Atlantis 2 / 9: Eine Handvoll Ilts - Madeleine Puljic - E-Book

Atlantis 2 / 9: Eine Handvoll Ilts E-Book

Madeleine Puljic

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Beschreibung

Gut 3000 Jahre in der Zukunft: Atlantis ist nie untergegangen, sondern Heimat für Millionen Menschen und Außerirdische, die friedlich miteinander leben. Die Erde gehört zu einem großen Sternenreich, in dem die Menschheit nur eine Nebenrolle spielt. Perry Rhodan, Atlan und ihre Freunde haben sich in dieser parallelen Zukunft eine neue Existenz aufgebaut, sind sich aber uneins, ob eine Rückkehr in die Heimat möglich ist – und wenn ja, zu welchem Preis. Weitere Übertritte zwischen beiden Universen könnten schließlich unabsehbare Konsequenzen haben. Der fragile Frieden zerbricht, als sich durch Experimente mit dem jungen Tyler ein Riss in der Wirklichkeit auftut. Atlan hintergeht Rhodan und schließt sich Koomal Dom an, um das geheime Arsenal des Ritters der Tiefe aufzusuchen. Das Raumschiff CASE MOUNTAIN, dessen Besatzung nach Rhodan suchte, strandet derweil in der Tangente – mit katastrophalen Folgen. Ein ganzer Berg gerät ins Wanken, und es schlägt die große Stunde für EINE HANDVOLL ILTS ...

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Nr. 9

Eine Handvoll Ilts

Im Waffenlager des Pazifisten – ein Arkonide bürgt für den Diener von Seth-Apophis

Madeleine Puljic

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Atlan

2. Gucky

3. Perry Rhodan

4. Atlan

5. Gucky

6. Perry Rhodan

7. Atlan

8. Gucky

9. Atlan

10. Perry Rhodan

11. Atlan

12. Gucky

13. Atlan

14. Gucky

15. Perry Rhodan

16. Atlan

17. Gucky

18. Atlan

19. Gucky

20. Perry Rhodan

Impressum

Gut 3000 Jahre in der Zukunft: Atlantis ist nie untergegangen, sondern Heimat für Millionen Menschen und Außerirdische, die friedlich miteinander leben. Die Erde gehört zu einem großen Sternenreich, in dem die Menschheit nur eine Nebenrolle spielt.

Perry Rhodan, Atlan und ihre Freunde haben sich in dieser parallelen Zukunft eine neue Existenz aufgebaut, sind sich aber uneins, ob eine Rückkehr in die Heimat möglich ist – und wenn ja, zu welchem Preis. Weitere Übertritte zwischen beiden Universen könnten schließlich unabsehbare Konsequenzen haben.

Der fragile Frieden zerbricht, als sich durch Experimente mit dem jungen Tyler ein Riss in der Wirklichkeit auftut. Atlan hintergeht Rhodan und schließt sich Koomal Dom an, um das geheime Arsenal des Ritters der Tiefe aufzusuchen.

Das Raumschiff CASE MOUNTAIN, dessen Besatzung nach Rhodan suchte, strandet derweil in der Tangente – mit katastrophalen Folgen. Ein ganzer Berg gerät ins Wanken, und es schlägt die große Stunde für EINE HANDVOLL ILTS ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide stellt sich seiner größten Prüfung.

Koomal Dom – Der Ritter der Tiefe lässt sich ausgiebig feiern.

Perry Rhodan – Der Verkünder sucht nach dem kleineren Übel.

Gucky

1.

Atlan

Tag 115, Epoche 10.304

Das kol-manische Gefühl für Schönheit war eines der vielen Dinge, die in diesem Universum nicht stimmten: Wer beschmierte alles allüberall mit sämtlichen Farben des Regenbogens?

Ich würde dafür sorgen, dass diese ästhetische Katastrophe endete und die Völker außerhalb von Kollmania Medes nicht länger folterte. Auch wenn ich es dafür auf mich nehmen musste, noch einige Zeit in der regenbogenbunten Zentrale von Koomal Doms Schiff, der NURO-KOROM, zu verweilen.

