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… Als die Noten laufen lernten … Band drei der U-Musik-Geschichte - ein chronologischer Zeitplan von 1812 bis 1945 mit wichtigen Eckdaten aus Politik - Wirtschaft - Literatur - Theater - Kabarett - U-Musik - Film, die in einem engen Zusammenhang zu den ersten beiden Bänden stehen. Sie können sofort die Biografien mit den Eckdaten vergleichen, um zu sehen, in welch einem Kontext die Protagonisten zu leben hatten...erschütternd auch, wie schnell es möglich war, eine Diktatur zu errichten! Band drei wäre auch exzellent für den Schulunterricht zu gebrauchen, da die Chronologie explizit alle Bereiche thematisiert und miteinander verknüpft. So erhält man auf eine ganz schnelle Art und Weise einen Durchblick der geschichtlichen Zusammenhänge...und man kann durch diese Aufzeichnungen viele Parallelen bis in die Jetztzeit ziehen...
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Seitenzahl: 393
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Vorwort
1812 bis 1839
1840 bis 1849
1850 bis 1859
1860 bis 1869
1870 bis 1879
1880 bis 1889
1890 bis 1899
1900
1901
1902
1903
1904
1905
1906
1907
1908
1909
1910
1911
1912
1913
1914
1915
1916
1917
1918
1919
1920
1921
1922
1923
1924
1925
1926
1927
1928
1929
1930
1931
1932
1933
1934
1935
1936
1937
1938
1939
Anhang: Stummfilm bis Tonfilm ab 1908 bis 1945
1908 bis 1928/29
1929 bis 1933
1933/34 bis 1939/40
1940 bis 1945
Nachklang
Bibliographie
Kurzbiografie Karin Ploog
Bisher erschienen: Band 1.1 – 1.2 – 2 Kurzbeschreibung
Ich stand vor der Frage, was zu tun sei, wenn ich von einer Zeit berichten möchte, die ich nie erlebt habe? Einmal hatte ich die Möglichkeit, auf meinen vielen Reisen durch die Welt, Menschen kennen zu lernen, die aus den verschiedensten Gründen Deutschland und Europa verlassen mussten und hatten… zum anderen musste ich mir aussagekräftige Fakten aus den entsprechenden Büchern zusammen suchen und auch das Internet war dort sehr hilfreich.
Glücklicherweise verfüge ich über einige Sprachkenntnisse, die es mir erleichterten, Artikel auch dort zu suchen, wo man sie üblicherweise nicht zu suchen pflegt. Wobei ich hier explizit die Wissenschaftler und deren Mitarbeiter der Republik Österreich hervorheben möchte, die sich mehr als verdient um die Aufklärung ihrer Naziopfer verdient gemacht haben. Auch speziell in St.Gallen/Schweiz erreichte ich offene Ohren für meine Recherchen; man half mir völlig unbürokratisch weiter und dafür bin ich sehr dankbar! Ich bekam immer wieder die besten Auskünfte, während es in meinem eigenen Lande wesentlich mehr Schwierigkeiten gab, wenn ich das NS-Thema als Forschungszweck benannte…aufgrund meines jetzigen Kenntnisstandes ist mir klar, warum! Aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch und da bin ich echt pfiffig!
Nur mit den nun folgenden Recherchen war es mir möglich, meine beiden ersten Bände zu schreiben. Denn die Verflechtung von Politik, Wirtschaft und Kultur im Gesamtzusammenhang gesehen führt dann zu Erkenntnissen, die ich zum Beispiel bei meinen Recherchen zu Kurt Tucholsky und Emil Frantisek Burian wiederum einflechten konnte.
Besonders eindrucksvoll und erschreckend zugleich war mir die Datenfolge kurz vor und nach der Nazi-Machtergreifung 1933. Da wurde mir absolut klar, wie schnell es kommen kann, eine instabile Demokratie aufgrund von Machtgier und Eitelkeiten ins Chaos zu stürzen. Wenn ich mir unter diesen Aspekten die heutige Weltpolitik anschaue, kommt mir schon der Verdacht, dass wohl kaum jemand aus der Geschichte gelernt hat!
Mit Band drei möchte ich neutral nur die Ereignisse setzen, die in Zusammenhang mit meinen beiden Buchbänden stehen und diese Zeit zu dem gemacht haben. Manchmal allerdings konnte ich mir einen kleinen Kommentar nicht verkneifen; ist aber immer extra markiert!
Was mich allerdings bis heute sehr tief beschäftigt: warum gab und gibt es Judenpogrome? Sie scheinen so alt wie die Welt zu sein! Überall wo ich forschte, war der Hass auf Juden zu spüren, selbst im ach so demokratischen Amerika, warum? Das deckt sich absolut nicht mit meinem Bild, was ich mir über Menschen generell gemacht habe! Wer den Grund dieses tiefen Hasses kennt, möge mir bitte schreiben!
Ich persönlich kann es mir nur damit erklären, dass hier wieder Machtdenken vorherrscht und sich über viele Medien wohl die meisten Menschen absolut alles erzählen lassen, ohne es zu hinterfragen? Wissen ist Macht; doch Macht bedeutet hier klares Handeln zum Wohle aller Menschen!
Die nun folgenden Daten können Sie unmittelbar zu den Biografien verwenden…ein kleiner Teil Menschheitsgeschichte aus einer Zeit…Als die Noten laufen lernten…
Hamburg im Jahre 2015
Karin Ploog
Politik:
11.03. Gleichstellung preußischer Juden durch König Friedrich Wilhelm III. - den ca. 30.000 Juden im Lande wird die bürgerliche Gleichberechtigung zur übrigen Bevölkerung zugesprochen.
Das bedeutet: Gewerbefreiheit und Ausübung akademischer und kommunaler Ämter. Eine Einschränkung gibt es: Richter, Staatsanwälte oder Offiziere dürfen sie nur werden, wenn sie zum Christentum übertreten.
Politik:
17.02. der deutsche König Friedrich Wilhelm III. leitet mit dem Aufruf „An mein Volk“ den Aufbau von Freiwilligenkorps und Volkssturm gegen Napoleon ein.
27.03. erklärt Preußen Frankreich den Krieg. Dem schließen sich Bayern und Österreich an, um Napoleon im Oktober in der Völkerschlacht bei Leipzig endgültig zu besiegen.
Politik:
Berlins Einwohnerzahl steigt auf über 200.000!
Literatur:
Die Vossische Zeitung, zuvor dreimal wöchentlich erschienen, kommt nun täglich.
Literatur:
Der österreichische Schriftsteller Moritz Gottlieb Saphir gründet den Berliner Literatenzirkel Tunnel über der Spree (bis 1897); dem gehören u.a. an: Theodor Hosemann, Adolph Menzel, Franz Theodor Kugler, Theodor Fontane, Christian Friedrich Scherenberg, Moritz von Strachwitz, Emanuel Geibel, Paul Heyse, Felix Dahn, Theodor Storm, Heinrich Seidel.
Literatur:
Gründung des Satireblattes Eulenspiegel - Hrsg. E. M. Oettinger, Berlin.
Politik:
Berlin zählt kaum 400.000 Einwohner!
Literatur:
Gründung des Satireblattes Don Quixote - Adolf Glaßbrenner, Berlin.
Politik:
Im August sterben über 1.500 Menschen an der Cholera-Epidemie in Berlin.
Literatur:
Gründung des Berliner Satireblattes Figaro.
Theater:
Der Komiker Friedrich Beckmann spielt die Hauptrolle in seiner Posse „Eckensteher Nante im Verhör“ nach Karl von Holleis „Ein Trauerspiel in Berlin“.
Wirtschaft:
Der in Berlin gegründete Deutscher Zollverein tritt in Kraft.
Politik:
Als Folge dieser oben genannten Satireblätter werden die Pressegesetze verschärft.
Literatur:
Das satirische Blatt Argus gründet sich in Hamburg.
Literatur:
Die Allgemeine Zeitung des Judentums wird von Ludwig Philippson in Leipzig verlegt, geht aber bald nach Berlin. „Ein unpartheiisches Organ für alles jüdische Interesse in Betreff auf Politik, Religion, Literatur, Geschichte, Sprachkunde und Belletristik“ hat es noch nicht gegeben und findet ihre Leserschaft in ganz Europa.
Durch genügend Abonnenten ist diese Zeitschrift unabhängig und unterstützt die Reformbewegung und eine weitgehende Assimilierung der Juden in der deutschen Kultur.
Literatur:
Der in Berlin lebende Schriftsteller Willibald Alexis veröffentlicht einen historischen Roman über die Vergangenheit Berlins und der Mark unter dem Titel „Der Roland von Berlin“.
Literatur:
In Leipzig gründen sich die satirischen Blätter Charivari - Freikugeln und Narrenalmanach.
01.08. eröffnet der erste Zoo in Deutschland, der „Berliner Zoologische Garten“.
