Beloved Villain – You can't stay away from me - D.C. Odesza - E-Book

Beloved Villain – You can't stay away from me E-Book

D. C. Odesza

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Düstere Spiele und verbotenes Verlangen Nuria will ihre Leidenschaft für den geheimnisvollen Stalker, der ihr bis nach Australien gefolgt ist und nachts in ihrem Zimmer auftaucht, weiter ausleben. Seine nächtlichen Besuche werden für Nuria zum geliebten Tabu voller Verlockung. Doch dann taucht eine dunkle Gestalt aus ihrer Vergangenheit wieder auf und will Nuria für sich gewinnen. Sie steht zwischen den beiden Männern, einer gefährlicher als der andere und beide verfeindet bis aufs Blut. Nuria muss entscheiden, wem sie sich hingibt und ihr Vertrauen schenkt. Der zweite Band der neuen Dark-Romance-Reihe der SPIEGEL-Bestsellerautorin D.C. Odesza D.C. Odesza ist das Pseudonym einer jungen, deutschen SPIEGEL-Bestsellerautorin. Seit ihrem Studium in Germanistik- und Geschichtswissenschaft schreibt sie spannungsgeladene Romane, die sich durch tiefe Gefühle und sinnliche auszeichnen. Eine der erfolgreichsten deutschen Selfpublisher:innen jetzt bei everlove

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Text bei Büchern ohne inhaltsrelevante Abbildungen:

Mehr über unsere Autorinnen, Autoren und Bücher:

www.everlove-verlag.de

Wenn dir dieser Roman gefallen hat, schreib uns unter Nennung des Titels » Beloved Villain – You can’t stay away from me « an [email protected], und wir empfehlen dir gerne vergleichbare Bücher.

© everlove, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München 2024

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Page Overlay: ©mariemarion

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Wir behalten uns eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich der Piper Verlag die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Liebe Leserinnen und Leser …

Trigger-/Contentwarnung

KAPITEL 1

Nuria

KAPITEL 2

Nuria

KAPITEL 3

Demon

KAPITEL 4

Nuria

KAPITEL 5

Nuria

KAPITEL 6

Nuria

KAPITEL 7

Nuria

KAPITEL 8

Nuria

KAPITEL 9

Demon

KAPITEL 10

Nuria

KAPITEL 11

Demon

KAPITEL 12

Nuria

KAPITEL 13

Nuria

KAPITEL 14

Demon

KAPITEL 15

Nuria

KAPITEL 16

Nuria

KAPITEL 17

Demon

KAPITEL 18

Nuria

KAPITEL 19

Nuria

KAPITEL 20

Demon

KAPITEL 21

Lexton

Einige Wochen später

KAPITEL 22

Nuria

KAPITEL 23

Nuria

KAPITEL 24

Nuria

KAPITEL 25

Demon

Kapitel 26

Nuria

Kapitel 27

Demon

KAPITEL 28

Nuria

KAPITEL 29

Nuria

KAPITEL 30

Nuria

Zwei Monate später

KAPITEL 31

Demon

Acht Monate später

Und zum Schluss …

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Liebe Leserinnen und Leser …

Liebe Leserinnen und Leser,

Diese Dark Romance ist kein Roman für Minderjährige. Die Geschichte ist nicht für Personen geeignet, die nicht in der Lage sind, einen fiktiven Roman von der Realität zu unterscheiden.

In diesem Roman wird keine Gewalt verherrlicht, dennoch kommen Szenen, die Gewalt beinhalten, vor.

Diese Geschichte ist ausnahmslos düster, verboten spannend sowie verdammt heiß und spicy. Du suchst hier vergebens eine nette Liebesgeschichte zum Abschalten.

Jede Zeile wird dich herausfordern. Jede Szene wird für Gänsehaut- und Schockmomente sorgen.

Auch wenn es zu Beginn nicht so scheint, entwickelt sich in dieser Dilogie eine Liebesgeschichte.

Ich hoffe, dass ihr meine Worte hier aufmerksam lest, damit keine Missverständnisse aufkommen, und bitte euch, selbst zu entscheiden, ob dieses Buch etwas für euch ist.

An dieser Stelle wünsche ich euch ein unvergessliches Leseerlebnis. Gebt auf euch und euren Verstand acht, denn in manchen Szenen werdet ihr auf die Probe gestellt.

Cordialement!

Eure Odesza

PS: Eine Auflistung der Trigger findet ihr auf der folgenden Seite.

Trigger-/Contentwarnung

Hinweis

In meinen Romanen werde ich, bis auf wenige Passagen, auf Verhütungsmittel verzichten – was jedoch nicht heißen soll, dass sie im realen Leben nicht wichtig sind! Nur leider kommt es häufiger als gedacht vor, dass Leser und Leserinnen einen fiktiven Roman mit der Realität verwechseln.

