Baedeker Reiseführer E-Book Brüssel - Rainer Eisenschmid - E-Book

Baedeker Reiseführer E-Book Brüssel E-Book

Rainer Eisenschmid

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Beschreibung

Mit den Baedeker E-Books Gewicht im Reisegepäck sparen und viele praktische Zusatzfunktionen nutzen! - Einfaches Navigieren im Text durch Links - Offline-Karten (ohne Roaming) - Karten und Grafiken mit einem Klick downloaden, ausdrucken, mitnehmen oder für später speichern - Weblinks führen direkt zu den Websites der Tipps Tipp: Erstellen Sie Ihren persönlichen Reiseplan durch Lesezeichen und Notizen… und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche! E-Book basiert auf: 13. Auflage 2018 Musikalische Pause! Die müden Füße ausruhen, so richtig entspannen: Das geht wunderbar bei den regelmäßigen Mittagskonzerten im Königlichen Musikkonservatorium. Während des Studienjahrs zeigen Studenten, was sie können, beim Sommer-Festival »Midis-Minimes« sind es junge Profis. Das Programm bietet viel Abwechslung, die Atmosphäre ist immer locker. Lassen Sie sich von den besonderen Brüsseler Stadtklängen verzaubern – und vielleicht, wer weiß,  erleben Sie sogar den Auftritt eines zukünftigen Superstars … Schrittweise ist die Europäische Union entstanden, schrittweise ist sie gewachsen, von sechs auf zuletzt 27 Mitgliedstaaten. Und die Brüsseler? Die haben ihren Frieden mit der EU und insbesondere ihren architektonischen Begleiterscheinungen gemacht. Selbst Umberto Eco, jener berühmte italienische Schriftsteller, konstatierte vor seinem Tode erleichtert: »Brüssel ist keine imperiale Festung geworden, sondern eine sanfte Hauptstadt geblieben« – werfen Sie sich also hinein ins pralle Leben des EU-Viertels! Der neue Baedeker Brüssel verrät Ihnen die schönsten Cafés und Clubs, die eindrucksvollsten Kunstgalerien und trendigsten Mode- und Designläden! Nicht unbedingt augenscheinliche, vielmehr magische Momente stehen beim neuen Baedeker im Fokus: Gehen Sie am lauten Ehrenhof und der Kirche der Abtei La Cambre vorbei, plötzlich umfängt Sie wunderbare Stille! Im ruhigen Wasserbecken, in dem der Maelbeek entspringt, ziehen Goldfische zwischen Schilfrohren ihre Runden.  

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 363

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Inhalt

Ihr digitaler Baedeker

Verkehrsplan Brüessel

Preiskategorien & Legende

Top 14

10 Souvenirs

Baedekers Top-Ziele

Magische Momente

Frühmorgens auf der Grand’Place

Klösterliche Einsamkeit

Tropenstimmung

Art nouveau unendlich

Ganz klein werden

Abenddämmerung am Botanique

Taufrisch auf den Tisch

Volksnah

Le Show!

Omas Parfüm

Überraschendes

6 x Typisch

6 x Einfach unbezahlbar

6 x Durchatmen

6 x Unterschätzt

6 x Erstaunliches

Das Ist Brüssel

Hochburg des Art nouveau

Ganz schön grün

Modern und beliebt

Baustelle Europa

Stadtklänge

Touren

Tour 1: Brüssel Repräsentativ

Tour 2: Kleine Leute Und Große Künstler

Tour 3: Zu Den Ursprüngen Von Brüssel

Tour 4: Mit Der Tram 92

Tour 5: Europa, Kunst und Jugendstil

Baedeker Wissen: Die neunte Kunst

Sehenswertes Von A Bis Z

Anderlecht

Atomium

Basilique Nationale du Sacré-Cœur

Bourse

Cathédrale Saint-Michel

Centre Belge de la Bande Dessinée

Baedeker Wissen: Heimat der Comics

Forest

Forêt de Soignes

Galeries Saint-Hubert

Grand’Place

Baedeker Wissen: Hôtel de Ville

Grand Sablon

Ixelles

Jardin Botanique Meise

Laeken

Manneken Pis

Marché aux Poissons

Marollen (Quartier des Marolles)

Millenium Iconoclast Museum of Art (MIMA)

Mont des Arts

Musée David et Alice van Buuren

Musée Horta

Baedeker Wissen: Eine neue Kunst

Musée des Instruments de Musique

Musée Royal de l’Afrique Centrale

Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique

Muséum des Sciences Naturelles de Belgique

Notre Dame de la Chapelle

Notre Dame du Sablon

Palais de Justice

Palais Royal

Parc de Bruxelles

Parc du Cinquantenaire

Baedeker Wissen: Klöppelkünste

Parc Tournay-Solvay

Petit Sablon

Place des Martyrs

Place Royale

Place Saint-Géry

Quartier Européen

Baedeker Wissen: Die Europäische Union

Rue Royale

Théâtre Royal de la Monnaie

Villa Empain

Waterloo

Baedeker Wissen: Die Schlacht bei Waterloo

Hintergrund

Die Stadt und ihre Menschen

Baedeker Wissen: Brüssel auf einen Blick

Stadtgeschichte

Baedeker Wissen: Unregierbares Belgien

Architekturgeschichte

Interessante Menschen

Erleben und Geniessen

Ausgehen

Baedeker Wissen: Wilde Biere

Essen und Trinken

Baedeker Wissen: Typische Gerichte

Feiern

Baedeker Wissen: Speise der Götter

Museen

Shoppen

Baedeker Wissen: »101 % Brussels«

Stadtbesichtigung

Übernachten

Praktische Informationen

Kurz & bündig

Anreise · Reiseplanung

Auskunft

Etikette

Lesetipps

Preise und Vergünstigungen

Sprache

Telekommunikation · Post

Verkehr

Verzeichnis der Karten und Grafiken

Impressum

Karl Baedeker erfindet den Reiseführer

Ihr digitaler Baedeker

So nutzen Sie Ihr E-Book optimal

Praktische Volltextsuche

Sie möchten direkt alle Informationen zu einem bestimmten Ort erhalten oder gezielt nach einem Ort oder einer Einrichtung suchen? Nutzen Sie die interne Volltextsuche des E-Books, um schnell alle relevanten Suchergebnisse aufgelistet zu bekommen.

Individuelle Routenplanung

Der Baedeker listet im Kapitel „Touren“ schon einige der schönsten Reiserouten auf. Sie können jedoch auch Ihre ganz persönliche Route planen, indem Sie die Lesezeichenfunktion Ihres E-Books verwenden. Setzen Sie dazu einfach an allen Stellen im E-Book, die Sie für Ihre individuelle Route berücksichtigen wollen ein Lesezeichen.

Offline Kartennutzung

Laden Sie sich die Karten des Baedeker auf Ihr Endgerät herunter und und nutzen Sie sie überall, ob daheim oder unterwegs, online oder offline.

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Verkehrsplan Brüssel

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Preiskategorien & Legende

Restaurants

Preise für ein dreigängiges Menü

€€€€   über 75 €€€€ 55 bis 75 €€€ 35 bis 55 €€      bis 35 €

Hotels

Preise für ein Doppelzimmer mit Dusche/Bad und Frühstück

€€€€    über 320 €€€€220 bis 320 €€€ 120 bis 220 €€        bis 120 €

Baedeker Wissen

Textspecial, Infografik, 3D

Baedeker-Sterneziele

Top-Sehenswürdigkeiten

      Herausragende Sehenswürdigkeiten

Inspirierende Hintergründe und neue Sichtweisen.

Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

Überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

Top 14

Die Top-Sehenswürdigkeiten von Brüssel

Atomium

Symbol des optimistischen Atomzeitalters und eines der berühmtesten Wahrzeichen der Stadt Mehr >>>

Cathédrale Saint-Michel

Die prächtigste und geschichtsträchtigste Kirche der Stadt bietet Hochgotik in Reinkultur. Mehr >>>

Centre Belge De La Bande Dessinée

Hier leuchten die Augen aller Comic-Fans. Mehr >>>

Galeries Saint-Hubert

Eine der ersten »Shoppingmalls « der Welt – und immer noch eine der elegantesten Mehr >>>

Grand’Place

Touristen, Staatsgäste, Einheimische – alles trifft sich auf diesem prächtigen, von Zunfthäusern umrandeten Platz. Mehr >>>

Hôtel De Ville

Die stolzen und reichen Bürger der Stadt schenkten sich ein Rathaus von himmelwärts strebender Eleganz. Mehr >>>

Jardin Botanique Meise

Ein Schloss für eine traurige Kaiserin und ein Glaspalast für üppige Pflanzen Mehr >>>

Manneken Pis

Hier herrscht immer großes Gedränge. Wenn man Glück hat, trägt der kleine Mann gerade eines seiner Kostüme. Mehr >>>

Musée Horta

Jugendstil at its best: das Eigenheim des großen Meisters des »neuen Stils«. Und auch in der Nachbarschaft wurde kräftig gebaut ... Mehr >>>

Musée Royaux Des Beaux-Arts De Belgique

Kunst von Weltrang vom Mittelalter bis heute, die größte Sammlung überhaupt von Werken von René Magritte – und die Frage: »Wo ist Ikarus?« Mehr >>>

Notre Dame Du Sablon

Prächtige Glasfenster und eine hoch verehrte Marienfigur in einer der schönsten spätgotischen Kirchen Belgiens. Die Thurn und Taxis bestimmten sie zu ihrer Grablege. Mehr >>>

Parc Du Cinquantenaire

Erholungspark, Architekturmonument und Standort von drei interessanten Museen: zur Kunst, zur Militärgeschichte, eine phantastische Autoausstellung. Und rundum feinster Jugendstil. Mehr >>>

Musée Royaux D’Art Et D’Histoire

Kunst, Kunsthandwerk und Archäologie aus der ganzen Welt – und noch viel mehr Mehr >>>

Waterloo

Hier wurde vor über 200 Jahren europäische Geschichte geschrieben – und anschließend Europa wieder einmal neu sortiert. Mehr >>>

10 Souvenirs

10 Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

Ein Glas Chicoree-Konfitüre aus dem Shop des Jardin des Plantes – passt auch perfekt zu Pâtés

2.

Ein blauer Schirm mit den goldenen Sternen der EU, um ein bisschen Flagge zu zeigen

3.

Die Gänsehaut beim Betrachten der Gedenkwand für die Opfer des Terroranschlags in der Métrostation Maelbeek

4.

Eine Handtasche von Eric Beauduin, weil jede garantiert ein Unikat ist

5.

Ein künstlerisch gestalteter, wortloser Comic eines jungen Autors

6.

Ein paar Täfelchen der wunderbar verpackten Grand-cru-Schokoladen von Pierre Marcolini

7.

Ansichtskarten vom Brüssel von Anno dazumal von Plaizir

8.

Die Erinnerung an ein ausgefallenes Ur-Brüsseler Gericht in der Brasserie Les Brigittines

9.

Die Gefühle, die das rätselhafte Gemälde «Liebkosungen» von Fernand Khnopff wachgerufen hat

10.

Der Schrecken, den der plötzlich attackierende Dino im Muséum des Sciences Naturelles eingejagt hat

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Frühmorgens auf der Grand’Place  

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Klösterliche Einsamkeit  

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Tropenstimmung  

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Art nouveau unendlich  

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Ganz klein werden  

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Abenddämmerung am Botanique  

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Taufrisch auf den Tisch  

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Volksnah  

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Le Show!  

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Omas Parfüm  

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Überraschendes

6 x Typisch

Dafür fährt man nach Brüssel. > > >

6 x Einfach unbezahlbar

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

6 x Durchatmen

Entspannen, runterkommen, wohlfühlen > > >

6 x Unterschätzt

Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren > > >

6 x Erstaunliches

Hätten Sie das gewusst? > > >

D

Das ist…

Brüssel

Die großen Themen rund um die Hauptstadt Europas. Lassen Sie sich inspirieren!

© Fred Guerdin/Reporters/laif

Nichts ist mehr Brüssel als Manneken Pis, der bekennende Europäer.

Hochburg Des Art Nouveau

»C’est très peuple!«, regt sich Baronin van Eetvelde auf, als sie zum ersten Mal das Palais erblickt, das ihr Gatte von Victor Horta hat bauen lassen. Die Fassade besteht aus Eisenträgern und -säulen, die auch noch sichtbar vernietet sind, dazu die enormen Fensterpartien. Es sieht fast so aus wie das »Maison du Peuple« (Volkshaus) der Belgischen Arbeiterpartei!

© mauritius images/PjrTravel/Alamy

Jugendstil in Reinkultur: die Wandmalereien am Maison Cauchie

EINMAL drinnen im weiten Treppenhaus unter einer Kuppel aus Buntglas und dann im riesigen, mit grünem Achat verkleideten Salon, ist die Baronin aber einfach hingerissen – wie alle Auftraggeber.

Reich musste man schon sein

Die ersten sind betuchte Großbürger. Sie schätzen die luxuriöse Verarbeitung, die neuen floralen Formen, die lichtdurchfluteten, offenen Räume, die kühne Verwendung von Eisen. Es sind durchweg Freimaurer, Liberale und Sozialisten, die in Brüssel das Sagen haben und das neue Ideal aus der Privatsphäre in die Öffentlichkeit bringen. Horta entwirft die Stoffhandlung Waucquez (heute Comic-Museum) und den Laden der Edelschmiede Wolfers, einen Kindergarten im armen Marollenviertel und die großzügig angelegte Brugmann-Universitätsklinik, die »Maison du Peuple« und ein Kaufhaus mit dem bezeichnenden Namen »L’Innovation«.

Progressiv und schick

Die »Neue Kunst« wird Hype, Mittelschicht und Mittelstand möchten ebenfalls ihre progressive Einstellung zur Schau stellen. Sie werden von Hortas Assistenten bedient, die sich selbstständig machen. Einige bauen individuelle Häuser, etwa Gustave Strauven für den Maler Georges Saint-Cyr. Da wuchert die Eisendekoration bis zum koketten Krönchen über der Fassade. Ernest Blérot konzipiert ganze Straßenblöcke, so eine Seite der Rue Vanderschrick. Der sozial gesinnte Henri Jacobs spezialisiert sich auf Grundschulen und Sozialwohnungen in Forest und Schaerbeek.

Das Ausland wird neugierig

Der Brüsseler Hype macht ausländische Architekten neugierig. So reist Hector Guimard 1895 zu Victor Horta; danach entwirft er die dekorativen Eingänge der Pariser Metro. Nach einem Besuch 1897 ändert der Wiener Otto Wagner radikal seinen Stil und Henry van de Velde, als Designer in Brüssel eine Randfigur, verbreitet die »Neue Kunst« ab 1899 in Deutschland.

