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Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. Laura Basler befuhr die schmale, geteerte Straße, die direkt zum Breitengasserhof führte, auf dem sie an diesem Tag als Reitlehrerin anfangen sollte. Schließlich war sie am Ziel. Aufatmend stieg sie vor dem Anwesen aus. Mit dem Zuschlagen der Autotür fiel von ihr die Anspannung ab, die sie immer verspürte, wenn sie weite Strecken fahren musste. Vor einigen Tagen hatte sie sich persönlich bei Jana Mirl und Oliver Breitengasser vorgestellt und schließlich ihren Namen unter den Arbeitsvertrag gesetzt. Sie freute sich auf den Job. St. Johann und das Wachnertal hatten ihr vom ersten Augenblick an gut gefallen. Und ihre neuen Chefs waren ihr sehr sympathisch. Sie schaute sich um und stellte fest, dass sich schon wieder eine Menge getan hatte. Ein Pferdestall und eine Reithalle aus Holz, die sich vorige Woche noch im Bau befunden hatten, waren fertig gestellt, ebenso einige neue Koppeln und Gehege. Auf dem Gnadenhof wurden Tiere aufgenommen, die alt und schwach, oder irgendwo verwaist oder verwahrlost aufgefunden worden waren. Die alten Tiere bekamen hier ihr Gnadenbrot, die anderen wurden aufgepäppelt und an interessierte Haustierhalter abgegeben oder, wenn es sich um Wildtiere handelte, wieder ausgewildert. Und es wurde immer noch gewerkelt. Laura vernahm Hämmern und Sägen und sah einige Männer in Arbeitskleidung, die diese Geräuschkulisse produzierten. Hin und wieder erklang eine Stimme, dazwischen auch mal ein lautes Lachen. Laura hatte großen Respekt vor der Herausforderung, die sich Jana und Oliver mit dem Projekt stellten. Vor kurzem hatten sich die beiden sich entschlossen, zusätzlich zum Betrieb des Gnadenhofs, eine Reitschule zu betreiben und Reitstunden für Kinder anzubieten. Diese beliebten Kurse sollten die Finanzen den Gnadenhofs ein wenig aufbessern. Außerdem war im Gespräch, einige Alpakas anzuschaffen, die in Zusammenarbeit mit der Traumaklinik, die Dr.
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Seitenzahl: 125
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Laura Basler befuhr die schmale, geteerte Straße, die direkt zum Breitengasserhof führte, auf dem sie an diesem Tag als Reitlehrerin anfangen sollte.
Schließlich war sie am Ziel. Aufatmend stieg sie vor dem Anwesen aus. Mit dem Zuschlagen der Autotür fiel von ihr die Anspannung ab, die sie immer verspürte, wenn sie weite Strecken fahren musste.
Vor einigen Tagen hatte sie sich persönlich bei Jana Mirl und Oliver Breitengasser vorgestellt und schließlich ihren Namen unter den Arbeitsvertrag gesetzt. Sie freute sich auf den Job. St. Johann und das Wachnertal hatten ihr vom ersten Augenblick an gut gefallen. Und ihre neuen Chefs waren ihr sehr sympathisch.
Sie schaute sich um und stellte fest, dass sich schon wieder eine Menge getan hatte. Ein Pferdestall und eine Reithalle aus Holz, die sich vorige Woche noch im Bau befunden hatten, waren fertig gestellt, ebenso einige neue Koppeln und Gehege.
Auf dem Gnadenhof wurden Tiere aufgenommen, die alt und schwach, oder irgendwo verwaist oder verwahrlost aufgefunden worden waren. Die alten Tiere bekamen hier ihr Gnadenbrot, die anderen wurden aufgepäppelt und an interessierte Haustierhalter abgegeben oder, wenn es sich um Wildtiere handelte, wieder ausgewildert.
Und es wurde immer noch gewerkelt. Laura vernahm Hämmern und Sägen und sah einige Männer in Arbeitskleidung, die diese Geräuschkulisse produzierten. Hin und wieder erklang eine Stimme, dazwischen auch mal ein lautes Lachen.
