Androiden 6: Adams Ruf - Olaf Brill - E-Book

Androiden 6: Adams Ruf E-Book

Olaf Brill

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Beschreibung

Wir schreiben das Jahr 2084 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Seit einem Jahr herrscht in der Milchstraße Krieg gegen Roboter, die aus unbekannten Gründen Welten der Galaxis überfallen und die dortigen Einwohner vertreiben oder töten. Die Herkunft der Roboter ist menschlich, ihre Entstehung eng mit Perry Rhodans Historie verknüpft – wie es aussieht, kam es in der Vergangenheit zu einer technischen Entwicklung, die aus dem Ruder gelaufen ist. Perry Rhodan, der diese Fehlentwicklung korrigieren will, ist mit einigen Begleitern aufgebrochen, weitere Hintergründe über die Invasion zu erfahren. Dazu mussten sie mehrere lebensgefährliche Tests über sich ergehen lassen und schließlich sogar in einem geheimnisvollen Raumschiff die Galaxis verlassen. Auf einer Welt der Kunstwesen gelang es ihm, wichtige Hinweise zu den Ursachen des Konflikts zu erringen. Dank dieser Hinweise geht er in einen wahnwitzigen Einsatz. Er folgt ADAMS RUF ...

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Nr. 6

Adams Ruf

Sie erreichen die Welt des Unsterblichen – und erwecken einen alten Geist

Olaf Brill

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Marlynn Kane

2. Perry Rhodan

3. Kor Chappal

4. Marlynn Kane

5. Kor Chappal

6. Marlynn Kane

7. Perry Rhodan

8. Kor Chappal

9. Marlynn Kane

10. Kor Chappal

11. Marlynn Kane

Impressum

Wir schreiben das Jahr 2084 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Seit einem Jahr herrscht in der Milchstraße Krieg gegen Roboter, die aus unbekannten Gründen Welten der Galaxis überfallen und die dortigen Einwohner vertreiben oder töten.

Die Herkunft der Roboter ist menschlich, ihre Entstehung eng mit Perry Rhodans Historie verknüpft – wie es aussieht, kam es in der Vergangenheit zu einer technischen Entwicklung, die aus dem Ruder gelaufen ist.

Perry Rhodan, der diese Fehlentwicklung korrigieren will, ist mit einigen Begleitern aufgebrochen, weitere Hintergründe über die Invasion zu erfahren. Dazu mussten sie mehrere lebensgefährliche Tests über sich ergehen lassen und schließlich sogar in einem geheimnisvollen Raumschiff die Galaxis verlassen. Auf einer Welt der Kunstwesen gelang es ihm, wichtige Hinweise zu den Ursachen des Konflikts zu erringen. Dank dieser Hinweise geht er in einen wahnwitzigen Einsatz. Er folgt ADAMS RUF ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner will einen alten Geist erwecken.

Marlynn Kane – Die Exobiologin will die Vergangenheit ändern.

Kor Chappal – Der Techniker kommt zurück in seine Heimat.

Gucky – Der Multimutant setzt seine Parakräfte ein.

Homunk

1.

Marlynn Kane

Zwanzig Millionen Lichtjahre!

Marlynn Kane entfuhr ein leises Stöhnen. Zögernd öffnete sie die flackernden Lider.

Ein Schwall weißen Lichts überflutete sie. Es dauerte einen Moment, bis die Umgebung scharf wurde. Dann verstand sie, wo sie war. Sie lag in einer kleinen Schlafkammer – einer der Kryokapseln des gewaltigen Raumschiffs, das sie Silberarche genannt hatten.

Immer noch ein wenig wirr im Kopf stützte Kane sich auf die Unterarme und richtete sich halbwegs auf. Hatten sie soeben tatsächlich die Distanz von zwanzig Millionen Lichtjahren überwunden?

Die Silberarche erreichte einen Überlichtfaktor von 45 Millionen. Ihr Schlaf hatte also ein halbes Jahr gedauert. Insgesamt war ein ganzes Jahr vergangen, seit sie von Asgylon zur Welt der Roboter im intergalaktischen Leerraum aufgebrochen waren. Oder hatte sie das alles nur geträumt?

