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Wovon Träumst du Nachts? ***** Nach Jahren kommt Kate zurück in die Staaten. Sie ist Teil der Kompanie des Royal Ballet New Yorks. Doch ihre Rückkehr ist mit vielen Erinnerungen und Schmerz verbunden. Im Schutz der Dunkelheit lauert Alec, er wurde beauftragt sie zu beobachten, aber er kommt ihr dabei näher als gewollt. Ohne es zu wissen, wurde sie in ein Geschäft zwischen ihrem Vater und Mason Ashwood, dem Teufel höchstpersönlich, verwickelt. Er will sie haben und er wird sie nach all den Jahren endlich besitzen. Sie gerät ins Visier und bald muss sie sich mit mehr als nur ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.
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Seitenzahl: 286
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Love x Hate
Love in such a way that it haunts the hate in others.
Prolog
Kapitel 1
Kate
Alec
Kate
Alec
Kapitel 2
Kate
Kate
Kapitel 3
Mason
Alec
Mason
Kate
Mason
Kate
Kate
Kapitel 4
Alec
Kate
Mason
Kapitel 5
Mason
Alec
Kate
Kate
Mason
Kapitel 6
Mason
Kate
Mason
6 Jahre zuvor...
Kapitel 7
Kate
Kate
Mason
Kapitel 8
Kate
Kate
Mason
Kapitel 9
Kate
Mason
Kapitel 10
Kate
Kate
Mason
Kapitel 11
Kate
Mason
Kapitel 12
Kate
Kate
Mason
Kate
Kapitel 13
Mason
Kate
Mason
Kate
Mason
Mason
6 Jahre Später.... Gegenwart...
Kapitel 14
Alec
Kate
Mason
Kate
Kapitel 15
Mason
Kate
4 Monate zuvor...
Kapitel 16
Kate
Mason
Gegenwart...
Kapitel 17
Alec
Kate
Mason
Kapitel 18
Alec
Kate
Kate
Kapitel 19
Mason
Alec
Kate
Nicht ganz 5 Jahre zuvor...
Kapitel 20
Mason
Kate
Gegenwart...
Kapitel 21
Alec
Mason
Alec
Kapitel 22
Mason
Alec
Kate
Kapitel 23
Mason
Kate
Alec
Kapitel 24
Kate
Alec
Kate
Ich denke oft an Brahms Sinfonie Nr. 4, sie handelt von Abschied, Trauer und der menschlichen Vergänglichkeit. Mein Leben lang hat mich der Tod und Leid begleitet. Schon früh starben meine Großeltern väterlicherseits und bald danach folgten andere Familienmitglieder.
Früh habe ich gelernt dass das Leben vergänglich ist und es jederzeit, ohne Vorwarnung, vorbei sein kann.
Oft wache ich schweißgebadet auf. Meine Albträume verfolgen mich. Jedoch sind es keine richtigen Albträume. Es ist meine Realität. Es ist mein Leben.
Vor nicht ganz fünf Monaten traf mich ein weiterer Tiefschlag in meinem Leben.
Es war Ende April, die Temperaturen stiegen tagsüber stetig und abends war es angenehm kühl. Jeden Abend saßen wir, die Schüler der Ballettschule, zusammen und haben uns ausgetauscht über den Unterricht, das Leben und auch über unsere Zukunftspläne nach unserer Ausbildung.
Das Leben hier in Paris war einfacher und leichter. Weit weg von meiner Familie, meiner Vergangenheit und meinem vorherigen Kummer, welcher mich erst hierher getrieben hatte.
Es war das Abschlussjahr und bald würden wir unsere Prüfungen ablegen und unserer Wege gehen.
Wir würden uns in alle möglichen Richtungen verstreuen und unser Leben fortführen.
Einen Tag vor den letzten Prüfungen, wir hatten gerade Unterricht, kam die Schulsekretärin zu uns ins Tanzstudio. Sie wirkte besorgt und bat mich mit zukommen in das Büro des Direktors. Nach einer kurzen Unterhaltung mit meiner Lehrerin, ein kaum hörbares Flüstern, folgte ich ihr durch die langen Flure des modernen Gebäudes.
Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer und mein Bauchgefühl sagte mir, etwas stimmte ganz und gar nicht. Sie hielt mir die Tür zu dem Büro auf und ich betrat das Reich von Schulrektor Dubois. Tiefe Furchen zierten sein Gesicht und Sorge war ihm ins Gesicht geschrieben.
“Katherine”, begann er unsicher vor sich hin zu stammeln. “ Bitte setz dich. Ich weiß leider nicht, wie ich dir das sagen soll. Dein Vater hat mich soeben angerufen. Heute Morgen wurde deine Mutter tot in einem Waldstück im Bundesstaat New York aufgefunden. Sie wurde erschossen. Dein Vater sitzt bereits im Flieger in die Staaten, um die Leiche überführen zu lassen.”
In diesem Moment herrschte in meinem Kopf leere, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wer würde so etwas tun? Wer wäre zu so einer Tat fähig?
Die Stille in meinem Kopf hatte sich auf den Raum übertragen. Weder ich noch der Direktor gaben einen Ton von uns. Nervös tippte er mit seinen Fingern auf einer Stelle vor sich am Schreibtisch herum. Die Schwere dieser Stille schien uns zu erdrücken.
