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In diesen vier miteinander verflochtenen Erzählungen geht es um Menschen, die sich aus selbst geschaffenen Zwängen befreien wollen: Ein Verleger, der die Hälfte seines Besitzes an seine Angestellten verschenkt, um Maler zu werden. Zwei Frauen, die den aus ihrer Bildungslosigkeit resultierenden sozialen Zwängen entkommen wollen. Und ein Richter, der sein Gehör verliert, als er erkennt, dass er die Gitter vor seinen Fenstern selbst angebracht hat.
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Seitenzahl: 146
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BRAUNER • BEFREIUNG
ERNST BRAUNER
Befreiung
Vier Erzählungen
Die Herausgabe dieses Buches erfolgtemit freundlicher Unterstützung der Stadt Wien.
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Tel. + 43(0)463 370 36, Fax + 43(0)463 376 35
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Copyright © dieser Ausgabe 20 15 bei Wieser Verlag GmbH, Klagenfurt/Celovec
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Josef G. Pichler
ISBN 978-3-99047-035-0
An seinem 50. Geburtstag beschloss mein Freund Joseph, dass »alles« »anders« werden müsste. (Ich sage hier leichtfertig »Freund«, aber ob ich wirklich sein Freund war oder er der meine, muss sich erst herausstellen.)
Zuerst tauschte er das ihm in seinen Dokumenten mitgegebene zeitbedingte »ph« gegen ein modernes »f« – statt Joseph schrieb er sich fortan Josef. Dann verließ er seine Frau und seinen inzwischen fast zwanzig Jahre alten Sohn und zog zu Alexandra, die sich Alex nannte. Und dann übertrug er, »verschenkte« er die Hälfte seiner Firma, genauer gesagt fast die Hälfte oder noch genauer: 49 Prozent an seine Mitarbeiter, seine bisherigen Angestellten, die jetzt seine Miteigentümer wurden. Und dann begann er wieder zu malen. So fügte sich, gleichsam selbstverständlich, alles zu einem neuen Ganzen.
Dieses »dann« »dann« »dann« spielte sich nicht über einen längeren Zeitraum hinweg ab, sondern ereignete sich tatsächlich innerhalb weniger Tage. So war denn auch, wenn er einerseits zu Alex zog, mit der er erst seit einigen Tagen schlief, und andrerseits »wieder zu malen begann«, Letzteres in dem kleinen Untermietzimmer, das sie bewohnte, nicht wirklich gedeihlich. Also blieb er nur wenige Tage, genau gesagt zwölf Tage bei ihr, bis er wieder davonzog, hinaus aufs Land, in einen kleinen Weiler nahe Grafstetten, wo die von flacher Ebene ins Hügelige changierende Landschaft genug Anregung oder besser gesagt Anregungslosigkeit bot, um seinen Pinsel gleichsam von selbst über die Leinwand fahren oder »toben«oder fast meditativ gleiten zu lassen. Und so kam es, allein schon durch die räumliche Distanz, schnell auch zu einer körperlichen Trennung zwischen seiner neuen jungen Freundin und ihm. Kurz gesagt: Kaum dass diese Liebe – oder war es wieder nur eine »Beziehung«? – begonnen hatte, war sie auch schon wieder zu Ende. Oder doch nicht zu Ende … denn alle zwei oder drei Wochen kam Alex zu Besuch in seine Klause bei Grafstetten oder er verirrte sich (flüchtete?) in die Stadt, zu Alex und ihrer Wärme und Zärtlichkeit.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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