Am heißen Strand von Mexico - Annette Broadrick - E-Book

Am heißen Strand von Mexico E-Book

Annette Broadrick

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Beschreibung

Im Bett mit der Tochter des Senators! Als Jared aufwacht, liegt er halbnackt neben Lindsey. Wie ist er hier hergekommen? Er hat keine Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht, und auch Lindsey weiß von nichts. Haben sie etwa miteinander geschlafen?

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Seitenzahl: 208

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IMPRESSUM

Am heißen STrand von Mexico erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2004 by Annette Broadrick Originaltitel: „Caught In The Crossfire“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1375 - 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Camilla Kneschke

Umschlagsmotive: GettyImages_jacoblund, thekopmylife

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733759308

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Es war Mitte Oktober. Die Crenshaws gaben eine Party, zu der sie jeden im Umkreis von mehreren Meilen eingeladen hatten.

Joe und Gail Crenshaws ältester Sohn Jake und Ashley, das einzige Kind von Joes Vorarbeiter Kenneth Sullivan, hatten vor ein paar Stunden geheiratet, und nun feierten all ihre Freunde und Nachbarn bei einem von Joes berühmten Barbecues.

Lichterketten schmückten die Bäume rund um das große Haus, und Dutzende Fackeln spendeten nicht nur ein stimmungsvolles Licht, sondern verscheuchten auch die Moskitos, die nach dem ersten Kälteschub in Texas in der vergangenen Woche übrig geblieben waren.

Die Terrasse diente als Tanzfläche. Eine Countryband spielte, und Gäste jeden Alters tanzten oder sahen den anderen dabei zu.

Heather, Jakes vierjährige Tochter aus erster Ehe, rannte zwischen den Erwachsenen herum, dicht gefolgt von Blackie, ihrem kleinen Hund, und einem halben Dutzend anderer Kinder.

Joe und Gail beobachteten das Ganze von einem der Picknicktische aus. Gail schmunzelte über die Freudenschreie der Kinder. Ihr Leben hatte sich sehr verändert, seit Jake vor ein paar Monaten herausgefunden hatte, dass er eine Tochter hatte. Endlich war Gail Großmutter. Sie hätte nicht glücklicher sein können.

„Ich bin so froh, dass Heather mit den anderen spielt. Auf ihrer Geburtstagsparty vor drei Wochen wollte sie noch die ganze Zeit bei Jake im Arm sein.“

„Ich glaube, der Hund hat ihr geholfen, ihre Schüchternheit zu überwinden.“ Joe sah sich um. „Alle scheinen sich prächtig zu amüsieren. Nur gut, dass das Wetter sich gehalten hat.“

Gail lachte. „Wir hatten noch nie schlechtes Wetter bei einer Party. Ist dir das schon mal aufgefallen?“

„Ich dachte mir, dass du es so haben wolltest, also habe ich getan, was ich konnte.“

Sie schmunzelte. „Du hast ein unglaubliches Selbstbewusstsein.“ Sie gab ihm einen Kuss. „Manchmal frage ich mich, wieso du dich all die Jahre mit mir abgegeben hast.“

Er zog sie dicht an sich. „Soll ich dir das noch mal ganz genau erklären?“

Sie wurde rot und wechselte das Thema, bevor er noch anzüglicher werden konnte.

„Ich bin froh, dass Jake und Ashley es bei einer kurzen Verlobungszeit belassen haben.“ Gail blickte zu ihrem Sohn und dessen Frau hinüber. „Es ist wundervoll, Jake so glücklich zu sehen, nachdem er jahrelang allein war.“

Die Band spielte ein langsames Stück, und Jake und Ashley bewegten sich eng umschlungen zu der Musik.

Joe sah sich nach seinen drei jüngeren Söhnen um. „Ich hoffe, die anderen entschließen sich bald, Jakes Beispiel zu folgen.“

Er entdeckte die drei im Schatten eines großen Baumes.

Joe liebte seine Söhne, obwohl sie es ihm nicht immer leicht gemacht hatten. Was dem einen nicht an Streichen eingefallen war, das hatte sich ein anderer ausgedacht. Gail bezeichnete sie als übermütig. Joe fand sie eher aufsässig.

Aber er musste zugeben, dass sie sich ziemlich gut entwickelt hatten. Und eigentlich war er richtig stolz auf sie.

