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Das Fegefeuer der Eitelkeiten für das 21. Jahrhundert
Clash of Cultures unter karibischer Sonne: eine brillante und bissige Satire auf den menschlichen Umgang mit gesellschaftlicher Realität.
Die Freiheit ist nur 20 Meter entfernt für den kubanischen Flüchtling, der sich auf den Mast einer Luxusjacht vor Miami geflüchtet hat. Aber dann wird er vor den Augen von Millionen Fernsehzuschauern in einer spektakulären Aktion live verhaftet. Und das ausgerechnet vom netten Nestor, einem Polizisten mit kubanischen Wurzeln, der unter den chauvinistischen Sprüchen seiner weißen Vorgesetzten leidet. Die ganze Stadt ist in zwei Lager gespalten: Für seine Familie und Landsleute ist Nestor ein Verräter, für die Weißen ein Held und Musteramerikaner. Soll der kubanische Bürgermeister ihn suspendieren oder mit Orden schmücken? Versaut ihm dieser Idiot die Wiederwahl?
Genüsslich und packend taucht Tom Wolfe ein in die verrückteste Stadt Amerikas: Miami, wo die Spanisch sprechenden Kubaner inzwischen die Mehrheit, aber die Weißen immer noch das Geld haben. Wo die Jugend am Strand den ewigen Spaß und die Rentner beim Schönheitschirurgen das ewige Leben suchen. Wo die Blutlinien mitten durch den amerikanischen Traum verlaufen.
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Seitenzahl: 1040
TOM
WOLFE
BACK
TO
BLOOD
ROMAN
AusdemAmerikanischenvonWolfgangMüller
Karl Blessing Verlag
Titel der Originalausgabe: Back To Blood
Originalverlag: Little, Brown and Company
Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären zufällig und nicht beabsichtigt.
1. Auflage
Copyright © der Originalausgabe 2012 by Tom Wolfe
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013
by Karl Blessing Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: Hauptmann und Kompanie Werbeagentur, Zürich
Satz: Leingärtner, Nabburg
ePub-ISBN: 978-3-641-09681-6
www.blessing-verlag.de
Für Sheila
und zur Erinnerung
an Angel Calzadilla
Inhalt
Prolog Wir sind jetzt in Mii-ah-mii
1 Der Mann auf dem Mast
2 Der Empfang des Helden
3 Der kühne schwache Mann
4 Magdalena
5 Der Pissende Affe
6 Haut
7 Die Matratze
8 Columbus Day Regatta
9 South Beach Outreach
10 Der Super Bowl der Kunstwelt
11 Ghislaine
12 Jiu-Jitsu-Justiz
13 A La Moda Cubana
14 Mädchen mit grünen Schwänzen
15 Die Klatschtanten
16 Demütigung, die Erste
17 Demütigung, die Zweite
18 Na Zdrowie!
19 Die Hure
20Die Zeugin
21 Der Ritter von Hialeah
Danksagungen
Prolog
Wir sind jetzt in Mii-ah-mii
You …
You …
You … edit my life … You are my wife, my Mac the Knife — der Witz daran ist, dass er zwar der Chefredakteur vom Miami Herald ist, einer der fünf oder sechs bedeutendsten Zeitungen der Vereinigten Staaten, dass sein Chef aber sie ist. Sie … ist … sein Chef. Letzte Woche hatte er völlig vergessen, im Internat seines Sohnes Fiver anzurufen, in Hotchkiss, bei dem Rektor mit der sanierten Hasenscharte, und Mac, seine Frau, seine Mac the Knife, war verständlicherweise verärgert gewesen … aber dann hatte er ihr mehr schlecht als recht zur Melodie von »You Light Up My Life« seinen kleinen Reim vorgesungen. You … edit my life … You are my wife, my Mac the Knife — und da musste sie gegen ihren Willen lächeln, und das Lächeln löste ihre Laune in Luft auf, die Ich-hab-genug-von-dir-und-deiner-Liederlichkeit-Laune. Würde das jetzt vielleicht noch mal funktionieren? Würde er noch einmal den Mut dazu aufbringen?
Im Augenblick hatte Mac das Kommando. Sie saß am Steuer ihres geliebten und grotesk beengten, brandneuen Mitsubishi Green Elf Hybrid, eines momentan todschicken und moralisch erleuchteten Fahrzeugs. Sie rollten auf dem Parkplatz des Balzac’s, Miamis Jahrhundertnachtklub des Monats gleich um die Ecke vom Mary Brickell Village, an lückenlosen Reihen mit Seitenspiegel an Seitenspiegel parkenden Autos vorbei und suchten vergeblich nach einem freien Platz. Sie fuhr ihren Wagen. Diesmal war sie verärgert — und ja, wieder einmal verständlicherweise — weil seine Liederlichkeit dafür verantwortlich war, dass sie sich hoffnungslos verspätet auf den Weg zum Balzac’s gemacht hatten, weshalb sie darauf bestanden hatte, ihren Green Elf zu nehmen, um zum coolsten aller Nachtklubs zu fahren. Wenn er fahren würde, in seinem BMW, würden sie niemals rechtzeitig ankommen, weil er nämlich ein dermaßen langsamer und zum Verrücktwerden vorsichtiger Fahrer war … und er fragte sich, ob sie damit nicht eigentlich ängstlich und unmännlich meinte. Wie auch immer, sie übernahm die Rolle des Mannes, und der Elf zischte zum Balzac’s wie ein geölter Blitz, und da waren sie nun, und Mac war gar nicht glücklich.
Drei Meter über dem Eingang des Restaurants war eine riesige Kunststoffscheibe angebracht, knapp zwei Meter im Durchmesser und knapp einen halben Meter dick, darin eingelassen eine Büste von Honoré de Balzac, eine »Nachempfindung« — so bezeichnen Künstler heutzutage ein Plagiat — der berühmten Daguerreotypie von Nadar. Balzacs Augen waren so verändert worden, dass sie genau in die Augen des eintretenden Gastes blickten, und die Lippen waren an den Mundwinkeln zu einem breiten Lächeln angehoben worden. Der »Nachempfinder« war ein begabter Bildhauer und hatte drinnen eine Lichtquelle angebracht, die die gewaltige Kunststoffscheibe mit einem goldenen Schimmer durchdrang. Tout le monde war begeistert. Das Licht hier draußen auf dem Parkplatz war allerdings miserabel. Industrielaternen auf hohen Masten schufen ein trübes elektrisches Zwielicht, das den Palmwedeln eine eitrig gelbe Farbe verlieh. »Eitrig gelbe Farbe« — na also. Ed fühlte sich klein, klein, klein … festgeschnallt auf dem Beifahrersitz, den er ganz hatte zurückschieben müssen, damit er in Macs klitzekleinem, grasig grünem Green Elf genügend Platz für seine langen Beine hatte. Er kam sich vor wie der Doughnut, der spielzeugkleine Reservereifen im Kofferraum des Elf.
