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Mercedes, die normalerweise immer auf Sicherheit bedacht ist, entschließt sich plötzlich, etwas Neues zu wagen und lässt ihr gewohntes Leben hinter sich. Sie begibt sich auf eine äußere und innere Reise um die halbe Welt und zu sich selbst, es gelingt ihr, völlig loszulassen und sich ins Abenteuer zu stürzen. Dabei detoxt sie in Österreich, pflegt Riesenschildkröten auf den Galapagosinseln und geht an Deck eines Partyschiffs in Mexiko. Zunächst allein unterwegs, knüpft sie überall neue Bande, lernt sich selbst besser kennen und weiß bei ihrer Rückkehr, dass sie sich auf sich selbst verlassen kann. Auch auf den Rückhalt ihrer Freundinnen und ihrer Familie kann sie immer zählen. Am Ende stellt sie fest, dass es ein Segen ist, das hinter sich gelassen zu haben, was sie unglücklich macht, denn das Glück findet sie in sich selbst.
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Seitenzahl: 106
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Für meine Eltern
Einen wunderschönen guten Morgen und willkommen an Tag eins deines neuen Lebens!!!
1. Station: Stettin
2. Station Detox, Wandern und Wellness in Gars
Anreise und Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 5
Tag 7
Tag 9
Tag 14 – Finale
3. Station: Galapagosinseln
Ankunft in Isabela
Erste Arbeitswoche
Schildkröten und andere Tiere
Arbeit im Breeding Center
Daily Island Life
Abschied vom Paradies
4. Station: Santa Cruz und Quito
5. Station: Mexiko
Weihnachten unter Palmen
México und Playa del Carmen
Abschluss in Mahahual
Fazit
Diese Nachricht empfing mich am Morgen kurz nach dem Aufwachen von meiner besten Freundin. Die Freundin, die in jeder Lebenslage und zu jedem Anlass die richtigen Worte findet, den richtigen Rat gibt und die immer bei jedem wichtigen Schritt wohlwollend und bestärkend an meiner Seite steht. Der Tag fing bei mir mit einem fetten Grinsen an. Obwohl ich gestehen muss, dass ich jetzt – eine Woche später – immer noch nicht begriffen habe, dass mein neues Leben begonnen oder sich überhaupt etwas geändert hat. Bis jetzt fühlt es sich für mich so an, als sei ich im Urlaub, was nichts Besonderes ist. Ich bin gespannt, ob sich das bei meiner nächsten Station ändert; ich bin auf dem Weg dorthin, und ob bzw. wann ich verstehen werde, was ich vor etwas mehr als drei Monaten beschlossen und in die Tat umgesetzt habe: den Beginn meines neuen Lebens.
Ich habe vor drei Monaten etwas ziemlich Verrücktes getan – oder für mich ziemlich Untypisches. Ich habe meinen sicheren, hoch dotierten Job als Teamleiterin im Financebereich einer Immobiliengesellschaft gekündigt, ohne einen neuen Job in Aussicht zu haben. Das war der Plan. Das heißt, dass es keinen weiteren Plan gab. Ich wollte einfach aus diesem Job raus und das schon seit vielen Jahren, doch hatte ich bislang nie den Absprung geschafft. Es gab immer einen – für mich validen – Grund, warum nie der richtige Zeitpunkt war, zu kündigen, ohne die Firma oder das Team im Stich zu lassen. Jetzt war endlich ein Zeitpunkt gekommen, an dem ich mit guten Gewissen kündigen konnte, zudem wollte ich auf keinen Fall zum Jahresabschluss immer noch in dieser Firma sein, weil zu dieser Zeit immer das meiste Arbeitspensum anfällt, das mit vielen Überstunden verbunden ist. Und die unzähligen nicht anrechenbaren Überstunden waren ein