Er und Gail waren verblüfft gewesen, als Jason, der Jüngste, gestern unerwartet aufgetaucht war. Er hatte bei der Army Karriere gemacht und war inzwischen Mitglied einer Spezialeinheit.

John, der Zweitjüngste, arbeitete seit drei Jahren beim Geheimdienst National Security Agency. Zurzeit war er in San Antonio stationiert. Joe fragte schon lange nicht mehr nach der Arbeit seiner zwei jüngsten Söhne, denn das war alles streng geheim. Er war bloß froh, dass John zur Hochzeit hatte kommen können.

Um Jared dagegen machte Joe sich Sorgen. Jared war schon immer sehr unabhängig gewesen. Er war Ingenieur geworden und hatte gleich nach dem Examen einen Job bei einer der größten Ölfirmen der Welt bekommen. Offenbar gefiel es ihm, immer dort eingesetzt zu werden, wo es gerade Probleme gab. Und so reiste er von einem Brennpunkt der Erde zum nächsten. Jetzt war er gerade aus Saudi-Arabien zurückgekommen.

Joe wusste, dass Jared ein hervorragender Ingenieur war. Während seines Studiums hatte er sogar Öl auf der Ranch der Familie entdeckt. Aber Joe gefiel überhaupt nicht, dass Jared immer genau da eingesetzt wurde, wo es gerade gefährlich war. Jared war ein Draufgänger. Oder er hielt sich für unsterblich. Jedenfalls liebte er das Risiko, das hatte er schon als Kind getan.

Deshalb konnte Joe es gar nicht erwarten, dass Jared endlich sesshaft wurde.

Gail lächelte, während sie ihre drei jüngeren Söhne beobachtete, die sich unterhielten. Es war lange her, seit alle vier zum letzten Mal am selben Ort gewesen waren.

Die männlichen Crenshaws waren groß, blond und so gut gebaut, dass sie immer attraktiv aussahen, egal was sie trugen: schlanke Figur, breite Schultern, schmale Hüften und lange Beine. Als sie noch Kinder gewesen waren, war es schwer gewesen, passende Hosen für sie zu finden.

Und alle vier hatten Joes gutes Aussehen und Charisma geerbt. Gail hatte sich damals Hals über Kopf in Joe verliebt und nie bereut, dass sie ihn so schnell geheiratet hatte.

„Es ist schön, dass sie alle vier zur selben Zeit zu Hause sind.“ Joe sprach genau das aus, was Gail gedacht hatte.

„Ich betrachte es als Wunder“, antwortete sie.

„Tolle Party … wie immer.“ Ein Nachbar setzte sich zu ihnen. „Eigentlich seht ihr beide gar nicht alt genug aus für vier erwachsene Söhne. Offenbar führt ihr ein gesundes Leben.“

Joe lächelte Gail provozierend an. Sie wurde rot, und sie lachten beide.

„Da muss ich dir zustimmen, Stu“, erwiderte Joe.

Jason deutete auf zwei Neuankömmlinge. „Kennst du die beiden, die gerade eingetroffen sind?“, fragte er Jared. „Die Frau sieht toll aus.“

Jared sah über die Schulter und zuckte zusammen. „Na, so was.“

„Was ist denn?“, fragte John.

„Das ist Senator Russell.“

„Wirklich?“, fragte Jason. „Was macht ein Senator auf einer unserer Partys?“

Jared nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche. „Gute Frage. Dad bemüht sich ja gerade darum, bessere Wasserrechte für die Ranch zu bekommen. Und der Senator hat den Vorsitz bei einem Komitee, das darüber entscheiden wird, ob das entsprechende Gesetz geändert werden soll. Vielleicht fand Dad, dass ein zwangloses Treffen die Angelegenheit befördern könnte.“

Sie beobachteten alle drei, wie das Paar von ein paar Gästen begrüßt wurde. Senator Russell war groß und schlank und hatte silbergraues Haar, das er streng zurückgekämmt trug. Seine tiefe Stimme war weit zu hören. Der Mann hatte Ausstrahlung und ein gewinnendes Lächeln.

„Ist das seine Frau?“, fragte Jason.

