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Dieses Buch beschreibt Lebensmitteltrends aus den Themenkomplexen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Es werden anschaulich aktuelle Themen für die Lebensmittelindustrie und dem Lebensmittelhandel behandelt. Die Fallstudien wurden von Masterstudenten des Studiengang Lebensmittelwirtschaft der Hochschule Trier im Fach Unternehmensführung bearbeitet und präsentiert.
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Seitenzahl: 450
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Dieses Buch behandelt verschiedene Lebensmitteltrends aus den Themenkomplexen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Es werden anschaulich aktuelle Themen für die Lebensmittelindustrie und dem Lebensmittelhandel behandelt. Die Fallstudien wurden von Masterstudenten des Studiengang Lebensmittelwirtschaft der Hochschule Trier im Fach Unternehmensführung erstellt.
Betrachtung des Einflusses von Covid-19 auf die Digitalisierung in der Lebensmittelbranche (Niklas Arndt)
Betrachtung des Nachhaltigkeitsaspekts von Kaffeeverpackungen im Zuge des wachsenden Kaffeekonsums in Deutschland (Moritz Basquit)
Einsatz von Transportrobotern zur Optimierung der Intralogistik aufgezeigt am Beispiel einer Bäckerei (Tim Bier)
Wie clean ist „Clean Meat“ wirklich? Kritische Betrachtung und Bewertung stammzellbasierter Kulturfleischprodukte (Vivien Cossé)
Observation and Investigation of the Impact of Vegetarianism and Veganism on the Post-Covid-19 Gastronomy and Food Industry (Ngoc Huyen Dinh)
Analyse des aktuellen Forschungsstandes im Bereich der „personalisierten Ernährung“ &Vergleich des Angebotes gegenüber „klassischen“ Ernährungsberatungskonzepten (Tim Dittmer)
Real Omnivores - Ein ernährungsphysiologischer, klimatischer, rezepturtechnischer und geschmacklicher Vergleich von Fleisch und Fleischalternativen (Robin Doll)
Phil’s Cheese Steaks – Businessplan für einen Foodtruck (Philip Heiseler)
Betrachtung des Zero Waste-Trends im Bereich der Lebensmittelproduktion und Bewertung der Marktchance von Brotbier (Nadine Köhler)
Weiterentwicklung von Filialkonzepten im Lebensmitteleinzelhandel – das Beispiel teo (Ronja Ludewig)
Tante Emmomat (Maximilian Molitor)
Betrachtung des Trends Snackification als neue Esskultur (Amalya Petrosyan)
Real Omnivores – Analyse und Strategien zur Erhöhung der Verbraucherakzeptanz von Insekten in Lebensmitteln (Shari Piro)
Darstellung und Untersuchung alternativer und neuartiger Proteinquellen für den Ersatz von tierischen Produkten (Fabienne Stark)
Vergleich und Gegenüberstellung von alternativen Proteinquellen mit Molkenprotein am Beispiel von Insektenprotein (Marcel Willems)
1. Einleitung
2. Methodik
3. Grundlagen (Erläuterung der Schlagwörter aus dem Titel)
3.1. Digitalisierung
3.2. COVID-19
4. Einfluss von COVID-19 auf die Digitalisierung in der Lebensmittelbranche
4.1. Stand der Digitalisierung in der Lebensmittelbranche vor der COVID-19 Pandemie
4.2. Veränderung durch die COVID-19 Pandemie
5. Detailbetrachtung an drei ausgewählten Beispielen
....
5.1. Industrie (Marktriese Nestlé)
5.2. Lebensmitteleinzelhandel (REWE)
5.3. Digitale Hofläden
5.3.1. Die HofladenBOX
5.3.2. Die Frischepost
5.3.3. Marktschwärmer
6. Fazit
7. Ausblick: Weiterentwicklung der Digitalisierung in den nächsten Jahren
Quellenverzeichnis
Vor Beginn der COVID-19 Pandemie spielte die Einführung von digitalen Abläufen in der Lebensmittelbranche nur eine untergeordnete Rolle. Verbraucher nutzen zu diesem Zeitpunkt in dieser Branche bereits vorhandene digitale Services nur in geringem Umfang, sie gaben herkömmlichen Services den Vorzug. Damit bestand für viele Firmen auch keine Notwendigkeit, ihre Marktpräsens durch Forcierung digitaler Services für Endverbraucher auszubauen.
Nach dem Ergebnis einer Studie des auf Klang- und Kommunikationskonzepte spezialisiertem Startup Unternehmens Responsive A-coustics (ReAct) „Supermarkt der Zukunft“ aus dem Februar 2019 hatte zwar in zwei von drei Supermärkten die Digitalisierung im Hinblick auf einzelne Projekte begonnen.1 Eine Gesamtstrategie im Bereich der Digitalisierung war jedoch noch die Ausnahme. Dazu hatte die Firma eine Befragung unter Inhabern, Geschäftsführern und Marktleitern aus dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel durchgeführt.
Damit rangierte der Lebensmitteleinzelhandel im Vergleich mit anderen Branchen lediglich im Mittelfeld, denn nur 14% der Befragten hatten eine umfassende Digitalisierungsstrategie. 54% setzen lediglich einzelne Digitalprojekte um, zwei von zehn Befragten hatten sich noch nicht mit den Möglichkeiten der Digitalisierung beschäftigt.
Darüber hinaus kam die Studie zu dem Ergebnis, dass in 54% der Supermärkte es an den technischen Voraussetzungen fehlte; zum Beispiel verfügten viele über eine zu langsame Internetverbindung und 43% der Führungskräfte im LEH verfügten nicht über die erforderlichen Kenntnisse zum Thema Digitalisierung. Darüber hinaus herrschten bei 60% der Belegschaft im Lebenseinzelhandel Ängste in diesem Zusammenhang.2
Dies änderte sich während der COVID-19 Epidemie. Unter dem Motto „Essen muss man immer“ hatte diese in den vergangenen fast drei Jahren auf die Digitalisierung in der Lebensmittelindustrie großen Einfluss, erfuhr einen drastischen Aufschwung und diente als die treibende Kraft in verschiedenen Bereichen. Der Marktanteil am Umsatz im Onlinehandel im Bereich der Lebensmittel erhöhte sich von 0,8% im Jahr 2015 auf 2,7% im Jahr 2021.3
Im Folgenden erfolgt zuerst eine allgemeine Betrachtung der Einflüsse von COVID-19 auf die Lebensmittelbranche und anschließend eine nähere Betrachtung dieser für Unternehmen in drei verschiedenen Größenkategorien:
am Beispiel des Marktriesen Nestlé als Vertreter der Industrie,
am Beispiel des REWE-Konzerns als Vertreter der Supermarktketten und
am Beispiel digitaler Hofläden als Vertreter kleiner, unabhängiger Produzenten.
Abschließend wird ein Ausblick auf die weiteren Schritte bei der Digitalisierung in der Lebensmittelbranche gegeben.
Es erfolgte zunächst eine fachspezifische und ausgiebige Literaturrecherche mit den Schlagwörtern „Digitalisierung“, „Corona“ und „Lebensmittel“, um die Fragestellung fundiert beantworten zu können. Die Literaturrecherche der vorliegenden Arbeit bezieht sich auf Online-Beiträge, Statistiken und sonstige Quellen. Für die Literaturauswertung wurde eine vorwiegend deutschsprachige Internetrecherche in einschlägigen Fachforen durchgeführt. Dabei wurden vorwiegend Quellen in die Auswertung einbezogen, die jünger als 2017 sind. Bei der Durchsicht der Literaturquellen wurde darauf geachtet, dass diese möglichst aktuell und von hoher wissenschaftlicher Qualität sind. Durch die Aktualität kann gewährleistet werden, dass der Wissensstand nicht veraltet ist und die jüngsten Entwicklungen berücksichtigt werden.
Ein direkter Zugriff auf die ursprünglichen Quellen der veröffentlichten Artikel war dabei in der Regel nicht möglich, da es sich bei diesen um Ergebnisse von Marktstudien kommerzieller Marktforschungsunternehmen handelt, die diese ausschließlich kostenpflichtig zur Verfügung stellen. Ausnahmen stellen dabei die Studien der Universität Göttingen (veröffentlicht: September 2020) und der InternetRetailing in Zusammenarbeit mit Salesforce (aus dem Februar 2021) dar.
Letztere Studie wurde vom Marktforschungsunternehmen erstellt und wird durch den Anbieter des CRM-Systems nach einer Registrierung kostenfrei zur Verfügung gestellt.4, 5
Der Begriff der Digitalisierung wird in mehreren unterschiedlichen Kontexten verwendet:
Er kann die digitale Umwandlung und Darstellung von Informationen und Kommunikation bezeichnen.
Ein weiterer Kontext ist die digitale Modifikation von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen.
Die in dieser Arbeit verwendete Bedeutung meint die digitale Revolution, die auch als dritte Revolution bekannt ist, bzw. die digitale Wende.
Im 20. Jahrhundert wurde unter Digitalisierung vor allem die Weiterentwicklung der Informationstechnologie zur Automatisierung und Optimierung verstanden. Privathaushalte und Arbeitsplätze wurden modernisiert, Computernetze geschaffen und Softwareprodukte wie Office-Programme und ERP-Systeme eingeführt.
