Amelies Weihnachtswunder - Anne Labus - E-Book
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Amelies Weihnachtswunder E-Book

Anne Labus

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Beschreibung

Im Takt der Liebe.

Amelies Welt ist die Musik und für eine kurze, glückliche Zeit träumt sie davon, diese Leidenschaft und die Liebe in Einklang zu bringen. Doch dann geht alles schief und enttäuscht verlässt Amelie Monschau und nimmt einen Aushilfsjob im alteingesessenen Musikgeschäft von Sabine und Ernst Schmitz in der Bonner Altstadt an. Schon bald fühlt sich Amelie in der Stadt, ihrer gemütlichen Mansardenwohnung und in ihrem neuen Job sehr wohl. Ihr Leben ist fast wieder perfekt - wäre da nicht die Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit und ihre panische Angst vor einer erneuten Enttäuschung. Doch dann begegnet sie in der Vorweihnachtszeit einem Menschen, der ihr Herz zum Singen bringt. Wird es Amelies ganz persönliches Weihnachtswunder oder wird sie erneut enttäuscht?

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Über das Buch

Amelies Welt ist die Musik und für eine kurze, glückliche Zeit träumt sie davon, diese Leidenschaft und die Liebe in Einklang zu bringen. Doch dann geht alles schief und enttäuscht verlässt Amelie Monschau und nimmt einen Aushilfsjob im alteingesessenen Musikgeschäft von Sabine und Ernst Schmitz in der Bonner Altstadt an. Schon bald fühl sich Amelie in der Stadt, ihrer gemütlichen Mansardenwohnung und in ihrem neuen Job sehr wohl. Ihr Leben ist fast wieder perfekt - wäre da nicht die Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit und ihre panische Angst vor einer erneuten Enttäuschung. Doch dann begegnet sie in der Vorweihnachtszeit einem Menschen, der ihr Herz zum Singen bringt. Wird es Amelies ganz persönliches Weihnachtswunder oder wird sie erneut enttäuscht?

Über Anne Labus

Anne Labus, Jahrgang 1957, lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Udo Weinbörner, in der Nähe von Bonn. Nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau arbeitete sie unter anderem als selbständige Fitness- und Pilatestrainerin. Die Leidenschaft für das Reisen hat sie an ihren Sohn vererbt, der auf Hawaii seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat. Die Autorin entspannt sich beim Kochen, liebt Bergtouren und lange Strandspaziergänge. Inspirationen für ihre Romane findet sie in Irland und Italien oder auch auf Spiekeroog.

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Anne Labus

Amelies Weihnachtswunder

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Informationen zum Buch

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Amelies Rezept für »Seelentröster« Shortbread

Impressum

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Kapitel 1

Amelie hatte keinen Blick für den rosa Blütenhimmel, der die Bonner Altstadt überspannte. Selbst die Auslagen der Modeläden und Buchhandlungen in der Breiten Straße lockten sie heute nicht. Wehmütig schaute sie einem Liebespaar hinterher, das eng umschlungen durch die romantischen Gassen schlenderte.

Genau so war Paul noch vor wenigen Wochen mit ihr durch Monschau spaziert. Er hatte ihr versichert, wie glücklich er mit ihr sei, dabei traf er sich längst heimlich mit einer anderen.

Aus und vorbei! Das Thema Männer war für sie endgültig gestorben. Nie wieder würde sie zulassen, dass ein Mann sie so tief verletzte.

Ihr Termin saß ihr im Nacken, trieb sie zur Eile. »Wie weit ist es von hier bis zum Musikhaus Schmitz?«, fragte sie die Bedienung im Café Camus und schielte auf die Armbanduhr. »Ich bin dort in zehn Minuten verabredet.«

»Das schaffen Sie locker.« Die junge Frau legte den Lappen aus der Hand, mit dem sie die chromblitzende Kaffeemaschine polierte, und deutete aus dem Schaufenster. »Sehen Sie das schmale, hohe Eckhaus am Ende der Straße? Das ist es.«

»Wie konnte ich das nur übersehen?«, wunderte sich Amelie. »Der Name über dem Eingang ist doch selbst aus dieser Entfernung zu lesen.« Sie bestellte einen Espresso, trank ihn hastig im Stehen und verbrannte sich prompt die Zunge. »Auch das noch!«, fluchte sie. Dankbar nahm sie ein Glas Wasser entgegen, das die nette Bedienung ihr reichte. Sie leerte es in einem Zug, legte einen Fünfeuroschein auf den Tresen und nickte der jungen Frau zu. »Stimmt so. Beim nächsten Mal bringe ich mehr Zeit mit.«

Im Laufschritt verließ sie das Bistro, bahnte sich einen Weg durch den Strom der Passanten und hastete Richtung Musikhaus. Kurz vor dem Geschäft verlangsamte sie ihren Schritt und bummelte wie zufällig am Eingang vorbei. Erst nachdem sich ihr Puls normalisiert hatte, riskierte sie einen vorsichtigen Blick in das Geschäft. Den Mittelpunkt bildete ein schwarzer Konzertflügel, auf dem eine kleine Beethovenbüste stand. Auf einem niedrigen Podest davor lagen Flöten, Mundharmoniken und Triangeln.