Kane fasste sich an den Schädel und stöhnte noch einmal. Oh, sie war sicher, für Helden der Galaxis wie Perry Rhodan und Gucky gehörte das alles zum Tagesgeschäft. Aber mal ganz im Ernst: Was hatte sie, Marlynn Kane, hier verloren?

Klar, sie hatte sich der Explorerflotte angeschlossen. Also raus in die unendlichen Fernen! Es gehörte zu ihrem Beruf, fremdartige Lebensformen zu erforschen. Und war die Roboterzivilisation, der sie begegnet waren, nicht eine fremdartige Lebensform? Sie wollte ihren Job machen. Sie wollte das Gefühl haben, zu irgendwas Nutze zu sein. Aber musste sie deswegen gleich mit Perry Rhodan durch Raum und Zeit hüpfen?

Kane drückte den gläsernen Deckel der Kryokapsel hoch, kletterte aus dem Behältnis und setzte zitternd ihre nackten Füße auf den Boden.

Der riesige Raum war hell erleuchtet. Wie es aussah, nur für sie. Denn sie war allein. Links und rechts und direkt gegenüber waren Dutzende weiterer Kryokapseln aufgereiht, jede mit Platz für einen Menschen oder ein ähnlich großes Lebewesen. Sechs der anderen Kapseln waren, ebenso wie ihre, geöffnet.

Na typisch, sie war also die Letzte, die aufgewacht war.

Kane drehte den Kopf zu beiden Seiten. Ihre Kameraden waren nirgends zu sehen. Da sie alle die Silberarche bereits ausführlich erkundet hatten, war Rhodan wohl der Ansicht gewesen, Kane brauchte diesmal keinen, der auf sie wartete und sie beim Aufwachen betreute. Langsam begann sie, ihre Kleidung und die Stiefel überzustreifen, die fein säuberlich in einem Schränkchen neben der Kapsel aufbewahrt wurden. Kam wenigstens ein Roboter, der Kaffee brachte?

*

Der Weg in die Zentrale erschien Marlynn Kane unendlich lang.

Dieses silberglänzende Kugelschiff mit einem Durchmesser von über einem Kilometer war für Roboter gebaut worden. Dennoch enthielt es Elemente, die für biologische Organismen gedacht war, von der atembaren Luft und dem hellen Licht im Innern bis zu den Kälteschlafkammern für Langdistanzflüge. Die Roboter, die die Galaxis angriffen, sahen sich als hilfreiche Diener der Menschen, deshalb waren ihre Schiffe für Menschen geeignet. Bloß war ihr Programm aus irgendeinem Grund gestört worden. Deswegen erkannten sie die Menschen nicht mehr.

Kane ging durch lange Korridore, das Klackern ihrer Raumstiefel hallte von den Wänden wider. Sie erreichte den Antigravschacht, und kurz darauf stand sie endlich vor dem Zentraleschott. Die Silberarche wirkte einsam und leer. Für einen Moment durchfuhr Kane ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn die Arche verlassen war und sie den Rest ihres Lebens auf diesem Geisterschiff verbringen musste?

Das Schott glitt mit einem Zischen zur Seite. Als Kane vertraute Stimmen hörte, atmete sie erleichtert auf. Da waren Perry Rhodan, Kor Chappal, Gucky und die anderen!

Kor Chappal löste sich umgehend von der Station, an der er gerade arbeitete, und ging auf Kane zu. Sie spürte, wie ihr Herz ein wenig schneller schlug. Für einen Technikfreak wie Chappal musste es ein Freudenfest sein, das Innere eines solchen Robotschiffs zu erkunden. Dennoch kam er sofort zu ihr.

»Na, gut geschlafen?« Sanft nahm er sie in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Siehst noch ein wenig wuschelig aus.«

Für einen Moment schloss sie die Augen und ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken. Wenigstens hatte sie in diesem verrückten Abenteuer einen Menschen gefunden, der ihr Halt gab. War es nicht das, was sie in Wahrheit die ganze Zeit gesucht hatte?

Sie öffnete die Augen wieder und gestattete sich, ganz und gar in der Gegenwart anzukommen.