Seit Anfang des 21. Jahrhunderts stehen disruptive Technologien und innovative Geschäftsmodelle sowie Autonomisierung, Flexibilisierung und Individualisierung in der Digitalisierung im Vordergrund. Diese hat eine neue Richtung genommen und mündet in die vierte industrielle Revolution, die wiederum mit dem Begriff der Industrie 4.0 und IOT verbunden wird.6
Für Unternehmen besitzt die Digitalisierung verschiedene Aspekte:
Die Digitalisierung interner Prozesse einer Firma, wie z.B. von Produktionsprozessen oder Logistikprozessen durch Einsatz digitaler Technologien oder auch internen Genehmigungsprozessen oder Dokumentationsverfahren.
Die Digitalisierung der Lieferantenschnittstelle, wie z.B. automatische Bestellprozesse bei Unterschreitung definierter Schwellwerte im Bestand oder auch der Rechnungseingangsprozess bis hin zu Graubuchungen (Zahlung und Genehmigung eingegangener Rechnungen ohne jegliche menschliche Interaktion).
Die Digitalisierung der Kundenschnittstelle, z.B. mit Online-Bestellportal, automatisierter Rechnungslegung und Prüfung von Zahlungseingängen oder auch einem Kundensupport mit Unterstützung durch Chat-Bots.
In der Regel ist es bei der Digitalisierung von Prozessen erforderlich, jeden Prozess in sich vollkommen neu zu überdenken, um das volle Potenzial digitaler Techniken nutzen zu können. Denn ein an sich schlechter Prozess ist nach Einsatz digitaler Technologie zwar dann ein sehr viel schnellerer, aber trotzdem immer noch schlechter Prozess.
Covid-19 nennt die Weltgesundheitsorganisation seit dem 11. Februar 2020 die Erkrankung, die durch das Coronavirus verursacht und durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Sie wird umgangssprachlich in Deutschland als „Corona“ bezeichnet. Der Name Covid-19 setzt sich aus "Co" für Corona, "vi" für Virus und "d" für Disease sowie "19" für das Jahr 2019 (der Entdeckung des Coronavirus) zusammen.7
Ende Januar 2020 kam es zu den ersten Infektionsfällen in Deutschland, die in den Jahren 2020 und 2021 zu mehreren „Lockdowns“ führten8.
Die zwangsweisen Schließungen von Geschäften und Restaurants, sowie die verordneten Kontaktbeschränkungen und teilweise auch Ausgangsbeschränkungen führten zu erheblichen Einschränkungen auf die Wirtschaft und die Bevölkerung. Während des ersten Lockdowns mussten schätzungsweise 200.000 Einzelhandelsbetriebe schließen.9 Folge war ein beispielloser Umsatzrückgang innerhalb der deutschen Wirtschaft; zahlreiche, weitere Unternehmen gerieten in akute Existenznot. Die Krise wurde vom Internationalen Währungsfond als bislang schwerste Wirtschaftskrise nach der „Großen Depression“ eingestuft.10
Digitalisierung ist teuer: bestehende Prozesse müssen analysiert und ggf. angepasst werden, teilweise muss in digitale Hardware investiert oder bestehende Maschinen so erweitert werden, dass sie im Rahmen digitaler Prozesse nutzbar sind. Softwarelösungen müssen erstellt oder auf dem Markt erhältliche Lösungen angepasst werden, Softwarelizenzen müssen erworben und/oder Cloud-Services genutzt werden.
Unternehmen nehmen sich des Themas der Digitalisierung daher meist erst dann an, wenn gesetzliche Vorgaben zu erfüllen sind, ein entsprechender Marktdruck existiert (z.B. Erfüllung von Kundenerwartungen, Konkurrenzfähigkeit am Markt oder Umsetzung innovativer Lösungen) oder mittelfristig mit der Optimierung bestehender Prozesse ein wirtschaftlicher Vorteil zu erreichen ist. Ohne den entsprechenden Druck werden in der Regel nur die Kosten, jedoch nicht die sich daraus ergebenden Möglichkeiten gesehen.
Große Unternehmen haben in der Regel ausreichend finanzielle Ressourcen, um eigene Digitalisierungslösungen zur Unterstützung ihrer Prozesse durch Eigenentwicklung oder Anpassung existierender Marktlösungen zu etablieren. Kleine Betriebe sind dagegen in der Regel darauf angewiesen, ihre Prozesse auf von existierenden Marktlösungen unterstützte Prozesse anzupassen. Dieses muss jedoch nicht unbedingt ein Nachteil sein, da Marktlösungen meist auf Good Practices (Verfahren, die sich in vielen Unternehmen bereits bewährt haben) setzen. Dieses bietet KMUs die Chance, ihre etablierten, jedoch oft ineffizienten Prozesse durch sehr viel bessere und marktübliche Abläufe zu ersetzen.
Betrachtet man die Dinge, die den Kunden vor der COVID-19 Pandemie im Lebensmittelhandel wichtig waren, so zeigt der Vertrieb über regionale Lebensmittelmärkte eine hohe Relevanz:
Abbildung 1: Was Kunden im Lebensmittelhandel wichtig ist (Stand: vor Covid-19)11
Betrachtet man den zeitlichen ^Verlauf des Marktanteiles des Online-Handels am Gesamtumsatz des Lebensmittelhandelt in Deutschland, so lässt sich von 2015 bis 2019 ein kontinuierliches, lineares, jedoch nur sehr moderates jährliches Wachstum zwischen 0,1% und 0,2% beobachten. Gründe hierfür werden unter anderem in der Zunahme der internetaffinen Verbraucher gesehen.12 Erst ab 2020 zeigt sich eine deutliche Steigerung um jährlich bis zu 0,7%.
Abbildung 2: Marktanteil des Online-Handels am Umsatz mit Lebensmitteln in Deutschland in den Jahren 2015 bis 202113
Betrachtet man Deutschland im Europäischen Vergleich, so betrug der Anteil der online verkauften Lebensmittel 2018 nur 1% am Gesamtmarkt, Großbritannien verzeichnete im gleichen Jahr bereits 7%, 14. Abbildung 2 stellt den Stand im Jahr 2020 dar, hier hat sich der Abstand zu anderen Ländern weiter vergrößert.
Abbildung 3: Marktanteil von E-Food am Gesamtumsatz des Lebensmittelhandels im Ländervergleich 202015
Matthias Schu, Buchautor und Keynote-Speaker in diversen Fachgremien, führt dieses auf die in Europa einmalige Komplexität des deutschen Einzelmittelmarktes zurück. In diesem konnten sich auch international erfolgreiche Unternehmen wie Walmart nicht etablieren. Das würde auch für den Online-Handel in Deutschland gelten, in dem auch etablierte Händler wie Kaufland oder Feneberg gescheitert sind.16 In Deutschland herrscht ein hoher Margendruck: schätzungsweise 46% des Umsatzes im Deutschen Lebensmitteleinzelhandel erfolgen durch Discounter. Der deutsche Markt wird durch die vier führenden Unternehmensgruppen Edeka, REWE, Schwarz und ALDI zu 86% abgedeckt. Zusammen mit der deutschen Mentalität, möglichst preiswert einzukaufen, führt dies zu einem starken Preisdruck und geringen Margen.16
Bis zur COVID-19 Pandemie wurden in Deutschland hauptsächlich Lebensmittel online gekauft, die im Lebensmitteleinzelhandel nur schwer zu bekommen waren. Ähnlich wie bei den Discountern mit ihrem hohen Umsatz wirkten sich die kürzeren Durchlaufzeiten im Online-Handel positiv auf die Frische der Artikel aus. Allerdings weist E-Food auch einige Nachteile auf: insbesondere bei Frischeartikeln oder TK-Kost kann die Einhaltung von Temperaturanforderungen bei Lieferketten oftmals nur schwer sichergestellt werden.
Die Sicherstellung dieser Anforderungen bedingt höhere Prozesskosten, zu denen noch die Liefergebühren hinzukommen. Darüber hinaus sind die Lieferzeiten oft eingeschränkter als die Öffnungszeiten im Lebensmitteleinzelhandel.
Allerdings sind insbesondere Konsumenten im E-Food-Bereich durchaus bereit, die erhöhten Kosten für den Komfort der Kommissionierung und Heimlieferung zu bezahlen.16, 17
Abbildung 4: Häufigkeit der Nutzung verschiedener Lieferdienste für Lebensmittel (Juni 2020)18
Betrachtet man die Häufigkeit der Nutzung verschiedener Lieferdienste für Lebensmittel (s. Abbildung 4) so erkennt man, dass die Nutzung für fertig zubereitete Gerichte wesentlich häufiger ist als für den Einkauf der Grundprodukte. Bereits vor COVID-19 bestand im Bereich des Essenlieferservice bereits ein erheblicher Konkurrenzdruck und damit einhergehende digitale Angebote. Beim Einkauf der Grundprodukte dominiert der stationäre Lebensmitteleinzelhandel und zeigte stabile Umsätze, so dass hier nur wenig Handlungsdruck existierte.
Betrachtet man die regionale Verteilung der Liefergebiete verschiedener Anbieter von Lebensmitteln im Internet, so gibt es aufgrund der logistischen Herausforderungen in ländlichen Regionen keinen wirklichen Anbieter, der ein Supermarkt-Vollsortiment inklusive Frische und Tiefkühlware überregional anbietet. Dieses ist jedoch wichtig, damit der Online-Einkauf den Einkauf im Supermarkt ersetzen kann. Sollten Artikel nicht verfügbar sein, wird der Einkauf oftmals abgebrochen und der Kunde kauft dann doch alles gesammelt im stationären Handel. Anbieter mit flächendeckendem Angebot bieten hauptsächlich Artikel mit langer Haltbarkeit oder unkomplizierter Lieferung an. Somit spielt sich das Online-Geschehen hauptsächlich in urbanen Regionen ab.19
Aufgrund des unvorhersehbaren Pandemiegeschehens, der damit eingehenden Änderungen gesetzlicher Regelungen und des darauf teilweise sich sehr kurzfristig ändernden Verbraucherverhaltens wurde eine flexible und schnelle Reaktion der Unternehmen erforderlich.