Die Wende(n)

Die Wende kommt jedoch schon vor dem Ersten Weltkrieg. »Die Neue Kunst« wird plötzlich als »Nudel-Stil« bezeichnet, erste Häuser werden umgebaut. 1939 notiert Victor Horta: »Meine Architektur ist beispiellos und deshalb vielleicht nicht von Dauer. Es sei denn, der Geschmack von Künstlern und Öffentlichkeit ändert sich wieder. Dann werden alle Bauten, die die Abrisswut überlebt haben, endgültig bewahrt.«

Dieser Umschwung kommt tatsächlich. 1965 wird zwar die »Maison du Peuple« trotz heftiger Proteste abgerissen. Doch Hortas letzter Assistent Jean Delhaye kauft das »Hôtel Tassel« und andere Häuser auf und restauriert sie. Bürgerinitiativen retten viele, inzwischen stehen ca. 2000 Zeugen der »Neuen Kunst« unter Denkmalschutz, die Juwele darunter zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Einige von ihnen können gelegentlich besichtigt werden (>>> und >>>.).

Beim Meister Zu Hause

Die verschwenderische Pracht des Art nouveau – im Musée Horta lässt sie sich hautnah bewundern. Das Wohnhaus und Atelier von Victor Horta verblüfft vom kühnen Konzept bis ins kleinste Detail. Nur hier hatte er, notiert er, »völlig freie Hand«. Hinzu kommt, dass die Leitung des Museums das Kleinod liebevoll hegt und pflegt. Erinnerungsfotos, Nippes und Orchideen lassen das Gefühl aufkommen, beim Meister höchstpersönlich zu Gast zu sein >>>.

© Bruxelles International

Meisterschaft zeigt sich auch im Detail: Paul Hamesse entwarf den Briefkasten des heute noch existierenden Restaurants »De Ultieme Hallucinatie«.

Ganz Schön Grün

Kaiser Karl V. führt Albrecht Dürer 1520 durch den Park hinter dem Palast auf dem Coudenberg. »Ich habe Fontänen gesehen, ein Labyrinth, den Tiergarten – ein echtes Paradies«, schwärmt Dürer.

© picture alliance/dpa/Stephanie Lecocq

Ist es den Brüsselern nach frischer Luft und Vogelgezwitscher, zieht es sie in den Bois de la Cambre.

MIT dem Kaiser wetteifert der Hochadel, der in der Nähe des Palasts residiert. Der »Parc d’Egmont« erinnert daran: 1731 brennt das Egmont-Palais nieder, der Wiederaufbau käme aber zu teuer. Der Grund wird also verkauft und mit kleineren Palais an der Straße bebaut. Im Park dürfen jetzt alle Brüsseler spazieren gehen.

Der König wünscht es schön

Im 19. Jh. wächst Brüssel rapide. Die Stadt ernennt Victor Besme zum »Inspektor-Aufseher«. Ab 1865 bekommt er die volle Unterstützung vom neuen Monarchen Léopold II. Dieser wünscht sich eine repräsentative und schöne Hauptstadt. Am Privatschloss Laeken gestaltet der deutsche Landschaftsarchitekt Edouard Keilig einen ausgedehnten Park im englischen Stil. In der Mitte eines neuen, großbürgerlichen Viertels setzt der König den Parc du Cinquantenaire durch, mit Skulpturenschmuck und dem Triumphbogen. Es dominiert eine lange, breite, baumgesäumte Achse, stadteinwärts die Rue de la Loi, stadtauswärts die Avenue de Tervuren. Mehrere solcher Achsen mit wundervollen Perspektiven zieht Victor Besme im Auftrag Léopolds II., etwa die Chaussée de Waterloo, die Avenue des Palais oder die Avenue Louise. Letzere führt direkt zum Bois de la Cambre.

Recht auf »Grüne Lungen«

Der König denkt längst nicht nur an die Neureichen, die an den Prachtstraßen »Hôtels de maître« bauen. »Die Arbeiterschaft«, schreibt er, »hat ein Recht auf bessere Wohnungen, auf Luft und Raum.« Spekulanten und viele Politiker sehen das nicht so. Deshalb kauft Léopold II. über Strohmänner massenweise Grundstücke auf: 77 Hektar für den Park am Heysel, 40 Hektar zwischen Saint-Gilles und Forest, 20 Hektar in Schaerbeek, zahlreiche kleinere Gebiete in anderen Vierteln. Ausgangspunkt für die neuen »Grünen Lungen« ist immer der »Erhalt der Naturschönheit«.

Die Impulse des Königs wirken lange nach. In den 1920er-Jahren entstehen zwölf großzügige Gartenstädte mit Sozialwohnungen. Die schönste, die »Cité-Jardin Le Logis-Floréal« in Boitsfort, zählt 1076 hübsche Einfamilienhäuser und 467 Appartements.

»Luft und Raum« aktuell

Ende der 1990er-Jahre beginnt die Bevölkerung wieder zu wachsen. Region Brüssel und Stadtbezirke kaufen mehrere große Parks, die parzelliert und bebaut werden sollen, von Privatleuten auf, um »Luft und Raum« für alle zu schaffen. Am Rand der Region werden mehrere Gebiete unter Naturschutz gestellt. Das EU-Viertel lockern kleinere Grünanlagen auf. In dicht besiedelten, durchweg ärmeren Vierteln entstehen neue Parks, etwa 15 Hektar quer durch das Areal des früheren Güterbahnhofs Tour et Taxis oder ein Hektar an der Place Fontainas. Auf kleineren freien Flächen leben Schrebergärten wieder auf, die den sozialen Zusammenhalt und das Bewusstsein für gesunde Ernährung und Umwelt stärken. Im Kommen ist auch das »Urban Gardening«, sogar auf Flachdächern. Da dürfen Hühner gackern, Bienen summen und Speisefische schwimmen.

Zartrosa Pracht: die Kirschbäume beim Japanischen Turm im Park von Laeken

Grün Für Alle

Schon beim Anblick kommt gute Laune auf: Eine romantische Insel grüßt im See des Bois de la Cambre, darauf das anmutige »Chalet Robinson«. Eine Fähre setzt zu diesem Hort des »dolce vita« über. In dem stilvollen Holzhaus mit Sonnenterrasse genießen ältere Damen mit Schoßhündchen, Kinder- mädchen von Diplomaten, blödelnde Studenten, Jogger und Mountainbiker den Nachmittag bei starkem Kaffee und duftenden Brüsseler Waffeln oder einem Gläschen Bier >>>. Führungen ins Grüne veranstaltet Bruxelles Nature >>>.

© mauritius images/Arterra Picture

Zartrosa Pracht: die Kirschbäume beim Japanischen Turm im Park von Laeken

Modern und Beliebt

Über seine »Dornenkrone« klagt Léopold I. einmal, als er sich nicht gegen die Regierung durchsetzen kann. Doch findet er sich mit seiner bescheidenen Rolle ab.

© laif/Benainous+Perusseau

Charmant, charmant: Königin Mathilde und König Philippe auf dem Balkon des Palais Royal

GANZ anders sein Sohn Léopold II. »Ich will ein größeres, stärkeres und schöneres Belgien schaffen«, erklärt der selbstbewusste König bei der Vereidigung. Das gelingt ihm, notfalls auch mit Tricks, ganz gut. Er bekommt den Freistaat Kongo, spendet Prachtbauten und zeigt sich gerne hoch zu Ross.

