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E-Book basiert auf: 14. Auflage 2018
Ein Spektakel wie beim Calcio Storico – dem »Historischen Fußball« – unter der heißen Junisonne auf der Piazza Santa Croce gibt es nur in Florenz! Als erste haben elegante Fahnenschwenker ihren Auftritt: In traditionellen Strumpfhosen und Wämsern lassen sie ihre Fahnen tanzen. Danach sind die wilden Kerle in ihrem Element: Zwei Mannschaften treten gegeneinander an. Das Spiel ist eine Mischung aus Rugby, American Football und Wrestling – und ein wenig Fußball. Rau geht es zu, ja, das feine Florenz hat auch seine ungehobelte Seite.
Die Geschichte der Familie de’ Medici bietet feinstes Material für Seifenopern, Thriller und Wirtschaftskrimis. Zwar sind Machtkämpfe und Intrigen spannend, aber die Medici haben weit mehr geleistet und Florenz verdankt ihnen viel: Durch ihre gezielte Förderung kamen in der Stadt bedeutende Künstler, Denker, Baumeister und Wissenschaftler zusammen, die einzigartige Werke hinterließen.
Ein kurzer steiler Aufstieg, aber die Mühe lohnt sich: Wie eine Fata Morgana erscheint das Häusermeer und mittendrin erhebt sich der Dom. Nicht unbedingt augenscheinliche, vielmehr magische Momente stehen beim neuen Baedeker im Fokus – dieser vielleicht schönste Blick über die endlosen Weiten der Stadt und die grünen Hügel der Umgebung gehört zweifellos dazu. Nachzufühlen im Villenvorort Fiesole von der kleinen Kirche San Francesco aus, am besten frühmorgens!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 437
Ihr digitaler Baedeker
Übersichtskarte Firenze
Preiskategorien & Legende
Top 14
Willkommen bei Baedeker!
10 Souvenirs (Baedeker Überraschungen)
Baedekers Top-Ziele
Magische Momente
Fata Morgana im Arnotal
Unter blühenden Laubengängen
Im Irisgarten
Beseelte Stille
Die Mönche von San Miniato al Monte
Vogelgezwitscher mit großer Kunst
Am Abend auf der Piazza Santo Spirito
Arno on the Beach
Die alte Seele von Florenz
Duftende Visionen
Überraschendes
6x Erstaunliches
6x Durchatmen
6x Einfach
6x Typisch
6x Gute
6x Unterschätzt
Das ist Florenz
Angelsächsischer Traum von Italien
Feste auf Florentinisch
Mythos Medici
»American Dream« in Italien
Kutteln und Labmagen
Touren
Unterwegs in Florenz
Absolute Highlighttour
Auf den Spuren Michelangelos
Auf den »Kreuzberg«
Volkstümliches Florenz
Sehenswertes Von A Bis Z
Battistero San Giovanni
Casa Buonarroti
Certosa del Galluzzo
Chianti
Duomo Santa Maria del Fiore
Baedeker Wissen: Brunelleschis Vermächtnis
Baedeker Wissen: Duomo Santa Maria del Fiore
Fiesole
Galleria dell’ Accademia
Baedeker Wissen: Glaubenskämpfer und Aktfigur
Galleria degli Uffizi
Baedeker Wissen: Kunst statt Akten
Giardino di Boboli
Loggia del Mercato Nuovo
Museo Archeologico
Museo Marino Marini
Museo Nazionale del Bargello
Museo dell’ Opera del Duomo
Museo Stefano Bardini
Museo Stibbert
Ognissanti
Orsanmichele
Ospedale degli Innocenti
Palazzo Medici-Riccardi
Palazzo Pitti
Palazzo Strozzi
Palazzo Vecchio
Piazza del Duomo
Piazza della Santissima Annunziata
Piazza della Signoria
Baedeker Wissen: Herzstück der Stadt
Piazzale Michelangelo
Ponte Vecchio
San Frediano
San Lorenzo
San Marco
San Miniato al Monte
Santa Croce
Santa Maria del Carmine
Santa Maria Novella
Santa Trinità
Santissima Annunziata
Santo Spirito
Settignano
Sinagoga e Museo Ebraico
Ville Medicee
Hintergrund
Die Stadt und ihre Menschen
Baedeker Wissen: Florenz auf einen Blick
Stadtgeschichte
Kunstgeschichte
Baedeker Wissen: »Wiedergeburt« der Antike
Baedeker Wissen: Genie aus der Toskana
Interessante Menschen
Baedeker Wissen: Und sie bewegt sich doch
Erleben & Geniessen
Ausgehen
Essen und Trinken
Baedeker Wissen: Brot ohne Salz
Baedeker Wissen: Typische Gerichte
Baedeker Wissen: Gelato artigianale
Feiern
Museen
Shoppen
Baedeker Wissen: Die Liebe zum Schönen
Stadtbesichtigung
Übernachten
Praktische Informationen
Kurz und bündig
Anreise · Reiseplanung
Auskunft
Etikette
Gesundheit
Lesetipps
Preise · Vergünstigungen
Reisezeit
Sprache
Telekommunikation · Post
Verkehr
Verzeichnis der Karten und Grafiken
Impressum
Karl Baedeker erfindet den Reiseführer
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Preiskategorien für ein Hauptgericht
€€€€über 25 €€€€20 – 25 €€€15 – 20 €€bis 15 €Preiskategorien für ein Doppelzimmer
€€€€über 200 €€€€150 – 200 €€€100 – 150 €€50 – 100 €Textspecial, Infografik & 3D
Top-Sehenswürdigkeiten
Herausragende Sehenswürdigkeiten
Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.
Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.
Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.
Diesen Magischen Moment in Florenz möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Machen Sie sich abends auf zu einem Spaziergang hinauf zur Kirche San Miniato al Monte, am besten durch den Rosengarten unterhalb des Piazzale Michelangelo. Gleich stimmen die Mönche oben in der Kirche ihren gregorianischen Gesang an ... Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.
Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.
Herzlichst
Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker
10 Dinge und Erinnerungen die ich mitnehme …
Nicht irgendeine langnasige Holzpuppe, sondern Pinocchio, der in Florenz das Licht der Welt erblickte
Wein, gekauft an der Strada Chianti Classico
Berühmtes Florentiner Papier, mit Pfauenmuster oder marmoriert
Den Duft der Stadt mit Seifen aus der Apotheke von Santa Maria Novella
Den beeindruckenden Anblick der Tribuna del David, dem Meisterwerk Michelangelos
Aus der Ebene von Signa vor den Toren der Stadt kommt das weiche Gras für die leichten Florentiner Strohhüte
Alte Fotos aus dem Archiv Turrini: Nahaufnahmen von den wilden Kerlen beim historischen Fußball, dramatische Szenen von der Arnoüberschwemmung 1966, lustige Straßensnapshots ...
Cremes aus Pilzen, Esskastanien, Trüffeln, wildem Spargel und Pasteten aus Wildschwein alles im Glas aus der waldreichsten Region Italiens, der Toskana
Eigene Stadtansichten: von der Caffetteria der Uffizien, vom Turm Torre di Arnolfo und natürlich von der Domkuppel, oder – fast noch besser – vom Campanile des Doms
Das Gefühl den Kunstsinn angehoben zu haben in der Galleria degli Uffizi
Die Top-Sehenswürdigkeiten von Florenz
Bronzereliefs in Vollendung an der »Pforte zum Paradies« machten das Baptisterium weltberühmt. Mehr >>>
Eine Kathedrale »so schön wie nur irgend möglich« wollten die Florentiner. Es ist ihnen gelungen. Mehr >>>
Hier steht die berühmteste Statue der Welt: der David von Michelangelo. Mehr >>>
Michelangelo, Botticelli, Giotto: In der Stadt der Künste darf eine Gemäldesammlung von Weltrang nicht fehlen. Mehr >>>
Etruskisches, Römisches, Pharaonenschätze. Und eine Bronzeskulptur, die die Stadt Arezzo gerne zurückhätte. Mehr >>>
Herausragende Werke der Bildhauerkunst inkl. eines kleinen, zarten David. Mehr >>>
Das Museum der Dombauhütte zeigt wertvollste Architekturstücke im Original. Mehr >>>
Eine hochkarätige Gemäldesammlung in prachtvollsten Ausstellungsräumen. Mehr >>>
Von der »freien gerechten Bürgerrepublik Florenz« zeugt der mächtige, wehrhafte Palast. Mehr >>>
Parkplatz für Pferdekutschen? Nein. Dieser Platz ist das pulsierende Herzstück der Stadt und Schauplatz vieler Feiern. Mehr >>>
Hier haben sich die Medici in aller Grandeur verewigt. Mehr >>>
Verborgen hinter den Mauern liegen die Wunderwerke des malenden des Mönchs Fra Angelico. Mehr >>>
Eine würdige Ruhmeshalle in hellem Marmor für berühmte Persönlichkeiten wie Galileo Galilei oder Lorenzo Ghiberti in der größten Franziskanerkirche der Welt Mehr >>>
Die kunsthistorische Bedeutung der Kirche liegt in der epochalen Renaissancefassade und ihren faszinierenden Fresken. Mehr >>>
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Fata Morgana im Arnotal
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Unter blühenden Laubengängen
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Im Irisgarten
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Beseelte Stille
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Die Mönche von San Miniato al Monte
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Vogelgezwitscher mit großer Kunst
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Am Abend auf der Piazza Santo Spirito
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Arno on the Beach
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Die alte Seele von Florenz
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Duftende Visionen
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Hätten Sie das gewusst? > > >
Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >
Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >
Dafür fährt man nach Florenz > > >
Das hebt die Stimmung > > >
Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren! > > >
D
Florenz
Die großen Themen rund um die Hauptstadt der Renaissance. Lassen Sie sich inspirieren!