Noch allerdings fehlte mir die Autorität, solche Stilfragen zu korrigieren. Zuerst musste ich noch einen fundamentalen Fehler korrigieren: nämlich dass die Kol Mani die Führungsmacht der Milchstraße und Andromedas waren, nicht wir Arkoniden. Wenn alles verlief, wie ich es mir vorstellte, würde sich das bald ändern.

Ironischerweise war ich dabei auf die unwissentliche Unterstützung der Kol Mani angewiesen, namentlich auf die von Koomal Dom, dem unsterblichen Ritter der Tiefe und spirituellen Führer beider Galaxien. Dom, einen guten halben Meter größer als ich, blickte aus dem typischen maskenhaft starren Kol-Mani-Gesicht zu mir herab. »Das erste Mal, dass du die Sterne einer fremden Galaxis siehst, oder? Ist es nicht ein erhabenes Gefühl?«

Das stimmte nicht ganz – wir waren schließlich schon einige Tage in Andromeda unterwegs. Aber erstmals standen wir einer Sonne so nah, dass ihre Strahlen uns wärmen würden, wenn wir das Schiff verließen. Es war tatsächlich ein besonderer Moment, der sich geradezu kosmisch anfühlte.

Nur einen Wermutstropfen gab es, nämlich unsere Verfolger. Ich starrte auf das Holo, das die Sonne Kollman und die sie umgebenden Himmelskörper zeigte. Dazwischen suchte ich eine schwärzere Schwärze als das einfache Nichts des Leerraums. Eine Lichtlosigkeit, wie sie nur die energieabsorbierende Molkexitbeschichtung eines Raumers der YONESON-Klasse zustande brachte, die jedes einzelne Photon auffraß und nichts, aber auch gar nichts reflektierte.

Ich sah nichts. Natürlich nicht, denn sonst hätte die Ortung längst Alarm geschlagen. Die Sensoren dieses Prachtraumschiffs waren schließlich immer noch empfindlicher als meine Augen – Molkexit war zwar nicht direkt zu orten, aber die hochempfindlichen Optiken konnten erkennen, ob ein kleines Areal in der Erfassung noch lichtloser war als die Umgebung.

Trotzdem war ich sicher: Perry Rhodan würde es nicht hinnehmen, dass ich sein Schiff, die CARFESCH, heimlich verlassen hatte, um mich Koomal Dom anzuschließen. Er würde wissen wollen, warum. Sicher fand er auch einen Weg herauszufinden, wohin wir geflogen waren.

Dom bemerkte meine Sorge nicht. Ohne mich anzusehen, stolzierte er vor den Arbeitsstationen entlang, an denen bunt gewandete Kol Mani ihren Aufgaben nachgingen.

»Kollmania Medes ist der fünfte Planet«, erklärte er schwärmerisch. »Eine herrliche Welt, du wirst sie lieben. Und mir wird es ein Vergnügen sein, sie dir zu zeigen. Es wird dich faszinieren: das schlagende Herz einer galaxienübergreifenden Organisation, die sich konsequent zur friedlichen Kooperation auf Augenhöhe bekennt.«

War das ein Seitenhieb auf das arkonidische Imperium, das einst beachtliche Teile der Milchstraße kontrolliert hatte? Augenhöhe und friedliche Kooperation hatten damals nicht zu unseren Grundwerten gehört. Betonte der Ritter diese Punkte deshalb so ausdrücklich?

Ich konnte auf seine Führung jedenfalls gut verzichten, touristisch ebenso wie in jedem anderen Sinn. »Ein andermal gern«, sagte ich. »Aber lass uns erst die Auslöschung des Universums verhindern. Wir sollten nicht trödeln.«

»Du hast Angst, dass Rhodan uns einholt«, stellte Dom fest. Er hatte meinen suchenden Blick ins Holo also doch bemerkt.