Mac, ein großes Mädchen, war gerade vierzig geworden. Schon vor achtzehn Jahren, als er sie in Yale kennengelernt hatte, war sie ein großes Mädchen gewesen … kräftige Knochen, breite Schultern, groß, fast eins achtzig … schlank, geschmeidig, stark, eine Athletin hoch drei … sonnig, blond, voller Leben … Atemberaubend! Einfach umwerfend, sein großes Mädchen! In der Kategorie der umwerfenden Mädchen sind die großen Mädchen allerdings die ersten, die jene unsichtbare Grenzlinie überschreiten, jenseits deren sie höchstens noch darauf hoffen können, als »sehr gut aussehende Frau« oder »ziemlich beeindruckend, ehrlich« durchzugehen. Mac, seine Frau, seine Mac the Knife, hatte diese Linie überschritten.
Sie seufzte so tief, dass sie beim Ausatmen die Luft durch die Zähne presste. »Man sollte meinen, dass so ein Restaurant einen Parkservice hat. Teuer genug ist der Laden ja.«
»Stimmt«, sagte er. »Du hast recht. Das Joe’s Stone Crab, das Azul, das Caffe Abbracci und dieses Restaurant am Setai — wie heißt das noch? Die haben alle einen Parkservice. Du hast absolut recht.« Dein Weltbild ist meine Weltanschaunung. Reden wir also über Restaurants.
Eine Pause. »Ich hoffe, dir ist klar, dass wir sehr spät dran sind. Es ist zwanzig nach acht. Wir sind schon jetzt zwanzig Minuten zu spät, haben noch keinen Parkplatz, und da drinnen warten sechs Leute auf uns —«
»Na ja, ich weiß nicht, was ich sonst noch hätte tun sollen — Ich hab Christian angerufen und ihm —«
»— du hast sie eingeladen. Schon vergessen? Das weißt du ja wohl noch, oder?«
»Ich hab Christian angerufen, dass sie sich schon mal was zu trinken bestellen sollen. Du kennst doch Christian, das lässt der sich nicht zweimal sagen. Und Marietta auch nicht. Marietta und ihre Cocktails. Außer ihr kenne ich keinen einzigen Menschen, der sich noch Cocktails bestellt.« Plaudern wir also ein bisschen — Obiter dictum — über Cocktails oder Marietta oder beides.
»Trotzdem — es gehört sich einfach nicht, alle so warten zu lassen. Ich meine — also wirklich, Ed, ich mein’s ernst. Das ist so liederlich, das halte ich einfach nicht aus.«
Jetzt! Das war seine Chance! Das war der Spalt in der Wörterwand, auf den er gewartet hatte! Eine Öffnung! Riskant, aber … Und nur ein bisschen falsch fängt er an zu singen.
»You …
You …
You … edit my life … You are my wife, my Mac the Knife …«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Und, scheint mir ja nicht viel zu bringen, oder?« … Na ja, egal! Da, was kroch da so hinterhältig über ihre Lippen? War das etwa ein Lächeln, ein kleines, zögerliches Lächeln? Tatsächlich. Und dieses Ich-hab-genug-von-dir, wieder einmal begann es sich in Luft aufzulösen.
Sie waren etwa die Hälfte der Parkreihe abgefahren, als im Licht der Scheinwerfer zwei Gestalten auftauchten, die auf den Elf und das Balzac’s zugingen — zwei Mädchen, dunkelhaarig, plaudernd, die anscheinend gerade ihren Wagen abgestellt hatten. Sie waren höchstens neunzehn oder zwanzig. Die Mädchen und der suchende Elf bewegten sich schnell aufeinander zu. Die Mädchen trugen Jeansshorts, deren Gürtellinie dem Venushügel gefährlich nahe kam und deren Beine praktisch erst … hier … am Hüftansatz abgeschnitten und an den Rändern ausgefranst waren. Die jungen Beine hatten Modelmaße, da sie auch noch glänzende, mindestens fünfzehn Zentimeter hohe High Heels trugen. Die Absätze waren anscheinend aus Plexiglas. Wenn Licht darauf fiel, strahlten sie wie durchsichtiges Gold. Die beiden Mädchen trugen so viel Mascara, dass es schien, als schwämmen ihre Augen in vier schwarzen Tümpeln.
»Wirklich sehr attraktiv«, murmelte Mac.
Ed konnte sich nicht losreißen von dem Anblick. Es waren Latinas — obwohl er nicht hätte erklären können, warum er das wusste. Er wusste nur, dass Latina und Latino spanische Wörter waren, die es nur in Amerika gab. Die beiden Latinas sahen trashig aus, sicher, aber auch Macs ironische Bemerkung änderte nichts an der Wahrheit. Attraktiv? »Attraktiv« war nur ein schwacher Ausdruck für das, was er wahrnahm! So schöne, zarte, lange Beine. So kurze kleine Shorty-Shorts. So kurz, dass sie sich einfach so herausschälen konnten. In null Komma nichts konnten sie ihre saftigen kleinen Lenden und ihre perfekten kleinen Schnuckelhintern freilegen … für ihn! Das war offensichtlich das, was sie wollten! In seinen eng geschnittenen Jockeys spürte er die Schwellung, für die Männer leben. Oh, ihr unsagbar versauten Mädchen!
Als Mac an ihnen vorbeirollte, zeigte eines der Mädchen auf den Green Elf, und beide fingen an zu lachen. Die lachten. Anscheinend wussten sie nicht zu würdigen, wie exklusiv GRÜN war … oder wie hip oder wie cool der Elf. Noch weniger konnten sie ermessen, mit welch grünen Accessoires und diversen esoterischen Umweltmessgeräten plus Rotwild-Protector-Radar der Elf vollgestopft war — sie konnten nicht ermessen, dass dieses kleine Elfchen von Auto $135 000 kostete. Er hätte alles dafür gegeben, um zu erfahren, worüber sie redeten. Aber in dem Kokon aus thermoisolierten Lexan-Scheiben, Türen und Verkleidungen aus Fiberglas sowie dem Brummen der vollautomatischen Kohlendioxidfilter- und Außenluftrecycling-Klimaanlage konnte man nicht mal ansatzweise irgendein Außengeräusch hören. Sprachen die überhaupt Englisch? Ihre Lippen bewegten sich anders als bei Englisch sprechenden Menschen, stellte der große audiovisionäre Linguist fest. Das konnten nur Latinas sein. Oh, ihr unsagbar versauten Latina-Mädchen!