© Dumont Bildarchiv/Christina Anzenberger-Fink & Toni Anzenberger
Selbst ohne Verstärker ein perfekter Blick: Von der Piazzale Michelangelo schaut man über die Dächer von Florenz.
Mit dem Baedekerführer in der Hand spaziert die Heldin aus »Zimmer mit Aussicht« durch Florenz, dem wohl berühmtesten Roman der englischen Florenzliebhaber. Kunst und Architektur lockten, viele Engländer und Amerikaner fanden hier ihr Arkadien, kauften Medici-Villen, sammelten und handelten mit Kunst und Antiquitäten oder wurden zu internationalen Renaissance-Spezialisten.
© Eric Bouloumie/hemis.fr/laif
Lucy Honeychurch genoss in ihrem »Zimmer mit Aussicht« den Blick auf Stadt und Arno.
SO wie die Dichterin Elisabeth Barrett Browning: Sie stammte aus einer strengen Pastorenfamilie und konnte ihren geliebten Dichter Robert Browning nur heimlich heiraten. Für ihr gemeinsames Leben wählten sie Mitte des 19. Jh.s Florenz. Ihr Heim in der Casa Guidi an der Piazza San Felice 8 wurde Treffpunkt für Künstler, Historiker und auch Politiker, denn wie viele andere Ausländer glühte Elisabeth für den damaligen Kampf der Italiener um ihre nationale Einheit. Der kleine Friedhof, auf dem sie liegt, der Cimitero degli Inglesi, der Friedhof der Engländer am Piazzale Donatello mit seinen Zypressen und im Frühjahr herrlich blühenden Lilien, ist immer noch eine idyllische, wenn auch heute vom Verkehr umbrandete Insel.
© mauritius images/Alex Ramsay/Alamy
Umgeben von Schwertlilien ruht Elisabeth Barrett Browning auf dem Friedhof der Engländer.
Die Florentiner lieben ihre Stadt – aber dass sie heute so aussieht, wie sie aussieht, ist auch ausländischen Investoren zu verdanken. Denn die Liebe zu Florenz veranlasste manche der angelsächsischen Residenten, ihr Vermögen in Restaurierungen zu stecken: So finanzierte der Geologe und Kunstsammler Francis Joseph Sloane Mitte des 19. Jh.s. die Neugestaltung der Fassade von Santa Croce und ließ heruntergekommene Villen instand setzen, darunter die große Landvilla der Medici in Careggi.
Die englische Schriftstellerin Vernon Lee setzte sich dafür ein, den massiven baulichen Eingriffen ins alte Stadtbild in der 2. Hälfte des 19. Jh.s Einhalt zu gebieten. Gemeinsam mit zahlreichen ausländischen und italienischen Intellektuellen rief sie 1898 die Società per la Difesa di Firenze Antica ins Leben, zur »Verteidigung des alten Florenz«. Denn seit die Stadt im Zuge der Nationalstaatswerdung Italiens von 1861 bis 1867 sogar italienische Hauptstadt gewesen war, waren ganze Viertel der Anlage neuer Plätze (z. B. die Piazza della Repubblica) und breiter Straßen zum Opfer gefallen.
Vernon Lee ist übrigens, wie auch die beiden Museumsgründer Horne und Stibbert, auf dem Cimitero Evangelico degli Allori begraben, einem weiteren sehenswerten Friedhof für Ausländer (Via Sienese 184). Dort liegt auch der Angloamerikaner Sir Harold Acton (1903–1994), der alte Meister sammelte, Bücher über die Medici schrieb und die wunderbare Villa La Pietra bewohnte, heute der kunsthistorische Campus der New York University. Das bedeutendste Zentrum für Studien zur italienischen Renaissance (Center for Italian Renaissance Studies) geht auf einen amerikanischen Kunsthistoriker zurück, auf Bernard Berenson (gest. 1959) und seine Villa I Tatti mit Archiv, Kunstsammlung und zauberhaftem Renaissancegarten.
»Ein Amerikaner in Paris« – dieser Titel ist weltbekannt, aber »Ein Engländer in Florenz«? Nie gehört! Dabei war die Stadt für viele Engländer und Amerikaner vor allem im 19. Jh. und um die Jahrhundertwende ihr Sehnsuchtsort. Sie kamen, manche blieben sogar ganz und hinterließen viel Sehenswertes und interessante Geschichten. Kunsthändler und Sammler Herbert P. Horne wollte wie in der Renaissance leben, das zeigt sein wunderbares Museum in einem Renaissancepalazzo. (>>>). Und eine regelrechte Schatzkammer exzentrischer Sammlerleidenschaft ist das Museum von Frederick Stibbert (>>>).
Umgeben von Schwertlilien ruht Elisabeth Barrett Browning auf dem Friedhof der Engländer.
Übrigens kamen insgesamt so viele Engländer nach Florenz, dass »Engländer« zum Synonym für alle Ausländer wurde – der gern kolportierte Satz eines Hotelpagen an seinen Direktor bringt das auf den Punkt: »Die Engländer sind da, ich weiß aber nicht, ob es Russen oder Deutsche sind.« Manchmal waren die Engländer auch wirklich Deutsche oder Schweizer. So der symbolistische Maler Arnold Böcklin: zu seinem berühmten Bild, »Die Toteninsel«, das er 1903 in Florenz malte, soll ihn der kleine Cimitero degli Inglesi inspiriert haben. Sein Malerkollege Max Klinger erwarb 1905 für den Deutschen Künstlerbund die klassizistische Villa Romana, seither das Atelierhaus für deutsche Künstlerstipendiaten und mit seinem reichen Ausstellungsprogramm heute fester Bestandteil des Florentiner Kulturlebens.
Ein Spektakel wie beim Calcio Storico (»Historischer Fußball«) unter der heißen Junisonne auf der Piazza vor der Kirche Santa Croce gibt es nur in Florenz. Doch vor der großen Rauferei haben elegante Fahnenschwenker ihren Auftritt: In schicken Strumpfhosen und Wämsern von anno dazumal lassen sie ihre Fahnen tanzen.
© mauritius images / Vova Pomortzeff / Alamy
DER Calcio Storico geht noch auf mittelalterliche Zeiten zurück, zu seinem wichtigsten Spiel aber kam es 1530. Damals, während der Belagerung durch Karl V., trafen sich die jungen Männer aus der Florentiner Oberschicht mit dem Ruf »Viva Fiorenza« zum Fußballspiel auf der Piazza, stolz, trotzig und als demonstrative Geste, dass man sich nicht unterkriegen ließ. 1556 malte Giovanni Stradano dieses denkwürdige Spiel als Fresko an die Wand der Sala Gualdrada im Palazzo Vecchio.
Bis heute wird seither am 24. Juni, dem Tag des großen Spiels, der Schutzpatron von Florenz gefeiert: San Giovanni Battista – Johannes der Täufer –, ihm ist auch das Baptisterium geweiht. Der Tag endet mit einem grandiosen Feuerwerk, das seinen Lichterregen über den Arno ausschüttet: Dicht stehen die Menschen an dessen Ufer und auf den Flussbrücken und lassen sich verzaubern.
