Amphitryon. Ein Lustspiel nach Molière - Heinrich von Kleist - E-Book + Hörbuch

Amphitryon. Ein Lustspiel nach Molière E-Book

Heinrich Von Kleist

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Beschreibung

Heinrich von Kleist greift in seinem 1807 veröffentlichten, aber erst 1899 uraufgeführten Lustspiel "Amphitryon" einen beliebten Stoff aus der griechischen Mythologie auf: Göttervater Zeus (bei Kleist: Jupiter) wohnt während der Abwesenheit des Feldherrn Amphitryon dessen Gattin Alkmene bei und zeugt mit ihr den Halbgott Herakles. Die Probleme des Fürstenpaares werden in der Parallelhandlung um den Götterbooten Merkur, Amphitryons Diener Sosias und dessen Frau Charis ironisierend gespiegelt. Liegt in Molières "Amphitryon" (1668), Kleists Vorlage ("Ein Lustspiel nach Molière"), der Schwerpunkt auf der Rivalität zwischen Liebhaber und Ehemann, so wird bei Kleist das Spiel zu einem Kampf um Bewusstsein, Identität und Entfremdung. Text in neuer Rechtschreibung. - Mit Anmerkungen und einem Nachwort von Helmut Bachmaier. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

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Seitenzahl: 121

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Heinrich von Kleist

Amphitryon

Ein Lustspiel nach Molière

Reclam

1983, 2002 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

Durchgesehene Ausgabe 2002

auf der Grundlage der gültigen amtlichen Rechtschreibregeln

Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen

Made in Germany 2017

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961024-5

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-007416-9

www.reclam.de

Inhalt

PersonenErster AktErste SzeneZweite SzeneDritte SzeneVierte SzeneFünfte SzeneZweiter AktErste SzeneZweite SzeneDritte SzeneVierte SzeneFünfte SzeneSechste SzeneDritter AktErste SzeneZweite SzeneDritte SzeneVierte SzeneFünfte SzeneSechste SzeneSiebente SzeneAchte SzeneNeunte SzeneZehnte SzeneEilfte SzeneAnmerkungenPersonenErster AktZweiter AktDritter AktNachwort

Personen

JUPITER, in der Gestalt des Amphitryon

MERKUR, in der Gestalt des Sosias

AMPHITRYON, Feldherr der Thebaner

SOSIAS, sein Diener

ALKMENE, Gemahlin des Amphitryon

CHARIS, Gemahlin des Sosias

FELDHERREN

 

Die Szene ist in Theben vor dem Schlosse des Amphitryon.

Erster Akt

Es ist Nacht.

Erste Szene

SOSIAS

(tritt mit einer Laterne auf).

Heda! Wer schleicht da? Holla! – Wenn der Tag

Anbräche, wär mir’s lieb; die Nacht ist – Was?

Gut Freund, ihr Herrn! Wir gehen eine Straße –

Ihr habt den ehrlichsten Gesell’n getroffen,

Bei meiner Treu, auf den die Sonne scheint –

Vielmehr der Mond jetzt, wollt ich sagen –

Spitzbuben sind’s entweder, feige Schufte,

Die nicht das Herz, mich anzugreifen, haben:

Oder der Wind hat durch das Laub gerasselt.

Jedweder Schall hier heult in dem Gebirge. –10

Vorsichtig! Langsam! – Aber wenn ich jetzt

Nicht bald mit meinem Hut an Theben stoße,

So will ich in den finstern Orkus fahren.

Ei, hol’s der Henker! ob ich mutig bin,

Ein Mann von Herz; das hätte mein Gebieter

Auf anderm Wege auch erproben können.

Ruhm krönt ihn, spricht die ganze Welt, und Ehre,

Doch in der Mitternacht mich fortzuschicken,

Ist nicht viel besser, als ein schlechter Streich.

Ein wenig Rücksicht wär, und Nächstenliebe,20

So lieb mir, als der Keil von Tugenden,

Mit welchem er des Feindes Reihen sprengt.

Sosias, sprach er, rüste dich mein Diener,

Du sollst in Theben meinen Sieg verkünden

Und meine zärtliche Gebieterin

Von meiner nahen Ankunft unterrichten.