»Großer Gott«, sagte Mac. »Wo um alles in der Welt kann man bloß High Heels kaufen, die so leuchten?« Ganz normale Stimmlage. Nicht mehr verärgert. Der Bann war gebrochen. »Als wir am Mary Brickell Village vorbeigefahren sind, habe ich überall diese Stelzen gesehen«, fuhr sie fort. »Ich hatte keine Ahnung, was das ist. Es sah aus wie auf einem Rummelplatz, überall diese grellen Lichter im Hintergrund und die kleinen halb nackten Partygirls, die auf ihren High Heels herumstöckelten … Was meinst du, ob das irgendwas Kubanisches ist?«
»Keine Ahnung«, sagte Ed. Mehr nicht, weil er nämlich seinen Kopf so weit wie möglich verdrehte, um noch einen letzten Blick von hinten auf sie erhaschen zu können. Perfekte kleine Schnuckelhintern! Er konnte sie förmlich sehen, die aus ihren kurzen Shorty-Shorts triefenden Gleitmittel und Spirochäten! Kurze Shorty-Shorty-Shorts! Sex! Sex! Sex! Sex! Da war er, der Sex in Miami! Thronte auf goldenen Plexiglasstelzen!
»Tja«, sagte Mac. »Ich auch nicht. Aber ein Grund für Mary Brickell, von ihrem Grab aus sofort einen Leserbrief an den Chefredakteur zu schreiben.«
»Hey, das ist gut, Mac. Habe ich dir eigentlich jemals gesagt, dass du ziemlich geistreich sein kannst, wenn du willst?«
»Nein. Hast du wahrscheinlich einfach vergessen.«
»Aber es stimmt. ›Von ihrem Grab aus einen Leserbrief an den Chefredakteur schreiben.‹ Eins kann ich dir sagen. Ein Brief aus dem Jenseits von Mary Brickell ist mir tausendmal lieber als die von diesen geifernden Fanatikern, die ich dauernd kriege.« Er brachte ein Lachen zustande. »Das ist wirklich witzig, Mac.« Witz. Gutes Thema. Hervorragend. Reden wir also über Mary Brickell, über das Mary Brickell Village, über Briefe an den Chefredakteur, über kleine Schlampen auf Plexiglasstelzen, über jede verdammte Sache, solange sie mir ihr Ich-hab-genug-von-dir erspart.
Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, verzog Mac einen Mundwinkel zu einem zweideutigen Lächeln — immerhin, ein Lächeln, Gott sei Dank — und sagte: »Noch mal, Ed, so spät zu kommen und alle warten zu lassen, das gehört sich wirklich nicht, das ist einfach deermaaaßen übel. Es gehört sich nicht, und man tut es nicht. Es ist einfach liederlich. Es ist …« Sie hielt inne. »Es ist … ausgesprochen unbesonnen.«
Oho! Liederlich, sieh an. Und auch noch unbesonnen. Grundgütiger! Zum ersten Mal während dieses durch und durch trübsinnigen Ausflugs war Ed nach Lachen zumute. Zwei Worte aus Macs Fundus mit der Aufschrift: White Anglo-Saxon Protestant. In ganz Miami-Dade County, in ganz Greater Miami und vor allem in Miami Beach benutzten nur noch die Mitglieder seines schrumpfenden und bedrohten kleinen Stammes, dem auch sie angehörte, die White Anglo-Saxon Protestants, die Begriffe liederlich und unbesonnen oder hatten auch nur einen Schimmer, was sie überhaupt bedeuteten. Sicher, auch er gehörte diesem absterbenden Geschlecht der White Anglo-Saxon Protestants an, aber es war Mac, die den Glauben aufrichtig praktizierte. Selbstredend nicht den religiösen protestantischen Glauben. Niemand an der Ost- oder Westküste der Vereinigten Staaten, der auch nur die Basisqualifikation für Kultiviertheit anstrebte, war noch religiös, und sicher niemand, der in Yale studiert hatte, wie er und Mac. Nein, Mac war in moralischer und kultureller Hinsicht exemplarisch für das WASP-Geschlecht. Sie war der WASP-Purist, der Müßiggang und Trägheit, die erste Stufe von liederlich und unbesonnen, nicht ausstehen konnte. Müßiggang und Trägheit verrieten nicht nur Maßlosigkeit oder Urteilsschwäche. Sie waren unmoralisch. Sie waren Faulheit. Sie waren Sünden wider das Selbst. Mac konnte zum Beispiel nicht einfach in der Sonne herumlümmeln. Wenn es am Strand nichts Besseres zu tun gab, organisierte sie Speed-Walking-Wettbewerbe. Alle Mann auf! Los geht’s! Das Ziel: Acht Kilometer in einer Stunde, hier auf dem Strand, im Sand! Na, wenn das keine Leistung ist? Kurz, wenn Platon Zeus jemals davon überzeugen könnte — Platon glaubte erklärtermaßen an Zeus — ihn wiederauferstehen zu lassen, damit er zur Erde zurückkehren könnte, um eine idealtypische Vertreterin der White Anglo-Saxon Protestants aufzuspüren, dann würde er nach Miami kommen und Mac auswählen.
Auf dem Papier war auch Ed ein idealtypisches Mitglied dieser Spezies. Hotchkiss, Yale … groß, eins neunzig, auf eine schlaksige Art schlank … hellbraunes, dichtes Haar, hier und da ein grauer Schimmer … sah aus wie Donegal Tweed, sein Haar … und dann natürlich der Name, sein Familienname, Topping. Ihm war klar, dass der Name Edward T. Topping IV bis an die Schwelle zur Satire White Anglo-Saxon Protestant in Reinkultur war. Nicht mal der Welt größte Snobs, die Briten, legten noch Wert auf all die IIIs, IVs, Vs und das gelegentliche VI, denen man in den Vereinigten Staaten begegnete. Deshalb nannten auch alle ihren Sohn Eddie »Fiver«. Sein voller Name war Edward T. Topping V. Fünf war immer noch ziemlich selten. Jeder Amerikaner mit einer III oder Höherem hinter dem Namen war White Anglo-Saxon Protestant oder hatte Eltern, die den verzweifelten Wunsch hegten, dass er einer wäre.