Ich zuckte mit den Schultern. »Er ist hartnäckig, er ist schlau, und er ist zu Recht sauer auf uns beide. Also: ja.«

»Ich habe vorgesorgt«, erklärte Dom etwas zu selbstgefällig. »Selbst wenn er uns nach Andromeda folgt, gibt es einige Ablenkungen auf der Strecke. Ein paar Tage Vorsprung bringt uns das mindestens. Kein Grund zur Sorge also. Vertrau mir!«

Es kostete Mühe, nicht zu lachen. Ich kooperierte mit Dom, aber vertrauen würde ich ihm ganz bestimmt nicht. Er hatte mich mit dem Versprechen gelockt, mir bei der Wiederherstellung von Arkons Gloria zu helfen. Dafür musste ich ihn unterstützen – aber wie das genau vonstattengehen sollte, war immer noch seltsam undefiniert. Ich hatte mich darauf eingelassen, und als Quittung hatte der Ritter mich während der gesamten intergalaktischen Reise betäuben lassen, um mich unter Kontrolle zu halten. Kooperation auf Augenhöhe sah ganz sicher anders aus.

»Ich habe deine Ankunft avisiert, oh Ritter«, meldete Jintan Def, der Stellvertretende Kommandant. »Sie wollen dich feiern, ganz so, wie es dir gebührt!« Dabei neigte er sein Haupt tief hinab, was ich ebenfalls nicht mit auf Augenhöhe in Verbindung brachte.

Diese Unterwürfigkeit, die an Speichelleckerei grenzte, hatte ich während der gesamten Reise beobachten müssen – zumindest während des Teils, den ich bei Bewusstsein gewesen war. Sie ging mir auf die Nerven. In arkonidischen Militäreinheiten wagte es zwar auch niemand, die Autorität des Kommandanten anzuzweifeln. Trotzdem zeigten arkonidische Offiziere Rückgrat.

»Es wird etwas dauern, die einwöchige Feier vorzubereiten«, sprach Def weiter, »aber ...«

»Eine Woche«, platzte ich heraus, »plus Vorbereitungszeit?«

»Still!«, unterbrach Dom mich mit solch Gehorsam gewohnter Selbstverständlichkeit, dass ich tatsächlich innehielt. »Unser arkonidischer Freund hat Sorge«, wandte er sich an seine Mannschaft, »dass Verkünder Rhodan auftaucht und uns Ärger bereitet. Tun wir ihm den Gefallen und verkürzen die Feier auf drei Tage.«

Ich fasste es nicht. Wie konnte er Rhodan immer noch dermaßen unterschätzen, dass er nun ohne Not Zeit verschwendete? Wir hatten weder sieben noch drei Tage zu vergeuden. Die Eitelkeit des Ritters war für mich unbegreifbar.

Diese Schwäche kannst du nutzen, kommentierte mein Extrasinn.

Der separate Logiksektor meines Gehirns war oft ein hilfreicher Tippgeber, in diesem Fall aber sagte er nur das Offensichtliche. Mittlerweile hatte ich ein ganz gutes Gefühl dafür, welche Knöpfe man bei Koomal Dom drücken musste, um ihn zu manipulieren.

»Lass die große Feier stattfinden«, schlug ich ihm vor. »Nicht weniger hast du verdient.«

Doms gelbe Augen ruhten auf mir. Sein starres, knöchernes Gesicht zeigte keine Regung, aber seine ganze Haltung drückte Überraschung aus. »Da hast du natürlich recht. Andererseits ...« Ein Denkprozess begann, ganz wie erhofft. »Eine Woche plus Vorbereitung ist vielleicht wirklich zu lang. Rhodan wird ...«

»Aber eine nur dreitägige Feier?«, wandte ich ein. »Wäre das Volk nicht enttäuscht?«

»Das wäre es ganz sicher«, bestätigte Dom.

Ich wartete ab, was geschehen würde. Nachdem ich nun vorgeschlagen hatte, sieben Tage zu feiern, war der Vorschlag plötzlich vergiftet. Schließlich kam er von einem Arkoniden.

»Wir besuchen erst das Kesdschan-Arsenal«, verkündete Koomal Dom. »Auf Kollmania Medes wird die Feier vorbereitet. Wir nutzen die Zeit und rüsten uns aus. Das gibt uns zudem die Gelegenheit, uns mit dem Xynthaskolth vertraut zu machen.«

Sieh an! Auf einmal tat der Ritter also, was ich wollte, und ich hatte überdies noch eine potenziell wertvolle Information gewonnen. »Das Xynthaskolth«, wiederholte ich, »na klar. Und was mag das wohl sein?«

»Etwas, das wir für den großen Plan brauchen«, kanzelte Dom mich ab.