Laura hatte großen Respekt vor der Herausforderung, die sich Jana und Oliver mit dem Projekt stellten. Vor kurzem hatten sich die beiden sich entschlossen, zusätzlich zum Betrieb des Gnadenhofs, eine Reitschule zu betreiben und Reitstunden für Kinder anzubieten. Diese beliebten Kurse sollten die Finanzen den Gnadenhofs ein wenig aufbessern. Außerdem war im Gespräch, einige Alpakas anzuschaffen, die in Zusammenarbeit mit der Traumaklinik, die Dr. Adrian Keller auf dem Schirmerhof gegründet hatte, als Therapietiere Verwendung finden sollten.
Laura Basler klingelte an der Haustür, und es dauerte nicht lange, bis Jana Mirl erschien.
Die Mitgründerin des Gnadenhofs war Mitte zwanzig und hübsch, sie besaß dunkle, lange Haare und braune Augen, die offen in die Welt blickten. Sie war mit einer abgewetzten Jeans und einer dunkelblauen Bluse bekleidet, die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Jana sah die Besucherin und ihre Augen leuchteten freudig auf. »Ah, Laura! Grüaß di!« Sie hatten gleich beschlossen, sich mit du anzusprechen. »Wie war die Fahrt? Bist du gut durchgekommen?«
»Vollkommen problemlos«, antwortete Laura und vollführte eine umfassende Handbewegung. »Bei euch hier ist ja einiges geschehen in den vergangenen Tagen. Ich bin ziemlich erstaunt.«
»Es gibt viele Freiwillige, die dafür sorgen, dass es tüchtig voran geht«, erklärte Jana. »Komm’ herein. Trinken wir eine Tasse Kaffee. Danach zeig’ ich dir dein Zimmer. Sobald du dich dort eingerichtet hast, gehen wir in den Stall. Die ersten fünf Pferde stehen schon in den Boxen. Weitere fünf kommen noch.«
Jana ging voraus ins Esszimmer und forderte dort Laura auf, Platz zu nehmen. »Ich komm’ gleich«, sagte sie. »Ich geh’ nur in die Küche und mach’ den Kaffee.«
Laura ließ sich nieder und Jana verließ den Raum. Wenig später kam sie zurück, holte Kaffeegeschirr aus einem Schrank und stellte es auf den Tisch. »Der Oliver befindet sich mit der Tierärztin im Stall. Eine Kuh hat einen Abszess an der Klaue und die Elena hat sie behandelt. Ich hab’ dir ja von der Wiesinger-Elena erzählt, die zusammen mit ihrem Mann unser Projekt unterstützt und die Arbeit hier unentgeltlich verrichtet.«
»Ja, Elena Wiesinger, ich erinnere mich an den Namen«, antwortete Laura. »Ich werd’ sie ja sicher irgendwann mal kennenlernen.«
»Ich hab’ dem Oliver Bescheid gesagt, dass du angekommen bist. Er kommt nachher mit der Elena herüber. Da kann ich euch gleich gegenseitig vorstellen.« Jana ging wieder in die Küche.
Die beiden jungen Frauen saßen bereits beim Kaffee, als Oliver und Elena Wiesinger das Esszimmer betraten.
Laura erhob sich lächelnd. Ihr Blick wechselte zwischen Oliver und der Tierärztin. Laura wusste, dass deren Mann Allgemeinarzt in St. Johann war.
»Grüß dich, Laura«, grüßte Oliver grinsend. »Freut mich, dass du gut angekommen bist. Darf ich dir Frau Doktor Wiesinger vorstellen. Sie arbeitet ehrenamtlich für den Gnadenhof St. Johann e.V., aber das hat dir die Jana sicherlich schon erzählt.«
Elena kam lächelnd auf Laura zu und bot ihr die Hand zum Gruß.
Laura ergriff die Hand und schüttelte sie herzlich, die Tierärztin war ihr sofort sympathisch.
»Sie sind also die Reitlehrerin aus Straubing, von der mir berichtet worden ist«, sagte Elena. »Sie sind ja noch hübscher, als man Sie mir beschrieben hat.«
Laura errötete leicht. »Dieses Kompliment kann ich zurückgeben«, sagte sie etwas verlegen, doch ihre Augen strahlten und tief in sich spürte sie, dass sie, als sie sich entschieden hat, hier zu arbeiten, eine gute Wahl getroffen hatte. Ein Glücksgefühl stieg in ihr hoch.