Jared hatte die junge Frau nicht aus den Augen gelassen, seit er sie zuerst gesehen hatte. „Er ist seit Jahren Witwer. Das muss seine Tochter sein.“

Die Frau, die mit Senator Russell gekommen war, trug ihr dunkles Haar hochgesteckt, und diese Frisur betonte ihr schönes Profil. Jared fand, dass sie Reichtum ausstrahlte, und das war auch kein Wunder, denn der Senator war ein vermögender Mann. Im Moment schüttelte sie gerade Hände wie eine Königliche Hoheit, die ihre Untertanen begrüßt.

Jared lächelte. Königliche Hoheit. Ja, das passte zu ihr.

Er grinste seinen Brüdern zu. „Wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet … Ich werde mich ihr vorstellen. Vielleicht kann ich für ihre Unterhaltung sorgen, solange sie hier ist.“

„Lass dir ihre Telefonnummer geben. Falls sie dir einen Korb gibt, könnten John oder ich es ja noch probieren“, meinte Jason.

Jared ließ seine Brüder allein, wusste aber genau, dass sie hinter seinem Rücken über ihn schmunzelten.

Ein Barbecue in Texas war etwas ganz anderes als die förmlichen Partys, die Lindsey Russell sonst in Washington mit ihrem Vater besuchte. Die Musik, die lockeren Gespräche und das laute Lachen waren ganz anders als das, was sie kannte, und deswegen fühlte sie sich etwas fehl am Platz.

Schon seit ein paar Jahren hatte sie ihren Vater nicht mehr begleitet, wenn er seinen Wahlkreis besuchte. Sie war in Washington erst auf einer Privatschule gewesen und hatte dann studiert. Im Juni hatte sie ihr Examen gemacht.

Und erst dann hatte Lindsey begriffen, was ihr Vater mit ihr vorhatte. Er wollte, dass sie in Washington blieb und für ihn bei Dinnerpartys und sonstigen Veranstaltungen die Gastgeberin spielte.

Als sie sich für Kunstgeschichte als Hauptfach entschied, hatte er ihre Wahl belächelt. Aber sie würde ja ihren Lebensunterhalt ohnehin nie selbst verdienen müssen.

In den letzten drei Jahren hatte Lindsey gehofft, dass ihr Vater eine der Frauen heiraten würde, mit denen er gelegentlich ausging. Dann hätte er sich nicht mehr so auf sie konzentriert. Aber nichts hatte darauf hingedeutet, dass eine dieser Frauen für ihn mehr war als eine Freundin. Allmählich befürchtete Lindsey, dass er ihr nie erlauben würde, ein eigenes Leben zu führen und selbst zu entscheiden, was sie tun wollte.

Wann immer sie erwähnte, dass sie kein Interesse daran hatte, in absehbarer Zeit zu heiraten, ignorierte er das. Jetzt ging es ihr vorrangig darum, sich seinem Einfluss zu entziehen.

Er benahm sich wie eine Glucke mit nur einem Küken. Dauernd saß er ihr im Nacken und bestand darauf, genau zu wissen, was das Richtige für sie war.

Sie hatte getan, was sie konnte, um ihn zufriedenzustellen, indem sie in der Schule hart gearbeitet und gute Noten bekommen hatte. Sie hatte sogar nachgegeben, als er sich gewünscht hatte, dass sie zu Hause wohnen blieb und an der Georgetown University studierte statt in Vassar, was ihr viel lieber gewesen wäre.

Aber nun wollte sie ausnahmsweise ihren eigenen Weg gehen, und das gefiel ihrem Vater gar nicht. Sie hatte gehofft, dass es ihn besänftigen würde, wenn sie nach ihrem Examen erst einmal ein paar Monate mit ihm verbrachte.

Aber sie hätte wissen müssen, dass er immer weiter versuchen würde, Entscheidungen für sie zu treffen, so wie er es ihr Leben lang getan hatte.

Deshalb hatten sie sich heute auch heftig gestritten.

Gerade war Lindsey für zwei Wochen in New York bei einer ihrer Collegefreundinnen gewesen. Lindsey und Janeen hatten sich im Institut für Kunstgeschichte kennengelernt und waren sofort Freundinnen geworden, als Janeen Lindsey erzählt hatte, dass sie an die Georgetown University gegangen war, um dem Einfluss ihrer Familie in New York zu entgehen.

Janeens Eltern waren ziemlich reich und bewegten sich in den besten Kreisen. Und genau wie der Senator glaubten sie, selbst am besten zu wissen, was gut für ihre Tochter war. Doch im Gegensatz zu Lindsey hatte Janeen sich durchgesetzt und war trotz ihres Protestes nach Washington gezogen.