Literatur / Theater:
In München gründet sich das satirische Blatt Fliegende Blätter mit Moritz von Schwind, Carl Spitzweg, Wilhelm Busch, Th. Th. Heine u.a. - es erscheint bis zum Jahre 1944.
Literatur:
Das satirische Blatt Der Leuchtturm wird in Leipzig gegründet.
Politik:
Lionel de Rothschild setzt sich für die Rechte der Juden in Großbritannien ein und wird als liberaler Abgeordneter ins englische Parlament gewählt. Für einen Juden ist es gesetzlich nicht möglich, Mitglied in einem englischen Parlament zu werden, so kämpft er für seine Rechte, bis er endlich im Jahre 1858 seinen Sitz einnehmen kann.
Er ist der erste Jude im „House of Commons“ und bleibt dort für 16 Jahre.
Literatur:
Die satirischen Blätter Der Berliner Charivari und Die Düsseldorfer Monatsblätter erscheinen erstmals.
Politik:
Revolution in Paris und Wien. Ziel: demokratische Verfassung, Aufhebung der Karlsbader Beschlüsse von 1819 - Flucht von Metternich nach England.
18.03. Berliner Barrikadenkämpfe und Märzrevolution in Deutschland.
Deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche - Ausarbeitung einer Verfassung.
Kongress von Arbeitervereinen in Berlin (Stephan Born) - Zusammenschluss zur Arbeiterverbrüderung mit Sitz in Leipzig.
10.11. ist die preußische März-Revolution zu Ende. General Friedrich von Wrangel rückt mit Truppen in Berlin ein und löst die preußische Nationalversammlung unter Androhung von Waffengewalt auf.
Wirtschaft:
Es entsteht mit dem Deutscher Nationalbuchdruckverein ein Vorläufer der Gewerkvereine.
Seit 1800 hat sich bei gleichbleibenden Reallöhnen die Industrieproduktion versechstfacht! Forderungen nach 12-stündigem Arbeitstag werden laut. Für Jugendliche sind 12–14 Stunden tägliche Arbeitszeit üblich!
Erste deutsche zentrale Wasserversorgungsanlage entsteht in Hamburg. Die Steinkohleförderung im Zollverein beträgt 4.5 Mio.t.
Literatur / Theater:
Gründung Berliner Volkszeitung.
Gründung von weiteren satirischen Zeitschriften: Berliner Krakehler - Der Satyr - Die Feuerbrände - Die Lichtputzer - Eklige Blätter - Freie Blätter (Glaßbrenner) - Leipziger Reibeisen - Schildwacht - Volkstribun - Teufel in Berlin wird Deutsche Reichsbremse.
07.05. wird die erste Nummer des politisch-satirischen Witzblattes Kladderadatsch von dem Verleger Heinrich Albert Hofmann ins Leben gerufen. Hauptmitarbeiter sind David Kalisch, Ernst Dohm und der Zeichner Wilhelm Scholz; es verkauft gleich am ersten Tag 4.000 Exemplare. Später kommen hinzu: Adolf Glaßbrenner, Johannes Trojan, Hans Reimann, Alexander Runge mit Georg Herwegh, Rudolf Löwenstein und Ernst Lissauer - es existiert bis 1944.
Bismarck gründet
Neue Preußische Zeitung (konservativ).
Karl Marx gründet
Neue Rheinische Zeitung.
Johann Nestroy
„Freiheit in Krähwinkel“.
Politik:
03.04. weist König Friedrich Wilhelm IV. die ihm von der sogenannten Kaiserdeputation der Frankfurter Nationalversammlung Kaiserkrone zurück („ein Diadem, aus dem Dreck der Revolution geknetet“). Damit ist die deutsche Revolution gescheitert.
Demokratischer Maiaufstand in Dresden. Der Komponist Wagner beteiligt sich daran und muss nach Zürich fliehen - er bleibt dort bis 1858.
Wirtschaft:
Es entsteht der erste Telegraf Berlin-Frankfurt/M.
Erste deutsche Briefmarken in Bayern.
Zur Schließung von Lücken im Telegrafenwesen nutzt P.J. von Reuter Brieftauben für Pressezwecke.
Literatur:
27.11. Bernhard Wolff gründet das Telegraphische Korrespondenz-Bureau (Wolffs Telegraphen-Bureau/W.T.B.).
Starker Aufschwung des Zeitungswesens.
Musik:
Tod von Johann Strauß Vater (1804–1849).
Er lebt in einer Buchbinderfamilie, soll diesen Beruf erlernen und betreibt nur nachts das Geigenspiel. Ihm ist das bald genug, kündigt, und nimmt offiziell Geigenunterricht; arbeitet in Sperls Konzertsaal im Pamerschen Orchester und schließt sich 1819 Joseph Lanners (1801–1843) Orchester an. 1825 Trennung von Lanner und Gründung eines eigenen Orchesters, das zur Konkurrenz Lanners wird.
1834 wird er zum Kapellmeister des ersten Bürgerregimentes in Wien ernannt und ist Musikdirigent der Hofbälle. Es folgen triumphale Konzertreisen durch Deutschland, die Niederlande, Großbritannien und Frankreich.
Seine Söhne führen denselben Beruf erfolgreich aus: Johann Strauß Sohn (1825–1899) - Josef Strauß (1827–1870) - Eduard Strauß (1835–1916). Da Johann Strauß jüdischer Abstammung ist und dies zur Nazizeit „als der deutscheste aller Komponisten“ nicht sein darf, werden seine Geburtspapiere zur Nazizeit „arisiert“.
Politik:
Bei 23 Mio. Einwohnern hat die USA 3.2 Mio. „Negersklaven“!
Preußen erhält eine Verfassung: Herren- und Abgeordnetenhaus nach Dreiklassenwahlrecht. Von 427.000 Einwohnern sind nur 21.000 Berliner wahlberechtigt.
Wirtschaft:
Gründung 1. kleingewerblicher Kreditgenossenschaften (Franz Hermann Schulze-Delitzsch/1808–1883).
Albrecht Graefe (1828–1870) eröffnet Augenklinik in Berlin.
Seine erste augenärztliche Spezialzeitschrift erscheint im Jahre 1854.
Literatur:
Erste vier Volksbüchereien in Berlin.
Musik:
Julius Stern (08.08.1820 Breslau-27.02.1883 Berlin) - der Violinist, Dirigent, Komponist und Musiklehrer gründet in Berlin ein Konservatorium, welches ab 1855 Stern'sches Konservatorium heißt. Dort betätigt er sich auch als Gesangspädagoge; dazu gründet er den Stern'scher Gesangverein.
Politik:
Bismarck wird preußischer Gesandter im Deutschen Bundestag.
Berlin erhält eine Berufsfeuerwehr.
Wirtschaft:
I. M. Singer verbessert und produziert seine Nähmaschine.
Eisenschiffbau in Deutschland.
Literatur:
Gründung New York Times, New York.
Politik:
Starke Auswanderungswelle in die USA aus politischen Gründen.
Musik:
Ludwig Erk (1807–1883) gründet in Berlin den Chor zur Pflege des Volksliedes.
Politik:
Preußisches Gesetz über Gewerbeaufsicht entsteht.
Wirtschaft:
Internationale Seefahrtskonferenz in Brüssel; es geht um die Umstellung von Segelschiffen auf Dampfschiffe und verbesserte Seekarten.
Carl Bechstein gründet in Berlin eine Klavierfabrik.
Literatur:
Gründung der Zeitschrift Die Gartenlaube in Leipzig.
Politik:
Der Bundestag erlässt allgemeines Koalitionsverbot, bedeutet: Verbot aller deutschen Arbeitervereine.
Wirtschaft:
01.07. der Drucker und Buchhändler Ernst Theodor Amadeus Litfaß und der Zirkusdirektor Ernst Jacob Renz stellen in Berlin die erste Anschlagsäule mit Werbeplakaten auf - die Litfaß-Säule.
Politik / Wirtschaft:
15.05. Eröffnung der ersten Pariser Weltausstellung.
Musik:
Dr. Adolf Bernhard Marx (15.05.1795 Halle/Saale-17.05.1866 Berlin) und Dr. Theodor Kullack (12.09.1818 Krotoschin-01.03.1882 Berlin) eröffnen in Berlin ihre Neue Akademie für Tonkunst.
Eröffnung der Offenbach-Bühne Bouffes Parisiens in Paris.
Literatur:
Gründung der Frankfurter Zeitung durch Leopold Sonnemann (1831–1909); sie wird 1943 von den Nazis verboten.
Musik:
Der Begriff Operette erscheint erstmals.
Politik:
Erste Siedlungsgründung (Mischke not Scha’ananim) außerhalb der Jerusalemer Mauern und westlich der Altstadt durch Moses Montefiore.
Wirtschaft:
Erste Weltwirtschaftskrise von den USA ausgehend.
Wellenartiger Konjunkturverlauf führt zum New Yorker Bankenkrach!
Literatur / Musik:
Von Reuter gründet sein erstes englisches Pressebüro.
David Kalisch
„Otto Bellmann“ (Berliner Posse).