Amelie rückte näher an die Scheibe, um in den hinteren Teil des Ladens zu schauen. Der Anblick, der sich ihr dort bot, ließ ihr Herz schneller schlagen. Unter der stuckverzierten Decke schwebten zahlreiche Gitarren und Geigen. In einem Regal hinter dem Verkaufstresen stapelten sich Notenblätter und Gitarrensaiten. Das war ihre Welt! Hier war sie richtig! Amelie hoffte inständig, dass sie den Job bekommen würde.

Sie straffte ihren von der Zugfahrt verspannten Rücken, ordnete die Ponyfransen ihres Bobs und öffnete entschlossen die Ladentür.

Aus einem Hinterzimmer schlurfte ein stämmiger Mann mit langem grauem Zopf auf sie zu. »Sie sind zu früh«, knurrte er. »Bibi ist noch beim Friseur.« Mit dem Kopf deutete er hinter die Theke. »Halten Sie hier die Stellung. Ich habe zu tun.«

»Ich wollte mich heute nur vorstellen«, stammelte sie, da war er schon im Hinterzimmer verschwunden. Amelie sah ihm kopfschüttelnd hinterher.

Kein Zweifel, das musste Ernst Schmitz, der Inhaber des Musikhauses, sein. Seine Frau Sabine hatte sie, was ungewöhnlich genug war, bereits am Telefon vor ihm gewarnt. »Ernie hat das absolute Gehör. Seine Welt ist die Musik. Aber im Umgang mit Menschen hat er eindeutig Defizite.«

»Kein Problem. Mit kauzigen älteren Herren kenne ich mich aus«, hatte sie leichthin geantwortet. »In der Eifel gibt es einige von dem Schlag.«

Ein wildes Gitarrensolo riss sie aus ihren Gedanken. Der griesgrämige Kerl reagierte seine Laune offenbar an einer E-Gitarre ab.

»Heute gehen mal wieder die Gäule mit ihm durch«, sagte jemand in ihrem Rücken.

Erschrocken fuhr Amelie herum und schaute direkt in das freundliche Gesicht einer älteren Frau, deren modischer Kurzhaarschnitt eine lila Strähne zierte.

»Ich habe die Ladenglocke gar nicht gehört«, wunderte sich Amelie. »Sind Sie Frau Schmitz?«

»Du kannst gern Bibi zu mir sagen.« Sabine Schmitz reichte ihr die Hand. Ihr Händedruck war fest und warm. »Ernie hast du ja schon kennengelernt.«

Amelie kramte die Bewerbungsmappe aus ihrem Rucksack und hielt sie Bibi hin. »Wollen Sie, Pardon, willst du meine Zeugnisse sehen?«

Sabine winkte ab. »Wir haben doch am Telefon schon alles geklärt. Du bist zweiunddreißig, ausgebildete Musiklehrerin mit Schwerpunkt Gitarre und Klavier. Hast fünf Jahre lang an der Musikschule in Monschau unterrichtet. Mehr muss ich wirklich nicht wissen.« Bibi schob sie aus dem Laden. »Wäre gut, du könntest nächste Woche schon anfangen. Unser Urlaub steht an.«

Amelie stolperte fast über ihre eigenen Füße. Das ging ihr jetzt eindeutig zu schnell. »Du weißt doch noch gar nicht, ob ich für den Job tauge. Unterrichten kann ich, aber Instrumente zu verkaufen, ist etwas ganz anderes. Und überhaupt: Wo gehen wir hin?«

»Wohin wohl? In deine neue Bleibe.« Bibi warf ihr über die Schulter einen belustigten Blick zu. »Für mich klang das am Telefon so, als könntest du nicht schnell genug aus Monschau wegkommen.« Sie bedeutete Amelie, ihr zu folgen.

»Ich weiß nicht, was du meinst.« Amelie versuchte krampfhaft, sich an den genauen Wortlaut ihres Gesprächs zu erinnern, und tapste hinter ihrer neuen Chefin her direkt auf eine Hofeinfahrt zu, die zum Hintereingang des Hauses führte.

