Ale's Gambit - Alejandra Maria Falcone - E-Book

Ale's Gambit E-Book

Alejandra Maria Falcone

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Beschreibung

Eine Frau, die sich ins Leben stürzt, ohne Rücksicht auf eigene Schrammen – und das Erlebte in ihre Verse fließen lässt: Ich schreibe mir alles von der Seele und bete, dass ich den Ausstieg nicht verfehle. Rhythmus und Klang der Texte sind hypnotisch – und einige könnten in jedem Poetry-Slam brillieren: Ich kann das Gefühl nicht abstellen, nonchalant reiten auf den Wellen, (…) einfach die coole Ale markieren und mich nicht vergaloppieren. Wenn es mich eiskalt erwischt, bin ich, wenn er denn fischt, dem Köder heillos ausgeliefert. Einem Wildpferd gleich, das entsetzt wiehert, weil man es eingefangen hat, windet man sich, hatte es doch satt und sieht sich Zucker essend all die Vorsätze vergessend wieder dort, wo man einst war: schluchzend beim Keeper an der Bar ...

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Seitenzahl: 56

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2023 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99130-266-7

ISBN e-book: 978-3-99130-267-4

Lektorat: Falk-Michael Elbers

Umschlagabbildung: MarinaPravnikArtist

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Marcin Piwowarski, Alejandra Maria Falcone

www.novumverlag.com

Widmung

Für meine Kinder

ANSICHTEN EINER GÖRE

Das Hintertürchen

Viel habe ich schon als Göre

in einem Stimmengewirr der Chöre

vom berühmten Hintertürchen

reden hören.

Und ich könnte schwören,

dass ich keines sah.

Ich ging sogar ganz nah

an der Hauswand entlang –

es war Neugierde, kein Zwang –

und suchte diese berühmte Öffnung.

Aber nichts, keine Schöpfung

dieser Art.

Es wäre smart,

dachte ich bei mir,

hätte ich gar vier.

Doch nicht mal eine Hintertüre,

die mich irgendwohin führe,

zum Beispiel zum Schlaraffenland,

war jemals hinter dieser Wand.

Nun schaut gern selber nach –

seid ihr schon wach? –,

ob ihr so was euer Eigen nennt

oder gar jemanden kennt,

der regelmäßig dort hinausspaziert,

etwas Bestimmtes anvisiert

und sich köstlich amüsiert.

Ich aber bleibe meiner einen Türe treu,

deren tägliche Nutzung ich nicht scheu.

ZWISCHEN HIMMELREICH UND WILDNIS

Danke

Am frühen Morgen und am Tag ist alles gut.

Vor der Nacht bin ich jedoch auf der Hut.

Brauche keine Stoffe, noch nicht mal Wein.

Ich lenke die Gedanken, wasche sie rein.

Und wenn sie dann einbricht, die Dämmerung,

beruhige ich mein Herz mit folgender Segnung:

Herr, ich danke dir, dass du mir vertraust,

dass du dein Feld der Liebe auf mich baust.

Hier wachsen deine Früchte in allen Farben.

Herr, heile auch meine frischen Narben.

Lass mein inneres Licht niemals ausgehen.

Lass mich bereit sein und nicht am Glücksrad drehen.

Du gabst mir das Leben ja nicht ohne Grund

und malst die Welt für mich bunt.

Auch wenn sie manchmal grau erscheint,

ist es nur für kurze Zeit, dann sind Herz und Seele wieder vereint …

Wo zum Geier …?

„Wo zum Geier ist Loßburg, dieses Kaff?“,

haben die Kommilitonen mich damals gefragt

als Frischling an der Uni, unter Studierenden hochbetagt,

mit nem feuchten Händedruck, so schlaff.

Und auch später, als Reporterin vielerorten,

wo die Stadt nicht schläft und vibriert,

wo das Leben (scheinbar) pulsiert,

erwiderten sie mein Lächeln mit diesen Worten.

In Berlin, Venedig, Rom und Paris,

auch in Hamburg, London und Prag

immer dieser Blick – ja, frag mich doch, frag!

Und ich sagte ihnen dies:

Loßburg, das ist meine Zuflucht, mein Zuhause.

Und wenn mich auch das Fernweh packt,

ich weiß, wohin ich gehöre, hier stehe ich in Kontakt,

denn hier macht der liebe Herrgott eine Pause

von all dem ungeheuerlichen Trubel auf der Welt,

von Materiellem, von Oberflächlichkeit,

von Gangstertum und Eitelkeit.

Und ganz im Vertrauen: Für München reichte ihm nicht das Geld!

Staatenlos glücklich

Wenn ich eines gelernt hab im Leben,

dann ist’s, nichts auf die Flagge zu geben.

Was auf einem meiner Papiere steht,

definiert nicht, wohin meine Reise geht,

Italien, Argentinien oder Deutschland.