Die Florentiner lieben ihre Stadt und sind stolz auf ihre Geschichte. Und das dürfen ruhig alle sehen: Das Assessorato per le Tradizioni Popolari, das Rathausamt für die volkstümlichen Traditionen, hat erst jüngst wieder einige Traditionen neu eingeführt, so den Wachwechsel vor dem Palazzo Vecchio, dem historischen Rathaus auf der Piazza della Signoria. Zu allen Festen marschieren die Figuren des Corteo Storico della Repubblica Fiorentina im historischen Kostüm auf, angeführt vom Gonfaloniere di Giustizia, dem Bannerträger der Gerechtigkeit mit der städtischen Standarte, einer roten Lilie auf hellem Grund. Ein Höhepunkt ist der Auftritt der Sbandieratori, der Fahnenschwenker. Mit größter Sprezzatura, damit ist die typische florentinische »Coolness« gemeint, lassen sie zum Rhythmus des Trommelwirbels die historischen Wappenbanner präzise und hoch durch die Luft wirbeln. In Fahnenschwenkervereinen lernen kleine Jungs das schon von klein auf. Fahnenschwenker begleiteten im Mittelalter auf dem Schlachtfeld ihre jeweilige Kompanie und taten mit den hoch übers Schlachtgetümmel fliegenden Bannern anhand des Fluges, der Farben und der Wappen dem Oberkommando den Zustand der Kompanie kund.
Und es gibt noch einen Termin, an dem die Florentiner Seite an Seite mit den Touristen in ihrer Stadtliebe schwelgen: zum Capodanno Fiorentino am 25. März, dem in Mittelalter und Renaissance gefeierten Florentiner Neujahr, das auf den Tag fiel, an dem im Kirchenkalender das Mysterium der Verkündigung der Geburt Jesu gefeiert wurde. Schließlich findet man in Florenz man einige der schönsten Gemälde überhaupt, auf denen der Erzengel Gabriel Maria verkündet, dass sie den Sohn Gottes austragen werde: die Annunciazione des Filippo Lippi (1440), das zauberhafte Fresko von Fra Angelico (um 1450) oder Leonardos Verkündigung (1475). Am 25. März startet gegen 14.30 Uhr der Corteo Storico an der Piazzetta di Parte Guelfa, zieht durchs Zentrum über die Piazza della Repubblica, die Piazza del Duomo und weiter auf die Piazza della Santissima Annunziata. Diese historische Neujahrszeremonie wurde übrigens auch erst im Jahr 2000 wieder aufgenommen.
Auf der Piazza Santa Croce sind jedes Jahr am 24. Juni die wilden Kerle in ihrem Element: Zwei Mannschaften treten beim 50-minütigen Calcio Storico vor der eleganten Fassade der Kirche Santa Croce gegeneinander an. Das Spiel ist eine Mischung aus Rugby, American Football und Wrestling – und ein wenig Fußball. 27 Spieler hat jede der beiden Mannschaften – 54 muskulöse Mannsbilder, viele über und über tätowiert, in historischer »Sportkleidung« (bunt gestreiften Pluderhosen im Pagenstil). Rau geht es zu, ja, das feine Florenz hat auch seine rohe, ungehobelte Seite. (>>>)
© mauritius images/Gianni Pasquini/Alamy
Der Calcio Storico ist nichts für zarte Gemüter.
Die Geschichte der Familie de’ Medici bietet feinstes Material für Seifenopern, Thriller und Wirtschaftskrimis –so ist diese sagenumwobene Familie vielen zumindest aus dem TV oderRomanen bekannt. Zwar sind Machtkämpfe und Intrigen spannend, aber die Medici haben weit mehr geleistet und Florenz verdankt ihnen viel: Durch ihre gezielte Förderung kamen in der Stadt bedeutende Künstler, Denker, Baumeister und Wissenschaftler zusammen, die einzigartige Werke hinterließen.
© picture alliance/robertharding
Im Palazzo Medici-Riccardi zeigt sich der Reichtum der Medici.
ÜBER 700 Figuranten schreiten im Zug mit, unter anderem historische Gruppen, allen voran die Compagnia de’ Magi, die Bruderschaft der Heiligen Drei Könige. Sie war im 14. Jh. in karitativer Absicht entstanden, als Reaktion auf die schlimmen Pestepidemien. Mit der Zeit entwickelte sie sich zum Honoratiorenklub der großen Florentiner Familien, die ebenfalls im Zug vertreten sind. Das Spektakel ist fast so prächtig wie der Dreikönigszug auf den Fresken von Benozzo Gozzoli und hat nichts mehr zu tun mit der Aufwartung der drei Könige aus dem Morgenland, voller Demut und andächtig kniend vor dem Jesuskind in der ärmlichen Krippe, wohl aber mit der Selbstdarstellung der Florentiner Gesellschaft der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Und mittendrin die mächtigen Medici – Europas berühmteste Familie, mit sieben Kardinälen, zwei Päpsten und zwei Königinnen im Stammbaum –, die die Heiligen Drei Könige in gewisser Weise zu ihren Ikonen erkoren hatten. Cosimo de’ Medici, der Alte, stand der Dreikönigsbruderschaft ebenso vor wie sein Sohn Pietro und sein Enkel, der spätere Lorenzo der Prächtige. Der erhebliche Ausbau des Dominikanerklosters San Marco, in dem sich die Bruderschaft regelmäßig traf, war den Geldgeschenken Cosimos zu verdanken.
© istock/Daria Trefilova
Am traditionellen Dreikönigszug, dem Epiphany Befana, ziehen prächtig gekleidete Edelleute durch Florenz. und drehen die Zeit zurück.
Zunächst waren die Medici übrigens keine Fürsten, und Florenz war eine Bürgerrepublik. Das heißt, keine Familie konnte mittels monarchischem Anspruch dominieren, sondern musste sich durch Reichtum und geschickte Netzwerkpolitik Einfluss verschaffen. Zu ihrem Vermögen war die Familie nach den Anfängen als Tuch- und Wollhändler durch Kreditvergabe gekommen. Sie betrieben eifrig Lobbyarbeit und pflegten ein Wertesystem im Sinne der Renaissance mit einer neuen Vorstellung vom Menschen als einem höheren Seelenwesen, das sich in der Kunst spiegelte. So ging es den Medici nicht nur darum, noch mehr Reichtum anzuhäufen: Lorenzo der Prächtige etwa gab sogar mehr aus als er einnahm, für die Unterstützung von Künstlern und für neue Bauten.
Als die Medici dann doch, um 1532, endlich Fürsten von Gottes Gnaden wurden, Adlige, und der Bürgerrepublik Florenz, die ihren Aufstieg überhaupt erst ermöglicht hatte, damit den Garaus machten, wurden sie wie alle absolutistischen Herrscher und verewigten sich zum Beispiel in mythologischen Bildern als Halbgötter im Palazzo an der Piazza della Signoria (Vasari) und in Reiterstandbildern auf den Plätzen.
Den krönenden Schlusspunkt des Familienclans setzte im 18. Jh. die kinderlose Anna Maria Luisa de’ Medici (Interessante Menschen >>>) – nach 350 Jahren gab es keine weiteren Erben, aber von ihrer Mission für die Stadt ließ die Familie bis zuletzt nicht ab. Nach ihrem Tod 1743 vermachte Anna Maria Luisa ihren gesamten Besitz ihrer Heimstadt Florenz: die sagenhafte Gemäldesammlung der Uffizien, die Bibliothek von Lorenzo, die kostbaren Sammlungen im Palazzo Pitti, alles »zur Freude und Erbauung der Bewohner und der zukünftigen Besucher der Stadt«. Ihr zu Ehren gibt es übrigens jedes Jahr am 18. Februar, ihrem Todestag, freien Eintritt in sämtliche Florentiner Museen.
Wie wäre es wohl, wenn die prächtig gekleideten Edelleute aus einem Fresko des 15. Jh.s wie von Zauberhand zum Leben erweckt würden und durch die Stadt spazierten? Genau das erlebt (gewissermaßen), wer am 6. Januar dem Dreikönigszug durch Florenz beiwohnt. An allen anderen Tagen im Jahr kann man sich auf den farbenprächtigen Wandmalereien des Benozzo Gozzoli in der Privatkapelle des Palazzo Medici-Riccardi anschauen, wie sich die Medici zu ihren Lebzeiten den Zug der Heiligen Drei Könige vorstellten. (>>>)
Welche Frau möchte nicht, dass ein Mann einmal vor ihr niederkniet …? Schuhmacher Salvatore Ferragamo kniete vor einer stattlichen Anzahl an Damen – vor den schönsten und begehrtesten ihrer Zeit. Ferragamos Story ist eine Geschichte voller Talent, Willen und Glamour, die in Florenz zu ihrem Höhepunkt kommt.
