Androiden 10: Ein Mond wird gestohlen - Olaf Brill - E-Book

Androiden 10: Ein Mond wird gestohlen E-Book

Olaf Brill

0,0

Beschreibung

Wir schreiben das Jahr 2084 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Fast ein Jahr lang herrschte in der Milchstraße Krieg gegen Roboter, die Welten der Galaxis überfallen hatten, die dortigen Einwohner vertrieben oder töteten. Perry Rhodan gelang es, im Lauf einer langen Odyssee Wissen über die Hintergründe der Invasion zu erfahren und die Roboter zu befrieden. Der Frieden war jedoch nicht von langer Dauer. Ausgerechnet der neue Verteidigungsminister der Liga Freier Galaktiker, der sich als Held im Kampf gegen die Roboter hervorgetan hat, war gegen einen Waffenstillstand. Weil Nagmum Kane den Kampf fortführen wollte, griff eine weitere unbekannte Macht ein – in Gestalt gewaltiger schwarzer Raumschiffe, die nahezu unbesiegbar sind. Diese fordert die Auslieferung Kanes. Dabei handelt es sich um die Molochiden. Zwar weiß die Posmi Aurelia Bina inzwischen mehr über die Motive dieses rätselhaften Volkes, auch gelang es, sich erfolgreich im System der Sonne Klonai gegen einen Molochiden zur Wehr zu setzen. Dennoch ist die Gefahr durch die Molochiden nicht gebannt. Verzweifelt versucht Perry Rhodan zwischen den verhärteten Fronten zu vermitteln. Das führt zur Eskalation, denn EIN MOND WIRD GESTOHLEN ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 155

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 10

Ein Mond wird gestohlen

Großaufgebot im Chentapsystem – die Molochiden greifen an

Olaf Brill

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Aurelia Bina

2. Perry Rhodan

3. Aurelia Bina

4. Perry Rhodan

5. Aurelia Bina

6. Perry Rhodan

7. Aurelia Bina

8. Aurelia Bina

9. Perry Rhodan

10. Aurelia Bina

11. Perry Rhodan

12. Kor Chappal

Impressum

Wir schreiben das Jahr 2084 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Fast ein Jahr lang herrschte in der Milchstraße Krieg gegen Roboter, die Welten der Galaxis überfallen hatten, die dortigen Einwohner vertrieben oder töteten. Perry Rhodan gelang es, im Lauf einer langen Odyssee Wissen über die Hintergründe der Invasion zu erfahren und die Roboter zu befrieden.

Der Frieden war jedoch nicht von langer Dauer. Ausgerechnet der neue Verteidigungsminister der Liga Freier Galaktiker, der sich als Held im Kampf gegen die Roboter hervorgetan hat, war gegen einen Waffenstillstand. Weil Nagmum Kane den Kampf fortführen wollte, griff eine weitere unbekannte Macht ein – in Gestalt gewaltiger schwarzer Raumschiffe, die nahezu unbesiegbar sind. Diese fordert die Auslieferung Kanes.

Dabei handelt es sich um die Molochiden. Zwar weiß die Posmi Aurelia Bina inzwischen mehr über die Motive dieses rätselhaften Volkes, auch gelang es, sich erfolgreich im System der Sonne Klonai gegen einen Molochiden zur Wehr zu setzen. Dennoch ist die Gefahr durch die Molochiden nicht gebannt. Verzweifelt versucht Perry Rhodan zwischen den verhärteten Fronten zu vermitteln. Das führt zur Eskalation, denn EIN MOND WIRD GESTOHLEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Aurelia Bina – Die positronisch-semitronische Entität kehrt zurück zur Erde.

Perry Rhodan – Der LFG-Kommissar setzt eine Krone auf.

Nagmum Kane

1.

Aurelia Bina

Das Haus am Goshun-See

Aus dem hellen Punkt in der Ferne wurde ein Planet. Schnell war er mit bloßem Auge zu erkennen: die Erde.

Aurelia Bina schaltete die Steuerung der FEYNMAN auf Automatik. Während die Space-Jet das Tempo auf zehntausend Kilometer pro Sekunde drosselte, dachte Aurelias Primärbewusstsein darüber nach, dass die Bewohner der Erde diese bewundernd den blauen Planeten nannten – weil die großen Meere, von denen die Oberfläche dominiert wurde, menschlichen Augen in der Farbe Blau erschienen.

