Barcelona & Umgebung - Reiseführer von Iwanowski - Maike Stünkel - E-Book

Barcelona & Umgebung - Reiseführer von Iwanowski E-Book

Maike Stünkel

0,0

Beschreibung

Barcelona zählt zu den beliebtesten Europa-Zielen für deutsche Städtereisende. Und das mit Recht: Kaum eine Stadt ist so vielfältig wie die katalanische Hauptstadt am Mittelmeer: Mediterran und kosmopolitisch, extravagant und lebenslustig, charmant und geschäftstüchtig. Gerade dieser Kombination der prickelnden Gegensätze spürt Maike Stünkel, die Autorin des aktualisierten Iwanowski's Reisehandbuch "Barcelona & Umgebung", nach. Der Reiseführer zeigt die vielen Facetten der Stadt und gibt viele ausgewählte praktische Reisetipps zu Restaurants, Hotels und Sehenswürdigkeiten, die auf 16 Karten und einem Übersichtsplan gleich eingezeichnet sind. Eine erste Übersicht bietet die Kurzcharakterisierung der einzelnen Stadtviertel sowie die Tourenvorschläge für ein Wochenende, für drei oder für fünf Tage. Eine aktuelle Preisübersicht auf den "Grünen Seiten" dient als Orientierungshilfe für das Reisebudget.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 498

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Maike Stünkel

Barcelona

& Umgebung

Im Internet:

www.iwanowski.de

Hier finden Sie aktuelle Infos zu allen Titeln,interessante Links – und vieles mehr!

Einfach anklicken!

Schreiben Sie uns, wenn sich etwas verändert hat. Wir sind bei der Aktualisierung unserer Bücher auf Ihre Mithilfe angewiesen: [email protected]

Barcelona2. Auflage 2012

© Reisebuchverlag Iwanowski GmbHSalm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 DormagenTelefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]

Titelfoto: Casa Milà / La Pedreraage fotostock / LOOK-foto

Alle anderen Farbabbildungen: siehe Bildnachweis Seite 283 Layout und Lektorat: Annette Pundsack, Köln Karten: Thomas Buri, Bielefeld Titelgestaltung sowie Layout-Konzeption: Studio Schübel, München Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski

Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autoren können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook verlinkten Internetseiten (sog. “Links”) Dritter haben Autoren und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen damit verbunden sind.

ebook-Produktion:Bookwire GmbH, Frankfurt/Main

ISBN epub: 978-3-86457-016-2

Inhalt

1. EINLEITUNG

Vorwort

2. STADT UND LEUTE

Barcelona auf einen Blick

Barcelona auf einen Blick

Fakten

Orientierung: Die interessantesten Stadtteile

Ciutat Vella

Eixample

Gràcia

Montjuïc

Sarrià-Sant Gervasi

Historischer Überblick

Iberer, Römer und die Gründung Barcelonas

Die Grafen von Barcelona – Geburt einer Nation und katalanischer Machtausbau

Goldenes Zeitalter und Decadència

Das Ende des politischen Kataloniens

Beginn der Industrialisierung

Soziale Konflikte und Anarchismus

Konflikt mit Madrid und der Catalanisme

Spanischer Bürgerkrieg und Franquismo

Rückkehr zur Demokratie

Wirtschaft

Kultureller Überblick

Architektur und Stadtentwicklung

Spuren des Mittelalters: Römer, Romanik und Gotik

Renaissance, Barock, Klassizismus

Der Modernisme

Avantgarde und Weltausstellung

Nachkriegszeit

Architektur heute

Literatur und Sprache

Ursprung und Bedeutung des Katalanischen

Katalanische Literatur und Theater

Das Katalanische unter Franco und Nachkriegsliteratur

Malerei, Bildhauerkunst, Design

19. und 20. Jahrhundert

Feste und Traditionen

Katalanische Küche

Kulinarischer Sprachführer

Die „katalanische Gesellschaft“

Bevölkerung

Universität

3. BARCELONA ALS REISEZIEL

Allgemeine Reisetipps von A–Z

Die Grünen Seiten: Das kostet Sie der Aufenthalt in Barcelona

4. BARCELONA ENTDECKEN

Tourenvorschläge

Barcelona für ein Wochenende

Barcelona für 3 Tage

Barcelona für 5 Tage

Barri Gòtic – Durch das gotische Herz der Stadt

Redaktionstipps

Rundgang durch das gotische Viertel

Von der Plaça de Catalunya zur Plaça Vila de Madrid

Carrer Petritxol: Straße mit Schokoladengeruch

Rund um die Església de Santa María del Pi

Rund um die Kathedrale

Carrer dels Comtes und um die Plaça del Rei

Am Carrer del Bisbe

Um die Plaça Sant Jaume

Abstecher ins jüdische Viertel El Call

Barri de Sant Just

Ins Viertel La Mercè

Reisepraktische Informationen Barri Gòtic

El Raval – Zwischen Mythen und Moderne

Redaktionstipps

Rundgang

Um die Rambla del Raval

Rund um die Plaça dels Àngels

Richtung Rambla

Reisepraktische Informationen Raval

Poble Sec

Reisepraktische Informationen Poble Sec

Die Rambla – Ein endloses Spektakel

Redaktionstipps

Spaziergang über die Rambla

Reisepraktische Informationen Les Rambles

La Ribera/El Born und Sant Pere/Santa Caterina

Redaktionstipps

Viertel im Wandel

Rundgang – El Born: Picasso, Shopping und ein gotisches Juwel

Um die Església de Santa María del Mar

Passeig del Born und Antic Mercat del Born

Enge Gassen

Carrer de Montcada

Paläste und Museen am Carrer de Montcada

Durch die Gassen von Santa Caterina und Sant Pere

Zur Placeta d’en Marcús

Mercat de Santa Caterina

Plaça und die Straßen Sant Pere

Reisepraktische Informationen Sant Pere, Santa Caterina und Ribera-Born

Parc de la Ciutadella: Grüne Oase im Herzen der Stadt und die Weltausstellung von 1888

Spaziergang durch den Park

Barcelona und das Meer – Port Vell, Barceloneta, Poblenou

Redaktionstipps

Rundgang Port Vell, Barceloneta und das Olympische Dorf

Port Vell

Barceloneta

Reisepraktische Informationen Barceloneta und Passeig Marítim

Poblenou und „Diagonal Mar“ – Viertel im Umbruch

Rund um das Fòrum

Um den Parc Central del Poblenou

Reisepraktische Informationen Poblenou

L’Eixample – Im Zeichen des Modernisme

Redaktionstipps

Ein neues Viertel entsteht

Rundgang – Durch das Quadrat d’Or

Sagrada Família

Hospital de la Santa Creu i Sant Pau

Reisepraktische Informationen Eixample

Gràcia – „rebellisches“ Dorf in der Stadt

Redaktionstipps

Rundgang durch Gràcia

Park Güell – Ausflug auf die Montaña Pelada

Ausflug zur Còlonia Güell

Reisepraktische Informationen Gràcia

Montju’ic – Berg der Wunder

Redaktionstipps

Sehenswertes

Weitere Museen auf dem Montjuïc

Reisepraktische Informationen Montjuïc

Tibidabo – Ein Besuch auf dem magischen Berg

Reisepraktische Informationen Tibidabo

Barcelonas Oberstadt – Zona Alta (Sarrià und Pedralbes)

Redaktionstipps

Rundgang durch die Oberstadt

Reisepraktische Informationen Sarrià/Zona Alta

5. AUSFLÜGE

Die Umgebung von Barcelona

Girona

Überblick

Das Barri Vell

Reisepraktische Informationen

Figueres

Sehenswürdigkeiten

Reisepraktische Informationen

Montserrat

Besichtigung

Umgebung

Reisepraktische Informationen

Cava- und Weintouren – Das Alt Penedès

Vilafranca del Penedès

Reisepraktische Informationen

Sant Sadurní d’Anoia

Reisepraktische Informationen

Sitges

Reisepraktische Informationen

Tarragona

Reisepraktische Informationen

6. ANHANG

Kleiner Sprachführer

Literatur

Stichwortverzeichnis

Bildnachweis

Weiterführende Informationen zu folgenden Themen

Barcelona für Kinder

Die Legende von Sant Jordi, Schutzpatron von Katalonien

Krippenschmuck auf Katalanisch

Tapas mal anders

Der FC Barcelona – „Més que en club“

Ungewöhnliche Parks und ein Mosaik von Gaudí

Die hl. Eulalia – Zweite Schutzheilige Barcelonas

El Call – Das jüdische Viertel

Das Dekret von Mendizábal

El Burro Català

La Catedral del Poble – die Kirche des Volkes

Antoni Gaudí i Cornet (1852-1926)

La Campana de Gràia

Wer war Eusebi Güell i Bacigalupi?

Joan Miró i Ferrá

Verzeichnis der Karten und Grafiken

Klima in Barcelona

Barri Gòtic

El Raval

Poble Sec

Rambla

La Ribera

Parc de la Ciutadella

Port Vell – Barceloneta

Poblenou

Eixample

Gràcia & Park Güell

Montjuïc

Tibidabo

Zona Alta – Sarrià/Pedralbes

Zona Alta, Sarrià/Sant Gervasi

Umgebung von Barcelona

Vordere Umschlagklappe: Barcelona – ÜbersichtHintere Umschlagklappe: Metroplan, mit freundlicher Genehmigung von©Transports Metropolitans de Barcelona (TMB)

1. EINLEITUNG

 

Vorwort

„Barcelona no es Barcelona, sino Barcelonas“ – „Barcelona ist nicht Barcelona, sondern Barcelonas“, schrieb einmal Manuel Vázquez Montalbán, „Barcelonist“ aus Leidenschaft und einer der bekanntesten Schriftsteller der Stadt. Und er hat Recht: Barcelona ist Plural: Römisch, gotisch, modernistisch, olympisch – wohl kaum eine zweite Stadt ist so vielfältig wie die faszinierende Mittelmeermetropole.

