosion, wenn sie die Spitze der Tonskala erreicht hat. Gerüche und Klänge haben Farben, der Sommer auch, aber dieses Jahr nicht. Keine Farbe, nur grau, ein alter Waschlappen, auch die Gerüche, nicht wie sonst, nach Grillabenden, Bratwurst, nach Holzkohle, nach Benzin von den röhrenden Motorrädern, nach Sonnenöl. Und auch weniger Gerüche aus dem Garten. Der Lavendel blüht und die Rosen, aber kein Duft, wenn der Wind herüber weht, zu nass, die Nässe deckt alles zu, hält die Gerüche unter Verschluss, wie eine Käseglocke. Ein Sommer unter der Käseglocke.

Im letzten Monat, also im Juni, kaum einmal der Duft nach Heu. Es gibt kein Heu mehr, sagt mein Mann. Warum nicht. Heu braucht man doch immer, sage ich, für die Kühe und für die Pferde. Ja, sagt mein Mann, aber es wird alles sofort siliert. Nicht geheut. Nur Silo. Kein Heu im Sommer, denke ich, das geht nicht, unmöglich, das ist wie Weihnachten ohne Weihnachtsbaum, oder mit einem künstlichen Baum, und da kommen wir bestimmt alle mal hin. Meine Freundin hat schon einen, seit Jahren, so einen Baum ohne Duft. Aber ich nicht. Einen echten Baum will ich haben, mit Tannenduft, nicht aus der Sprühdose, igitt, und echtes Heu. Das war viel Arbeit damals, aber auch Spaß, in der Heuwiese, die ganze Familie. Mit Pferd und Wagen, als ich noch ein kleines Kind war, später mit dem Trecker, aber erst mit dem Leiterwagen. Meta, unsere Stute. Von Zigeunern, sagte mein Vater, ich weiß nicht, ob das stimmt, so ein frommes Tier war das, lammfromm. Bin zwischen ihren Beinen und unter ihrem Bauch gekrabbelt, geschlagen hat sie nie. Die Sundernstraße entlang mit dem Leiterwagen, dann die Spexarder Straße, bis zur Mühlenwiese an der Dalke. Und alle mit. Vater, Mutter und fünf Kinder, nur die Oma nicht, die war zu alt, und die Tante nicht, die musste zur Arbeit in die Stadt, zur Näherei Greve & Güth, jeden Tag mit dem Fahrrad, fünfzig Jahre lang und keinen Tag krank.

In der Mühlenwiese erst mal das Heu ausbreiten, mit der Forke aus den Wällen schütteln auf die gemähte Wiese, damit die Sonne noch mal schön drauf scheinen kann zum Trocknen, dann wieder in Wälle mit der Harke und aufladen, und einer muss auf den Wagen zum Packen und mit den Füßen fest stampfen, damit mehr drauf geht, und alle haben zu tun, harken, aufladen, packen. Meta geht von allein, hü, sagt mein Vater, das reicht, sie kennt den Weg, so ein liebes Pferd ist das und so schlau. Ein Zigeunerpferd eben. Und in den Pausen das Schwarzbrotwasser. Das löscht den Durst wie nichts anderes. Wasser mit Essig und Zucker und Schwarzbrotstücken. Gibt es das heute noch? Mein Mann weiß es auch nicht. Vielleicht, sagt er, es gibt Brottrunk im Lebensmittelgeschäft und im Reformhaus. Aber da sind keine Schwarzbrotstücke drin, also nicht echt.

Das Fuder aufladen und dann nach Hause, erschöpft, die Arme lahm oder die Beine vom Stampfen, dazu die Hitze und die Mücken von der Dalke und die Pferdefliegen für Meta. Das ganze Heu auf den Leiterwagen, wir Kinder obendrauf, und Meta geht von allein, hü, sagt mein Vater nur, und sie weiß den Weg, kaum, dass er an der Leine zieht. Später der rote Trecker, und ein neuer moderner Ladewagen, grün, viel breiter, viel praktischer, aber nicht so schön. Nicht mehr Metas Hufe auf der Straße von der Mühlenwiese nach Hause, wie sie klappern, wie Musik ist das, klapp-klapp, klapp-klapp, im Zweivierteltakt, und es hat was Feierliches, und Vater klopft Meta auf die Flanke, und wir geben ihr ein Stück Zucker.

Jetzt hat es zu regnen aufgehört, immer am Abend, hat sich wohl wieder ausgeregnet, erst mal, bis morgen. Kann schon mal die Decke holen, zum Einmummeln auf der Terrasse. Vorher Abendbrot, aber drinnen, bei der Kälte. Erdbeeren sind noch da, mit Sahne für meinen Mann und Schlagfit mit weniger Fett für mich, wenns hilft, und ich steige ins Auto, um Wunderbrot zu kaufen, aber ach ja, die Straßensperre, und der Bäckerladen liegt dahinter. Also kein Wunderbrot heute.