© David Lees/Kontributor/getty images
Eigentlich lagen die Frauen doch eher Signore Ferragamo zu Füßen ...
1898 wurde Salvatore Ferragamo in eine einfache Familie in einem Dorf bei Neapel geboren. Schon als Kind verbrachte er jeden Nachmittag beim Dorfschuster. Schon mit neun Jahren fertigte er für seine Schwester ein paar Schuhe an. Im Alter von gerade einmal sechzehn Jahren wanderte er – wie viele Jungen seiner Generation – nach Amerika aus, um dort sein Glück zu versuchen. Zunächst arbeitete er in der Schuhfabrik seines Bruders in Boston und brachte es schließlich bis nach Hollywood, wo er für Filmausstatter tätig war, um das passende Schuhwerk für die Schauspieler zu entwerfen .
Die Schuhe fertigte er natürlich selbst. Sie waren schön, fantasievoll und maßgerecht auf den Fuß der Schauspieler zugeschnitten. Sein Perfektionismus ging so weit, dass er sogar ein paar Semester Anatomie studierte, um vor allem die High Heels so zu gestalten, dass sie bequem zu tragen waren. Klar, dass die Diven auch privat nur noch ihn an ihre Füße ließen.
Doch es zog ihn zurück nach Italien – genauer gesagt nach Florenz. Bei seiner Rückkehr 1927 hatte er seinen Ruf als genialer Schuhmacher im Gepäck und im Kundenbuch Namen großer Filmstars wie Greta Garbo. Das Geschäft boomte, sodass er sich 1937 den schönsten mittelalterlichen Palast von Florenz leisten konnte, den Palazzo Spini-Feroni an der Via de’ Tornabuoni, schon immer eine Spitzenadresse. In solchen Palazzi wohnten einst reiche Bankiers und Kaufmannsfamilien wie die Strozzi, die Spini, die Pitti, die Tornabuoni, nun eben ein Schumacher Heute sind Banken und Luxusboutiquen eingezogen.
Ferragamo lebte also den »American Dream« in Italien – vom einfachen Dorfjungen zum gefeierten Schuhmacher der Stars. Als in den Jahren vor dem Krieg das Leder knapp wurde, erfand Ferragamo die berühmte Keilsohle aus Kork. Sein Erfindungsreichtum in Sachen Materialien und Schuhaufbau ist legendär, über 300 Patente meldete er an. Für Audrey Hepburn schuf er zauberhafte Sandaletten und Ballerinas. Marilyn Monroe bat ihn angeblich, einen Schuh immer einige Millimeter höher zu fertigen, um ihren berühmten Wiegegang zu akzentuieren. Vom Reichtum seiner Modelle zehrt das Label nach wie vor, im Laden wie im Museum. Ferragamo verstarb schon 1960, aber die Erfolgsgeschichte geht weiter. Witwe, Kinder und Kindeskinder reüssieren – neben Schuhen – in Accessoires, Kleidung, Parfüm, in edlen Hotels, Wein und einem wunderbaren Country Resort im Arnotal.
Nur ein paar Schritte vom Ferragamo-Palazzo entfernt kommt man am Ufer des Arno am Palazzo Corsini vorbei und entdeckt die Schaufenster von Aquazzura: wunderschöne High Heels und flache Sandaletten werden wie Juwelen präsentiert. In den Kreationen des Shootingstars am Schuhdesignerhimmel, des jungen Kolumbianers Edgardo Osorio, seit 2011 in Florenz, laufen heutige Stars wie Rihanna und Jennifer Lawrence über rote Teppiche. Der Männerfüße nimmt sich Maßschuhmacherin Vivian Saskia Wittmer aus Berlin an, 2001 eröffnete sie blutjung ihre Werkstatt in Florenz. Zur Anprobe ihrer eleganten Mokassins und klassischen Schnürer fliegen arabische Scheichs und englische Banker in die Stadt der bella Forma.
»Gib einem Mädchen die richtigen Schuhe und es wird die Welt erobern«. Ein solcher Satz kann nur von Marilyn Monroe stammen. Den richtigen Schuh fand sie bei Salvatore Ferragamo. Außergewöhnliche Schuhmacher für außergewöhnliche Kunden, wo, wenn nicht in Florenz, der Stadt der bella forma, was das Ferragamo-Museum im Palazzo Spini-Feroni wunderbar vorführt (>>>). Die Tradition geht weiter, mit heutigen Meistern des feinen Schuhwerks wie Edgardo Osorio (Aquazzura, Lungarno Corsini 42, www.aquazzura.com) oder Vivian Saskia Wittmer (Via di Santa Lucia 24r, www.saskiascarpesumisura.com).
© Dumont Bildarchiv/Christina Anzenberger-Fink & Toni Anzenberger
Ferragamos Schuhe: extravagant auf jeden Fall, aber auch immer tragbar?
Ortstypisches Essen probieren und an Ständen auf der Straße oder bei Foodtrucks kleine Leckereien kosten, gehört zu den besonders reizvollen Erlebnissen. In Florenz zählen dazu »Trippa« und »Lampredotto«, beides auf Brötchen. Heute ist dieses Streetfood-Panino mehr denn je regelrecht Kult, und die kulinarische Entdeckung, die man nur in Florenz machen kann.
© fotolia/iMarzi
Lampredotto im Brötchen – sich einfach mal trauen
DIESES uralte Armeleuteessen aus Schlachtabfällen wirft auch ein Licht auf den sparsamen Charakter der Florentiner – nichts wird verschwendet. Kein Wunder also, dass sich diese Köstlichkeit heute wieder besonderer Beliebtheit erfreut – denn wir sind ja alle bemüht, einen Ausweg aus der Wegwerfmentalität zu finden. Nachhaltigkeit ist angesagt und der Slogan »Von der Schnauze bis zum Schwanz« geistert durch die angesagten Streetfood-Festivals und die Speisekarten der Hipster-Bistros.
In Florenz sieht man das gelassen, hier war das schon immer so. Auf der einen Seite kulinarische Raffinesse – die übrigens Katharina de’ Medici nach Frankreich mitnahm, als sie 1533 den zukünftigen französischen König Heinrich II. ehelichte. Sie hatte ihre Köche beim Umzug von Florenz nach Paris dabei, und daraus, so heißt es, soll sich die französische Cuisine entwickelt haben. Auf der anderen Seite gab es die Florentiner Metzger mit ihrer jeweiligen Spezialität: Beim Pollaio ging nur Geflügel über die Theke, beim Agnellaio bekam man Schaf- und Ziegenfleisch, beim Frattagliaio Innereien wie Nieren, Darm, Leber usw., beim Testaio Kalbs- und Schweineköpfe mit zarten Backen, Öhrchen, Bries und Zunge. Und beim Trippaio Kaldaunen, Pansen, Labmagen; die Zunft der Trippai galt in Mittelalter und Renaissance als die älteste und traditionsreichste, das beweist die Wichtigkeit dieser Leib- und Magenspeise. Die Botteghe, die Läden der Metzger, befanden sich auf der Ponte Vecchio. Blut, Knochen und Abfälle konnten über Luken im Boden direkt im Fluss entsorgt werden. Als die Medici im 16. Jh. Großfürsten von Florenz wurden und der Stadt u.a. mit dem Bau der Amtsgebäude Uffizien auf der rechten und des neuen Wohnpalastes Palazzo Pitti auf der linken Arnoseite einen neuen urbanen Stempel aufdrückten, wurde auch der berühmte Vasari-Korridor gebaut: Cosimo I. gab ihn 1565 bei seinem Hauskünstler und -architekten Giorgio Vasari in Auftrag; er sollte die beiden Gebäude verbinden, sodass die Medici ungesehen und geschützt vom einen in den anderen gelangen konnten. Er verlief hoch über den Botteghe des Ponte Vecchio. Die Metzger mussten weichen, und die Goldschmiede zogen in die Läden auf der Brücke. Aber das nur nebenbei.
