Almansur - Ludwig Tieck - E-Book

Almansur E-Book

Ludwig Tieck

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Beschreibung

Almansur ist eine Erzählung von Ludwig Tieck. Auszug: Langsam erhob sich Almansur aus dem Schatten der Palme, eine Thräne rollte von seinen Wangen, er blickte ihr wehmuthsvoll nach, wie sie an seinem Stabe hinuntergleitete und sich im Staube verlor, die ganze Vergangenheit stand mit ihren hellen und finstern Farben vor ihm, Abendroth und Regennächte. Noch einmal blickte er rückwärts nach Bagdad und sahe wie sich der letzte goldne Mond hinter einem blauen Berge langsam hinabzog. - Nun so lebe wohl! Auf ewig wohl! rief er, und ging langsam weiter ohne selbst zu wissen, wohin. Die Sonne ging unter, die Vögel des Abends sangen im nahen Walde, aber seine Augen sahen weder das goldne Feuermeer um dort sich Trost zu holen, sein Ohr hörte nicht die Melodieen, die von jedem Zweige herab um ihn schwammen, der Wind spielte mit seinem Mantel, aber er ließ ihn nachläßig hängen und eilte weiter vom Wege ab, mit tiefgesenktem Blick.

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Seitenzahl: 23

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Almansur

AlmansurZusätzlich in dieser Ausgabe ein Gedicht: ZuversichtAnmerkungenImpressum

Almansur

Langsam erhob sich Almansur aus dem Schatten der Palme, eine Thräne rollte von seinen Wangen, er blickte ihr wehmuthsvoll nach, wie sie an seinem Stabe hinuntergleitete und sich im Staube verlor, die ganze Vergangenheit stand mit ihren hellen und finstern Farben vor ihm, Abendroth und Regennächte. Noch einmal blickte er rückwärts nach Bagdad und sahe wie sich der letzte goldne Mond hinter einem blauen Berge langsam hinabzog. – Nun so lebe wohl! Auf ewig wohl! rief er, und ging langsam weiter ohne selbst zu wissen, wohin. Die Sonne ging unter, die Vögel des Abends sangen im nahen Walde, aber seine Augen sahen weder das goldne Feuermeer um dort sich Trost zu holen, sein Ohr hörte nicht die Melodieen, die von jedem Zweige herab um ihn schwammen, der Wind spielte mit seinem Mantel, aber er ließ ihn nachläßig hängen und eilte weiter vom Wege ab, mit tiefgesenktem Blick.

Endlich blickte er auf, er sah sich in einem schönen Thale, rings um von grünen Bergen umschlossen, im Thale glänzte ein silberner See, auf den das Abendroth auf jeder Welle sich wiegte, die Berge erhoben sich sanft umher und auf ihnen schimmerten Reben, Palmen standen auf Abhängen und wiegten sich rauschend über das Thal hinab, die ganze Gegend spiegelte sich zitternd im See, und das Abendroth und der aufgehende Vollmond gossen ein so süßes Licht um alle Gegenstände, daß Almansur sich in einem Theile des Paradieses glaubte. Er stand und sahe die schönbewachsnen Berge, wie der Abendschein über die grünen Abhänge herüberschwamm und sanftes Roth auf den gegenüberstehenden Berg streute, durch einen Palmenhain schlängelte sich der schimmernde Glanz der Gluth des Himmels, und bebte zurück in jedem Tropfen der am Grase zitterte, von jedem Blatt, an welchem ein Rubin sich wiegte. Der Mond stand über einem finstern Tannenhain, ein kleiner Wasserfall rauschte, die großen Wälder sangen der Natur ihr Abendlied, der Tag eilte in sein Rosenbett hinab, das Heimchen zirpte, der Mond schien aus dem goldnen See zu trinken, und auf jedem leichten Wölkchen des Himmels, das unter dem Monde hinwegschlüpfte und ihm etwas von seinem goldnen Glanze stahl, schien Ruhe, Trost und Freude zu schweben. Lange stand noch Almansur so, doch endlich lößte sich sein Gefühl in die Harmonie einer wonnevollen Wehmuth auf, die Erinnerung seines Unglücks war mit dem letzten Streit der untergehenden Sonne hinter den Bergen hinabgeleitet. Er bestieg den Berg, ging bald hinauf, bald hinab, und sein Blick schwebte stets auf den gegenüberstehenden Abhang, oder auf den Spiegel des tief unten glänzenden Sees.