In der Hauptstadt Kataloniens, zwischen den Hügeln des Montjuïc und Tibidabo und dem glitzernden Meer gelegen, findet man in breiten Prachtstraßen wie dem Passeig de Gràcia die weltberühmten modernistischen Bauten Gaudís gleich neben den engen Gassen der mittelalterlichen Viertel mit ihren gotischen Kirchen, Szenebars neben traditionellen Tavernen, moderne Museen in alten Palästen, den modernen Yachthafen neben dem traditionellen Fischerviertel. Nicht zu vergessen die ehemaligen Dörfer wie Sarrià und Gracià, die sich mitten in der brodelnden Großstadt ihren dörflichen Charme erhalten haben. Und nicht umsonst bezeichnet sich Barcelona als die Designer-Hauptstadt Europas. Im Schatten mittelalterlicher Bauten werden die neuen Trends in Mode, Architektur und Gastronomie gesetzt – hinzu kommt ein vibrierendes Nachtleben.

Mediterran und kosmopolitisch, extravagant und lebenslustig, charmant und geschäftstüchtig – Barcelona erfindet sich ständig neu, ohne dabei sein ursprüngliches katalanisches Wesen zu verlieren. Und gerade diese Kombination macht es spannend, sich auf den Zauber der Stadt einzulassen. So nannte sie der Dichter Joan Maragall auch: la gran encisera, die große Zauberin. Lassen Sie sich verführen!

Düsseldorf, im September 2011

So geht’s

Im Kapitel Stadt und Leute erhalten Sie einen Einblick in Geschichte und Kultur sowie andere Aspekte des Reiseziels. Die Gelben Seiten geben Allgemeine Tipps von A–Z (ab S. 44) zur Planung und Ausführung einer Reise nach Barcelona und stellen eine Auswahl an Unterkünften vor. In den Grünen Seiten (ab S. 83) wird kurz aufgelistet, was Sie der Aufenthalt in Barcelona kostet. Im Anschluss folgt der Reiseteil (ab S. 86), in dem auf alle wichtigen und wesentlichen Sehenswürdigkeiten mit Vorschlägen zu Spaziergängen durch die Stadt eingegangen wird. Reisepraktische Informationen zu Restaurants, Cafés, Einkaufen und Nachtleben finden Sie bei den jeweiligen Stadtteilbeschreibungen. Ausflugsziele in der Umgebung von Barcelona werden ab S. 250 vorgestellt. Ein ausführliches Register im Anhang (ab S. 278) gibt Ihnen die Möglichkeit, schnell den gesuchten Begriff zu finden. Über Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge freuen wir uns: [email protected]

2. STADT UND LEUTE

 

Barcelona auf einen Blick

Fakten

Bedeutung

Hauptstadt von Katalonien und zweitgrößte Stadt Spaniens

Geografische Lage

am Mittelmeer im Nordosten Spaniens

Größe

ca. 100 km2

Administration

10 districtes (Distrikte), die je in mehrere barris (Viertel) unterteilt sind. Katalonien ist eine von 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens. Sie wird innerhalb ihrer Kompetenzen von der Generalitat de Catalunya (Parlament, Regierung und Präsident) regiert. Dazu zählen u. a. die Bereiche Kultur,Transport, Handel,Tourismus, Bildung, Gesundheit.

Lage

Barcelona erstreckt sich auf ca. 100 km2 zwischen der bewaldeten Bergkette der Collserola (mit dem Tibidabo mit 512 m als höchstem Punkt), dem Meer und den zwei Flüssen Besòs und Llobregat.

Einwohner

ca. 1,6 Mio. (nach Madrid zweitgrößte Stadt Spaniens), im Ballungsraum wohnen etwa 4,8 Mio. Menschen (knapp 65 % aller Einwohner Kataloniens)

Religion

überwiegend römisch-katholisch (ca. 70 %)

Sprache

Katalanisch (català), Kastilisch (castellano)

Nationalfeiertag

11. September

Klima

mediterran (17 °C im Durchschnitt)

UNESCO-Weltkulturerbestätten

9 (Weltrekord)

Berühmteste Katalanen

Antoni Gaudí, Salvador Dalí und Joan Miró

Orientierung: Die interessantesten Stadtteile

Hinweis

siehe Übersichtskarte in der vorderen Umschlagklappe.

Ciutat Vella

Barri Gòtic (S. 88 ff.)

Das gotische Viertel ist das alte Herz der Stadt. Neben den vielen Läden, Bars und Restaurants in den engen Gassen sind die Hauptattraktionen die Kathedrale (s. S. 96), die Plaça del Rei mit dem Museum für Stadtgeschichte (s. S. 101) und die älteste Synagoge Spaniens (s. S. 106).

El Raval (S. 115 ff.)

Das Multikulti-Viertel, einst verrufen, heute z. T. noch im Sanierungsprozess, wartet besonders im nördlichen Teil mit zahlreichen Bars und Restaurants auf und beherbergt eines der kulturellen Highlights der Stadt, das MACBA, das Museum für Zeitgenössische Kunst (s. S. 123), und einen der wenigen romanischen Bauten, die Kirche Sant Pau del Camp (s. S. 120). Auch das Schifffahrtsmuseum (s. S. 117) in den alten gotischen Werften ist einen Besuch wert.

Sant Pere, Santa Caterina i La Ribera (S. 145 ff.)

Der südliche Teil des Viertels, der Born, ist bekannt als In-Treff und für die kleinen Boutiquen und zahllosen Bars. Hier findet man eine Perle des gotischen Sakralbaus, die Kirche Santa María del Mar (s. S. 146), und eines der meistbesuchten Museen Barcelonas, das Museu Picasso am Carrer de Monteada (s. S. 152). Der Parc de la Ciutadella (s. S. 166) bildet eine grüne Oase mitten in der Metropole. In den Gassen des stark von Immigranten geprägten, oberhalb des Carrer de la Princesa gelegenen Teils des Viertels, Sant Pere und Santa Caterina, lädt der Mercat de Santa Caterina (s. S. 156) und das überwältigende Meisterwerk des Modernisme, der Palau de la Música Catalana (s. S. 158), zum Staunen ein.

La Rambla (S. 134 ff.)

Die Rambla ist die berühmteste Straße der Stadt. Hier findet man z. B. den berühmten Mercat de la Boqueria (s. S. 137). Sie ist in verschiedene Abschnitte unterteilt und endet am Port Vell, der für die Olympischen Spiele 1992 herausgeputzten Hafenfront, wo man u. a. das Aquarium (s. S. 173) und das Museum für katalanische Geschichte (s. S. 174) besuchen kann.

Die Rambla, die berühmteste Straße Barcelonas

Barceloneta (S. 170 ff.)

Das alte Fischerviertel, das sich an den Port Vell anschließt, hat zwar weniger beeindruckende Sehenswürdigkeiten aufzuweisen, dafür aber die besten Fischrestaurants (s. S. 178) und den Stadtstrand. Auf der Strandpromenade kann man fast bis zur Stadtgrenze am Fluss Besòs zum Edifici Fòrum mit dem naturwissenschaftlichen Museu Blau (s. S. 183) entlangflanieren. Während das alte Industrieviertel Poblenou aufpoliert wird, entstand oberhalb des Forums das neue Viertel Diagonal Mar (s. S. 184).

Eixample (S. 187 ff.)

Das Viertel Eixample steht für den katalanischen Jugendstil, den Modernisme. Das schachbrettartig angelegte Viertel entstand ab 1856 nach den Plänen des Architekten Ildefonso Cerdà. Die meisten der berühmten Bauten von Antoni Gaudi liegen am Passeig de Grácia (Casa Batlló und Casa Milà, S. 195). Und unweit davon erhebt sich das Wahrzeichen Barcelonas: die Sagrada Família (S. 199).

Gràcia (S. 209 ff.)

Das beschauliche, eher alternativ geprägte Viertel oberhalb des Eixample ist besonders am Abend ein Anziehungspunkt, wenn sich auf den Plätzen die Terrassen füllen, aber es bietet sich auch für einen Shoppingbummel an, z. B. entlang der Straßen Gran de Gràcia oder Carrer de Verdi. Die Casa Vicens (S. 213) ist eines der frühen Werke Gaudís, aber Hauptanziehungspunkt ist der oberhalb von Gràcia gelegene Park Güell (S. 214).

Montjuïc (S. 220 ff.)

Der Berg der Museen bietet etwas für jeden Geschmack: ob 1.000 Jahre katalanische Kunst, die Miró-Stiftung, das Sportmuseum oder ein Spaziergang zum Castell de Montjuïc – ein Ausflug lohnt sich in jedem Fall.

Sarrià-Sant Gervasi (S. 240 ff.)

In das feine Wohngebiet oberhalb der Avinguda Diagonal (auch Zona Alta genannt) haben sich die wohlhabenderen Einwohner aus der lärmenden Altstadt zurückgezogen. In Sarrià ist noch das dörfliche Flair vergangener Tage spürbar. Kultureller Höhepunkt ist das gotische Kloster von Pedralbes (S. 243), außerdem locken die Museen des Palau Reial und der grandiose Blick vom Tibidabo. Für Fußballfans: das Stadion Camp Nou (S. 245) des FC Barcelona.

info

Barcelona für Kinder

Der Ruf Barcelonas als architekturträchtige, mediterrane Partystadt, wo spät gegessen und bis in die tiefe Nacht gefeiert wird, lässt die katalanische Hauptstadt nicht auf den ersten Blick als das ideale Ziel für einen Familienurlaub erscheinen. Aber zum einen sind die Spanier in der Regel sehr kinderfreundlich und haben mit Kindern z. B. im Restaurant kein Problem. Auch stellen viele Hotels gratis oder günstig ein Kinderbett ins Zimmer, oder man mietet sich ein kleines Apartment. Zum anderen hat Barcelona einiges zu bieten, das (nicht nur) den Kleinen gefallen wird. Ein Besuch im Hochsommer ist allerdings nicht unbedingt zu empfehlen: Zum einen kann es dann brüllend heiß sein, und lange Schlangen etwa vor der Casa Batlló verbreiten auch keine gute Laune.

Das Aquarium (S. 173) ist nicht gerade günstig, bietet aber faszinierende Einblicke in die Unterwasserwelten. Und ein Gang über die Rambla mit den vielen „lebenden Statuen“ und eine anschließende Tour mit den Golondrinas (S. 69) oder ein Besuch am Strand sind willkommene Aktionen. Auf der Rambla befindet sich zudem das Wachsfigurenmuseum (S. 142), und auch wenn die Erklärungen im Schokoladenmuseum (S. 155) auf Englisch sind, könnte es einen Abstecher wert sein. Auch die bunten Modernisme-Häuser mit ihren ungewöhnlichen Formen und besonders die Echse im Park Güell können Kinder begeistern.