Perry Rhodan stand mit dem Rücken zu ihr inmitten eines halbtransparent flimmernden Holos, das Sternkonstellationen in schneller Veränderung zeigte. Rhodan schien sich überhaupt nicht zu bewegen. Offenbar nutzte er die telepathische Schnittstelle, die die Androgyn-Roboter in Menschenstadt freigeschaltet hatten. Durch diese Hilfe konnten Rhodan und seine Begleiter das Schiff inzwischen uneingeschränkt bedienen. Er war anscheinend gerade dabei, den Kurs der Silberarche neu zu programmieren.

Weiter hinten saß Gucky in einem Kontursitz. Er ließ den Sitz drehen und winkte Kane quer durch den Raum mit einem Pfötchen zu. Gucky sah aus wie eine zu groß geratene Maus mit Biberschwanz. Wenn er gewollt hätte, hätte er sich direkt vor ihre Nase teleportieren können. Er verzichtete aber darauf.

Ein weiteres Wesen schob sich Kane auf eigenartige Weise entgegen, um sie zu begrüßen. Es sah noch fremdartiger aus als der Mausbiber: Der Chenno Auquun war eine anderthalb Meter lange Kröte mit einem großen halbkreisförmigen Maul und vier Augen, zwei vorne und zwei an den Seiten, die hinter schützenden Hautfalten lagen.

Unter dem großen Maul, das zur Atmung und Nahrungsaufnahme diente, lag eine zweite Körperöffnung, mit der der Chenno Laute von sich geben konnte. An Land kommunizierten die Chenno untereinander meist in einer Gebärdensprache. Eigentlich fühlten sich die amphibischen Wesen aber im Wasser am wohlsten. Wenn Auquun zu den Menschen sprach, gab er Töne durch sein zweites Maul von sich, vor dem ein wassergefüllter Sprechsack hing.

Kane hatte sich ihrer Jobbeschreibung gemäß ausführlich mit den Chenno befasst. Damit hatte alles angefangen. Chentap, die Heimat der Chenno, war einer der ersten Planeten gewesen, den die Roboter überfallen hatten.

Kane und Chappal und die anderen waren mittendrin gewesen, weil sie sich ausgerechnet diesen Zeitpunkt ausgesucht hatten, den Planeten zu erforschen. In was für einen Quantendreck waren sie da geraten! Natürlich hatte Kane, statt sich im rechten Moment aus dem Staub zu machen, nichts Dringenderes zu tun gehabt, als Rhodan auf seiner Reise mit der Silberarche zu begleiten. Chappal hatte gezögert, aber letztlich hatte er sich Rhodans Team angeschlossen – Kane zuliebe.

Neben Gucky saßen noch die beiden Raumsoldaten in der Zentrale. Sie beschäftigten sich mit Holos, die irgendwas mit Navigation oder Ortung zu tun haben mussten. Wie hießen sie doch gleich? Calvin Domiro und Tom Marg. Der eine hatte eine Glatze, der andere schwarze Stoppelhaare. Sie mochten beide so um die dreißig Jahre alt sein. Mehr, musste sie zugeben, wusste sie über die beiden nicht, die erst in letzter Minute zu ihnen gestoßen waren.

Das war Rhodans Team. Sieben unterschiedliche Lebewesen. Sie waren in die Welt der Roboter gereist und nun mit einer wichtigen Information in die Heimat zurückgekehrt.

Kane fühlte sich noch immer etwas benommen von der langen Reise. »Sind wir ... wirklich wieder in der Milchstraße?«, fragte sie, während sie versuchte, auf den Holos der Soldaten eine bekannte Konstellation zu erkennen. Sie war zwar in der Explorerflotte, aber keine Astronavigatorin. Sie fühlte sich leicht deplatziert. Alle außer ihr schienen genau zu wissen, was gerade Sache war.

Zu Kanes Überraschung war es ausgerechnet Rhodan, der sich langsam zu ihr umdrehte und sie freundlich anlächelte. War er wirklich erfreut, sie zu sehen, oder war es nur die Erleichterung, dass die Aufgabe erledigt war, mit der er sich gerade beschäftigt hatte?

»Ja, Marlynn, wir sind zurück in der Milchstraße. Das ist die gute Nachricht. Willkommen in der Heimat.« Rhodans Lächeln verschwand. »Leider gibt es auch schlechte Nachrichten.«

*

In der Milchstraße herrschte Krieg.