Hauptgrund für mich, diese Firma zu verlassen. Wenn ich mit der Kündigung gewartet hätte, bis ich einen neuen Job gefunden hätte, wäre ich zum heutigen Zeitpunkt mit ziemlicher Sicherheit immer noch dort. Mit dem hohen Arbeitspensum der letzten Jahre war es sehr schwierig, in der Freizeit die Muse zu finden, sich (wieder) an den Rechner zu setzen und Zeit für Jobsuche und das Schreiben von Bewerbungen zu investieren. Also habe ich letzten Sommer ganz spontan und unschuldig eine Freundin beim Feiern gefragt, was sie denn davon halten würde, wenn ich einfach kündige und erst nach der Kündigung mit der Jobsuche anfinge. Dann hätte ich ja auch mehr Zeit dafür. Nach dem überraschenderweise positiven Zuspruch meiner Freundin wurde dieser Gedanke immer stärker, ja, ich verliebte mich regelrecht in diesen Gedanken – und bis zur tatsächlichen Umsetzung vergingen lediglich ein paar Wochen. In den darauffolgenden Wochen verfestigte sich der weitere Gedanke, dass es Quatsch wäre, sich gleich in den nächsten Job zu stürzen und wieder mehr als 100 Prozent zu geben, ohne eine Verschnaufpause zu haben, außerdem könnte ich diese Gelegenheit zu einer Auszeit nutzen. Und das war es. In diesen Gedanken verliebte ich mich genauso schnell, und nun stehe ich am Beginn meiner Reise und meiner selbst erwählten mindestens dreimonatigen Auszeit aus meinem ernsthaften, vernünftigen, seriösen Erwachsenenleben.
Es ist immer noch so surreal, auch weil es tatsächlich sehr untypisch für mich ist. Normalerweise bin ich eher der sicherheitsbedachte Typ, der die Gewissheit eines regelmäßigen Geldeingangs auf dem Konto braucht, um die Miete in den kommenden Monaten zahlen zu können. Einer sicheren Zukunftsplanung. Mit einem sehr geradlinigen und karriereorientierten Lebenslauf. Eher risikoscheu. So würde ich mich auf jeden Fall im ersten Moment einschätzen, wenn mich jemand fragt. Aber ist das wirklich so untypisch für mich? Immerhin war ich während der Unizeit für ein Jahr eigenständig im Auslandsstudium in Sevilla gewesen und für ein weiteres halbes Jahr für ein selbstorganisiertes Praktikum in Mexiko-Stadt. Das spricht nicht gerade für eine biedere Buchhalterin, die jedes Risiko scheut. Zudem habe ich das schon einmal gemacht. Nach meinem ersten Job in einer der vier großen Wirtschafsprüfungsgesellschaften habe ich ebenfalls nach drei Jahren das Handtuch geworfen, ohne etwas Neues in Aussicht zu haben. Das hatte ich allerdings damals so gerechtfertigt, dass ich nur zu drei Terminen im Jahr vertraglich kündigen konnte und sonst noch ein weiteres halbes Jahr „verloren“ hätte. Zudem standen die Jobchancen für mich nach diesen drei Jahren ziemlich gut. Trotzdem ging mir damals der Arsch auf Grundeis, als ich nach einem Monat der Kündigung immer noch keinen Job hatte, und wollte das nie, nie wieder machen. Obwohl ich dann doch noch etwas gefunden habe. Aber jetzt, mit entsprechender Berufserfahrung und gestiegenen eigenen Wünschen und Ansprüchen, dürfte es schwieriger werden, etwas Passendes zu finden.