Ich sehe darin gar keinen Vorwand,

mich größer, kleiner oder anders zu fühlen.

Ich bewahr lieber einen klaren Kopf, nen kühlen.

Nach hitzigen Debatten in der Vergangenheit

oder der leidigen Frage nach der Zugehörigkeit

geb ich heute einen feuchten Kehricht

auf die staatlich angeordnete Pflicht,

sich patriotisch zu zeigen.

Das ist nur was für die Feigen,

wie schon Schopenhauer schrieb

(als philosophischer Seitenhieb):

Wer sonst auf nichts stolz sein kann

– der arme Wicht, kein Mann! –,

der greift rückwärtsgewandt zum Nationalstolz.

Selbst Pinocchio war schlauer – und er war aus Holz!

Ich bin, wer ich bin – sang einst Gloria Gaynor.

Und auch ein mir wohlbekannter Senior

bestätigte mir: „Du bist nicht entwurzelt,

sondern frei!“

Und wenn hier einer die Stirn runzelt – das ist mir einerlei!

Ich danke Gott, dass ich genug Verstand besitze,

um zu erkennen, dass es purer Zufall ist, dass ich hier sitze!

Beirut – Teil I

Oh, Beirut! Du wunderbare Stadt,

die so unterschiedliche Gesichter hat.

Hier findet das wahre Leben statt.

Du vereinst in dir Ruine und Glanz,

arabische Tradition und modernen Tanz,

französische Kultur und dekadenten Popanz.

Ich gestehe, ich sah dich erst mit Argwohn.

Aber der unerschrockenen Abenteuerin Lohn

ist wie die Liebe einer Mutter für ihren Sohn,

und er wird dich vermissen, wenn er geht,

aber er muss, weil’s in seinem Buche steht.

Doch während Vergangenes davonweht,

bleibst du in unseren Herzen.

Zünde für dich tausend Kerzen

und eine für ihn, den Heiler aller Schmerzen.

Der Mensch

Die Arroganz der Menschen geht so weit,

dass sie glauben, alles zu beherrschen.

Kein intelligentes Wesen weit und breit

ergötzt sich eigentlich an Gewaltmärschen.

Sind zu Gräueltaten bereit

nur die Stupiden (deren Zahl beachtlich wächst), nehmen sich zu wichtig.

Ihre Existenz ist jedoch nichtig,

solange sie nicht verstehen

und endlich aufhören mit dem Vergehen,

endlich mit dem Morden aufhören

und die Natur nicht stören.

Denn wo immer der Mensch seine Griffel hat,

findet unglaubliches Barbarentum statt.

Die Erde kommt ohne Mensch gut aus.

Auch die Katze, der Hund, die Maus,

sie feiern ausgelassen ein rauschendes Fest

und singen: Der Mensch – schlimmer als Cholera und Pest.

Beirut – encore une fois

Gegensätze schmelzen in dir

wie das Wachs an Heiligabend,

Sternensinger vor der Tür.

Ein Firmament, den Halbmond tragend,

die Menschen grüßen „Bonjour“.

Sie lächeln trotz der Narben.

Ein Mensch, der hierherfuhr,

vergisst niemals deine Farben.

Beirut und deine Kinder,

Gibran, Fairouz und Sadeeh,

und der Geist der Erfinder,

Abschied nehmen tut zwar weh,

aber wir sehen uns wieder.

Ich kenne den Weg, der mich zu dir führt

– zu Hause singe ich deine Lieder …

Eine Melodie, die uns eint und tief berührt

Pendel

Wir sind lebende Pendel,

hin- und herschwingend

bis zum letzten Atemzug.

Dann steht das Pendel still.

Erfreuen uns an Lavendel,

erwachen fröhlich singend,

verabscheuen Lug und Trug,

nicht nur weil’s Gott so will.

Mal hören wir Bach, dann lieber Händel,

argumentieren laut, um Worte ringend,

überhören den Schuss vor dem Bug

und kämpfen wie in KILL BILL.

Freiheitsliebend schenken wir einander Bändel

als Leine, einander bindend,

ernten wir des anderen Saat mit dem Pflug

und hetzen – das ist des Menschen Drill.

Dabei ist das Leben doch eine Wendel:

Hin und her müssen wir nicht zwingend,

doch eher aufwärts mit dem Aufzug.

Ob es jemals einer kapieren will?

Syrien

Der Duft des Jasmins umschmeichelt meine Nase.

Diese Liebe, das ist nicht nur eine Phase,

nicht das Strohfeuer einer tentativen Nacht.

Es ist die tiefe Verbundenheit, die einmal erwacht,

mich nicht mehr loslässt, sich entzieht dem Vergleich.

Das sind besondere Gefühle, einer Offenbarung gleich.

Ich atme deine Luft und schmecke deine Früchte,

das unsagbare Leid, das in mir schmerzt,