Zum Brötchen – in Florenz die runde hohle Semella – mit Lampredotto schmeckt besonders gut grüne Soße aus gehackten Kräutern und Sardellen, dazu viel frischer Pfeffer und ein Glas roter Chianti-Wein. Im Folgenden nur nur einige der besten Trippa- und Lampredottoverkäufer und wo sie mit ihren Streetfoodständen stehen: Neben dem Trippaio del Porcellino am Mercato Nuovo und Nerbone im Mercato Centrale sind da noch zu empfehlen der Trippaio Pier Palo in der Via de’ Macci nahe dem Sant’Ambrogio-Markt, oder der Trippaio di San Frediano auf der Piazza dei Nerli, des weiteren im Zentrum I’Trippaio Fiorentino in der Via Gioberti 103 und der L’Antico Trippaio auf der Piazza De’ Cimatori. Und selbst im zeitgeistigen Delikatessenladen Eataly werden Lampredotto-Brötchen verkauft.
Viele denken bei italienischem Essen an Pizza und Pasta. Das ist ja auch nicht verkehrt, aber es gibt noch viel mehr als das – und vor allem Leckereien, die man andernorts so nicht findet. Trauen Sie sich doch einfach, etwas Unbekanntes zu probieren, zum Beispiel Lampredotto. Das ist zarter dunkler Labmagen vom Rind auf Brötchen. Den bekommt man zum Beispiel am Streetfoodstand Trippaio del Porcellino an der Loggia Mercato Nuovo oder bei Nerbone im Mercato Centrale. (>>>)
© mauritius images/angel manzano/Alamy
Das Anstehen lohnt sich, will man eines der leckeren Lampredotto-Brötchen ergattern.
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Durchdacht, inspirierend, entspannt
Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie die besten Seiten von Florenz kennen.
© Dumont Bildarchiv/Christina Anzenberger-Fink & Toni Anzenberger
Am Herzstück der Stadt, der Piazza della Signoria mit dem Neptun-Brunnen, führt kein Weg vorbei.
Florenz, die Stadt der Renaissance, die Stadt der Kunst. Hier gibt es unglaublich viel zu entdecken – nicht nur Kunstwerke, sondern auch malerische Kirchen und Brücken aus dem Bilderbuch, dazu noch beeindruckende Plätze und prunkvolle Palazzi. Die Stadt war reich, das sieht man. Schlendern Sie mit einem Eis in der Hand durch die Straßen, und saugen Sie die Renaissance in sich auf.
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Man kann natürlich auch nur einige Stunden Florenz besuchen, aber so ein kurzer Trip kann nur einen ersten Eindruck von der überwältigenden Kunststadt vermitteln. Besser ist es, sich einige Tage Zeit zu nehmen. Sehr zu empfehlen ist eine Woche, dann hat man Gelegenheit, die unermessliche Fülle an Kunstwerken zu entdecken. Allein die Uffizien, eine der bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt, erfordern einige Stunden oder bei großem Interesse auch einen Tag.
Mit dem Auto durch Florenz ist nicht empfehlenswert. Zum einen ist die Innenstadt Fußgängerzone, und Parkplätze sind auch im weiteren Umfeld Mangelware. Zudem liegen die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten sehr nah beieinander, sodass man sowieso kein Fahrzeug benötigt. Und die etwas weiter weg liegenden Highlights sind gut mit dem Bus zu erreichen. Zu Fuß kann man in Ruhe durch die Gassen schlendern, wo an jeder Ecke ein Café oder eine Eisdiele zum Verweilen einladen.
Start und Ziel: Vom Dom zum Giardino di Boboli | Dauer: 2 Tage
Tour 1 umfasst die Piazza del Duomo und die Piazza della Signoria, zwei nahe beieinanderliegende zentrale Plätze von Florenz, wo auf kleinem Raum weltberühmte Kunstschätze versammelt sind. Die Tour ist ein Muss in jedem Besichtigungsprogramm. Da man für die Uffizien, eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen der Welt, und auch für die wertvolle Kunstkollektion im Palazzo Pitti jeweils mehrere Stunden braucht, muss man für den Rundgang zwei Tage vorsehen.
Ausgangspunkt des Rundgangs ist die Piazza del Duomo, die von dem beeindruckenden Duomo Santa Maria del Fiore mit seiner majestätischen Kuppel und dem freistehenden harmonischen Campanile eingenommen wird. Das Battistero San Giovanni daneben fasziniert vor allem durch sein wunderschönes Paradiesportal, das hier in Kopie zu sehen ist. Da das Original im Museo del Opera dell’ Duomo gezeigt wird, sollte man den Besuch dieses Museums mit einplanen. Außerdem fand hier neben weiteren kostbaren Ausstattungsstücken des Doms die ergreifende Pietà, ein Meisterwerk von Michelangelo, ihren Platz.
Man geht nun die Via Calzaiuoli in südlicher Richtung und trifft auf die Kirche Orsanmichele mit ihren bedeutenden bildhauerischen Werken. Der Straße weiter folgend, wird bald die geschichtsträchtige Piazza della Signoria, das touristische Herz von Florenz, erreicht. Eine wichtige Rolle in der Stadtgeschichte spielt der Palazzo Vecchio. Die schöne gotische Loggia dei Lanzi enthält wichtige Werke der Bildhauerkunst.
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Bevor man sich aber der Galleria degli Uffizi, eine der berühmtesten Gemäldegalerien der Welt, widmet, für deren Besichtigung man mindestens einige Stunden veranschlagen sollte, kann man im Café Rivoire eine Pause einlegen und die berühmte Trinkschokolade probieren. Das nächste Ziel ist der nahegelegene malerische Ponte Vecchio, wo sich ausschließlich Goldschmiede niedergelassen haben. Nach Überqueren der Brücke mit ihren Schmuckläden erreicht man vorbei an der Kirche Santa Felicità, der wohl ältesten Kirche der Stadt, nach kurzer Zeit den Palazzo Pitti, dessen Gemäldegalerie ebenfalls von großem Wert ist. Nach allen Besichtigungen kann man im schönen weitläufigen Giardino di Boboli eine Pause von der Kunst einlegen. Im höher gelegenen Teil hat man einen schönen Blick über die Stadt.
Start und Ziel: Von Santa Maria Novella zum Museo Archeologico Dauer: 1 – 2 Tage
Höhepunkte der Tour, die in den nördlichen Teil des Zentrums führt, sind Meisterwerke des genialen Bildhauers Michelangelo: die neue Sakristei von San Lorenzo mit hervorragenden Statuen und die originale David-Skulptur, der man auch sonst im Stadtbild begegnet, in der Galleria dell’ Accademia.
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Tour 2 beginnt beiSanta Maria Novella,einer der wichtigsten Kirchen von Florenz. Von noch größerer kunstgeschichtlicher Bedeutung ist die KircheSan Lorenzoweiter östlich mit der berühmten, von Michelangelo gestalteten Sagrestia Nuova mit ihren Statuen. DerPalazzo Medici-Riccardischräg gegenüber demonstriert die Macht der einst die Stadt beherrschenden Familie Medici. Man folgt nun der Via Cavour in nördlicher Richtung und kommt zum KlosterSan Marco,wo besonders die ausdrucksvollen Fresken von Fra Angelico hervorzuheben sind.
Scharen von Besuchern zieht die nahegelegeneGalleria dell’ Accademiaan wegen der weltberühmten Statue des David von Michelangelo. Geht man in südöstlicher Richtung weiter, kommt man bald zurPiazza della Santissima Annunziata,ein einmaliges architektonisches Ensemble. Besonders sehenswert hier sind die KircheSantissima Annunziata,ein architektonisches Meisterwerk, und derOspedale degli Innocentimit der schönen Loggia.
Start und Ziel: Vom Museo Bargello zu San Miniato al Monte Dauer: 1 Tag
Vom Museo Bargello, in dem Meisterwerke der Bildhauerei präsentiert werden, bis hinauf auf den Hügel mit der Kirche San Miniato al Monte, wo man ein herrliches Stadtpanorama genießen kann, spannt sich der Bogen dieser Tour.
Ausgangspunkt des Rundgangs ist das Museo Nazionale del Bargello, in dem hervorragende Skulpturen des 14. bis 16. Jh.s präsentiert werden. Geht man anschließend die Via Ghibellina entlang in östlicher Richtung, kommt man zur Casa Buonarroti, deren Hauptattraktion zwei Originalwerke von Michelangelo sind. Die weite Piazza Santa Croce etwas weiter südlich wird von Santa Croce beherrscht. Die Kirche gehört mit ihren Grabmälern und Kunstwerken zu den eindrucksvollsten Sakralbauten Italiens.