Flug mit Ausblick: im Vergnügungspark Tibidabo

Ein Besuch des Vergnügungsparks auf dem Tibidabo (S. 235) ist vielleicht keine gute Idee, wenn die Kids große Freizeitparks wie Disneyworld kennen, aber auch hier gibt es besonders für kleine Kinder eine ordentliche Auswahl an Spielen. In der Nähe liegt das preisgekrönte Wissenschaftsmuseum Cosmo Caixa (S. 239), das dazu einlädt, sich interaktiv zu betätigen. Auf dem Montjuïc kann man sich im modernen olympischen Museum die Idole des Sports ansehen (S. 228) und die Kleinen in einem der zahlreichen Parks, etwa im Parc Laribal (S. 229), austoben lassen. Auch der Parc de la Ciutadella mit kleinem See und dem Zoo nebenan (S. 168) bietet sich an.

Auch mit dem Essen gibt es kaum Probleme: Zwar öffnen die Restaurants erst spät, aber in den zahlreichen Tapas-Bars, ob rustikal oder schick, kann man den ganzen Tag über (oder ab dem frühen Abend) aus einer großen Auswahl etwas zusammenstellen, bei der für jedes Kind etwas dabei sein dürfte. Sonst gibt es immer noch den Gang zu Papa Bubble (Carrer de Ample 28), wo man beim Herstellen von Bonbons zuschauen kann, oder in einen der vielen Schokoläden.

Buchtipps

Barcelona für Kinder, von Javier Zabala, Bohem Press (2008); viele Sehenswürdigkeiten der Stadt werden mit farblich aufklappbaren Bildern dargestellt.

Weltreise Barcelona: Mister Pock und die blaue Echse, von Dana Haralambie, Dix Verlag (2010); Max erkundet mit seinem Lemuren Mr. Pock und einer einheimischen Eidechse die Stadt und erlebt spannende Abenteuer – sehr unterhaltsam, nicht nur für Kinder.

Historischer Überblick

Hinweis

Wer sich für die Geschichte Barcelonas und Kataloniens interessiert, dem sei ein Besuch desMuseums katalanischer Geschichteempfohlen, in dem diese sehr anschaulich erzählt wird (Museu d’Història de Catalunya, s. S. 174).

Iberer, Römer und die Gründung Barcelonas

Archäologischen Funden zufolge sollen schon in grauer Vorzeit (ca. 1500 v. Chr.) Menschen in der Gegend des heutigen Barcelona gelebt haben. Der hier ab etwa 650 v. Chr. lebende Stamm der Laetaner (Iberer) führte, abgesehen von späteren sporadischen Besuchen von Phöniziern, Karthagern und Griechen (die im Übrigen im 6. Jh. Empúries an der Costa Brava gründeten) ein vom Weltgeschehen unbehelligtes Leben am Fuße des Montjuïc und in den umliegenden Wäldern. Dann starteten die Römer ihren Siegeszug und unterwarfen, teils kaufend, teils kämpfend, die Iberische Halbinsel, Hispania genannt. Hauptstadt wurde die damals sehr viel bedeutendere Stadt Tàrraco (Tarragona, s. S. 268). Der einsetzende Prozess der Romanisierung der Iberischen Halbinsel legte die Basis der hispanisch-römischen Kultur.

Obwohl laut verschiedener Legenden und Quellen der Grieche Herkules (wahlweise mit neun Mitstreitern, neun Schiffen oder einem neunten Schiff – Barca-nona) bzw. Amílcar Barca, karthagischer Feldherr und Vater des famosen Hannibal, Barcelona gegründet haben sollen, legen andere Quellen eine römische Gründung im 1. Jh. v. Chr. auf dem Mont Taber nahe, etwa an der Stelle der heutigen Plaça Sant Jaume im Barri Gòtic. Hier entstand der Tempel des Kaisers Augustus, von dem heute noch vier mächtige Säulen stehen (s. S. 102). Die Stadt bekam den klangvollen Namen Colonia Faventia Julia Augusta Paterna Barcino. Von den in den folgenden Jahrhunderten hochgezogenen Mauern zeugen heute die Reste im Barri Gòtic. Im Museum für Stadtgeschichte unter der Plaça del Rei kann man über erstaunlich gut erhaltene römische Straßen und Häuserreste wandeln und sich mit etwas Fantasie das damalige Leben der Römer vorstellen.

Als das römische Imperium ins Wanken geriet, wurde dies auch in Barcelona spürbar. Die Völkerwanderung schwappte über auf die Halbinsel. Nach den Franken, Alemannen, Vandalen und anderen „Barbaren“ kamen um 400 n. Chr. die Westgoten auf die Iberische Halbinsel. Nach der Eroberung Barcinos machte deren König Ataulf die Stadt 415 zur Hauptstadt seines Königreichs, bevor er wenig später nach Toletum (Toledo) umzog.

Um 700 standen die Araber vor den Toren, doch Barcelona entging einer Plünderung durch sofortige Kapitulation. Und während die Franken im Jahr 801 die Stadt unter Ludwig dem Frommen zurückeroberten, verhallte der Hilfeschrei der Katalanen bei einem erneuten Angriff 985 ungehört. Die Invasion und Zerstörung Barcelonas unter Graf Borrell II. bedeutete somit de facto die Unabhängigkeit vom Frankenkönig. Von der recht kurzen arabischen Herrschaft in Barcelona sind keine nennenswerten Spuren geblieben.

Die Grafen von Barcelona – Geburt einer Nation und katalanischer Machtausbau

Der Frankenkönig setzte 878 Guifré (Wilfried) als Verwalter des Gebiets südlich der Pyrenäen ein. Guifré, eigentlich ein Vasall des Königs, vereinte die verschiedenen unabhängigen Grafschaften Kataloniens zu dem, was man als Catalunya Vella (Altkatalonien) bezeichnet. Mit Guifré, aufgrund ausgeprägter Körperbehaarung auch Guifré el Pelós (Wilfried der Haarige) genannt, Sohn des Comte D’Urgell, begann die legendäre Zeit der Grafen von Barcelona, die diesen Titel bis 1410 in der Familie behielten. Von Guifré stammt laut Legende auch die katalanische Flagge: So soll er in einer Schlacht tödlich getroffen worden sein. Der König von Frankreich fuhr aus Dankbarkeit gegenüber seinem treuen Vasallen mit blutigen Fingern über das goldene Schild Guifrés. Und so kamen die vier roten Streifen auf die katalanische Flagge. Die wahre Herkunft der Flagge ist allerdings wahrscheinlich älter.

In den beiden folgenden Jahrhunderten vereinten sich die verschiedenen Grafen Kataloniens durch politische Allianzen und vorteilhafte Eheschließungen und dehnten den Machtbereich der Casal de Barcelona (Haus Barcelonas) mächtig aus. Unter Ramón Berenguer III. (1082–1131) kam die Provence dazu. Barcelona wandte sich dem Meer zu und Katalonien legte mit seiner ersten eigenen Flotte den Grundstock für den später mächtigen Seehandel. Doch die für die nächsten Jahrhunderte entscheidende Heirat tätigte Ramón Berenguer IV. (1131–1162) im 12. Jh.: Er heiratete Prinzessin Petronilla aus Aragonien, die als Mitgift das Königreich Aragonien (Aragón) mit in die Ehe brachte, das ihr Vater vor den kastilischen Avancen schützen wollte. Katalonien und Aragonien vereinten sich zu einem Staat, der von den Comtes-Reais – Graf (von Barcelona)/König (von Aragonien) – regiert wurde. Barcelona war nun Hauptstadt eines bedeutenden, über die Pyrenäen hinausreichenden Reichs, das zu der Handelsmacht im Mittelmeer aufstieg.

Goldenes Zeitalter und Decadència

Das katalanische Reich wurde immer größer: König Jaume I.der Eroberer (1208–1276) zog in zartem Alter im Jahr 1229 los, Mallorca zu erobern, einige Jahre später Ibiza und Formentera. Die Einnahme des auf dem Festland gelegenen Valencia gestaltete sich jedoch ungleich schwieriger und dauerte 16 Jahre (1232–1248). Trotz hoher Kriegskosten stieg die Stadt zu einer boomenden Handelsmacht im Mittelmeer auf. Barcelona wuchs und wuchs, die Stadtmauern wurden erweitert, neue Viertel wie La Ribera, Kirchen und Klöster gebaut (trotz oder gerade wegen grassierender Pestepidemien), Händler, Handwerker und Seeleute, Juristen, Ärzte und Chronisten, aber auch Regierung und Adel zogen in die Stadt. Um 1330 hatte Barcelona bereits ca. 50.000 Einwohner, das katalanische Handelsrecht galt im ganzen Mittelmeerraum als Grundlage.

Unter Pere 11. (1240–1285), Sohn von König Jaume I., erlebte Barcelona einen Höhepunkt seiner Mittelmeerherrschaft. 1282 wurde Sizilien annektiert, das bis zum 15. Jh. zu Katalonien gehörte. Malta und Athen wurden kurzzeitig von dem Helden Roger de Flor besetzt, später kam noch Neapel hinzu. Überall war zu jener Zeit das Katalanische Verwaltungssprache. Bereits jetzt wurden von den Corts Generals (Ständerat) die Diputació del General (später Generalitat) und der Consell der Cent (Rat der Hundert) geschaffen, eine Art frühes Parlament. Es war die oberste Autorität, vor der sich der König zu verantworten hatte. Mit dem Handel und viel Geld florierte auch die Kultur, die „Jocs Florais“ („Blumenspiele“), ein Dichterwettbewerb, wurden ins Leben gerufen, 1450 die Universität von Barcelona gegründet, 1474 erschien das erste gedruckte Buch in Katalanisch.

Dem katalanischen Höhenflug folgten demografische, kulturelle, wirtschaftliche und politische Krisen: Hungersnöte, Bürgerkrieg und die Pest halbierten die Einwohnerzahl der einst blühenden Stadt. Hinzu kam die Auslöschung des Hauses von Barcelona aufgrund Nachfolgermangels: 1410 starb König Martí el Humà, Martin der Menschliche, ohne Erbe. Alle umliegenden Staaten schielten begierig auf das wohlhabende Katalonien und meldeten umgehend ihre Ansprüche an. Schließlich kam ein kastilischer Neffe Martís auf den Thron. Die dynastische Union mit Kastilien setzte sich unter den in Barcelona wenig beliebten Katholischen Königen, Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón, fort, die den geschäftstüchtigen Katalanen den Handel mit dem neu entdeckten Amerika untersagten – obwohl die Könige Kolumbus bei seiner Rückkehr auf den Stufen des Salò de Tinell empfangen haben sollen. Mit der Inquisition und Pogromen (1391) gegen die jüdische Bevölkerung begann Barcelonas Stern zu sinken.