Ich fügte mich in die mir zugedachte, untergeordnete Rolle – scheinbar. Aber nun wusste ich, was genau wir auf Kollmania Medes suchten.

Wenn es mir jetzt noch gelang, das Arsenal ohne Koomal Dom aufzuspüren, brauchte ich den lästigen, selbstverliebten Kol Mani vielleicht gar nicht mehr. Und das würde sicher nicht allzu schwer werden. Gemeinsam mit Sichu Dorksteiger hatte ich 15 Jahre lang jahrtausendealte Legenden verfolgt, um den Roboter Rico aufzutun. Ich war gut darin geworden, den wahren Kern jeder Geschichte zu entdecken.

Deshalb hatte ich den Teil der Reise, den ich wach verbracht hatte, in Recherche investiert. Ich kannte die öffentlich zugänglichen Informationen und Sagen zur Waffenkammer des Ritters und traute mir zu, sie auf Kollmania Medes selbst zu entdecken. Mit Sicherheit lag sie in einem Sperrgebiet, und davon konnte es ja im schlagenden Herz einer Organisation zur friedlichen Kooperation auf Augenhöhe nicht allzu viele geben.

Einfacher wäre es natürlich, wenn Koomal Dom seinen Teil unseres Handels einhielt. Aber ich wollte vorbereitet sein, falls die Zusammenarbeit nicht so gedeihlich verlief wie erhofft.

Nachdem das weitere Prozedere geklärt war, beobachtete ich wieder das Ortungsholo. Zu meinem Erstaunen entfernte sich die NURO-KOROM von Kollmania Medes.

»Wieso fliegen wir nicht den Planeten an?«, erkundigte ich mich.

»Mmh?«, machte Dom geistesabwesend. »Ach so. Das Arsenal ist nicht auf Kollmania Medes.«

»Was?« Ich war ehrlich verblüfft. »Wo denn sonst?« All meine Legendenrecherche hatte auf die Heimatwelt der Kol Mani verwiesen. Und nun ...

»Auf GOR-VAUR«, sagte Dom. »Das Gerücht mit Kollmania als Standort habe ich vor Jahrhunderten gestreut, um eventuelle Plünderer auf eine falsche Fährte zu locken.«

Was ihm mit mir schon einmal gelungen war. Ich musste mich ermahnen, nicht dem arkonidischen Dünkel zu verfallen – eine Schwäche, gegen die ich nicht gefeit war, selbst wenn mein Extrasinn mich oft zur Ordnung rief.

Dom war zwar eitel und oft großsprecherisch. Aber er war kein Luftikus, sondern brachte 13.000 Jahre Erfahrung im Dienst einer Superintelligenz mit. Beim Versuch, ihn zu hintergehen, war ich prompt hereingefallen – 15 Jahre Legendenjagd hin oder her.

Ich lächelte entschlossen, nicht bereit, meine Niederlage zu akzeptieren. »Und was bitte ist GOR-VAUR?«

»Ein Raumschiff«, erklärte der Ritter. Er berührte ein Wandpaneel, zog ein Bündel Stoff hervor und warf es mir zu. »Hier.«

»Was wird das?«

»Maske«, erklärte Dom. »Wir machen dich zum Tefroder. Niemand auf GOR-VAUR will einen Arkoniden sehen. Zu auffällig wärst du außerdem.«

Ich verbarg meinen Ärger. Koomal Dom hätte sich eine volle Woche lang feiern lassen, wenn ich ihn nicht davon abgebracht hätte – aber ich war zu auffällig?

»Funkkontakt von GOR-VAUR!«, meldete sich Def erneut. »Sie sind hocherfreut über deine Ankunft und haben bereits mit der Vorbereitung eines dreitägigen Festes begonnen!«

Theatralisch hob Koomal Dom die Arme. »Ach, wenn sie sich denn so freuen, mich zu sehen. Wir können ja nicht alles verbieten. Ich fürchte, wir müssen den Besuch des Arsenals verschieben. Sag ihnen, ich freue mich, teilzunehmen!«

Ich schwieg, so schwer es mir fiel. Zu Doms Sündenregister kam neben Eitelkeit noch Wankelmut. So jemanden konnte ich nicht an meiner Seite brauchen.