Nach ein paar Minuten nickte ich. Ich nickte einfach nur, stand auf und verließ stillschweigend das Büro des Schulleiters. Verwirrt blickte er mir hinterher.
Der Flur bis zum Ausgang erschien mir endlos. Die Tür schien sich immer weiter von mir zu entfernen. Ich schien hier gefangen zu sein.
Ich ging vorbei an meinem Klassenzimmer, in welchem ich zuvor noch für die Abschlussprüfungen probte. Meine Mitschüler standen an der Scheibe und beobachteten mich mitleidig. Sie wussten wohl bereits Bescheid.
Mit vorgehaltener Hand flüsterten sie sich zu und starrten mich mit großen Augen an.
Als ich endlich durch die große Türe an die frische Luft trat, lief ich einfach los. Ich rannte ohne Ziel.
Ich wollte einfach nur weg. Weg von hier, weg von der Realität. Jedoch kann man nicht vor der Realität fliehen. Sie holt einen immer ein. Niemand kann entkommen.
Nach einer halben Stunde brannten meine Lungen und der stechende Schmerz ließ mich anhalten. Dieser körperliche Schmerz ließ mich den emotionalen Schmerz für einen kurzen Moment vergessen.
Mit von den Tränen verschmierten Augen setzte ich mich unter einen der Bäume in dem Park, in dem ich gelandet bin. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
Mit meinem Gesicht in den Händen vergraben, schluchzte ich. Ich weinte aus Kummer, Schmerz und um ehrlich zu sein auch aus Erleichterung. Und das machte mir am meisten Angst. Ich war erleichtert, meine Mutter nie wieder sehen zu müssen.
Eine Dunkelheit umgab mich und ich fühlte mich schuldig. Schuldig, weil ein Teil von mir froh darüber war, dass sie tot ist.
Es ist wieder einmal einer dieser Nächte. Diese verdammten Nächte, in denen ich kein Auge zubekomme. Die Lichter der Stadt schimmern durch die Gardinen meines Schlafzimmers und erhellen dieses in einem schummrigen Licht.
Der Regen prasselt beruhigend herab auf das Dachfenster über meinem Bett. Für den Herbst ist es bereits sehr kalt, stürmisch und regnerisch. Aber Regen ist nichts Neues hier in der Stadt.
Ich drehe mich zu dem Nachtisch zu meiner Rechten und schaue auf mein Handy. Das Display blendet mich und erst nach ein paar Sekunden gewöhnen sich meine Augen an die Helligkeit.
Es ist kurz nach drei Uhr morgens. Ob ich einfach aufstehen soll? Der Wecker klingelt bereits in zwei Stunden. Für mich ist sowieso nicht mehr an Schlaf zu denken.
Also schlage ich meine Seidenbettdecke zurück und setzte mich an die Bettkante.
Sobald meine Füße den Boden berühren, zucke ich zusammen, der Boden ist eiskalt.
Mein Körper ist müde, aber mein Geist ist hellwach. Nacht für Nacht fühle ich eine Unruhe in mir. Vermutlich kann ich deshalb nicht schlafen. Ich brauche etwas oder jemanden, der meine Unruhe ins Gleichgewicht bringt.
Ein dunkler Nebel liegt auf mir und ich kann ihn einfach nicht umgehen.
Ich schnappe mir den roten Seidenbademantel neben dem Bett und werfe ihn mir über um nicht komplett in der Kälte der Nacht zu stehen.
Von meinem Schlafzimmer aus hat man den perfekten Blick über die New Yorker Skyline und ihre Lichter. Es ist zwar noch ganz früh am Morgen, aber diese Stadt sieht immer lebendig aus. Nein, sie ist immer lebendig.
Um diese Zeit kehren Menschen zurück von Bars und Clubs. Andere machen sich bereit für die Arbeit oder sind noch am Arbeiten.
Gedankenversunken stehe ich am Fenster und beobachte die Lichter unter mir.
Bei so vielen Einwohnern kann jeder unsichtbar sein, sofern man es will. Es ist einfach, in so einer großen Stadt unterzutauchen. Anonym zu sein. Und das ist das einzige, was mir an dieser Stadt hier gefällt.
Seit etwa einer Woche bin ich wieder hier in der Stadt, in dieser Wohnung und ich fühle mich so einsam und leer wie noch nie zuvor.
Viele Erinnerungen kommen noch, die meisten sind keine guten.
Damals habe ich mein letztes Highschool Jahr hier beendet, an einer der renommiertesten Privatschulen hierzulande. Ich habe es gehasst. Alle waren so sehr von sich selbst Überzeugt, überzeugt, die besten in allem zu sein und überzeugt davon, dass sich die Erde nur um deren mickrige Existenz dreht.
Eigentlich will ich gar nicht hier sein, aber meiner Karriere zuliebe bin ich nun mal. Es ist zu spät, einen Rückzieher zu machen. Nein, was sage ich da. Ich mache nie Rückzieher.
Das hier war immer mein Traum und diesen werde ich mir auch verwirklichen. Auch wenn dieser Ort mein persönlicher Albtraum ist.
Diese Stadt hat mich wieder in ihren Fängen und ich hoffe sie verschlingt mich nicht.