Ein ganzes Jahr Terra-Standardzeit war vergangen, seit sie zu der Roboterwelt aufgebrochen waren, die in Richtung Große Leere lag, allerdings doch noch weit von dieser astronomischen Superstruktur entfernt.

In diesen zwölf Monaten waren in der Heimatgalaxis die Silberkugeln der Roboter aufgetaucht. Überall.

Sie hatten den Einflussbereich der Liga Freier Galaktiker geradezu überschwemmt, mit Nachschub, der unerschöpflich schien. Entsetzt sah Kane Szenen von Kampf und Vertreibung in Holoaufzeichnungen, die ihre Kameraden aus dem umfangreichen Funkverkehr der Galaxis extrahiert hatten.

Die Robotschiffe waren über Ertrus und Olymp hergefallen, in den Sternsystemen der Epsaler, Plophoser und Imarter materialisiert. Sie hatten abgelegene Kolonialplaneten genauso angegriffen wie Sternenreiche mit schlagkräftigen Raumflotten. An unzähligen Orten waren die Silberkugeln wie aus dem Nichts gekommen und hatten ihre Energiestrahlen auf Raumschiffe und Siedlungen abgefeuert. Überall, wo sie erschienen waren, hatten sie den Sieg davongetragen.

Nach aktuellem Stand führte die Liga-Flotte einen verzweifelten Abwehrkampf.

Konvois mit Milliarden Flüchtlingen zogen durch die Galaxis.

»Das ... das kann doch nicht wahr sein!«, stammelte Kane. »Wir müssen was tun!«

Die anderen schwiegen betroffen. Für sie lag der Schock wohl schon eine oder zwei Stunden zurück. Oder sie waren einfach hart gesottener als eine 24-jährige Exobiologin.

»Deiner Heimat ergeht es etwas besser«, piepste Gucky leise.

»Was?« Kane machte ein paar Schritte, bis sie direkt bei dem Mausbiber stand. »Wie? Zeig's mir!«

Ohne dass Gucky einen Finger rührte, glimmten um ihn herum mehrere Holos auf, die belegten, wie die bekannten Silberkugeln durch den schmutzig gelben Abendhimmel eines sturmumpeitschten Planeten stürzten. Noch im Sturz spien sie Kampfroboter aus, die landeten und über ein weites Feld auf eine Ansiedlung zumarschierten.

An den charakteristischen violetten Drachenginkgos, die sich im Wind bogen, erkannte Kane, dass es sich um den Planeten Xopri handeln musste. Aus der Siedlung kamen planetare Bodentruppen in den Uniformen der Föderation Normon und stellten sich den Robotern entgegen. Noch bevor es zu einem Feuergefecht kam, signalisierten die Roboter den Abbruch ihres Angriffs und zogen unverrichteter Dinge wieder ab.

Wa... warum? Wirkten normonische Soldaten so furchterregend? Kane war verwirrt. Ein anderes Holo zeigte eine Versammlung aus Männern und Frauen in den typischen nachtschwarzen Militäruniformen der Föderation. Kane hielt den Atem an, als sie erkannte, wer in ihrer Mitte stand.

»Dein Onkel ist da inzwischen der Obermotz«, kommentierte Gucky.

Kane war nicht zum Lachen zumute. In der Mitte einer Gruppe aus Offizieren stand ein breitschultriger Mann mit schmalem Gesicht und welligen blonden Haaren. Er gefiel sich eindeutig darin, dass alle Aufmerksamkeit ihm galt, redete mal mit dem einen, mal mit dem anderen.

Dieser Mann trug denselben Nachnamen wie Marlynn Kane. Es war ihr Onkel, Admiral Nagmum Kane, bei ihrer Abreise Oberbefehlshaber der Siebten Raumflotte der sogenannten Wahren Föderation Normon. Er trug eine samtschimmernde schwarze Uniform mit vier Spiralnebeln auf der Schulter, dem Rangabzeichen des normonischen Admirals. Aber auf seiner Brust prangte ein neues Symbol, das Kane nicht kannte. Es erinnerte an eine leuchtende Feder.