Volksnah

Wirklich volksnah benimmt sich erst König Albert I. Er besucht Arbeiterviertel, fordert das allgemeine Wahlrecht ein und verteidigt im Ersten Weltkrieg den Zipfel freies Belgien hinter der Yser. Königin Elisabeth versorgt Verwundete. Als der Monarch 1934 bei einer Kletterpartie ums Leben kommt, reagieren die Belgier echt bestürzt. Das tun sie anderthalb Jahre später wieder, als Königin Astrid bei einem Autounfall in Küssnacht stirbt. Die schwedische Gattin von Léopold III. hat durch ihre natürliche Art die Herzen der Bevölkerung gewonnen. Sie geht mit den Kindern durch Brüssel, macht Einkäufe, plaudert mit den Leuten, küsst schon mal ihren Mann in der Öffentlichkeit und bringt Armen Hilfspakete.

Spanischer Glücksfall

Eine neue Ehe sowie sein umstrittenes Verhalten im Zweiten Weltkrieg und danach kosten Léopold III. den Thron. Am 16. Juli 1951 muss er zugunsten seines Sohnes Baudouin abdanken. Unsicher und etwas traurig wirkt dieser Zwanzigjährige. Das ändert sich 1960 mit der Traumhochzeit, die ganz Europa am Fernseher verfolgt. Fabiola de Mora y Aragón erweist sich als Glücksfall. Die Spanierin, die fließend Französisch, Flämisch und Deutsch spricht, geht spontan auf Menschen zu. »Wenn sie mit jemandem ins Gespräch kommt«, seufzt einmal der Protokollchef, »dann vergisst sie völlig die Zeit.« Nach mehreren Fehlgeburten betrachtet das Paar die Belgier, insbesondere die sozial Schwachen, als seine Kinder. »Tagtäglich teilen wir Freud und Leid einer ganzen Nation. Das berührt uns«, sagt der König. 1993 stirbt er plötzlich. Er wird im Palast aufgebahrt. 500 000 Belgier stehen Schlange, um Abschied von ihrem verehrten König zu nehmen.

Moderne Royals

Der neue König, Albert II., ist von Anfang an populär. Der Lebensgenießer lacht gerne. Königin Paola bleibt distanziert. Immerhin, mit ihrer Leidenschaft für moderne Kunst lässt sie den Palast renovieren und mit Werken zeitgenössischer Künstler schmücken. 2013 ziehen sich die Monarchen ins Privatleben zurück. Mit König Philippe und Königin Mathilde tritt eine junge, moderne Familie ins Rampenlicht. Philippe ist bei den Geburten der vier Kinder dabei, er oder Mathilde bringen sie zur Schule. Die Königin geht locker auf Menschen zu. Tiefen Eindruck machen beide nach den Terroranschlägen. Tagelang treffen sie Hilfskräfte, Opfer und Angehörige. In einer Fernsehansprache versichert der König: »Mathilde und ich, wir teilen Euer Leid.« Kein Wunder, dass zwei Drittel der Belgier für den Erhalt der Monarchie sind.

Bei Königs

Endlich! Am Tag nach der Militärparade, dem Volksfest und dem Feuerwerk zum Nationalfeiertag öffnet der Palais Royal seine Türen. Säle, Salons und Porträts lüften ein bisschen den Schleier, der die Royals umgibt. Tuchfühlung klappt am ehesten am Nationalfeiertag, wenn sie vor und nach dem Te Deum in der Kathedrale und beim Volksfest im Park locker Hände schütteln. Zum Glück bedient aber die Webseite www.monarchie.be Royalty-Fans – auch auf Deutsch >>>.

© Scherl/SZ Photo/lai

Albert I. und seine Gattin Elisabeth gewannen wähhrend des Ersten Weltkriegs die Hochachtung der Belgier.

Baustelle Europa

Schrittweise ist die Europäische Union entstanden, von der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft bis zur EU. Schrittweise ist sie gewachsen, von 6 auf 28 Mitgliedstaaten. Ohne Großbritannien sind es wieder 27. Die Brüsseler jedenfalls haben ihren Frieden mit der EU gemacht.

© Getty Images/AWL Images/Ken Scicluna

SCHRITTWEISE bekommt »Brüssel« immer mehr Zuständigkeiten, schrittweise wird das »Quartier Léopold«, das prächtige Viertel der Botschaften und Ministerien aus dem 19. Jahrhundert, abgerissen, um den Zweckbauten des »EU-Viertels« zu weichen. Diese Art der Stadtplanung geht als »Bruxellisation« in die Stadtgeschichte ein. Immobilienspekulanten und Baufirmen geben den Ton an, verdienen sich eine goldene Nase. EU-Institutionen, Verbände, Vertretungen, Nichtregierungsorganisationen und Redaktionen zahlen locker hohe Mieten. Das stößt vielen Brüsselern sauer auf.

Das Leben kehrt zurück

Die Wende kommt im neuen Jahrhundert. Brüssel ist inzwischen offiziell Sitz von EU-Rat, EU-Kommission, EU-Parlament (minus 10 Plenarsitzungen in Straßburg) und EU-Komitees. 2004 kauft die Kommission den »Berlaymont«, ihren ökologisch und ästhetisch runderneuerten Sitz. Die Brüsseler Regionalregierung ernennt die hoch angesehene Stadtplanerin Marie-Laure Roggemans zur »Madame Europe«. Mit dem französischen Stararchitekten Christian de Portzamparc, der EU und Bürgerinitiativen erarbeitet sie einen Masterplan. Mit dem »Europa« für den Ratspräsidenten ist das Viertel um ein weiteres architektonisch markantes Gebäude bereichert worden. An die Stelle vieler Büros sind Wohnungen gekommen und mit den Menschen Geschäfte, Gaststätten, Sportclubs, Grünanlagen, Radfahrwege – einfach Leben.

Sanfte Hauptstadt

Die »Eurokraten« haben sich aber ebenfalls schrittweise verändert. Die ersten waren fest beamtet oder angestellt und fürstlich bezahlt, lebten in Villen-Vororten in nationalen Ghettos, mit eigenen Schulen, Kirchen und Geschäften. Die Deutschen etwa in Wezembeek-Oppem. In der Stadt profitierten Luxusboutiquen und -restaurants von ihrer Kaufkraft. Heute herrschen im EU-Kosmos weniger üppig honorierte, auch zeitlich befristete Arbeitsverhältnisse vor. Deutlich jüngere, oft alleinstehende Mitarbeiter wohnen lieber in der Stadt statt in den Vororten und kommen mit der Metro, dem Rad oder Tretroller zur Arbeit. Sie mischen sich in der Freizeit unter die Einheimischen und die wachsende Zahl von Expats der Kreativwirtschaft. Die Crowd belebt abends die Restaurants, Cafés und Clubs an Place Jourdan und Place du Luxembourg am Rand des EU-Viertels, an Place du Châtelain, Place Flagey oder Place Saint-Géry in der Stadt. Sie geht in Kunstgalerien und Konzerte, shoppt in den trendigen Mode- und Designläden.

Die Brüsseler haben weitgehend ihren Frieden mit der EU und ihrem Erscheinungsbild in ihrer Stadt gemacht. Auch andernorts sieht man das inzwischen entspannter. Kurz vor seinem Tod freute sich der italienische Schriftsteller Umberto Eco: »Brüssel ist keine imperiale Festung geworden, sondern eine sanfte Hauptstadt geblieben.«

Unsere Geschichte

Mit spannenden Fotos, Filmen, O-Tönen lässt das » Haus der Europäischen Geschichte « Ereignisse unmittelbar erleben. Es zeigt, was Europa genial und stark gemacht hat – Ideen, Wissenschaft, Technik, Kunst –, verschweigt aber auch Negatives wie Kolonialismus, Nationalismus und Rassismus nicht. Nach dem Besuch bietet sich ein Kontrastprogramm an: rein ins volle Leben des EU-Viertels >>>.