Als Raumfahrer die Erde vor Tausenden von Jahren zum ersten Mal aus dem Weltall gesehen hatten, waren sie von dem Anblick überwältigt gewesen.

Voller Staunen hatten sie die Ozeane, Landmassen und Eiskappen erblickt, und darüber nur die dünne, blau leuchtende Schicht der Troposphäre mit ihren weißen Wolken und den sich in Zeitlupe entfaltenden Wirbelstürmen. Die Menschen, die die Erde aus dem Weltall sahen, hatten unmittelbar begriffen, wie fragil und wunderbar dieser Planet war, und dass er ihre gemeinsame Heimat war. Was sie damals sahen, war reine Schönheit.

Aurelia Bina konnte diese Betrachtungen präzise nachvollziehen. Sie war ebenfalls eine Bewohnerin der Erde. Aber Aurelia Bina war kein Mensch. Sie war eine Posmi, eine positronisch-semitronische Entität. Ihr Skelett bestand aus hochverdichteten Verbundstoffen, ihre Kraft entstammte einem Reaktor in ihrem Innern, ihr Bewusstsein wurde von einer in der Brust sitzenden Semitronik erzeugt. Das Gerät arbeitete auf Halbraumbasis. Aurelias Gedanken waren überlichtschnell. Aber im Gegensatz zu den Posbis verfügte sie über keinen Plasmaanteil, der ihr ein Gefühl von Schönheit vermitteln konnte.

Wenn Aurelia Bina zur Erde blickte, sah sie all das, was die alten Raumfahrer gesehen hatten – und noch mehr. Sie sah, dass die Erdkugel oben und unten abgeplattet war, sie wusste, dass dies aufgrund der Zentrifugalkraft geschah, sie erfasste mit mathematischer Präzision den Grad der Abweichung von der reinen Kugelform.

Sie erkannte den Winkel, in dem die Erdachse gegen die Ekliptik geneigt war –die Ursache der Jahreszeiten. Aurelia sah mehrere Schichten der Atmosphäre bis weit hinauf in die Ionosphäre.

Sie erfasste die elektrischen Ströme, die im flüssigen äußeren Erdkern entstanden. Die erzeugten das planetare Magnetfeld, das dafür sorgte, dass die Erde nicht im Sonnenwind verbrannte, dass sie eine Atmosphäre halten konnte und so Leben überhaupt erst ermöglichte. Aurelia erkannte die thermischen Strahlungen des Planeten und konnte verschieden dichte Gesteine unterscheiden. Diese beeinflussten die Schwerkraft regional unterschiedlich. Aurelia sah ultraviolett leuchtende Polarlichter und Strukturen unter Wasser.

Mit ihren Sensoren und Prozessoren nahm sie all das geradezu gleichzeitig wahr. Sie war der Ansicht, dass sie damit eine viel tiefere, größere Schönheit des Planeten erfasste, als es die ersten Raumfahrer getan hatten, für die die Erde nur eine wunderbare blaue Kugel gewesen war.

Durch Aurelias Schaltkreise blitzte der Gedanke, dass all diese Kenntnisse ihr erhalten geblieben waren – obwohl sie einen wesentlichen Teil ihrer Erinnerung gelöscht hatte.

Vor zwei Wochen war sie im Klonaisystem am Rand der Milchstraße von einem Molochiden gefangen genommen worden, einem jener geheimnisvollen schwarzen Raumflugkörper, die plötzlich in der Galaxis aufgetaucht und im anhaltenden Krieg gegen die Maschinen zugunsten der Androgyn-Roboter eingegriffen hatten.

Aurelia hatte erwartet, dass der Molochide sie demontieren, sich ihr gesamtes Wissen aneignen und es gegen die Menschheit einsetzen würde. Daher hatte sie alles Wissen aus ihren Speichern gelöscht, das als Geheiminformation eingestuft war und dessen Kenntnis die Liga Freier Galaktiker gefährden konnte. Zu ihrer Überraschung hatte der Molochide sie nicht auseinandergenommen, sondern wieder auf ihre Space-Jet entlassen.

So erreichte sie nun endlich die Erde, die seit mehr als zehn Jahren ihr Heimatplanet war.

Die FEYNMAN fädelte sich automatisch in den planetaren Verkehr ein, als eines von Millionen Raumfahrzeugen. Aurelia verzichtete darauf, eines der Antiortungssysteme des Schiffs zu aktivieren. Sie wusste nicht, ob der Terranische Liga-Dienst in der Lage wäre, diese sofort zu erkennen und das verdächtige Schiff abzufangen. Jede Aktivortung hätte die FEYNMAN sofort als hochmodernes Einsatzschiff der ZALTERTEPE-Klasse identifiziert.