Als sie dann alle am Tisch saßen und sich Elena und Oliver mit Kaffee bedient hatten, fragte Jana. »Wie geht es der Kuh?«
»Ich musste einen kleinen Eingriff vornehmen«, antwortete Elena, »und habe an die gesunde Klauenhälfte einen Gummiblock geklebt. Der sorgt dafür, dass die verletzte Klaue den Boden nicht mehr berührt. Ich denke, in einigen Tagen ist das Problem ausgestanden.«
»Wunderbar«, freute sich Jana und schaute Laura an. »Ein paar Anmeldungen für Reitstunden haben wir schon. Bis jetzt sind es allerdings nur einige Kinder aus dem Dorf, die reiten lernen möchten. Aber ich denk’, wir werden uns vor Anmeldungen net retten können, wenn erst die Hochsaison beginnt und die Familien hier Urlaub machen.«
»Das will ich doch hoffen«, versetzte Laura lachend. »Ich bin ja net hier, um Däumchen zu drehen. Wobei ich gleich anfügen möcht’, dass ich jederzeit bereit bin, auf dem Gnadenhof mitzuarbeiten, sollt’ ich mit den Reitstunden und den Pferden net ausgelastet sein.«
»Das ist sehr schön von dir«, lobte Oliver. »Und wir werden im Fall des Falles dein Angebot gern annehmen.«
Laura nickte lächelnd. Elena musterte die junge Reitlehrerin wohlgefällig. Und Laura hatte das Gefühl, an diesem Tag freundliche Aufnahme in einer Familie gefunden zu haben.
Nachdem sie Kaffee getrunken und Elena Wiesinger sich verabschiedet hatte, brachte sie ihre Reisetasche auf das Zimmer, das sie künftig bewohnen sollte, und richtete sich häuslich ein. Nach dem Mittagessen ging sie mit Jana in den Pferdestall. In den Boxen standen fünf Tiere, die bei Laura große Begeisterung auslösten.
»Sie sollen lammfromm sein«, sagte Jana, »und waren bisher schon für Reitstunden eingesetzt. Elena war dabei, als wir sie gekauft haben. Sie versteht eine Menge von Pferden, und ich denke, dass wir gut beraten waren, als wir sie mitnahmen.«
»Das sind in der Tat erstklassige Pferde«, sagte Laura, die ein Auge dafür hatte. »Ich freu’ mich schon, mit ihnen arbeiten zu dürfen.«
»Ich denk’, dass du genau die Richtige für uns bist, Laura«, versetzte Jana, die zufrieden registrierte, wie ruhig und zutraulich die Tiere auf Laura reagierten. »Du und die Pferde – ihr seid eine hervorragende Symbiose, das sieht man sofort.«
*
Max Trenker hatte für seinen Sohn Sebastian die erste Reitstunde am Samstag um vierzehn Uhr vereinbart.
Der Siebenjährige konnte es kaum erwarten, dass er zum ersten Mal in seinem Leben auf ein Pferd steigen und reiten durfte.
Aber auch seine Mutter und die jüngere Schwester, die kleine Luisa, wollten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Ebenso hatte der Bergpfarrer, als Patenonkel des kleinen Burschen, sein Kommen zugesagt.
Als die Familie im Auto saß, fuhr Max los, und schon nach wenigen Minuten kamen sie auf dem Breitengasserhof an.
Die Kinder, die noch nie hier waren, staunten, als sie die vielen verschiedenen Tiere in den Gehegen, Volieren und auf den Koppeln sahen.
»Ui, Mami, Schafe und Ziegen!«, rief die kleine Luisa voller Begeisterung. »Und Hunde und Katzen! Gehen wir hin? Ich will die Schafe und Ziegen streicheln.«
Basti hatte, im Gegensatz zu seiner kleinen Schwester, nur Augen für die Pferde, die auf der nächsten Weide standen und Gras rupften. Allerdings handelte es sich bei ihnen um drei schwere Kaltblüter, die von den Bauern für Arbeiten im Forst eingesetzt worden waren, und die ihre alten Tage hier auf dem Gnadenhof verbringen durften.
»Natürlich gehen wir zu den Ziegen«, sagte Claudia lächelnd, froh, dass Luisa abgelenkt war, denn sie hatte immer wieder verlangt, wie ihr größerer Bruder, reiten zu dürfen. Dafür aber war sie noch viel zu klein.