»Ich tippe mal auf eine enttäuschte Liebe. Irgend so ein Kerl …« Bibi kramte einen Schlüsselbund aus ihrer Fransentasche.

Wie recht sie doch hatte! Dass Sabine mit ihrer Vermutung ins Schwarze traf, setzte Amelie zu. War sie so leicht zu durchschauen? »Zeigst du mir jetzt die Wohnung?«, wechselte sie rasch das Thema.

»Geht mich im Grunde genommen ja auch nichts an.« Bibi schien den Wink zu verstehen. »Du wohnst in der Mansarde, direkt über uns. Ist nicht sehr komfortabel, aber gemütlich.« Sie eilte durch die Hofeinfahrt neben dem Haus. Vor einer hohen, imposanten Haustür blieb sie stehen. »Dieser Gründerzeit-Kasten gehörte schon Ernies Großvater Ernst. Der hat damals den Musikladen hier eröffnet«, erzählte sie beiläufig. »Jetzt haben wir den ganzen Kram an der Backe. Wäre es nach meinem Mann gegangen, würden wir heute noch mit der Rockband über die Dörfer ziehen. Aber sein Vater bestand darauf, dass er eine Ausbildung zum Klavierstimmer absolvierte und den Laden übernahm.«

Amelie folgte ihr in den Hausflur und sah sich um. »Wann wollt ihr denn fahren? Du arbeitest mich doch vorher noch ein?« Sie konnte den Blick kaum von der gusseisernen Laterne wenden, die unter der Decke hing. »Wow. So eine wunderschöne Deckenleuchte habe ich noch nie gesehen.«

»Jaja«, wetterte Bibi. »Das ist das reinste Museum hier. Alles Jugendstil. Wer’s mag.« Mit forschen Schritten marschierte sie die Treppe hinauf. Im Vorbeigehen deutete sie auf eine Tür im ersten Stock. »Hier wohnen wir. Falls es dir da oben zu einsam sein sollte oder du was brauchst, komm einfach runter. Die Tür ist nicht verschlossen.« Zwei Schritte auf einmal nehmend, lief sie zur Mansardenwohnung. »Kommst du? Wir müssen gleich wieder in den Laden. Ich soll dich doch einarbeiten.« Ihr kehliges Lachen schallte durch den Flur, wirkte ansteckend.

Amelie schmunzelte, dann stimmte sie in das Gelächter mit ein. Die Anspannung der letzten Tage, ihre Zweifel und Ängste vor dem Neuanfang fielen von ihr ab. »Einverstanden, Bibi«, japste sie. »Ich nehme die Herausforderung an.«

»Da bin ich aber erleichtert. Ich dachte schon, ich müsste den Urlaub stornieren.« Ihre neue Chefin strahlte sie an. »Das Bett ist frisch bezogen. Wenn du willst, kannst du bereits heute hier schlafen.« Mit einer einladenden Geste deutete sie in einen kleinen Vorraum. »Willkommen in deinem neuen Zuhause.«

Das Erste, was Amelie auffiel, war der Geruch. Eine Mischung aus Bohnerwachs und Lavendel. Auf den Holzdielen dämpften alte Perserteppiche ihren Schritt. Zwei möblierte Zimmer, eine kleine Küche. Das Beste aber war der Ausblick auf die blühenden Kirschbäume in der Altstadt. »Sonntag ziehe ich hier ein«, verkündete sie begeistert.

Bibi drückte ihr den Schlüsselbund in die Hand. »Haustür, Wohnungstür und einer für den Abstellraum nebenan. Den kannst du gern nutzen. Da steht noch jede Menge Gerümpel drin. Schmeiß raus, was dir im Weg ist.«

»Ich brauche nicht viel Platz«, winkte Amelie ab. »Es wird Zeit, dass ich mich von meinen Erinnerungen trenne.« Nachdenklich folgte sie ihrer neuen Chefin die Treppe hinunter. Kaum hatten sie den Laden betreten, winkte Ernst seine Frau zu sich ins Hinterzimmer.

»Schau dich in Ruhe um. Falls Kundschaft kommt, kannst du mich rufen«, bot Bibi an.

Ernie baute sich vor seiner Frau auf und warf ihr einen finsteren Blick zu. »Soll sie ruhig mal zeigen, was sie draufhat, deine kleine Musiklehrerin. Ich verstehe sowieso nicht, warum wir eine zusätzliche Kraft brauchen. Wir sind bisher auch so klargekommen.« Es schien ihn nicht im Geringsten zu stören, dass Amelie alles mit anhörte.