* * * * *
Langsam fängt der Himmel an zu dämmern und der Morgen kommt.Die Kaffeemaschine in der Küche ist am Arbeiten und erfüllt den großen Raum mit dem vertrauten Geruch von Kaffee. Instinktiv sauge ich diesen Geruch auf und hole mir mein Frühstück aus dem Kühlschrank.
Es ist wie jeden Tag, und ich meine wirklich jeden Tag ein Müsli mit Naturjoghurt und frischen Früchten. Dieses wird mir jeden Abend vorbereitet und bereitgestellt für den nächsten Morgen. Wie auf Autopilot schnappe ich mir die nun fertige Tasse schwarzen Kaffee, setze mich an den großen Tisch und fange an zu essen.
Nach zwei Löffeln schiebe ich die Schüssel vor mir weg und halte mir die Tasse an den Mund, um zu trinken. Shit. Ich bin wohl doch müder als gedacht. Mein ganzer Körper ist so übermüdet das meine Hand zu sehr gezittert hat und ich den Kaffee über meine nackten Beine verschüttet habe.
Schnell schnappe ich mir ein Küchentuch und trockne mich ab. Die verbrannten Stellen sind rot, geschwollen und schmerzen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es nun bereits beinahe fünf Uhr morgens ist.Schnell springe ich unter die Dusche und lasse das warme Wasser der Regendusche auf mich herab prasseln. Das warme Wasser ist wie Balsam auf meiner Seele.
Seitdem ich denken kann, musste ich immer in allem perfekt sein. Das war eine Voraussetzung meiner Eltern. Nein, es war eine Pflicht. Immer perfekt aussehen, perfekte Noten und natürlich ein makelloses Auftreten.
Mit den Jahren habe ich meine Morgenroutinen und mein Auftreten perfektioniert, um den Ansprüchen meiner Eltern gerecht zu werden. Oder eher, um wenigstens einmal Bestätigung von meinen Eltern zu erhalten. Denn mehr war von ihnen nicht zu erwarten.
Ich stehe seit Jahren jeden Morgen um fünf Uhr morgens auf, esse jeden Tag dasselbe Frühstück und dazu einen Kaffee. Natürlich nur ohne Zucker oder Milch. Ausschließlich schwarz. Nach einer exakt sechs minütigen Dusche, föhne ich mir die Haare. Danach mache ich Pflege Öl in die Enden und Bürste einmal komplett durch.
Wenn ich mit den Haaren fertig bin, kommt das Gesicht dran. Zuerst nutze ich einen Gesichtsroller, am Ende noch ein Serum für eine schöne Haut. Danach schminke ich mich. Für den Tag immer dezent. Ich nutze immer dieselben Produkte in derselben Reihenfolge.
Dieser Tag ist auch keine Ausnahme. Ich bestreite meine Morgenroutine wie jeden Tags aufs neue.
Zufrieden sehe ich in den beleuchteten Spiegel meines Ankleidezimmers. Mein Spiegelbild zeigt eine junge Frau mit langen, rabenschwarzen Haaren.
Ich lasse mein Handtuch fallen und stehe nun Nackt im Raum. Die leichten Verbrennungen von heute Morgen sind noch zu erkennen an meinen schlanken Beinen.
Ich nehme mir den Stapel an Kleidung auf der gepolsterten Bank in der Mitte und ziehe mich an.
Durch das Fenster kann ich erkennen, dass es draußen noch immer regnet und stürmt. Daher greife ich zu einem mit Fell gefütterten Mantel und hohen braunen Absatzstiefeln.
Schnappe mir meine Sporttasche und mache mich auf den Weg zum morgendlichen Training.
Wie jeden Morgen komme ich an vielen Gebäuden vorbei und unbekannte Gesichter streifen meinen Blick aus den Augenwinkeln. Die Anonymität in dieser Stadt lässt mich aufatmen. Sie beruhigt mich. Sie lässt mich, mich sicher fühlen.
Auch wenn ich diese Stadt hasse. Sie hat so ihre Vorteile. Nach etwa zehn Minuten erreiche ich das Tanzstudio inmitten der alten Gebäude nahe des Central Parks. Mein Vater ermahnt mich immer einen Fahrer zu nehmen, aber ich genieße diese kleinen Spaziergänge jeden Morgen.
Sie lassen mich herunterkommen und in diesen paar Minuten, in denen ich laufe, kann ich endlich mal abschalten und einfach nur das Geschehen um mich herum beobachten. Meine morgendlichen Wege lassen mich aufatmen und den bedrückenden Räumen entkommen, in welche ich tagtäglich eingesperrt bin.
In diesen Momenten kann ich frische Luft einatmen. Auch wenn man das in New York eher nicht so nennen kann.
Wie immer bin ich die Erste vor Ort, daher suche ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel zu der Tür vor mir, um in das Gebäude zu gelangen.
Aus dem Nichts spüre ich eine eisige Kälte im Nacken. So als würde mich irgendjemand beobachten. Hektisch drehe ich mich einmal um meine eigene Achse, kann aber niemanden sehen.
Etwas erleichtert seufzte ich auf und krame weiter in meiner Tasche.
“Komm schon.” murmle ich vor mich dahin und suche weiter nach meinem Schlüsselbund. Gefunden.