Während der vier Jahre dort hatte Janeen erreicht, dass ihre Familie ihre Unabhängigkeit akzeptierte. Nun da sie ihren Abschluss hatte, hatte sie sich in Manhattan ein Apartment gemietet und arbeitete im Metropolitan Museum of Art, wo sie schon vorher als Praktikantin gearbeitet hatte.

Janeen hatte Lindsey mit einer der Kuratorinnen des Museums zusammengebracht, und die hatte Lindsey zu ihrer großen Freude eine Stellung angeboten. Im Januar sollte sie anfangen.

Lindsey war so aufgeregt, dass sie sich kaum beherrschen konnte. Gestern Abend war sie erst spät auf der Ranch ihres Vaters eingetroffen, und heute hatte sie ihm beim Frühstück erzählt, dass sie Anfang Januar nach New York ziehen würde.

Daraufhin hatte er so laut gebrüllt, dass man es vermutlich über mehrere Staatsgrenzen hinweg hatte hören können. Nie zuvor hatte Lindsey ihn so wütend erlebt. Andererseits hatte sie auch noch nie zuvor ihren Willen durchgesetzt.

Lindsey blieb standhaft, aber es fiel ihr sehr schwer, Ruhe zu bewahren und nicht zu weinen.

„Was meinst du damit, dass du einen Job in New York angenommen hast? Hast du den Verstand verloren?“ Er schlug mit der Hand auf den Tisch. Glücklicherweise waren sie schon mit dem Essen fertig, sodass in den Wasser- und Orangensaftgläsern nur noch wenig Flüssigkeit war. Eine der Kaffeetassen kippte allerdings um.

Der Senator ignorierte den vergossenen Kaffee und sah Lindsey böse an.

„Weißt du, Dad“, begann Lindsey ruhig, „ich könnte deine Reaktion besser verstehen, wenn ich sechzehn Jahre alt wäre und mit einem Elefantentrainer vom Zirkus durchbrennen wollte. Tatsächlich bin ich aber fünfundzwanzig. Die meisten Leute in meinem Alter arbeiten schon seit Jahren.“

„Du bist nicht wie die meisten Leute, Lindsey. Du bist meine Tochter. Es besteht keinerlei Veranlassung für dich, einen Job anzunehmen, und schon gar keinen so minderwertigen. Assistentin einer Assistentin. Das ist entwürdigend.“

Lindsey beherrschte sich weiter. „Ich würde sogar für die Chance bezahlen, in diesem Museum arbeiten zu dürfen, Dad. Dort werde ich von Experten lernen und die beste Ausbildung bekommen, die in meiner Berufssparte zu bekommen ist.“

„Berufssparte“, wiederholte ihr Vater höhnisch. „Kunstgeschichte ist doch kein Beruf.“

„Und außerdem“, fuhr Lindsey fort, „werde ich selbst entscheiden, ob, wann und wen ich heirate. Das überlasse ich weder dir noch deinen Freunden, die zufällig passende Söhne haben.“

Der Senator stand auf. „Das ist die reine Aufsässigkeit, und das werde ich nicht tolerieren. Verstehst du?“

Lindsey stand ebenfalls auf. Sie lehnte sich unauffällig an den Tisch, weil ihr die Knie weich geworden waren. „Hast du dir eben selber zugehört? Du hast bewiesen, dass ich recht habe. Aufsässigkeit gibt es nur bei Untergebenen, und das bin ich ganz bestimmt nicht.“

„Du schuldest mir Respekt, junge Dame, und davon kann ich heute nichts erkennen.“

„Natürlich respektiere ich dich. Das habe ich immer getan. Das Problem ist, dass ich jetzt zum ersten Mal keinen Rückzieher mache. Bisher habe ich ja immer nachgegeben, wenn du etwas anderes für mich wolltest als ich selbst.“

„Verdammt, Kind! Ich habe dich doch nicht auf all diese teuren Privatschulen geschickt, damit du dich nun gegen mich stellst. Was ist aus der netten jungen Frau geworden, die ich liebe?“

Lindsey seufzte. „Sie ist erwachsen geworden.“ Sie wandte sich ab, um in ihr Zimmer zu gehen.