Triggerwarnung

Stalking, Schlangenphobie, körperliche und psychische Gewalt, Mord, Missbrauch, häuslicher Missbrauch, Folter, Entführung, Waffen, Manipulation, Alkohol- und Drogenkonsum, Trauma, Fesselung, Erpressung, uneindeutiges Einvernehmen, Paraphilie, Tod, Menschenhandel

Contentwarnung

Bitte lest dieses Buch nur, wenn ihr euch emotional dazu in der Lage fühlt.

Falls es euch mit diesen (oder anderen) Themen nicht gut geht, findet ihr unter der Nummer der Telefonseelsorge rund um die Uhr kostenlose und anonyme Hilfe.

TelefonSeelsorge Deutschland

0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123 |

https://www.telefonseelsorge.de/

TelefonSeelsorge Österreich

Notruf 142 | https://www.telefonseelsorge.at/

Schweizer Verband Die Dargebotene Hand

Notruf 143 | https://www.143.ch/

Euer everlove-Team

KAPITEL 1

Nuria

In Zeiten der Dunkelheit zerfressen Zweifel deine Seele.

Doch es genügt ein kurzer Lichtblick,

der sämtliche Zweifel besiegt.

Ein warmer Atem streift meine Stirn. Finger streichen eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Lippen gleiten über meine Wange.

»Gleich sind wir da. Wach auf«, dringen die Worte einer sonoren Männerstimme an mein Ohr. Ich versuche mir einzubilden, dass Demon bei mir ist und er mich zärtlich weckt. Am liebsten würde ich nach seiner Hand greifen, meine Finger um seine schließen und seinen Handrücken an meinen Mund ziehen.

»Ich weiß, dass du wach bist, Rinora. Setz dich auf.«

Ich will nicht. Wenn ich die Augen öffne, werde ich meinen Albträumen entgegenblicken. Ich werde in das Gesicht des Mannes schauen, der mich beinahe jede Nacht in meinen Träumen verfolgt und mich zum Abgrund treibt.

Mit den Fingern malt er die Narbe seitlich meines Kinns nach. Bei der Berührung flackert sofort der gleiche brennende Schmerz auf wie damals, als ich mir meinen blutenden Unterkiefer gehalten habe und dachte, ich würde sterben. Wann es wirklich geschehen ist, weiß ich jedoch nicht. Ich erinnere mich bloß an diesen schrecklichen Schmerz.

»Rinora!«, ruft er nun eindringlicher. Es hilft wohl nichts, weiterhin vorzugeben, ich würde schlafen.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, als ich realisiere, dass mein Kopf auf dem Oberschenkel eines Mannes liegt. Nicht irgendeines Mannes, sondern dem meiner verfluchten Albträume. Verdammt!

Schlagartig öffne ich die Augen. Nicht weil er es mir befohlen hat, sondern weil ich sofort Abstand zu ihm gewinnen will. Er soll mich nicht ungefragt anfassen. Ich weiß schließlich immer noch nicht wirklich, wer er ist.

Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, erkenne ich vor mir zwischen dem Fahrer- und Beifahrersitz die Frontscheibe, durch die ich eine palmengesäumte Straße sehe. Wo sind wir?

Ruckartig setze ich mich auf und finde mich in einer noblen Limousine mit hellen Ledersitzen wieder. Als ich mich umschaue und an mir selbst hinabblicke, ziehe ich scharf die Luft ein. Ich trage nicht länger die weite Bomberjacke und übergroßen Schuhe, die ich aus Demons Anwesen geklaut habe, sondern ein weißes, eng anliegendes Kleid, das bloß bis zur Hälfte meiner Oberschenkel reicht.

Wer, verflucht noch mal, hat mich umgezogen?

»Na also. Willst du etwas trinken?« Nachdem er mich mit einer Betäubungsspritze in der Flughafenhalle unfreiwillig in den Schlaf geschickt hat, will ich von ihm gar nichts mehr annehmen.

Wütend starre ich ihn an und schüttle den Kopf. Während seine zwei Anzugträger vorn sitzen, hat er es sich neben mir auf der Rückbank in einer weißen Anzughose, einem schwarzen Hemd, das an den Ärmeln hochgerollt ist, und einer braun getönten Designer-Sonnenbrille gemütlich gemacht. Die Beine locker auseinandergeschoben und den Ellenbogen auf dem Fensterrahmen aufgestützt, betrachtet er mich eingehend wie ein Gemälde.

Einen Moment lang verirren sich seine dunklen Augen, die ich selbst hinter den Gläsern der Sonnenbrille sehen kann, zu meinem Ausschnitt.

»Ich habe dich etwas gefragt.«

»Wie heißt du?«, stelle ich ihm eine Gegenfrage.

Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem zynischen Lächeln, bevor er sich über die Lippen leckt und seine Haltung ändert. Er greift nach meinem Kinn, was ich sofort verhindere, indem ich seine Hand fortschlage. »Fass mich nicht an!«

»So abweisend … Dabei habe ich dich schon an Stellen berührt, die dein Dykat-Verehrer nicht einmal gesehen hat.« Was, zur Hölle? Und welchen Dykat-Verehrer meint er? Etwa Demon?

Seine Antwort irritiert mich, und er nutzt die Gelegenheit sofort, um mein Kinn erneut zu umfassen. Dieses Mal gröber, sodass ich ihm nicht entwischen kann.

»Wer ist er? Wer hat dich mit diesem Zeichen der Dykat verschandelt?«, fragt er mit Abscheu in der Stimme, sein Blick diesmal offen und düster auf meinen Ausschnitt gerichtet. Dorthin, wo Demon mich gezeichnet hat.

Fest umfasse ich seinen nackten Unterarm, um mich aus seiner Hand zu befreien. Doch er verstärkt seinen Griff noch mehr, sodass ich nur bis zur Fensterscheibe zurückweichen, aber ihm nicht entkommen kann.

»Ich habe dir zuerst eine Frage gestellt. Wer bist du?«, bringe ich keuchend über die Lippen und zerkratze ihm dabei den Arm.

»Du hast wirklich keine Ahnung, Rinora?« Mit einem Ruck, ohne sich von meiner Gegenwehr beeindrucken zu lassen, zieht er mich mit dem Gesicht näher an seines. »Der Sturz von der Klippe scheint mehr Spuren hinterlassen zu haben, als ich dachte.«

Er weiß von dem Sturz?

»Dann ist es kein Traum?«, frage ich, die Worte mehr an mich selbst gerichtet.

»Was meinst du?« Er neigt interessiert das Gesicht, während sein durchdringender Blick in meinen Augen forscht. Dieser Blick, seine Augen – sie sind so voller Düsternis, Brutalität und einer einzigartigen Schönheit.

Ich schaue zum ersten Mal länger in sein Gesicht, mustere jeden zynischen Zug um seinen Mundwinkel, seine charismatischen Augenbrauen und die dunkelblonden Haare, die aus seiner Stirn gestrichen sind und in denen sich das Sonnenlicht bricht. Vereinzelt fallen drei Strähnen über seine Augenbrauen, was ihm etwas Lässiges und zugleich etwas verboten Anziehendes verleiht. Er versteht sich definitiv gut darin, sich stilvoll zu kleiden, ist gepflegt und charismatisch. Eine verdammt gefährliche Mischung, da er scheinbar ganz genau weiß, welche Wirkung er auf sein Gegenüber ausübt.

Doch seine Augen ziehen mich am meisten in den Bann. Jetzt, da ich ein Gesicht zu dem Mann aus meinen Albträumen habe, flackern bruchstückhaft Erinnerungen in meinem Kopf auf.

Ich sehe diese palisanderfarbenen Augen auf mich herabblicken, als er über mir ist. Sehe die Augen von Zornesfalten umgeben, als er wütend auf mich mit der Faust auf die Wand neben meinem Kopf einschlägt. Sehe diese Augen, die mich mit einem herablassenden Blick besehen, bevor er das Gesicht von mir abwendet, während mein Kiefer vor Schmerzen zerfetzt wird. Ich sehe diese Augen, in denen sich Tränen ansammeln. Zornestränen, die nicht für mich bestimmt sind.

Was ist geschehen? Was, zur Hölle, verbindet mich mit diesem Mann? Und warum kann ich mich nicht an ihn erinnern? Verdammt, ich will wissen, wo ich ihn kennengelernt habe, wieso er mich Rinora nennt. Und warum ich nun in seinem Auto sitze.

Er ist der Einzige, der mir die Antworten auf all meine Fragen geben kann. Also überwinde ich mich und gehe auf seine Nachfrage ein: »Ich meine, dass ich dich mit einer Pistole bedroht habe und danach rückwärts von der Klippe gefallen bin? Ist das wirklich passiert?«

Er kneift die Augen unmerklich zusammen, ohne den Blickkontakt abzubrechen.

»Das war kein Traum, auch wenn ich wünschte, es wäre einer gewesen.«

»Warum habe ich das getan?«

»Wenn du die Antwort nicht kennst, kann ich sie dir nicht geben«, raunt er nah vor mir. Sein Griff um mein Kinn lockert sich unmerklich, als er sein Gesicht zu meinem herabsenkt.

Er belügt mich. Er kennt die Antwort, bloß gefällt sie ihm nicht.

»Sag es mir.«

»Küss mich«, kontert er und hebt die rechte Braue.

Ich schnaube und drehe das Gesicht zur Seite.

»Ich kann dir diese Antwort geben, Rinora: Vor drei Jahren hast du mich bereitwillig geküsst, und das überall, wo ich es wollte«, verhöhnt er mich.