»Dickkopf!«, fuhr Bibi ihn an. »Bisher sind wir immer nur über das Wochenende in die Eifel gereist. Aber das wird sich jetzt ändern. Nächste Woche fahren wir für zehn Tage an die Nordsee.« Sie funkelte ihn an, schob ihn vor sich ins Hinterzimmer und zog die Tür hinter sich zu.

»Ich komme hier vorn auch allein klar«, rief Amelie ihnen halbherzig hinterher. Dass sich die beiden ihretwegen stritten, gefiel ihr nicht. Was sie jetzt am meisten brauchte, war ein harmonisches Miteinander. Wenn es ihr nicht gelingen würde, Ernies Sympathie zu erringen, würde sie sich eine neue Arbeit suchen.

Ihr blieb kaum Zeit, sich im Laden umzuschauen, da wurde die Tür aufgerissen. Ein kleiner, etwa fünfjähriger Junge stürzte sich auf eine E-Gitarre, die auf dem untersten Regalbrett lag. »Die will ich«, schrie er aufgeregt und umklammerte das Griffbrett.

Mit zwei Schritten war Amelie an seiner Seite, hockte sich neben ihn und lächelte ihn an. »Hast du sie denn schon gefragt, ob sie von dir gespielt werden möchte?«

Der Knirps riss die Augen auf. »Nö. Wieso? Kann die mich denn verstehen?« Er löste seine Hände von dem teuren Instrument und steckte sie in die Hosentaschen. Ein groß gewachsener Mann in Jeans und Jackett betrat das Geschäft und schaute sich um. Als sein Blick auf das Kind fiel, verfinsterte sich seine Miene. »Nicht schon wieder, Tobi.« Er hob drohend den Zeigefinger.

»Ist das dein Vater?«, raunte Amelie verschwörerisch.

»Verrate mich nicht«, flehte der Kleine leise.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Hintertür einen Spalt weit geöffnet wurde. Bibi und Ernie schauten direkt zu ihr herüber. Sie nickte ihnen zu und wandte sich an Tobis Vater. »Sie suchen eine Gitarre für einen begabten jungen Musiker?«

»Ich habe nichts getan, Dad«, versicherte das Kind. »Wollte mir nur die Gitarren anschauen.«

»Das kann ich gern bestätigen«, sprang Amelie sofort für ihn in die Bresche. Rasch wandte sie sich ab, als der junge Mann sie auffällig musterte. »In seinem Alter habe ich auch meine erste Gitarre bekommen.« Sie deutete auf eine der über ihr hängenden Kindergitarren. »Die dort wäre perfekt für Ihren Sohn.«

»Bitte, Dad. Ich möchte sie nur einmal anschauen«, bettelte der Kleine.

Amelie kletterte auf die Trittleiter und reckte sich auf die Zehenspitzen, um an die Aufhängung zu gelangen. Da stellte sich der junge Mann hinter sie und legte eine Hand an ihren Rücken. »Nicht, dass Sie mir noch da runterfallen«, raunte er.

Sie versteifte sich, hätte ihn am liebsten von sich gestoßen. Wie konnte er es wagen, sie ungefragt zu berühren? Wollte der sie etwa anmachen? Das war wirklich das Letzte, was sie gerade gebrauchen konnte. Finger weg, lag ihr auf der Zunge. Doch dann besann sie sich und lächelte ihn dankbar an. »Mein Schatz schimpft auch immer, wenn ich auf der Leiter herumbalanciere«, sagte sie betont lässig und reichte ihm die Gitarre.

Irritiert beugte er sich zu seinem Sohn und drückte ihm das Instrument in die Hand. »Pass bitte auf damit«, maßregelte er ihn.

Amelie kletterte von der Leiter, schob sie zur Seite und winkte Tobi zu sich. »Setz dich neben mich auf den Klavierhocker. Dann zeige ich dir, wie du sie halten musst.« Jetzt war sie in ihrem Element. Sie vergaß alles um sich herum, widmete sich nur noch dem Kind. Amelie drängte den Kleinen nicht, ließ ihm Zeit, sich mit der Gitarre vertraut zu machen. Vorsichtig legte sie seine Finger auf die Saiten und wies ihn ein. Schon bald entlockte er dem Instrument die ersten schiefen Klänge. »Wunderbar«, lobte sie ihn. »Jetzt brauchst du nur noch ein paar Stunden Unterricht, dann kannst du schon bald dein erstes Konzert geben.«

»Kennen Sie denn eine gute Lehrerin?« Schon wieder flirtete der Kerl mit ihr. »Eine, die eventuell auch zu uns nach Hause käme?«, hakte er nach und hielt ihren Blick fest. »Sie unterrichten doch?«

Sie ballte die Faust in ihrem Rücken. Wieder so ein Mann, der wild durch die Gegend flirtete, während zu Hause wahrscheinlich seine Frau auf ihn wartete. »Die örtliche Musikschule bietet hervorragende Kurse an.« Abrupt wandte sie sich ab, um die Gitarre im Kasten zu verstauen.