Zielsicher stecke ich den Schlüssel ins Schloss und betrete den mir vertrauten Eingangsbereich. Bereits früher hatte ich hier schon Unterrichtsstunden genommen.
Hier war mein Zufluchtsort. Ich konnte hier einfach ich sein und meinem Leben entkommen. Meinem scheinbar ach so perfekten Leben.
Viele Stunden habe ich hier in diesem einen Jahr verbracht. Noch immer erinnere ich mich an die Unterrichtsstunden und an die anderen in meinem Kurs.
All die Gerüche und Eindrücke. An diesen Ort erinnere ich mich gerne.
Ich mache nach der Reihe die Lichter an, beginne mich bis auf meine Tanzkleidung zu entkleiden und binde meine Haare zusammen zu einem strengen Dutt.
Mit der Fernbedienung neben den Boxen mache ich Musik an und fange an, mich vor der Spiegelwand aufzuwärmen und zu dehnen.
Aus den Boxen ertönt klassische Musik, während ich meine Posen beobachte und versuche, diese zu perfektionieren.
Das hier, das Ballett ist mein Zufluchtsort und meine Zukunft.
Verdammt bin ich müde. Es ist noch nicht einmal hell geworden und ich muss hier schon in der eisigen Kälte stehen und mir den Arsch abfrieren. Wieder einmal.
Und warum? Weil mein Boss mir den Auftrag gegeben hat so eine Kleine zu finden.
Die Hintergründe und Einzelheiten kenne ich nicht. Es ist mein Befehl und ich hinterfrage keine Befehle. Der Boss sagt es, ich führe es aus.
Ich stehe nun also um vier Uhr morgens auf dem Dach eines Hochhauses und beobachte das Gebäude gegenüber. Laut meiner Quellen sollte ich hier fündig werden.
Der Regen prasselt auf mich herab und lässt meine Kleidung nass und klamm werden.
Seit etwa einer Stunde bin ich nun hier am Warten. Laut dem Portier steht das Mädchen immer um fünf Uhr morgens auf und verlässt gegen halb sieben Uhr das Gebäude. Zuerst wollte er mir keine Informationen geben, aber wenn es um Geld geht, werden die meisten Leute ganz schnell gesprächig. Einmal mit einem Hunderter gewedelt und schon saß die Zunge locker.
Ach? Das Licht gegenüber ging soeben an. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass es noch viel zu früh ist. Nach ein paar Minuten sehe ich Umrisse einer schlanken Silhouette, welche sich grazil einen Bademantel überstreift. Ich zünde mir eine Zigarette an und warte. Die Gardinen werden zur Seite geschoben. Bingo. Sie ist es. Ich hole mein Fernglas raus, um mehr von ihr sehen zu können.
Sie steht einfach nur mit leerem Blick an der Fensterfront und sieht hinunter auf die Stadt. Ihr Seidenbademantel umschmeichelt ihren schönen Körper.
Von dem, was ich bisher gesehen habe, kann ich verstehen, warum der Boss sie finden wollte. Die schlanke Figur, ihre langen schwarzen Haare und die helle Haut lassen sie schön und kühl wirken, aber auch zerbrechlich. Sie ist der Inbegriff von Schönheit und Anmut.
Plötzlich verschwindet sie aus meinem Blickfeld, nur, um dann in der Küche nebenan wieder aufzutauchen. Wie ferngesteuert fängt sie an, in der Küche herumkramen. Ebenfalls in ihrem sehr knappen Bademantel.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als mein Handy läutet. “Ja, Boss?”
An der anderen Leitung meldet sich seine tiefe Stimme. “Ist sie es? Sag mir, du hast sie gefunden.”, fragte er mich beinahe hoffnungsvoll.
Ich zünde mir noch eine Zigarette an. Er ist merkbar ungeduldig.
“Sie ist es zweifellos. Soll ich ihr folgen?” “Ja, folge ihr. Ich will wissen, was sie den Tag über so macht.”, befiehlt er zufrieden.
“Alles klar Boss.”, Ich lege auf und beobachte wieder das geschehen mir gegenüber.
Ihre grazilen Bewegungen ziehen mich in ihren Bann. Ihr schönes Gesicht und ihr verdammter Körper. Dieser verdammte Körper lässt mich mir Sachen vorstellen, welche ich lieber für mich behalten sollte.
* * * * *
Ich sehe, wie sie bereits angezogen durch die Räume der Wohnung wandert.
Langsam sollte ich mich auf den Weg machen. Ich will sie ja nicht verlieren, wenn sie das Haus verlässt. Also bewege ich mich gemächlich Richtung Ausgang, um dort auf sie zu warten. Lange musste ich nicht warten, etwa zehn Minuten später kommt sie aus der Türe, gekleidet mit einem Mantel, hohen braunen Stiefeln und einer Sporttasche.
Mit einem Sicherheitsabstand von ein paar Metern folge ich ihr durch die vollen Straßen, an den Häusern vorbei bis in die Nähe des Central Parks. Kein einziges Mal sieht sie sich um oder sieht generell einen ihrer Mitmenschen an. Es ist so, als würde sie unsichtbar sein wollen.
Aber ihr ist wohl nicht klar, mit ihrer Präsenz und ihrem Aussehen ist sie keinesfalls Unsichtbar.
