Auf keinen Fall die Robben streicheln - Kathy Bieker - E-Book

Auf keinen Fall die Robben streicheln E-Book

Kathy Bieker

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Beschreibung

Eine Kommissarin, die süchtig nach Mettbrötchen ist, ein Binnenkapitän auf dem Weg zum Weihnachtsfest mit der Familie, eine glücklose Fotojournalistin am Arsch der Welt: mal lustig, mal skurril, mal nachdenklich erzählt die Autorin Geschichten aus dem Leben. Und es bleibt die Frage: Wird Rose die Robbe streicheln?

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Seitenzahl: 69

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Meiner Familie

Meinen Träumen

Meiner Fantasie

Meiner Seele

Meinem Talent

Meiner Bestimmung

Meinem Leben

Meinem Glück

ÜBER DAS BUCH

Eine Kommissarin, die süchtig nach Mettbrötchen ist, ein Binnenkapitän auf dem Weg zum Weihnachtsfest mit der Familie, eine glücklose Fotojournalistin am Arsch der Welt: mal lustig, mal skurril, mal nachdenklich erzählt die Autorin Geschichten aus dem Leben.

Und es bleibt die Frage: Wird Rose die Robbe streicheln?

ÜBER DIE AUTORIN

Kathy Bieker1 lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern und einem Hund am Rande des Ruhrgebiets. Das Schreiben begleitet sie schon seit ihrer Kindheit, doch erst vor einigen Jahren hat sie sich dazu entschlossen, ihre Geschichten nach draußen zu lassen.

Neben dem Schreiben taucht sie selbst gerne in die Welt der Bücher ein und lässt sich von anderen Autoren inspirieren. Jenseits der Literatur entfaltet sie ihre kreative Seite bei der Handarbeit, dem Malen und Zeichnen.

1 Aus praktischem Grund – weil sie nämlich noch eine Domain auf diesen Namen besitzt – veröffentlicht die Autorin unter ihrem Geburtsnamen.

INHALTSVERZEICHNIS

Am Anfang stand ein Ende

Für Franzi

Stille Nacht, heilige Nacht

Unerwartetes Team-Building

Schöne Aussicht

Das letzte Wort hat immer der Baum

Frisch vom Metzger

Hätte, hätte, Fahrradkette

Auf keinen Fall die Robben streicheln

Ein Schloss ist ein Schloss ist ein Schloss

Die hässliche Ente

Solange es Leben gibt

Nachwort und Danksagung

Bonus

Weniger-Tage

Was ist eine Reizwortgeschichte

AM ANFANG STAND EIN ENDE

Inspiriert durch die Frage, warum ich schreiben will

Es war der elfte November. Roland betrat das letzte Zimmer des Turms und ich beging meinen ersten Mord.

Der wolkenverhangene Himmel quälte mich mit hartnäckigem Nieselregen und die Düsternis des Tages legte ein Joch aus Menschenhass auf meine Schultern.

Das Feuer kam nur schwer in Gang, das feuchte Holz qualmte vor sich hin und spuckte beißende Rauchschwaden. Endlich züngelte eine kleine Flamme hervor und fraß sich in den Ästen und Zweigen fest, die ich den nackten Bäumen entrissen hatte und die wie anklagende Knochenfinger aus einem Scheiterhaufen hervorragten. „Tu’s nicht“, wisperten sie.

Ich ignorierte die Stimmen und öffnete schniefend den durchweichten Karton zu meinen Füßen, dessen Inhalt für das Feuer bestimmt war. Roland sollte in den Flammen sterben.

Andächtig strich ich über den dicken Einband mit der schwefelgelben Prägung, ließ die nassen Finger über das abgebildete Gewässer streichen. Feine Wassertröpfchen schienen das Bild mit Leben zu füllen. Tränen stiegen in mir hoch und suchten den Weg nach draußen.

Ich gab mir einen Ruck und ließ das Buch ins Feuer fallen. Angelte nach den nächsten Bänden, warf sie verzweifelt auf den Holzstoß. Gefüttert vom Geist der Geschichte loderten die Flammen höher und im aufsteigenden Rauch sah ich sie an mir vorbeiziehen: Roland Deschain und seinen Falken David, Susannah, Cort, den Billy Bumbler Oy, Randall Flagg, Walter O’Dim, Jake und Eddie – Freunde und Feinde, sie alle starben in den Flammen, manche von ihnen begegneten dem Tod nun zum zweiten Mal …

Das Feuer sollte mich aus den Fängen Mittwelts befreien, doch es bereitete mir beinahe körperliche Qualen, dieses Epos in Glut und Asche vergehen zu sehen.

Mein Blick verschwamm, die Feuchtigkeit hatte den Weg durch meine Kleidung gefunden, das Wasser aus meinen Augen vermischte sich mit dem Regen zu salzigen Tropfen. Nun ließ ich den Tränen freien Lauf, zumindest das war ich Roland schuldig.

Als die Flammen kleiner wurden und die Überreste der Geschichte sich zischend in schwarzen Matsch verwandelten, riss ich mich von dem Anblick los. Ich schnappte den Karton und hatte es plötzlich eilig, dem Tatort zu entfliehen und ins Trockene zu kommen.

Ich war sauer. Wie konnte ich fortan banale Liebesgeschichten lesen, wenn ich wusste, dass Roland währenddessen seine Suche von vorne beginnen, alle Qualen, Verluste und Schmerzen erneut durchleben musste? Wie konnte ein Autor seinen Helden so im Stich lassen?