Doch hätte das nicht Zeit gehabt bis morgen,

Will ich ein Pferd sein, ein gesatteltes!

Doch sieh! Da zeigt sich, denk ich, unser Haus!

Triumph, du bist nunmehr am Ziel, Sosias,30

Und allen Feinden soll vergeben sein.

Jetzt, Freund, musst du an deinen Auftrag denken;

Man wird dich feierlich zur Fürstin führen,

Alkmen’, und den Bericht bist du ihr dann,

Vollständig und mit Rednerkunst gesetzt

Des Treffens schuldig, das Amphitryon

Siegreich fürs Vaterland geschlagen hat.

– Doch wie zum Teufel mach ich das, da ich

Dabei nicht war? Verwünscht. Ich wollt’: ich hätte

Zuweilen aus dem Zelt geguckt,40

Als beide Heer im Handgemenge waren.

Ei was! Vom Hauen sprech ich dreist und Schießen,

Und werde schlechter nicht bestehn, als andre,

Die auch den Pfeil noch pfeifen nicht gehört. –

Doch wär es gut, wenn du die Rolle übtest?

Gut! Gut bemerkt, Sosias! Prüfe dich.

Hier soll der Audienzsaal sein, und diese

Latern Alkmene, die mich auf dem Thron erwartet.

(Er setzt die Laterne auf den Boden.)

Durchlauchtigste! mich schickt Amphitryon,

Mein hoher Herr und Euer edler Gatte,50

Von seinem Siege über die Athener

Die frohe Zeitung Euch zu überbringen.

– Ein guter Anfang! – »Ach, wahrhaftig, liebster

Sosias, meine Freude mäßg’ ich nicht,

Da ich dich wiedersehe.« – Diese Güte,

Vortreffliche, beschämt mich, wenn sie stolz gleich

Gewiss jedweden andern machen würde.

– Sieh! das ist auch nicht übel! – »Und dem teuren

Geliebten meiner Seel Amphitryon,

Wie geht’s ihm?« – Gnäd’ge Frau, das fass ich kurz:60

Wie einem Mann von Herzen auf dem Feld des Ruhms!

– Ein Blitzkerl! Seht die Suade! – »Wann denn kommt er?«

Gewiss nicht später, als sein Amt verstattet,

Wenngleich vielleicht so früh nicht, als er wünscht.

– Potz, alle Welt! – »Und hat er sonst dir nichts

Für mich gesagt, Sosias?« – Er sagt wenig,

Tut viel, und es erbebt die Welt vor seinem Namen.

– Dass mich die Pest! Wo kömmt der Witz mir her?

»Sie weichen also, sagst du, die Athener?«

– Sie weichen, tot ist Labdakus, ihr Führer,70

Erstürmt Pharissa, und wo Berge sind,

Da hallen sie von unserm Siegsgeschrei. –

»O teuerster Sosias! Sieh, das musst du

Umständlich mir, auf jeden Zug, erzählen.«

– Ich bin zu Euern Diensten, gnäd’ge Frau.

Denn in der Tat kann ich von diesem Siege

Vollständ’ge Auskunft, schmeichl’ ich mir, erteilen:

Stellt Euch, wenn Ihr die Güte haben wollt,

Auf dieser Seite hier –

(er bezeichnet die Örter auf seiner Hand)

    Pharissa vor

– Was eine Stadt ist, wie Ihr wissen werdet,80

So groß im Umfang, praeter propter,

Um nicht zu übertreiben, wenn nicht größer,

Als Theben. Hier geht der Fluss. Die Unsrigen

In Schlachtordnung auf einem Hügel hier;

Und dort im Tale haufenweis der Feind.

Nachdem er ein Gelübd zum Himmel jetzt gesendet,

Dass Euch der Wolkenkreis erzitterte,

Stürzt, die Befehle treffend rings gegeben,

Er gleich den Strömen brausend auf uns ein.

Wir aber, minder tapfer nicht, wir zeigten90

Den Rückweg ihm, – und Ihr sollt gleich sehn, wie?