Gebannt folge ich ihr. Ihre Hüften hypnotisieren mich bei jedem Schritt. Fuck. Das ist nicht gut.
Ich fühle mich wie ein verdammter Spanner.
Nach etwa zehn Minuten sind wir wohl an ihrem angesteuerten Ziel angekommen. Ein etwas älteres Gebäude mit großen schwarzen Bogenfenstern. Gespannt beobachte ich das Geschehen. Hektisch fängt sie an, in ihrer Tasche zu wühlen. Was sie wohl sucht? Eventuell den Schlüssel? Plötzlich hält sie inne und sieht sich um.
Ihre schwarzen Haare wehen im Wind des Herbstes, während sie sich umsieht.
Ein paar Sekunden scheint sie ihre Umgebung zu begutachten und Ausschau zu halten, ehe sie weiter in ihrer Sporttasche wühlt.
Scheiße war das knapp. Gerade noch konnte ich mich hinter einer der Hausecken verstecken, ehe sie mich sehen konnte. Ob sie mich bemerkt hat? Kaum bin ich raus aus meiner Deckung, ist sie hinter der Tür verschwunden.
Instinktiv fische ich mein Smartphone aus meiner Jackentasche und tippe die Adresse in die Suchmaschine ein. Bingo, ein Ballettstudio. Ich mache einen Screenshot und schicke diesen an den Boss, mit der Information, dass sie dort ist.
Nun heißt es abwarten. Abwarten, was als nächstes passiert und wohin der heutige Tag uns führt.
Nach sechs Stunden Probe für den Auftritt morgen Abend bin ich erschöpft und wünsche mir nichts sehnlicher als Schlaf. Meine müden Augen werden mit jeder Sekunde schwerer und es wird beinahe unerträglich, diese geöffnet zu halten.
Meine Füße schmerzen und die Blasen brennen. Das ist das Leiden einer Tänzerin. Die Füße schmerzen jeden Tag und bluten teils auch durch aufgeplatzte Blasen auch. Aber dieser Schmerz lässt mich alles vergessen. Ich lebe für das Tanzen. Wenn ich tanze, fühle ich mich lebendig und vergesse alles um mich herum. Es war schon immer mein Traum beruflich Ballerina zu werden und dieser Traum hat sich nun endlich erfüllt nach all den tausend Stunden an Training und der harten Arbeit.
All die vielen Tränen zahlen sich nun endlich aus. Bereits morgen Abend werde ich auf der Bühne stehen als Hauptdarstellerin des Nussknackers.
Aber egal wie müde ich bin, erst einmal steht heute noch die finale Kostümprobe im Theater an. Wieder einmal bin ich die letzte hier im Tanzstudio und nutze die Zeit um in Ruhe duschen zu gehen, da mir kaum Zeit bleibt bis zur Anprobe.Mein Mittagessen heute kann ich auch vergessen bei diesem strammen Zeitplan.
Mit grummelnden Magen stelle ich mich unter die Dusche und drehe das Wasser auf.
Waren das gerade Schritte? Erschrocken drehe ich das Wasser der Dusche ab und lausche in die Stille des Waschraumes. Werde ich nun etwa verrückt oder ist es der Schlafentzug? Bereits heute Morgen hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden und nun das.
Eine angespannte Stille heißt mich willkommen. Nach ein paar Minuten der anhaltenden Stille entschließe ich mich dazu, mich fertig abzuwaschen. Ich sollte heute wohl eher schlafen gehen und meinen verlorenen Schlaf nachholen. Mein Kopf spielt mir wohl schon Streiche.
Eine halbe Stunde später bin ich bereits auf dem Weg zu meinem nächsten Ziel. Ich laufe durch die Straßen und bahne mir einen Weg durch die Menschenmengen dieser Millionenstadt.
Mein Weg führt mich Richtung des Theaters, an dem morgen Abend die Premiere stattfindet. Durch den dicken Stoff meines Mantels merke ich, wie mein Handy vibriert.
Ich fische es raus. Eine mir unbekannte Nummer ruft an. Nach kurzem Überlegen drücke ich den Anrufer weg und verstaue mein Handy wieder in meiner Manteltasche.
* * * * *
Schnellen Schrittes schlängele ich mich durch die Menschenmassen und haste zu dem Theater. Das Gebäude ist groß und Imposant.
Die Architektur lässt mich beindruckt zurück als das Gebäude vor mir auftaucht und mich all die Muster in den Wänden bestaunen lässt.
Ohne großartig Zeit zu verlieren laufe ich die vielen Treppen hoch zu dem Eingang. Einer der Mitarbeiter öffnet mir die Türen und ich stehe in einer ebenso imposanten Halle.
Von den meterhohen Decken hängen Kristallene Kronleuchter, welche bestimmt ein Vermögen wert sind.
Erstaunt setzte ich meinen Weg fort zu den Umkleiden. Ich laufe durch die vielen Flure, welche einem Labyrinth gleichen, um an mein Ziel zu gelangen.
Es sind bereits einige Tänzer und Tänzerinnen vor Ort. Mitarbeiter und Kostümbildner laufen herum und gehen ihrer Arbeit nach.