»Natürlich unterrichtet sie.« Wie aus dem Nichts tauchte Ernst neben ihr auf. Hinter vorgehaltener Hand teilte er ihr knurrig mit: »Hätte nichts dagegen, wenn du in deiner Freizeit im Hinterzimmer Unterricht gibst. Aber nur wenn deine Arbeit im Geschäft nicht darunter leidet.«

»Au ja!«, jubelte der Kleine. »Wir wohnen gleich da drüben auf der anderen Straßenseite. Ich kann auch allein kommen.«

»Einverstanden, wenn du versprichst, fleißig zu üben«, stimmte sein Vater lachend zu und zückte seine Geldbörse.

Ernst schloss eine Schublade unter der Theke auf und drückte Amelie den Schlüssel in die Hand. »Der ist für die Kasse. Wenn du hier fertig bist, kommst du nach hinten.« Sein Kommandoton ließ keinen Zweifel daran, wer hier der Chef war. Doch Amelie verbuchte sein verhaltenes Lächeln als ersten kleinen Erfolg.

Kapitel 2

Sieben Monate später

»Ich kann gar nicht glauben, dass in vier Wochen schon Weihnachten ist.« Bibi reichte Amelie die Lichterkette. »Fall mir bloß nicht von der Leiter. Gerade jetzt, wo die stressige Zeit beginnt, brauche ich dich im Laden.«

»Ich hatte nicht vor, mir ein Bein zu brechen.« Amelie schob die Enden der Tannengirlande durch die dafür vorgesehenen Haken unter der Decke. »Du kannst den Stecker jetzt einstöpseln. Ich will sehen, ob alle Lichter brennen.« Die Leiter kippelte bedenklich, als sie sich nach vorn beugte, um einen Stern in die Mitte der Kette zu hängen.

»Vorsicht«, warnte Ernie und verließ seinen Platz hinter der Theke. Energisch schob er seine Frau zur Seite und umklammerte die oberste Sprosse mit beiden Händen. »Komm jetzt endlich da runter«, brummte er ungeduldig und hielt die Leiter fest, bis Amelie wieder auf sicherem Boden stand. »Du bist schließlich nicht als Dekorateurin angestellt.« Er trat einen Schritt zurück und begutachtete mit kritischer Miene ihr Werk. »Sieht gar nicht so schlecht aus, die Lichterkette über dem Flügel. Der Stern leuchtet direkt über Beethovens Kopf«, stellte er amüsiert fest. »Ich bin ja nicht so der Weihnachtsdeko-Fan. Aber was tut man nicht alles fürs Geschäft.«

»Dann hast du sicher nichts dagegen, dass wir einen beleuchteten Weihnachtsbaum draußen neben die Eingangstür stellen«, hakte Bibi sofort nach. »Das machen die anderen Geschäftsleute in der Altstadt auch.«

»Nur weil die anderen sich den Hals im Rhein waschen, äffe ich das noch lange nicht nach«, wetterte er. »Aber gegen so viel geballte Frauenpower komme ich sowieso nicht an.« Er zuckte mit den Schultern. »Tut, was ihr nicht lassen könnt.« In seiner Hosentasche ertönte »Highway to Hell«. »Wer zum Teufel ist das denn schon wieder?« Mit dem Handy am Ohr schlurfte Ernie ins Hinterzimmer.

Die Räuberhöhle, wie er den schlauchartigen Raum nannte, war eine wilde Mischung aus Büro, Werkstatt und Übungsraum für seine Altherrenband, die Greyhounds. Jeden zweiten Samstagabend tauschte Dr. Frieder Neumeier seinen Arztkittel gegen die ausgefranste Jeansjacke und quälte das Schlagzeug. Sanitärinstallateur Harald Schweiß verwandelte sich vom seriösen Firmenchef in den flippigen Bassisten Harry. Mit Ernie an der Rockgitarre war das Trio komplett. Selbst Bibi ließ sich hin und wieder überreden, der Band ihre markige Rockstimme zu leihen. Nur Amelie winkte stets ab, wenn die Männer sie drängten, als Backgroundsängerin mitzumischen. »Ich leihe euch gern hin und wieder meine Stimme, falls ihr auf Chansons umsteigt. Aber zur Rockröhre tauge ich nicht.«

Dass sie früher selbst in einer Schülerband Rockgitarre gespielt und gesungen hatte, behielt Amelie für sich. Die Erinnerungen daran, dass der Bandleader ihre erste große Liebe und später die erste Enttäuschung ihres Lebens war, schmerzte noch immer.