Vor drei Jahren …

»Aber ich gebe dir Zeit. Du hast in letzter Zeit viel durchgemacht.« Ohne zu fragen, schiebt er den Stoff meines Ausschnitts ein Stück herunter, um Demons Schnitte zwischen meinen Brüsten zu betrachten. »Wer auch immer es von den Dykat getan hat, wird demnächst ohne Hände herumlaufen. Keiner zeichnet mein Eigentum.«

Eigentum? Spinnt er?! »Ich bin nicht dein Eigentum.« Kräftig schlage ich seine Hände zur Seite, damit er mein Kleid freigibt.

»Warst du und bist du auch heute noch. Du gehörst mir, mein Schatz, Душаì мояì! Seit dem Tag, als ich dich auf der Bühne der Auktion gesehen habe, wusste ich, bist du meine Königin, die Frau. Die Frau, die ich immer wollte, mit diesen besonderen grünblauen Augen, die ab sofort nur noch mich bewundern werden.« Seine Augen suchen meinen Blick. »Diesen Mund, der nur …« Er reibt über meine Unterlippe, »… mich küssen und meinen Schwanz blasen wird.« Ein kalter Schauer rieselt bei der Vorstellung meinen Rücken hinab. »Und diese samtige Haut mit diesem bronzefarbenen Teint, die nur ich berühren werde.«

»Ich weiß nicht, was mit dir als Kind passiert ist, aber ich glaube, du bist einmal zu hart beim Spielen mit dem Kopf aufgeschlagen«, erwidere ich und schiebe seine Hand wieder von mir. Erneut lächelt er breit.

»Fuck, du bist mein Augenstern. Ты – моё сокроìвище. Dieses lose Mundwerk hat mir gefehlt.« In seiner Selbstherrlichkeit zieht er sich von mir zurück, kaum dass die Limousine zum Stehen gekommen ist.

Neugierig schaue ich aus dem Fenster hinter ihm und erkenne ein modernes dreistöckiges Gebäude, umgeben von meterhohen Palmen, einem imposanten Pool und blühenden Oleander- und Hibiskussträuchern. Die Limousine parkt neben weiteren dunklen SUVs, einer Mercedes G-Klasse, einem schwarzen Lamborghini und einem Porsche Carrera.

Während ich mich umsehe, um das Ausmaß des Reichtums zu begreifen, steigt der für mich immer noch fremde Mann aus, legt die rechte Hand auf das Dach der Limousine, schiebt seine Sonnenbrille auf das Haar zurück und grinst mir entgegen.

»Du wolltest meinen Namen wissen. Gavriil Orlow Volkow, Erbe der russischen Zetos-Organisation. Du kannst mich aber ab sofort wieder mein Gott nennen, so wie du es unzählige Male unter mir gestöhnt hast.«

Sofort schnalle ich mich ab, da ich mich am liebsten auf ihn stürzen und ihm die Augen auskratzen will, während er sich lachend von dem Wagen abwendet.

»Fick dich! Niemals!«, rufe ich durch die geöffnete Wagentür in seine Richtung, als er zum Hauseingang geht, wo seine Männer auf ihn warten. Kurz bleibt er stehen und wendet sich zu mir um.

»Du wirst schneller danach betteln, dass ich dich ficke, als du glaubst, Rinora.«

Wut brodelt in mir. Dieser arrogante, selbstherrliche Arsch. Keine Ahnung, wie er so eingenommen und überheblich sein kann, aber wenn er glaubt, dass er mich gefügig machen kann, hat er sich geschnitten.

»Helft ihr aus dem Wagen. Macht schon«, weist er seine Männer an, die um die Limousine herumstehen wie Schaulustige.

»Ich kann allein aussteigen«, fahre ich den Typen mit dem dunklen zusammengebundenen Haar an, der die Wagentür neben mir aufgerissen hat und Anstalten macht, mich vom Sitz zu heben.

»Das glaube ich erst, wenn du bei drei ausgestiegen bist. Drei. Zwei …«

Giftig funkle ich ihm entgegen, bevor ich das Auto verlasse. Dafür kassiere ich ein kurzes Lächeln des Kerls vor mir, der vielleicht Ende zwanzig sein dürfte. Er hat grüne Augen, ein glatt rasiertes Gesicht und trägt ein schwarzes Poloshirt und dunkle Anzughosen. Als er versucht, mich am Arm zu packen, weiche ich zurück.

Es mag keine kluge Idee sein. Möglicherweise die naivste meines gesamten Lebens, trotzdem renne ich barfuß über die dunkel asphaltierte Auffahrt, die zu einem modernen, hohen Tor führt, das weit offen steht. Das gesamte Anwesen ist von meterhohen Mauern vom Umland abgeschirmt. In Abständen erkenne ich Videokameras, die an der Mauer angebracht worden sind. Noch bevor ich das Tor am Ende des Weges aus den verflucht heißen Steinplatten erreicht habe, schrecke ich von einem Schuss hinter mir zusammen. Die Kugel trifft haarscharf wenige Meter vor meinen Füßen auf den Platten ein. Abrupt bleibe ich stehen.