»Das ist Laniakea«, erklärte Rhodan von hinten. Der große Terraner glaubte wohl, sie hätte eine kleine Lektion in galaktischer Astronomie nötig. So viel verstand sie dann aber doch davon.

»Der Supergalaxienhaufen, von dem die Milchstraße ein Teil ist«, flüsterte sie. »Eine von hunderttausend Galaxien.« Kane stach mit einem Finger in das Holo, genau auf das Federsymbol auf der Brust ihres Onkels. Ihr dämmerte, was Gucky vorhin mit Obermotz gemeint hatte.

»Hat was von Größenwahn«, warf der Multimutant ein.

»Wir haben die Nachrichten des letzten Jahres aus der Milchstraße ausgewertet«, sagte Rhodan spröde. »Die Föderation Normon hält sich als einzige größere Macht etwas besser gegen die Androgyn-Roboter. Nach dem Angriff der Roboter haben sich die beiden Teilstaaten ruckzuck wiedervereint, und das Militär hat die Kontrolle übernommen. So sei die Verteidigung effizienter zu organisieren, haben sie gesagt, und das normonische Volk hat ihnen deshalb zur Macht verholfen. Dein Onkel ...«

Rhodan zeigte auf das Holo. Gerade wandte Nagmum Kane sich gönnerhaft einigen weiblichen Offizieren zu, anscheinend um den niederrangigen Frauen die Welt zu erklären. Der stilisierte Supergalaxienhaufen Laniakea, die vermeintliche Feder, strahlte golden auf seiner Brust.

»Dein Onkel ist neues Staatsoberhaupt«, fuhr Rhodan fort. »Er hat die volle militärische, exekutive und legislative Kontrolle. Sein neu eingeführter Titel ist Admiralregent.«

Marlynn Kane atmete tief durch. Ausgerechnet dieser Mann hatte sich also zum Alleinherrscher ihrer Heimat aufgeschwungen. Damit war aus dem ehemals demokratischen Planetenbund eine Militärdiktatur geworden.

Kane ahnte, dass sich das nicht mehr ändern würde, wenn die aktuelle Krise vorbei war. So war es immer bei diesen militärischen Typen. Fielen gerade keine Kampfroboter aus dem Himmel, gab es eben einen anderen Feind aus den Tiefen der Galaxis, gegen den man sich wappnen musste.

»Mein Onkel«, flüsterte sie so leise, dass wohl nur Gucky sie hören konnte, »ist kein netter Mann.«

Dem fragenden Blick des Mausbibers verschloss sie sich. Sie hatte keinen Bedarf, mehr über ihre Familie zu reden. Irgendwie vertraute sie darauf, dass der Ilt ihre Privatsphäre respektierte und nicht in ihren Gedanken spionierte.

Wichtig war ohnehin nur, dass gerade Krieg war. Als Marlynn Kane sich langsam zu Rhodan umdrehte, schlug in ihr die innere Retterin der Galaxis durch. »Das können wir doch nicht einfach so geschehen lassen. Wir müssen etwas tun. Wir müssen doch irgendetwas tun!«

Sie dachte daran, wie sie in der Heimat der Roboter die Wahrheit über deren Angriffe auf die Galaxis erfahren hatten: Die Maschinen waren in Wahrheit nicht aggressiv gegen die Menschen. Sie wurden irregeleitet vom Ruf dieses Adam.

Einer charismatischen Persönlichkeit wie Perry Rhodan musste es doch gelingen, den Robotern in einer großen Rede ihre Angriffe auszureden! Er musste sich ihnen entgegenstellen, wo immer sie aus dem Hyperraum kamen!

Aber Rhodan schien nicht die Absicht zu haben, sich in den Kampf zu werfen. »Wir haben der LFG bereits die Informationen übermittelt, die wir auf unserer Reise gesammelt haben«, sagte er ruhig. »Unser Ziel ist es nun, Adams Ruf abzuschalten. Nur so können wir den Angriff der Roboter auf die Galaxis beenden.«

Kane starrte den Terraner an, als hätte sie einen Wahnsinnigen vor sich. Wer besaß die größere Tollkühnheit? Ihr Onkel, der sich mit dem Symbolbild eines ganzen Supergalaxienhaufens schmückte, oder Perry Rhodan, der einen interstellaren Krieg mit einem Schlag beenden wollte?