Graf von Barcelona: Ramón Berenguer

Den Katholischen Königen folgte Karl I. von Spanien (bzw. Kaiser KarIV., 1500–1558). Dessen als fanatischer Katholik und Kastile geltende Sohn Philipp 11.(1527–1598) begann mit dem Idealbild eines mächtigen bürokratischen, zentralisierten Staates die Halbinsel zu hispanisieren, d. h.zu kastilisieren, was den Beginn der wohl nie endenden, heute aber glücklicherweise meist in friedlichen Bahnen verlaufenden Spannungen zwischen Madrid und Barcelona markierte.

Das Ende des politischen Kataloniens

Im Jahr 1635 schlug sich Katalonien im spanisch-französischen Krieg auf die Seite Frankreichs und sagte sich von Spanien los. Die in Katalonien herumlungernden und marodierenden kastilischen Truppen verstärkten den Unmut der Bewohner. Als im Sommer 1640 ein paar Hundert Schnitter (segadors) in die Stadt kamen, um nach Arbeit in den umliegenden Feldern zu suchen, gingen sie an Corpus Cristi mit den prächtigen Fronleichnamsprozessionen auf die königlichen Funktionäre los. Die Revolte gegen die kastilischen Truppen breitete sich in ganz Katalonien aus, 1641 vertrieben Katalanen und Franzosen die Truppen Philipps IV. aus der Festung auf dem Montjuïc. Doch im Pyrenäenfrieden 1659 zwischen Kastilien und Frankreich verlor Katalonien nicht nur die katalanischen Gebiete nördlich der Pyrenäen, sondern auch seinen Verbündeten. Barcelona hatte in den folgenden Jahren mit der Pest und der Belagerung durch kastilische Truppen zu kämpfen, bis es 1652 in die Knie gezwungen wurde und ausgeblutet die Waffen streckte. Dieser aufgrund seines Ursprungs als Guerra dels Segadors (Krieg der Schnitter, 1640–1652) bekannte Krieg hinterließ tiefe Wunden. Das damals entstandene Lied „Els Segadors“, ein feierlicher Aufruf, zu den Waffen zu greifen, ist heute die katalanische Nationalhymne.

Kachelbild von Barcelona um 1700

Unter den Königen Philipp III. (1578–1621), Philipp IV. (1605–1665) und Karl 11.(1661–1700) kam die katalanische Wirtschaft zunächst wieder in Schwung. Doch als Karl als letzter Habsburger 1700 ohne Nachkommen starb, löste er damit den Spanischen Erbfolgekrieg aus (Guerra de Sucesión, 1701–1714), bei dem die Katalanen wieder auf das falsche Pferd setzten. Die europäischen Mächte meldeten umgehend ihre Ansprüche auf den spanischen Thron an. Katalonien schlug sich auf die Seite des von den Habsburgern unterstützten Karls III., der dem Gegenkandidaten, dem Bourbonen Philipp V., den Krieg erklärte. Doch nach dem Tod seines Bruders Kaiser Joseph I. 1711 wurde Karl zum Kaiser des Reichs gewählt. Im Frieden von Utrecht 1713 wurde der Krieg in Europa beendet.

Doch nicht für die Katalanen, die sich plötzlich ohne ihre österreichischen Verbündeten wiederfanden. Die katalanische Regierung entschied sich für den Widerstand, für Barcelona endete der Krieg ein Jahr später mit einer verheerenden Niederlage und der Eroberung der Stadt. Nach langen Belagerungsmonaten schossen am frühen Morgen des 11. September 1714 (heute katalanischer Nationalfeiertag) die vereinten kastilischen und französischen Truppen die Stadt in Schutt und Asche. Am Abend war Barcelona trotz erbitterten Widerstands gefallen. Mit dem neuen Grundgesetz, den Decretos de Nueva Planta (1716), entzog der neue König Philipp V. Katalonien die Souveränität. Dies bedeutete das vorläufige Ende jeglicher Autonomiebestrebungen eines katalanischen Staates, Abschaffung der eigenen Währung, des Steuersystems, der Universität und das Verbot der katalanischen Sprache. Damit nicht genug, ließ Philipp V. einen großen Teil des Viertels La Ribera abreißen, um eine riesige Zitadelle zu errichten, von der aus Barcelona in Schach gehalten wurde (heute Park Ciutadella).

Beginn der Industrialisierung

Die politische Eigenständigkeit der Katalanen ging verloren, nicht aber ihr Geschäftssinn. Im Gegensatz zu dem noch länger agrarisch geprägten Rest Spaniens war Katalonien eines der am frühesten industrialisierten Gebiete Südeuropas. Schließlich wurde es den Katalanen 1778 gestattet, von ihren Häfen Handel mit den Überseekolonien in Amerika zu treiben – mehr als drei Jahrhunderte nach der Entdeckung. Rohstoffe, vor allem Baumwolle, bildeten die Grundlage für die boomende Textilindustrie. 1832 entstand die erste Fabrik der Iberischen Halbinsel in Barcelona (El Vapor) und 1848 wurde die erste Eisenbahnlinie Spaniens zwischen Barcelona und Mataró in Betrieb genommen.

Die Industrialisierung brachte gesellschaftliche und soziale Veränderungen mitsich. Tausende Arbeiter strömten in die Gegend, schon 1900 waren gut 20 % der Einwohner der Provinz Barcelona zugewanderte Arbeitskräfte. Doch die Lebensbedingungen waren prekär und die Arbeiter sahen sich meist nicht in der Lage, ihre Familien zu ernähren. Bei den Industriearbeitern fiel so besonders der Anarchismus auf fruchtbaren Boden. Als Folge der königlichen Intrigen und des ersten Karlistenkriegs (1833–1839) entluden sich die sozialen Spannungen 1835 in Form einer antiklerikalen Revolte der Arbeiter, bei der viele Kirchen und Klöster abbrannten. 1842 wurde Barcelona vom „Held“ des Karlistenkriegs, General Espartero, vom Montjuïc aus zur Niederschlagung einer Revolte bombardiert.

Sozialen Unruhen zum Trotz begann man ab 1860 in seltener Einigkeit mit dem Abriss der alten Stadtmauern, die die bereits knapp 500.000 Bewohner der Stadt einengten. Das Gesicht Barcelonas veränderte sich nachhaltig. Für die Weltausstellung 1888 stand der Abriss der verhassten Zitadelle auf dem Plan, im neuen Viertel Eixample entstanden die prächtigsten Bauten des katalanischen Jugendstils und das bis heute unvollendete Wahrzeichen Barcelonas: die Sagrada Família.

Während das spanische Imperium mit dem Verlust der letzten Kolonien (1898 Kuba und die Philippinen an die USA) in Bedeutungslosigkeit und Depression versank, sonnte sich Barcelona nach der Weltausstellung 1888 in seiner neuen Bekanntheit. Mit der Stadterweiterung, der Entstehung des neuen Viertels Eixample, brach bei den Spekulanten das Goldfieber aus (s. S. 188). An der 1894 eröffneten Avinguda Paral·lel (die parallel zum Äquator verläuft, daher der Name) öffneten Theater, die ersten Kinos, Bars, und Musiksäle. War Paris der Treffpunkt Intellektueller und Künstler Europas, so war Barcelona so etwas wie das Vorzimmer der Iberischen Halbinsel. Künstler wie der junge Picasso kamen in die Stadt, mischten sich in die lokale Kunstszene und hielten ihre legendären Treffen im Quatre Gats ab. Dem argentinischen Schriftsteller Sarmiento erschien einzig Barcelona in Spanien als kulturell „zivilisierte“ Stadt. Er schrieb, nachdem er zuvor Madrid besucht hatte, nach seiner Ankunft in Barcelona: „Estoy, por fin, fuera de la España“ („Endlich bin ich raus aus Spanien“).

Die ersten Häuser des Eixample: die Casas Cerdà

Soziale Konflikte und Anarchismus

„Lo teu present esplèndid és de nous temps aurora“ („Deine glanzvolle Gegenwart ist die Morgenröte der neuen Zeit“), dichtete Jacint Verdaguer, einer der größten Vertreter der katalanischen Renaixença 1902 in seiner „Oda a Barcelona“. Doch diese Morgenröte kam nicht ohne schwarze Rauchschwaden daher. Kriege, Aufstände, Attentate und Revolutionen, die Barcelona den Spitzamen Rosa de Fuego (Feuerrose) einbrachten, erschütterten die Stadt. Denn während ein Teil der Barceloneser Gesellschaft mit der wirtschaftlichen Entwicklung Geld scheffelte, brodelte es unter der Oberfläche weiter. 1893 wurden bei einem Anschlag des aragonesischen Anarchisten Santiago Salvador im Gran Teatre dei Liceu, Synonym des Geldadels, 20 Menschen getötet. 1909 endete ein Generalstreik der Arbeiter gegen die Einberufung nach Marokko mit der Ausrufung des Kriegszustands und der Semana Trágica, der „Tragischen Woche“. Die blutige Niederschlagung durch das Militär ging mit über 2.000 Verhaftungen und mehreren Exekutionen von Anarchisten, Arbeiterführern und Republikanern einher. Die Unruhen in Barcelona setzten sich mit dem Auftreten des pistolerismo fort: Die Industriellen heuerten bewaffnete Männer zur Ermordung der Gewerkschaftsführer an. Die Antwort der Anarchisten ließ nicht lange auf sich warten. Dieser schmutzige Krieg zwischen Gewerkschaftern und Industriebossen forderte 1920–1923 über 200 Tote auf Barcelonas Straßen.

Konflikt mit Madrid und der Catalanisme

Mit der Industrialisierung wuchsen die Uneinigkeiten mit dem noch überwiegend agrarisch geprägten spanischen Staat. Mit der wachsenden wirtschaftlichen Macht begannen sich die Verfechter einer katalanischen Identität zu Wort zu melden. 1892 wurden von der Unió Catalanista die Bases de Manresa verabschiedet, eine Art regionale Verfassung. Die katalanische Widerstandsbewegung Solidarität Catalana gewann 1907 die Provinzwahlen mit haushohem Vorsprung. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde unter Enric Prat de la Riba (Verfasser des Werkes „La nacionalitat catalana“, 1906, eine der wichtigsten Schriften zum politischen Katalanismus) die sog. Mancomunitat de Catalunya mit Billigung Madrids geschaffen, ein Zusammenschluss der Provinzen mit Barcelona als Hauptstadt.