Aber warum in Gottes Namen wurde ein White Anglo-Saxon Protestant, eine der letzten verlorenen Seelen eines absterbenden Geschlechts, ein Mann mit dem Namen Edward T. Topping IV Chefredakteur des Miami Herald? Er hatte nicht den geringsten Schimmer gehabt, als er den Job angetreten hatte. Als das Loop Syndicate den Herald von der McClatchy Company übernahm und ihn plötzlich vom Redakteur der Meinungsseite der Chicago Sun-Times zum Chefredakteur des Herald beförderte, bewegte ihn nur eine einzige Frage. Wie würde das im Alumni-Magazin von Yale einschlagen? Das war das Einzige, was in seiner linken Gehirnhälfte haften blieb. Klar, sie — die Rechercheabteilung des Loop Syndicate — versuchten ihn einzuweisen. Versuchten. Aber irgendwie konnte er sich all die Dinge, die sie ihm über die Lage in Miami erzählten, nicht merken … wehten durch das Broca- und Wernicke-Zentrum seines Gehirns hindurch … verflüchtigten sich wie Morgennebel. War Miami die einzige Stadt der Welt, in der mehr als die Hälfte aller Einwohner erst kürzlich — das heißt während der letzten fünfzig Jahre — eingewandert war? … Hmmmm … Wer hätte das gedacht? Übte ein Teil dieser Einwanderer, die Kubaner, die politische Kontrolle über die Stadt aus — kubanischer Bürgermeister, kubanische Ressortleiter, kubanische Polizisten, kubanische Polizisten und noch mehr kubanische Polizisten, 60 Prozent aller Polizisten Kubaner plus 10 Prozent andere Latinos, 18 Prozent amerikanische Schwarze und nur 12 Prozent Anglos? Und setzte sich die allgemeine Bevölkerung nicht ungefähr genauso zusammen? …. Hmmm … interessant, sicher … wer immer die auch sind, die »Anglos« … Und waren die Kubaner und andere Latinos so in der Überzahl, dass der Herald eine vollkommen eigenständige spanische Ausgabe, den El Nuevo Herald, aufbauen musste, mit eigener kubanischer Belegschaft, weil er sonst Gefahr liefe, bedeutungslos zu werden? … Hmmm … Wahrscheinlich wusste er das alles, irgendwie. Und standen die amerikanischen Schwarzen den kubanischen Polizisten feindselig gegenüber, weil die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren, als wären sie vom Himmel gefallen, und nichts anderes im Sinn hatten, als die Schwarzen zu drangsalieren? … Hmmm … stell dir das vor. Und er versuchte es sich vorzustellen … vielleicht fünf Minuten lang … bis die Frage sich auflöste angesichts einer Anfrage, die andeutete, dass das Alumni-Magazin seinen eigenen Fotografen schicken würde. Und waren nicht Abertausende von Haitianern nach Miami geströmt, die sich darüber erregten, dass die amerikanische Regierung illegale kubanische Einwanderer mit einem Fingerschnippen legalisierte, während sie bei den Haitianern kein Pardon kannte? … und jetzt auch noch Einwanderer aus Venezuela, Nicaragua, Puerto Rico, Kolumbien, Russland, Israel …. Hmmm … wirklich? Das muss ich mir merken …. Wie war das alles noch mal? …
Aber der Zweck dieser Informationen, die sie Ed auf subtile Weise mitzugeben versuchten, war nicht, ihm all diese Spannungs- und Reibungspunkte als potenzielle Schlagzeilen der Immigration City aufzuzeigen. Ganz und gar nicht. Der Zweck war der, Ed und seine Mitarbeiter zu ermutigen, »Zugeständnisse zu machen« und die Vielfältigkeit zu betonen, die eine gute Sache war, ja sogar eine ziemlich edle, und nicht die Differenzen, auf die wir alle ganz gut verzichten konnten. Der Zweck war der, Ed darauf hinzuweisen, Vorsicht walten zu lassen und sich keine dieser Fraktionen zum Feind zu machen … Er sollte in dieser Phase, in der das Syndicate den Herald und den El Nuevo Herald mit aller Konsequenz »digitalisieren«, aus der knorrigen alten Umklammerung des Printgeschäfts befreien und in schlanke Onlinepublikationen des einundzwanzigsten Jahrhunderts verwandeln wollte, einen »ruhigen Kurs steuern«. Der Subtext war: Sollten währenddessen die Straßenköter anfangen zu knurren, ihre Zähne fletschen und sich gegenseitig zerfleischen, hatte er die Vielfalt zu feiern und dafür zu sorgen, die Zähne wieder weiß zu waschen.
Das war jetzt drei Jahre her. Da Ed aber nie richtig zugehört hatte, kapierte er nicht gleich. Drei Monate nach seiner Ernennung zum Chefredakteur brachte er Teil eins der Geschichte eines jungen risikofreudigen Reporters über das geheimnisvolle Verschwinden von $940 000, die die Bundesregierung einer Anti-Castro-Organisation in Miami zugewiesen hatte, um damit störungsfreie TV-Übertragungen nach Kuba zu ermöglichen. Nicht eine einzige Tatsache in der Geschichte wurde jemals widerlegt oder auch nur ernsthaft angezweifelt. Dennoch erhob sich ein derartiges Geheul aus der »kubanischen Gemeinde« — was man sich auch immer darunter vorstellen mochte — dass es Ed bis in die kleinen Zehen durchrüttelte. Die Reaktion der »kubanischen Gemeinde« sprengte alle Kapazitäten: Der E-Mail-Server, die Website, die Telefonleitungen und sogar die Faxanschlüsse in den Büros des Herald und des Loop Syndicate in Chicago brachen angesichts der Überlastung zusammen. Vor dem Gebäude des Herald formierte sich Tag für Tag ein brüllender, Parolen skandierender, buhender Mob, der Schilder trug, die Meinungsäußerungen zierten wie: alle roten Ratten ausrotten … herald: Fidel, si! patriotismo, no! … boykottiert el habana herald … el miami hemorroides … miami herald: Castros Hure … Ein ununterbrochenes Sperrfeuer aus Beleidigungen in Fernsehen und Radio brandmarkte den neuen Eigentümer des Herald, das Loop Syndicate, als bösartigen »linksextremen Virus.« Unter den neuen Kommissaren sei der Herald zu einem Nest unverhohlen »radikaler Linksintellektueller« geworden, und der neue Chefredakteur Edward T. Topping IV sei ein »Mitläufer und nützlicher Idiot Castros«. Blogger identifizierten den risikofreudigen jungen Mann, der die Geschichte geschrieben hatte, als »leidenschaftlichen Kommunisten«. Überall in Hialeah und Little Havana tauchten Flugblätter und Plakate mit seinem Foto auf. Darüber die Zeile, gesucht wegen Verrats, darunter seine Adresse, seine Festnetz- und Handynummern. Auf ihn, seine Frau und seine drei Kinder wurde ein Maschinengewehrfeuer an Morddrohungen eröffnet. In der Antwort des Loop Syndicate wurde Ed — wenn man zwischen den Zeilen lesen konnte — als rückständiger Idiot dargestellt. Das Syndicate strich Teil zwei und drei der Serie und wies den Idioten an, jegliche Berichterstattung über Anti-Castro-Gruppen einzustellen, solange gegen sie keine formelle Anklage vorliege wegen Mordes, Brandstiftung oder eines vorsätzlichen Angriffs mit einer Schusswaffe, der schwere Verletzungen verursacht hatte. Außerdem maulte das Syndicate, weil es den jungen Reporter und seine Familie — fünf Personen — für sechs Wochen auf seine Kosten an einem geheimen Ort unterbringen und obendrein noch für Bodyguards bezahlen musste.