Politik / Wirtschaft:
Einführung der „Bestimmungsmensur“ in deutschen Studentenkorps. Erstes transatlantisches Kabel (Cyrus Field).
Literatur / Theater:
Adolf Glaßbrenner gründet die Berliner Montagszeitung.
Der Schauspieler Carl Schulze gründet in Hamburg sein Carl Schulze-Theater, in dem dann viele Possen und Operetten gespielt werden.
Musik:
Jacques Offenbach
„Orpheus in der Unterwelt“.
Politik:
Gründung Deutscher Nationalverein - dieser strebt einen liberalen deutschen Bundesstaat unter preußischer Führung an.
Realgymnasium in Preußen erhält Hochschulberechtigung.
Wirtschaft:
Grundsteinlegung für neues Berliner Börsengebäude.
Gründung einer Firma für landwirtschaftliche Maschinen durch Heinrich Lanz (1838–1905).
Karl Marx
„Zur Kritik der politischen Ökonomie“, die sozialistische Nationalökonomie.
Theater:
Berlin und Wien verfügen gleichermaßen über insgesamt 7 Theater.
Theater / Musik:
Eröffnung des Wiener Kaiser-Theater durch Louis Treumann. Offenbach wird Mitglied der Ehrenlegion.
Politik:
Moses Hess, ein Wegbegleiter von Karl Marx, veröffentlicht seine Programmschrift Rom und Jerusalem, die letzte Nationalitätsfrage. Er ist gegen jegliche Assimilierung der Juden und fordert eine eigene jüdische Nation, eine gerechte Gesellschaft des sozialen Ausgleichs. Von seinen Gegnern wird er als „Kommunistenrabbi“ beschimpft.
Politik:
In Leipzig gründet Ferdinand Lassalle (1825–1864 im Duell) den Allgemeiner deutscher Arbeiterverein. Ziel ist das allgemeine gleiche Wahlrecht und Produktions-Genossenschaften. Von Lassalle kommt die Forderung eines Ehernen Lohngesetzes, da der durchschnittliche Lohn nie das Existenzminimum übersteigt! Von ihm gibt es das Zitat: „Es gibt zwei Sorten von Menschen, die ich über alles verachte, Journalisten und Juden - und ich bin beides.“ (Quelle: Deutsch-jüdische Literatur, S.141)
Wirtschaft:
Gründungen der:
Farbenfabrik Friedrich Bayer und Co. Meister, Lucius & Co. (Hoechst) Kalle & Co.
Alle werden mit anderen Firmen im Jahre 1925 zur IG Farben AG zusammengeschlossen.
Politik:
Gründung der Erste Internationale in London durch Karl Marx, deren Leiter er bis 1872 ist.
Genfer Konvention über die humane Behandlung verwundeter und kranker Kriegsgefangener entsteht; veranlasst durch den Schweizer Henri Dunant (1828–1910).
31.08. stirbt der Mitbegründer der deutschen sozialdemokratischen Bewegung Ferdinand Lassalle (*11.04.1825 Breslau) nach einem Duell in Genf.
Wirtschaft:
Gründung des ersten deutschen ländlichen Darlehnskassenvereins durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888).
Literatur:
Gründung der Arbeiterzeitung Der Sozialdemokrat.
Musik:
Jacques Offenbach
„Die schöne Helena“.
Politik:
Aufhebung der Sklaverei in den USA und Bildung des „Ku-Klux-Klan-Geheimbundes“ gegen die Schwarzen (wird 1871 verboten).
Gründung Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.
Gründung Allgemeiner deutscher Frauenverein in Leipzig durch Luise Otto-Peters und Auguste Schmidt.
Wirtschaft:
Gründung Badische Anilin- und Soda-Fabrik in Ludwigshafen (später zu IG Farben).
Erste Rohrpostanlage in Berlin.
Erste deutsche Pferdestraßenbahn in Berlin.
Politik / Wirtschaft:
01.04. Eröffnung der zweiten Pariser Weltausstellung.
Freikonservative Partei spaltet sich in Preußen von der Konservativen Partei ab.
Gründung eines deutschen Zoll-Patentamtes.
Gründung der Nachhilfeschule in Dresden von dem Vater der Hilfsschule H.E.Stötzner.
Karl Marx: „Das Kapital Band 1. Der Produktionsprozess des Kapitals“; betont die Ausbeutung des Arbeiters durch den „Mehrwert“ und Konzentration des Kapitals.
Musik:
Johann Strauß (Sohn) dirigiert während der Pariser Weltausstellung nach der Niederlage Österreichs bei Königsgrätz.
Politik / Wirtschaft:
Beginn der deutschen Gewerkschaftsbewegung.
Gründungen von:
Allgemeiner Deutscher Arbeiterschaftsverband; wird die Grundlage der freien Gewerkschaften,
Gewerkvereine (sozialdemokratisch-marxistisch) und
Verband der Deutschen Gewerkvereine (wirtschaftsfriedliche Verbände); gegründet von Hirsch-Duncker.
Literatur:
Erich Mühsam (1878–1934/ermordet im KZ Oranienburg) „Es war einmal ein Revoluzzer“.
Politik:
In Eisenach gründet sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei durch August Bebel und Wilhelm Liebknecht mit Anschluss an die Erste Internationale; diese nimmt das marxistische Eisenacher Programm an.
Musik:
Gründung der Berliner Hochschule für Musik. Der Violinvirtuose und Komponist Joseph Joachim wird deren Direktor und Friedrich Kiel dort zum Kompositionslehrer berufen.
Politik:
Streit zwischen Preußen und Frankreich: es geht um die spanische Thronfolge.
Bismarck löst durch die Kürzung der Emser Depesche die französische Kriegserklärung aus. In der Schlacht bei Sedan wird Napoleon III. gefangen genommen.
Anschluss der süddeutschen Länder an den Norddeutscher Bund. Gründung der Katholischen Zentrumpartei (existiert bis 1933).
Neue Form der Realschule in Preußen (ab 1882 Oberrealschule).
Wirtschaft:
Gründung Deutsche Bank.
Außenhandel pro Kopf
Energieaufwand in England
4.0 Mio. PS.
in Deutschland
2.5 Mio. PS.
Literatur / Theater:
Folgende Verlage traten um 1870 in Berlin in Erscheinung:
Simrocksche Verlagsanstalt unter Fritz Simrock, der auch Kammermusikabende in seinem Berliner Salon für Fachkreise gab; u.a. erstmals das „Böhmische Streichquartett“. Nach seinem Tode hörten diese Veranstaltungen auf.
Bote und Bock in der Leipziger Straße, die in puncto Wagnisse mit noch unbekannten Künstlern, wie z.B. Hugo Wolf, Max Reger, Pietro Mascagni, nicht in Erscheinung traten.
Heinrich Fürstner, der besonders geschäftstüchtig war und z.B. den Verlag C.F.Meser in einer Auktion für 9.000 Taler ersteigerte, damit Wagner-Opern in sein Portefeuille kamen, die ihm viel Geld brachten.
Außerhalb Berlins agierte Breitkopf und Härtel unter ihrem Geschäftsführer Dr. Oskar von Hase.
Politik:
Die Pariser Kommune wird blutig unterdrückt.
Deutsche Armeen erobern Paris, es folgt der Friede zu Frankfurt/Main: Elsaß-Lothringen geht an Deutschland und Frankreich muss 5 Mrd. Francs Kriegsentschädigung zahlen.
18.01. durch Initiative Bismarcks lässt sich Wilhelm I. in Versailles zum Deutschen Kaiser ausrufen.
16.04. der deutsche Reichstag nimmt die Verfassung an und Bismarck wird der 1. Reichskanzler (bis 1890).
Berlin ist nun die Hauptstadt des deutschen Reiches mit 0.93 Millionen Einwohnern (1880 sind es 1.3 Mio.).
Das Deutsches Reichsstrafgesetzbuch entsteht, was bis zum heutigen Datum häufig, aber nicht grundlegend verändert wird.
Einwohnerzahl in Deutschland: 41 Millionen (1841 waren es noch 33 Mio.).
Musik:
Das sozialistische Kampflied „Die Internationale“ (Wacht auf, Verdammte dieser Erde) entsteht.
Johann Strauß (Sohn)
„Indigo und die 40 Räuber“, 10.02.
Film:
Man beginnt sowohl in Frankreich als auch den USA die ersten Filme zu drehen.
Politik:
4,8% der deutschen Bevölkerung lebt in Großstädten über 100.000 Einwohner.
13.11. Schwerster Novembersturm seit dem 13. Jahrhundert. Der fordert über 1.000 Tote in Deutschland.
Wirtschaft:
Deutschland überholt Frankreich als Industriemacht.
Die Kapitalien der Deutsche-, Darmstädter-, Dresdner Bank und Diskont-Gesellschaft betragen 90 Mio. Mark.
Berthold Kempinski eröffnet in der Friedrichstraße seine erste Probierstube.
Literatur:
Rudolf Mosse (1843–1920) gründet das Berliner Tageblatt.