Mein Plan nahm immer mehr Gestalt an. Dass das Kesdschan-Arsenal nicht auf Kollmania Medes lag, war nur in meinem Sinn. Selbst wenn die GOR-VAUR so groß sein sollte wie ein arkonidisches Schlachtschiff aus den Hochzeiten des Imperiums, würde ich dort schneller fündig werden.

2.

Gucky

Tag 108, Epoche 10.304

»Wie fühlt sich das an?«, fragte die dunkelhaarige Frau mit der interessanten Gesichtsbemalung, ehe sie ihm ohne Vorwarnung eine stinkende Paste auf die Stirn strich.

Gucky fuhr mit einem entsetzten Quietschen in die Höhe – was seine bohrenden Kopfschmerzen nur verschlimmerte. Stöhnend sackte er zurück auf die Medoliege und griff sich an die Stirn. Sein Pelz war völlig verklebt.

»Warum quälst du mich so?«, jammerte er. »Habe ich nicht schon genug gelitten?«

Seine Helferin schmunzelte. »Das hast du zweifellos. Aber das heißt nicht, dass du meine Fragen ignorieren darfst. Wie fühlt es sich denn nun an?«

Der Mausbiber blinzelte. »Gut«, stellte er zu seiner eigenen Verblüffung fest. Seine Kopfschmerzen ebbten ab, und auch die Übelkeit ging zurück. Vorsichtig richtete er sich erneut auf. Diesmal schaffte es, sitzen zu bleiben. »Danke«, fügte er hinzu.

Die Frau, die sich ihm als Caysey vorgestellt hatte, lächelte. »Das freut mich. Bisher konnte ich meine Heilkünste nämlich hauptsächlich an Menschen testen, weißt du?«

Gucky sträubte sich das Fell.

Andererseits ... sollte es ihn wohl nicht verwundern, dass sie solche wie ihn noch nie behandelt hatte. Schließlich war er der Letzte seiner Art.

Er zwang sich zur Gelassenheit. Immerhin hatte sie ihm geholfen. Also lenkte er seine Aufmerksamkeit auf den Rest ihrer Worte. Er vermutete stark, dass sie auf der Erde gelandet waren. Demnach war sie Terranerin? Gut zu wissen. Es erklärte jedenfalls, weshalb diese Medikerin so wenig Respekt für angemessene Fellpflege an den Tag legte – das bisschen Haar, das ihre üblichen Patienten besaßen, musste sie nicht mit einkalkulieren.

»Schon in Ordnung.« Gucky wischte sich die stinkende Paste von der Stirn und ließ die Beine von der Liege baumeln. »Ich spiele gerne den Versuchs-Ilt. Aber nur, wenn die Versuche so erfolgreich verlaufen wie bei dir.«

»Schön. Ein wenig mehr Ruhe solltest du dir allerdings schon gönnen.« Die Terranerin stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn scharf. »Auch wenn du vermutlich nicht auf mich hören wirst. Mir scheint, jeder, den Perry Rhodan als Freund bezeichnet, ist ein hitziger Sturkopf ohne jeden Sinn für Selbsterhaltung.«

»Perry ist hier?« Schlagartig waren die letzten Kopfschmerzen vergessen. Gucky sprang zu Boden. »Also haben wir es geschafft! Warum hast du das nicht gleich gesagt?«

Das Lächeln, das seine Fürsorgerin bislang an den Tag gelegt hatte, geriet ins Wanken. Eine Welle von Schmerz und Bedauern schwappte von ihr zu Gucky, so stark, dass er nur mit Mühe verhindern konnte, zu viel zu sehen. Er wollte nicht in ihren Gedanken stöbern, die waren ihre Privatsache. Und diese Frau hielt sie erstaunlich gut beisammen für jemanden, der nicht mentalstabilisiert war.