Die spanische Zentralregierung hatte nicht nur in Katalonien die Kontrolle verloren, und so bat König Alfons XIII. 1923 den Generalkapitän von Katalonien, Miguel Primo de Rivera, mit dem Militär zu putschen. Er verbot die Mancomunitat, die mächtige anarchistische Gewerkschaft CNT und sogar den FC Barcelona. Die stagnierende Wirtschaft sollte mit öffentlichen Aufträgen wieder in Gang gebracht werden, und einer der weitreichendsten war die Weltausstellung 1929, die wieder in Barcelona stattfand, diesmal auf dem Montjuïc. Künstlerisch war diese Expo ein Triumph der Monumentalbauten, was ein Blick auf den in Rekordzeit gebauten Palau Nacional am Fuße des Montjuïc deutlich macht. Im Zuge der Weltausstellung schwappte eine weitere Welle von Immigranten, vor allem aus dem hungernden Südspanien, nach Katalonien.

Das Ende der Diktatur 1930 zog ein Jahr später den Fall der Monarchie nach sich, in Madrid wurde die Zweite Spanische Republik ausgerufen. In Katalonien hatte die ERC (Esquerra Republicana de Catalunya, Republikanische Linke Kataloniens) unter dem beliebten Francesc Macià die Wahlen gewonnen und rief mit der breiten Unterstützung der Bevölkerung vom Balkon der Generalitat eine unabhängige katalanische Republik, den Estat Català, aus. Diese dauerte auf Druck aus Madrid allerdings nur wenige Tage. Stattdessen mussten sich die Katalanen mit einer von der Zentralregierung tolerierten Regionalregierung zufriedengeben, die den alten Namen der 1714 aufgelösten Generalitat de Catalunya wieder annahm.

Wahlplakat der Solidaritat Catalana

Nach dem Tod Maciàs rief Lluís Companys 1934 angesichts der immer weiter nach rechts rückenden Zentralregierung in Madrid einen katalanischen Staat im Rahmen der Spanischen Republik aus. Daraufhin verurteilte Madrid alle Mitglieder der Generalitat zu 35 Jahren Haft. Als die Frente Popular 1936 die Wahlen in Spanien gewann, wurden die Häftlinge freigelassen und die Generalitat mit Companys als Präsident wieder eingesetzt: Katalonien besaß für einen kurzen Moment reale Autonomie. Aber die Hoffnung währte nicht lange.

Spanischer Bürgerkrieg und Franquismo

Franco erhob sich 1936 mit Teilen des Militärs gegen die Republik. Das linke Barcelona konnte sich lange halten, doch war die Front gegen die Truppen Francos mehr als zerstritten. Die legitime republikanische Regierung lieferte sich verlustbringende Gefechte mit den Anarchisten, die Milizen verübten bei der Durchsetzung ihres revolutionären „Gesetzes“ allerhand Gräueltaten. Die Bevölkerung litt nach dem linken Terror bald unter Übergriffen von rechts durch die Bombardierungen von deutschen und italienischen Flugzeugen. 1938 hatten die Franquisten ihre Offensive in Aragonien begonnen, und der Ebro wurde zum Schauplatz blutiger Schlachten. Nach dem Fall Madrids wurde Barcelona Hauptstadt der Republik, aber ein Ende des Kriegs war nur noch eine Frage der Zeit. Im Januar 1939 verließen die Truppen der Generalitat Barcelona und überließen sie den Händen der Nationalisten.

Das katalanische Parlament im Parc de la Ciutadella

Die Diktatur Francos, die fast 40 Jahre dauerte, war mit den Folgen der Niederlage von 1716 vergleichbar. Der Krieg hatte Tausende sterben lassen, Zehntausende, vor allem Intellektuelle, Gewerkschafter, die politische Klasse, wanderten ins Exil, andere kamen ins Gefängnis oder wurden hingerichtet. Der Präsident der Generalitat, Lluís Companys, wurde im besetzten Frankreich gefasst und von der Gestapo nach Spanien ausgeliefert, wo er auf dem Montjuïc erschossen wurde. Die Exilregierung richtete sich in Frankreich ein. Die Franco-Zeit bedeutete einen schweren Rückschlag für alle katalanischen Aspirationen. Wieder einmal wurden die katalanische Regierung und die katalanische Sprache (in der Schule und auf der Straße) verboten und verfolgt. Sogar der traditionelle katalanische Tanz, die Sardana, durfte nicht mehr aufgeführt werden.

Der für Spanien so bedeutenden Wirtschaft Kataloniens tat dies keinen Abbruch: Nach der langen, harten Nachkriegszeit setzte ab 1959 ein spektakuläres Wirtschaftswachstum ein. In 30 Jahren verdoppelte sich die Einwohnerzahl Kataloniens vor allem durch die Einwanderer aus Südspanien, die Arbeit in den Fabriken des Nordens suchten.

Rückkehr zur Demokratie

Ende der 1950er-Jahre begann sich der Widerstand zu formieren, der gegen Ende des Franquismo immer öffentlicher wurde. Die Nova Canço Catalana, die mit politischen Texten auf Katalanisch gegen die politische Unterdrückung protestierte, erfuhr eine phänomenale Verbreitung. Franco starb nach schwerer Krankheit im November 1975. Der von ihm auserwählte Nachfolger, König Juan Carlos I. von Spanien, leitete den Übergang zur Demokratie ein (transición). Für Katalonien bedeutete dies: Die Generalitat wurde wieder eingesetzt und Barcelona Hauptstadt von Katalonien. Umgehend erschienen katalanische Tageszeitungen. Am 11. September 1977, dem Nationalfeiertag Kataloniens, fand die bis dato größte Demonstration Spaniens statt: 1,5 Mio. Menschen forderten die Autonomie Kataloniens. 1979 wurde das Autonomiestatut, allerdings von Madrid stark beschnitten, verabschiedet, der Auftakt zu einer bis heute andauernden Diskussion über das Ausmaß der Autonomie. Die Katalanen erhielten eine eigene Polizei, Parlament, Bildungshoheit,Telekommunikationsmittel und Justiz. Das Katalanische wurde offizielle Amtssprache.

Die ersten Wahlen des katalanischen Parlaments 1980 gewann Jordi Pujol mit der katalanisch-nationalistischen Partei Convergència i Unio (CiU, Konvergenz und Union).23 Jahre lang blieb Pujol Chef der Generalitat de Catalunya. Barcelona wählte links, erster Bürgermeister wurde Pasqual Maragall (PSC – Partits dels Socialistes de Catalunya, katalanische Sozialisten), der bei der Modernisierung und Entwicklung der Stadt in den folgenden Jahren eine wichtige Rolle spielte. Diese Zeit nach Franco bedeutete einen spektakulären wirtschaftlichen und politischen Modernisierungsprozess, verstärkt durch den Eintritt Spaniens in die EU, der schließlich mit den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona seinen Höhepunkt erreichte. Barcelona entwickelte sich zu einer der meistbesuchten Städte Europas. Auf Pujol folgte 2003 Pasqual Maragall, der ehemalige Bürgermeister von Barcelona, als Präsident der Generalitat.

Bei den Wahlen 2010 wurde die linke Koalition abgewählt, und die CiU mit Artur Mas gewann die Wahlen zur Generalitat, er steht seitdem einer Minderheitsregierung vor. Bürgermeister ist seit 2006 Jordi Hereu (PSC).

Wirtschaft

Der sprichwörtliche Geschäftssinn der Katalanen kommt nicht von ungefähr: Schon im Mittelalter etablierte sich Barcelona als Handelsmetropole, strategisch günstig am Mittelmeer und nahe Frankreich gelegen. Im 19. Jh. wurde Katalonien zur Fabrik Spaniens. Die in erster Linie auf Textilindustrie aufbauende Industrialisierung begann 1832, als in Barcelona die erste mechanische Fabrik der gesamten Iberischen Halbinsel mit Dampfmaschinen, El Vapor, ihre Arbeit aufnahm.

Als wichtiges Industriezentrum, das heute noch 25 % der Industrieproduktion Spaniens ausmacht, und wichtiger Hafen, an dem heute nicht nur Millionen Container umgeschlagen werden, sondern auch Millionen von Kreuzfahrttouristen mit nicht unbedeutender Wirtschaftskraft in die Stadt kommen, ist der Raum Barcelona (und ganz Katalonien) ein auch heute noch starkes Wirtschaftszentrum mit geringerer Arbeitslosigkeit und höherem Pro-Kopf-BIP als der spanische Durchschnitt. Heute ist der Dienstleistungssektor mit über 80 % der Beschäftigten der mit Abstand wichtigste in Barcelona (in Katalonien ca. 65 %). Vor allem die Tourismusbranche hat seit 1992 mächtig zugelegt und kann ständig neue Besucherrekorde vermerken. Auch viele große Verlage haben hier ihren Sitz.

Ein Großteil der Industrie ist mittlerweile aus Barcelona in die Umgebung abgewandert. Wichtig sind vor allem die Automobilindustrie (z. B. Seat), Metall verarbeitende Betriebe, Chemie, Wein, Konsumgüter und die (abnehmende) Textilindustrie.

Kultureller Überblick

Architektur und Stadtentwicklung

Die Stadtgeschichte und -entwicklung Barcelonas lässt sich gut an der Stadtstruktur, den Vierteln und Gebäuden ablesen, die verschiedene Völker, Epochen und Geschmäcker in der Mittelmeermetropole hinterlassen haben. Millionen von Touristen pilgern jährlich nach Barcelona – und daran hat die Architektur keinen unerheblichen Anteil. Neben den mittelalterlichen Bauten der Gotik ist der Modernisme die für Barcelona prägende Epoche gewesen. Die Zeit der Gotik und des Modernisme gingen jeweils mit wirtschaftlichen Hochphasen, Stadterweiterungsprojekten und (einer gewissen) Unabhängigkeit vom spanischen Staat einher, die Raum und Mittel stellten. Auch eine Reihe von Großereignissen haben frenetische stadtplanerische Aktivitäten in Gang gesetzt und maßgeblich zum heutigen Stadtbild beigetragen: die Weltausstellungen 1888 und 1929, die Olympischen Spiele 1992 und das Fòrum 2004.