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Nach der Besichtigung der Kirche empfiehlt sich ein Spaziergang hinauf zum Piazzale Michelangelo. Wem das zu Fuß zu anstrengend ist, der kann den Bus Nr. 13 nehmen. Wer sich für den Spaziergang entschieden hat, überquert zunächst den Ponte alle Grazie. Vorbei am Museo Bardini biegt man in die Via San Niccolò ein und kommt zur Kirche San Niccolò sopr’ Arno (12. Jh.). Von hier führt die Via San Miniato durch das gleichnamige Stadttor von 1258 und dann die Via del Monte alla Croci zum Piazzale Michelangelo, wo sich ein herrlicher Ausblick auf die Stadt bietet. Von dem Platz geht es noch etwas höher zur beeindruckend gelegenen Kirche San Miniato al Monte, wo man nochmals einen wunderbaren Ausblick genießen kann.
© huber-images/Guido Cozzi
Immer reges Treiben herrscht vor dem Dom.
Start und Ziel: Dom | Dauer: 1 Tag
Der Schwerpunkt des Spazierganges liegt auf dem Stadtteil Santo Spirito auf der gegenüberliegenden Arno-Seite und zeigt das andere Gesicht der Kunststadt. Hier gibt es noch Kunsthandwerker und kleinere Restaurants.
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Die Tour beginnt amDom(n Tour 1). Geht man durch die Via de Cerretani westlich, kommt man anSantaMaria Maggiore,einer der ältesten Kirchen der Stadt, vorbei. Bei dem nahegelegenenPalazzo Antinori,wo in der gleichnamigen edlen Cantinetta toskanische Gerichte und Weine serviert werden, beginnt die Via de’ Tornabouni. In der Einkaufsstraße wird teure Mode internationaler Modeschöpfer und wertvoller Schmuck angeboten. Vorbei an der Kirche San Gaetano mit einer schönen Fassade (17. Jh.) gelangt man zumPalazzo Strozzi,der als der schönste Florentiner Renaissancepalast gilt. Es folgtSanta Trinitàam gleichnamigen Platz, die erste gotische Kirche von Florenz. Im nahegelegenenPalazzo Spini-Feroniam Ende der Tornabuoni-Straße ist das Schuhmuseum des berühmten Schuhmachers Ferragamo untergebracht.
Nach Überqueren der Brücke Santa Trinità kommt man in der Via Maggio an verschiedenen Palästen und der Casa di Bianca Cappello (Nr. 26) vorbei und erreicht kurz darauf in westlicher Richtung die KircheSanto Spirito.Sie liegt im Herzen des gleichnamigen Viertels, wo kleine Läden, Trattorien und vor allem Handwerksbetriebe das Bild prägen. Nach Besuch der von dem berühmten Baumeister Brunelleschi entworfenen Renaissancekirche kann man sich an der idyllischen baumbestandenen Piazza eine Pause gönnen. Die Via Sant’ Agostino führt nordwestlich zu einer weiteren wichtigen Kirche, derSanta Maria del Carminemit der kunsthistorisch bedeutenden Brancacci-Kapelle. Der Weg passiert die barock gestaltete Kirche San Frediano in Cestello und den Ponte alla Carraia. An der feinen Einkaufsstraße Via della Vigna Nuova steht derPalazzo Rucellai,ein schönes Beispiel für einen Renaissancestadtpalast. Wer sich für moderne Kunst interessiert, sollte noch einen Abstecher in dasMuseo Marino Marinieinplanen. Man kann die Tour an der unweit östlich gelegenen belebtenPiazza della Repubblicain einem der vielen Cafés ausklingen lassen.
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Magisch, aufregend, einfach schön
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Das Meisterwerk Brunelleschis, die Kuppel der Kathedrale, erhebt sich über den Dächern der Stadt.
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Lage: Piazza San Giovanni | Bus: C1, C2 | Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 8.15–10.15, 11.15–19.30, Sa. 8.15–18.30, So 8.15–13.30 Uhr | Eintritt: 15 € für Baptisterium, Dom, Krypta Santa Reparata, Kuppel, Campanile, Dommuseum | Verkaufsstellen: Piazza San Giovanni 7, am Eingang des Campanile, im Dommuseum | Obligatorische Reservierung für den Aufstieg in die Kuppel, auch online möglich:
www.ilgrandemuseodelduomo.it
Etwas Geheimnisvolles umgibt das Baptisterium in seiner marmornen Schönheit. Voller Bewunderung bestaunen die Besucher die drei Bronzeportale aus dem 14. und 15. Jh. sowie das grandiose Kuppelmosaik im Innenraum. Von den vielen Sakralbauten in der Stadt ist es diese achteckige Taufkirche gleich gegenüber dem Dom, die den Florentinern am meisten am Herzen liegt. Noch bis zu Beginn des 20. Jh.s wurde jedes Florentiner Kind hier getauft, und Johannes dem Täufer zu Ehren, Schutzpatron der Stadt und der Taufkirche, wird alljährlich am 24. Juni, seinem Feiertag, ein prachtvolles Feuerwerk entfacht.
Bronzereliefs in Vollendung
Lange wusste man nicht einmal, wann das Baptisterium erbaut worden war, noch in der Renaissance glaubte man, es sei ursprünglich ein Tempel aus der römischen Antike. Das lag auch nahe, denn die Wandverkleidung mit ihren klaren geometrischen Formen aus dunkelgrünem Marmor in weißen Marmorplatten entsprach dem römischen Inkrustationsstil. Heute weiß man, dass mit dem Bau des Baptisteriums um 1058 begonnen wurde, wohl auf den Ruinen einer römischen Villa. Die große Kathedrale mit der Brunelleschi-Kuppel gab es damals natürlich noch nicht. Im 11. und 12. Jh. ging es mit Florenz aufwärts, die Stadt wurde zum religiösen Zentrum in Mittelitalien und gewann zunehmend politische Autonomie. Somit entstanden eine Stadtmauer und neue, von der Antike inspirierte Architekturen, die bei weitem schönsten Beispiele aus dieser Zeit sind dieses Baptisterium sowie die Kirche San Miniato al Monte (>>>).
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1 Tribuna mit Mosaiken del Jacopo
2 Steinsarg des Bischofs Ranieri
3 Grabmal des Johannes XXIII.
4 Nordportal (Eingang)
5 Ostportal (Porta del Paradisco)
6 Marmorner Taufstein
7 Südportal
8 Römische Sarkophage
Die älteste Tür im Süden im gotischen Stil wurde von Andrea Pisano entworfen und von Leonardo d’ Avanzano in den Jahren 1330 bis 1336 gegossen. Sie ist in 28 Quadrate mit Vierpassfeldern eingeteilt. 20 Relieftafeln in goldschmiedartiger Ausführung zeigen Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers, des Patrons der Kirche; die acht anderen Felder weisen allegorische Darstellungen der christlichen und weltlichen Tugenden auf. Die Figuren, jede für sich in der Modellierung des Gesichts, des Faltenwurfes der Gewänder und der ausdrucksvollen Haltung beispielhaft, treten deutlich unterscheidbar hervor. Die Dekoration der Rahmungen stammt von Vittorio Ghiberti, dem Sohn des Lorenzo; ihre Blätter, Tiere und Früchte weisen schon auf den Formenreichtum der Renaissance hin.
Für das Nordportal wurde 1401 ein Wettbewerb ausgeschrieben, in dem Lorenzo Ghiberti sechs Konkurrenten, u. a. Brunelleschi, ausstach. Von 1403 bis 1424 führte Ghiberti mit Gehilfen – darunter Donatello – die Bronzetüren aus. Er hielt sich dabei in der Aufteilung eng an das Vorbild des Südportals von Andrea Pisano: 28 Quadrate mit 28 Vierpassfeldern, davon zwanzig Szenen aus dem Neuen Testament und acht Figuren, vier Evangelisten, vier lateinische Kirchenväter. Seine Arbeit geht jedoch in der Eleganz der Figuren und in der Lebhaftigkeit des Ausdrucks weit über das Werk Pisanos hinaus. Der neue Stil des Künstlers wird besonders anschaulich in den Szenen der »Auferstehung« (rechter Türflügel, 1. Reihe von oben, links), der »Taufe« und der »Versuchung Jesu« (linker Türflügel, 4. Reihe von oben, links und rechts), der »Geburt Jesu« (linker Türflügel, 5. Reihe von oben, rechts) und des »Streit mit den Schriftgelehrten« (rechter Türflügel, 5. Reihe von oben, rechts). In anderen Teilen blieb Ghiberti noch den traditionellen Formen verpflichtet. An allen Schnittpunkten der Rahmenleisten ragen kleine Köpfe hervor.