© Eric Herchaft/Reporters/laif

Immer geschäftig, immer unterwegs: Mobilität und Flexibilität ist alles im Europa-Quartier.

StadtklÄnge

In den heiligen Hallen des Königlichen Musikkonservatoriums ist Musikgeschichte geschrieben worden. Aber auch die aktuelle Musikszene in Brüssel macht von sich reden.

© picture alliance / Filip De Smet/BELGA/dpa

Das Sommerfestival erfüllt die Stadt zehn Tage lang mit Musik aller Sparten. 2017 trat die Newcomerin Mia Lena auf – ein Heimspiel, denn sie stammt aus Brüssel.

DER erste Direktor des Königlichen Musikkonservatoriums, François-Joseph Fétis, sammelt in den 39 Jahren seiner Amtszeit Partituren aus Mittelalter, Renaissance und Barock. Schon 1832 bringt er einige Werke bei einem ersten »Concert historique« zu Gehör. Sein Nachfolger François-Auguste Gevaert, der die Institution dann 37 Jahre lang leitet, kauft massenweise historische Instrumente. Damit werden die »Concerts historiques« fortgesetzt. Sie erregen in ganz Europa Aufsehen und locken Studenten nach Brüssel. Einer von ihnen gründet 1930 das Ensemble »Pro Musica Antiqua«. Es nimmt 1947 die erste Schallplatte der »Archiv-Produktion« der Deutschen Grammophon-Gesellschaft auf. Bis heute ist das Königliche Musikkonservatorium stark in »Alter Musik«.

Belgische Violinschule

Eine weitere Glanzrolle spielen die Geiger. Charles-Auguste de Bériot wird 1843 zum Stammvater der belgischen Violinschule, die großen Wert auf einen warmen, intensiven Klang und eine hochmusikalische Interpretation legt. Henri Vieuxtemps, Eugène Ysaÿe, Arthur Grumiaux und Augustin Dumay setzen diese Tradition fort. Augustin Dumay wiederum gibt das Erbe an die »rising stars« Lorenzo Gatto und Yossif Ivanov weiter, während Eugène Ysaÿe und seiner Mäzenin Königin Elisabeth der Internationale Musikwettbewerb und das ebenso renommierte Musik-College zu verdanken sind, die Brüssel tonangebend machen.

Jazz at its best

Aber beileibe nicht nur Klassik hat in Brüssel Tradition. Nach dem Ersten Weltkrieg bricht der Jazz voll durch. 1924 gründen Fans das »Music Magazine«, eine der ersten Jazz-Fachzeitschriften der Welt. Später erobern der aus dem Kleine-Leute-Viertel Marollen stammende Jean »Toots« Thielemans mit seiner Mundharmonika und der Gitarrist Philip Catherine die internationalen Bühnen, heute sind die Jazzmen von »Aka Moon« mit ihrem Cross-over und der Sänger David Linx mit seiner Falsettstimme angesagt.

Chanson-Metropole

»Das war in der Zeit, als Brüssel brüsselte«, singt Jacques Brel (Interessante Menschen >>>; Éditions Jacques Brel >>>) in seinem berühmten Chanson »Bruxelles«. Klingt nach Nostalgie, Music-Hall, Cabaret und Caf’ Conc’, Brüssels schummrigen Clubs mit kleinen Bühnen. Und genau in denen beginnt Brels Karriere in den 1950er-Jahren, und auch die von Barbara (Lesetipp >>>). Sie kommt aus Paris, um an der Senne ihr Glück zu versuchen, und erinnert daran in Chansons wie »Monsieur Victor« oder »Göttingen« und in dem Musical »Lily-Passion«: »Ich habe Angst, aber trotz allem komme ich voran …« Das Chanson bleibt springlebendig und Brüssel ein wichtiges Thema. Arno setzt sich mit der CD »Brussld« damit auseinander, ebenso Stromae (Interessante Menschen >>>), der manchmal als »Sohn Brels« umschrieben wird. Die Franzosen Bénabar und Miossec lassen sich jahrelang von der Stadt inspirieren. Beim holländischen Chansonnier Dick Annegarn bedankt sich Brüssel mit einer außergewöhnlichen Ehrenbürgerschaft: 1973 sang er »Bruxelles ma belle«. Wenige Stunden nach den Anschlägen 2016 wird sein Chanson zum musikalischen Symbol des Widerstands von Alt und Jung, Ur-Brüsselern und Migranten.

Musikalische Pause!

Die müden Füße ausruhen, so richtig entspannen: Das geht wunderbar bei den regelmäßigen Mittagskonzerten im Königlichen Musikkonservatorium. Während des Studienjahrs zeigen Studenten, was sie können, beim Sommer-Festival »Midis-Minimes« sind es junge Profis. Das Programm bietet viel Abwechslung, die Atmosphäre ist immer locker. Und vielleicht erleben Sie den Auftritt eines Stars von morgen … >>>

© Ancienne Belgique

Tom Verbruggen im Ancienne Belgique – die Stimmung ist gut!

T

Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie Brüssels beste Seiten kennen.

© Dumont Bildarchiv/Rainer Kiedrowski

Mit Brüssels Metro kann man zu einer Kunst-Tour aufbrechen. Hankar ist eine der Stationen.

Unterwegs In Brüssel

Stadtanlage

Brüssel war im Mittelalter eine bedeutende befestigte Siedlung, was nicht zuletzt der große alte Stadtkern in der Unterstadt mit dem Marktplatz (Grand’Place) beweist. Im 14. Jh. entstand die Oberstadt auf den Höhen südlich und östlich der Senne. Auch sie umzog eine Mauer, deren Verlauf das Fünfeck der großen Boulevards beschreibt. Rund um die Grand’Place ist trotz moderner Überbauung das Geflecht gewachsener Straßen und Gassen erkennbar. Allerdings prägen nun auch Glasfassaden die Unterstadt und lassen altehrwürdige städtebauliche Dominanten wie die Cathédrale St. Michel, das Rathaus und die Zunfthäuser an der Grand’Place wie nostalgisches Spielzeug erscheinen. Von der Unterstadt steigt man über den »Sand« (Grand Sablon und Petit Sablon) oder über den Kunstberg (Mont des Arts) hinauf in die großzügig angelegte »königliche« Oberstadt mit dem Schloss, dem Palais des Beaux-Arts und anderen herrschaftlichen Bauten. Ihre Landmarke ist der massige Justizpalast.

Die Stadt der kurzen Wege

Brüssel ist, zumindest für Touristen, überschaubar. Ein Auto braucht man nicht. Innerhalb des Fünfecks der Boulevards ist man rasch zu Fuß an allen interessanten Punkten, und was außerhalb liegt – etwa der Cinquantenaire-Park oder das Atomium –, erreicht man gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Brüssel ist eine Stadt der kurzen Wege.

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Brüssel In Drei Stunden

Das Wichtigste in Kürze

Wer nur wenig Zeit hat und dennoch das Wichtigste sehen will, sollte einen Gang durch die Innenstadt unternehmen. Ausgehend von der Grand’Place lernt man das Manneken Pis kennen, geht den Mont des Arts hinauf in die Oberstadt zur Place Royale und zum Palais Royal; danach durch den Parc de Bruxelles an der Cathédrale Saint-Michel vorbei wieder hinunter zur Grand’ Place, von dort zur Bourse und zum Théâtre Royal de la Monnaie. Dann bleibt immer noch Zeit, den Kurzbesuch in einem Café in den Galeries Saint-Hubert ausklingen zu lassen.