Spuren des Mittelalters: Römer, Romanik und Gotik

An verschiedenen Stellen im Herzen der Altstadt legen Mauerreste Zeugnis von der römischen Stadtgründung ab. Auch wenn das heutige Tarragona Hauptstadt war und dort die größten römischen Ruinen bewundert werden können, so war Barcino doch ein wichtiger Handelsort und militärischer Stützpunkt. Auf die heutigen Mauerreste stößt man in der Altstadt immer wieder, wie etwa an der Plaça Nova und im Carrer de Palla. An der Plaça Madrid legte eine Bürgerkriegsbombe einst die Reste eines römischen Friedhofs frei. Auch die mächtigen korinthischen Säulen, Überreste des Augustustempels im Carrer del Paradis, und ganz besonders das fantastische Museum für Stadtgeschichte (MHCB) an der Plaça del Rei (s. S. 101), in dem man auf Stegen über die Reste des römischen Barcino wandern kann, halten die Erinnerung an die Stadtgründer lebendig.

Kreuzgang von Sant Pau del Camp im Raval

Die Romanik war die erste bedeutende Kunstepoche des Mittelalters, die sich in ganz Europa verbreitete. Profanbauten gibt es kaum, es wurden im Wesentlichen Kirchen und Klöster erbaut, die in Katalonien von der lombardischen Romanik inspiriert wurden. In ganz Katalonien gibt es zahlreiche Zeugnisse dieser Zeit, während die romanischen Spuren in Barcelona eher rar gesät sind. Ein Beispiel ist die Kirche Sant Pau del Camp im Raval (s. S. 120) mit ihren Rundbögen, den kompakten Mauern mit kleinen Fenstern und den steinernen Gewölben. Andere Überreste der Romanik sind die in der Mauer der Kathedrale integrierte Kapelle Santa Llucía (s. S. 96) und die Kapelle d’en Marcús (s. S. 155).

Die Gotik ist eine der baulich wichtigsten Epochen der Stadtentwicklung, die etwa im 13. Jh. begann. Barcelona wird durch den Handel reich und wächst unermüdlich, neue Viertel wie La Ribera und El Raval werden in die Stadtmauern mit einbezogen. Und so entstehen einige der mächtigsten und faszinierendsten Bauten der Stadt in diesem Stil, der einem ganzen Viertel seinen Namen gab: dem Barri Gòtic, einem der besterhaltenen städtebaulichen Komplexe dieser Epoche in Europa. Neben den Sakralbauten sind auch die von gotischen Palästen gesäumten Straßen Carrer de la Montcada und Carrer Lledò beeindruckende Zeugnisse dieser Zeit.

Dabei entwickelte sich in Katalonien eine eigene Abwandlung, die sog. katalanische Gotik, die der Kunsthistoriker Damián Bayón als „kühn in der Konstruktion und sehr zurückhaltend in der Dekoration“ (im Vergleich zur nördlicheren Gotik) beschrieb. Eines der besten Beispiele der katalanischen Gotik ist die Kirche Santa María del Mar (s. S. 146) mit ihrer schlichten Fassade, drei gleich hohen Schiffen und schmalen achteckigen Pfeilern, die einen großen freien Raum entstehen lassen. Die „zarten Pfeiler und hohen Bögen“ verglich die spanische Schriftstellerin Pardo Bazàn mit einer Sonate von Chopin. Auch bei der Kirche Santa María del Pi (s. S. 92) sticht die einfache Fassade mit dem spitzbogigen Portal und der riesigen gotischen Fensterrose hervor.

Charakteristisch für die katalanische Gotik waren zunächst einschiffige Kirchen mit Seitenkapellen und Kreuzrippengewölbe, wie die Kirche des Monestir de Pedralbes (s. S. 243). Später wurden im Wettstreit mit Südfrankreich dreischiffige Kirchen wie die Kathedrale von Barcelona (s. S. 96) erbaut. Auch runde oder spitzbogige Transversalbogen (Holzbogen, die quer zum steinernen Gewölbe verlaufen) finden zunehmend Verbreitung, wie z. B. in der Kapelle Santa Àgata an der Plaça del Rei, im Salò de Tinell (mit dem weitesten Steinbogen Europas) und im Salò del Cent im Rathaus (s. S. 105). Eines der besten noch erhaltenen Beispiele gotischer Zivilarchitektur sind die königlichen Werften (Drassanes Reials, s. S. 117).

Renaissance, Barock, Klassizismus

Während sich in Kastilien Ende des 15. Jh. die Architektur der Renaissance zu verbreiten begann, verschloss sich Katalonien aufgrund politischer und wirtschaftlicher Probleme zunächst dem neuen Stil. Dementsprechend selten sind die architektonische Spuren der Renaissance, die wenigen (und wenig anspruchsvollen) sind die Fassade des Palau de la Generalitat (s. S. 103) und der Eingang der Casa de l’Ardiaca (s. S. 95). Schon an der Schwelle zum 17. Jh. entstand die Kirche Betlem (s. S. 136) an der Rambla mit barocker Fassade, auch die Kirche de la Mercè im Barri Gòtic (s. S. 110) ist dezent in diesem Stil errichtet.

Der später einsetzende Neoklassizismus (ab Ende des 18. Jh.) orientiert sich an der griechisch-römischen Architektur und wird in Teilaspekten am Palau de la Virreina (1777) oder am gegenüberliegenden Palau Moja (s. S. 136) deutlich. Die alte Börse wurde ihrer gotischen Fassade beraubt und durch eine neoklassizistische Dekoration ersetzt, die an einen römischen Tempel erinnern sollte. Als eine Art Vorstufe zum Modernisme tauchten in der Architektur neue, industrielle Materialien wie Eisen und Stahl auf, die z. B. zum Bau des Mercat del Born (s. S. 149) genutzt wurden.

Der Modernisme

Zwei Großereignisse im 19. Jh. prägten das Stadtbild nachhaltig: Das erste war der Abriss der alten Stadtmauern. Die Lebensbedingungen in der für die wachsende Bevölkerung viel zu kleinen Stadt waren mehr als prekär, Krankheiten breiteten sich rasend schnell aus, den Häusern mangelte es nicht nur an Licht und Luft, es fehlte Platz, an allen Ecken und Enden. 1859 wurde der Plan von der Zentralregierung genehmigt, und der Bau eines neuen Viertels konnte beginnen: des Eixample (katalan. eixample für Erweiterung, s. S. 187). Architekt und Ideengeber war Ildefonso Cerdà, der ein schachbrettartiges Straßensystem mit einer Diagonale entwarf. Inspiriert wurde er von den Ideen der Gartenstadt, sodass z. B. die Innenhöfe des Eixample grüne Gemeinschaftsflächen für die Bewohner sein sollten und die Häuser eine bestimmte Höhe nicht überschreiten durften. Die Spekulanten und der Geschäftssinn der Katalanen machten diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung, es wurde gebaut, was das Zeug hielt. Die Bourgeoisie hatte Geld und wetteiferte um die prächtigsten Bauten.

Das Viertel wurde stark von der neu aufkommenden Strömung des Modernisme geprägt. Drei der berühmtesten Architekten verewigten sich hier: der allgegenwärtige Antoni Gaudí (1852–1926, s. S. 202), der seine geschwungenen Häuserfassaden mit Kacheln und bunten Steinen in irisierenden Farben dekorierte, Lluís Domènech i Montaner (1849–1923), der den unvergleichlichen Palau de la Música Catalana und das Hospital de la Santa Creu i Sant Pau schuf (s. S. 158 und 203) und als Direktor der Escuela de Arquitectura de Barcelona von 1900 bis 1920 einen erheblichen Anteil an der Verbreitung und Definition des katalanischen Jugendstils hatte. Der Dritte im Bunde war Josep Puig i Cadafalch (1867–1956), er schuf u. a. die Casa Amatller und die Casa de les Punxes. Als letzte Generation des Modernisme wird er später einer der ersten Architekten des nachfolgenden Noucentisme.

Die Entwicklung eines eigenen Stils wurde verstärkt durch das Gefühl, einen eigenen, urkatalanischen Stil zu schaffen. Seine Hochzeit erlebte er ab 1890, zunächst unterstützt von der katalanischen Bourgeoisie, und verwandelte sich im Sinne der nationalromantischen katalanischen Tendenzen der Renaixença zu einem identitätsstiftenden Merkmal. Der Modernisme verschaffte sich Akzeptanz bei allen Bevölkerungsschichten (auch wenn Gaudís Bauten und z. B. der Palau de la Música Catalana später herben Spott über sich ergehen lassen mussten, Letzterer entging sogar nur knapp dem Abriss). Dalí soll Gaudí gar als „Genie des schlechten Geschmacks“ bezeichnet haben.

Der Modernisme steht mit dem englischen Arts and Crafts Movement und dem europäischen Jugendstil in Verbindung, entwickelte sich aber nur in Katalonien und besonders in Barcelona in dieser eigenen Ausprägung. Er vereinte die alten Vorgaben der (Neo)Gotik und Romanik mit arabischen sowie modernen Einflüssen und Inspiration aus der Natur und brachte eine weltweit einzigartige Ausprägung des Jugendstils hervor. Der Schwerpunkt des Modernisme lag im Ornamentalen und einem architektonischen Gesamtansatz: Nicht nur das Haus, sondern auch Möbel und Kunst wurden in diesem Stil geschaffen. Und es sind nicht nur die bekannten Gebäude, auch Apotheken, ältere Läden und einzelne Fassaden, Laternen und sogar die Steine auf dem Bordstein des Passeig de Gràcia sind Zeugnisse dieser Jahre.

Einzigartig: die Fassade der Casa Batlló von Gaudí

Hinweis

Sämtliche modernistische Bauten der Stadt (insgesamt 115), auch die unbekannteren, sind in derRuta del Modernismeaufgeführt, s. S. 69.

Der Modernisme prägte Architektur, Kunstgewerbe,Theater und Literatur bis etwa 1915. Schon nach dem Ersten Weltkrieg war diese Epoche, die die Stadt in einen einem Fieberrausch ähnlichen Zustand grenzenloser Fantasie versetzt hatte, wieder vorbei. Ab 1906 entwickelte sich parallel der politisch motivierte Noucentisme (s. S. 31), mit dem das Bürgertum eine katalanische Identität zu schaffen suchte, weg vom verspielten Modernisme, mit den klaren, harmonischen Linien einer rationaleren Architektur. Puig i Cadafalch war einer ihrer ersten Architekten.