Politik / Wirtschaft:
01.05. Eröffnung der Wiener Weltausstellung.
09.05. Schwarzer Freitag: Zusammenbruch der Wiener Börse; innerhalb von drei Stunden ist die Scheinkonjunktur explodiert. Die Weltwirtschaftskrise beendet die Gründerjahre.
Einheitliche Reichsgoldwährung.
Wirtschaft:
In der Industrieproduktion wird England von den USA-, und Frankreich von Deutschland überholt.
Musik:
Johann Strauß (Sohn)
„Die Fledermaus“, 05.04.
Politik:
Erstes Sechstagerennen in Birmingham.
Vereinigung der Lassalleaner und Marxisten zur Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands in Gotha.
Wirtschaft:
Wirtschaftskrise in den USA.
Politik:
Gründung Deutsche Konservative Partei; ist ein Zusammenschluss deutscher konservativer Kräfte.
Wirtschaft:
Weltausstellung in Philadelphia/USA.
Celluloidfabrik in Deutschland.
01.01. wird die der Berliner Reichsbank im Zuge der Vereinheitlichung des Geldwesens nach der Reichsgründung gegründet und am selben Tag im gesamten Deutschen Reich die Reichswährung Mark eingeführt.
Politik:
Berlin ist Millionenstadt!
Die Sozialdemokraten erhalten bei den deutschen Reichstagswahlen gut 500.000 Stimmen.
Gründung des Reichspatentamtes in Berlin.
Gesetzliche Fleischbeschau in Deutschland.
Wirtschaft:
Fremdenheime in Österreich ermöglichen Urlaubsreisen.
Gründung der Hamburger Werft Blohm+Voss.
Erfindung des Edison-System-Phonograph durch Thomas Alva Edison im August.
Literatur:
Gründung vom Ullstein-Zeitungsverlag durch Leopold Ullstein in Berlin; es erscheint die Berliner Zeitung.
Politik:
Erste zionistische Kolonie mit landwirtschaftlicher Nutzung (Petach Tikva=Pforte der Hoffnung) unweit von Jaffa um den ungarischen Juden Jehoshua Stampfer. Das Land wird von Arabern gekauft.
Mit ihm beginnen 26 Familien unter den schwierigsten Bedingungen zu arbeiten; wie Malaria, Streit untereinander und keinerlei Unterstützung von außen. Dann gibt es Probleme mit den Jerusalemer Rabbinern, die die Ware nicht kaufen wollen! Sie geben nach zwei Jahren wieder auf.
13.06.-13.07. revidieren die Großmächte unter Vermittlung Preußens auf dem Berliner Kongress den türkisch-russischen Frieden von San Stefano; damit wird der Balkan neu geordnet.
21.10. führt Bismarck das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie ein. Die Behörden können alles, was nur den Anschein von Sozialdemokratie hat, verbieten und mit Strafen verfolgen. Die Folge daraus: 42 sozialdemokratische Zeitschriften (eine Auflage von insgesamt 150.000) müssen ihr Erscheinen einstellen.
Politik:
Errichtung des Reichsgerichts in Leipzig. Der liberale Eduard Simson (1810–1899) wird erster Präsident (bis 1891).
Als erstes Realformgymnasium führt Altona die „lebende Fremdsprache“ ein.
Technische Hochschule in Berlin-Charlottenburg.
Literatur / Theater:
Als Resonanz auf Bismarcks Gesetz von 1878:
Gründung der Zeitschrift Der wahre Jacob in Stuttgart (bis 1923) - Hrsg. J. Heinrich Wilhelm Dietz mit Wilhelm Blos, Hans Hyan, Max Kegel, Erich Mühsam und Karl Schnog. Im Jahre 1890 gibt es ca. 54.000 Abos, 1903 dann 193.000 und 1909 gut 250.000.
Adolph L'Arronge führt das Moskauer Deutsches Theater.
Musik:
Franz von Suppé
„Boccaccio”, 01.02.
Karl Millöcker
„Gräfin Dubarry”, 31.10.
Politik:
Die deutsche Reichshauptstadt Berlin ist auf 1.3 Mio. Einwohner gewachsen!
Politik:
Neutralitätsvertrag zwischen Deutschland, Österreich und Russland.
Gründung der russischen Geheimpolizei Ochrana.
Judenpogrome in Russland zum Teil von der Geheimpolizei organisiert.
Wirtschaft:
Bontoux-Börsenkrach in Wien.
Erste elektrische Straßenbahn in Berlin (von Siemens).
01.04. erhält Berlin ein Ortstelefonnetz.
Erste Ortsfernsprechnetze in Deutschland.
Musik:
Eröffnung des Berliner Konservatoriums Klindworth-Scharwenka.
Jacques Offenbach
„Hoffmanns Erzählungen” (Oper), 10.02.
Film:
In New York/Jersey entsteht das erste, von Edison gegründete, Filmatelier der Welt aus Blech gebaut.
Politik:
Ab Mai gibt es scharfe Ausnahmebestimmungen gegenüber Juden; sie werden in Russland verfolgt. Vor allem im Süden des Landes werden mehrere hundert Juden getötet. Daraufhin beschließen viele ihre Ausreise Richtung Amerika; doch andere Gruppen wollen die Alija, eine Einwanderung nach Palästina. So erreichen erste kleinere Gruppen die Hafenstadt Jaffa und lassen sich in der Nähe der vormals gescheiterten Siedlung „Petach Tikva“ nieder („Rishon lezion“=der erste für Zion).
Leo Pinzker „Autoemanzipation“ - eine Schrift, die auf die weitere Verschlechterung der russischen Juden eingeht. Sein Fazit: „Das Judentum muss sich selbst helfen, muss seine Lage selbst verändern! Dazu braucht es einen Staat, wie alle anderen Völker auch. Wo dieses Land sein soll, ist ihm zu diesem Zeitpunkt egal!“
Da das westliche Europa kein Interesse zeigt, wendet er sich den Zionisten zu. So kommt es zur Unterstützung der Gesellschaft jüdischer Ackerbauern und Handwerker in Palästina und Syrien.
Dreibund zwischen Deutschland, Österreich und Italien.
Entstehung der Oberrealschule mit Hochschulreife ab 1900.
Wirtschaft:
100.000 Großbetriebe in Deutschland mit 1.6 Mio. Beschäftigten.
Berufsverteilung in Deutschland in Prozent:
Landwirtschaft: 40% - Industrie: 37% - Handel/Verkehr: 9,6% - Öffentlicher Dienst und freie Berufe: 5,1% - Sonstige: 8,4%.
Literatur:
Gründung des 2. bedeutenden satirischen Blattes der Arbeiterbewegung: Süddeutscher Postillion; schon 1890 hat es ca. 54.000 Abos.
Musik:
Gründung des Berliner Philharmonisches Orchester unter Hans von Bülow.
Karl Millöcker
„Der Bettelstudent”, 06.12.
Politik:
Verwaltungsgerichtsbarkeit in Preußen.
Gesetzliche Einführung der Krankenversicherungspflicht in Deutschland.
Erste deutsche Säuglingsfürsorge in Deutschland.
August Bebel
„Die Frau im Sozialismus“.
Wirtschaft:
Karl Marx und Friedrich Engels begründen ihren Historischer Materialismus und Wissenschaftlicher Sozialismus.
Der deutsche Großindustrielle Emil Rathenau (1838–1915) gründet die Deutsche Edison-Gesellschaft (daraus entsteht 1887 die AEG).
Literatur / Theater:
Gründung Berliner Lokalanzeiger durch August Scherl (1849–1921); wird 1898 die Illustrierte Die Woche.
Politik:
Gründung der linksliberalen Partei Deutschfreisinnige Partei.
Unfall-Pflichtversicherung in Deutschland.
C. Koller führt Kokain in der Augenchirurgie ein.
Friedrich Engels
„Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“.
Politik:
Europäische Großmächte und die USA verpflichten sich in der Kongoakte zur Unterdrückung des „Neger-Sklavenhandels“.
Erstes Aseptisches Krankenhaus durch Neuber.
Karl Marx
„Das Kapital“ Band 2 (hrsg. Friedrich Engels).
Theater:
Berlin verfügt im Gegensatz zu Wien (7 Theater) bereits über gut 21 Theater.
Musik:
Gründung Wiener Musikverlag Josef Weinberger.
Johann Strauß (Sohn)
„Der Zigeunerbaron”, 24.10.
Literatur:
Leo Berg, Eugen Wolff und C.Küster gründen in Berlin den literarischen Verein Durch, dem u.a. Gerhart Hauptmann, Arno Holz, Bruno Wille und Johannes Schlaf angehören. Der Verein Durch liefert die theoretischen Grundlagen des Naturalismus.
Alexander Moszkowski (15.01.1851 Pilitza-26.09.1934 Berlin), Humorist im Umfeld vom Kladderadatsch, wird Chefredakteur und Herausgeber der Lustige Blätter. In diesem Verlag erscheinen seine Gedichtbücher: „Anton Notenquetscher, satirisches Gedicht“ - „Die Kunst in 1000 Jahren“ - „Die jüdische Kiste“ - „Freibad der Musen“ - „Meine verstimmte Flöte“ - „Poetische Musikgeschichte“.