Gänzlich neue Wege ging Ghiberti jedoch bei der Schaffung des Ostportals, seines Hauptwerks. Michelangelo befand es für würdig, die Pforten des Paradieses zu schmücken – deshalb auch sein Name »Porta del Paradiso« (»Paradiesportal«) –, und Ghiberti selbst rühmte es neben seiner Signatur auf dem rechten Flügel als »mira arte fabricatum« (»mit bewundernswerter Kunst geschaffen«). Das Portal wurde 1990 durch eine Kopie in vergoldeter Bronze ersetzt, die Originalplatten sind heute im Museo dell’ Opera del Duomo (>>>) zu bewundern. Bis zu Rodin hat sich die bildende Kunst im Bronzerelief nicht so vollkommen ausgedrückt wie in dem von 1425 bis 1452 geschaffenen Tor. In den zehn Platten, die von Propheten, Sibyllen und anderen biblischen sowie heidnischen Gestalten umrahmt werden, sind jeweils mehrere Szenen meisterlich zusammengefasst. Die Schönheit und Perfektion der Perspektive, die feine Linienführung, die verschiedenen Tiefen der Darstellungsebenen, die Wirklichkeitsnähe der handelnden Personen, die szenische Komposition der Gruppen: All dies führt zu dem vollkommenen Gesamteindruck dieses herausragenden Werkes. Die Tafeln zeigen von links oben nach rechts unten: Adam und Eva: Erschaffung, Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies; Kain und Abel: die Opfer von Kain und Abel, der Mord an Abel, die Bestrafung Kains; Noah: sein Opfer, Auszug aus der Arche, Trunkenheit; Abraham und Isaak: Engel vor Abraham, Opfer des Isaak; Jakob und Esau: Geburt des Esau und des Jakob, Verkauf des Erstgeburtsrechts, Esaus Jagd, Rebekka, Betrug von Isaak; Joseph: Verkauf des Joseph, Benjamin, Joseph und seine Brüder; Moses: Moses empfängt auf dem Berg Sinai die Gesetzestafeln; Josua: die Juden vor Jericho, Zeltlager, Trompetenwunder; Saul und David: Schlacht gegen die Philister, Tötung des Goliath und schließlich Salomon und die Königin von Saba.
Das Innere des Baptisteriums, das gegenüber der klaren Gliederung des Äußeren durch feierlich-mystisches Dunkel überrascht, wird von der achteckigen, doppelschaligen Kuppel (Durchmesser 26 m) beherrscht, die ganz von einem Mosaik aus dem 13. Jh. bedeckt wird. Es ist eine der bedeutenden Schöpfungen unter byzantinischem Einfluss, die durch ihre thematischen Darstellungen ebenso hervorragt wie durch reiche Ornamentik. Über der Chorkapelle hält Christus als Weltenrichter das »Jüngste Gericht« ab; die Gestalt des Heilands misst allein 8 Meter. Um ihn gruppieren sich in den verschiedenen Zonen die Auferstandenen und Verdammten, Engel, Apostel, Propheten und Heilige mit Maria und Johannes dem Täufer, denen das Reich des menschenverschlingenden Teufels gegenübersteht. Weitere Bildstreifen zeigen in bewegten, ausdruckskräftigen Darstellungen die Erschaffung der Welt, Szenen aus dem Leben Josephs, Jesu Christi, Mariens und Johannes des Täufers. Weiterhin interessant sind das Grabmal des Gegenpapstes Johannes XXIII. (vom Konstanzer Konzil 1415 abgesetzt), ein Meisterwerk von Donatello, sowie der Marmorfußboden mit eingelegten farbigen Steinen (Tierkreiszeichen und Ornamente), das marmorne Taufbecken, der Sarkophag des Bischofs Rainer und der Hauptaltar mit einem Leuchterengel.
© picture alliance/robertharding
Ein Tempel des Mars, so glaubte man: Inzwischen ist der Ursprung des Baptisteriums aber geklärt.
Nicht weit vom Baptisterium, in der Via de’ Cerretani, steht eine der ältesten Kirchen von Florenz, die sicher schon vor dem 11. Jh. errichtet und in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s erneuert wurde. Der alte Glockenturm zeigt noch das tiefere Niveau der romanischen Kirche; in ihm ist hoch oben die »Berta«, eine spätromanische Frauenbüste, eingemauert. Über dem Kirchenportal sieht man die Kopie einer »Madonna mit Kind« der Pisanischen Schule (14. Jh.). Unter den zahlreichen Gemälden und Statuen, die den stimmungsvollen Innenraum schmücken – eine dreischiffige gotische Halle mit Pfeilern –, verdient vor allem die »Thronende Madonna mit Kind« im Altartabernakel des linken Seitenchors Beachtung. Das große farbige und kostbar vergoldete Tafelgemälde beherrscht eine mittige, aus Holz und Stuck modellierte Marienfigur in feierlicher Versonnenheit. Lange dem Florentiner Coppo di Marcovaldo zugeschrieben, vermutet man heute darin ein Gemeinschaftswerk lokaler und byzantinischer Künstler aus dem Ende des 12. Jahrhunderts.
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Lage: Via Ghibellina 70 | Bus: C 1, C 2, C 3 | Öffnungszeiten: Mo., Mi.–So. 10–17 Uhr; Nov.–Feb. bis 16 Uhr | Eintritt: 6,50 €
www.casabuonarroti.it
Hier werden Sie zwar keinen Blick ins Atelier oder ins Schlafzimmer von Michelangelo Buonarroti (1475–1564), des italienischen Künstlergenies der Hochrenaissance, werfen können, denn er hat hier nie gewohnt. Dafür zeigt das Museum einige eindrucksvolle frühe Arbeiten des Meisters, ihn selbst als Bildmotiv in den Arbeiten anderer Künstler und was seine kunstsinnigen Nachfahren sonst noch alles gesammelt haben.
Eine kunstsinnige Familie
Zu Michelangelos Zeit gab es den Palazzo noch nicht. Wohl aber gehörte ihm das Grundstück mit Vorgängerbauten, in denen der Künstler von 1516 bis 1525 lebte. Sein Nachfahre, der hochgebildete Großneffe Michelangelo il Giovane, ließ den stattlichen Palazzo 1612 in strengem Barock mit schönen Details wie kostbare Majolikafußböden errichten und füllte ihn mit den Schätzen, die die Familie über die Jahre angesammelt hatte. Vor allem aber ging es ihm darum, hier eine Erinnerungsstätte für seinen genialen Großonkel einzurichten. Man sieht zahlreiche Gemälde, auf denen andere Künstler Michelangelo darstellen, des weiteren Kopien, Originalentwürfe, Modelle und Archivmaterial. Weitere Sammlerstücke – selbst Etruskisches – kamen im Laufe der Jahrhunderte hinzu, denn unter den Nachfahren Michelangelos waren Antiquare und Archäologen.
Unter den Originalwerken Michelangelos verdienen diese besondere Aufmerksamkeit: die »Kentaurenschlacht«, ein Marmorrelief, das Michelangelo mit 17 Jahren schuf und in dem schon manches Meisterliche späterer Jahre, so Bewegung und Körperlichkeit der Figuren, vorweggenommen ist, und das Relief »Madonna mit Kind« – auch »Madonna della Scala« genannt –, das früheste Werk des jungen Künstlers, das er im Alter von 16 Jahren beendete. Das Genie drückt sich schon klar aus, in der räumlichen Gestaltung, der Bewegung und Gegenbewegung auf der Treppe links – daher der Name »Madonna an der Treppe« –, dem reichen Ausdruck des Profils, dem Wehen des Gewandes. In der Casa Buonarroti, seit 1859 Museum und 2000 neu gestaltet, werden außerdem vielbeachtete Wechselausstellungen veranstaltet.