Geschäfte blieben aufgrund gesetzlicher Regelungen vollkommen geschlossen, aber auch in weiterhin geöffneten Geschäften, wie dem Lebensmitteleinzelhandel, fielen viele Mitarbeiter*innen aus, so dass diese ihren Regelbetrieb nicht aufrechterhalten konnten und daraufhin ihre Öffnungszeiten drastisch verkürzten.
Der Lebensmitteleinzelhandel hatte neben dem Zusammenbruch von globalen Lieferketten auch mit Hamsterkäufen zu kämpfen, so dass es bei bestimmten Produkten (z.B. Nudeln, Toilettenpapier) zu Versorgungsengpässen kam. Teilweise fehlte auch nur das Personal, um begehrte Produkte in den Verkaufsregalen zeitnah wieder aufzufüllen, was Verbrauchern eigentlich nicht vorhandene Versorgungsengpässe suggerierte. Der Handel reagierte darauf mit Mengenbeschränkungen in diesen Produktkategorien.
Viele Unternehmen waren aufgrund des Zusammenbruchs der globalen Lieferketten gezwungen, überstürzt neue Lieferantenbeziehungen zu knüpfen, ein Großteil der Lebensmittelhändler war nicht mehr in der Lage, Liefertermine zu nennen (s. Abbildung 5).
Abbildung 5: Zeitleiste der Verfügbarkeit von Lieferterminen bei Lebensmittelhändlern20
Neben diesen Problemen der Produktverfügbarkeiten kamen im Laufe von COVID-19 zu den Punkten, die den Kunden bereits vor der Pandemie wichtig waren, die folgenden Punkte hinzu21:
Es bestand die Angst, sich im Laden zu infizieren, d.h. der Hygienestandard, den der Kunde im Laden vorfindet, wurde wichtiger. Hier achten Kunden insbesondere auf die Sauberkeit und Abwesenheit möglicher Infektionsquellen.
Auch im Jahr 2019 gaben bereits 71% der befragten Deutschen an, auf nachhaltige Lebensmittel Wert zu legen. Nach den anfänglichen Hamsterkäufen gab es eine Trendwende: Käufer achteten auf mehr Gesundheit und Wohlbefinden ihrer Familie, sowie auf Regionalität und Nachhaltigkeit. 22% der Konsumenten gaben im Jahr 2020 mehr für Bio-Lebensmittel aus als im Vorjahr.
Zuvor beliebtes „Shopping“ war nur noch eingeschränkt oder auch gar nicht mehr möglich. Das Einkaufserlebnis von Konsumenten wurde durch die Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen zusätzlich negativ beeinflusst. Dieses führte dazu, dass generell vermehrt Online-Dienste in Anspruch genommen wurden, um den Bedarf zu decken.
Dieses führte auch im Food-Bereich dazu, dass Verbraucher vermehrt auf Online-Dienste zurückgriffen. Auch in Deutschland zeigte sich eine ähnlich deutliche Steigerung im E-Food-Bereich: Im dritten Quartal 2020 lagen die Umsätze um 50% höher als im gleichen Quartal des Vorjahres.21
Abbildung 6: Zunahme des Onlinetraffics 2020 auf Webseiten europäischer Lebensmittelhändler im Vergleich zum Jahr 201921
Abbildung 7: Wo kaufen die Leute Ihre Lebensmittel ein? Vor und nach Covid-1922
Tesco, ein englischer Anbieter von E-Food, der normalerweise in Spitzenzeiten vor Weihnachten eine Verdoppelung des Web Traffics gegenüber der Baseline verzeichnet, konnte am Wochenende, nachdem der britische Premierminister den Lockdown verkündet hatte, einen 45-fachen Web-Traffic und Nachfrage verzeichnen.23
In Frankreich kam es zu einem Boom von E-Food durch die Click & Drive-Strategie eines großflächigen Vollsortimenters: Kunden bestellten ihre Ware im Internet bei ihrem Supermarkt und holten diese dann an einem Abholpunkt am Supermarkt ab24.
Die Abbildung zeigt, dass der Lebensmitteleinzelhandel zwar immer noch die wichtigste Bezugsquelle für den Einkauf von Lebensmitteln darstellt, es neben der Steigerung bei E-Food aber auch eine deutliche Zunahme bei regionalen Versorgern gibt: Wochenmärkte und Hofläden haben an Wichtigkeit zugenommen. Dieses spiegelt den bereits oben erwähnten Bedarf nach nachhaltigeren und regionalen Bio-Lebensmitteln wider. Der steigende Bedarf in diesem Bereich zusammen mit dem geänderten Verhalten der Nutzer, einerseits mehr online einzukaufen, andererseits aber auch Kontakte zu beschränken und dem Entfall eines großen Teils der Stammkundschaft, führte bei kleinen landwirtschaftlichen Betrieben zu einem Digitalisierungsdruck. Darauf wird in 5.3 näher eingegangen.
Mit dem Ende der Pandemie ist mit einem leichten Rückgang zu rechnen, da wieder vermehrt physische Einkaufsmöglichkeiten genutzt werden. Allerdings haben Verbraucher die Vorteile von E-Food kennengelernt, so dass kein Rückgang auf das Niveau vor COVID-19 zu erwarten ist.
Neben den oben aufgeführten Gründen führten aber auch gesetzliche Vorgaben zum Schutz der Menschen und daraus resultierende Maßnahmen in Unternehmen zu einem geänderten Konsumverhalten: Wo dieses möglich war, begannen Mitarbeiter*innen von zu Hause zu arbeiten, so dass sich ihre Lebensumstände und Familiensituation änderte.
Abbildung 8: Gründe, die zu einer Veränderung des Einkaufsverhaltens führen25
Dieses belegt auch gut: bei 41% der Personen, die ihr Einkaufverhalten änderten, erfolgte dieses aufgrund von Änderungen der Familiensituation. Allerdings weist die obige Studie aus, dass eine Veränderung der Familiensituation eher zu einem Rückgang der Online-Käufe zu führen scheint. Erklärbar wäre dieses dadurch, dass im Büro hauptsächlich Essens-Lieferservices oder Abholbestellungen in Lokalen der Umgebung genutzt werden, bei der Verlagerung des Arbeitsplatzes ins Heim das Essen jedoch eher selbst zubereitet wird.
Größte Ursache für eine zunehmende Nutzung von Online-Einkäufen stellt nach obiger Untersuchung eine größere Angebotsvielfalt dar. Dieses ergibt sich in der Regel automatisch bei einer größeren Nachfrage. Auch wenn inzwischen wieder die Anwesenheit in den Büros zunimmt, so haben viele Menschen die Arbeit von zu Hause schätzen gelernt und legen auch zukünftig darauf Wert, zumindest teilweise diesen Arbeitsmodus beizubehalten. Aber auch viele Firmen begannen, ihre Prozesse zu digitalisieren26:
Der Außendienst wurde zum Schutz der Mitarbeiter*innen mittels digitaler Technologien neu aufgestellt, so dass direkte Kundenkontakte reduziert werden konnten.
Durch Einführung von Remote-Support wird versucht, eine ortsunabhängige Instandhaltung zu ermöglichen.
Um mit den Personalengpässen umgehen zu können, haben einige Fertigungsbetriebe fahrerlose Transport- und Materialflusssysteme eingeführt.
Zur Arbeitsunterstützung wurden teilweise Datenbrillen eingeführt, auf die Videos projiziert werden können.
Beispielhaft wird die Entwicklung der Digitalisierung in der Industrie durch die COVID-19 Pandemie am Schweizer multinationalen Unternehmen Nestlé betrachtet. Nach einer Untersuchung durch die OC&C Strategy Consultants im Jahr 2021 steht das Schweizer Unternehmen an der Spitze des Rankings der größten Lebensmittellieferanten weltweit.27
Der Einfluss durch die Pandemie war auch bei großen Unternehmen zu spüren. Nestlé verzeichnete eine Senkung des Umsatzes von 8,9 % auf ca. 91 Milliarden US Dollar im Vergleich zum Vorjahr. Die Auswirkungen auf das organische Wachstum der Produktsortimente und Verkaufskanäle war deutlich zu spüren.
Es gab einen Anstieg des Umsatzes bei E-Commerce um 48,4 %, was ein deutliches Indiz für eine Änderung des Käuferverhaltens durch die Pandemie darstellt.