»Geht nur«, sagte Max und in seinen Augen blitzte es auf, als er seinen Bruder mit dem Fahrrad näherkommen sah. »Da kommt der Sebastian«, sagte er und nahm seinen Sohn bei der Hand.
Aus dem Haus kamen in diesem Moment Jana Mirl und Laura Basler. Die beiden Frauen und der Pfarrer langten gleichzeitig bei Max und seiner Familie an.
»Hallo«, rief Jana. »Ich begrüße unseren ersten Reitschüler.« Sie strich erst Basti über den Wuschelkopf, dann der kleinen Luisa, lächelte und fuhr fort: »Ich darf euch Laura Basler vorstellen. Sie ist die Reitlehrerin, von der ich euch erzählt hab’.«
»Ist unser Basti etwa der einzige Reitschüler?«, fragte Sebastian, nachdem er Laura die Hand geschüttelt und erklärt hatte, dass er sich freue, sie kennenzulernen.
Auch Max und Claudia begrüßten Laura freundlich.
Jana antwortete: »Heut’ schon, Hochwürden. Laura meint, die Kinder müssen erst einmal mit dem Pferd vertraut werden und einige grundsätzliche Kenntnisse über den Umgang mit Pferden lernen, ehe man sie in der Gruppe reiten lässt. Daher ist Laura der Meinung, dass Basti zunächst einmal Einzelunterricht bekommen soll.«
»Das ist sehr vernünftig«, lobte Sebastian und ging vor seinem Taufkind in die Hocke, sodass die beiden fast auf Augenhöhe waren. »Freust du dich schon?«
Basti nickte und seine Augen leuchteten regelrecht. »Ja.«
»Seit Tagen ist diese Reitstunde Thema Nummer eins bei dem Kleinen«, gab Max zu verstehen. »Zu Weihnachten ist die Vorfreude nicht größer.«
»Ich will jetzt die Schafe und Ziegen streicheln«, rief Luisa ungeduldig.
»Na, dann komm’«, sagte Claudia, nahm ihre Tochter bei der Hand, lächelte den anderen zu und ging zum Pferch mit den Schafen und Ziegen davon. Die anderen blickten ihnen nach und registrierten, dass die Ziegen sofort zum Zaun kamen, weil sie wahrscheinlich erwarteten, gefüttert zu werden.
»Ich glaub’«, sagte Sebastian lachend, »der Vorschlag des Bürgermeisters ist net von der Hand zu weisen.«
Er erntete verständnislose Blicke und fuhr fort: »Er meint, ihr könnt hier zusätzlich noch einen Streichelzoo betreiben. Ihr hättet sicherlich großen Zulauf, vor allem während der Hauptsaison, wenn die Familien kommen.«
»Diese Idee ist net mal so schlecht«, erwiderte Jana. »Ich werd’ mal mit dem Oliver drüber reden.«
»Gehen wir in den Stall«, sagte Laura, »und schauen uns die Pferde an. Dann erkläre ich Basti, wie man ein Tier sattelt und zäumt. Das werd’ natürlich künftig für ihn erledigen, denn er ist noch zu klein, um einem Pferd den Sattel aufzulegen. Aber er muss wissen, wie’s gemacht wird.«
»Dazu braucht ihr mich ja net«, sagte Jana. »Ich hab’ nämlich noch Büroarbeit zu erledigen.«
Sie gingen auseinander. Während Jana ins Haus zurückkehrte, folgten die Trenker-Brüder mit dem kleinen Bastian der Reitlehrerin.
Im Stall standen in den Boxen fünf unterschiedlich große Pferde. Für die jüngsten Reitschüler hatten Jana und Oliver Ponys angeschafft, für die älteren richtig große Pferde. Es handelte sich um drei Shetlandponys und zwei Hannoveraner, wie Laura erklärte.
Basti erhielt von Laura einen der Kinderreithelme, die fein säuberlich aufgereiht auf einem Brett lagen.
Der Kleine war entzückt. Absolut konzentriert lauschte er Lauras Ausführungen, ebenso konzentriert schaute er zu, wie sie ein Shetlandpony sattelte und zäumte.