Zuerst begegnet’ er dem Vortrab hier;

Der wich. Dann stieß er auf die Bogenschützen dort;

Die zogen sich zurück. Jetzt dreist gemacht, rückt er

Den Schleudrern auf den Leib; die räumten ihm das Feld

Und als verwegen jetzt dem Hauptkorps er sich nahte,

Stürzt dies – halt! Mit dem Hauptkorps ist’s nicht richtig.

Ich höre ein Geräusch dort, wie mir deucht.

Zweite Szene

Merkur tritt in der Gestalt des Sosias aus Amphitryons Haus. Sosias.

MERKUR

(für sich).

Wenn ich den ungerufnen Schlingel dort

Beizeiten nicht von diesem Haus entferne,100

So steht, beim Styx, das Glück mir auf dem Spiel,

Das in Alkmenens Armen zu genießen,

Heut in der Truggestalt Amphitryons

Zeus der Olympische, zur Erde stieg.

SOSIAS

(ohne den Merkur zu sehn).

Es ist zwar nichts und meine Furcht verschwindet,

Doch um den Abenteuern auszuweichen,

Will ich mich vollends jetzt zu Hause machen,

Und meines Auftrags mich entledigen.

MERKUR

(für sich).

Du überwindest den Merkur, Freund, oder

Dich werd ich davon abzuhalten wissen.110

SOSIAS.

Doch diese Nacht ist von endloser Länge.

Wenn ich fünf Stunden unterwegs nicht bin,

Fünf Stunden nach der Sonnenuhr von Theben,

Will ich stückweise sie vom Turme schießen.

Entweder hat in Trunkenheit des Siegs

Mein Herr den Abend für den Morgen angesehn,

Oder der lockre Phöbus schlummert noch,

Weil er zu tief ins Fläschchen gestern guckte.

MERKUR.

Mit welcher Unehrbietigkeit der Schuft

Dort von den Göttern spricht. Geduld ein wenig;120

Hier dieser Arm bald wird Respekt ihm lehren.

SOSIAS

(erblickt den Merkur).

Ach bei den Göttern der Nacht! Ich bin verloren.

Da schleicht ein Strauchdieb um das Haus, den ich

Früh oder spät am Galgen sehen werde.

– Dreist muss ich tun, und keck und zuversichtlich.

(Er pfeift.)

MERKUR

(laut).

Wer denn ist jener Tölpel dort, der sich

Die Freiheit nimmt, als wär er hier zu Hause,

Mit Pfeifen mir die Ohren vollzuleiern?

Soll hier mein Stock vielleicht ihm dazu tanzen?

SOSIAS.

– Ein Freund nicht scheint er der Musik zu sein.130

MERKUR.

Seit der vergangnen Woche fand ich keinen,

Dem ich die Knochen hätte brechen können.

Mein Arm wird steif, empfind ich, in der Ruhe,

Und einen Buckel von des deinen Breite,

Ihn such ich just, mich wieder einzuüben.

SOSIAS.

Wer, Teufel, hat den Kerl mir dort geboren?

Von Todesschrecken fühl ich mich ergriffen,

Die mir den Atem stocken machen.

Hätt ihn die Hölle ausgeworfen,

Es könnt entgeisternder mir nicht sein Anblick sein.140

– Jedoch vielleicht geht’s dem Hanswurst wie mir,

Und er versucht den Eisenfresser bloß,

Um mich ins Bockshorn schüchternd einzujagen.

Halt, Kauz, das kann ich auch. Und überdies,

Ich bin allein, er auch; zwei Fäuste hab ich,

Doch er nicht mehr; und will das Glück nicht wohl mir,

Bleibt mir ein sichrer Rückzug dort – Marsch also!

MERKUR

(vertritt ihm den Weg).

Halt dort! Wer geht dort?

SOSIAS.

    Ich.

MERKUR.

         Was für ein Ich?

SOSIAS.

Meins mit Verlaub. Und meines, denk ich, geht

Hier unverzollt gleich andern. Mut Sosias!150

MERKUR.

Halt! mit so leichter Zech entkommst du nicht.

Von welchem Stand bist du?

SOSIAS.

    Von welchem Stande?

Von einem auf zwei Füßen, wie Ihr seht.

MERKUR.

Ob Herr du bist, ob Diener, will ich wissen?

SOSIAS.

Nachdem Ihr so mich, oder so betrachtet,

Bin ich ein Herr, bin ich ein Dienersmann.

