Aus dem Leben eines Rüden - Sören Emmzwoaka - E-Book

Aus dem Leben eines Rüden E-Book

Sören Emmzwoaka

4,9

Beschreibung

Was können Hunde im Schlaf? Aus wie vielen Wörtern besteht Hundisch? Wer ist der letzte natürliche Feind des Hundes und wo findet man ihn? Was ist ein Finalshit? Wo lassen Berufstätige tagsüber ihren Vierbeiner? Was tun Jagd-, Wach-, Lauf- und Rettungshunde den ganzen Tag? Was ist von der Vermenschlichung der Hunde zu halten? Welche Befehle muss ein Hund beherrschen? Welche Länder taugen als Urlaubsorte für Hundehalter? Warum gibt es keine Katzensteuer? Womit kann man Hunde bestechen? Diese Fragen und noch einige mehr werden in 25 satirischen Kurzgeschichten beantwortet. Alles streng aus der subjektiven Perspektive des Herrchens eines unkastrierten Rüden - garantiert kein Ratgeber.

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Seitenzahl: 56

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Inhaltsverzeichnis

Hundisch

Finalshit

Leithengst

Staubsaugertier

Namensgebung

Duschhelfer

Rettungshund

Nonverbale Kommunikation

Wachhund

Befehle

Schlaf

HuTa

Schuhe

Essen

Urlaub

Laufen

Jagdhund

Wecker

Wasser

Bälle

Mensch

Auto

Hundekot

Katzen

Leine

Hundisch

Hundisch ist ohne Zweifel die leichteste und zugleich die schwerste Sprache der Welt. Sie besteht aus nur vier Vokabeln. Diese lauten Wau und Wuff, was zu erwarten war, sowie Grr und Ah-uh. Da Wau und Wuff austauschbar sind, wird Hundisch zu den äußerst seltenen Drei-Wörter-Sprachen gezählt. Seiner internationalen Verbreitung hat das nicht geschadet. Während sich unter den Menschen die 1887 künstlich geschaffene Plansprache Esperanto nie durchsetzen konnte, ist Hundisch so einzigartig wie konkurrenzlos. Deutsch-Drahthaar und Siberian Husky parlieren ganz ohne Dolmetscher miteinander, selbst wenn sie sich in Spanien treffen.

Längst haben Linguisten die Bedeutung der drei Wörter entschlüsselt. Vielleicht müsste man auch eher von Bedeutungsvielfalt sprechen. Bei Grr ist die Sache noch ganz klar. Es stellt eine Drohung mit Angebot zur Körperverletzung dar. Ein Mensch würde wohl „Ich hau dir auf die Fresse, du Penner“ sagen. Zum Einsatz kommt das Grr nicht nur im Notfall oder zum Zwecke der Selbstverteidigung, sondern besonders bei unkastrierten Rüden auch mal auf einem harmlosen Spaziergang. Herrchen und Frauchen sind dann meist einigermaßen schockiert. Es ist eine dieser Situationen, die wie gemalt sind für den Satz „Das hat er ja noch nie gemacht“. Einmal ist eben immer das erste Mal. Und auf einen Rüden, der in seinem Leben nur einmal knurrte, wartet die Welt noch.

Das wie eine schlecht geölte Bahnschranke klingende Ah-uh steht zumindest bei meinem Hund Moritz für eine Frage. „Was machen wir jetzt?“ will er von mir wissen, wenn ich mich dem Schuhschrank auf weniger als zwei Meter nähere, meine Jacke auch nur anschaue oder fahrlässigerweise den Schlüsselbund klimpern lasse. Moritz glaubt dann zu wissen, dass ich aus dem Haus gehe, und meistens hat er recht. Wie es sich für ein höfliches Herrchen gehört, beantworte ich ihm seine Frage. Über „Wir gehen eine Runde joggen“ freut er sich mehr als über „Ich fahre einkaufen“. Er scheint mich zu verstehen.

Bei Wau und Wuff ist die Sache komplizierter. Dass ein Wort sowohl Hallo als auch Tschüss heißen kann, ist mir im Frankreich-Urlaub schon einmal aufgefallen. Aber wenn Wau/Wuff für Hunger, Durst, Ballspielen, Spazierengehen und Hundehaufen steht, hilft nur noch das gute alte Ausschlussverfahren. Am besten füllt man zunächst den Napf mit Futter. Frisst der Hund, lag seine Wortmeldung wahrscheinlich tatsächlich am Hunger. Nach dem Fressen schläft er und verschafft auch seinem Besitzer eine Verschnaufpause. Verschmäht der Hund hingegen den vollen Napf, geht man für das weite Feld an verbleibenden möglichen Ursachen für das Wau am besten – genau: auf ein weites Feld.

„Wuff.“ Moritz ruft. Ich muss mal eben feststellen, was er will.