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich bisher in meinem Leben immer im Großen und Ganzen vom Glück geküsst worden bin. Okay, ich habe auch viel dafür gemacht und mir selbst erarbeitet (würde meine beste Freundin jetzt einwerfen, die mir zum Neustart meines Lebens gratuliert hat), aber bis jetzt lief tatsächlich immer alles gut und eigentlich so, wie ich es wollte. Deshalb habe ich auf eine bestimmte Art und Weise eine Art Grundvertrauen, in mich, in das Leben und dass alles irgendwann gut wird. Dazu kommt mir der Spruch meiner Schwester in den Sinn, die schon so oft zu mir gesagt hat: „Dir scheint auch schon wieder die Sonne aus dem Arsch.“ Ich muss jedes Mal lachen, wenn ich daran denke. Und meine beste Freundin, die dann immer sagt, dass ich mit so einer selbstbewussten Naivität durch Leben gehe, dass mir auf meinem Weg nie etwas Schlimmes passieren wird. Das hatte sie mir vor meinem Aufenthalt in Mexiko-Stadt mitgegeben, dass sie sich bei mir keine Gedanken machte, es würde schon alles gut gehen. Das kommt zum Teil wahrscheinlich daher, dass wir in einer wohlbehüteten Kleinstadt aufgewachsen sind, denke ich dann immer, wo nie etwas Böses oder Kriminelles passiert ist, jedenfalls nicht so, dass ich es in Erinnerung behalten hätte. Das ist mir am Anfang meiner Zeit in Frankfurt extrem aufgefallen. Meine Freunde haben mich immer schockiert angeschaut, als sie erfahren haben, dass ich zum Beispiel im Rotlichtviertel allein nachts unterwegs war und Leute nach einer Hausnummer gefragt habe, die ich nicht finden konnte, weil dort eine Party steigen sollte. Aber auch da ist nichts passiert. Ich denke tatsächlich, dass meine Freundin mit der Ausstrahlung der selbstbewussten Naivität recht hat.
Ich habe mich oft gefragt, woher dieses Grundvertrauen, dass alles gut wird, kommt und ob ich tatsächlich naiv bin. Und zwar naiv auf eine dumme unverantwortliche Art und Weise. Das denke ich aber eigentlich nicht, denn ich bin relativ reflektiert und würde mich nicht als megaunvernünftig bezeichnen. Ich denke, dass ich das Grundvertrauen vor allem meiner Familie und meinen Freunden zu verdanken habe. Es ist ein wahnsinniges tröstendes und Sicherheit spendendes Gefühl, dass ich nicht allein bin, ich immer Zuflucht habe, es immer Menschen um mich gibt, die mich lieben und unterstützen, egal, was ich tue, und die an meiner Seite stehen.
Das hat sich jetzt mit meiner Kündigung und Auszeit wieder bestätigt. Ich habe es allen nach und nach erzählt, von Familie über Freunde und Bekannte. Man könnte meinen, dass sich irgendwo eine kritische Stimme zu Wort melden würde, nach dem Motto „hast du dir das gut überlegt? Willst du nicht erst einen neuen Job suchen? Bist du dir sicher, dass du es so bla bla bla …?“, aber nichts dergleichen. Die kritischste Stimme kam von meinem Bruder, der nur trocken meinte: „Wenn es funktioniert, war es ein guter Plan.“ Jeder, der meinen Bruder kennt, würde jetzt mit mir lachen. Dafür liebe ich ihn, er ist zwar einfach ein anders gestrickter Typ als ich, aber er wäre trotzdem jederzeit für mich da, wenn ich mir aufgrund meiner selbstverschuldeten Arbeitslosigkeit kein Brot mehr leisten könnte. Sonst NICHTS. Alle waren von der Idee sofort begeistert, konnten meine Beweggründe und Vorgehensweise komplett verstehen und finden es gut, dass ich das mache. Unfassbar. Sogar meine Mutter war von Anfang an damit einverstanden und meinte nur, bei allen anderen würde sie sich Sorgen machen, doch bei mir wüsste sie, dass alles gut gehen würde. Und ich hätte es mir verdient. Wahnsinn. Wie kann man mit so einer tollen Familie und so tollen Freunden nicht absolut naiv und optimistisch durchs Leben gehen?