Dieser Trend zur Nutzung von E-Commerce durch Kunden ist auch bei großen Konzernen ein wichtiger Grund für die weitere Stärkung ihrer Digitalisierung. Mit Auftreten der Pandemie und den eingeführten Beschränkungen wurde schnell deutlich, dass die Digitalisierung weiter gestärkt werden muss, da der Umsatz der außer Haus Verkäufe stark gesunken war.28
Nestlé war im Vergleich zu anderen kleineren Unternehmen von der Schließung von Restaurants nur wenig betroffen, da das Unternehmen einen Großteil seiner Produkte hauptsächlich über den Einzelhandel für Verbraucher absetzt. Der Unternehmensumsatzes des Jahres 2021 zeigt mit ca. 94 Milliarden US Dollar einen erneuten Aufschwung gegenüber dem Vorjahr um 3,3%. Das starke organische Wachstum war laut dem Nestlé CEO Mark Schneider unter anderem durch eine verstärkte Digitalisierung möglich.29
Die Ausgangslage für eine Digitalisierung ist bei Nestlé durch die größere Marktmacht, das Knowhow und das deutlich höhere Kapital im Vergleich zu kleineren Unternehmen bzw. auch kleineren Lebensmittelzulieferern, wie lokalen Bauern, deutlich besser. Prozessoptimierungen haben auch eine wesentlich größere Wirkung und wirtschaftliche Einsparpotenziale. Große Konzerne haben daher schon vor der Pandemie in Digitalisierung investiert, um einen besseren Ablauf innerhalb des Konzerns und eine bessere Kommunikation mit dem Kunden zu ermöglichen.
Dies konnte als Grundlage für einen weiteren Ausbau der Digitalisierung, während der COVID-19 Pandemie genutzt werden. Da es sich bei vielen der Produkte von Nestlé um verarbeitete Produkte handelt, war die Verbesserung der Lieferketten ein Schwerpunkt für große Konzerne, um einen Stillstand der Produktion zu vermeiden. Der deutlich größere Umsatz im E-Commerce Absatzkanal stellt einen weiteren Schwerpunkt der Entwicklung der Digitalisierung in diesem Segment da.
Im Jahr 2019 erfolgte bei Nestlé bereits jeder fünfte Kundenkontakt digital, das Unternehmen hatte sich als Ziel gesetzt, diesen Anteil im Rahmen der Pandemie auf 40% auszubauen. Auch das bekannte Maggie-Küchenstudio wird durch Chatbots ersetzt, welche besonders jugendlichen Interessenten gute Küchen-Tipps geben.30
Die Auswirkung der COVID-19 Pandemie auf die Digitalisierung im Einzelhandel wird beispielhaft an der REWE Group betrachtet.
Die REWE Group gehört zu einer der größten Lebensmittel- und Tourismus Konzernen in Europa. In Deutschland ist sie vor allem im Lebensmitteleinzelhandel vertreten. Die Auswirkungen der Pandemie waren auch in diesem Segment deutlich zu spüren. Aufgrund der zeitweisen Schließung vieler Restaurants und von Hamsterkäufen, die mit dem Auftreten der Pandemie im Frühjahr 2020 auftraten, gab es eine deutliche Aufwärtsentwicklung im Lebensmitteleinzelhandel. Der REWE-Konzern hatte einen Zuwachs seines Gesamtumsatzes vom Jahr 2019 zum Jahr 2020 um ca. 23,4 % auf 68,2 Mrd. Euro.31 Auch im Jahr 2021 konnte trotz Pandemie ein Wachstum des Konzerns um ca. 2,4% auf 69,4 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden.32
Die ersten Schritte Richtung einer Digitalisierung im Einzelhandel hat der REWE-Konzern schon im Jahr 2012 mit ihrem REWE-Lieferservice unternommen. Anfangs wurden die Bestellungen vom Kunden online aufgegeben und dann vom Markt direkt geliefert. Dies war auf bestimmte Gebiete in Deutschland beschränkt und führte außerdem in bestimmten Märkten zu einem Onlineanteil von bis zu 50%, was von der Geschäftsführung nicht als zielführend eingestuft wurde. Folge daraus war die Eröffnung spezieller Lieferzentren und der Ausweitung des Liefergebietes innerhalb Deutschlands. Im Jahr 2016 wurde mit der Veröffentlichung der REWE-App das Bestellen und Liefern an die Kunden deutlich vereinfacht.
Die bereits vor der COVID-19 Pandemie erfolgte Auseinandersetzung mit Digitalisierungsthemen hat es dem REWE-Konzern einfacher gemacht, diese auch während der Pandemie weiter zu stärken. Im Jahr 2021 begannen sie mit Pilotprojekten zu Abholstationen in Märkten und Abholpunkten. Dafür können die gewünschten Artikel Online ausgewählt werden und dann an einem Wunschtermin direkt abgeholt werden. Insgesamt hat der Onlinehandel einen Anteil von ca. 4% des REWE-Konzerns in Deutschland. Laut Aussage des Geschäftsführers der REWE Digital Fulfillment-Services Drasko Lazovic sei die Sparte in Deutschland durch die Pandemie stark gewachsen und der Onlinehandel habe sich durch die Krise etabliert.33
Es gab aber nicht nur Entwicklungen im Bereich des Lieferservices aufgrund der Pandemie. Aufgrund der Notwendigkeit der Kontaktreduzierung wurde in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 in immer mehr Märkten das System „Scan&Go“ eingeführt. Dabei können die Kunden ihre Waren direkt beim Legen in den Einkaufswagen mit einem Handscanner oder mit ihrem Smartphone scannen und anschließend schnell und unkompliziert an einer Expresskasse ohne Personal bezahlen.34
Das System des Bezahlens ohne Kontakt mit Personal wurde durch das neuste Projekt „Pick&Go“ in Deutschland weiter revolutioniert. Der erste sogenannte hybride Supermarkt wurde in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 nach einigen Monaten Testphase offiziell in Köln eröffnet. Nach einem Anmelden in der „Pick&Go“-App können Kunden mithilfe eines QR-Codes den Laden betreten. Anschließend wird mithilfe von Kameras und Sensoren analysiert, welche Produkte der Kunde in seine Tasche packt. Nach Fertigstellen des Einkaufes kann der Laden verlassen werden, ohne vorher an einer Kasse bezahlen zu müssen. Die Rechnung wird dann direkt an die App gesendet. Durch diese Supermärkte kann nicht nur der Kontakt mit anderen Menschen minimiert werden und eine Infektion durch COVID-19 oder andere Krankheiten minimiert werden. Darüber hinaus spart diese Art von Einkauf Zeit und ist für den Kunden komfortabel. Der Datenschutz spielt bei diesem Konzept auch eine wichtige Rolle, da durch Kameras keine Gesichter aufgenommen werden, sondern nur die Bewegungsabläufe der Kunden.35 Diese Supermärkte stellen einen entscheidenden Schritt in der Digitalisierung im Einzelhandel dar und werden schon weltweit von anderen Konzernen im Einzelhandel genutzt.
Digitale Hofläden vermitteln regionale und frische Lebensmittel zwischen Landwirten und Verbrauchern und bilden eine direkte Schnittstelle zwischen den Landwirten/Erzeugern und Verbrauchern. Sie sind also ein Ansatz zur Umsetzung der D2C-Strategie.
Auch vor COVID-19 gab es schon digitale Hofläden (z. B. die HofladenBOX), aber in einem geringeren Umfang.
Laut einer Studie des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) im Jahr 2018, in der 1000 Personen befragt wurden, bestellten 12% der Befragten schon einmal in einem digitalen Hofladen, ein weiteres Drittel würde es probieren, ein Viertel der Befragten könne sich vorstellen, eine Lebensmittelkiste mit regionalen Produkten online zu ordern, 6% hatten dies bereits getan. Im April 2020 lag dieser Anteil laut einer repräsentativen Befragung des Bitkom unter 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren, bereits bei 14%.36, 37
Im Bereich der kleinen regionalen Hofläden hat die COVID-19 Epidemie der Digitalisierung einen deutlichen Aufschwung gegeben. Gründe hierfür waren zu Pandemiezeiten die geringe Käuferanzahl vor Ort, zudem blieben auch viele Restaurants geschlossen und nahmen keine Waren mehr ab. In Sachsen blieben sogar die Wochenmärkte geschlossen38. Somit entfiel für viele Höfe die sonst übliche Laufkundschaft und auch ein großer Teil Stammkundschaft, so dass der klassische Direktverkauf nicht mehr zum Überleben ausreichte. Sie wurden gezwungen, digitale Plattformen einzusetzen, um eine Sicherheit zu bekommen, ihre Produkte auch weiterhin absetzen zu können.
Auch das Käuferverhalten veränderte sich deutlich. Die Verbraucher legten nun deutlich mehr Wert auf frische regionale Bio-Produkte ohne weite Anfahrtswege aufgrund des negativen CO2-Abdruckes und auf mehr Transparenz.
Die Vorteile des Wechsels eines analogen auf ein digitales Bestellsystem sind vielfältig39:
Ein digitales Bestellsystem vereinfacht viele interne Abläufen durch die Nutzung spezieller Software und Apps (z.B.
essfinder.de
), ermöglicht kurze Lieferketten, einen kontaktlosen Verkauf und die Möglichkeit eines digitalen Bezahlens. Da die Zahlung in der Regel auch bereits zum Zeitpunkt der Übermittlung der Bestellung erfolgt, ist der Erzeuger damit abgesichert.
Auch das Nutzererlebnis ist bei digitalen Bestellungen wesentlich positiver als z.B. bei einer telefonischen Bestellung:
Der Kunde sieht in seinem Warenkorb alle bestellten Produkte auf einen Blick und kann sehr einfach Bestellmengen vor Übermittlung ändern.
Produkte können auf einem Wunschzettel vorgemerkt werden oder auch einfach vorbestellt werden, ohne dass eine papierbasierte Bestellung im Alltagsgeschehen des Erzeugers eventuell abhandenkommt.
Fehler bei der Bestellung aufgrund mündlicher Kommunikationsprobleme entfallen.
Kunden können jederzeit den Status ihrer Bestellung einsehen.
Falls der Kunde eine Lieferung der Ware wünscht, kann die Lieferung per Paket nachverfolgt werden.