»Der nächste Schuss geht nicht daneben, Rinora. Sei gehorsam und komm zu mir.«

Mein Herz rast wie wild, als ich auf das Einschussloch starre.

»KOMM. ZU. MIR!«, wiederholt Gavriil betont laut und dominant. Er brüllt nicht, und er wirkt nicht in Rage, nicht als würde ihm die Situation entgleiten. Denn er hat sie unter Kontrolle. Eine Flucht ist chancenlos, meine Freiheit in weiter Ferne, ein Entkommen derzeit unmöglich.

Vor mir starre ich die Landstraße hinab, die von hohen Palmen und Sträuchern gesäumt ist. Hinter der Straße erheben sich hohe Berge, die sich majestätisch in den azurblauen Himmel emporheben. Keine Ahnung, wo wir sind und ob wir uns noch in Australien befinden, doch als sich die elektrischen Torflügel wenige Meter vor mir langsam schließen, stehe ich vor der Wahl: Wegrennen und nach wenigen Minuten geschnappt werden, da ich barfuß und ohne ein Auto nicht die geringste Chance habe, um Gavriil zu entkommen, und mir bei dem Versuch womöglich eine Kugel einfange. Oder umdrehen und auf einen günstigen Moment warten, um zu fliehen. Mir ist es offenbar schon einmal gelungen, ihm zu entwischen. Anscheinend bin ich bloß haarscharf mit meinem Leben davongekommen, verschwand für ihn jedoch mehrere Jahre von der Bildfläche. Wieso hat er mich nicht eher gefunden? Schließlich habe ich mich in den letzten Jahren nicht bewusst vor ihm versteckt, da ich mich nicht an ihn erinnern konnte.

Mein Kopf ist von der Flut an unbeantworteten Fragen überfordert. Dafür weiß ich drei Dinge:

Erstens, ich werde fliehen, wenn der Moment gekommen ist. Und er wird kommen!

Zweitens, ich brauche Antworten. Ich will wissen, was vor den drei Jahren passiert ist.

Drittens, Gavriil wird mich nicht brechen. Ich bin nicht sein Eigentum. Das war ich nie und werde ich nie sein.

KAPITEL 2

Nuria

Im Land der Monster gibt es nur eine

Strategie, um zu überleben.

Selbst eines zu werden.

Als ich in das prächtige Anwesen gebracht werde, zerre und trete ich nach den beiden Leibwächtern, die mich an je einem Arm gepackt haben.

»Lasst los!«, fahre ich sie an. »Ich kann selbst laufen!«

»Wohin sollen wir deine Verlobte bringen, Gavriil?«, übergeht der Typ mit dem dunklen, zusammengebundenen Haar, der mich an einen spanischen Prinzen erinnert, meine Frage.

Verlobte? Was?

Gavriil, der wenige Meter vor uns die Stufen der modernen Marmortreppe mit Glasgeländer hochgestiegen ist und etwas zu einer brünetten Frau mit Pony zischt, dreht nun das Gesicht über die Schulter.

»In meine Räume natürlich.«

Nein! Nein! »Ich würde lieber in den Keller als in deine Räume!«, rufe ich zu ihm hoch. Die fremde Frau am Geländer, die ein schwarzes, knielanges Clubkleid trägt, schaut mir mit geöffneten rot bemalten Lippen erstaunt entgegen, als könnte sie nicht glauben, was sie sieht. Ihre dunklen Haare fallen in großen Wellen über ihre Schultern und reichen ihr beinahe bis zur Mitte. Sie ist die schönste Frau, die ich je gesehen habe.

»Sie kann das Gästezimmer bekommen«, schlägt sie vor. Als Gavriil bei der Frau angekommen ist und ich die ersten Stufen hochgeschleift werde, hole ich mit den Ellenbogen aus, um meine aufdringlichen Bodyguards loszuwerden. Doch egal, wie sehr ich mich zu wehren versuche, es gelingt mir nicht. Stattdessen locken wir bloß noch mehr Zuschauer an. Ein Mann mit Kochschürze und weiteres Personal, das wohl den Laden hier am Laufen hält, damit Gavriil Menschen entführen kann, betreten die große Empfangshalle.

»Dich hat keiner nach deiner Meinung gefragt, Kyra. Verschwinde, du hast hier nichts zu suchen«, befiehlt Gavriil dieser brünetten Schönheit, die nun einen Schritt zurücksetzt, als Gavriil sich ihr weiter nähert. »Geh zu Timur!«

Flüchtig schaut Kyra zu mir herab, bevor sie nickt und danach im Gang auf der Galerie verschwindet.