Unter dem Titel Antisemiten-Katechismus erscheint ein Buch von Theodor Fritsch (1852–1933). Es ist die spätere Grundlage für das Nazilexikon der Musik (bis 1907 hat es bereits 26 Auflagen!).
Politik:
Vom Schöpfer des praktischen Antisemitismus, dem Architekten der antisemitischen Praxis Theodor Fritsch, folgt das Handbuch der Judenfrage; darin enthalten ist auch ein Artikel von Hans Költzsch: Das Judentum in der Musik.
Wirtschaft:
Die Krupp-Werke beschäftigen 210.000 Mitarbeiter.
Die AEG entsteht aus der Deutsche Edison-Gesellschaft, gegründet vom Großindustriellen Emil Rathenau.
Theater:
Die Berliner Varietébühne Wintergarten öffnet ihre Tore. Diese verfügt als erstes Theater Deutschlands über eine Drehbühne.
Theater:
Gründung Lessingtheater. Architekten sind die Baumeister Fellner und Helmer aus Wien; sie schaffen den mitteleuropäischen Theatertyp. Gründung Berliner Theater.
Wirtschaft:
Invalidenversicherungspflicht für deutsche Arbeiter.
Großer Ruhrstreik; daraufhin Audienz der Arbeiter beim Deutschen Kaiser. Sie erreichen eine Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzungen.
Zeitschrift-Gründung Die Bodenreform (Damaschke).
Literatur / Theater:
Otto Brahm, Maximilian Harden, Paul Schlenther, Julius Stettenheim, Heinrich und Julius Hart, Theodor Wolff, Verleger Samuel Fischer u.a. gründen den Verein Freie Bühne. Diese Veranstaltungsstätte unter der Leitung von Otto Brahm dient zur Förderung der modernen Dramatik und bereitet damit den Naturalismus in Deutschland vor. Deren größter Bewunderer ist der Theaterkritiker Alfred Kerr (1867–1948).
Gerhart Hauptmanns „Vor Sonnenuntergang“ hat Premiere in der Berliner Freie Bühne.
Politik:
20.03. Rücktritt von Reichskanzler Otto von Bismarck nach 19 Jahren Regierungszeit.
Erste internationale Maifeiern.
Ende des Sozialistengesetzes (seit 1878).
Unter August Bebel Umbildung der Sozialistische Arbeiterpartei in die Sozialdemokratische Partei Deutschland.
Gründung Deutscher Gymnasialverein zur Erhaltung des humanistischen Gymnasiums.
Wirtschaft:
Gründung der Arbeitgeberverbände.
Gründung des Daimler-Werkes in Cannstatt.
Es gibt 130.000 Mitglieder in freien Gewerkschaften.
Literatur / Theater:
Otto Brahm und Paul Schlenther gründen ihre Zeitschrift Freie Bühne für modernes Leben und bereiten damit weiter den Naturalismus vor.
Felix Hollaender
„Jesus und Judas“ (Roman).
Politik:
Das erste Sechstagerennen findet in New York statt.
Gründung des Alldeutscher Verband, dem Vorkämpfer für eine imperialistische Politik.
Das Erfurter Programm ist der Höhepunkt des strengen Marxismus in der SPD.
Der erste Kongress der freien Gewerkschaften beschließt Frauen aufzunehmen.
Für deutsche Fabrikarbeiterinnen ab 16 Jahren beträgt die maximale Arbeitszeit 11 Stunden.
Das Reichsgesetz regelt die Sonntagsruhe.
Clara Zetkin (1857–1933) leitet bis zum Jahre 1916 die sozialdemokratische Frauenzeitung Die Gleichheit.
Friedrich Engels
„Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“.
Literatur:
Leopold Ullstein (1826–1899) gründet die Berliner Illustrierte Zeitung.
Frank Wedekind
„Frühlings Erwachen“ (Schauspiel).
Musik:
Carl Zeller (1842–1898)
„Der Vogelhändler“, 10.01.
Politik:
Letzte deutsche Cholera-Epidemie in Hamburg.
Gründung Deutsche Friedensgesellschaft in Berlin.
August Bebel „Christentum und Sozialismus“.
Wirtschaft:
Wirtschaftskrise in den USA (geht bis zum Jahre 1896).
Der Wechselkurs liegt bei 1 US$=4,20 Mark.
Erstes Berliner Reisebüro wird von Hugo Stinnes eröffnet.
Literatur / Theater:
Der politische Publizist Maximilian Harden (Felix Ernst Witkowski/20.10.1861 Berlin-30.10.1927 Montana/Schweiz) gründet Die Zukunft, eine Wochenzeitschrift (existiert bis 1922). Er ist besonders bis 1929 ein einflussreicher Publizist und Kritiker des wilhelminischen Reiches.
Felix Hollaender
„Katzengold“ (Drama).
Politik:
Gründung des konservativen Bund der Landwirte in Deutschland.
Helene Lange gründet die Zeitschrift Die Frau. Sie setzt sich für das Mädchenschulwesen ein (Gymnasialkurse).
Wirtschaft:
Das deutsche Auslandskapital beträgt ca. 12 Mrd. Mark.
Literatur / Theater:
Felix Hollaender
„Frau Ellin Röte“ (Roman).
Gustav Landauer
„Der Todesprediger“ (Roman).
Gerhart Hauptmann
„Die Weber“ (Freie Bühne/Berlin).
Arthur Schnitzler
„Das Märchen“ (Deutsches Volkstheater/Wien).
Politik:
Reichskanzler wird Fürst Hohenlohe (bis 1900).
Gründung vom Bund deutscher Frauenvereine mit dem Ziel der Gleichberechtigung der Frau.
In diesem Jahr feiert eine einzigartige Schule in Seesen/Harz ihren 100. Geburtstag: sie wurde 1794 von Israel Jacobson gegründet, um Christen und Juden gemeinsam zu erziehen, damit der Rassenhass ausgetrieben wird. Protektor und Geldgeber ist der Bankier Moses Mendelssohn. 160 Jungen leben im Internat und 160 Jungen extern; fast alle sind Stipendiaten. Die Schule besteht aus 2/3 Juden und 1/3 Christen.
Literatur / Theater:
Gründung der sozialdemokratischen Leipziger Volkszeitung.
Karl Kraus (1874–1936) schreibt erste Artikel für die Wiener Neue Freie Presse (bis 1896).
Im Sommer zieht Otto Brahm als Leiter ins Deutsches Theater (DT) und bleibt dort für 10 Jahre (bis 1904).
Politik:
Gründung des Mannheimer Systems der Volksschule mit Förderklassen durch J. A. Sickinger.
August Bebel
„Die Sozialdemokratie und das allgemeine Wahlrecht“.
Karl Marx
„Das Kapital“ (hrsg. Engels/3. und letzter Band).
Wirtschaft:
190.000 Großbetriebe in Deutschland mit 3 Mio. Beschäftigten. Deutschland überholt Großbritannien in der Industrieproduktion.
Literatur / Theater:
Otto Julius Bierbaum und Cäsar Flaischlen gründen die Berliner Kunstund Literaturzeitschrift der Theaterzeitschrift PAN (existiert bis 1900/wird dann neu gegründet).
Das Berliner Theater des Westens in der Kantstraße wird von Bernhard Sehring errichtet (Fertigstellung 1896).
Arthur Schnitzler
„Liebelei“ (Wiener Burgtheater, 09.10.).
Frank Wedekind
„Erdgeist“ (Schauspiel).
Film:
Am 01.11. findet die erste öffentliche Kinovorführung im Berliner Wintergarten in der Friedrichstraße statt. Die Gebrüder Max und Ernst Skladanowski haben neben Meßter, Lumière (Frankreich) und Edison den Kinematographen vorführungsfähig gemacht. Es wird eine Filmgroteske von deren Bruder Eugen Skladanowski gegeben.
Politik:
Die jüdisch-zionistische Forderung nach Heimat in Palästina durch Theodor Herzl: „Der Judenstaat“ und „Das lenkbare Luftschiff“ (allegorisches Feuilleton).
Zu: Theodor Herzl (1860–1904), ein promovierter Jurist und seit 1891 als Korrespondent der Neue Freie Presse in Paris. Konfrontiert mit der „Dreyfuß-Affäre“ und dem dazugehörigen Antisemitismus überlegt er, einen Staat für alle Juden in Palästina zu erschaffen. Das beschreibt er in seinem Werk „Der Judenstaat“.
Gründung vom Nationalsozialer Verein durch Friedrich Naumann.
Baubeginn der Berliner Hoch- und U-Bahn.
Beginn der Gartenstadtbewegung.
Wirtschaft:
Gründung Stadtkölnische Versicherungskasse gegen Arbeitslosigkeit im Winter (kommunaler Anfang einer deutschen Arbeitslosenversicherung).