»Entschuldigung, ich war ganz in Gedanken. Was hast du gesagt?«

Bibi schüttelte grinsend den Kopf. »Ich sagte, Ernie würde es nie zugeben, aber er mag dich. Hast du gesehen, wie seine Augen leuchten, wenn du einen Kunden berätst?«

»Wie denn, wenn ich mich ganz auf die Beratung konzentriere?« Amelie klemmte sich den Karton mit der restlichen Adventsdeko unter den Arm, um ihn in den Keller zu bringen.

Wie von der Tarantel gestochen schoss Ernie an ihr vorbei, stülpte sich im Laufen die Schlägermütze auf den Kopf und zerrte den Armeeparka unter der Ladentheke hervor. »Ich muss ins Beethovenhaus, den Flügel stimmen«, japste er. »Ihr Klavierstimmer liegt mit Erkältung im Bett. Das Konzert heute Abend …« Mit wehenden Jackenschößen stürzte er aus dem Geschäft und rannte Richtung Stadthaus.

»Vielleicht bringt er uns auf dem Rückweg etwas Leckeres vom Bäcker mit«, mutmaßte Bibi.

»Wohl eher nicht, so verplant, wie der heute ist. Soll ich uns Mandelhörnchen aus dem Café holen?«, bot Amelie an. »Auf diesem Weg könnte ich meinen bestellten Roman aus der Altstadtbuchhandlung abholen.« Sie freute sich schon darauf, den ersten Adventssonntag lesend auf der Couch zu vertrödeln.

Bibi strahlte sie an und strich ihr über die Wange. »Ich bin so froh, dass du dir keinen anderen Job gesucht hast, nachdem Ernst dich anfangs so gepiesackt hat.« Sie unterbrach sich, als ein älteres Ehepaar das Geschäft betrat und zielstrebig auf sie zusteuerte.

»Wir suchen ein Weihnachtsgeschenk für unseren dreijährigen Enkel. Das Kind ist so musikalisch«, erklärte die weißhaarige Dame.

Ihr Mann nickte zustimmend. »Vielleicht eine Kindergeige oder etwas Ähnliches?«

Schmunzelnd wandte sich Amelie ab. Schon wieder Großeltern, die fest davon ausgingen, dass in ihrem Enkel ein kleiner Mozart schlummerte. »Falls du mich brauchst, ich bin nur kurz im Keller«, teilte sie Sabine mit und marschierte, den Karton mit der Weihnachtsdeko unter dem Arm, zur Flurtür. Auf dem Weg dorthin stolperte sie fast über Ernies abgewetzte Aktentasche, die mitten im Laden stand.

»Oh Mann!«, fluchte sie leise. Vor lauter Hektik hatte ihr Chef sein Werkzeug samt komplettem Stimmset stehen gelassen. Ohne Stimmhammergarnitur, Diskantstimmkeil und Stimmgabel war er aufgeschmissen. »Bibi«, rief sie aufgeregt. »Ich muss sofort zum Beethovenhaus. Ernst hat seine Werkzeugtasche vergessen.«

»Nimm meinen Mantel, der liegt über dem Bürostuhl.« Ihre Chefin schob ihr eine Geldbörse in die Hosentasche. »Auf dem Rückweg besorgst du uns auf dem Weihnachtsmarkt Lebkuchen. Lass dir ruhig Zeit. Ich halte hier allein die Stellung.« Sie nickte dem Ehepaar zu. »Schauen Sie sich in aller Ruhe um, ich bin sofort für Sie da.«

Amelie schlang sich Ernsts Wollschal, den er in der Hektik des überstürzten Aufbruchs verloren hatte, um den Hals und schlüpfte in Bibis Mantel. Dann schnappte sie sich die Aktentasche. »Hoffentlich erwische ich Ernie noch vor dem Beethovenhaus. Wäre eine schöne Blamage, wenn er dort ohne sein Werkzeug aufschlagen würde.«

»Das schaffst du locker«, beruhigte Bibi sie. »Ernst geht doch schon hinter dem Stadthaus die Puste aus. Dann verfällt er wieder in seinen Bummelschritt.«

»Dein Wort in Gottes Ohr«, stöhnte Amelie und verließ den Musikladen. Sie war froh, dass am Vormittag nur wenig Betrieb in der Breiten Straße herrschte. Nur einige Anwohner erledigten ihre samstäglichen Einkäufe. Erst gegen Mittag würde sich die Altstadt mit Touristen und Schaulustigen füllen. Abends, wenn Hunderte Lichter in den Kirschbäumen die Gassen stimmungsvoll erleuchteten, bevölkerten Studenten und Nachtbummler die Kneipen und Restaurants. Dann verwandelte sich die beschauliche Nordstadt in eine angesagte Partymeile.