Mittlerweile haben mich Gavriils Männer hochgehoben, um mich über die letzten Stufen der Treppe hochzutragen. Schreiend zapple und winde ich mich in ihren Griffen.

»Wenn ihr mich nicht runterlasst, werdet ihr das bereuen!«

Gavriil bleibt am Geländer mit einem breiten nonchalanten Grinsen stehen. »Wie ich deine temperamentvolle, kratzbürstige Art vermisst habe.«

»Du wirst sie nicht mehr vermissen, wenn ich dir die Augen ausgekratzt habe!«, kontere ich, kaum dass ich zum oberen Treppenabsatz bugsiert wurde.

»Du erinnerst dich möglicherweise nicht daran, Rinora, aber das hast du bereits mehrfach versucht. Ergebnislos, bis du dich am Ende nicht mehr aufgelehnt hast.«

Mit einer lässigen Handbewegung deutet er seinen Männern an, mich einen Gang entlangzuführen.

Er lügt doch. Ich würde nie so schnell aufgegeben haben, knicke auch jetzt nicht ein und werde erst recht nicht seine Anweisungen befolgen. Niemals!

Als ich durch einen langen Gang, von dem mehrere dunkle Türen abgehen, getragen werde, biegen die Kerle mit mir um die Ecke, und wir erreichen am Ende des Korridors die letzte Tür.

Gavriil schlendert uns hinterher, eine Hand in der Hosentasche, und fixiert mich mit seinen lüsternen Blicken, die mir nicht gefallen.

Kaum in den fremden Räumen angekommen, geben mich Gavriils Männer frei. Stolpernd komme ich zum Stehen und finde mich in einer Art Suite wieder, die doppelt so groß ist wie meine winzige Wohnung in Barcelona.

Mir gegenüber befindet sich eine Fensterfront. Direkt daneben steht ein großes dunkles Himmelbett. Als ich um die Ecke blicke, sehe ich dort mehrere Wandschränke, neben denen eine Tür zu einem weiteren Raum führt. Vor mir steht ein kreisrunder Tisch, auf dem violette Rosen mit weißen Lilien arrangiert worden sind. Links davon schimmert ein schwarzer Flügel vor der gewaltigen Fensterfront, die einen Ausblick auf die Gebirgskette bietet. Hinter dem Flügel erstreckt sich ein Wohnbereich mit einer großen hellen Couchlandschaft, die sich um einen gläsernen Kamin gruppiert. Hinter den bodentiefen Fenstern dehnt sich ein großer Balkon aus, auf dem Palmen in Kübeln, Sonnenliegen und ein Jacuzzi stehen.

»Angenehmer als der Keller, findest du nicht?«, raunt mir Gavriil, der hinter mir steht, ins Ohr. Die Tür fällt laut ins Schloss, als Gavriil mit beiden Händen meine Schultern festhält und mein rechtes Ohr entlang leckt.

Sofort entziehe ich mich seinen Händen. »Pfoten weg!«

Er lacht amüsiert, wie beinahe jedes Mal, wenn ich ihn abweise. Anschließend geht er auf mich zu. Doch anders als erwartet, greift er nicht erneut nach mir, sondern geht an mir vorbei, als ich ihm mit einem hastigen Schritt zur Seite ausweichen will.

»Was?«, fragt er belustigt, bevor er sich an der Obstschale vor dem Blumenbouquet bedient, sich eine Weintraube von der Rispe pflückt und in den Mund schiebt. »Denkst du, ich überwältige dich, treibe dich zum Bett und ficke dich, bis du schreist?«

Genüsslich zerkaut er die Weintraube, bevor er sich eine weitere nimmt.

Ich beiße mir auf die Unterlippe, als er schamlos meine schlimmsten Albträume laut ausspricht.

»Das denke ich, ja«, antworte ich.

Erneut lacht er, dann geht er zur Fensterfront. »Rinora, Rinora, Rinora … Falls du es wirklich vergessen hast, ich habe dich nie zum Sex gezwungen. Du hast mir deinen Körper freiwillig angeboten, weil du mich liebst.«

Nein. Das ist eine Lüge. Zumindest kann ich das nicht glauben.

»Würde ich dich lieben, wüsste ich das wohl«, antworte ich. Irgendwas löst sein Anblick bei mir aus, ja. Aber es fühlt sich nicht nach Liebe an. Vielmehr spüre ich die anhaltende Panik und Verzweiflung, weil ich gegen meinen Willen an diesen Ort gebracht wurde. Könnte ich einen Menschen lieben, der mir das antut? Mich entführt und einsperrt?

Während er sein Hemd aufknöpft, nutze ich die Gelegenheit und renne zur Tür. Das ist meine Chance!