Kunden sind nicht auf die Ladenöffnungszeiten angewiesen.
Anhand von drei Beispielen werden nun die Veränderungen aufgezeigt:
Die HofladenBOX bietet seit 2017 für Landwirte und andere Direktanbieter eine Plattform, auf der sie ihre Produkte anbieten.
Die Betriebe stellen ihre Produkte selbst online und legen die jeweiligen Preise fest.40
Die Plattform stellt die technische Voraussetzung und Logistik für die Landwirte, sodass der Kunde bequem von zu Hause einkaufen kann. Produkte kommen ohne Zwischenlagerung direkt vom Landwirt, werden noch am selben Tag vom Plattformbetreiber verpackt und ausgeliefert.40
Angefangen haben die beiden Unternehmerinnen mit zwölf Landwirten. Mittlerweile bieten rund 60 Betriebe aus der Region mehr als 1.000 Produkte an, inzwischen gehen pro Woche über 500 Bestellungen aus allen Produktbereichen ein. 40
Auch wenn 95% der Produkte aus der Region kommen, wurden auf Kundenwunsch einzelne überregionale Produkte, wie z.B. Kaffee oder Bananen in Bio-Qualität und/oder Fair Trade Anbau, mit aufgenommen, damit mit einer Bestellung der Wocheneinkauf abgedeckt werden kann und eine Fahrt in den Supermarkt entfällt. 40
Zu Beginn der COVID-19 Pandemie im März 2020 kam es zu einem sprunghaften Anstieg des Bestellvolumens auf den fünffachen Wert, verglichen mit dem bisherigen Durchschnitt. Auch wenn sich das Bestellvolumen im folgenden Sommer wieder verringerte, fanden viele Kunden zur HofladenBOX und viele sind geblieben. 40
Das im Jahr 2015 gegründete und in Hamburg ansässige Unternehmen besaß ein ähnliches Konzept wie die HofladenBOX. Es bot zusätzlich zur Lieferung nach Hause auch die Lieferung in Büros und in kiekmo-Schließfächer in Haspa-Filialen an, Besteller erhielten den Öffnungscode zugesendet und konnten das Fach mittels Smartphones öffnen.41 Um in Unternehmen ohne Infektionsrisiko essen zu können, hatte das Unternehmen als Innovation einen „Smart Fridge“ entwickelt, der bereits bei einigen Firmen im Einsatz war. Mittels einer App konnten Kunden Salate, belegte Brote und frisch gekochte Gerichte bestellen, die zum Bestellzeitpunkt frisch angeliefert wurde. Das Öffnen des Kühlschranks konnte kontaktlos erfolgen, die Entnahme von Artikeln wurde mittels RfID-Technologie registriert.42, 43
Mit Beginn von COVID-19 brach aufgrund der Schließung von Firmen, Kitas und Restaurants praktisch das gesamte B2B-Geschäft zusammen, was zu diesem Zeitpunkt ein Großteil des Hamburger Umsatzes ausmachte. Daraufhin konzentrierte sich das Unternehmen auf ihr B2C-Geschäft und konnte mit Werbeaktionen an die Hamburger Haushalte, sich frische Waren aus der Region kontaktlos und sicher direkt nach Hause liefern zu lassen, diesen Geschäftszweig um mehr als das fünffache Steigern.
Aufgrund eines Wechsels einer der Gründerinnen zu einem Konkurrenzunternehmen und Mitnahme von Kunden hat das Unternehmen jedoch im Juni 2022 Insolvenz angemeldet.44
Marktschwärmer ist als Netzwerk dezentral organisierter Bestellgemeinschaften („Schwärmereien“) in Deutschland und sechs weiteren Europäischen Ländern organisiert, über das ebenfalls regionale Lebensmittel bestellt werden können.45
Kunden können ihre Einkäufe an einem Tag der Woche in der Nähe abholen. Im Rahmen des Lock-Downs kamen bei 1/3 der Schwärmereien Lieferservices hinzu.46
Deutsche Schwärmereien konnten während der Phase restriktiver Maßnahmen zu COVID-19 starke Anstiege verzeichnen: Die Anzahl der Verteilungsorte vergrößerte sich um 21%, der Kundenstamm wuchs um 5.500 Neukunden, Kunden gaben am Warenkorbwert gemessen 30% mehr für regionale Produkte aus. Auch ein steigendes Interesse von Produzenten war zu verzeichnen: die Anzahl stieg auf 1400 um rund 16%.46
Auch hier war eingehend mit den Lockerungen der COVID-Einschränkungen im Juni 2020 ein leichter Rückgang des Umsatzes zu verzeichnen. Trotzdem konnten im Juni 2020 immer noch doppelt so viele Bestellungen verzeichnet werden, wie im Juni 2019.46
Hier scheint die #kaufregional-Kampagne von Marktschwärmer erfolgreich gewesen zu sein: einer Umfrage nach unter Marktschwärmer-Kunden waren die Hauptgründe für ihren Einkauf: Unterstützung regionaler Erzeuger*innen (95,1%), nachhaltige Aspekte des Geschäftsmodells (78,6%), sowie Qualität und Geschmack der Produkte (77,7%).46
Die COVID-19 Pandemie führte 2020 zu einer plötzlichen und nicht vorhersehbaren Änderung des Kaufverhaltens von Verbrauchern. Zudem brachen etablierte Lieferketten zusammen und Mitarbeiter fielen in größerem Umfang aus. Unternehmen waren gezwungen, auf diese Herausforderungen rasch und kompetent zu reagieren, um überleben zu können. Viele der Veränderungen werden bleiben.
Eine richtig verstandene und umgesetzte Digitalisierung verschafft den Firmen der Lebensmittelindustrie einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil: 39% der Retailer aus dem Konsumgüterbereich geben an, dass sie in der Pandemie eine Chance für Wachstum in der Branche sehen würden, nur 22% sehen die Pandemie als Bedrohung für ihr Geschäft an.47
Allerdings zeichnet sich aktuell (Dezember 2022) durch die hohe Inflation und Energiekosten ab, dass die Verbraucher wieder sehr viel stärker preisorientiert einkaufen. Viele digitale Hofläden kämpfen aktuell um ihre Existenz, wie das Beispiel der Frischepost zeigt.
Die Digitalisierung bringt in der Lebensmittelbranche ähnliche Herausforderungen mit sich, wie auch in anderen Branchen.
Primär ist das grundlegende Verständnis in Unternehmen erforderlich, was Digitalisierung eigentlich bedeutet. Dieses gilt insbesondere für Bestandsunternehmen mit etablierten Prozessen, in denen oft eine falsche Vorstellung existiert. Es ist eine Schulung der verantwortlichen Mitarbeiter*innen erforderlich, um ein Bewusstsein für die damit verbundenen Risiken, Chancen und Herausforderungen zu schaffen. Neben Kenntnisse der wichtigsten Digitalisierungstechnologien in der Lebensmittelbranche ist es erforderlich, erkennen zu können, welche internen Prozesse digitalisierbar sind, wie sie sich durch Optimierung beschleunigen lassen oder auch welche durch eine Digitalisierung möglichen Prozessänderungen einen Geschäftsmehrwert erzielen.
Mittels Digitalisierung lassen sich in der Regel Zeiten für Genehmigungsvorgänge innerhalb von Prozessen drastisch reduzieren.
Auch die in der Lebensmittelbranche existierenden gesetzlichen Vorgaben für Qualitätskontrollen und Umsetzung von Aufbewahrungsrichtlinien der Aufzeichnungen wird erleichtert. Nach Lösung bestehender regulatorischer Herausforderungen für entsprechende Digitalisierungslösungen sind auch in der Lebensmittelbranche hier schnellere Fortschritte zu erwarten.
Gleichzeitig ist es jedoch essenziell, die Mitarbeiter*innen auf dem Weg in die Digitalisierung mitzunehmen. Die Verwendung neuer Technologien bedeutet eine Veränderung gewohnter Arbeitsabläufe, vor der viele Angst haben. Interne und externe Weiterbildungsangebote helfen, den Mitarbeiter*innen diese Ängste zu nehmen und das Lernen mittels geeigneter Lösungen, wie z.B. Gamification sogar in Spaß umzuwandeln. Dieses stellt einen wichtigen Faktor für die Mitarbeiterzufriedenheit – und somit für die Mitarbeiterbindung – im Rahmen einer erfolgreichen Digitalisierung dar.48
Mitarbeiter*innen wollen einen modernen Arbeitsplatz haben, der ihnen die Möglichkeiten bietet, jederzeit alle erforderlichen Informationen bereitgestellt zu bekommen, um ihre Arbeit bestmöglich zu erledigen. Dieses bedeutet oft, dass diese Informationen nicht mehr nur an einem bestimmten Ort zur Verfügung stehen (z.B. am Terminal der Produktionsmaschine ablesbar sind), sondern auch mobil abrufbar sind. Das führt zu einem vermehrten Einsatz mobiler Technologien, wie z.B. Tablets.48
Die Nutzung von Big Data als digitale Technologie, d.h. die schnelle Analyse großer Datenmengen z.B. mittels KI eröffnet den Unternehmen viele Möglichkeiten:
1) Der Gesamtbedarf am Markt kann zielgenauer ermittelt werden, Überproduktion oder Unterproduktion können vermieden werden.
2) Änderungen im Kaufverhalten können unmittelbar festgestellt werden, was eine schnelle und flexible Reaktion ermöglicht. Insbesondere die COVID-19 Pandemie hat das Erfordernis hierfür deutlich gezeigt.