Literatur:
Gründung der satirischen Wochenzeitschrift Simplicissimus (bis 1944) in München; Hrsg. Albert Langen mit Karl Arnold, Th.Th. Heine (bekommt später für seine Karikaturen wegen „Majestätsbeleidigung“ sechs Monate Gefängnishaft), Dr. Owlglass, Ludwig Thoma und Frank Wedekind. Diese Zeitschrift ist später der Auslöser für das gleichnamige Kabarett.
Henryk Sienkiewicz (1846–1916) „Quo vadis“ (polnischer Roman).
Anm.: wird 1924 im Kadeko Kabarettvorlage für „Quo vadis?“ - eine Operettenparodie „unter Nichtbenutzung des gleichnamigen Romans von Henryk Sienkiewycz“ und ein Total-Angriff auf die Braunhemden. Dies ist die erste und einzige Satire auf den damals noch unbedeutenden Faschismus und befindet sich monatelang auf dem Spielplan.
Felix Hollaender
„Sturmwind im Westen“.
Musik:
Franz Lehár
„Kukuschka“, 28.11.
Film:
Das erste deutsche Filmaufnahmeatelier von Oskar Meßter eröffnet in der Berliner Friedrichstraße 94. Hier arbeitet man, im Gegensatz zu Edison, bereits mit Kunstlicht.
Politik:
Im August findet der erste Zionistenkongress in Basel, von Theodor Herzl durchgesetzt, mit fast 200 Delegierten aus aller Welt statt. Herzl wird einstimmig zum Präsidenten gewählt.
Die russische Geheimpolizei fälscht eine antisemitische Behauptung einer jüdischen Tendenz zur Weltherrschaft; bekannt unter Protokolle der Weisen von Zion.
Wirtschaft:
Das Riesenrad im Wiener Prater wird eingeweiht.
Literatur:
Der Schriftsteller Felix Hollaender (1867–1931) gründet die Zeitschrift Die Welt am Montag (unabhängige Zeitung für Politik und Kultur); sie verfolgt liberal-pazifistische Ideen. Bis 1898 ist er der Herausgeber (wird 1933 von den Nazis verboten). Zu seinen Mitarbeitern gehören: Siegfried Jacobsohn, Kurt Eisner, Samuel Lublinski, Franz Oppenheimer und Hellmuth von Gerlach.
Der Politiker Walter Rathenau (Sohn vom Industriellen Emil Rathenau) schreibt in der Zukunft den Artikel „Höre Israel“.
Otto Julius Bierbaum
„Stilpe-ein Roman aus der Froschperspektive“.
Politik:
Frauenstudium setzt sich durch. Die erste preußische Abiturientin erlangt Doktorgrad an der Uni Halle (Hildegard Wegscheider, 1871–1953).
Literatur / Theater:
Die Illustrierte Die Woche entsteht aus Berliner Lokalanzeiger von 1883 durch August Scherl (1849–1921).
Leopold Ullstein (1826–1899) gründet Berliner Morgenpost.
Der russische Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Konstantin Sergejewitsch Stanislawski (eigentlich Alexejew, 05.01./17.01.1863 Moskau-07.08.1938 Moskau) gründet das Künstlerisches Akademisches Theater in Moskau. Sein naturalistischer atmosphärischer Aufführungsstil beeinflusst das europäische und amerikanische Theater nachhaltig.
Musik:
Arturo Toscanini wird Dirigent an der Mailänder Scala (ab 1921 ihr Direktor).
Richard Heuberger
„Der Opernball“, 05.01.
Film:
Beginn des tschechischen Kinos. Führendes Zentrum ist Prag.
Politik:
Der Reichstag lehnt Zuchthausstrafen für Streikführer ab.
Lewin gründet die Lessing-Hochschule für Erwachsenenbildung in Berlin.
Literatur:
Gründung der Zeitschrift Die Fackel (bis 1936) durch Karl Kraus (1874–1936).
20.05. Eröffnungsausstellung der Berliner Secession.
Kabarett / Revue:
Metropol-Revue
„Berlin lacht“.
Musik:
Der österreichische Komponist Karl Millöcker (1842–1899) stirbt.
Johann Strauß (Sohn) stirbt (1825–1899). Von ihm sind u.a.: An der schönen blauen Donau (1867) - Die Fledermaus (1874) - Der Zigeunerbaron (1885). Seine Vorfahren sind Juden, da aber Johann Strauß ein „richtiger Deutscher“ zu sein hatte, wurde später das Geburtsbuch der Familie von den Nazis gefälscht.
Paul Lincke
„Frau Luna“
Politik:
01.01. tritt das Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) in Kraft.
16,2% der deutschen Bevölkerung lebt in Großstädten über 100.000 Einwohner.
Das neue Jahrhundert nennt man Das Jahrhundert des Kindes.
1. deutsches Kinderasyl in Berlin.
Wirtschaft:
680.000 Mitglieder in freien Gewerkschaften.
Errichtung der Handwerkskammer in Berlin.
Krisenjahr der deutschen Wirtschaft.
Literatur / Theater:
Gründung der Theaterzeitschrift Pan (bis 1914) durch Alfred Kerr, Paul Cassirer und Wilhelm Herzog. Für diese Zeitschrift schreiben Kurt Tucholsky, Frank Wedekind, Heinrich Mann, Robert Walser, u.a.
Adele Sandrock/Robert Eysler
„Vergeltung“ (Drama, Berlin).
Kabarett / Revue:
Otto Julius Bierbaum (1865 Grünberg-1910 Dresden) gibt Ende 1900 die Sammlung „Deutsche Chansons“ (Brettl-Lieder) heraus. Er entwickelt in seinem Roman „Stilpe“ (1897) als erster die Idee einer literarischen Varietébühne.
Metropol-Revue
„Spezialitäten“.
Film:
Es werden die ersten „tönenden Filme“ von Oskar Meßter gedreht. Berühmte Sänger singen auf Grammophonplatten ihre Arien und danach agieren die Schauspieler vor der Kamera.
Politik:
5. jüdischer Zionistenkongress gründet Jüdischer Nationalfonds.
Die Publikation Protokolle der Weisen von Zion (antijüdische Fälschung der russischen Geheimpolizei) beeinflusst den Antisemitismus in Deutschland.
Wirtschaft:
Santos Dumont fliegt mit einem Flugzeug um den Eifelturm und es entbrennt die Debatte, ob schwere Flugzeuge geeigneter zum Fliegen seien oder die leichten Luftschiffe.
Jahreseinkommen bei:
70% der Menschen in Deutschland: unter 3.000 Mark.
25% der Menschen in Deutschland: 3–12.000 Mark.
5% über 12.000 Mark.
Literatur / Theater:
Die Berliner Morgen-Zeitung hat eine Auflage von 145.000 und kostet 45 Pfennige im Monat.
Der akademische Verein Motiv lässt von Konrad Reimer und Friedrich Körte in der Hardenbergstraße 6 das sogenannte Motiv-Haus (bis 1902) errichten. Es wird 1926/27 von Oskar Kaufmann zum Renaissance-Theater umgebaut.
Kabarett / Revue:
18.01. erstes deutsches literarisches Kabarett Überbrettl von Ernst Ludwig Freiherr von Wolzogen (1855–1934) im Berliner Theater am Alexanderplatz (Alexanderstraße 40).
23.01. Eröffnung Schall und Rauch im Berliner Künstlerhaus in der Bellevuestraße; Max Reinhardt/Friedrich Kaysler. Zur Umgehung der Zensur gibt es eine „Geschlossene Veranstaltung“. Hauptbestandteil ist die Theaterparodie!
12.04. Eröffnung der Münchener Die 11 Scharfrichter von und mit Frank Wedekind (bis 1904) im Wirtshaus Zum Goldenen Hirschen in der Türkenstraße 28.
16.11. erster Böse-Buben-Abend im Künstlerhaus; gegründet von Schauspieler, Regisseur, Theaterleiter Rudolf Bernauer (1880–1953) und Carl Meinhard (1875–1949) mit anderen Schauspielkollegen, dazu Dr. Leo Wulff, der Redakteur der Lustige Blätter; der musikalische Leiter ist hier Leo Fall.
28.11. Eröffnung Buntes Theater (Überbrettl GmbH) in der Köpenicker Straße 67/68 - 2. Sitz.
Die Blütezeit der „Überbrettl-Bewegung“ geht schon 1902 zu Ende. Danach folgt eine kommerzielle Verflachung dieses Kabaretts.
Kabarett Hungriger Pegasus von Max Tilke in Berlin.
Das Jung-Wiener Theater zum lieben Augustin eröffnet nach dem Vorbild von Wolzogens Überbrettl im Keller des Theater an der Wien. Gründer ist der Autor und Theaterkritiker Felix Salten (Siegmund Salzmann/06.09.1869 Pest-08.10.1945 Zürich), doch es besteht nur einige Vorstellungen.
Metropol-Revue
„Man lebt nur einmal“.