MERKUR.

Gut. Du missfällst mir.

SOSIAS.

    Ei das tut mir leid.

MERKUR.

Mit einem Wort, Verräter, will ich wissen,

Nichtswürd’ger Gassentreter, Eckenwächter,

Wer du magst sein, woher du gehst, wohin,160

Und was du hier herum zu zaudern hast?

SOSIAS.

Darauf kann ich Euch nichts zur Antwort geben

Als dies: ich bin ein Mensch, dort komm ich her,

Da geh ich hin, und habe jetzt was vor,

Das anfängt, Langeweile mir zu machen.

MERKUR.

Ich seh dich witzig, und du bist im Zuge,

Mich kurzhin abzufertigen. Mir aber kommt

Die Lust an, die Bekanntschaft fortzusetzen,

Und die Verwicklung einzuleiten, werd ich

Mit dieser Hand hier hinters Ohr dir schlagen.170

SOSIAS.

Mir?

MERKUR.

    Dir, und hier bist dessen du gewiss.

Was wirst du nun darauf beschließen.

SOSIAS.

    Wetter!

Ihr schlagt mir eine gute Faust, Gevatter.

MERKUR.

Ein Hieb von mittlern Schrot. Zuweilen treff ich

Noch besser.

SOSIAS.

    Wär ich auch so aufgelegt,

Wir würden schön uns in die Haare kommen.

MERKUR.

Das wär mir recht. Ich liebe solchen Umgang.

SOSIAS.

Ich muss, jedoch, Geschäfts halb, mich empfehlen.

(Er will gehn.)

MERKUR

(tritt ihm in den Weg).

Wohin?

SOSIAS.

    Was geht’s dich an, zum Teufel?

MERKUR.

         Ich will wissen,

Sag ich dir, wo du hingehst?

SOSIAS.

    Jene Pforte180

Will ich mir öffnen lassen. Lass mich gehn.

MERKUR.

Wenn du die Unverschämtheit hast, dich jener

Schlosspforte dort zu nähern, sieh, so rasselt

Ein Ungewitter auf dich ein von Schlägen.

SOSIAS.

Was? soll ich nicht nach Hause gehen dürfen?

MERKUR.

Nach Hause? sag das noch einmal.

SOSIAS.

    Nun ja.

Nach Haus.

MERKUR.

    Du sagst von diesem Hause dich?

SOSIAS.

Warum nicht? Ist es nicht Amphitryons Haus?

MERKUR.

Ob dies Amphitryons Haus ist? Allerdings,

Halunk, ist dies das Haus Amphitryons,190

Das Schloss des ersten Feldherrn der Thebaner.

Doch welch ein Schluss erfolgt? –

SOSIAS.

    Was für ein Schluss?

Dass ich hineingehn werd. Ich bin sein Diener.

MERKUR.

Sein Die–?

SOSIAS.

    Sein Diener.

MERKUR.

         Du?

SOSIAS.

              Ich, ja.

MERKUR.

                   Amphitryons Diener?

SOSIAS.

Amphitryons Diener, des Thebanerfeldherrn.

MERKUR.

 – Dein Name ist?

SOSIAS.

    Sosias.

MERKUR.

         So –?

SOSIAS.

              Sosias.

MERKUR.

Hör, dir zerschlag ich alle Knochen.

SOSIAS.

    Bist du

Bei Sinnen?

MERKUR.

    Wer gibt das Recht dir, Unverschämter,

Den Namen des Sosias anzunehmen?

SOSIAS.

Gegeben wird er mir, ich nehm ihn nicht.200

Mag es mein Vater dir verantworten.

MERKUR.

Hat man von solcher Frechheit je gehört?

Du wagst mir schamlos ins Gesicht zu sagen,

Dass du Sosias bist?

SOSIAS.

    Ja, allerdings.

Und das aus dem gerechten Grunde, weil es

Die großen Götter wollen; weil es nicht

In meiner Macht steht, gegen sie zu kämpfen,

Ein andrer sein zu wollen als ich bin;

Weil ich muss Ich, Amphitryons Diener sein,

Wenn ich auch zehenmal Amphitryon,210

Sein Vetter lieber, oder Schwager wäre.