„Deine Mutter wäre entsetzt, wenn sie wüsste, dass du allein in New York leben willst“, rief er ihr nach. „Sie wäre außer sich!“

Damit hatte Lindsey schon gerechnet. Sie drehte sich um. „Dad, dieses Argument habe ich mein Leben lang in Variationen immer wieder gehört, und du hast das Thema längst zu Tode geritten. Ich habe keine Ahnung, was meine Mutter in diesem Stadium meines Lebens für mich gewollt hätte. Und du weißt das genauso wenig. Mutter ist seit siebzehn Jahren tot, und ich bin nicht mehr das achtjährige Kind, mit dem sie dich allein gelassen hat. In dieser Zeit hat sich die Welt erheblich verändert. Und das habe ich auch getan. Ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen. Egal was du sagst, ich werde nach New York ziehen.“

Sein Gesicht nahm eine ungesunde rote Farbe an. „Diese Diskussion ist noch nicht vorbei, auch wenn du jetzt diesen Raum verlässt.“

Wenigstens war sie nun darauf vorbereitet, dass das Haus für den Rest des Jahres ein Kriegsschauplatz sein würde.

Es stimmte, dass sie es nicht nötig hatte zu arbeiten. Im Frühjahr hatte sie das Geld bekommen, dass ihre Mutter für sie in einem Treuhandfonds angelegt hatte. Das hatte ihren Vater sehr geärgert, da er jetzt nicht mehr damit drohen konnte, seine finanziellen Zuwendungen zu streichen, falls sie nicht tat, was er wollte.

Diese neue Freiheit war eine große Erleichterung für Lindsey.

Er konnte Wutanfälle bekommen, aber dadurch würde sich nichts an Lindseys Plänen ändern. Sie hatte vielleicht auch wegen der Spannungen zwischen ihnen entschieden, ihn heute zu dieser Party zu begleiten. Es war aber auch kein Problem für sie, eine Familie zu besuchen, deren finanzielle Unterstützung dazu beigetragen hatte, dass ihr Vater in den Senat gewählt worden war. Auch wenn sie hier niemanden kannte.

Ein paar Kinder liefen zwischen den Erwachsenen herum. Lindsey sah, dass die meisten älteren Männer sich um den Grill versammelt hatten. Die älteren Frauen bildeten eine eigene Gruppe.

Und alle Frauen in Lindseys Alter hatten männliche Begleiter.

Das Haus der Crenshaws sah aus wie eine altmodische Hazienda. So etwas hatte sie bisher nur in Spielfilmen gesehen. Rund um die Terrasse waren einheimische Büsche gepflanzt worden, und der Rasen war für solche Partys hervorragend geeignet.

Jeder in Texas kannte die Crenshaws, deren Besitz wahrscheinlich größer war als der ganze Staat Rhode Island. Lindseys Vater hatte erwähnt, dass die Crenshaws dieses Land schon seit mehreren Generationen besaßen.

Ihr Vater unterbrach jetzt ihre Gedanken. „Da sind ein paar Leute, mit denen ich reden muss.“ Er lächelte, ganz so als hätten sie sich nicht gestritten. „Es würde dich langweilen, dabei zuzuhören. Warum gehst du nicht zu den Frauen da drüben? Lern ein paar Leute kennen.“

Er wartete nicht auf ihre Antwort. Sie beobachtete, wie er Hände schüttelte und lächelte. Manche Männer gaben ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. Er war in seinem Element, während sie selbst ganz offensichtlich eine Außenseiterin war. Sie blickte zu den Frauen hinüber, die er gemeint hatte. Die jüngste schien Mitte fünfzig zu sein.

„Guten Abend, Ma’am“, sagte plötzlich jemand hinter ihr. „Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.“

Lindsey drehte sich zu dem Mann um. Du lieber Himmel, dachte sie. Der strahlte ja ein ungeheures Selbstbewusstsein aus … und das aus gutem Grund. Er war groß, blond, besaß eine perfekte Figur, war sonnengebräunt, hatte ein strahlendes Lächeln und Augen, so blau wie das Meer.

Wahrscheinlich wusste er, wie er auf Frauen wirkte, aber das beeinträchtigte seinen Charme überhaupt nicht.

Lindseys Herz schlug augenblicklich schneller, und sie musste lächeln, hauptsächlich über ihre eigene Reaktion. Ein gut aussehender Mann in engen Jeans wirkte so viel anziehender auf sie als all die Typen in Anzügen, mit denen sie es den größten Teil ihres Lebens zu tun gehabt hatte.