“Katherine, schön Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?” Mr. Bennett kommt mir mit einem breiten Lächeln entgegen. “Bestens, vielen Dank der Nachfrage. Wie geht es Ihnen?” Entgegne ich dem Leiter des Theaters.
Er legt seine Hand auf meine Schulter und dirigiert mich in Richtung der anderen. Die Blicke sind auf uns gerichtet.
“Melanie, sei bitte so nett und kümmere dich um Katherine. Sie benötigt noch ihr Kostüm für morgen.” Seine Stimme klingt sanft, während er sich an eine blonde Frau wendet.
Eilig nickt diese und holt ein Kistchen mit Nähzeug heraus un deutet mir mich auf das Podest zu stellen.
Zufrieden lässt mich Mr. Bennett los und geht zu einer Gruppe von Männern.
Verdammt.
Wieder einmal hätte sie mich fast erwischt. Aber ich konnte nicht anders, die Verlockung sie zu beobachten war einfach zu groß. Sie und ihren schönen Körper.
Ich hatte Stunden draußen auf sie gewartet. Als die anderen das Gebäude verlassen haben, habe ich mir Zutritt zum Tanzstudio verschafft und habe sie beobachtet.
Die offenen Duschen haben mir den perfekten Blick auf sie gewährt.
Wie sie nackt unter der Dusche stand, das Wasser auf sie herab prasselte und sie einfach das Gefühl genoss. Ihr zarter Körper ist einfach perfekt geformt.
Wenn ich nur daran denke, wird mein Schwanz direkt wieder hart.
Mein Verlangen nach ihr wird immer stärker und steigt scheinbar ins Unermessliche.
Fuck, das darf nie jemand erfahren.
* * * * *
Nach Stunden der Observierung sind wir wieder an ihrer Wohnung angelangt. Der Portier vor dem hohen Gebäude begrüßt Sie mit ihrem Nachnamen und öffnet ihr die schwere Holztür.
Sie betritt anmutig die Lobby und fährt mit dem Lift in das oberste Stockwerk des Gebäudes. Zu ihrer Penthouse Wohnung.
Ein paar Minuten später betrete auch ich die großzügig geschnittene Lobby und schlendere zu dem Portier. Es ist wieder derselbe wie heute Nacht. Scheinbar ist er der Nachtportier dieses Wohnkomplexes.
“Guten Abend.”, spreche ich den jungen Mann an, bevor ich vor seinem hölzernen Tresen stehen bleibe.
Er sieht kurz hoch und nickt mir zu. Lässig lehne ich mich an den Tresen und schaue ihn erwartungsvoll an. Mein Blick wandert zu seinem Namensschild.
“Marvin. Ich darf Sie doch Marvin nennen, oder?” Frech grinse ich den jungen Mann an.
“Natürlich, Sir. Sind Sie wieder hier wegen Miss Park?” Mit einem verschmitzten Lächeln nicke ich. “Exakt.” Gekonnt hole ich eine Visitenkarte aus meiner Jackentasche und halte sie Marvin entgegen. Dieser schaut sich irritiert die Karte zwischen meinen tätowierten Fingern an. “Sir?”, fragt er mich mit einem irritierten Blick.
“Ich will wissen, wenn Miss Park das Gebäude verlässt. Egal zu welcher Nacht oder Tageszeit. Rufen Sie mich an ”, lasse ich ihn wissen und gebe ihm ein Zeichen, die Karte zu nehmen.
Er nimmt die Karte entgegen, nickt wieder und verstaut diese in seiner Sakkotasche.
Zufrieden verlasse ich das Gebäude durch die massive Eingangstüre und zünde mir eine Zigarette an.
Am besten bringe ich den Boss auf den neuesten Stand. Also hole ich mein Handy raus und schicke ihm ein kurzes Update, während mich ein paar Leute beim Vorbeigehen mustern.
Solche Blicke bin ich bereits gewohnt, da ich relativ groß bin, trainiert und viele Tattoos habe. Gerade unauffällig bin ich nicht. Würde man mich auf der Straße sehen, könnte man denken, ich wäre Türsteher.
Naja, im Grunde genommen bin ich so was Ähnliches. Ich bin ein Handlanger und Bodyguard.
Ich mache meinen Job bereits seit knapp einem Jahr. Ich mache ihn gerne und der Boss behandelt mich gut. Wir sind mit der Zeit beinahe sowas wie Freunde geworden. Er hat mich letztes Jahr, nach der Rückkehr meines letzten Auslandseinsatzes, einfach auf der offenen Straße angesprochen und mich gefragt, ob ich einen Job suche. Dankbar nahm ich sein Angebot an, da ich keine andere Option hatte. Oder eine Zukunft.
Früher war ich in der Army und habe für mein Vaterland gekämpft. Bereits mit 18 Jahren bin ich damals beigetreten und habe meine Ausbildung begonnen. Ich bin gegangen, da mich hier nichts gehalten hat, keine Familie, keine Freunde und naja eben gar nichts.
Wenn man wie ich in einem Waisenhaus aufgewachsen ist, sehnt man sich irgendwann nach einer Familie. Die Army wurde dann, so klischeehaft wie es klingt, zu meiner Familie. Dort habe ich viele Jahre verbracht. Jahre, in denen ich Freunde gefunden habe, leider auch welche, die ich im Einsatz verloren habe.