Und so landete Edward T. Topping IV mit einer Untertasse vom Mars mitten in einer Straßenprügelei.
Inzwischen steuerte Mac den Green Elf bis zum Ende der Fahrspur und bog in die nächste ein. »Oh, du …«, rief sie aus und hielt inne, weil sie nicht genau wusste, wie sie den Übeltäter direkt vor ihr beschimpfen sollte. Sie klebte am Kofferraum eines großen Mercedes, möglicherweise ein Maybach, dessen edles europäisches Hellbraun in dem kränklichen elektrischen Zwielicht glänzte. Er rollte langsam an den parkenden Wagen vorbei und suchte nach einem freien Platz. Wenn einer auftauchte, dann würde der Mercedes ihn vor ihnen kriegen.
Mac bremste ab und vergrößerte den Abstand zu dem Wagen. Genau in diesem Augenblick hörten sie, dass ein anderer Wagen wie wahnsinnig beschleunigte. Nach dem Geräusch der quietschenden Reifen zu urteilen, schleuderte der Wagen in höllischem Tempo durch die 180-Grad-Kehre von der einen in die nächste Fahrspur. Jetzt raste der Fahrer von hinten in rücksichtslosem Tempo auf sie zu. Das Scheinwerferlicht flutete das Innere des Green Elf. »So ein Vollidiot«, sagte Mac laut. Sie kreischte fast.
Sie und Ed machten sich schon auf den drohenden Aufprall gefasst, als der Fahrer in letzter Sekunde abbremste und schließlich keine zwei Meter hinter ihnen herrollte. Als Zugabe ließ der Fahrer den Motor noch zwei- oder dreimal aufheulen.
»Was bildet sich dieser Schwachkopf ein?«, sagte Mac. »Selbst wenn ich wollte, könnte ich ihn nicht vorbeilassen. Da ist kein Platz.«
Ed drehte sich um, um den Rüpel in Augenschein zu nehmen. »Herrgott, sind die Scheinwerfer grell. Ich kann bloß erkennen, dass es irgendein Cabrio ist. Ich glaube, es ist eine Frau. Bin mir aber nicht sicher.«
»Unverschämte Schlampe«, sagte Mac.
Und dann — Ed konnte es nicht fassen. Genau vor ihnen leuchtete rechts in der Wand aus Autos ein rotes Paar Rücklichter auf. Dann im Heckfenster eine rote Bremsleuchte. Es musste sich um einen Escalade oder einen Denali handeln, so hoch, wie die Bremsleuchte war. Jedenfalls irgendein Monster-SUV. Konnte das wahr sein … jemand in dieser undurchdringlichen Blechwand war gerade im Begriff seinen Platz zu räumen?
»Ich glaub’s nicht«, sagte Mac. »Ich glaub’s erst, wenn er wirklich zurücksetzt. Ein Wunder.«
Sie und Ed schauten wie ein einziges Lebewesen nach vorn, um herauszufinden, ob ihr Konkurrent, der Mercedes, die Lichter auch gesehen hatte und zurücksetzte, um den Platz für sich zu beanspruchen. Gott sei Dank blieben die Bremslichter dunkel … er rollte einfach weiter …. war fast am Ende der Fahrspur angekommen … hatte das Wunder total verpasst.
Langsam löste sich der Wagen aus der Blechwand … ein großes schwarzes Ding … riesig! … langsam, sehr langsam … Es war ein Monster namens Annihilator. Chrysler hatte ihn 2011 herausgebracht, um es mit dem Cadillac Escalade aufnehmen zu können.
Das grelle Licht des Wagens an ihrem Heck zog sich langsam aus dem Innenraum des Elf zurück und erlosch dann plötzlich. Ed schaute sich um. Der Fahrer hatte den Rückwärtsgang eingelegt und machte gerade eine 180-Grad-Kehre. Ed konnte den Wagen jetzt genauer sehen. Es saß tatsächlich eine Frau am Steuer, dunkelhaarig, anscheinend jung, und das Cabrio — Grundgütiger! — war ein nagelneuer weißer Ferrari 403!
Ed deutete nach hinten und sagte zu Mac: »Deine unverschämte Schlampe haut ab. Sie wendet und fährt zurück. Du rätst nie, was für einen Wagen sie fährt … einen Ferrari 403!«
»Und das bedeutet?«
»Der kostet $275 000! Fast fünfhundert PS. In Italien fahren sie Rennen damit. Wir haben mal eine Geschichte über den 403 gebracht.«
»Erinnere mich zu Hause daran, dass ich mir die Geschichte anschaue«, sagte Mac. »Aber im Moment interessiert mich an dem Wunderauto nur, dass die unverschämte Schlampe damit wegfährt.«
Hinter ihnen ertönte das omnivore Gebrüll des Wunderautos und dann das kreischende Quietschen der Reifen, als die Frau mit Vollgas den Weg zurückraste, den sie gekommen war.
Behäbig … behäbig … setzte der Annihilator zurück. Bullig … bleiern … schob sich das gigantische schwarze Heck aus der Lücke, bewegte sich das Monster auf den Green Elf zu, bevor es die Räder gerade stellte, um Richtung Ausfahrt davonrollen zu können. Der Annihilator sah aus wie ein Riese, der grüne Elfen verschlang wie Äpfel oder Vollkorn-Proteinriegel. Offenbar ahnte Mac genau das und setzte zurück, um dem Riesen den Raum zu gewähren, den er brauchte.