Aber die Kennung, mit der sie sich bei NATHAN angemeldet hatte, wies sie als einfache terranische Privatjacht aus. Aurelia setzte darauf, dass die Mondpositronik solche Angaben bei dem hohen Aufkommen an Raumflugverkehr um die Erde nur stichprobenweise prüfte. Ein paar Kniffe aus der Trickkiste des TLD-Agentin hatte die Posmi sich noch bewahrt.

Ebenfalls in ihren Speichern verblieben war die Information, dass der Leiter des TLD Dan Takahashi und die Agenten Kara Delange und Minho Choi dafür gesorgt hatten, dass Aurelia als Stellvertretende Direktorin abgesetzt worden war. Sie wurde als Verräterin gesucht und wusste nicht mehr, ob es im TLD oder auf der Erde jemanden gab, dem sie vertrauen konnte.

Der größte Teil der aus ihrem Gedächtnis gelöschten Informationen lag zwar als Back-up beim TLD. Aber wie sollte sie da herankommen, ohne eben jene Informationen, die den Zugang zum TLD betrafen? Aurelia gab sich nicht der Illusion hin, dass sie diese Daten zurückerhalten könnte, solang sie auf der Fahndungsliste stand.

Die FEYNMAN glitt über der westlichen Hemisphäre in die Erdatmosphäre hinein. Innerhalb weniger Sekunden überflog sie den Atlantik, Afrika, die Arabische Halbinsel und den Hindukusch. Dann überquerte sie die blühenden Felder der ehemaligen Wüste Gobi und näherte sich der Hauptstadt der Erde: Terrania.

Dort gab es jemanden, dem sie glaubte, vertrauen zu können. Das allein war eigenartig. Denn dieser Glaube basierte nicht auf Dossiers, die sie angelegt hatte, oder irgendeiner handfesten Information, aus der eine solche Schlussfolgerung gerechtfertigt wäre. Es war ein ... Gefühl. Anders konnte Aurelia es nicht beschreiben.

Sie brauchte nur eine Millisekunde für die Entscheidung, dass sie diesem Gefühl folgen würde. Sie würde diesen Mann in Terrania aufsuchen und ihm vortragen, was sie auf dem Molochiden am Rand der Galaxis in Erfahrung gebracht hatte.

*

Der Mann mit den grauen Haaren trug einen Trilby-Hut und einen altmodischen Anzug. Seine Haltung war leicht gebückt.

Als er den gewundenen Steinweg entlangging, sah er sich mehrmals unauffällig um. Der TLD kann überall sein, dachte er verbissen. Robotspione konnten in Form eines Insekts herumschwirren oder als getarnte Sonde hoch über dem See stehen. Jeder Busch und jeder Baum mochte ohne Weiteres eine Nanomaschine enthalten, die die Gegend observierte. Jedenfalls war anzunehmen, dass die privaten Bungalows am Goshun-See schwer bewacht waren, auch wenn es nicht danach aussah.

Perry Rhodan, Gucky und die anderen Unsterblichen besaßen Privathäuser am Rand des Sees im Nordosten Terranias. Das von Reginald Bull, dem ehemaligen Residenten der Liga Freier Galaktiker, war versiegelt worden, nachdem dieser sich für unbekannte Zeit von der Erde verabschiedet hatte.

Der Mann mit den grauen Haaren zuckte bei diesem Gedanken mit den Achseln. Reisende sollte man nicht aufhalten. Und wenn die TLD-Agenten, unsichtbar oder nicht, ihn zum Haus vorließen, würde es schon gut sein. Auch Unsterbliche sehnten sich ab und zu nach ein bisschen Normalität. Zum Beispiel nach einem unerwarteten Besucher, der plötzlich an der Haustür stand.

Tatsächlich öffnete sich wie von Zauberhand die Außentür, als er sich ihr näherte. Abermals zuckte er mit den Achseln und trat ein. Er schien in diesem Haus willkommen zu sein.

Der komfortable Vorraum, den er betrat, lag im Halbdunkel. Licht fiel nur durch ein paar kleine Fenster herein. Erst als sich die Tür hinter ihm schloss, ging das Deckenlicht an. Eine andere Tür flog auf, und ein hochgewachsener Mann mit markanten Wangenknochen kam herein.