Finalshit

Abends muss der Hund noch mal vor die Tür. Zartbesaitete Gemüter nennen das Abendtoilette, bei uns heißt das Unterfangen schlicht „Finalshit“. Die Bedeutung der beiden Begriffe und ihrer Kombination setze ich als bekannt voraus.

In der Theorie ist der „Finalshit“ ganz easy. Man führt den Hund zum Grünstreifen seines Vertrauens, lässt ihn dort sein Geschäft verrichten und schlendert mit seinem um etwa 200 Gramm erleichterten Vierbeiner wieder zurück ins heimische Wohnzimmer.

In Wahrheit steht aber bereits die Planung des „Finalshits“ auf tönernen Füßen. Da man nie wissen kann, ob der letzte Spaziergang des Tages nun 30 Sekunden (passt in eine Werbepause) oder 30 Minuten (passt nicht in eine Werbepause) dauert, drohen die Fernsehzuschauer unter den Hundebesitzern bei komplexeren Filmstoffen stets den Anschluss zu verlieren, wenn sie in den Pausen vor die Tür gehen. Aus reiner Vorsicht empfehle ich daher seit Jahren Ben-Stiller-Filme. Da findet man eigentlich immer wieder hinein.

Nicht nur Hollywood macht einfach weiter, während man mit seinem Hund draußen ist. Auch der FC Hollywood wartet nicht auf beschäftigte Halter mit trödelnden Hunden. Ich habe da meine eigenen Erfahrungen gemacht: In einem Fall habe ich Fußballspieler mit einem 1:0 in die Halbzeitpause verabschiedet und sie erst beim Stand von 1:4 wiedergesehen. Auch die Zeitlupen waren bereits gelaufen. Ich zweifele an meinem Hund, wenn er für seinen Treffer so lange braucht wie andere für vier.

Fußballergebnisse sind nicht das Einzige, was sich im Verlaufe eines handelsüblichen „Finalshits“ ändern kann. Auch die Temperatur eines Feierabendbiers nimmt keine Rücksicht auf den auswärtigen Trinker und steigt dramatisch. Natürlich klingelt auch das Festnetztelefon nach monatelanger Funkstille genau in dem Moment, wenn man gerade außer Reichweite ist. Vor einem „Finalshit“ empfiehlt es sich daher, alle verbliebenen Abendtermine abzusagen.

Terminfreiheit ist allerdings noch lange keine Garantie für eine gelungene Aktion. Zwar wird der Eintritt des gewünschten Ereignisses immer wahrscheinlicher, je länger Hund und Herrchen auf der Straße sind, das gilt aber leider auch für viele ungewollte Ereignisse wie Hagel, die Begegnung mit einem unbeleuchteten Kampfradler oder den Auftritt des ungekämmten Nachbarshundes. Mancher soll schon den Jahreswechsel oder seinen Hochzeitstag über den „Finalshit“ verpasst haben. Wer nicht aufpasst und weder einen Müsliriegel noch eine kleine Wasserflasche mit sich führt, kann leicht in körperliche Nöte geraten. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, sind Hunger und Durst des Hundes doch überhaupt erst der Grund dafür, dass ein „Finalshit“ ansteht.

Trotzdem führt am „Finalshit“ kein Weg vorbei. Der Hund mag so tun, als müsste er nicht raus. Glauben Sie ihm kein Wort. Ihr Vierbeiner weiß schlicht, dass er am längeren Hebel sitzt. Wenn Sie abends nicht mit ihm rausgehen, wird er Sie eben nachts aus dem Bett treiben. Dann ist es etwas dringender und der „Finalshit“ dauert vermutlich nur 30 Sekunden. Die werden sich aber anfühlen wie 30 Minuten.

Leithengst

Neulich im Fernsehen. Der Sprecher einer Dokumentation über Mustangs in Nordamerika erzählt: „Auf der Anhöhe taucht ein junger Hengst auf. Er wird den bisherigen Leithengst über kurz oder lang zu einem blutigen Kampf herausfordern, aus dem nur einer als Sieger hervorgehen kann. Der Gewinner kann sich dann aus den Stuten der Herde seine Favoritinnen heraussuchen.“

Ich kann mir meinen Hund Moritz nicht als einen dieser Hengste vorstellen. Wie ich mich auch bemühe: Ich kann ihn mir immer nur als beide Hengste vorstellen – in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation. Wenn Moritz mit den beiden Hündinnen, die er als Angehörige seines Harems betrachtet, unterwegs ist, wird er sie gegen die Avancen von Nebenbuhlern verteidigen wie der alteingesessene Mustang. Es wird ihm gleichgültig sein, ob der Herausforderer größer, stärker, jünger oder schöner ist. Ohne einen anständigen Fight wird er seine Mädchen nicht hergeben. Trifft er aber selbst auf ein paar gut riechende Hündinnen, wird er den Besitzanspruch eines männlichen Begleiters mit schlagenden Argumenten zu hinterfragen wissen.