Brüssel Repräsentativ

Start und Ziel: Grand’Place | Dauer: 2–3 Stunden ohne Museumsbesuch

Tour 1

Dieser Rundgang stellt vor allem das repräsentative Brüssel vor. Er führt von der malerischen Unterstadt hinauf in den »königlichen Teil« der Oberstadt.

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»Gute Stube« und Umgebung

Ausgangspunkt ist die »gute Stube« der belgischen Hauptstadt, die Grand’Place, mit ihren meist im italienischen Barock wiedererbauten Zunfthäusern, dem prächtigen spätgotischen Rathaus und der Maison du Roi mit dem Brüsseler Stadtmuseum. Man verlässt den Platz links von der Maison des Ducs de Brabant und geht die Rue de la Montagne hinauf zur Cathédrale Saint-Michel mit wundervollen Glasmalereien und dem Grab von Rogier van der Weyden. Von dort geht es bergan zur Colonne du Congrès an der Rue Royale und rechts bis zur Kreuzung mit der Rue de la Loi. Dort wendet man sich nach links und steht vor dem Palais de la Nation, dem Sitz des belgischen Parlaments. Gegenüber liegt der Parc de Bruxelles, durch den man zum Palais Royal schlendert, dem Arbeitsplatz des belgischen Königs.

Rundum klassizistisch

Dahinter öffnet sich die Place Royale, ein frühklassizistisches Platzensemble, dominiert von der Kirche Saint-Jacques sur Coudenberg und dem Denkmal für Gottfried von Bouillon. Am Platz treffen sich in leichtem Winkel die Achse der Rue Royale, die die Kuppelkirche Sainte-Marie abschließt, und die Achse der Rue de la Régence, an deren Ende der grandiose Justizpalast mit seiner Kuppel thront. Am Platz liegen die Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, das Musée Magritte im Schatten des Königsschlosses sowie das Dachcafé mit Terrasse im Musée des Instruments de Musique, dem früheren Jugendstilkaufhaus Old England, mit herrlichem Panoramablick. Danach geht es den Mont des Arts hinab und über die Place de l’Albertine und die Rue de la Violette zurück zur Grand’Place.

Kleine Leute und Große Künstler

Start und Ziel: Grand’Place | Dauer: 3–4 Stunden ohne Museumsbesuch

Tour 2

Dieser Rundgang führt durch zwei Welten: vom Kleine-Leute-Viertel der Marollen wiederum hinauf in die Oberstadt zum fast mondänen Sablon und weiter zu den Kunstmuseen.

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Berühmtester Brüsseler

Zunächst geht es zum berühmtesten Brüsseler, dem Manneken Pis. Man erreicht es vom Hôtel de Ville geradewegs auf der zwischen dem Rathaus und der Maison du Cygne abgehenden Straße und kann es gar nicht verfehlen – es ist immer von einer Menschentraube umlagert. Von hier geht es nach links über die von Giebelhäusern umstandene Place de la Vieille-Halle aux Blés, wo die Éditions Jacques Brel ihr Domizil haben – ein Muss für alle Fans des Chansonniers.

Viertel der kleinen Leute

Vorbei an der Kirche Notre-Dame de la Chapelle mit dem Grab Pieter Brueghels d. Ä. und seiner Frau, durchquert man das Quartier des Marolles, das Immer-noch-Kleine-Leute-Viertel. Über die Rue Blaes erreicht man die Place du Jeu de Balle, und wenn man diesen Spaziergang am Samstag unternimmt, erlebt man hier einen Flohmarkt, der diesen Namen noch verdient. Der Platz ist der beste Ort, um in einem der Cafés eine Pause einzulegen. Dann geht es weiter auf der Rue Blaes bis zur Porte de Hal, dem letzten mittelalterlichen Stadttor Brüssels. Dort biegt man wieder ein in die Rue Haute, die Hauptstraße der Marollen, und fährt dort mit dem gläsernen Aufzug hinauf zum Palais de Justice, wo sich eine gute Aussicht auf Brüssel eröffnet.

Hier wird’s teuer

Auf der Rue de la Régence erreicht man den Petit Sablon, eine sehr hübsche kleine Parkanlage mit dem Denkmal der Märtyrer Egmont und Hoorn und Bronzestatuetten der Brüsseler Zünfte. Hinter der Kirche Notre-Dame du Sablon beginnt der Grand Sablon, das Kontrastprogramm zur Place du Jeu de Balle: Galerien der besten, teuersten Antiquitätenhändler, exquisite Schokoladeboutiquen und Szenetreffs. Die Rue de la Régence entlang erreicht man die Place Royale mit den Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, wo eine der weltweit feinsten Kunstsammlungen wartet. Im Musée Magritte kommen Fans des großen Surrealisten auf ihre Kosten. Am Ende des alten Museumsbaus sollte man links auf die Place du Musée abbiegen und dem klassizistischen Palais de Charles de Lorraine einen Besuch abstatten. Wie in Tour 1 geht es den Mont des Arts hinab wieder zur Grand’Place.

Zu Den Ursprüngen Von Brüssel

Start und Ziel: Grand’Place | Dauer: 3–4 Stunden ohne Museumsbesuch

Tour 3

Dieses Mal bleibt man in der Unterstadt. Der Gang führt durch und um den ältesten Teil Brüssels, die so genannte Ilôt Sacré, dazu kommt ein Abstecher zum belgischen Comicmuseum.

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Von Luxus bis volkstümlich

Hinter der Maison du Roi an der Grand’Place beginnt die Ilôt Sacré, der verwinkelte alte Kern von Brüssel mit vielen Restaurants. Bald stößt man auf den Eingang zu den 1847 eröffneten Galeries Saint-Hubert, damals die größte und eine der ältesten überdachten Ladenpassagen der Welt und heute noch ein Ort des Luxus. Nach der Durchquerung steht man an der Rue Montagne-aux-Herbes fast direkt vor dem Traditionscafé À la Mort Subite, wo alteingesessene Brüsseler gerne hingehen.

Etwas abseits

Man folgt dem Straßenzug weiter bis zur Rue des Sables mit dem Comic-Museum Centre Belge de la Bande Dessinée – das Gebäude ist das einzige erhaltene Jugendstil-Kaufhaus von Victor Horta. Danach geht es zurück auf der Rue du Marais und über die Rue du Persil rechts zum Place des Martyrs, einem klassizistischen Platz mit dem Ehrenmal für die in der Revolution von 1830 Gefallenen. Man überquert den Boulevard Adolphe Max und erreicht nun einer stillere Gegend mit der flämisch-italienischen Kirche Saint-Jean-Baptiste au Béguinage. Von dort schlendert man am mittelalterlichen Stadtturm Tour Noire vorbei auf den Marché aux Poissons, der einst zum alten Hafen von Brüssel gehörte, heute ein sehr beliebter Treffpunkt.

Moderne und Ursprung

Anschließend geht es über ein Stück der trendigen Modezeile Rue Dansaert zur Place Saint-Géry, einem der Szenetreffs Brüssels und einziger Ort in der Stadt, an dem das überdeckelte Flüsschen Senne noch zutage tritt. In der alten Markthalle werden regelmäßig Ausstellungen zu Brüsseler Themen gezeigt. Von dort erreicht man den Boulevard Anspach, den man gegenüber der Bourse überquert. Hier lädt das Jugendstilcafé Cirio zur Pause, bevor man an der Kirche Saint-Nicolas vorbei zurück zur Grand’Place kommt.