»Aurelia Bina!«, rief er. »Du hast Nerven hierherzukommen. Weißt du nicht, dass der TLD nach dir sucht?«

Das Velamen mit dem Aussehen eines alten Mannes hatte den großen Terraner also keine Sekunde lang getäuscht. Aurelia Bina streckte sich und richtete sich zu ihrer gesamten Körpergröße von einem Meter fünfundsechzig auf. Perry Rhodan war immer noch einen Kopf größer als sie.

»Deswegen ja die Tarnung«, sagte sie und benutzte dabei die weibliche Stimme, die sie verwendete, wenn sie ihr bevorzugtes Velamen in Gestalt einer jungen blonden Terranerin trug.

Perry Rhodan schien davon in keiner Weise irritiert. »Die Tarnung hätte dir im Hochsicherheitsbereich überhaupt nichts genutzt«, behauptete er und klopfte an eine anscheinend beliebige Stelle an der Wand. »Du bist hier reingekommen, weil das Haus dich rechtzeitig erkannt und mich informiert hat. Kennst du denn die Schutzvorkehrungen für die Goshun-Bungalows nicht mehr?«

»Ich habe Gedächtnisprobleme«, sagte Aurelia, als wäre daran nichts Besonderes.

»Oh«, sagte Rhodan nur. Er hielt die Tür auf, die ins Innere des Bungalows führte.

Das weiträumige Wohnzimmer war sparsam, aber geschmackvoll eingerichtet. Aurelia Bina erfasste mit einem einzigen Blick die bequeme Sitzgruppe, die wenigen Relikte von intergalaktischen Reisen, die den Raum schmückten, und die breite Fensterfront, die einen direkten Blick auf den Goshun-See in der Abenddämmerung bot.

Weit draußen kreuzten einige Gravosegler. Wasservögel wichen ihnen aus und erhoben sich träge in den Himmel über Terrania. Rhodan, erkannte Aurelia anhand einer schwachen Thermosignatur, hatte in einem Sessel am Fenster gesessen und in einer archaischen Schreibfolie gelesen. In einer Ecke des Raums hing ein einziges kleines Foto, das vier Männer vor einer antiquierten Rakete zeigte. Einer davon war Rhodan, ein anderer Reginald Bull.

»Das Foto ist ein paar Tausend Jahre alt«, erklärte Rhodan, als er Aurelias Blick bemerkte. »Ich mag es. Es ist ein paar Mal, nun ... abhandengekommen. Die Erde hat ja so einiges mitgemacht. Ich habe es jedes Mal aus Archivbeständen restaurieren lassen. Warum bist du zurückgekommen? Und warum hast du Gedächtnisprobleme?«

Das musste die berühmte rhodansche Direktheit sein. Einige wenige Sätze Begrüßungs-Small Talk mussten reichen, dann kam er sofort auf den Punkt. Aurelia hielt nach dem für sie bequemsten Sitzplatz Ausschau und ließ sich dort in Menschenart nieder. Ein Zeichen dafür, dass sie ein freundliches Gespräch erwartete. Rhodan zögerte kurz und nahm dann ihr gegenüber Platz.

»Es bestand Gefahr, dass meine Speicher korrumpiert werden«, begann Aurelia ihre Geschichte vorsichtig. »Deswegen habe ich alle Teile meines Gedächtnisses gelöscht, die Geheiminformationen über die Liga enthielten.«

Rhodan winkte einen Serviceroboter heran und ließ sich ein Glas Wasser bringen. Aurelia bot er nichts an. Einem menschlichen Gast hätte er wahrscheinlich anders behandelt. Aber Posmis tranken nicht. Rhodan behandelte sie als das, was sie war: ein künstliches Lebewesen.

So künstlich wie die Wesen, die die Liga angegriffen hatten. »Wir haben deine Sonde abgefangen und die Nachricht decodiert. Wir wissen also, dass du mit einem Molochiden verhandelt hast.«

Aurelia saß kerzengerade, mit den Händen auf den Oberschenkeln. Es gab keinen Grund, allzu menschliches Verhalten zu simulieren.