Da es ein wunderbarer Sonnentag war, hatte Laura beschlossen, die Reitstunde im Freien abzuhalten.
Also führten sie das Pony auf eine Wiese hinter dem Stall, wo Max seinen Sohn auf den Rücken des Tieres hob.
Der Kleine grinste über beide Backen, nahm die Zügel und umklammerte sie.
Laura hatte das Pony an einer Longe und führte es davon.
Sebastian und Max blieben zurück.
»Ich denk’«, sagte Max, »mit dieser jungen Frau haben Jana und Oliver einen guten Fang gemacht. Sie versteht was von Pferden, und sie geht sehr gut auf die Kinder ein. Der Basti mag sie.«
»Sie hat ein einnehmendes Wesen«, pflichtete Sebastian seinem Bruder bei. »Was ihre Qualifikation als Reitlehrerin anbetrifft, stimme ich dir nach allem, was ich von Laura Basler weiß, zu. Sie hat eine Ausbildung zur Pferdewirtin und den Trainerschein, wie mir die Jana erzählt hat, mit Bravour bestanden. Hoffen wir, dass sie hält, was sie verspricht.«
Max nickte und beobachtete, wie Laura seinem Sohn die richtige Haltung im Sattel und die Bedeutung der Zügel erklärte.
Nach einer dreiviertel Stunde führte Laura das Pony mit dem kleinen Sebastian wieder heran.
Das Gesicht des Buben war gerötet von dem Eifer, den er auf dem Pferderücken an den Tag legte. Es war deutlich: Er war Feuer und Flamme.
In der Zwischenzeit hatten sich Claudia und ihre kleine Tochter wieder den beiden Brüdern hinzugesellt und Max hatte Luisa auf den Arm genommen. »Na, wie stellt sich mein Sohn an?«, fragte er, als Laura heran war.
»Er ist sehr gelehrig«, antwortete die Reitlehrerin. »Noch ein – zwei Einzelstunden, dann kann er in der Gruppe reiten. Am Besten, Sie kommen, sobald das Pony abgesattelt ist und in der Box steht, zu mir ins Büro, damit wir die Termine festmachen können. Haben Sie während der Woche Zeit?«
Max verzog den Mund. »Während der Woche ist es, zumindest während des Tages, schlecht. Meine Frau und ich sind beide berufstätig. Nach siebzehn Uhr wär’s mir aber möglich, mit Basti herzukommen.«
»Kein Problem«, versetzte Laura. »Ich wohne auf dem Anwesen, und Jana und ich sind uns einig, dass ich meine Arbeitszeit nicht nach der Uhr, sondern nach den Bedürfnissen des Reiterhofs festlege.«
»Das freut mich«, erklärte Max Trenker.
»Dann gehen der Kleine und ich mal in den Stall, um das Pony von Sattel und Zaumzeug zu befreien und es ein wenig zu striegeln. Das Putzen ist nämlich sehr wichtig. Die Pferdepflege ist ein wichtiger Bestandteil im Umgang mit dem Pferd.«
»Natürlich«, erwiderte Max. »Machen Sie nur. Wir vertreiben uns schon die Zeit.« Er zeigte in die Runde. »Es gibt hier ja eine Menge anzuschauen.«
»In der Tat«, stimmte Laura zu, dann führte sie das kleine Pferd mit Basti auf dem Rücken in Richtung des Stalles davon.
Claudia, die nach einem Reitunfall als Kind ihre Voreingenommenheit gegen das Reiten noch immer nicht völlig überwunden hatte, murmelte: »Ich denke, Laura versteht ihren Job. Basti ist bei ihr gewiss in guten Händen.«
Max legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. »Hast du das glückliche Strahlen in seinen Augen gesehen, Schatz?«, fragte er. »Ich glaub’, wir haben unserem Basti die größte Freude seines Lebens bereitet.«
Er war in seine Frau noch genauso verliebt wie am ersten Tag. Und Claudia erwiderte diese Liebe.
Der Bergpfarrer nahm es mit großer Zufriedenheit war. Kein Schatten konnte dieses Glück trüben.
*
Als Dominik Lindenthaler vor dem Hotel ›Zum Löwen‹ aus seinem Auto stieg, war er sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, als er den letzten Urlaub, ehe sein Sohn im September eingeschult wurde, in St. Johann gebucht hatte.