»Ist dir schon mal aufgefallen«, sagte Ed, »dass die Leute, die sich solche Dinger kaufen, keine Ahnung haben, wie man die fährt? Brauchen ewig für alles. Keinen Schimmer, wie sie so ein Schlachtschiff bewegen sollen.«
Jetzt, endlich, erblickten sie, was ihnen fast wie eine mythische geografische Erscheinung vorkam … den Parkplatz.
»Okay, du Riesenbaby«, sagte Mac. »Jetzt reiß dich zusammen und gib Gas.«
Kaum hatte sie das Wort Gas ausgesprochen, als von vorn, von der Ausfahrt, das donnernde metallische Röhren eines Hochgeschwindigkeitsverbrennungsmotors und das wütende Kreischen von Reifen ertönten. Grundgütiger — der Wagen beschleunigte fast genauso schnell wie der Ferrari 403, nur dass er gegen die Fahrtrichtung auf sie zuraste. Da der massige Annihilator ihnen die Sicht versperrte, konnten Ed und Mac nicht sehen, was da vor sich ging. Im Bruchteil einer Sekunde war der Beschleunigungslärm so laut, dass der Wagen praktisch an der Schnauze des Annihilators kleben musste. Die Hupe und die Bremslichter des Annihilators kreiiiischten ROT — Gummi quiiiiietschte — der Wagen schleeeuuuderte herum, um nicht frontal in den Annihilator zu krachen — verschwommmmmenes Weiß, durchzogen von winzigen verschwommmmmenen schwaaaaarzen Streiiiiifen, rechts von Ed, direkt vor dem Annihilator — schießt in das Parklückenwunder — auf dem Asphalt schwaaaaarzes Gummi, als der Wagen direkt vor Eds und Macs Augen zum Stehen kommt.
Schock, Bestürzung — und bango — Eds und Macs zentrale Nervensysteme ertranken in … Erniedrigung. Das verschwommene Weiß war der Ferrari 403. Der verschwommene Hauch Schwarz waren die Haare der unverschämten Schlampe. Sie hatte schneller zugeschlagen, als man es aussprechen konnte. In dem Augenblick, als sie erkannt hatte, dass sich eine Parklücke auftat, hatte die unverschämte Schlampe kehrtgemacht, war in Gegenrichtung zurückgerast, war um die Wand aus Wagen herumgeschleudert, war die nächste Fahrspur gegen die Fahrtrichtung hinuntergerast, war am nächsten Ende, an der Ausfahrt, wieder um die Wagenreihe herumgeschleudert, war ihre Fahrspur gegen die Fahrtrichtung hinaufgerast und dann vor dem Annihilator in die Parklücke geschossen. Wofür sonst hatte man einen Ferrari 403? Und was blieb einem Gutmenschenauto wie dem Green Elf übrig, als Gutes für den geschundenen Planeten Erde zu tun und alles andere zu ertragen wie ein Mann … oder eine Elfe?
Der Annihilator hupte die unverschämte Schlampe ein paarmal wütend an und fuhr dann los, vermutlich zur Ausfahrt. Aber Mac blieb stehen. Sie fuhr nirgendwohin. Sie war sauer, stinksauer.
»Diese Schlampe«, sagte sie. »Diese schamlose kleine Schlampe.«
Dann fuhr sie ein Stück vor und hielt direkt hinter dem Ferrari an, der rechts von dem Elf in seiner Parklücke stand.
»Was wird das?«, fragte Ed.
»Wenn die glaubt, dass sie damit durchkommt, dann hat sie sich geschnitten«, sagte Mac. »Wenn sie Spielchen spielen will, okay, kann sie haben.«
»Was meinst du?«, sagte Ed. Macs Kinnhaltung war eindeutig White Anglo-Saxon Protestant. Ed wusste, was das bedeutete. Es bedeutete, dass der Regelverstoß der unverschämten Schlampe nicht nur Ausdruck schlechter Manieren war. Er war eine Sünde.
Ed spürte, dass sein Herz einen Gang höher schaltete. Er war kein Mensch, der von Natur aus zu physischen Auseinandersetzungen und öffentlichen Wutausbrüchen neigte. Außerdem war er der Chefredakteur des Herald, der Mann des Loop Syndicate in Miami. In was auch immer er sich in der Öffentlichkeit hineinziehen ließe, würde hundertfach aufgeblasen werden.
»Was hast du vor?« Er war sich darüber im Klaren, dass seine Stimme plötzlich furchtbar heiser klang. »Ich glaube kaum, dass sie das wert ist, dieses ganze …« Er wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte.
Aber Mac hörte ihm ohnehin nicht zu. Ihre Augen waren fest auf die unverschämte Schlampe geheftet, die gerade aus dem Cabrio stieg. Sie konnten sie nur von hinten sehen. Als sie sich zu ihnen umdrehte, drückte Mac auf den Knopf, der das Fenster der Beifahrerseite öffnete, beugte sich über Ed und senkte den Kopf so weit, dass sie der Frau geradewegs ins Gesicht sehen konnte.
Als die Frau sich ganz umgedreht hatte, machte sie ein paar Schritte und blieb dann stehen, als sie merkte, dass der Elf sie fast völlig eingekeilt hatte. Und dann legte Mac los:
»DU HAST GANZ GENAU GESEHEN, DASS ICH HIER GEWARTET HABE, UND WAGE ES JA NICHT, DAS ZU BESTREITEN. WER HAT DIR EIGENTLICH —«
Ed hatte Mac schon schreien gehört, aber noch nie so laut oder mit solcher Wut. Es jagte ihm Angst ein. Wie sie so über ihn gebeugt war, befand sich ihr Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt. Sein großes Mädchen hatte bis zum Anschlag in den rechtschaffenen WASP-Angriffsmodus geschaltet, und nun mussten alle dafür bluten.