Er streckte die Hand aus, und Lindsey griff danach.

„Ich bin Jared Crenshaw.“ Besitzergreifend legte er seine zweite Hand über ihre. „Und Sie sind …“ Er grinste noch breiter.

Lindsey stellte fest, dass Jared Crenshaw sich zu einer Gefahr für ihren Seelenfrieden entwickeln könnte. „Lindsey Russell.“ Er war also ein Crenshaw. Kein Wunder, dass er so selbstbewusst war. Seine Familie hatte Geld und Prestige, und er selbst sah so gut aus, dass er sicher jede Frau kriegen konnte, die er wollte. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr. Crenshaw. Sie sind das erste Mitglied Ihrer Familie, das ich treffe.“

Er sah ihr tief in die Augen. „Mr. Crenshaw ist mein Dad. Bitte nennen Sie mich Jared.“

Sie nahm ihre Hand sanft aus seiner. „Ich kenne Sie nicht gut genug für eine solche Vertraulichkeit.“

Er grinste unverschämt, und ihr war so klar, was er dachte, als hätte er es laut ausgesprochen. Lindsey wurde rot und hoffte, dass er das nicht bemerkte. Ihr war noch nie zuvor die Gegenwart eines Mannes so bewusst gewesen.

Und Jared hatte noch nie gesehen, wie eine erwachsene Frau rot geworden war. Er fand das bezaubernd.

Auch ihr Aussehen gefiel ihm. Ihre ausdrucksvollen Augen mit den dichten Wimpern, ihr Lächeln, das aussah, als hätte sie in letzter Zeit nicht viel zu Lachen gehabt, ihr schlanker Körper und die Tatsache, dass sie ihm kaum bis zu den Schultern reichte.

Dabei stand er eigentlich gar nicht auf diesen Typ. Normalerweise bevorzugte er große, kurvenreiche Blondinen, die gern mit ihm zusammen waren, ohne irgendeine Art von Bindung anzustreben. Jared genoss es, mit Frauen zusammen zu sein … Frauen aller Art. Er war allerdings überhaupt nicht daran interessiert, in absehbarer Zeit eine von ihnen zu heiraten.

Aber die Tochter des Senators war anders als alle anderen Frauen, die er kannte, und gerade das gefiel ihm. Ihre Schönheit war irgendwie zurückhaltender, dabei aber doch mindestens genauso eindrucksvoll.

„Dann müssen wir etwas unternehmen, damit Sie mich besser kennenlernen.“ Er wurde mit einem weiteren Erröten belohnt. Wieder streckte er eine Hand aus, diesmal mit der Handfläche nach oben. „Kommen Sie. Ich stelle Sie allen vor.“

Er wartete ab, was sie tun würde. Und er hoffte, dass sie ein bisschen mehr aus sich herausgehen würde.

Offenbar war sie nicht sicher, wie sie mit ihm umgehen sollte. Sie wollte nicht unhöflich erscheinen, und ihre gute Erziehung brachte sie schließlich dazu, seine Hand zu ergreifen. Jared hätte sie am liebsten umarmt.

„Wahrscheinlich ist die Hälfte der Leute hier mit mir verwandt.“ Er zwinkerte Lindsey zu. „Natürlich sieht keiner so gut aus wie ich.“ Lindsey sah ihn erstaunt an, und er fing an zu lachen. „Das war ein Witz. Mein Humor ist wohl ein bisschen gewöhnungsbedürftig.“ Und er hatte durchaus vor, sie daran zu gewöhnen. Es war ihm egal, dass sie die Tochter eines Senators war. Er wollte einfach bloß Zeit mit ihr verbringen.

Lindsey wusste nicht, was sie von Jareds Bemerkungen halten sollte. Entweder machte er dauernd Witze, oder er war unerträglich eingebildet.

Ihr war noch nicht klar, welches von beidem zutraf.

„Ich hoffe, Sie haben ein bisschen Hunger mitgebracht“, sagte er, während sie den Rasen überquerten. „Dad macht das beste Barbecue, das Sie je gegessen haben.“

Lindsey mochte Barbecue nicht besonders, fand es aber unpassend, das zu erwähnen. „Ich habe keinen großen Hunger.“ Das war ein Kompromiss zwischen Höflichkeit und Ehrlichkeit. „Aber natürlich werde ich etwas probieren.“

Jared starrte sie weiter an. Lindsey fragte sich, ob sie womöglich einen Fleck auf der Nase hatte. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte sie schließlich.