MERKUR.

Nun, wart! Ich will dich zu verwandeln suchen.

SOSIAS.

Ihr Bürger! Ihr Thebaner! Mörder! Diebe!

MERKUR.

Wie du Nichtswürdiger, du schreist noch?

SOSIAS.

    Was?

Ihr schlagt mich, und nicht schreien soll ich dürfen?

MERKUR.

Weißt du nicht, dass es Nacht ist, Schlafenszeit

Und dass in diesem Schloss Alkmene hier,

Amphitryons Gemahlin, schläft?

SOSIAS.

    Hol’ Euch der Henker!

Ich muss den Kürzern ziehen, weil Ihr seht,

Dass mir zur Hand kein Prügel ist, wie Euch.220

Doch Schläg erteilen, ohne zu bekommen,

Das ist kein Heldenstück. Das sag ich Euch:

Schlecht ist es, wenn man Mut zeigt gegen Leute,

Die das Geschick zwingt, ihren zu verbergen.

MERKUR.

Zur Sach also. Wer bist du?

SOSIAS

(für sich).

    Wenn ich dem

Entkomme, will ich eine Flasche Wein

Zur Hälfte opfernd auf die Erde schütten.

MERKUR.

Bist du Sosias noch?

SOSIAS.

    Ach lass mich gehn.

Dein Stock kann machen, dass ich nicht mehr bin;

Doch nicht, dass ich nicht Ich bin, weil ich bin.230

Der einz’ge Unterschied ist, dass ich mich

Sosias jetzo der geschlagne, fühle.

MERKUR.

Hund, sieh, so mach ich kalt dich. (Er droht.)

SOSIAS.

    Lass! Lass!

Hör auf, mir zuzusetzen.

MERKUR.

    Eher nicht,

Als bis du aufhörst –

SOSIAS.

    Gut, ich höre auf.

Kein Wort entgegn’ ich mehr, Recht sollst du haben,

Und allem, was du aufstellst, sag ich ja.

MERKUR.

Bist du Sosias noch, Verräter?

SOSIAS.

    Ach!

Ich bin jetzt, was du willst. Befiehl, was ich

Soll sein, dein Stock macht dich zum Herren meines Lebens.240

MERKUR.

Du sprachst, du hättest dich Sosias sonst genannt?

SOSIAS.

Wahr ist’s, dass ich bis diesen Augenblick gewähnt,

Die Sache hätte ihre Richtigkeit.

Doch das Gewicht hat deiner Gründe mich

Belehrt: ich sehe jetzt, dass ich mich irrte.

MERKUR.

Ich bin’s, der sich Sosias nennt.

SOSIAS.

    Sosias –?

Du –?

MERKUR.

    Ja Sosias. Und wer Glossen macht,

Hat sich vor diesem Stock in Acht zu nehmen.

SOSIAS

(für sich).

Ihr ew’gen Götter dort! So muss ich auf

Mich selbst Verzicht jetzt leisten, mir von einem250

Betrüger meinen Namen stehlen lassen?

MERKUR.

Du murmelst in die Zähne, wie ich höre?

SOSIAS.

Nichts, was dir in der Tat zu nahe träte,

Doch bei den Göttern allen Griechenlands

Beschwör ich dich, die dich und mich regieren,

Vergönne mir, auf einen Augenblick,

Dass ich dir offenherz’ge Sprache führe.

MERKUR.

Sprich.

SOSIAS.

    Doch dein Stock wird stumme Rolle spielen?

Nicht von der Unterhaltung sein? Versprich mir,

Wir schließen Waffenstillstand.

MERKUR.

    Gut, es sei.260

Den Punkt bewillg’ ich.

SOSIAS.

    Nun so sage mir,

Wie kommt der unerhörte Einfall dir,

Mir meinen Namen schamlos wegzugaunern?

Wär es mein Mantel, wär’s mein Abendessen;

Jedoch ein Nam! Kannst du dich darin kleiden?

Ihn essen? trinken? oder ihn versetzen?

Was also nützet dieser Diebstahl dir?

MERKUR.

Wie? Du – du unterstehst dich?

SOSIAS.

    Halt! halt! sag ich.

Wir schlossen Waffenstillstand.

MERKUR.