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Der zweisprache Lyrikband "Bahçeden Gül Koparma Ayini / Das Ritual vom Rosen Schneiden im Garten" enthält eine Auswahl der Gedichte von Müesser Yeniay im türkischen Original sowie in deutscher Übersetzung von Martin Greve. Kaum eine lyrische Stimme der Türkei spricht derart bewußt und klar aus weiblicher Perspektive, ihre Gedichte thematisieren die patriarchale Gesellschaft der Türkei, Gewalt gegen Frauen, aber auch den eigenen Körper, Empfindungen und Gefühle, es sind Momentaufnahmen von Orten und Dingen sowie nicht zuletzt Gedanken über das Schreiben selbst. Neben aller Klarheit, manchmal auch Wut sind die Gedichte stets geprägt durch ihre filigrane Sprache, Formbewußtsein und innige Klanglichkeit.
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Seitenzahl: 30
Vorwort des Übersetzers
Bahçeden Gül Koparma Ayini / Das Ritual vom Rosen Scheiden im Garten
Sepet / Der Korb
Şimdi Bana Anlatmayın Erkekleri / Erzählt mir jetzt nichts von Männern!
Gezi Parkında bir Kuş Yuvası / Ein Vogelnest im Gezi-Park
Yonca / Klee
Bedesten / Markthalle
Kervansaray / Karawanserei
Allah’ın Evi / Gottes Haus
Hastalık / Krankheit
Recm / Steinigung
Uçurtma / Pappierdrachen
Paramparça / Zertrümmert
Hallac-ı Mansûr / Hallac-ı Mansûr
Sazlık / Schilf
Müesser Yeniay / Müesser Yeniay
Emekli Tanrı / Gott im Ruhestand
Vazo / Die Vase
Sırrın İçinde / Im Geheimnis
Regl / Periode
Yazmanın Fenomenolojisi / Phänomenologie des Schreibens
Taş / Stein
Bu Dünya Erkek / Diese Welt ist ein Mann
Mastürbasyon / Masturbation
Sevgiliyle Daimi Konuşma / Ständiges Gespräch mit dem Geliebten
Sel / Überflutung
Aşk / Liebe
Arzu / Verlangen
Ağız / Mund
Dal / Der Zweig
Erkeğin Sevgisi / Die Liebe der Männer
Şeker / Zucker
Arub / Arub
Kadın Bedeni / Frauenkörper
Yılan / Schlange
Hazine / Schatz
Kiraz Çekirdeği / Kirschkern
Ateş Parçası / Feuerteil
İlikle / Anknüpfen
Keşiş / Nonne
Göğüsler / Brüste
Antwerp’te / In Antwerpen
Al-Uzza / Al-Uzza
Vulva / Vulva
Bozcaada / Bozcaada
Şeytan / Satan
Karanlığın Coğrafyası / Geographie der Dunkelheit
Kadın / Frau
Bedenimle Dünyanın Arasına / Zwischen meinen Körper und der Welt
Ich hörte von Müesser Yeniay erstmals vor etwa vier Jahren durch eine gemeinsame Freundin, Meltem. Meltem liebte ihre Gedichte für ihre Klarheit und Kraft, mit der sie über die patriarchale Gesellschaft der Türkei sprach, und sie schlug mir vor, einzelne Gedichte ins Deutsche zu übersetzen. Ich begann zu lesen, Gedichte und Essays von Müesser Yeniay, dann die von ihr herausgegebene Lyrikzeitschrift Şiirden, und tauchte ein in ihre lyrische Sprache. Tatsächlich fällt bei vielen ihrer Gedichte zunächst die Direktheit auf, oft auch Wut. Kaum eine lyrische Stimme der Türkei spricht derart bewußt und klar aus weiblicher Perspektive. Neben dieser klaren Haltung aber zeichnen sich ihre Gedichte immer auch durch eine filigrane Sprache aus, durch Formbewußtsein und Klanglichkeit. International erfahren als Übersetzerin und Herausgeberin, schreibt Müesser Yeniay in einer Sprache, die sich gut in eine zeitgenössische deutsche Lyrikwelt übertragen läßt. Gerade ihre klar feministische und gleichzeitig so lyrische Perspektive erschien mir interessant und wichtig für Deutschland. Überhaupt ist die jüngere türkische Lyrik (Müesser Yeniay ist Jahrgang 1984) in Deutschland noch kaum bekannt und von Müesser Yeniay liegen auf Deutsch bislang nur vereinzelte Übersetzung vor, online oder in Anthologien. Zunächst nur für mich selbst, und ohne an eine Publikation zu denken, begleiteten mich die Übersetzungsversuche ihrer Gedichte über die folgenden Monate. Meltem hatte einen direkten Kontakt zu Müesser Yeniay vermittelt und wir begannen, uns über einzelne Gedichte auszutauschen, dann auch über eine Auswahl für eine deutsche Ausgabe.
Während all dieser Zeit verließen mich nie die Zweifel an meiner Arbeit: Als Mann ein Gedicht wie Kadin Bedeni / Frauenkörper zu übersetzen, fühlte sich irgendwie falsch an. Würde ich Gedichte wie Periode / Regl oder Mastürbasyon / Masturbation überhaupt adäquat verstehen und ins Deutsche übertragen können? Wirkte es nicht wie eine ironische Fügung, dass solche Gedichte nun von einem Mann ins Deutsche übersetzt werden sollten. Ein männlicher Übersetzer wird bei diesen Gedichten, stärker noch als ohnehin, immer wieder daran erinnert, sich