Er grinste. „Nein. An Ihnen ist gar nichts verkehrt. Sie sehen toll aus. Es überrascht mich nur, dass ich Ihnen noch nie begegnet bin. Besitzt Ihr Vater nicht eine Ranch in der Nähe von New Eden?“

„Ja, aber ich bin selten dort. Ich bin im Osten zur Schule gegangen, und die meisten meiner Freunde leben dort.“

„Das ist Pech für uns, würde ich sagen.“ Seine Augen funkelten.

„Was meinen Sie damit?“

„Pech für all die Männer, die in dieser Gegend leben. Aber denken Sie daran, dass ich Sie zuerst gesehen habe.“

Sie blieb wie angewurzelt stehen. „Das klingt ja, als wollten Sie mir Ihr Brandzeichen aufdrücken oder so was.“

Er fing an zu lachen. „Das wäre mir nie in den Sinn gekommen, aber eigentlich ist die Idee gar nicht so schlecht.“

Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu, der ihn aber überhaupt nicht zu stören schien. „Davon können Sie höchstens träumen, Cowboy.“

Er lachte immer noch, als sie an dem langen Tisch standen, an dem sich eine ganze Armee mehr als satt hätte essen können – eine sehr große Armee. Ein paar Leute nahmen sich gerade Bohnen, Kartoffelsalat, Krautsalat oder Desserts. Am anderen Ende des Tisches standen ein paar Männer, die den Gästen frisch gegrilltes Fleisch auf die Teller häuften.

Obwohl Lindsey nur sehr wenig von allem nahm, hatte sie am Ende doch einen übervollen Teller, auf dem auch ein großes Stück Rindfleisch und Spare Ribs lagen. Sie würde nicht mal die Hälfte davon schaffen.

Jared folgte ihr auf den Fersen, und sein Teller war mindestens genauso überladen. Er zeigte auf einen der Tische. „Da sind meine Eltern. Kommen Sie, wir setzen uns zu ihnen.“

Lindsey machte sich Sorgen darüber, dass sie einen schlechten Eindruck hinterlassen würde. Ihr Teller sah ja aus, als wäre sie am Verhungern. Nie zuvor hatte sie sich so unbehaglich gefühlt. Nichts von dem, was sie über Etikette gelernt hatte, schien auf diese Situation anwendbar.

Sobald sie am Tisch saßen, sagte Jared: „Mom, Dad, ich möchte euch Lindsey Russell vorstellen, die Tochter des Senators.“ Er lächelte Lindsey zu. „Joe und Gail Crenshaw.“

„Hallo.“ Lindsey nickte den beiden zu und lächelte.

„Diese Frau hat bisher eine Menge verpasst“, erklärte Jared ernsthaft. „Sie hat noch nicht viel von Texas gesehen und war noch nie bei einem unserer Barbecues. Ich werde mein Bestes tun, um das wieder gut zu machen.“

Lindsey sah ihn erstaunt an.

„Achten Sie gar nicht auf ihn“, riet Gail Crenshaw ihr. „Das Witzereißen ist ihm noch wichtiger als das Essen.“ Dann sah sie, wie er sich über seinen Teller hermachte. „Na ja, sagen wir genauso wichtig. Jedenfalls freue ich mich, Sie kennenzulernen, Lindsey. Ihre Mutter und ich waren Klassenkameradinnen und gut befreundet. Sie würde sich bestimmt freuen, wenn sie sehen könnte, was aus Ihnen geworden ist.“

Lindsey legte ihre Gabel weg. „Sie kannten sie?“

„Ja, unsere Väter waren gute Freunde, und sie und ich waren viel zusammen, bis sie auf eine Privatschule an der Ostküste geschickt wurde. Dann hatten wir eine Weile keinen Kontakt mehr. Nachdem sie Ihren Vater geheiratet hatte und mit ihm hierher gezogen war, haben wir uns wieder ab und zu getroffen.“

„Ich erinnere mich überhaupt nicht daran.“

„Das wundert mich nicht. Aber trotzdem ist das hier Ihre Heimat.“