An der Tür angekommen, drehe ich den verchromten Türknauf. Doch die Tür ist verschlossen und lässt sich nicht öffnen. Im selben Moment greift jemand in meinen Nacken. Gavriil, den ich nicht kommen gehört habe.

Verdammt, kann er sich leise bewegen!

»Du bist so leicht durchschaubar. Dachtest du ernsthaft, die Tür wäre unverschlossen? Du hast wohl das hier übersehen.« Er dreht mein Gesicht nach rechts, wo sich ein Touchscreen befindet. Sofort weite ich die Augen. »Du hast mir damals mehrfach den Schlüssel geklaut. Aus diesem Fehler habe ich gelernt. Du verlässt den Raum erst, wenn ich es will. Die Tür lässt sich bloß mit meinem Fingerabdruck und einem Code entsperren. Pech gehabt, mein Augenstern.«

Nein. ¡Mierda!

»Dann muss ich mir wohl einen anderen Weg einfallen lassen, um dir zu entkommen«, lasse ich ihn wissen.

»Versuch dein Glück. Es wird dir nicht gelingen. Dieses Gebäude hat überall Augen und Ohren. Es ist mit unzähligem Wachpersonal, Kameras und Sicherheitssystemen ausgestattet. Du kannst dieses Mal nicht entkommen, finde dich damit ab.«

»Ich finde mich nicht damit ab«, bringe ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor, bevor ich mich rasch seinem Griff entziehen will. Doch er bekommt mein Haar zu fassen, lacht belustigt und drängt sich näher an mich. So eng, dass sein harter Schwanz gegen meinen Po drückt.

»Tob dich aus. Versuch, mir zu entkommen. Egal, wo du dich versteckst, ich finde dich. Du hast keine Chance. Nicht gegen die Zetos. Keiner verlässt die Mafia, wenn ich und meine Brüder es nicht wollen. Deswegen muss ich zugeben, dass mich dein Verschwinden sehr erstaunt hat. Wie du es geschafft hast, drei Jahre unbesorgt ein neues Leben zu leben, wäre den wenigsten gelungen.«

Ich fauche und will mich mit den Händen von der Tür abstemmen. »Glaub mir, es wird mir noch mal gelingen.«

»Große Worte«, raunt er nah an meinem Ohr, sodass ich seinen warmen Atem auf meiner Wange spüre. Zugleich verschwindet seine freie Hand unter meinem Kleid zwischen meinen Beinen. »Von einer so schönen und stolzen Frau. Genau das habe ich vermisst. Deine Widerspenstigkeit und Willenskraft. Die wenigsten Frauen würden sich in deiner Position auflehnen.«

Seine Finger streichen über meinen Slip und schieben ihn zur Seite, obwohl ich mich in seinem Griff winde und ihm mit der Hüfte ausweiche.

»Lass das«, fauche ich ihn an.

»Wieso denn? Früher hast du es geliebt, wenn ich dich verwöhnt habe.«

»Du meinst, mich bedrängt hast?«, korrigiere ich ihn. Als er zwischen meine Schamlippen streicht, dürfte er spüren, dass ich nicht dasselbe Verlangen nach ihm empfinde wie er nach mir. Er lässt von mir ab, aber hebt die Hand, um sie an meinen Mund zu halten. »Leck sie ab.«

Bereitwillig umfasse ich sein Handgelenk und lecke mit der Zunge über seine Finger. Er stöhnt auf, und sofort lockert sich sein Griff in meinem Nacken. Mein Moment. Darauf hatte ich gezählt. Ich beiße, so fest ich kann, in seinen Handrücken, woraufhin er wütend knurrt. Meine Zähne graben sich so tief in seine Haut, dass er wie wild an seiner Hand zerrt, um sich loszureißen, und ich Blut schmecke.

»Bist du wahnsinnig!«, brüllt er mich an und gibt mit einem kräftigen Ruck endlich meinen Nacken frei. Aber nur, um daraufhin meinen Kopf gegen die Tür zu schlagen. Kurzzeitig bin ich von dem dumpfen Aufschlag wie benebelt. Meine Stirn pocht, mein Sichtfeld trübt sich, Tränen brennen in meinen Augenwinkeln. Doch die Wut in mir steigt bis ins Unermessliche an. Ich will ihm unendliche Schmerzen zufügen. Keine Ahnung, woher die angestaute Aggression kommt, ob nur von dem Schlag oder bereits von Erlebnissen mit ihm aus der Vergangenheit, über die er so viel mehr zu wissen scheint als ich.

Ich wende mich schwankend um, als er seine Hand begutachtet, an der nun nicht mehr nur zwei prunkvolle Siegelringe prangen, sondern ein blutiger Biss. In seinem Blick steht die pure Mordlust, als er mir entgegenschaut. »Das hättest du nicht tun sollen.«

»Dann hättest du mich nicht anfassen sollen. Du hast doch meine Widerspenstigkeit vermisst«, halte ich dagegen.