Musik:
Heinrich Reinhardt
„Das süße Mädel“, 25.10.
Film:
„Der kleine Doktor“
englischer Film von G.A. Smith.
„Quo vadis“
französischer Film von Ferdinand Zecca (1864–1947).
Politik:
Leo Trotzki (1879–1940/ermordet) flüchtet aus seiner ostsibirischen Verbannung nach London. Er wird 1905 Führer der Sowjets in Petersburg, 1906 wird er verbannt, 1907 Flucht ins Ausland; später erschossen von Stalins Schergen in Mexiko.
Bruno Wille gründet in Berlin die Freie Hochschule; die sogenannte Volkshochschule. Es gibt eine Gleichberechtigung der Vollanstalten (realen und gymnasialen) in Preußen.
Die Deutsche Gartengesellschaft erstrebt eine gemeinnützige und gesunde Siedlungsform.
Theodor Herzl
„Altneuland“.
Wirtschaft:
In Deutschland gibt es 5.186 Aktiengesellschaften mit 12 Mrd. RM.
15.02. Inbetriebnahme der Berliner Hochbahn zwischen den Stationen „Hallesches Tor“ und „Warschauer Brücke“.
Der erste kommerzielle Ticketverkauf für Metropol-Theater-Karten entsteht durch William Friedländer. Bis 6 Uhr abends kann er die unverkauften Karten wieder ans Metropol-Theater zurückgeben. Er verdient so oft 100–200 Mark am Tage und zahlt für sein gegenüberliegendes Büro im Hinterzimmer eines Friseurs 10 Mark pro Tag Miete.
Literatur:
A.Warburg gründet eine Bibliothek zur Geschichte der europäischen Kultur - sie umfasst 90.000 Bände nebst Fotoarchiv. Bei der Nazi-Machtergreifung im Jahre 1933 wird diese von Hamburg nach London übersiedelt.
Erich Mühsam (1878–1934/ermordet im KZ Oranienburg) wird Redakteur vom Armer Teufel und als politischer Lyriker bald in den literarischen Zirkeln Berlins bekannt.
Felix Hollaender
„Der Weg des Thomas Truck“ (Roman).
Kabarett / Revue:
Wolzogen wird beurlaubt und geht in die Pleite.
Februar (bis 1906) gründet Georg David Schulz das Kabarett Das Poetenbänkel im siebenten Himmel in Colster’s Restaurant neben dem Berliner Theater des Westens, Kantstraße 8.
27.11. eröffnet G.D.Schulz im Grand Hotel am Alexanderplatz eine Filiale zum 7. Himmel.
Metropol-Revue
„Berlin bleibt Berlin“.
Metropol-Jahresrevue
„Die Herren vom Maxim“.
Musik:
Gründung der GEMA; das Gesetz bezüglich des Urheberrechtes an Werken der Literatur und der Tonkunst (von 1901) tritt in Kraft (die GEMA wird 1933 von den Nazis in die STAGMA überführt).
Fritzi Massary (Friederike Massaryk, 21.03.1882 Wien-30.01.1969 Hollywood/emigrierte 1933 in die USA) kommt als Operettensängerin ans Berliner Metropol-Theater.
Franz Lehár
„Wiener Frauen“, 21.11.
Franz Lehár
„Der Rastelbinder“, 20.12.
Heinrich Reinhardt
„Der liebe Schatz“, 30.10.
Charles Weinberger
„Das gewisse Etwas“, 15.03.
Politik:
Zwischen 1882 bis 1903 haben sich 25.000 Juden auf ihren Weg nach Zion gemacht.
Wieder gibt es schwere Judenpogrome in Russland mit einer neuen Ausreisewelle nach Palästina (zweite Alija). Motto: Eroberung durch Arbeit; die ersten Kibbuzim werden von den Einwanderern der 2. Alija gegründet.
Der 6. Zionistenkongress beschließt praktische Palästinaarbeit.
Das Angebot eines autonomen Siedlungsgebietes für Juden in Britisch-Ostafrika (Uganda) wird von Theodor Herzl positiv (bis 1904) bewertet; so aber nicht von den Zionisten der Chovevei Zion, diese drohen eine eigene Organisation zu gründen.
Gründung einer Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums in Berlin.
Deutsche Reichstagswahl - Sitzverteilung:
Zentrum
100
SPD
81
Konservative
52
Nationalliberale
50
Deutsche freisinnige Volkspartei
21
Deutsche Reichspartei
20
Polen
16
Übrige
60 Sitze.
Die Nationalsoziale Partei (1896 gegründet) von Friedrich Naumann vereinigt sich mit der Freisinnige Vereinigung.
Wirtschaft:
Verbot der Kinderarbeit in Deutschland (in Preußen schon 1839).
Gründung einer Maschinenunfallversicherung in Deutschland.
Literatur / Theater:
Gustav Landauer
„Arnold Himmelheber (Macht und Mächte)“.
Felix Hollaender
„Ackermann“ (Tragikomödie).
Max Reinhardt gründet das Neues Theater am Schiffbauerdamm (Neues Theater).
Kabarett / Revue:
Berliner Kabaretteröffnungen:
Cabaret zum Peter Hille
(Peter Hille/1854–1904).
Charivari
(Albert Kühne).
Der Klimperkasten
(Albert Kühne).
Silberne Punschterrine
(Hans Hyan).
Zum (fröhlichen) Faun
(Eugen Freiherr von Ensberg).
Metropol-Jahresrevue „
Neustes Allerneustes“.
Musik:
Arnold Schönberg
„Gurrelieder“.
Edmund Eysler
„Bruder Straubinger“, 20.02.
Hugo Felix
„Madame Sherry“, 10.10.
Alfred Grünfeld
„Der Lebemann“, 16.01.
Paul Lincke
„Lysistrata“.
Film:
In Berlin-Neukölln eröffnet Karl Knübbel das Kino Das lebende Bild.
Politik:
„Ein Schritt vorwärts, zwei Schritt zurück“; Lenins russischrevolutionäre Schrift gegen „Menschewiki“.
Anm.: russisch mensche=weniger, aus der Spaltung der russischen Sozialdemokratie 1903 auf dem Parteitag in London hervorgegangene-, von G. W.Plechanow, J.O.Martow u.a. geführte Minderheit, die im Gegensatz zu der von Lenin geführten Mehrheit, den Bolschewiki, taktische Zugeständnisse an die Wirtschafts- und Sozialordnung des zaristischen Russlands macht. 1917 Beteiligung an der Kerenski-Regierung. Trotz Unterdrückung haben sie Wahlerfolge im Sommer 1921; seit 1922 bedeutungslos, die Führer fliehen ins Ausland.
Rosa Luxemburg wendet sich gegen die von Lenin vertretene zentralistische Parteiorganisation.
General von Liebert gründet den Reichsverband gegen die Sozialdemokratie (löst sich 1914 auf).
Wirtschaft:
Wirtschaftskrise in den USA!
In den USA vereinigen 318 Monopole 5.300 Einzelgesellschaften.
Gründung von Kaufmannsgerichten.
Gründung des Stahlwerksverbandes in Düsseldorf (Werke der Kohlen-, Eisenerz- und Roheisengewinnung).
Daimler-Werk zieht nach Untertürkheim.
Gründung der Berliner Carl Lindström AG für Schallplatten und Grammophone.
Beginn des IG Farben-Konzerns: Carl Duisberg (1861–1935) vereinigt die chemischen Werke Bayer, Agfa, Badische Anilin zu einer Interessengemeinschaft.
Literatur / Theater:
Berliner Volkszeitung kommt in den Besitz des Mosse-Verlag.
Die Berliner Zeitung (seit 1877 erste Zeitung des Ullstein Verlages) wird umbenannt in B.Z. am Mittag.
Arno Holz
„Daphnis“ Fress- und Sauflieder im Stil der Barocklyrik.
Erich Mühsam
„Wüste“ (Gedichte).
Alfred Kerr
„Das neue Drama“ (Sammlung seiner Kritiken).
Otto Brahm muss unfreiwillig das Deutsches Theater verlassen und übernimmt die Leitung des Lessing-Theater.
Kabarett / Revue:
Das erste repräsentative Amüsier-Kabarett mit weltstädtischer Note öffnet seine Türen: Roland von Berlin, Potsdamer Straße, von Paul Schneider-Duncker. Die Musik liefert Co-Direktor Rudolf Nelson, der eine dominante Rolle einnimmt. Es unterscheidet sich durch die Exklusivität seines Publikums (Hocharistokratie, mondäner Rahmen). Nach Nelsons Ausscheiden (1907) übernimmt Walter Kollo seine Position.
Im Winter veranstalten Meinhard und Bernauer den 1. Kinderball der Bösen Buben in der Berliner Schlaraffia. Das wird ein so großer Erfolg, dass es alljährlich Bestandteil des Berliner Kulturlebens wird.
Metropol-Jahresrevue
„Ein tolles Jahr“.
Musik:
Franz Lehár
„Der Göttergatte“, 20.01.