Von hinten ertönte ein akustisches Signal. Rhodan wandte sich von Kane ab.

Vom Pausengong gerettet, fuhr es ihr durch den Kopf.

»Wir haben die Koordinaten erreicht«, meldete Calvin Domiro, einer der Raumsoldaten. »Wir stehen vor Wanderer.«

*

Wanderer!

Die geheimnisvolle Scheibenwelt, erschaffen von der Superintelligenz ES, der Mentorin der Menschheit. ES war es, der Perry Rhodan die relative Unsterblichkeit verliehen hatte, vor dreieinhalbtausend Jahren.

Eine manchmal fragwürdige Leihgabe, wie Kane fand.

Auf Wanderer hatte sich Adam von Aures verschanzt, bis er dort von Perry Rhodan und Gucky besiegt worden war. Das war auch schon wieder fünfhundert Jahre her. Und nun hatte der Terraner Wanderer wiedergefunden, zweifellos aufgrund seiner genialen Kursprogrammierungsfähigkeiten – und möglicherweise, weil der Bauplan des Raumschiffs, in dem er sich aufhielt, von Wanderer stammte.

Es war seltsam, wie scheinbar leicht man zu den obskursten Orten des Universums kam, wenn man die Puzzlesteinchen in die richtige Richtung umstieß, sodass sie einen Weg bildeten. Kane kannte die Geschichten vom Galaktischen Rätsel und davon, wie schwer ES oftmals den Weg zu seiner Welt gestaltet hatte.

Und nun waren sie ... ja, wo eigentlich?

Kane merkte, wie sich hinter ihr Auquun neugierig heranschob. Der Chenno konnte mit dem Namen Wanderer gewiss nichts anfangen. Er musste versuchen, sich einen Reim auf die ehrfürchtige Reaktion der Menschen zu machen. Auch Kor Chappal kam heran und legte wie beiläufig seinen Arm um Kanes Hüfte.

Im Holo wurde die Raumgegend angezeigt, in der sie sich befanden. Große und kleine Punkte markierten nahe Sterne, gestrichelte Linien bezeichneten Bahnen oder Kurse. An einem Schnittpunkt der Linien lag ein leuchtender Punkt.

Aber eben nur ein Punkt, kein faszinierendes Bild für die Geschichtsbücher. Links und rechts des Punkts liefen Kolonnen mit astrophysikalischen Daten durchs Holo. Gucky stieß einen Pfiff aus – ein mittleres Kunststück in Anbetracht des Nagezahns, der ihm von oben aus dem Mund ragte.

Kane sah hinüber zu Rhodan. Der war bleich geworden. »Wanderer hüllt sich noch immer in das Chaotemporale Gezeitenfeld«, stieß er leise hervor. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine zornig wirkende Falte. Rhodans Pupillen bewegten sich schnell hin und her. Er suchte in den Datenkolonnen Hinweise darauf, wie sie das sonderbare Schutzfeld überwinden konnten, das sich um den Planeten des Unsterblichen gelegt hatte.

»Wir messen sechsdimensionale hyperenergetische Felder«, meldete Tom Marg, der andere Raumsoldat. »Sie legen sich immer wieder übereinander, überlagern sich, löschen einander aus. Sie krümmen Raum und Zeit. Die temporalen Abweichungen reichen weit.« Er stutzte, als wolle er sich vergewissern, dass seine Daten stimmten. »Sehr weit.«

Gucky mischte sich ein und piepste: »Wenn wir da reinfliegen, könnten wir ans andere Ende der Zeit geschleudert werden, in die Zeit der Lemurer oder einhundert Million Jahre in die Zukunft.«

Diese Dinge, musste sich Kane erinnern, waren tatsächlich schon vorgekommen. Wenn es um ES ging, musste man mit derlei rechnen.

»Das Feld stammt vom tefrodischen Para-Paladin Assan-Assoul«, erklärte Rhodan grimmig. »Nicht einmal Homunk konnte es abschalten. Ich dachte, fünfhundert Jahre wären lang genug, dass ES' Leute auf Wanderer eine Lösung dafür finden.«