Mit Der Tram 92

Start und Ziel: vom Bahnhof Schaerbeek zur Tram-Station Fort Jacob | Dauer: Ohne Ausstieg ca. 1 Stunde

Tour 4

Fast 13 Kilometer fährt die 92 durch Brüsse. Unterwegs bietet sie einen faszinierenden Einblick in Topografie, Geschichte, Architektur und Gesellschaft von Europas Hauptstadt.

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Einwandererviertel

Die Tour beginnt am Bahnhof Schaerbeek. Bald taucht das Rathaus des Bezirks auf, ein Prachtbau der Neorenaissance, der wie etwas weiter die neugotische Kirche St-Servais und die gegenüberliegende, zum Parc Josaphat abfallende Avenue Louis Bertrand mit stattlichen Bürgerhäusern und Jugendstilcafés Wohlstand zur Schau stellt.

Haltestelle Robiano: Die »Maison Autrique« >>> ist das erste Haus, das Art-nouveau-Schöpfer Victor Horta entwarf. Die Fassade weist bereits seine typischen revolutionären Stilmerkmale auf, das Interieur ist noch eher traditionell. Comic-Autor François Schuiten hat es mit audiovisuellen Tricks wieder zum Leben gebracht (266, Chaussée Haecht). Heute, das illustrieren Straßen und Fahrgäste, leben in Schaerbeek hauptsächlich Zuwanderer aus dem Maghreb, aus Anatolien und vom Balkan.

Historische Mitte

Ab der neobyzantinischen Kuppelkirche Ste-Marie ändert sich das. Angestellte, Beamte und Studierende steigen zu. Die 92 rattert durch die schnurgerade Rue Royale, vorbei am alten Botanischen Garten – an der Haltestelle öffnet sich die fantastische Achse zur Basilique de Koekelberg –, dem Parc Royal, gesäumt von Parlament und Ministerien, Botschaften und Königspalast. Kokett umkurvt die Tram auf der Place Royale das Denkmal des Kreuzfahrers Gottfried von Bouillon. Haltestelle Royale: Im obersten Stockwerk des atemberaubenden Art-nouveau-Baus »Old England« lockt das Café mit leckeren Gerichten, Sonnenterrasse und Panoramablick (Nr. 2, Rue Montagne de la Cour). In schneller Folge hält die Bahn nun an den Highlights Sablon und Justizpalast, biegt dann in die schicke Shoppingmeile Avenue Louise ein. Anwälte, Schickeria-Damen und blasierte Schüler der Elitegymnasien Molière und Saint-Pierre steigen ein und aus. Noch ein Schwenk, da ist die Chaussée de Charleroi mit Trendlokalen und -boutiquen und dem Haus, in dem der als Militärarzt in Brüssel stationierte Gottfried Benn »Gehirne« schrieb (Ecke Rue Saint-Bernard).

Palais und Villen

Haltestelle Faider: Zaabär, 2007 von François-Jean Decarpentrie gegründet, zählt zu den besten Chocolateries (Baedeker Wissen >>>) und ist allemal einen Besuch wert. An »Ma Campagne« kreuzt die 92 die herrlich lange Achse der Chaussée de Waterloo und fährt die sanft ansteigende, schier endlose Avenue Brugmann hinauf. Patrizierpalais in Neo-Stilen säumen sie und traumhafte Jugendstilhäuser wie »Les Hiboux« (Nr. 55, Architekt Edouard Pelseneer), von dessen Front Eulen grüßen, daneben das »Hôtel Hannon« von Jules Brunfaut mit einem Tiffany-Glaserker, Victor Hortas »Hôtel Dubois«, dessen riesiges Salonfenster verblüfft (Nr. 80), an der Ecke der diskret-schicken Avenue Molière das majestätische »Hôtel Vandenbroeck« des französischen Horta-Schülers Paul Vizzavona.

Haltestelle Darwin: Die Rue Darwin führt – vorbei am Jugendstil-Wellnesscenter »Darwin Aqua Club« (Nr. 15, www.darwinaquaclub.be) zur Place Brugmann. Das Fest fürs Auge geht weiter, wenn die Avenue Brugmann sich lasziv nach Uccle hinabsenkt. Art déco – mit dem meisterlichen »Hôtel Haerens« von Antoine Courtens (Nr. 384) – und Bauhausstil wechseln sich mit Art nouveau und Cottages ab. Ab der Senke gleitet die Tram am Parc du Wolvendael entlang.

Geschichte und Gesellschaft

Haltestelle Dieweg: Seit 1958 wird niemand mehr auf dem abschüssigen Cimetière du Dieweg begraben. Ausnahmen waren Tim-und-Struppi-Schöpfer Hergé und Starviolinist Philippe Hirschhorn. Rund 200 Pflanzenarten überwuchern Mausoleen jüdischer Großbankier-Dynastien wie Errera und Lambert, die herrliche Platte von Victor Horta für die Familie Stern, die letzten Ruhestätten der Reformpädagogin und Feministin Isabelle Gatti de Gamond und des Art-nouveau-Mitbegründers Paul Hankar (Dieweg 95, tgl. 8–16 Uhr). Wieder geht’s bergab, zur Place Saint-Job, nachts ein Trendtreff der »jeunesse dorée« von Uccle. Ein letztes Mal müht sich die 92 bergauf zum Fort-Jaco, durch das Villenviertel, wo Brüssels Old Money und Botschafter heimisch sind. An Bord schwatzt ihr philippinisches Personal, kräht der Nachwuchs, albern die Heranwachsenden, die noch nicht mit Papas Bentley oder Mamas Range Rover fahren dürfen.

Die Neunte Kunst

Europa, Kunst und Jugendstil

Start und Ziel: von der Métro-Station Trône zur Métro-Station Maelbeek | Dauer: 4 Stunden ohne Museumsbesuch

Tour 5

Auf dieser Tour bewegt man sich in der Oberstadt: Man lernt die Glitzerfassaden der Europäischen Union kennen, die Ruhe und die Kunstschätze im Parc du Cinquantenaire und schließlich ein schönes Jugendstilviertel.

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Zwischen EU-Bauten

Startpunkt dieser Tour ist die Métro-Station Trône. Man geht auf der Rue du Luxembourg zum alten Bahnhof Gare du Luxembourg – besser gesagt, zu dem, was von ihm übrig geblieben ist, denn es steht nur noch die Fassade. Der Rest musste den EU-Bauten ringsum weichen, Stichwort »Bruxellisation«. Dahinter ragt das riesige Gebäude des Europäischen Parlaments auf; man erreicht es auf direktem Weg an der Bahnhofsfassade vorbei. Hinter dem Parlament fällt das Gelände zum hübschen Parc Léopold ab, den man durchquert, um zum Parc du Cinquantenaire mit seinem monumentalen Triumphbogen zu kommen.

Jugendstil-Vielfalt

Wer sich für Jugendstil interessiert, sollte den Park zunächst an der Südostecke wieder verlassen und die in der Nähe stehende Maison Cauchie anschauen, eines der schönsten Jugendstilgebäude von Brüssel. Noch mehr Jugendstil, dazu Spitzenklöppelei und Kunsthandwerk aus vielen Epochen und allen Kontinenten bieten die Musées Royaux d’Art et d’Histoire. Dann verlässt man den Park am Westausgang und geht hinüber zum Rond-Point Schuman mit dem Gebäude der Europäischen Kommission, dem bekannten Palais Berlaymont.