Meine Liebe zu Büchern bekam einen ordentlichen Knacks. Ich trauerte um Roland, Jake und Oy und fragte mich, wie es wohl dem Erfinder der Figuren selbst damit ging.

Die Zeit heilt alle Wunden und irgendwann war ich bereit für neue Geschichten. Damit ich jedoch der Willkür der Schreibenden nicht weiterhin vollends ausgeliefert sein würde, beschloss ich, selbst zu schreiben. Zukünftig wollte auch ich mit Worten Bilder zeichnen und meine Figuren auf eine Art lebendig werden lassen, die die Lesenden dazu bringt, mit ihnen mitzufiebern, mitzulachen und mitzutrauern.

Dies ist mein „erstes Mal“ und wenn es mir gelingt, dich in meine Geschichten eintauchen zu lassen und für eine Weile aus dem Alltag zu entführen, dann kann ich damit schon mindestens zwei Menschen glücklich machen.

Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim Weiterlesen.

FÜR FRANZI

„Du siehst echt scheiße aus. Aber ist ja auch kein Wunder, wenn man bis zum Hals drinsteckt, wa?“ Heinz lachte meckernd und wischte sich ein Spucketröpfchen von der Lippe.

Norbert winkte ab und ersparte sich eine Antwort.

Mal wieder wunderte er sich, wie Franzi, seine wundervolle, sanftmütige, lustige Franzi, so einen fiesen Bruder haben konnte.

Seufzend blickte er die stillstehende Schlachtstraße entlang. Erst vor fünf Tagen hatte er das letzte Fleisch verwurstet und mit nach Hause genommen, nachdem er das Geschlossen-Schild an die Tür seines Geschäftes gehängt hatte. Wie es aussah, für immer.

Seitdem war er trotzdem jeden Morgen aufgestanden und zur Metzgerei gefahren. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis Franzi herausfand, dass er hatte schließen müssen.

Er liebte seine Frau über alles und er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, ihr nicht rechtzeitig von seiner Situation zu berichten. Er hätte direkt mit ihr reden müssen, als die Kunden immer weniger wurden. Aber er hatte die ganze Zeit gedacht, er würde das wieder in den Griff bekommen, und dann war es auf einmal zu spät gewesen.

„Norbert“, machte Heinz sich bemerkbar. Norbert zuckte zusammen, er hatte seinen Schwager ganz vergessen.

„Warum ich hier bin“, fuhr der fort.

Norbert hatte sich schon gefragt, womit der Bruder seiner Frau dieses Mal um die Ecke kommen würde. Heinz war noch nie aufgetaucht, ohne etwas zu wollen. Er war durch und durch Geschäftsmann. Worin genau allerdings seine Geschäfte bestanden, wusste Norbert nicht und wollte er auch nicht wissen.

„Du hast ja jetzt Platz in der Kühlkammer. Ich müsste da mal was zwischenlagern.“

Bevor Norbert etwas erwidern konnte, ergänzte Heinz schroff: „Keine dummen Fragen. Einfach nur Ja oder Nein?“

„Na, von mir aus“, antwortete Norbert gleichgültig. Er brauchte den Platz schließlich nicht mehr.

Heinz drehte sich um und steuerte auf den Hinterausgang zu, Norbert folgte ihm.

Draußen öffnete sein Schwager die Heckklappe des protzigen SUVs und griff nach einem unförmigen schwarzen Sack.

„Nun hilf mir schon“, ächzte Heinz und Norbert fasste mit an.

„Hast du da ’ne Leiche drin, oder was?“, scherzte er. Im nächsten Moment plumpste der Sack zu Boden.

„Sei leise, bist du verrückt“, zischte Heinz. Norbert tat einen erschrockenen Schritt zurück.

„Das sollte ein Witz sein. Da ist doch nicht ernsthaft eine Leiche drin? Bist du wahnsinnig? Und die willst du bei mir verstecken? Hast du sie noch alle? Wieso hast du überhaupt eine Leiche im Kofferraum? Wer ist das? Du musst die Polizei rufen. Nein, ich rufe die Polizei.“

Norbert stand der kalte Schweiß auf der Stirn. Sein Schwager, das abgebrühte Arschloch, hatte die Frechheit ihn anzugrinsen.

„Das lässt du mal schön bleiben.“ Er trat bedrohlich einen Schritt auf Norbert zu. „Stattdessen wirst du mir bei der Lösung dieses Problems helfen.“

„Wieso sollte ich?“ Fassungslos schüttelte Norbert den Kopf. „Ich wusste ja, dass du korrupt bist und opportunistisch. Aber weil ich deine Schwester liebe und sie dich, habe ich mich ihr zuliebe immer bedeckt gehalten. Aber …“

„Was tut man nicht alles für die Familie, nicht wahr?“, unterbrach ihn Heinz. „Und genau deswegen wirst du mir helfen. Oder möchtest du, dass jemand der lieben Franzi steckt, wie es um deine Metzgerei steht? Dass du den Laden schließen musstest. Dass du das Haus mit einer Hypothek belastet hast, dass du sogar Geld von zwielichtigen Gestalten geliehen hast. DASS DU EIN VERDAMMTER VERSAGER BIST!“

Heinz war immer nähergekommen, den letzten Satz brüllte er in Norberts Gesicht, nur Zentimeter von seiner Nasenspitze entfernt.

„Und wenn schon“, erwiderte Norbert trotzig. „Franzi wird es …“