»So ist es«, sagte sie ohne eine Spur Emotion.»Ich hatte befürchtet, dass der Molochide meinen Speicherinhalt auslesen und gegen die Liga einsetzen würde. Aber es hat sich herausgestellt, dass das nicht in seiner Absicht lag.«

»Warum soll ich nicht annehmen, dass der Molochide dir gefälschte Erinnerungen aufgespielt und dich komplett umprogrammiert hat? Dass du hier bist als Agentin unserer Feinde?«

Aurelia hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde inne – für einen so kurzen Moment, dass es Rhodan nicht auffallen konnte. Aber in diesem Moment erschrak sie. Denn sie wusste die Antworten auf Rhodans Fragen selbst nicht.

»Ich habe meine Systeme geprüft«, sagte sie zögerlich. »Sehr sorgfältig. Ich habe keinen Anlass zu glauben, dass es so sein könnte. Das Verhalten des Molochiden ist konsistent und kohärent. Die Molochiden sind nicht unsere Feinde. Daher glaube ich, dass ich nicht manipuliert wurde und aufgrund meiner freien Entscheidung hierhergekommen bin.«

»Die Molochiden haben damit gedroht, den Planeten Kaimaer und dessen Bevölkerung auszulöschen«, hielt Rhodan dagegen. »Sie haben mehrere Schiffe unserer alliierten Flotte zerstört. Trotzdem denkst du, sie wären nicht unsere Feinde?«

»Auf Kaimaer ist niemand gestorben«, sagte Aurelia. »Zumindest nicht durch Taten der Molochiden. Sie haben nur Raumschiffe zerstört, von denen sie zuvor angegriffen wurden.«

»Nun gut.« Rhodan gab nicht zu verstehen, ob er ihre Ansicht teilte oder nicht. Wahrscheinlich sah er einfach ein, dass es nicht lohnte, darüber zu streiten. »Was ist auf dem Molochiden geschehen?«

»Deswegen bin ich hier«, sagte Aurelia. »Jemand muss handeln, sonst wird der Krieg eskalieren.«

»Das zu verhindern ist unsere Aufgabe«, bestätigte Rhodan. Mit einer Handbewegung forderte er sie auf weiterzureden.

»Der Molochide hat mir die Geschichte seines ... nun, seiner Gattung gezeigt.« Sie holte einen Speicherkristall aus der Jackentasche und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich habe es ausführlich für dich aufgezeichnet. Das Wichtigste ist: Diese Wesen sind grundsätzlich scheu und friedfertig. Sie sind Adams Ruf gefolgt, um sich in der Milchstraße niederzulassen. Dann haben sie zu ihrer Bestürzung gesehen, dass ein Kampf zwischen Androgyn-Robotern und Menschen tobte. Sie waren sehr erleichtert, als du ihn beendet hast. Erst als Kane ihn fortgesetzt hat, haben sie sich entschlossen, in die Offensive zu gehen. Aber was sie eigentlich wollen, ist Frieden.«

Den Speicherkristall noch immer zwischen den Fingern, beugte sie sich ein Stückchen vor. »Der Aggressor ist Nagmum Kane. Ich weiß, an ihn ist schwer ranzukommen, weil er sich zum Admiralregenten der Föderation Normon aufgeschwungen hat. Aber ihn müssen wir aufhalten.«

Rhodan lehnte sich ein Stück zurück. Noch immer ließ er nicht durchblicken, was er wirklich dachte.

»Die Molochiden haben die Auslieferung Kanes gefordert«, sagte er vorsichtig. »Ich sehe, du willst dasselbe tun.«

»Damit wäre der Krieg mit einem Schlag beendet!«

»Kane ist inzwischen zum Verteidigungsminister der LFG aufgestiegen. Und es gehört nicht zur politischen Praxis der Liga, Amtsträger abzusetzen und fremden Mächten auszuliefern. Wir werden auf keinen Fall einer Erpressung nachgeben. Schon deswegen nicht, weil es einen Präzedenzfall schaffen würde, der zukünftigem Terrorismus Tür und Tor öffnen würde.«

»Aber Kane ist durch skrupellose Methoden an die Macht gekommen. Es geht ihm nicht um die Liga, nur um seinen eigenen Aufstieg. Ich bin sicher, dass er bereits über Leichen gegangen ist, um dahin zu kommen, wo er jetzt ist.«

»Hast du Beweise?« Rhodan hatte ein Talent dafür, den wunden Punkt aufzuzeigen.