Schüsse aus dem Geigenkasten

Samstag. Kurz nach sieben. Die Bauarbeiter. Ein Brummen und Summen heute, dann lauter, dann Gelächter. Haben Spaß, denke ich. Spaß am frühen Morgen und bei der Arbeit. Ich muss lächeln. Die Spiegelneuronen, denke ich. Das weiß man ja, Lachen steckt an. Ich stelle mir vor, und jetzt muss ich richtig lachen, wenn die wüssten, dass ich hier im Bett liege und lache, über nichts, nur, weil die lachen, vielleicht würden die dann über mich lachen, wie bei einem Lachseminar ist das, aber kostenlos, und Arbeiter, die völlig unbekannte Frauen morgens in ihren Betten zum Lachen bringen, aus der Ferne, versteht sich (aber warum nicht auch aus der Nähe), sollten eine Gehaltserhöhung bekommen, denn Lachen ist gesund, außer Liebe das Gesündeste überhaupt, und könnte die Krankenkassen manchen Euro sparen.

Außer dem Brummen und Summen noch so ein Gluckern, vertraut inzwischen. Die Regenrinne, natürlich. Es regnet. Kein Vogelgezwitscher, kein Gurren von Tauben, auch viel weniger Bienen und Wespen dieses Jahr. Und Hummeln. Eigentlich habe ich überhaupt noch keine gesehen. Ein ungefährliches Jahr für Bienenstichallergiker. Stechen Hummeln eigentlich auch, ich weiß es immer noch nicht. Ich glaube nicht. Kenne nur Bienen- und Wespenstich, aber Hummelstich? Nein, ich bin mir ganz sicher. Die segeln nur gemütlich durch die Gärten und schlürfen Nektar aus den Lupinen, da kommen die anderen Insekten nicht dran, weil sie zu leicht sind (habe ich im Fernsehen gesehen) und sich die Blüte nur unter dem Gewicht der Hummeln senkt und so den Weg für ihren Rüssel frei macht. Pech für die anderen, denke ich. Die Hummel würde sich bestimmt kein Pfundepurzelbrot kaufen, dann wäre sie schön dumm. Manchmal, denke ich, wäre ich gern eine Hummel.

Zum Frühstück in die Küche, es ist schon fast zehn. Die Bauarbeiter haben aufgehört zu lachen. Mein Mann ist schlecht gelaunt, mault über dies und das und über die Arbeit. Die Steuern. Und überhaupt. Alles bleibt an ihm hängen. Er geht auf die Terrasse und nimmt die schlechte Laune mit ins nasse Wetter, kühl auch noch um die Zeit, aber er friert nicht so schnell, ist hart im Nehmen. Muss er ja. Bei dem Stress und die Raufe voll, wie mein Schwager immer sagt. Ich koche Kaffee für mich und für seinen Plock, ein altes Brötchen mit schwarzem Kaffee. Da hätte ich auch schlechte Laune. Aber jeder so, wie er mag. Das Küchenfenster auf. Die Kühlanlage surrt, von der Bäckerei gegenüber, vom Nachbarn. Der war viel eher da, als der Bäckerladen hinter der Bahn. Die Bäckerei Thiesbrummel an der Verler Straße, die erste in Spexard, jedenfalls, soweit ich zurückdenken kann. Jetzt gibt es reichlich Backgeschäfte in unserem Ort, allein vier im Umkreis von fünfhundert Metern, keine Bäckereien, aber Geschäfte für Brot, Brötchen und Kuchen, mit Stehcafe und Sonnntags morgens geöffnet. Obwohl, der Mensch lebt nicht vom Brot allein, aber fast sieht es so aus in Spexard. Backwaren, wohin man schaut. Allgemein schließen immer mehr Bäckereien, stand gestern in der Zeitung. Werden ersetzt durch Backshops, die verwenden fertige Teiglinge, gebacken in Elektroöfen, billig und auf die Schnelle. Aber nicht bei unserem richtigen Bäcker, gottlob. Ständig neue Brotsorten, nicht nur für die Figur, sondern für alles, was man sich vorstellen kann. Fitnesskruste und Wellnessbrot, Schalkebrot. Weltmeisterbrot. Und jetzt Europameisterbrot. Wenns hilft, denke ich, aber wer muss das Brot dann essen? Die Fußballspieler, die sind weit weg, oder hilft es auch, wenn es die Fans essen? Aber wieso können die Spanier dann Europameister werden, obwohl wir das Brot gegessen haben, wie verrückt und bis zum Abwinken? Sovitalbrot. Klingt nach Apotheke. Erst ins Vitasol Schwimmbad, dann Sovitalbrot. Vitasol und Sovital, am besten beides, im Angebot und Doppelpack, und danach zu McDonalds, ganz in der Nähe, an der Verler Straße. Guck dir die Autoschlange an, sagt mein Mann immer. Was die verdienen! Doof und dusselig verdienen sich die (deshalb sagen ja auch alle Mc-Doof), so einen Laden müsste man haben, dann hätte man ausgesorgt, die kriegen die Kiste nicht zu!