„Die Juxheirat“, 22.12.
Oscar Straus
„Die lustigen Nibelungen“, 12.11.
Politik:
Revolution in Russland (Tote vor dem Winterpalast in St. Petersburg). Man erreicht nur Teilerfolge: der Zar erlässt sein Manifest über die Freiheiten und Russland erhält eine konstitutionelle Verfassung. Lenin begründet die bolschewistische Taktik in „Zwei Taktiken in der demokratischen Revolution“.
Festsetzung der Deutschen Dienstpflicht im Militär auf zwei Jahre. Gründung Deutscher Städtetag.
Am Fahrkartenschalter Friedrichstraße kann man eine Fahrkarte „Zwoter nach Paris“ verlangen, ohne Visum und Devisenbewilligung.
Wirtschaft:
Öffentlicher Autobusverkehr in Berlin.
Für einen Sitzplatz auf einer Parkbank in der Straße Unter den Linden muss man 50 Pfennige Gebühr bezahlen.
Georg Friedrich Knapp (1842–1926) schreibt sein Hauptwerk der nominalistischen Geldtheorie „Staatliche Theorie des Geldes“. Robert Liefmann (1874–1941) „Kartelle und Trusts“ (Volkswirtschaft).
Literatur / Theater:
01.09. Gründung der Wochenzeitschrift Schaubühne (maximal 66 Seiten) durch Siegfried Jacobsohn mit Kritiken, Essays, Betrachtungen, Gedichten und Buchbesprechungen. Verlagsadresse ist Hollmannstraße 9; die Redaktion ist unter seiner Privatadresse in der Jerusalemer Straße. Die erste Dienstag-Ausgabe hat 40.000, die nächste Ausgabe nur 10 Exemplare verkauft - bis 1918 erweitert sich das auf 1.200 Exemplare.
Gründung der Zeitschriften Petroleum - Museumskunde - Die Volksschule - Photographie für Alle.
Viktor Barnowsky (10.09.1875 Berlin-09.08.1952 New York/emigriert in die USA) übernimmt das Berliner Kleines Theater unter den Linden.
Max Reinhardt übernimmt das Berliner Deutsches Theater (bis 1920/dann von 1924–1932).
Kabarett / Revue:
In Wien gibt es das Tabarin-Kabarett. Dort und in anderen Kabaretts bekommt man nur ein Engagement, wenn man sein eigenes exklusives Repertoire mitbringt.
„Kakania“ ist ein intellektuelles Juxwort für „k.u.k.“ in der kaiserlichköniglichen Monarchie. Auf der Bühne wird es wegen der Zensur benutzt; wenn man „k.u.k.“ bei richtigem Namen nennt, kann man dafür ins Gefängnis kommen.
Metropol-Jahresrevue
„Chauffeur! Auf ins Metropol“.
Musik:
Leo Ascher
„Vergelt's Gott“, 14.10.
Edmund Eysler
„Pufferl“, 10.02.
Leo Fall
„Der Rebell“, 29.11.
Franz Lehár
„Die lustige Witwe“, 30.12.
Politik:
Schwere Judenpogrome in Russland.
Gründung Jüdisches Museum in Prag.
Auflösung des Deutschen Reichstags wegen der Opposition Zentrum-Sozialdemokratie.
Der neue Reichstag hat eine konservativ-liberale Mehrheit.
SPD gründet Parteischule in Berlin und diskutiert Massenstreik als politisches Kampfmittel.
Wirtschaft:
Internationales Nachtarbeitsverbot für Frauen.
Einführung von Steuern und Steuererhöhung auf Bier, Zigaretten, Frachturkunden, Erbschaften, Fahrkarten und Autosteuer. Das soll die beschleunigte Vermehrung der Kriegsflotte fördern!
Gründung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv in Köln.
Gründung Zeitschrift für Handelswissenschaftliche Forschung.
Literatur / Theater:
„Jewish Encyclopedia“ (jüdische Literaturenzyklopädie, seit 1901).
Im Februar ist die Schaubühne wohl pleite; Jacobsohn gibt den eigenen Verlag auf und verlegt seine Zeitschrift bei Erich Oesterheld in Berlin.
Theodor Wolff (1868–1943/im KZ) wird Chefredakteur des Berliner Tageblatt.
Maximilian Harden greift Graf Eulenburg (1847–1921/Freund Kaiser Wilhelm II.) und die „Hofkamarilla“ u.a. wegen Homosexualität scharf an. Eulenburg muss den Hof 1907 verlassen und das Meineidsverfahren gegen ihn wird 1908 ohne Urteil vertagt!
Der promovierte Jurist Artur Landsberger (1876–1933/Suizid) arbeitet als Redakteur an der Wochenschrift für deutsche Kultur Morgen (bis 1908). Zu deren Herausgebern gehören auch: Georg Brandes, Hugo von Hoffmannsthal, Werner Sombart, Richard Strauss und Herwarth Walden.
Else Lasker-Schüler (1876–1945) veröffentlicht „Das-Peter-Hille-Buch“, Erinnerungen an den Lyriker Peter Hille (1854–1904).
29.09. gründet Bernhard Rose sein nach ihm benanntes Volkstheater Rose-Theater.
08.11. eröffnet Max Reinhardt seine ersten Berliner Kammerspiele: Kleines Haus am Deutsches Theater mit Ibsens „Gespenster“.
Kabarett / Revue:
Die Österreicherin Olga Wohlbrück gründet das Kabarett Figaro-Theater im Hause der Berliner Künstler-Sezession am Ku'damm (bis 1907); dort wird am Tisch konsumiert und geraucht.
Am 05.01. (bis Ende 1907) wird in Wien das Kabarett Nachtlicht eröffnet. Einige der Protagonisten sind ehemalige Münchener Scharfrichter, die inzwischen in Wien ansässig sind: Hannes Ruch (Hans Richard Weinköppel, 29.09.1867–11.07.1928) Marc Henry und Marya Delvard zusammen mit Wiener Originalen wie Felix Dörmann, Alexander Roda Roda und Egon Friedell; auch gibt Karl Krauss ab und zu einige Ratschläge.
07.10. Eröffnung der Hölle von Leopold und Siegmund Natzler im Souterrain des Theater an der Wien. Hier ist der Star Mella Mars mit ihrem Ehemann Béla Laszky am Klavier. Operetteneinaktern wird dort einen Platz gegeben; und die ersten Chansons von Ralph Benatzky werden hier gebracht.
Metropol-Jahresrevue
„Der Teufel lacht dazu“.
Musik:
Edmund Eysler
„Künstlerblut“, 20.10.
Heinrich Reinhardt
„Krieg im Frieden“, 24.01.
Oscar Straus
„Hugdietrichs Brautfahrt“, 10.03.
Film:
Seit diesem Jahr gehört Dänemark zu den führenden Filmländern der Welt. Ole Olson, ein berühmter dänischer Kunstsammler, gründet die Nordisk Filmselskab.
Politik:
Lenin flieht ins Ausland und gründet mit Grigori J. Sinowjew (11.09.1883–1936/Schauprozess/erschossen in Moskau, da er gegen Stalin opponiert) und Lew B. Kamenew (Rosenfeld 22.07.1838–25.08.1936 Schauprozess/erschossen in Moskau als Trotzkist und Stalin-Gegner) die sozialistische Zeitung Der Proletarier.
Stalin überfällt zugunsten der bolschewistischen Parteikasse einen russischen Geldtransport in Tiflis.
Gründung der Vereinigung für das liberale Judentum in Berlin.
Es formiert sich der „Bülowsche Block“ der Reichstags-Rechtsparteien gegen das Zentrum (hält bis 1909).
Rosa Luxemburg wird Lehrerin in der von der SPD gegründeten Parteischule in Berlin.
Deutsches Reichsbeamtengesetz entsteht.
Preußisches Gesetz gegen die Verunstaltung von Ort- und Landschaften. Gründung Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie.
August Bebel
„Militarismus und Antimilitarismus“.
Wirtschaft:
Wirtschaftskrise in den USA verschärft soziale Spannungen und führen zu Streikbewegungen.
Krisenjahr der deutschen Wirtschaft.
Großbetriebe in Deutschland: 320.000 mit 5.4 Mio. Beschäftigten.
Gründung der deutschen „Kolonial-Warenhändler“ zur Edeka-Einkaufsgenossenschaft.
Literatur / Theater:
Ignaz Wrobel, Herausgeber der Arithmetiklehrbücher an Königlich-Preußischen Gymnasien, soll als Pseudonym durch Kurt Tucholsky noch zu Ehren kommen!
Regelmäßige Berichte (bis 1909) über das Berliner Theaterleben werden von Siegfried Jacobsohn an die Wiener Tageszeitung Die Zeit übermittelt.
Erste Artikel von Kurt Tucholsky im Ulk.
Else Lasker-Schüler
„Die Nächte der Tino von Bagdad“ (Prosa).
Das Berliner Schiller-Theater wird als gemeinnütziges Volkstheater von R. Löwenfeld gegründet.