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"Am Meer" erzählt die Geschichte von Menschen, die am Wasser, dem Sinnbild der Grenzenlosigkeit, Sehnsucht und Hoffnung, zu sich finden. Ein junges Paar, deren Ehe auseinanderzubrechen droht sowie ein Jugendlicher, der schweren Herzens seine Freundin verlässt, als auch eine Frau, die nach einer außerehelichen Liebschaft zu ihrem Mann zurückkehrt, suchen unabhängig voneinander das Meer auf um dort Partnerschaft, Solidarität und Verständnis zu finden. Das Meer nimmt dabei eine metaphorische Bedeutung ein, welche die Verbindung zwischen dem Mensch und der Natur zeichnet. – Ein impressionistisch erzählter und zutiefst ergreifender Roman.
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Seitenzahl: 213
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Peter Seeberg
Saga
Peter Seeberg: Am Meer. Aus dem Dänischen von Ruth Stöbling. © 1978 Peter Seeberg. Originaltitel: Ved havet. Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen 2016 All rights reserved.
ISBN: 9788711512593
1. Ebook-Auflage, 2016
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com - a part of Egmont, www.egmont.com.
Josef
Nina
Ulrik
Maja
Ein Säugling
Peter
Inger
Ein befreundetes Paar
Mogens
Grethe
Villy
Lone
Edith
Abraham
Friedrich
Lillie
Per
Jørgen
Helene
Bloch
Gerard
Christensen
Rebecca
Alfred
Sackert
Adriane
Kæthe
Nagel
Frau Nagel
Biggie
Paul
Einige Alte
Børge
Ingolf
Daniel
Sophie
14.10
„Dieser Tag ist nichts für mich“, sagt Børge und wirft einen langen Blick unters Auto, „ich bin jetzt gerade so schön in Schwung.“
„Das Wetter kann gar nicht besser werden“, entgegnet Svend, „du bist’n Blödmann.“
„Es wird wohl noch andre Tage geben“, sagt Børge, „wenn ich jetzt aufhör, werd ich nie fertig.“
„Es gibt keine andern Tage“, sagt Svend, „wir müssen jetzt da raus.“
„Fahr du nur“, sagt Børge, „für mich ist das heute nichts.“
13.55
„Ja?“ ruft Ingolf und kriecht aus den großen Betonrohren hervor, die in einer langen Reihe quer durch das ganze Tal liegen. „Ja, was ist?“
Die Mutter steht auf der Treppe.
„Was ist denn?“ ruft er.
„Wir wollen zum Strand“, ruft sie, „komm sofort her.“
„Ich will nicht mit“, ruft er und will wieder in die Betonrohre kriechen.
Die Mutter dreht sich zum Vater um, der mit der Mütze auf dem Kopf herauskommt. Der Vater geht ein Stück zu ihm hinunter.
„Willst du nicht mit, Ingolf? Bei dem schönen Wetter?“
Beide sehen sich um, jeder in seine Richtung.
Ingolf schüttelt den Kopf.
Da geht der Vater.
Ingolf kann aufrecht durch das ganze Rohr gehen, Licht fällt herein, und draußen ist es grün. Er kann hin und her gehen, und es dröhnt, und es scharrt.
Aber dann legt er wieder mit allen seinen Farbstiften los. Auf die eine Seite malt er all die Schwalben, die er gesehen hat: wenn sie im Mai kommen und im September wieder wegfliegen, wenn sie in ihren Nestern unterm Balken, wenn sie auf den Telefonleitungen sitzen, wenn sie bei Regenwetter tief und bei trockenem Wetter hoch fliegen. Und auf die andere Seite malt er all die Radfahrer, die er in seinem ganzen Leben gesehen hat.
Morgen werden die Rohre eingegraben, und keiner wird es jemals mehr erblicken.
Dann ist es bewahrt. Dann lebt es ewig. Dann ist es getan.
6.00
Der Sommer ist lange unterwegs gewesen, doch nun ist er da: klar und frisch, mit einem morgendlichen Raum, der vor Licht und Bläue bebt.
Die hohen grünen Pappeln an der Grenzstation rasseln im schwachen Südost, und in den Schatten über Wegen und Autos blinkt es bald, und bald verdunkelt es sich wieder.
An der westlichen Küste wandern die ersten mit ihren Bündeln und einige mit kleinen Schaufeln über den öden Strand, stets größer, als sie in Wirklichkeit sind. Im äußersten Südwesten wird gleich der Bernsteinsammler auf den festen Ebbestrand der Küstenlinie einbiegen und Anlauf auf den Horizont nehmen, wo schon die Morgenfähre über den bebenden Glanz gleitet.
Es wird ein schöner Tag werden, weiß von Dunst und Licht und Buntheit über der weiten Fläche. Zum Nachmittag hin der großartige Anblick der Fallschirme, die sich über den Dünen entfalten, und der Menschen, die sinken und sinken, während alle zusehen, vom Strand her, von den Dünen und vom Meer selbst, die Hände über den Augen und ein wenig Sand in den Mundwinkeln.
Und sie landen.
Friedrich war schon seit langem auf. Gegen fünf, als die Sonne glühend aus dem rauchschwarzen Dunst über dem grünen Band des Festlanddeiches mit dem schwarzen Wasser davor aufflog, hatte er behutsam die weiße Tür hinter sich zugezogen, hatte auf dem Regenmesser den halben Millimeter Taufall abgelesen und auf den Luftdruckschreiber geklopft, der nun schon seit vierundzwanzig Stunden so unbeirrt seine Gerade zog, als wäre es die Sonnenbahn, während der Temperaturmesser wie ein Flugzeug auf seine Höhe stieg; dann hatte er das Badetuch von der Wäscheleine genommen und es sich über die Schulter geworfen und war über den mit Queller überwucherten Vorstrand an der Pfahlreihe entlang zum Meer hinausgewandert, das in der großen Atempause zwischen Flut und Ebbe und dem Drehen des Windes von Südwest auf Südost zur Ruhe gekommen war.
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