Ich muss dazu sagen, dass ich diese tolle Unterstützung von allen Seiten bereits im letzten Jahr erfahren habe. Die Kündigung meines Jobs und die Planung der Auszeit ist tatsächlich mein zweiter gefühlter Ausraster, der Erste war bereits im letzten Jahr, als ich mich nach neun Jahren Beziehung und lediglich vier traurigen Ehejahren von meinem Mann getrennt habe. Meine Familie und Freunde wussten, dass ich bereits lange nicht mehr glücklich war, weil wir uns einfach in verschiedene Richtungen entwickelt hatten, dass ich vieles getan habe, um die Beziehung zu retten und sie erst aufgegeben habe, als ich mir sehr sicher war, dass wir auch nicht mehr zusammen glücklich werden konnten. Und ich (allein) nichts mehr hätte machen können, um das zu ändern. Die Entscheidung hat sehr lange gedauert, war dann aber wohlüberlegt und nicht mehr umkehrbar. Und deshalb wurden mir auch hier von Anfang an keine wohlgemeinten, aber fehlgeleiteten Ratschläge und Zweifel mitgeteilt, sondern nur pures Verständnis, Zuspruch und Unterstützung. Seit der Trennung geht es mir so gut wie schon lange nicht mehr, und ich fühle mich wie ein neuer Mensch. Es war die richtige Entscheidung. Es war, als wäre auf einmal ein riesengroßer Haufen konstanter Negativität und schwerer Ballast von mir gefallen, und ich habe mich wieder frei und glücklich gefühlt. Bis auf die Arbeit. Die neuesten Ereignisse sind also die Fortsetzung meiner selbst gewählten Lebensoptimierung.
Zurück zu meinen Reiseplänen. Die tatsächlich auch erst in den letzten Wochen Gestalt angenommen haben. Weil ich mich nicht für ein Reiseziel entscheiden konnte – und auch nicht der Typ bin, der mit einem Rucksack drei Monate allein auf Tour ist, vor allem nicht mit der aktuellen Coronapandemie –, begebe ich mich auf verschiedene Stationen. Ich fange an, meinen Papa und seine Frau eine Woche lang in Stettin zu besuchen. Danach bin ich in der Nähe von Wien, wo ich zwei Wochen eine Detox-Wellness-Wander-Kur in einem Resort nur für Frauen machen werde. Anschließend fliege ich von Wien auf die Galapagosinseln, wo ich mich in einem Freiwilligenprogramm um Riesenschildkröten kümmern werde (das hatte ich am Anfang meiner Überlegungen immer als Witz gesagt, als Beispiel dafür, was ich gern als Work & Travel unternehmen würde, und jetzt mache ich das tatsächlich!). Auf dem Rückflug werde ich ein paar Tage in Quito verbringen, um dann am 23. Dezember, einen Tag vor Weihnachten, nach Cancún zu fliegen. Dort werde ich bei Playa del Carmen für die nächsten fünf Wochen mit meiner Schwester, ihrem Freund und meinem Neffen die Seele baumen lassen, weil sie dort ihre gemeinsame Elternzeit verbringen. Einziges aktives To-do dort ist der Tauchschein, den ich schon so lange machen wollte und mich nie getraut habe. Das ist der aktuelle Plan. Freunde von mir wetten, dass ich nicht mehr zurückkommen werde, weil ich in Mexiko einen heißen Latino kennenlerne und noch mal komplett ausraste, aber davon bin ich noch nicht so überzeugt. Wie könnte ich denn ohne Frankfurt, ohne meine Freunde und Familie in meiner Nähe glücklich sein? Aber wie dem auch sei, ich werde euch auf dem Laufenden halten …
Das Beste daran ist, dass ich mich auf jedes einzelne Ziel so unbändig freue! Und mittlerweile auch sicher bin, dass die Reihenfolge der einzelnen Stationen passt. Am Anfang dachte ich noch, wie bescheuert es ist, zuerst Detox zu machen, vor Mexiko, wo ich mich mit Tacos und Queso Fundido vollessen und jeden Tag Tequila trinken werde?!? Oder wie bescheuert, den Tauchschein nicht schon auf den Galapagosinseln zu haben, wo anscheinend einer der besten Tauchspots der Welt sein soll? Ja, perfekt wäre wahrscheinlich anders, andererseits habe ich jetzt schon öfter gelesen, dass der