3) Es wird möglich, für Kunden personalisierte Lösungen zu schaffen und das Angebot auf die Kundenbedürfnisse zu optimieren.
4) Es wird erwartet, dass der aktuell beobachtete Trend zur vermehrten Nutzung von E-Commerce-Plattformen und sozialen Medien anhält. Um die erforderliche Kundenbindung zu erreichen, ist eine Verknüpfung der Erlebnisse von Konsumenten über alle genutzten Kanäle hinweg erforderlich. Dieses lässt sich nur über eine Automation der Kundenbeziehungen erreichen.48
Eine D2C-Strategie ermöglicht es Unternehmen, die erforderlichen Daten über das Kaufverhalten der Endkunden direkt, ohne Zuhilfenahme externer Plattformen, zu erhalten und so ihre Kunden besser kennenzulernen. Aber auch für Kunden ergeben sich Vorteile durch die Nutzung von E-Food:
Es bietet eine erhebliche Zeitersparnis. Nicht nur die Wegezeiten entfallen, sondern auch beim Auffinden der Produkte entfällt das oftmals zeitintensive Suchen im Laden.
Der Einkauf im digitalen Shop ist wesentlich bequemer, bei Lieferung entfällt auch der eigene Transport der Lebensmittel.
Die Lebensmittel und deren Preise werden sehr viel transparenter. Einerseits steht eine detaillierte Beschreibung des Lebensmittels bereit. Andererseits werden aber auch Preisvergleiche sehr viel einfacher, da der Einzelhandel Produkte im Laden, deren Preise der Kunde nicht vergleichen soll, oft so positioniert, dass ein direkter Vergleich erschwert wird (z.B. durch Nutzung separater Aufsteller).
Aus Platzgründen wird in physikalischen Läden die Tiefe für ein Produkt stark reduziert. Hier bietet ein Online-Shop oft eine stärkere Auswahl.
Aufgrund des demagogischen Wandels steigt die Internetaffinität der Käufer weiter, die Anzahl Smarter Geräte wird weiter zunehmen. Viele jüngere Kunden nutzen bereits heute ihre Smarten Geräte in anderen Sparten, um bereits unterwegs ihre Einkäufe zu tätigen. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend auch in der Lebensmittelbranche etablieren wird. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass viele Jugendliche in urbanen Gegenden sich inzwischen gar kein Auto mehr anschaffen und teilweise nicht einmal mehr einen Führerschein machen. Zudem sind größere Städte inzwischen oft bestrebt, privaten Autoverkehr aus ihrem Einzugsgebiet zu verdrängen. Die damit eingehende sinkende Mobilität führt wiederum zu einer Zunahme von Online-Einkäufen.
Digitale Kanäle bieten darüber hinaus auch Vorteile in der Kommunikation zwischen Anbieter und Kunde. Dadurch, dass sich bereits erfolgte Kommunikation nachverfolgen lässt, wird diese sehr viel transparenter. Kunden müssen nicht immer wieder die gleichen Fragen beantworten, wenn sie zu einem bereits gemeldeten Thema erneut den Kontakt aufnehmen.
Die COVID-19 Pandemie hat Unternehmen gelehrt, sich nicht auf bestehende Lieferketten verlassen zu können. Mittels digitaler Techniken lassen sich Lieferketten und Logistik optimieren, was auch eine schnellere Reaktion auf Lieferengpässe ermöglicht. Hier erreichte Einsparungen können über den Warenpreis an Verbraucher weitergegeben werden, womit sich ein Wettbewerbsvorteil ergibt.
Das Fortschreiten der weiteren Digitalisierung in der Lebensmittelindustrie hängt von der Sichtweise der Unternehmen der Lebensmittelbranche ab. Die Abbildung stellt das Ergebnis einer Umfrage europäischer Lebensmittelunternehmen dar.
Abbildung 9: Europäische Umfrage in der Lebensmittelbranche - Digitalisierung als Chance und/oder Bedrohung49
74% der befragen Unternehmen sehen die Digitalisierung als Chance an, weitere 17% nehmen diese als Herausforderung wahr. Damit ist in naher Zukunft auch in der Lebensmittelbranche von einer verstärkten Zunahme der Digitalisierungsaktivitäten auszugehen.
Ahrens, S.: Marktanteil des Online-Handels am Umsatz mit Lebensmitteln in Deutschland bis 2021, 05.05.2022, URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/475255/umfrage/marktanteil-des-online-handels-am-umsatz-mit-lebensmitteln-in-deutschland/ (letzter Abruf am 12.01.2023)
Bendel, O.: Definition: Was ist "Digitalisierung"?, 13.07.2021, URL: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/digitalisierung-54195/version-384620 (letzter Abruf am 12.01.2023)
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von Tenspolde, H.: Wie das neue Coronavirus zu seinen Namen kommt, 12.02.2020, URL: https://www.swr.de/wissen/corona-name-100.html (letzter Abruf am 12.01.2023)
1 Vgl. (PRESSEPORTAL, 2020)
2 Vgl. (ECIN, 2019)
3 Vgl. (Ahrens, 2022)
4 Vgl. (Busch, 2020)
5 Vgl. https://www.salesforce.com/content/dam/web/de_de/www/PDF/marktstudie-mebensmittelindustrie-2021.pdf (2021).
6 Vgl. Bendel (2021).
7 Vgl. von Tenspolde (2020).
8 Vgl. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik-coronavirus.html (2023).
9 Vgl. Genth (2020).
10 Vgl. https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/weltwirtschaftskrise-iwf-rechnet-wegen-corona-pandemie-mit-schwerster-krise-seit-der-grossen-depression-ab-7ef62a83-683f-4bbe-b529-7b10a3e0c844 (2020).
11 Vgl. https://www.salesforce.com/de/resources/articles/lebensmittelhandel-deutschland/.
12 Vgl. https://www.salesforce.com/de/blog/2021/03/e-food.html (2021).
13 Vgl. Ahrens (2022).
14 Vgl. Schu (2019).
15 Vgl. https://www.handelsdaten.de/marktanteil-von-e-food-am-gesamtumsatz-des-lebensmitteleinzelhandels-im-landervergleich-2020.
16 Vgl. Schu (2019).
17 Vgl. https://www.salesforce.com/de/resources/articles/lebensmittelhandel-deutschland/.
18 Vgl. Busch et al. (2020).
19 Vgl. Schu (2019).
20 Vgl. https://www.salesforce.com/content/dam/web/de_de/www/PDF/marktstudie-lebensmittelindustrie-2021.pdf (2021).
21 Vgl. https://www.salesforce.com/de/resources/articles/lebensmittelhandel-deutschland/.
22 Vgl. Paulsen et al. (2020).
23 Vgl. https://www.salesforce.com/content/dam/web/de_de/www/PDF/marktstudie-lebensmittelindustrie-2021.pdf (2021).
24 Vgl. https://www.handelsdaten.de/marktanteil-von-e-food-am-gesamtumsatz-des-lebensmitteleinzelhandels-im-ländervergleich-2020.
25 Vgl. Melchior (2020).
26 Vgl. https://www.haspa-unternehmernetzwerk.de/gesund-wachsen/mit-digitaler-unterstuetzung-gesuender-essen-im-buero-und-zuhause/.
27 Vgl. https://www.occstrategy.com/en/about-occ/news-and-media/article/id/6557/2021/09/sluggish-growth-among-the-worlds-largest-fmcg-brands (2021).
28 Vgl. https://www.nestle.de/medien/medieninformationen/nestlejahreszahlen-2020 (2021).
29 Vgl. https://www.nestle.de/medien/medieninformationen/nestlejahreszahlen-2021 (2022).
30 Vgl. https://www.manager-magazin.de/unternehmen/lebensmittelhersteller-nestle-profitiert-als-corona-krisengewinner-von-digitalisierung-a-c20629b6-fd9f-48d7-9bb2-554ec51945b7(2020).
31 Vgl. https://www.rewe-group-geschaeftsbericht.de/2020/start.html (2021).
32 Vgl. https://www.rewe-group-geschaeftsbericht.de/index.html (2022).
33 Vgl. Dopjans et al. (2022)
34 Vgl. https://www.rewe-group.com/de/presse-und-medien/newsroom/pressemitteilungen/rewe-forciert-scan-go/ (2020)
35 Vgl. https://www.rewe-group.com/de/presse-und-medien/newsroom/pressemitteilungen/europapremiere-offizieller-start-des-erstenhybriden-supermarkts-mit-kassenloser-bezahlmoeglichkeit-fuer-allekundinnen-und-kunden/ (2021).
36 Vgl. Paulsen et al. (2020).
37 Vgl. Kopf (2018)
38 Vgl. https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/politik/corona-verlaengerung-ausgangsbeschraenkung-allgemeinverfuegung-100.html (2020)
39 Vgl. https://www.essfinder.de/blog/post/digitalisierung-in-hoflden---l-ngst-keine-zukunftssache-mehr (2022)
40 Vgl. https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/archiv/hofprodukte-online-1817278 (2020).
41 Vgl. Schweikert.
42 Vgl. https://hamburg.frischepost.de/firmen/fridge.
43 Vgl. https://www.haspa-unternehmernetzwerk.de/gesund-wachsen/mit-digitaler-unterstuetzung-gesuender-essen-im-buero-und-zuhause/.