Amelie hetzte weiter zum Stadthaus und schlängelte sich durch eine Gruppe junger Mädchen, die nur Augen für ihre Smartphones hatten, zur Fußgängerampel. »Der Typ ist so süß«, schnappte sie im Vorbeigehen auf. »Das geile Top muss ich unbedingt haben. Wenn ich das auf der Party trage, fährt der garantiert auf mich ab.«

Mit Wehmut dachte sie an ihre eigene Teenagerzeit. Wie gern hatte sie getanzt und geflirtet. Sich die Zukunft mit dem Mann ihrer Träume in den schillerndsten Farben ausgemalt. Doch nach dem, was Paul ihr angetan hatte, glaubte sie nicht länger an die eine große Liebe!

Amelie klammerte sich an die Aktentasche, mahnte sich zur Eile. Als die Fußgängerampel endlich auf Grün sprang, hastete sie über die stark befahrene Oxfordstraße und bog in die belebte Innenstadt ein. Ein Strom kauflustiger Passanten wälzte sich durch die Friedrichstraße, Bonns beliebte Flaniermeile.

»Ernie!« Sie hatte seine knallrote Schlägerkappe in der Menschenmenge entdeckt. Wie ein Fels in der Brandung stand er vor einem Juweliergeschäft und redete wild gestikulierend auf eine junge Frau ein. Amelie formte die Hände zu einem Trichter, stellte sich auf die Zehenspitzen und rief erneut seinen Namen. Da endlich entdeckte er sie.

»Was schreist du denn hier so herum?« Er tätschelte seiner Gesprächspartnerin den Arm. »Viel Erfolg bei deinem Auftritt, Melanie.«

»Den kann ich gebrauchen«, entgegnete die junge Frau und klopfte auf ihren Geigenkasten. »Mit den Saiten, die Sie neulich aufgezogen haben, klingt sie viel wärmer.«

Amelie sah ihr nach, wie sie in der Menschenmenge verschwand, und drückte Ernie die Aktentasche vor die Brust. »Die brauchst du doch sicher.« Sie verkniff sich eine Bemerkung über seine Zerstreutheit, stattdessen grinste sie ihn an.

Ernie schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Meine Birne ist heute hohl. Danke, Amelie.« Ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Dann mal ran an die Arbeit!«, feuerte er sich selbst an und stürmte in die Beethovengasse.

Amelie machte sich auf den Weg zum Weihnachtsmarkt. Schon von Weitem wehte ihr der Geruch von gebrannten Mandeln und Glühwein entgegen. Punkt elf öffneten im Schatten des Münsters die ersten Verkaufsbuden. Das Kinderkarussell drehte noch einsam seine Runden, und »Last Christmas« schallte über den Platz.

Zielstrebig steuerte sie den Lebkuchenstand an. »Bitte eine Tüte Printen und einmal Pfeffernüsse«, bestellte sie.

Die rundliche Frau hinter dem Verkaufstisch bot ihr ein Stück Magenbrot zum Probieren an. »Dazu sollten Sie unbedingt einen Zimtkaffee trinken.« Mit der Greifzange deutete sie auf den Kaffeewagen gegenüber der Post. »Meine Tochter macht den besten Espresso weit und breit.«

»Wenn das so ist, kann ich natürlich nicht widerstehen.« Amelie nahm das Wechselgeld entgegen, stopfte es achtlos in die Manteltasche und steuerte das rollende Café an.

»Ihre Mutter hat gemeint, ich solle den Zimtkaffee probieren«, sprach sie die junge Frau an.

»Sie kann es einfach nicht lassen.« Die kleine Rothaarige lachte. »Dabei rennen mir die Kunden auch so die Bude ein.« Sie deutete auf die Preistafel. »Heute sind die Refill-Becher im Angebot. Bambus ist jetzt der letzte Schrei.«

»Ich hätte gern den roten.« Amelie reichte ihr das abgezählte Geld. Mit dem Kaffee in der einen und der Papiertüte mit den Lebkuchen in der anderen Hand trat sie den Heimweg an. Im Weitergehen trank sie einige Schlucke, genoss den leicht bitteren Geschmack auf ihrer Zunge.