»Ich nehme an, dass ich solche Beweise an Dan Takahashi übergeben habe«, sagte Aurelia. »Ich habe dazu eine Notiz an mich selbst in meinen Speichern gefunden. Leider gehören die Details zu den Daten, die ich gelöscht habe.«

»Das ist keine Information, aufgrund der die Liga ihren Verteidigungsminister einem potenziellen Feind ausliefern würde.«

»Den Molochiden würde es reichen, wenn Kane von seinen öffentlichen Ämtern zurückträte«, drängte Aurelia. »Du musst auf Takahashi einwirken. Zuerst musst du herausfinden, ob wir ihm vertrauen können. Falls er zu den Intriganten um Kane gehört, musst du verhindern, dass er die Beweise gegen ihn vertuscht.«

Wieder rückte Rhodan ein Stück zurück. Sein Gesicht wirkte versteinert. »In den zwei Wochen, in denen du weg warst, ist einiges geschehen«, sagte er unbehaglich. »Takahashi ist tot. Er ist vor zwei Wochen bei einem Unfall ums Leben gekommen. Interimschefin des TLD ist Kara Delange.«

Aurelia erlaubte dem Velamen, einen Ausdruck des Entsetzens zu zeigen. »Ein Unfall, ausgerechnet jetzt? Das hältst du nicht für verdächtig? Und ausgerechnet Kara Delange ist seine Nachfolgerin?«

Rhodan antwortete nicht. Stattdessen streckte er seine flache Hand aus, und Aurelia legte den Speicherkristall hinein.

»Ich werde mit Kane sprechen«, versprach er. »Und ihm diese Informationen vortragen. Vielleicht sieht er ein, dass sein Rückzug die beste Lösung für alle wäre.«

Aurelia zog die Augenbrauen zusammen. »Das glaubst du selbst nicht. Aber du musst natürlich wissen, was du tun kannst. Ich werde dafür sorgen, dass der TLD keinen Verdacht schöpft, dass du mit mir unter einer Decke steckst. Ich tue es, um dir zu helfen. Ich bitte um Verzeihung.«

Rhodan sprang auf, aber es war zu spät.

2.

Perry Rhodan

Im Flaggschiff des Admiralregenten

»Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.«

»Erlaubnis erteilt.« Der Ordonnanzoffizier salutierte im Rahmen militärischer Exaktheit, nur seine Hand zitterte leicht. Er war ein pickliger Junge, den jemand in die nachtschwarze Uniform der Raumstreitkräfte der Wahren Föderation Normon gesteckt hatte. »Willkommen an Bord der MARGELION, Liga-Kommissar. Ich begleite dich zur Lounge des Admiralregenten.«

Zackig drehte er sich um und schritt voran.

»Schon klar.« Rhodan seufzte und schlenderte hinter dem Jüngling her. »Ohne dich hätte ich bestimmt den Weg zum Antigravschacht nicht gefunden.«

»Wie meinen, Liga-Kommissar?«

Rhodan winkte ab, und es scherte ihn nicht, dass der Junge seine Geste nicht sehen konnte. Er spürte kein Bedürfnis, sich den pedantischen Gepflogenheiten an Bord von Kanes Flaggschiff anzupassen, und ihm war nicht nach Small Talk mit halben Kindern.

Er war immer noch verärgert, dass Aurelia Bina ihn in seinem eigenen Haus paralysiert hatte. Natürlich hielt er sie nicht für eine Verräterin, und er glaubte nicht, dass sie auf dem Molochiden umgedreht worden war. Andernfalls hätte er sie niemals in die Nähe des Hauses am Goshun-See gelassen. Aber es hätte sicherlich andere Methoden gegeben zu erklären, warum er Aurelias Besuch nicht sofort gemeldet hatte, als ihn außer Gefecht zu setzen.

Nach einer schweigsamen Passage durch den Antigravlift brachte der Ordonnanzbengel ihn in Kanes Privatlounge. Die geräumige Kabine war vollgestellt mit zahlreichen Schränken und Tischen mit Displays von archaischen Gegenständen. Rhodan erkannte Streitäxte, Kleinkalibergewehre und Steinschlosspistolen, antike Strahlenwaffen, Nadler und Samuraischwerter.

Inmitten dieser Sammlung thronte auf einem wuchtigen Pneumosessel der Admiralregent in seiner samtschwarzen Uniform. Neben den Rangabzeichen des normonischen Admirals trug sie das neue Symbol des Admiralregenten, eine stilisierte holografische Darstellung Laniakeas, des Supergalaxienhaufens, zu dem die Milchstraße gehörte.