44 Vgl. https://www.abendblatt.de/wirtschaft/article236430519/insolvenz-frischepost-gruenderin-wechselt-zur-konkurrenz-hamburg-flaschenpost-lieferdienst.html (2022)
45 Vgl. Schweikert.
46 Vgl. https://www.business-on.de/lebensmittel-regionale-lebensmittel-bleiben-im-trend-marktschwaermer-teilt-bemerkenswerte-einblicke-und-zahlen-_id55743.html (2020).
47 Vgl. https://www.salesforce.com/de/blog/2021/03/digitalisierunglebensmittelindustrie.html (2021).
48 Vgl. https://www.salesforce.com/de/blog/2021/03/digitalisierunglebensmittelindustrie.html (2021).
49 Vgl. https://www.salesforce.com/de/resources/articles/lebensmittelhandel-deutschland/.
1. Einleitung
1.1. Relevanz des Themas
1.2. Problematik und Zielsetzung der Arbeit
2. Kaffeeverpackungen
2.1. Anforderungen
2.1.1. Barrierewirkung
2.1.2. Sicherheit
2.1.3. Funktionalität
2.1.4. Optik
2.2. Verpackungsart
2.2.1. Seitenfaltenbeutel
2.2.2. Standbodenbeutel
2.2.3. Blockbodenbeutel
2.2.4. Aromaschutzverpackung
2.3. Recycling & Probleme für die Umwelt
2.4. Kritische Betrachtung
3. Unternehemensvorstellung
3.1. Vorstellung Cofi Loco Roastery
3.2. Die Idee
3.3. Probleme, Strategie und Produkte
4. Konkurrenz
4.1. Tchibo
4.2. Mondo del Caffè
4.3. Best Practice Vergleich
5. Handlungsempfehlung Cofi Loco Roastery
Quellenverzeichnis
Kaffee, das beliebte Heißgetränk ist eine Passion die viele deutsche teilen, denn 2021 verzeichnet der deutsche Kaffeemarkt ein erneutes Wachstum (Abb.1). Der Pro-Kopf Kaffeekonsum steigt somit auf 169 Liter im Gegensatz zum Vorjahr mit einem Pro-Kopf Konsum von168 Liter.
Abbildung 1: Gesamt-Pro-Kopf-Konsum von Kaffee in Deutschland, pro Bundesbürger, pro Jahr50
Ein Treiber des wachsenden Kaffeekonsums ist die COVID-19-Pandemie der letzten Jahre. Durch die Durchsetzung der Lockdowns und die damit eingehende Arbeitsweise des Homeoffices steigt der Neukauf an Kaffeemaschinen sowie der Konsum von Kaffee in Haushalten deutlich51. Hieraus folgt, dass Im Durschnitt jeder deutsche 2,6 Tassen Kaffee pro Tag konsumiert, was wiederum ca. 23 Packungen pro Jahr entspricht. Somit werden jährlich deutschlandweit ca. 1,8 Milliarden Packungen Kaffee verbraucht52.
Die vielfältigen Aromen sind für den einzigartigen Geschmack des Kaffees verantwortlich. Diese Aromen sind jedoch flüchtig, was einen ständigen Geschmacksverlust des Kaffees unter Lufteinfluss mit sich bringt. Um diese Problematik zu lösen, setzt die Kaffeeindustrie auf den Einsatz von Verbundfolien und dabei vor allem auf die Aluminium-Verbundfolie, denn diese bewahren die Qualitätsanforderungen des Kaffees über die Shelf-Life-Dauer. Der hohe Verbrauch von ca. 1,8 Milliarden Kaffeeverpackungen jährlich allein in Deutschland hat enorme Auswirkungen auf die Umwelt, denn die eingesetzten Vakuumverpackungen, welche aus Verbundfolie hergestellt werden, sind kaum oder lediglich schwer zu recyclen53.
Verbundfolien bestehen demnach aus mehreren Schichten verschiedener Materialarten, welche mithilfe eines speziellen Klebers zu einem mehrschichtigen Verbund zusammengefügt werden. Dieser Mix an verschiedenen Materialarten erschwert das Recycling dieser Verpackungen. Jedoch ist zu erwähnen, dass die Schwierigkeit nicht in der Recyclingtechnologie, sondern eher im Fraktionierungsprozess bzw. Trennprozess liegt.
Denn hierfür muss jede einzelne Folienschicht des Verbunds analysiert, kategorisiert getrennt und schließlich individuell recycelt werden. Mithilfe eines Interviews mit der Firma Cofi Loco Roastery, welche als Best Practice Beispiel dient, sowie einer Recherche und eines Vergleichs zur Thematik Verpackung, soll diese wissenschaftliche Arbeit innovative Möglichkeiten zur Einführung einer nachhaltigen Kaffeeverpackung für die Kaffeeindustrie aufzeigen. Hierdurch wäre es möglich auf schwer recyclebare Verbundfolien und Verbundstoffe, welche die Umwelt belasten zu verzichten und somit die nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Für das beliebte Heißgetränk kommt es nicht nur auf das angewandte Röstverfahren, die Art und Anbauweise der Kaffeepflanze, sondern auch auf die richtige Verpackung an. Um das besondere Aroma des Kaffees zu erhalten, werden hierfür Verbundfolien eingesetzt. Verbundfolien lassen sich als mehrschichtige Verpackungsfolien beschreiben, und werden häufig auch als Mehrschichtfolien bezeichnet. Sie dienen in der Lebensmittelindustrie als Verpackungsmaterial und finden speziell Anwendung bei flexiblen Verpackungen. Hierunter versteht man im Vergleich zu starren bzw. festen Verpackungen, drucknachgiebige und leicht formbare Verpackungen, die durch ihr leichtes Gewicht und die Unempfindlichkeit gegenüber mechanischen Einflüssen überzeugen.54
Verbundfolien, welche für das Verpacken von Kaffee Anwendung finden, müssen vielfältige Eigenschaften bzw. Funktionen erfüllen. Folglich sind speziell in der Kaffeeindustrie folgende Verpackungseigenschaften von Interesse.55
Zur Barrierewirkung zählt der Einfluss von Lichteinstrahlung, Sauerstoff (Oxidationsanfälligkeit), sowie der Einfluss von Feuchtigkeit aber auch der Verlust bzw. Erhalt von Aromen.56
Die Sicherheit der Verpackung ist für den Schutz des Verpackungsinhaltes vor Beschädigung, Kontamination oder anderen unerwünschten Einflüssen bei jeglichem Transport oder der Lagerung verantwortlich. Mit eingeschlossen ist in dieser Thematik die Haltbarkeit des Produkts, als auch die Konservierung.
Zur Funktionalität zählen Faktoren wie die Ermöglichung einer simplen Logistik bezüglich Lagerung und Transport sowie einer hohen Verbraucherfreundlichkeit. Des Weiteren sind weitere wichtige Faktoren die Wiederverschließbarkeit und vor allem die Laminierung mit Aluminium, Papier und verschiedenen Kunststoffen, wie es häufig bei Kaffeeverpackungen vorzufinden ist
Die Optik liegt im Bereich des Marketings. Hierunter fallen der Druck von Farben für ein ansprechendes Design, dass verwirklichen einer Marketingstrategie sowie gesetzlich geregelte Informationsangaben.
Durch die genannten Anforderungen an die Verpackung ergibt sich, dass in den seltensten Fällen eine einzige Materialart zur Erreichung sämtlicher Eigenschaften ausreichend ist. Um sämtliche Funktionen zu erfüllen, sind Verbundfolien aus mehreren einzelnen Schichten aufgebaut, wobei jede Schicht auf einen jeweiligen Anwendungsfall spezifiziert ist.57
Um diese Problematik zu lösen, werden Verbundfolien aus unterschiedlichen Materialarten zusammengesetzt. Hierbei ist eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten für die Schichtanzahl, Schichtdicke und Schichtmaterial möglich und können so für jedes vorliegende Produkt individuell angepasst werden. Daher wird die Thematik sehr komplex.
Vor einigen Jahren wurden lediglich ein- oder zweischichtige Folienverbunde eingesetzt. Dagegen ist es heutzutage die Regel, das fünfbis neunschichtige Folienverbunde die Normalität sind. Dieser Trend greift wieder die Problematik dieser Arbeit auf, denn die mehrschichtigen Verbundfolien haben starke Auswirkungen auf die Umwelt sowie die Recyclingfähigkeit.58
Abbildung 2 zeigt den beispielhaften Aufbau einer fünf- oder mehrschichtigen Verbundfolie.
Abbildung 2: Aufbau einer mehrschichtigen Verbundfolie59
Bei der ersten Schicht handelt es sich um die innere Schicht an der Produktseite, auch Siegelschicht genannt, welche je nach Anwendung zahlreiche Aufgaben zu erledigen hat. Sie sorgt aber hauptsächlich für eine gute Siegelfähigkeit bzw. Dichtigkeit. Hierfür werden häufig Materialien wie z.B. Polyethylen, Polypropylen oder Ionomere (René Arm, 2011).
Die zweite Schicht dient als Haftvermittler (Adhäsionsschicht) zwischen zwei Schichten. Auf diese folgt die dritte Schicht, welche zur Barrierewirkung dient und für eine luft- und aromadichte sowie feuchtigkeitsbeständige Verpackung verantwortlich ist. Sie ist somit essenziell bei Kaffeeverpackungen.
Hierauf folgt eine weitere Schicht die als Haftvermittler dient. Gefolgt von der fünften Schicht, welche vor allem für den Schutz vor Beschädigung durch äußere Einflüsse während des Transports und der Lagerung dient (Morris B. A., 2017b, S. 3–21).