»Huhu, Amelie!« Aus der obersten Gondel des Riesenrads winkte ihr ein kleiner Junge zu.

Sie trat einen Schritt zurück, um ihn besser erkennen zu können. »Hallo, Tobi«, rief sie ihrem Gitarrenschüler zu. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, marschierte sie weiter und lief prompt gegen einen älteren Herrn.

»Passen Sie doch auf, wo Sie hintreten!« Jemand rempelte sie an. Rasch sprang sie zur Seite. Ihr Fuß blieb an etwas hängen, sie stolperte, ruderte wild mit den Armen, und ihr Kaffeebecher segelte durch die Luft. Amelie verlor das Gleichgewicht, taumelte, fürchtete, jeden Moment auf den Boden aufzuschlagen, da wurde sie von hinten gepackt und wieder auf die Beine gestellt. Passanten tuschelten und zeigten mit dem Finger auf sie. Doch die meisten gingen weiter, ohne Notiz zu nehmen.

Erleichtert über die Rettung und gleichzeitig entrüstet über die unerwünschte Berührung wirbelte sie herum. »Was fällt Ihnen ein?« Sie schaute fassungslos in das hagere Gesicht eines Obdachlosen, der vor ihr stand und noch immer ihren Arm hielt. Er nickte ihr zu und deutete auf den Gitarrenkasten neben sich. »Sorry, der stand im Weg.«

Sie riss sich los, da bemerkte sie den leeren Kaffeebecher vor ihm auf dem Boden. Der Inhalt hatte seine zerschlissene Jeans durchnässt. Die braune Brühe tropfte auf den Boden. Sie fürchtete seine Wut, zog die Schultern hoch, bereit, die Flucht anzutreten.

»Danke für den Kaffee.« Der langhaarige Kerl mit dem verfilzten Bart lächelte sie an. »In meinem leeren Magen wäre er mir allerdings lieber gewesen.«

Der hat vielleicht Humor, dachte sie entgeistert. Gleichzeitig meldete sich ihr Gewissen. »Das wollte ich nicht«, stammelte sie, nestelte in ihrer Manteltasche und warf ihm einen Zehneuroschein zu. Der Obdachlose griff hastig danach und stopfte ihn in seine Hosentasche. »Du rettest mir den Tag. Was soll ich für dich spielen?« Er schaute ihr in die Augen.

Doch sie wich ihm aus, drehte sich um und hastete in Panik davon. Nur weg von hier, diese peinliche Szene so schnell wie möglich vergessen. Was kümmerte sie dieser Obdachlose? Überhaupt hasste sie es, angebettelt zu werden.

Sie war schon um die nächste Häuserecke, da hörte sie ihn singen. »Yesterday …«

Er coverte den alten Beatlessong nicht nur, er interpretierte ihn auf seine Art neu. Angezogen von der warmen, kraftvollen Stimme kehrte sie um und drängte sich durch die Menschenmenge, die sich vor ihn scharte. Sie achtete nicht auf das, was um sie geschah, hatte nur Augen und Ohren für den Sänger. Wie war das möglich, dass er die ramponierte Gitarre, obwohl sie nur noch vier Saiten besaß, so virtuos spielte? Sie folgte den Bewegungen seiner schlanken Finger. Wo hatte er gelernt, so zu spielen? Auf einmal sah sie hinter seine schmutzige Fassade, erkannte den seelenverwandten Musiker, dem das Schicksal hart mitgespielt hatte.

Ihre Blicke trafen sich erneut. Einen Moment nur, doch Amelie schien es wie eine Ewigkeit. Betroffen wandte sie sich ab, murmelte: »Alles Gute«, und schlich sich davon. Seine samtweiche Stimme hallte in ihrem Kopf nach.

Abends allein in ihrer Wohnung lag sie im Bett und schaute durch das Dachfenster in die sternenklare Nacht. Wer war er? Was hatte ihn auf die Straße getrieben?

Im Traum streckte er Hilfe suchend die Arme aus.

Kapitel 3

Amelie klatschte in die Hände. »Noch mal von vorn, Tobias. Du spielst ›Jingle Bells‹, als wärst du auf der Flucht.«

Ihr junger Gitarrenschüler stampfte wütend auf und donnerte das Plektron in die Ecke. »Mag nicht mehr«, knurrte er, hob die Gitarre über seinen Kopf und grinste sie herausfordernd an.