Sie waren die Familie welche ich nie hatte.
Morgen ist die große Premiere und mein Debüt als Solotänzerin in einer Kompanie. Aber...auch nach so einem langen Tag und dem Schlafentzug der heutigen Nacht, bin ich immer noch unruhig und wälze mich in meinen Bettlaken hin und her.
Meine Gedanken kreisen um alles und nichts. Die vielen Gedanken sind Wirr und ich kann sie nicht zuordnen. Sie sind laut und hindern mich daran, meinen verlorenen Schlaf nachzuholen.
Das schummrige Licht der Stadt zieht mich an wie eine Motte. Der Drang in mir, in die nächstgelegene Bar zu gehen, ist einfach zu groß.
Vorsichtig taste ich nach meinem Smartphone. Knapp nach 22 Uhr.
Nach kurzem Überlegen schwinge ich meine Beine aus dem Bett und setzte mich an die Bettkante.
Derzeit ist für mich sowieso nicht an Schlaf zu denken. Zu viele Gedanken hängen über meinem Kopf wie eine schwere Regenwolke.
* * * * *
Ich stehe in meinem Ankleidezimmer und sehe mich um nach einem geeigneten Kleid für meinen Ausflug in das rege Nachtleben New Yorks. Das Zimmer ist beinahe so groß wie so manch eine 3-Zimmer-Wohnung.
Die Spots an der Decke lassen den Raum in einem hellen, warmen Licht erstrahlen.
In meiner knappen roten Spitzenunterwäsche stehe ich vor dem großen beleuchteten Spiegel und betrachte mich selbst für einen Augenblick.
Meine langen, tiefschwarzen Haare gehen mir bis zur Hüfte und umschmeicheln meine Taille gekonnt. Mutter nannte mich wegen meiner sehr blassen Haut und den schwarzen Haaren, seitdem ich denken kann, Schneewittchen.
Aber wenn ich in den Spiegel sehe, dann sehe ich viele Parallel zu meinem Vater. Er ist Koreaner und meine Mutter Amerikanerin.
Seine dunklen Augen und Haare habe ich von ihm geerbt. Meine Augen wirken, wie seine, an manchen Tagen schon beinahe schwarz.
Ich sehe meinen Vater nicht sehr oft, da er seit ein einigen Jahren wieder in seiner Heimatstadt Seoul lebt. Nur einmal im Monat telefonieren wir. Aber das meist auch nur maximal fünf Minuten, dann ist er wieder zu beschäftigt, um sich mit mir abzugeben. Noch nie hat er sonderlich großes Interesse an mir gezeigt.
Aber dennoch ist er mein Vater und ich liebe ihn. In meinen Gedanken verloren schnappe ich mir ein kurzes rotes Kleid von einem der vielen goldenen Kleiderhaken. Ich schlüpfe rein und das Kleid schmiegt sich eng an die Haut. In meinem Schuhregal entdecke ich schwarze Riemchen High Heels, welche ich zu meinem Kleid kombiniere.
Ich trage noch ein bisschen Make-up auf und ich bin fertig. Zufrieden blicke ich in den Spiegel und betrachte das Endresultat. Meine vollen Lippen erstrahlen in einem sinnlichen Dunkelrot und meine Augen strahlen mir dunkel entgegen.
Bing. Die Aufzugtür öffnet sich langsam mit einem beinahe lautlosen Geräusch.
Der Aufzug ist hell erleuchtet und klassische Musik spielt leise im Hintergrund.
Bedacht trete ich ein und drücke auf „L", um in die Lobby zu gelangen.
Die Kirschbaum Holzvertäfelungen an den Wänden machen das ganze Ambiente edel und gediegen.
Dieser Wohnkomplex war eines der ersten Hochhäuser New Yorks. Schon immer haben hier nur die Reichsten der Stadt gewohnt.
In jedem einzelnen der langen Flure finden sich Holzvertäfelungen und alte Bilder wieder.
Jede Etage hat nur zwei Wohnung, außer meine Etage. Ich wohne im Obersten Stockwerk, dort gibt es nur eine Wohnung, welche sich über den kompletten Bereich erstreckt.
In diesem Gebäude leben noch viele andere Menschen, aber dennoch ist es immer so ruhig, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. In den seltensten Fällen bellt mal der kleine Spitz Rico, so heißt er, aus dem fünften Stock.
Noch seltener sehe ich andere Bewohner dieses Komplexes, alle sind sie sehr konservativ und ehrlich gesagt auch blasiert. Jedoch bin ich froh, dass noch nie jemand versucht hat, mich anzusprechen und in ein Gespräch zu verwickeln.
Meine High Heels hallen durch die Lobby, als ich den Aufzug verlasse. Das helle Licht des riesigen Kronleuchters flutet den großen Eingangsbereich mit einem angenehmen weichen Licht und lässt das ganze Ambiente beinahe heimelig wirken.
Der helle Marmorboden sieht so sauber aus, als könnte man davon essen.
Marvin, der Nachtportier, blickt erschrocken auf, als er mich sieht und eilt hinter seinem Tresen hervor in meine Richtung. Seine Anzüge sind beinahe immer etwas zu groß und seine Haare etwas unordentlich.