»— MANIEREN BEIGEBRACHT? DIE HURRICANE GIRLS?«
Die Hurricane Girls waren eine berüchtigte, großteils schwarze Mädchengang, die sich vor zwei Jahren nach dem Wirbelsturm Fiona in einer Flüchtlingszeltstadt formiert und eine Serie von Anschlägen und Raubüberfällen verübt hatte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. »Rassistische Tirade: Frau des Herald-Chefredakteurs rastet aus« — er konnte die Geschichte gleich selbst schreiben. Im selben Augenblick erkannte er, dass die unverschämte Schlampe sicher mit keiner Mädchengang oder Ähnlichem zu tun hatte. Sie war nicht nur eine wunderschöne junge Frau, sondern ganz offensichtlich elegant, stilvoll und reich. Sie hatte glänzend schwarzes, in der Mitte gescheiteltes Haar … Unmengen von Haar … das erst glatt und dann in wilden, welligen Kaskaden auf ihre Schultern fiel … eine feine goldene Halskette … mit einem Tropfenanhänger, der Eds Blick direkt auf das Dekolleté und zwei junge Brüste lenkte, die danach lechzten, das sie halbherzig im Zaum haltende kleine ärmellose weiße Seidenkleid zu sprengen, das auf halber Höhe ihrer Oberschenkel endete und nicht mal versuchte, die perfekt geformten, perfekt gebräunten, ewig langen lüsternen Beine zu verhüllen, die himmlisch auf weißen Krokodillederpumps mit endlos hohen High Heels dahinschwebten und Venus aufstöhnen und seufzen ließen. Sie trug eine kleine Clutch aus Straußenleder. Ed hätte nicht sagen können, wie man all das Zeug an ihrem Körper nannte, aber aus den Magazinen wusste er, dass das alles genau jetzt en vogue und sehr teuer war.
»— ODER HAST DU AUCH NUR EINE AHNUNG, WAS FÜR EINE MIESE KLEINE DIEBIN DU BIST?«
»Komm schon, Mac«, sagte Ed mit gedämpfter Stimme. »Lass gut sein, das ist die ganze Sache doch nicht wert.« Womit er meinte, »Jemand könnte mich erkennen.« Was Mac anging, war er nicht mal anwesend. Da waren nur sie selbst und die unverschämte Schlampe, die ihr ein Unrecht angetan hatte.
Die wunderschöne unverschämte Schlampe wich unter Macs Attacken keinen Zentimeter zurück oder zeigte sich auch nur im Mindesten eingeschüchtert. Sie stand mit vorgereckten Hüften da, die Knöchel einer Hand ruhten auf der höheren Hüfte, der abgewinkelte Ellbogen stand weit ausladend seitlich ab. Auf ihren Lippen lag die Andeutung eines Lächelns, und ihre ganze herablassende Haltung drückte so viel aus wie, »Komm, Mädchen, ich hab’s eilig, du hältst mich auf. Sei doch bitte so freundlich und mach jetzt Schluss mit deinem kleinen Tsunami im Wasserglas — aber ein bisschen flott.«
»— SAG MIR NUR EINEN GRUND —«
Vollkommen unbeeindruckt von Macs Tirade machte die wunderschöne unverschämte Schlampe zwei Schritte auf den Green Elf zu, beugte sich vor, schaute Mac in die Augen und sagte, ohne die Stimme zu erheben: »Warum spucken Sie denn so beim Sprechen?«
»WAS HAST DU GESAGT?«
Die unverschämte Schlampe machte noch einen Schritt nach vorn und stand jetzt etwa einen Meter vor der Tür auf Eds Seite. Die Augen immer noch auf Mac geheftet, sagte sie jetzt mit lauterer Stimme: »¡Mírala! Granny, du spuckst ja beim Reden, como una perra sata rabiosa con la boca llena des espuma1, du besabberst ja tu pendejocito allí2.¡Tremenda pareja que hacen, pendeja!«3 Sie war jetzt so wütend wie Mac, und das merkte man allmählich.
Mac konnte kein Wort Spanisch, aber auch der englische Teil war in höchstem Maße beleidigend.
»WIE KANNST DU ES WAGEN, SO MIT MIR ZU REDEN? WAS GLAUBST DU, WER DU BIST, DU MIESES KLEINES FERKEL?«
Die unverschämte Schlampe blaffte zurück. »¡NO ME JODAS MAS CON TUS GRITICOS! ¡VETE A LA MIERDA, PUTA!«4
Unter dem Geschrei der beiden Frauen, den wie Kugeln an seinem bleichen Gesicht vorbeischwirrenden Beleidigungen sitzt Ed wie versteinert da. Die wütende Latina schaut an ihm vorbei, als sei er Luft, ein Nichts. Das demütigt ihn. Natürlich sollte er sich aufraffen und als ganzer Mann dieser Konfrontation ein Ende bereiten. Er sollte sagen: »Schluss jetzt! Haltet den Mund! Alle beide!« Aber er traut sich nicht. Er traut sich nicht, Mac darauf hinzuweisen, dass sie in jeder Hinsicht im Unrecht ist. All das weiß er nur zu gut. Aber dafür würde sie ihn für den Rest des Abends in kleine Streifen schneiden. Und zwar vor den Augen ihrer Freunde, die da drinnen auf sie warteten, und wie üblich würde er nicht wissen, was er sagen sollte. Er würde es einfach ertragen wie ein Mann, sozusagen. Und er traut sich auch nicht, die Latina zurechtzuweisen. Wie würde das aussehen? Der Chefredakteur des Miami Herald beschimpft und beleidigt eine elegante kubanische señora! Das ist die eine Hälfte seiner Spanischkenntnisse, »señora«. Die andere Hälfte ist, »Sí, cómo no?« Außerdem sind Latinos aufbrausend, vor allem kubanische, wenn sie denn Kubanerin ist. Aber welche Latina in Miami außer einer Kubanerin konnte so offensichtlich reich sein? Wahrscheinlich trifft sie sich im Restaurant mit ihrem hitzköpfigen Ehemann oder Freund, der Sorte, die Satisfaktion fordern und ihn so noch weiter demütigen würde. Seine Gedanken überschlagen sich. Die Kugeln zischen weiter hin und her. Sein Mund und Hals sind trocken wie Kreide. Warum können sie nicht einfach aufhören?
Aufhören? Ha! Mac schreit: »REDE ENGLISCH, DU JÄMMERLICHE IRRE. DU BIST JETZT IN AMERIKA. ENGLISCH, HÖRST DU, ENGLISCH!«
Einen Augenblick lang verstummt die unverschämte Schlampe. Dann ist sie wieder ganz die Ruhige, Hochmütige und sagt spöttisch lächelnd mit ziemlich leiser Stimme: »¡No, mí malhablada puta gorda5, wir sind jetzt in Mii-ah-mii. Du bist jetzt in Mii-ah-mii!« Mac ist verblüfft. Ein paar Sekunden lang ist sie unfähig, ein Wort zu sagen. Schließlich stößt sie mit einem einzigen erstickten Zischen hervor: »Unverschämte Schlampe!« Und dann tritt sie so hart aufs Gas, dass der Green Elf schlingernd und mit quietschenden Reifen davonschießt.