Es gibt eine Vielzahl an Verpackungsarten, welche Anwendung für das Verpacken von Kaffee finden. Sie können sich hinsichtlich Form, Größe und Materialart unterscheiden. Die wichtigste und am häufigsten eingesetzte Kaffeeverpackungen ist der Seitenfaltenbeutel, der Standbodenbeutel sowie der Blockbodenbeutel mit Aromaschutzventil.
Der Seitenfaltenbeutel überzeugt vor allem durch sein Volumen. Kaffeebohnen werden meistens in ein Kilo Gebinden verkauft, wofür sich diese Art der Verpackung eignet. Anders als zu den herkömmlichen Flachbeuteln, besitzen diese eingearbeitete Seitenfalten, die sich beim Befüll Vorgang öffnen, wodurch wesentlich mehr Volumen bzw. Raum für den Inhalt zur Verfügung steht. Zeitgleich wird die Öffnung beim Befüllen größer, wodurch dieser Prozess vereinfacht wird. Durch seine große Oberfläche bietet er eine gute Design Möglichkeit, wie in Abbildung 3 zu erkennen ist (HT-Verpackungen, 2022).
Abbildung 3: Seitenfaltenbeutel (STRÖBEL, 2023)
Der Standbodenbeutel eignet sich im Gegensatz zum Seitenfaltenbeutel, welcher eher für größere Füllvolumen geeignet ist, für kleiner Füllvolumen. Demnach zeichnet er sich durch ein Füllvolumen von 80 bis 500 Gramm aus. Diese Verpackungsart besitzt häufig eine Perforation sowie eine Einreißkerbe an der Oberseite, wodurch eine schnelle erste Öffnung der Verpackung gewährleistet ist. Des Weiteren besitzt diese Art der Verpackung wie in Abbildung 4 zu erkenn ist, einen integrierten Druckverschluss, welcher genutzt werden kann, um den geöffneten Beutel wieder zu verschließen (MEDEWEO, 2017).
Abbildung 4: Standbodenbeutel (HT-Verpackungen, 2022)
Blockbodenbeutel oder Flachbodenbeutel sowie Boxpouches genannt, sind durch die spezielle Bauweise eine ideale Verpackung für Lebensmittel (Abb. 5). Durch den eingebauten Boden stehen die Beutel im befüllten Zustand stabil am POS (=Point of Sale). Der Beutel ist ideal für das Verpacken verschiedener Produkte geeignet, so auch für Kaffee. Durch integrierte Aufreißkerben auf beiden Seiten lässt sich der Beutel leicht nach der Verschweißung wieder öffnen. Des Weiteren bietet er eine große Fläche für ein ausgewähltes Design.
Abbildung 5: Blockbodenbeutel (Mondo del Caffè S.à.r.l., 2017)
Sowohl der Seitenfaltenbeutel, der Standbodenbeutel als auch der Blockbodenbeutel finden als Aromaschutzverpackung Anwendung. Aromaschutzverpackungen sind mit einem Ventil ausgestattet, welches dafür sorgt, dass Lebensmittel, welche nach dem Abfüllprozess Gase bilden ohne Probleme verpackt werden können. Denn das One-Way-Ventil ist in der Lage, dass entstandene Gas aus dem inneren der Verpackung entweichen können, jedoch keine Gase aus der Umwelt in das innere der Verpackung gelangt (HT-Verpackungen, 2022).
Wird beispielsweise frisch gerösteter Kaffee verpackt, gelangt das bei der Nachreifung der Kaffeebohnen gebildete CO2 aus dem inneren des Beutels durch das Aromaschutzventil nach außen. Der Aromaschutz bleibt dabei bestehen, und sorgt dafür das die Qualität der Kaffeebohnen erhalten wird (MEDEWEO, 2017).
Verbundfolien sind aufgrund fehlender Gesetzgebungen nicht genormt, was dazu führt, dass die Hersteller sich zwar an rechtliche Vorschriften und Hygienestandards, wie der Verordnung über „Materialien und Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen“ einzuhalten, jedoch können sie sich bei der Materialwahl frei entscheiden, solange die ausgewählten Stoffe von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zugelassen bzw. deklariert worden (Mariam Marschall, 2020, S. 21).
Folglich können die Hersteller die Anzahl und die Anordnung der einzelnen Verbundschichten beliebig wählen, was wie bereits erwähnt einige Vorteile mit sich bringt, da jede Schicht eine spezifische Funktion erfüllen kann, jedoch treten hierdurch in der End-of-life Phase des Produktlebenszyklus einige Probleme auf.
Das Hauptproblem besteht dabei im kombinierten Recycling dieser Folienverbunde, denn sie bestehen aus einem Mix verschiedener inkompatiblen Kunststoffe. Um diese zu recyclen benötigt man spezielle Zusatzstoffe, welche als Compatiblizern bezeichnet werden. Jedoch ist, wie bereits in Kapitel 1.2 erwähnt, festzuhalten, dass die Schwierigkeit hierbei weniger in der Recyclingtechnologie, sondern eher im Trennprozess liegt, da jede einzelne Schicht der Verbundfolie analysiert, kategorisiert, getrennt und im Anschluss dann final recycelt werden muss, um dann hieraus das bestmögliche Rezyklat herzustellen.
Aus diesem Grund landen diese Plastikverpackungen vorwiegend auf Mülldeponien, Verbrennungsanlagen oder werden gar in der Natur entsorgt (Niaounakis, 2020, S. 1 – 20).
In der aktuellen Zeit beschränkt sich der Einsatz von biologisch abbaubaren Packstoffen in Verpackungen lediglich auf einfachste Anwendungen wie z.B. Beutel für Biomüll, Einweggeschirr oder Pflanzenschalen. Aus den bereits gewonnenen Erkenntnissen wird deutlich, dass Verpackungen für anspruchsvolle Verpackungen, was auf die Verpackung von Kaffee zutrifft, stets Verbunde Anwendung finden, bei denen die jeweiligen Schichten spezifische Funktionen übernehmen. Bei dieser Betrachtung ist es unwahrscheinlich, dass biologisch abbaubare Produkte, unter Betrachtung von vertretbarer Entwicklung sowie wettbewerbsfähigen Preisen, ein Ersatz hierfür darstellen können. Zudem fehlt in dieser Thematik die Betrachtung der Zuverlässigkeit solcher Verpackungen und weiter ihre Lebensdauer, welche von der Art ihrer Lagerung, der Darbietung im Supermarkt sowie der Wetterlage abhängig ist.
Das wichtigste Argument für Biokunststoffe ist, dass diese vorwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Zudem wird die Nutzung landwirtschaftlicher Produkte und die CO2-Neutralität der verwendeten Materialien hervorgehoben. Jedoch wird hierbei nicht beachtet, dass die Rohstoffe während ihrer Entstehung das Äquivalent der beim Abbau freigesetzten CO2-Menge verbrauchen.
Durch diese Erkenntnis bleibt jedoch offen, ob eine ökologische Überlegenheit bei biologisch abbaubaren Werkstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen gegenüber den herkömmlichen petrochemischen Ausgangsprodukten tatsächlich vorliegt (Kaßmann, 2020, S. 97).
Als Unternehmen wird Cofi Loco Roastery gewählt, da sie eine innovative Möglichkeit aufgezeigt haben, Kaffee bzw. Kaffeebohnen in einer nachhaltigen Verpackung auf den Markt zu bringen. Und das alles unter dem Ziel, den nachhaltigsten Kaffee, den man überhaupt herstellen kann an die Kunden zu verkaufen.
Cofi Loco Roastery ist eine Kaffeerösterei ansässig in der Innenstadt Siegburgs. Gründer und Geschäftsführer Uwe Prommer verfolgt mit einem kleinen Team große Visionen. Und diese Vision lautet „die nachhaltigste Rösterei Deutschlands zu werden“.
Die erste Kaffeeröstmaschine kam 2015 nach der Gründung der Cofi Loco Roastery zum Einsatz. Damals noch auf dem BIO-Hof in Hennef. Die Kaffeeröstmaschine war lediglich ein kleiner Shopröster mit einer Kapazität von 3,5 Kilogramm Röstkaffee pro Stunde. Im Jahr 2018 folgte die Vergrößerung. Er eröffnete das Café mit einem neuen modernen Röster, welcher über eine Kapazität von 230 Kilogramm pro Stunde verfügt, guter Lage sowie mit großen Lager- und Fertigungsräumen (COFI & CO GmbH & Co. KG, 2018).
Ziel des Teams ist es, den nachhaltigsten Kaffee, den man überhaupt herstellen kann, auf den Markt zu bringen. Hierbei werden die Punkte Anbau der Kaffeepflanzen, Transport und vor allem Verpackung der Kaffeebohnen betrachtet. Um sich richtig mit der Thematik zu befassen, bereist der Geschäftsführer Uwe Prommer mehrmals Indonesien, um dort einen Lieferanten für seine Kaffeebohnen zu finden, dem Nachhaltigkeit genauso wichtig sei wie ihm. Auf der Exkursion nach Indonesien bekommt er die Idee, wie er seinen zukünftigen Kaffee in Deutschland auf den Markt bringen möchte (Galileo, 2022).
Während einer Exkursion in Bali Indonesien realisiert Geschäftsführer Uwe Prommer, welche verehrenden Müllprobleme wir durch unsere Lebensweise sowie durch unseren gigantischen Verbrauch von Verpackungen verursachen. Und genau durch diese Problematik hat er die Idee „The message ist he bottle“. Der nachhaltige Kaffee soll in Mehrweg-Glasflaschen abgefüllt und so auf den Markt gebracht werden.