Ein weiteres Ereignis veränderte das Stadtbild Barcelonas: Die Weltausstellung 1888, die der umtriebige Bürgermeister Rius i Taulet in die Stadt holte, brachte den Parc de la Ciutadella und eine Reihe von Bauten hervor, welche die bis dato international eher namenlose Stadt über ihre Grenzen hinaus bekannt machten. Von damals stammen u. a. der Triumphbogen im Neomudéjar-Stil und das Castell dels tres dragons (Schloss der drei Dachen) von Domènech i Montaner.

Avantgarde und Weltausstellung 1929

Die Avantgarde der katalanischen Architektur brachte nach dem Ersten Weltkrieg den Rationalismus nach Barcelona. Einer ihrer prominentesten Vertreter ist Josep Lluís Sert, Freund Mirós und späterer Architekt der Fundació Joan Miró, eines der wenigen Highlights der Franco-Zeit. 1929 war er mit Josep Torres einer der Begründer der GATCPAC (Grup d’artistes i tècnics catalans per I’arquitectura contemporània, Gruppe katalanischer Architekten für zeitgenössische Architektur), die im Auftrag der Generalitat eine ganze Reihe von Gebäuden und sozialen Wohnprojekten durchführte. Unter Franco exilierte Sert in die USA und lehrte in Harvard.

Die Weltausstellung brachte neben den Monumentalbauten wie dem Palau Nacional (s. S. 226) ein Prachtstück des Rationalismus hervor: den Pavillon Mies van der Rohe, der in den 1980er-Jahren originalgetreu wieder aufgebaut wurde (s. S. 225). Auch zu dieser Expo strömten Arbeitskräfte in die Stadt, 1930 zählte Barcelona bereits eine Million Einwohner.

Nachkriegszeit

Mit dem Beginn der Franco-Diktatur war es vorbei mit der Avantgarde, katalanische Künstler wurden verfolgt oder gingen ins Exil. Der vielleicht wichtigste Bau der Franco-Zeit ist das größte Stadion Europas, das Camp Nou (1955–1957), ein Werk der Architekten Francesc Mitjans, Josep Soteras und Lorenzo García-Barbón.

Mit dem spektakulären wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit ging es in erster Linie um Schaffung von Wohnraum für die zu Tausenden zuströmenden Immigranten, mit denen die franquistische Stadtregierung unter Porcioles völlig überfordert war. Mitte der I950er-Jahre fehlten über 60.000 Wohnungen. Neben den in schlechter Qualität hochgezogenen Wohnblöcken versuchte man dem Problem Herr zu werden, indem man im Eixample Stockwerke auf die bereits bestehenden Häuser drauf- setzte. Die Häuserblöcke der Erweiterungsgebiete der 1950/60/70er-Jahre ersetzten die Baracken der neuen Immigranten. Diese Bauten in den suburbanen Stadtteilen mit schlechter Infrastruktur waren nicht in die Stadt integriert. Einige dieser Bausünden kann man heute in den Vororten der Stadt wie Hospitalet del Llobregat sehen.

Architektur heute

Seit den I980er-Jahren wischte man mit radikalen Renovierungsmaßnahmen den Staub der Franco-Zeit ab, und schon bald begannen die Vorbereitungen für die städtebaulich so immens wichtigen Olympischen Spiele 1992. In der Altstadt wurden Häuserblocks abgerissen, neue Infrastruktur geschaffen, die Vila Olímpica entstand und die Meeresfront wurde neu strukturiert. Die Öffnung Barcelonas zum Meer hin ist unter den zahlreichen baulichen Maßnahmen der letzten Jahre und Jahrzehnte sicherlich eine mit der größten Zustimmung seitens der Bevölkerung. Die Wiederbelebung des Küstenstreifens seit den 1980er-Jahren durch den Abriss der alten Industriegebäude am Port Vell, die den Blick auf das Meer verstellten, die Verlagerung des Hafens an den südlichen Fuß des Montjuïc, die Säuberung der Strände und der Bau der schönen Strand-und Hafenpromenaden haben das Bild der Stadt nachhaltig zum Positiven verändert und den mediterranen Charakter Barcelonas verstärkt. Einer der diese Entwicklung wesentlich prägenden Architekten war Oriol Bohigas, der mit seiner Gruppe MBM (Martorell, Bohigas, Mackay) u. a. das olympische Dorf und die Hochhäuser des Hotel Arts und die Torre Mapfre entworfen hat.

Teil des neuen Barcelonas: die Vila Olímpica

Als einer der zahlreichen Architekten hat auch der früh verstorbene katalanische Stararchitekt Enric Miralles, der u. a. auch das Parlament in Schottland entwarf, mit der Restauration des Mercat de Santa Caterina und dem neuen Parc Diagonal Mar seinen Teil zur Entwicklung der Stadt geleistet.

Und es ist kein Ende in Sicht. Das derzeitige Spielfeld der Stadtplaner ist der Nordosten der Stadt, der mit dem Fòrum 2004 ins Blickfeld gerückt ist: die Weiterführung der Diagonal bis zum Meer und das neue Viertel Diagonal Mar mit dem riesigen Shoppingcenter, Hotels, Parks und Neubauten. Das Kongresszentrum von Herzog & De Meuron und das Fotovoltaiksegel von Elias Torres entstanden, Hotelgebäude und Einkaufszentrum werden gebaut, gehobener Wohnungsraum geschaffenen, an dessen Planung u. a. Oscar Tusquets mitgewirkt hat. Zudem ist die neue Uferlandschaft mit Badeanlage und dem Marine Zoo im Bau.

Das Poblenou soll in den nächsten zehn bis 15 Jahren in den „Technologiebezirk Plan 22@“ verwandelt werden – Hightech in alten Fabriken, der Umbau ist in vollem Gange. Eine weitere Großbaustelle ist die Plaça de les Glòries Catalanes, an der heute schon ein Zeichen der Erneuerung in den Himmel ragt: die Torre Agbar. Hier entsteht ein modernes Zentrum für Design des Architekten Oriol Bohigas (Dis- seny Hub, Eröffnung geplant für Mitte 2012). Auch die Barceloneta soll in Zukunft einer „Überholung“ unterzogen werden, den Anfang machte das Glasgebäude von Gas Natural und das 2009 eröffnete hypermoderne Hotel W.

Ein weiteres Projekt ist der neue Hauptbahnhof im Nordosten der Stadt, La Sagrerà, dessen Eröffnung für 2013 geplant ist. Hier soll u. a. der Hochgeschwindigkeitszug aus Frankreich (AVE) und die neue Metrolinie L9 halten. Für Proteste hat u. a. die Streckenführung vom neuen Bahnhof Sagrera im Norden nach Sants (Hauptbahnhof) gesorgt, da der Tunnel direkt unter den Wohnhäusern des Eixample und der Sagrada Família verläuft. Architekt ist Frank Gehry (www.barcelonasagrera.com). Hier soll auch das 145 m hohe neue Hochhaus,Torre la Sagrera, entstehen. Und es ist nicht die letzte Veränderung der Barceloneser Skyline. Anfang 2011 zog Telefònica in seinen 110 m hohen gläsernen Sitz direkt am Forum, der mit rautenförmigen Fenstern verglast ist. Auch das Hochschulgelände von Besòs in der Nähe des Fòrum wird mit dem an einen Bücherstapel erinnernden „Spiral-Turm“ von Stararchitektin Zaha Hadid einen architektonischen Höhepunkt bilden.

Barcelona befindet sich in ständigem Wandel und wird weltweit als Vorbild betrachtet, doch nicht ohne dabei auch auf Kritik zu stoßen. Denn bezahlbarer Wohnraum ist ohnehin schon rar gesät, der Abriss älterer Häuser treibt viele der Bewohner raus aus der Stadt ins Umland. Tatsächlich sank die Einwohnerzahl Barcelonas lange aufgrund der (heute noch) astronomischen Mieten, während die des Umlandes stieg.

Literatur und Sprache

Ursprung und Bedeutung des Katalanischen

Das Katalanische ist keinesfalls nur ein Dialekt des Spanischen. Die ersten erhaltenen Schriftstücke stammen aus dem 12. Jh. Die am engsten verwandte Sprache ist das Okzitanische, das heute noch vereinzelt nördlich des katalanischen Sprachgebiets im heutigen Frankreich gesprochen wird. Heute spricht man Katalanisch (mit regionalen Besonderheiten) in den sog. Països Catalans, den katalanischen Ländern, die außer Katalonien das País Valenciao, die Balearen, einen an Katalonien grenzenden Streifen von Aragonien (Franja de Ponent),Südfrankreich (Nordkatalonien genannt), die sardische Stadt Alghero und Andorra umfassen, wo es offizielle Landessprache ist. Ingesamt wird geschätzt, dass etwa 9 Mio. Menschen Katalanisch sprechen und 11 Mio. es verstehen können.

„El català, com a llengua pròpia de Catalunya, ha de ser la llengua vehicular d’ensenyament“, heißt es bei der Generalitat und bedeutet, dass in den öffentlichen Schulen auf Katalanisch unterrichtet wird – Spanisch spricht man nur im Spanischunterricht. Das Identitäts- und Nationalgefühl der Katalanen ist eng an ihre Sprache gebunden. Jahrzehntelang unterdrückt, wurde das Katalanische zum Zeichen des Widerstands gegen Franco und für die Freiheit. Die nach Ende der Diktatur von der Generalitat mit dem Llei de Normalització Lingüística (Gesetz der sprachlichen Normalisierung) stark geförderte Sprache brachte eine ungewöhnlich schnelle Katalanisierung, heute ist das Stadtbild klar katalanisch geprägt. Umfragen zufolge versteht mittlerweile fast jede in Katalonien wohnhafte Person Katalanisch, 75 % können es sprechen. In Barcelona ist das Spanische aber sehr verbreitet und wird auch privat genutzt. Seit 2006 hat Katalonien sogar eine eigene Internet-Domäne (.cat). Im Rahmen der „linguistischen Normalisierung“ gibt die Regionalregierung jährlich Millionen für katalanische Sprachkurse der Zuwanderer aus. Und es ist z. B.verboten,Waren oder Speisen in Läden und Restaurants nur auf Kastilisch auszuzeichnen. Die meisten Einwohner Barcelonas leben aber ohne Probleme zweisprachig – doch wird ein Bona nit (Guten Abend) oder Adéu meist ein umso freundlicheres Lächeln hervorrufen.