Die letzte Etappe des Spaziergangs gehört dann endgültig dem Jugendstil: Über die Rue Archimède mit ihren immer gut bevölkerten Bars, Cafés und Restaurants geht es zum Square Ambiorix mit dem Haus des Malers St-Cyr, dann durch die Avenue Palmerston mit einer Reihe nobler Jugendstilfassaden weiter zum Square Marie-Louise mit dem Haus van Eetvelde. Von dort ist es dann nicht mehr weit zur Métro-Station Maelbeek. Hier erinnert ein ergreifendes Wandbild an den Terroranschlag vom 22. März 2016.

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Sehenswertes

Magisch, aufregend, einfach schön

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© Dumont Bildarchiv/Rainer Kiedrowski

Brüssels ganzer Stolz zeigt sich im alles überragenden Rathaus.

Anderlecht

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Lage: Südwestlich der Kernstadt

Erasmus von Rotterdam hat hier einmal gewohnt und es genossen, »in ländlicher Abgeschiedenheit, mit schönem Fernblick auf das hektische Brüssel«. Diese zauberhafte Oase der Ruhe gibt es heute noch.

Ein ganz eigener Kiez

Seine Wohnstätte gehört zu den verborgenen Schätzen von Brüssel, in einem geschäftigen Stadtbezirk auf beiden Seiten des Kanals. Auf der einen Seite lieben Fans von Gueuze-Bier die altmodische Brauerei Cantillon, auf der anderen strömen Fußball-Fans ins Stade Constant Vanden Stock. Hier ist der 1908 gegründete Royal Sporting Club Anderlecht (RSCA) zu Hause, mit 34 Titeln belgischer Rekordmeister, von den Anhängern liebevoll »les Mauves« genannt, weil Lila zu den Vereinsfarben gehört.

Saints-Pierre-et- Guidon

Eine Welt von gestern

Weit zurück versetzt die Stiftskirche Saints-Pierre-et-Guidon (Sint-Pieter-en-Guidokerk) neben der Métrostation Saint-Guidon ihre Besucher. Sie wurde zwar schon im 9. oder 10. Jh. gegründet, gilt heute aber als einer der bemerkenswertesten gotischen Kirchenbauten Brabants, denn errichtet wurde sie im Wesentlichen im 14. bis 16. Jahrhundert. Die Kirche bildet mit der Maison d’Erasme und dem Anderlechter Beginenhof ein einzigartiges Ensemble sakraler Architektur aus Gotik und Renaissance. Geweiht ist sie Petrus und dem hl. Guido von Anderlecht († 1012), dem Schutzpatron der Pferde, zu dessen Ehren am Pfingstmontag und am ersten Sonntag nach dem 12. September Wallfahrten mit Pferdesegnung stattfinden.

Ein Rundgang lohnt sich, denn der dreischiffige Kirchenraum besitzt eine Reihe erlesener mittelalterlicher Wandmalereien. So findet man im rechten Querschiff eine »Verklärung Christi« (1400–1411), in der Chapelle de Notre-Dame de Grâce im rechten Seitenschiff Engelsdarstellungen, auf den Bögen und rund um den Altar Szenen aus dem Leben des hl. Guido (15./16. Jh.) und im linken Seitenschiff u. a. das Martyrium des hl. Erasmus und den hl. Guido im Pilgergewand. Unter Kennern als bemerkenswert gelten außerdem der prachtvolle Triumphbogen-Christus (14. Jh.) und die Statue der hl. Katharina (14./15. Jh.; linkes Seitenschiff).

Auch die Unterwelt birgt einen »Schatz«: Unter dem Chor befindet sich die Ende des 11. Jh.s wohl als oberirdische Kirche erbaute fünfschiffige Krypta mit dem Sarkophag (11./12. Jh.) des hl. Guido.

Métro: St-Guidon (5) | Tram: 31, 81 | Mo.–Fr. 14–17.30 Uhr Eintritt: frei

Musée du Béguinage

Gemeinschaft für ein selbstbestimmtes Frauenleben

Hinter der Kirche liegt der 1252 gegründete Anderlechter Beginenhof (Vieux Béguinage d’Anderlecht; 8, Rue du Chapelain). Es existieren noch vier Gebäude aus dem 17. Jh., in denen das Leben der Beginen, jener unverheirateten Frauen, die ein selbstbestimmtes Leben in einer klosterähnlichen Gemeinschaft führten (Saint-Jean-Baptiste au Béguinage >>>), erläutert wird. Auch über die Geschichte Anderlechts wird einiges erzählt.

Di.–So. 10–12 u. 14–17 Uhr | Eintritt: 1,25 €, das Ticket gilt auch für das Erasmushaus

Maison de’Erasme

Ein europäischer Gelehrter: Erasmus von Rotterdam

Zwischen 1517 und 1521 besuchte Erasmus von Rotterdam (1466/ 1469–1536) Anderlecht mehrmals; 1521 wohnte er monatelang im Gästehaus des Anderlechter Augustinerklosters, das heute als Erasmushaus (Erasmushuis) an den Humanisten erinnert. Renaissancemöbel, Wandbehänge und spanische Ledertapeten vermitteln einen Eindruck vom damaligen Wohnstil. Die Sammlung von Schriftstücken und Bildern das Leben des Verfassers der »Laus stultitiae« (»Lob der Torheit«) wie Briefe, Erstausgaben, Gemälde und Skizzen, etwa von Holbein und Dürer, ist vielleicht eher etwas für Liebhaber.

Erasmus, nicht ehelicher Sohn eines Priesters und dessen Haushälterin, war u. a. ein hervorragender Theologe und Philologe, in Europa zu Hause, Verfasser von ca. 150 Büchern und Befürworter einer umfassenden Bildung: »Menschen werden nicht als Menschen geboren, sondern als solche erzogen!« Nicht umsonst ist nach ihm u. a. das Erasmus-Programm der EU benannt, das mit Stipendien den Auslandsaufenthalt von Studierenden innerhalb der EU fördert.

1987 legte René Pechère (Interessante Menschen >>>) den »Jardin des maladies« an mit Heilpflanzen, die Erasmus beschrieben und verwendet hat. 2000 kam ein anmutiger »Jardin philosophique« hinzu.

31, Rue du Chapitre | Di.–So. 10–18 Uhr | Eintritt: 1,25 €, das Ticket gilt auch für den Beginenhof | www.erasmushouse.museum/public

Musée Bruxellois de la Geuze

56, Rue Gheude | Métro/Prémétro: Midi (2, 6 bzw. 3, 4, 31, 32) | Mo./Di. u. Do.–Sa. 10–17 Uhr | Führungen nach Voranmeldung Tel. 02 5 21 49 28 | Eintritt: 5 € | www.cantillon.be

Wallfahrtsort für Bierfans

So einzigartig kann Bier schmecken

In den nördlichsten Teil von Anderlecht führt der Besuch eines der originellsten Museen Brüssels, das kein passionierter Biertrinker auslassen sollte. Nördlich der Gare du Midi liegt das Musée Bruxellois de la Gueuze (Brasserie Cantillon) – ein lebendiges Museum. Es ist die einzige Brüsseler Brauerei, die Lambic, Faro und Gueuze (Baedeker Wissen >>>) noch nach alten handwerklichen Verfahren