Mac presst die Lippen so fest zusammen, dass das Fleisch darüber und darunter wie dicke Wülste aussieht. Sie schüttelt den Kopf … nicht weil sie wütend ist, wie Ed scheint, sondern viel schlimmer: gedemütigt. Sie schaut ihn nicht an. Ihre Gedanken kreisen um das, was gerade geschehen ist. ::::::Du hast gewonnen, unverschämte Schlampe.::::::
Das Balzac’s war brechend voll. Der Geräuschpegel bewegte sich am oberen Wir-sind-in-einem-angesagten-Restaurant-und-ist-das nicht-fantastisch-Level … aber Mac musste die ganze Geschichte unbedingt erzählen, laut, so laut, dass ihre sechs Freunde es gut hören konnten, so in Rage war sie … Christian Cox, Marietta Stillmann … Christians Lebensgefährtin Jill … Mariettas Mann Thatcher … Chauncey und Isabel Johnson …. sechs Anglos, echte Anglos wie sie selbst, amerikanische protestantische Anglos — Bitte, um Himmels willen! Ed blickte hektisch in alle Richtungen. Am Nebentisch, das könnten Kubaner sein. Die haben weiß Gott das nötige Kleingeld! Oh ja, sicher! Und da! Was ist mit den Kellnern? Sehen auch wie Latinos aus … sind sicher Latinos … Er achtete schon gar nicht mehr auf Macs Tirade. Aus dem Nichts schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. »Für jeden … für wirklich alle … gibt’s nur noch eins: Zurück zum Blut! Die Religion stirbt … aber an irgendwas muss doch jeder glauben. Es wäre unerträglich — nicht zum Aushalten — wenn man sich am Ende sagen müsste, ›Warum soll ich mir noch was vormachen? Ich bin nichts weiter als ein beliebiges Atom in einem Superteilchenbeschleuniger namens Universum.‹ Aber heißt an etwas glauben nicht per definitionem blind, irrational glauben? Tja, liebe Leute, dann bleibt uns nur noch eins, das uns verbindet: das Blut, die Blutlinien, die durch unsere Körper strömen. ›La Raza!‹, schreien die Puerto Ricaner. ›Die Rasse!‹, schreit die ganze Welt. Alle Menschen, alle Menschen überall, haben nur noch einen Gedanken — Zurück zum Blut.« Alle Menschen, überall, haben keine andere Wahl als — Zurück zum Blut!
1 »Jetzt schau dir das an! Du spuckst ja beim Reden wie eine tollwütige Hündin mit Schaum vorm Mund.«
2 »deinen Vollidioten von Ehemann«; wörtlich: »dein bisschen Schamhaar«.
3 »Was für ein lächerliches Paar ihr doch abgebt, du blödes Miststück!«
4 »Jetzt hör endlich auf mit deinem Gezeter! Verpiss dich, du Hure!«
5 »Nein, meine fette, fluchende Hure.«
1
Der Mann auf dem Mast
KLATSCH das Patrouillenboot hüpft in der Bucht in die Luft schlägt KLATSCHauf der nächsten Woge wieder auf, hüpft wieder hoch, schlägt KLATSCH auf der nächsten Woge auf KLATSCH und hüpft mit Sirenengeheul und auf dem Dach wie verrückt blinkenden Warnblinkleuchten KLATSCH in die Luft, aber Officer Nestor Camachos Kollegen im Führerstand, KLATSCH die beiden fetten americanos, lieben das, KLATSCH lieben die wilde Jagd gegen den Wind, KLATSCH mit Vollgas und siebzig Stundenkilometern, KLATSCH lassen den flachen Aluminiumrumpf von Woge KLATSCHzu WogeKLATSCHzu Woge KLATSCH hüpfen, hüpfen auf die Mündung der Biscayne Bay zu, »um sich um den Mann auf der Spitze eines Masts KLATSCHam Rickenbacker Causeway zu kümmern« —
— KLATSCHdie beiden americanos am Steuer saßen auf Sitzen mit eingebauten Stoßdämpfern, die alle KLATSCH Hüpfer abfederten, während Nestor, fünfundzwanzig, vier Dienstjahre KLATSCH gerade zur Marine Patrol KLATSCH einer Eliteeinheit KLATSCH versetzt und noch auf Probezeit, hinter den beiden eingeklemmt war, wo er sich KLATSCH an einem Haltegriff festklammern und KLATSCH seine Beine als Stoßdämpfer benutzen musste —
Ein Haltegriff! Das Patrouillenboot war das Gegenteil von stromlinienförmig. Es war häääässs-liiich … mit einem siebeneinhalb Meter langen, gummiartigen Pfannkuchen aus Hartschaum als Deck und dem Aufbau eines alten Schleppers als Führerstand. Aber die beiden Motoren hatten 1 500 PS, und das Ding schoss über das Wasser wie ein Blitz. Es war unsinkbar, es sei denn, man sprengte mit Kanonenkugeln haufenweise dreißig Zentimeter große Löcher in den Hartschaum. Bei Tests hatte es selbst mit den wahnwitzigsten Manövern niemand geschafft, eins zum Kentern zu bringen. Und diese Hütte von Führerstand, in der sich er und die americanos befanden? Sie war das Hässliche Entlein des Bootsbaus — aber schalldicht. Draußen lösten die siebzig Stundenkilometer des Patrouillenboots einen wahren Wirbelsturm aus Luft, Wasser und Motorenlärm aus … während man hier im Führerstand nicht mal seine Stimme heben musste … wenn man fragen wollte, was das wohl für ein Vollidiot war, der einen auf einer Mastspitze am Rickenbacker Causeway erwartete.
Ein Sergeant namens McCorkle, mit sandfarbenen Haaren und blauen Augen, steuerte das Boot, sein Stellvertreter, Officer Kite, mit vollblonden Haaren und blauen Augen, saß auf dem Sitz neben ihm. Beide waren echte Fleischberge mit Fettrand — und bilderbuchblonden Haaren! — und blauen Augen! Blond! — mit blauen Augen! — es half nichts, man konnte nur eines denken, americanos.
Kite sprach KLATSCH ins Funkgerät: »Q,S,M« — Kürzel der Polizei von Miami für »Wiederhole« — »Negativ?« KLATSCH »Negativ? Soll das heißen, dass keiner weiß, was der da oben macht?« »Da turnt ein Kerl auf einem rum und unverständliches Zeug?« »Er —?« — Kürzel für »Over«.
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