“Miss Park, guten Abend. Kann ich Ihnen behilflich sein?”, fragt er und mustert mich beinahe schon gierig von oben bis unten.
Er ist relativ groß und hager gebaut, gerade noch so füllt er eine Uniform aus. Zielstrebig sehe ich ihm in seine blauen Augen, Verlegen schaut er weg und tritt einen Schritt zurück.
“Guten Abend Marvin, würden Sie mir bitte einen Wagen rufen? Ich würde gerne noch ausgehen ”, bei diesem Satz lehne ich mich etwas vor und flüstere ihm schon beinahe in sein Ohr. Er läuft knallrot an und nickt verlegen. Herrlich.
Schnell huscht er, in seinem ein bisschen zu großen Anzug, zurück hinter seinen Tresen und wählt die Nummer.
Bereits zehn Minuten später steht mein Wagen bereits vor einer Bar neben einem der angesagtesten Clubs der Stadt.
Ein etwas bulliger Typ mit Bürstenschnitt öffnet mir die Türe des Wagens und reicht mir seine fleischige Hand für den Ausstieg. Die Eingangstüre besteht aus einer hohen gläsernen Flügeltüre. Durch die Gläser der Türe erkennt man von außen das Treiben im Inneren.
Schnell kommt der Bürstenschnitt wieder herbei und öffnet mir schwungvoll die Türe und ermöglicht mir den Eintritt.
Der Bass der Anlage wummert angenehm vor sich hin und erfüllt die Bar mit einer angemessenen Lautstärke.
Zielstrebig stolziere ich durch den Raum auf die große Bar am Ende des Raumes zu. Diese ist einige Meter lang und an der Wand dahinter sind alle möglichen Flaschen aufgereiht und werden den Gästen präsentiert. Dahinter ist eine riesige Spiegelwand, in der ich mich spiegele.
Das schummrige Licht lässt die Bar, im Gegensatz zu dem Rest des Raumes, beinahe hell wirken.
Beinahe andächtig lasse ich mich auf einen der Smaragdgrünen Barhockern nieder und hole einen Lippenstift raus, um das Dunkelrot meiner Lippen nachzuziehen.
Ein Barkeeper um die dreißig beobachtet mich von dem hinteren Teil der Bar aus, er leckt sich über die Lippen und bewegt sich gespielt entspannt auf mich zu.
“Guten Abend Miss, mein Name ist Caleb und ich werde Sie heute Abend bedienen. Darf ich Ihnen bereits einen Drink bringen?”, während er das sagt, versucht er mich, mit seinen Blicken zu fixieren.
Er lehnt sich ein bisschen vor und stützt seine Arme vor mir ab. Seine lässig hochgekrempelten Ärmel legen seine komplett tätowierten Unterarme und Hände frei. Mir sticht ein Engel mit einem Pfeil auf seiner rechten Hand ins Auge.
“Caleb, würden Sie mir bitte einen Gin Tonic bringen? Extra stark.”, sage ich zu ihm etwas nach vorne gelehnt, mit einer süßlichen Stimme.
Er lächelt und beginnt meinen Drink zu mixen. Verstohlen blickt er währenddessen in meine Richtung.
Sein Lächeln ist zuckersüß, aber auch dreckig. Ganz nach meinem Geschmack.
Die dunkelbraunen Haare sind leicht gelockt und nach hinten gestylt, jedoch fällt ihm eine Locke in sein markantes Gesicht. Durch das weiße Hemd sind deutlich die Muskeln darunter zu erkennen.
Bei jeder seiner geschmeidigen Handbewegungen spannen sich seine Sehnen an und die Adern auf seinen Händen treten hervor.
Ständig muss ich mir vorstellen, wie sich seine großen Hände an meinem Körper anfühlen und lasse meine Gedanken schweifen. Wie aus dem Nichts steht er neben mir an der Bar und stellt mir meinen Drink auf die kühle Steinplatte der Bar vor mir.
Ich spüre seinen Atem an meinem Hals und erschaudere beinahe vor Lust. Zärtlich streichle ich über seinen Arm.
“Vielen Dank Caleb. Sie können mich gerne Kate nennen.” Er lächelt mich an und nickt. “Gerne.”
Die Boxen der Lounge lassen Musik durch den Raum dringen. Langsam werden die Gäste immer weniger und die Boxen etwas lauter.
Noch immer sitze ich an der hölzernen Bar, mittlerweile mit meinem vierten Drink.
Die Melodien, die durch den Raum tanzen, lassen mich eine Leichtigkeit fühlen. Die und der Alkohol.
Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie das letzte Paar durch die Türe ins Freie tritt, wobei mich ein kalter Windstoß zum Erschaudern bringt.
Die mit Samt bezogenen Sitzbänke und Stühle sind allesamt verlassen. Ich fische mein Smartphone aus meiner Tasche und schaue auf die leuchtenden Ziffern.
Beinahe schon drei Uhr morgens. Fuck.
Ich drehe mein Glas mit dem roten Lippenstift Abdruck in meiner Hand und betrachte den Inhalt.
Die Eiswürfel darin sind bereits beinahe geschmolzen und der Scotch glitzert wie Honig. Der letzte Schluck hinterlässt ein warmes Gefühl in meiner Kehle und in meinem Magen.
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