»Geschafft ist relativ, fürchte ich«, sagte Caysey leise. »Aber ja, dir ist der Übergang in das Universum gelungen, in dem Perry Rhodan sich aufhält.« Das Lächeln kämpfte sich zurück auf ihre Miene. »Er wollte auch bald zurück sein, dann kannst du mit ihm sprechen. Bis dahin ...« Sie deutete auf die Liege. »... solltest du dir noch ein wenig Ruhe ...«

Ihre Worte gingen in einem gellenden Schrei unter, der mit einer solchen Verzweiflung von draußen zu ihnen drang, dass Gucky Halt suchend nach der Liege griff.

Caysey riss die Augen auf. Ohne ein weiteres Wort stürmte sie aus dem Zimmer.

Aber Gucky war schneller. Er spürte der Empfindung nach, die inzwischen den bitteren Beigeschmack von Panik angenommen hatte, und teleportierte.

Sobald er materialisierte, droschen die Kopfschmerzen mit neuer Wut auf seinen Schädel ein. Vielleicht hätte er doch auf seine Helferin hören sollen, was die Ruhe anbelangte. Aber Gucky war noch nie ein Ilt gewesen, der vor Problemen davonlief. Er stürmte mit geblecktem Zahn hinein! Schließlich war er der Retter des Universums, er hatte einen Ruf zu verlieren.

Die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte, brachte ihn allerdings aus dem Konzept.

Unmittelbar vor ihm auf dem Boden lag ein Junge, die braune Haut blass und kränklich, die Augen geschlossen. Weißer Schaum quoll zwischen seinen Lippen hervor, und aus seinem Hinterkopf sickerte Blut.

Über ihm stand breitbeinig eine Arkonidin, die einen entsicherten Strahler auf eine Energiebarriere richtete – eigentlich auf den jungen Mann dahinter. Was seltsam war. Nicht nur, weil das Energiefeld jeden Schuss ohnehin abgeleitet hätte, sondern vor allem, weil der arme Kerl weinend auf dem Boden kauerte und sie überhaupt nicht beachtete.

Gucky hatte genug gesehen. Er sprang vorwärts, packte den Arm der Arkonidin und riss ihn nach unten. Zugleich entriss er ihr per Telekinese die Waffe und schleuderte sie beiseite, damit sich kein Schuss lösen konnte.

Doch bevor er Triumph über seine Heldentat empfinden konnte, schüttelte die Arkonidin ihn ab und packte ihn ihrerseits in einem Klammergriff.

»Was soll das denn?«, fauchte sie. »Wieso bist du hier?«

Just diesen Moment wählte Caysey, um ebenfalls hereinzuplatzen. »Was ist passiert?« Dann fiel ihr Blick auf den Jungen am Boden, und sie schrie auf. »Tyler!«

Sofort ging sie neben ihm auf die Knie und betastete behutsam seinen Kopf.

Gucky versuchte, sich dem Griff der Arkonidin zu entwinden. »Diese Frau hat die beiden Burschen attackiert!«, rief er. »Ich habe sie entwaffnet!«

»So ein Blödsinn!«, schimpfte die Arkonidin.

Zu Guckys Verblüffung schüttelte auch Caysey den Kopf. »Rowena ist Tylers Mutter. Sie hat ihn garantiert nicht verletzt!«

Das brachte Gucky aus dem Konzept. »Aber ...« Da er nun einigermaßen orientiert war, bemerkte er, dass die Verzweiflung und der Schmerz tatsächlich zu einem guten Teil von der Arkonidin stammten.

Wer aber sonst sollte der Schuldige sein?

Darauf hatte Rowena bereits die Antwort parat. »Es war Dante Turnham!« Anklagend wies sie auf den Jungen in der Arrestzelle. »Tyler wollte mit ihm sprechen, sich verabschieden ... Ich hätte die beiden nie allein lassen sollen. Wer einmal ein Terrorist ist, bleibt es!«

»Drolvuck!«, schimpfte der Gefangene. »Warum sollte ich Ty etwas tun?« Er wandte sich an Gucky. »Hör nicht auf sie, die Alte hasst mich einfach!«