Katalanische Literatur und Theater

Ihre Blüte erlebte die katalanische Literatur während der Expansionszeiten Kataloniens im Mittelalter, als Katalanisch offizielle Amtssprache und erste Kultursprache Europas war. Entscheidenden Anteil daran hatte der Mallorquiner Ramon Llull (ca. 1232–1316), Lichtgestalt der katalanischen Literatur und Sprache. Er verfasste 250 Werke zu sämtlichen Themen wie Philosophie, Mathematik und Theologie in Katalanisch (seine „Ars Magna“ beeinflusste später zahlreiche Philosophen) und erhob sie somit zur Kultur- und Literatursprache.

Das Goldene Zeitalter der katalanische Literatur waren die Jahre 1350–1500 mit Chronisten und Schriftstellern wie Ramon Muntaner und den beiden Valencianern Ausiàs March mit seinem „Cant espiritual“ (ein Gebet an Gott) und, allen voran, Joanot Martorell mit seinem Ritterroman „Tirant le Blanc“, dem wohl bekanntesten katalanischen Roman aller Zeiten. Dann begann mit den Katholischen Königen die sog. decadència der katalanischen Kultur, die etwa vom 16. bis 18. Jh. andauerte. Die Epochen der Renaissance und des Barock waren eine Zeit des literarischen (und kulturellen) Stillstands.

Erst mit der durch die Romantik inspirierten Renaixença, deren Beginn mit der Veröffentlichung der Ode „La Patria“ („Das Vaterland“, 1833) von Carles Aribau angesetzt wird, begann eine Wiederbelebung der katalanischen Sprache und Kultur. Die bedeutendste Schriftstellerin jener Zeit war Caterina Albert (1869–1966), die sich, allerdings unter dem männlichen Pseudonym Víctor Català, mit Frauenschicksalen auf dem Land jener Zeit beschäftigte. Ihr bekanntester Roman ist „Solitud“ von 1905 (auf Deutsch erschienenen als „Solitud: Eine Liebesgeschichte aus Katalonien“ bei Piper).

Die Wiederbelebung verdankt das katalanische Theater ebenfalls der Renaixença, und vor allem Àngel Guimerà (1845–1924). Als einziger katalanischer Dramatiker des 19. Jh. wurden seine von der Romantik inspirierten Werke mit realistischnaturalistischen Zügen über die Grenzen Spaniens hinaus bekannt, besonders sein Werk „Terra Baixa“ („Tiefland“), das als Oper aufgeführt und insgesamt zehnmal verfilmt worden ist. Ebenfalls einen Namen als Vorreiter des katalanischen Theaters machte sich Frederic Soler (unter dem Pseudonym Serafí Pitarra).

Nachdem der Modernisme mit Autoren wie Santiago Rusiñol (1861–1931) und Joan Maragall (1860–1911), der auch Goethe, Novalis und Nietzsche übersetzte, auch literarische Spuren hinterlassen hatte, kommt ab 1906 mit Eugeni d’Ors (1881–1954) der Noucentisme als Gegenentwurf zum Modernisme von den bürgerlichen katalanischen Nationalisten auf, der sich auf epische, mediterran inspirierte Themen konzentriert. Nach dem Ersten Weltkrieg erreichte die Avantgarde Barcelona. Der Dichter Joan Salvat-Papasseit (1894–1924), einer der wenigen aus der Arbeiterklasse stammenden großen Poeten, war mit seinen „Poemes en ondes hertzianes“ („Gedichte hertzianischer Wellen“, 1919) einer der Vorreiter der literarischen Avantgarde. Als überzeugter Katalanist gründete er u. a. die Zeitschrift „Un Enemic del Poble“ („Volksfeind“) und schrieb 1920 das „Primer manifest català futurista“ („Das erste futuristische katalanische Manifest“). Josep-Vicenç Foix (1893–1987), der Konditormeister aus Sarrià (s. S. 241), schrieb „postsurrealistische“ Gedichte und war ein weiterer Verfechter des Katalanischen.

Nationaldichter Àngel Guimerà

Das Katalanische unter Franco und Nachkriegsliteratur

Mit der Niederlage des republikanischen Lagers war es wieder vorbei mit der Autonomie und der eigenen Sprache. Das Katalanische (und alle anderen Regionalsprachen) waren für Franco ein Übel, das es zu beseitigen galt. Es wurde komplett aus der Öffentlichkeit und dem Straßenbild verbannt. Die massive Zuwanderung aus dem Süden Spaniens in das industriell starke Katalonien verschlechterte die Situation zusätzlich. Trotz des Verbots brachte ab den 1960er-Jahren besonders die Lyrik einige Höhepunkte hervor. Die Poeten der Avantgarde vom Beginn des Jahrhunderts, Salvat-Palpasseit, Carles Riba und J. V. Foix, Pere Quart und Salvador Espriu mit seiner realistisch-engagierten Poesie (1913–1985) wurden mit der Nova Cançó bekannt gemacht. Ein weiterer Dichter der Avantgarde und Neuzeit war Joan Brossa (1919–1998, s. S. 94).

Während der Franco-Diktatur fasste das unabhängige Theater als neue Ausdrucks- und Protestmöglichkeit in Barcelona Fuß, die kleinen Gruppen traten in den teilweise heute noch existierenden kleinen Sälen wie der Sala Beckett und dem Teatre Tantarantana (s. S. 71) auf. 1962 gründeten Albert Boadella und Carlota Soldevila das legendäre pantomimische Theaterensemble Els Joglars (www.elsjoglars.com). Die Ensemblemitglieder verstehen sich als Komödianten und Satiriker, die auf Missstände aufmerksam machen wollen. Später wurde auch Text in die Stücke integriert, heute sind sie eine der bekanntesten Theatergruppen Spaniens, die international auftreten. Els Comediants, 1972 von Joan Font gegründet, sind nicht nur eine Theatertruppe, sondern veranstalten Spektakel und bedienen sich dabei Folklore und populärer Kultur. Andere bekannte Gruppen sind z. B. El Tricicle, die 1979 ihre ersten Sketche und Pantomimen auf der Straße und kleinen Theaterbühnen aufführten, und die wohl derzeit berühmteste Formation, La Fura dels Baus (www.lafura.com), die als „Aktions-Theater-Gruppe“ ihre Zuschauer mit sehr eigenwilligen Darbietungen immer wieder überraschen oder auch mal in Panik versetzen.

Hinweis

Theater-Adressen s. S. 71.

Nach dem Bürgerkrieg spielten viele Romane vor dem Grau des Nachkriegs-Barcelona. Aber auch die Repression ist ein Thema, ebenso wie die vielen armen Zuwanderer aus dem Süden, zu jener Zeit in Katalonien verächtlich murcianos genannt. Mercè Rodoreda (1908–1983) hat mit „Auf der Plaça del Diamant“ den weltweit am häufigsten übersetzten katalanischen Roman aller Zeiten verfasst. Internationale Bekanntheit erlangte auch der aus Mallorca stammende Llorenç Villalonga (1897–1980) mit „Mort de Dama“, „Tod einer Dame“. Josep Pla (1897–1981) war einer der produktivsten katalanischen Autoren aller Zeiten: 60 Jahre war er aktiv, seine Werke reichen von Essays, Erzählungen, Prosa bis hin zu Reiseberichten und Porträts. Noch viel berühmter (bzw. in deutscher Übersetzung häufiger erhältlich) wurden spanisch schreibende Katalanen: Der auch heute noch allgegenwärtige Manuel Vázquez Montalbán schuf mit seinem Helden, dem Privatdetektiv Pepe Carvalho, eine Kultfigur.

Einer der international bekannteren Autoren ist Quim Monzó (geb. 1952) mit seinen humorvollen Romanen (z. B. „Die beste aller Welten“, 13 Geschichten und ein kurzer Roman) und Erzählungen. Unter dem Titel „Hundert Geschichten“ sind alle seine Erzählungen in einem Band erschienen. Andere, hierzulande eher unbekanntere Autoren sind Albert Sanchez-Piñol, Autor von „Im Rausch der Stille“, einem Abenteuerroman, in dem ein Freiheitskämpfer auf einer einsamen Insel gegen unheimliche Wesen kämpft, Montserrat Abelló, eine der großen katalanischen Dichterinnen des 20. Jh., sowie Jaume Cabré mit seinem spannenden Bürgerkriegsroman „Stimmen des Flusses“. Ein weiterer Name ist Baltasar Porcel (1937–2009), Autor von zahlreichen Romanen (z. B. „Galopp in die Finsternis“) und Erzählungen, Reiseberichten,Theaterstücken etc. Er wurde mit den bedeutendsten katalanischen Literaturpreisen ausgezeichnet.

Tipp: Barcelona in der Literatur

Eine Vielzahl von Romanen spielen in Barcelona (und Katalonien), in denen die Stadt manchmal als Kulisse, manchmal als Protagonistin fungiert. Einer der berühmtesten neueren in Barcelona spielenden Romane ist „Im Schatten des Windes“, der Bestseller vonCarlos Ruiz Zafón.Auch Die „Kathedrale des Meeres“ vonIldefonso Falcones(der zu Zeiten des Baus der Kirche Santa María del Mar spielt) wurde ein Bestseller. Nicht nur Katalanen wählten Barcelona und Katalonien als Schauplatz: Das französische Enfant terribleJean Genetbeschreibt im „Tagebuch eines Diebes“ den heruntergekommenen Raval, George Orwellerzählt in „Homage to Catalonia“ seine Erfahrungen im Bürgerkrieg. Um sich literarisch auf Barcelona einzustimmen, gibt es eine Auswahl auf S. 276.

Hommage an den Autor: die Plaça George Orwell im Barri Gòtic

Einer der berühmtesten katalanischen Musiker ist Pau Casals (1876–1973). Er gilt dank neuer Techniken und Ausdrucksstärke als einer der besten Cellisten und Dirigenten der Welt. Außerdem komponierte er die Hymne der Vereinten Nationen. Auch die Hymnen von Mexiko, Chile und Argentinien stammen von katalanischen Komponisten. In der Oper erlangten u. a. Montserrat Caballé und Josep Carreras Weltruhm.

Malerei, Bildhauerkunst, Design

Barcelona – und Katalonien – haben eine reiche Kunstgeschichte, die u. a. in den Museen katalanischer Kunst (MNAC, s. S. 226) und Zeitgenössischer Kunst (MACBA, s.