Ein paar Schritte weiter entlang der Via Ghibellina östlich gelangt man zum großen Komplex Le Murate, im 14. Jh. als Frauenkloster entstanden und von 1845 bis 1985 als Gefängnis genutzt. Heute bildet Le Murate ein gelungenes Beispiel für eine moderne Gebäudeumwandlung, an der sogar Stararchitekt Renzo Piano beteiligt war, in eine Wohnanlage mit Sozialwohnungen, als Nachbarschaftstreff und Kulturzentrum mit Café, mit Konzerten und Ausstellungen.
Via Ghibellina 2–16 | www.lemurate.it
Selbst für die Florentiner Fischmarkthalle beauftragte man 1567 keinen geringeren als den damaligen Stararchitekten und Malkünstler Giorgio Vasari. Ursprünglich war die Loggia del Pesce ein eigenständiges Gebäude auf dem großen Marktgelände, das sich dort befunden hatte, wo Ende des 19. Jh.s die Piazza della Repubblica angelegt wurde. Dafür versetzte man die Loggia del Pesce an die Piazza dei Ciompi, nur ein paar Schritten nordöstlich der Casa Buonarroti entfernt.
Heute bekommt man frischen Fisch in der großen Markthalle Mercato di Sant’ Ambrogio an der Piazza Ghiberti wenige Schritte weiter östlich. Während die andere Markthalle Mercato Centrale bei San Lorenzo in der Innenstadt nach ihrer jüngsten Umgestaltung in Schlemmertheken und Bistros nun in vorwiegend touristischer Hand ist, trifft man im Mercato di Sant’Ambrogio noch die Florentiner beim Kauf frischer Artischocken und wildem Spargel, duftender Pilze und Wildschweinwürstchen aus dem Chianti, Pecorino-Käse und der Finocchiona, der weichen, mit Fenchelsamen gewürzten Salami. Essen kann man hier auch, zum Beispiel Lampredotto-Brötchen. Auf der anschließenden Piazza Annigoni bietet ein kleiner Mercato delle Pulci seinen Flohmarktkrimskrams an, sonntags wird daraus ein größerer Trödelmarkt.
Lage: 5 km südlich des Zentrums, Via della Certosa 1 | Bus: 36, 37 vom Bahnhof Santa Maria Novella | Besuch: nur mit Führung durch einen Mönch: Auszug der Zisterzienser, Einzug der Bruderschaft San Leolino, daher empfiehlt sich ein Telefonat vor dem Besuch: 055 2049226 | Eintritt: freie Spende | www.cistercensi.info
Dieses eindrucksvolle Kartäuserkloster, auf einer Anhöhe am südlichen Stadtrand gelegen, entstand eigentlich, weil der Bankier Niccolo’ Acciaiuoli, als politischer Gesandter ständig auf Reisen, Sorge hatte, man würde ihn in seiner Heimatstadt vergessen.
Kunststinnige Mönche
Die Anlage, bestehend aus Kapellen, Kreuzgängen und Mönchshäuschen, deren Bau er 1341 in Auftrag gab, war einst voller Kunstwerke. Hunderte davon ließ Napoleon jedoch im Zuge seiner Säkularisierung kirchlicher Einrichtungen aus der Kartause fortschaffen. Aber es bleibt immer noch genug zu sehen. Und im kleinen Klosterladen gibt es Olivenöl und Kräuterlikör.
Über einen weiten Platz schreitet man zur sehenswerten Kirche San Lorenzo: In der Cappella di San Tobia (links vom Hauptaltar) sind das Grabmal des Stifters Niccolò Acciaiuoli († 1365) zu besichtigen sowie drei weitere Grabsteine der Familie Acciaiuoli. Die Cappella di Sant’ Andrea birgt das berühmte Grabmal des Kardinals Agnolo II. Acciaiuoli, das Francesco da Sangallo zugeschrieben wird. Auch die anderen Kapellen bergen wertvolle Ausstattungsstücke.
Der Rundgang führt durch die Klostergebäude, die einen Sprechsaal, einen Mittleren Kreuzgang, den Kapitelsaal, den eindrucksvollen Großen Kreuzgang (1498–1516), das Refektorium und den Kleinen Kreuzgang umfassen. Die Gebäude waren nicht Wohnstätte, sondern nur Orte der Zusammenkunft. Die Mönche wohnten in zu dem Komplex gehörenden Zellenhäusern. Eines dieser Häuschen, bestehend aus drei Räumen, einer Loggia und einem kleinen Garten, kann besichtigt werden. Im Palazzo degli Studi, den Acciaiuoli von Jacopo Passavanti und Jacopo Talenti errichten ließ, aber der erst im 16. Jh. vollendet wurde, ist die Pinakothek untergebracht. Diese zeigt Beispiele des einst immensen Kunstschatzes, darunter Lünettenfresken (1523–1525) von Pontormo mit Darstellungen der Passion Christi und eine »Madonna mit Kind« von Lucas Cranach.
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Das Karthäuserkloster lugt aus dem Dunst der sanften Hügel hervor.
Der Engländerfriedhof im Zentrum von Florenz war bald zu klein für die vielen Angelsachsen und auch Deutsche, die Florenz zu ihrer Wahlheimat auserkoren hatten. So wurde 1860 der Cimitero Evangelico Agli Allori am südlichen Stadtrand an der Straße nach Siena eingerichtet. Wie ein Amphitheater öffnet er sich, und wer an den Grabreihen entlang spaziert, entdeckt Namen von Menschen, die in Florenz ihre Spuren hinterlassen haben: etwa die Kunstsammler und Museumsgründer Frederick Stibbert (1838–1906) und Henry Percy Horne (1864–1916) oder der große Kunstkenner Sir Harold Acton (1904–1994). Der Begründer des Symbolismus, der Schweizer Künstler Arnold Böcklin (1827–1901), liegt hier begraben, wie auch der deutsche Maler Hans Joachim Staude (1904–1973). Für die Florentiner ist das Grab der Journalistin Oriana Fallaci (1929–2006) eine Pilgerstätte, ihre mutigen Interviews mächtiger Staatsmänner hatten auch in Deutschland viele Leser.
Via Senese 184 | Mo.–Sa. 8.30–12.30, 14.30–18, im Winter bis 17 Uhr
Rund 40 km südlich von Florenz liegt Certaldo versteckt in den toskanischen Hügeln. Als ein Hauptort im Elsa-Tal wurde das Bilderbuchstädtchen ab dem 15. Jh. Sitz eines bischöflichen Vikariats. Sohn des Städtchens und sein ganzer Stolz ist Giovanni Boccaccio (Interessante Menschen >>>), der unterhalb des Palazzo Pretorio einige Jahre gelebt haben soll. Das Museum Casa del Bocaccio mit angeschlossener Bibliothek informiert über den Dichter, der in der benachbarten ehemaligen Klosterkirche dei Santi Jacopo e Filippo beigesetzt wurde. Vom Turm des Palazzo Pretorio hat man übrigens eine herrliche Aussicht.
Via Boccaccio 18 | April–Okt. tgl. 9.30–13.30, 14.30–19, Nov.–März
Bahn von Florenz: 6,20 €, Dauer: 50 min
Lage: ca. 30 km südlich | Provinzen: Firenze (FI), Siena (SI)
Höhe: 230–400 m ü. d. M.
Hier sind sie, die herrlichen Kalenderbilder von der toskanischen Landschaft: Zwischen Florenz und Siena finden sich die Hügel mit den Rebzeilen des Chianti Classico-Weins und den Olivenhainen, mit Wäldern voller Wild und Trüffeln. Mit Zypressenalleen, die über die Kämme zu burgartigen Weingütern und beschaulichen alten Winzerdörfern führen.
Kulinarische Traumziele
Diese Dörfer, allen voran Greve in Chianti und Castellina in Chianti, verbindet die Weinstraße Strada Chianti Classico (Weingüter auf: www.stradachianticlassico.it). Alternativ können Sie auch die Burgenstraße fahren. Und beim Gedanken an die Bandnudeln Pappardelle mit Ragout aus Wildschwein, dazu das Glas kräftigen Chianti-Roten in einer der vielen guten Trattorien, läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
Die südöstliche Ausfallstraße von Florenz in Richtung Pontassieve führt geradewegs zum Autobahnzubringer Bologna/Roma. Kurz vor der Auffahrt zur Autobahn (A 1) biegt man nach Grassina ab, dem ersten Ort an der Strada Chianti Classico (SS 222). Man folgt dieser Straße knapp 10 km bis Pitigliolo, wo es nach Impruneta abgeht (5 km). Das Städtchen, das vor allem durch seine Lage in den Weinbergen bezaubert, ist ein Zentrum der Töpferkunst