Seine Nasenflügel blähen sich, während ich fieberhaft überlege, wie ich ihm entkommen kann. Denn ich sitze in der Sackgasse. Hinter mir befindet sich die Tür, vor mir das Monster, das sich bereits überlegt, wie es mich quälen kann.

Mit zwei Schritten kommt er wieder auf mich zu, als ich an ihm vorbeischlüpfen will. Unglücklicherweise bekommt er mich am Stoff des Kleides zu fassen, zerrt mich zurück und zwingt mich auf die Knie.

»Ich mache das wirklich ungern, Rinora. Aber anscheinend hast du deinen Respekt vor mir komplett verloren.« Den hatte ich mit Sicherheit nie besessen.

Feindselig blinzle ich ihm mit den verdammten Tränen in den Augen entgegen und schniefe. »Ich werde dich niemals respektieren.« Ganz egal, ob ich meine Erinnerungen zurückerlange oder nicht.

Sein rechter Mundwinkel hebt sich zu einem verdorbenen Grinsen, und irgendwie scheint ihn meine Antwort nicht zu erzürnen, sondern zu erfreuen.

»Öffne meinen Gürtel, Rinora«, befiehlt er mir, als wäre ich ein höriges Mädchen. Hat er mir überhaupt zugehört? An der rechten Schulter hält er mich weiterhin vor sich auf dem Boden fixiert.

»Worauf wartest du? Du willst doch wissen, was du vergessen hast. Keiner hat dich so zum Schreien gebracht wie ich.«

Ich schlucke hart, als ich zu ihm aufsehe. Von seinem schwarzen Hemd herab zu seiner weißen Anzughose.

Widerwillig schüttle ich den Kopf. »Hättest du mich zum Schreien gebracht, würde ich mich daran erinnern«, erwidere ich und lecke mir über die Lippen, die von meinen Tränen benetzt sind. Das hier ist ein gefährlicher Machtkampf. Obwohl mir eine innere Stimme verrät, dass er mich nicht töten wird, weiß ich, dass er dazu in der Lage ist, mir unermessliche Schmerzen zuzufügen. Und er würde nicht einmal mit der Wimper zucken, um so weit zu gehen.

Mit der blutenden Hand hält er meine Schulter, als er mit der anderen seinen Gürtel öffnet. Mein Herz hämmert verdammt laut in meiner Brust. Ich rutsche mit den Knien weg, als er mich rückwärts gegen die Wand drückt, sodass ich ihm nicht entkommen kann. »Ich zeig dir gern, wie sehr du es genossen hast. Zuerst will ich eine Wiedergutmachung. Mach den Mund auf.«

In Rekordgeschwindigkeit schießen mir sämtliche Entscheidungen durch den Kopf, die mir in dieser Situation bleiben. »Du zwingst mich nicht.«

»Ich bitte dich«, verarscht er mich, bevor er seinen Reißverschluss öffnet. »Du wirst mir die Bitte doch nicht ausschlagen?«

Ich umfasse seine Hüfte, um ihn von mir wegzudrängen. Doch er greift nach meinem Kinn und fährt mit dem Daumen über meine Narbe. »Öffne deine hübschen Lippen für mich.« Er malt meine Unterlippe entlang, als ich, die Hand immer noch gegen seine Hüfte gestemmt, an seinem Gürtel Metall ertaste. Ohne zu zögern, ziehe ich seine Pistole aus dem Hosenbund und richte sie auf seinen Schwanz, den ich zum Glück noch nicht zu Gesicht bekommen haben.

»Wenn du bereit bist, deinen Schwanz zu verlieren?«, halte ich dagegen.

Geräuschvoll holt er Luft, ohne überrascht zu wirken. Dann gibt er mich frei und klatscht in die Hände. »Sehr gut. Lektion bestanden.«

»Was?« Will er mich verarschen?

Gemächlich schließt er seine Hose, ohne eingeschüchtert zu wirken. Immerhin richte ich eine Pistole auf seine Kronjuwelen. Langsam erhebe ich mich mit schmerzenden Knien.

»Wenn du nicht bereit bist, meine Anweisungen zu befolgen, bin ich mir sicher, wirst du sie auch von keinem anderen Mann befolgen. Im Übrigen ist das Magazin der Beretta leer. Behalte sie also gerne.«

Überrumpelt von seinen Worten, lasse ich die Pistole sinken und wische mir die Tränen von meinen Wangen. Vorsichtig erhebe ich mich an der Wand und behalte ihn die gesamte Zeit im Auge. Irgendwas stimmt nicht mit ihm.

»Wieso?«

»Jetzt schau mich nicht so an. Denkst du, ich zwinge dich zu einem Blowjob wie eine Nutte? Ich habe dir bereits vorhin gesagt, ich ficke dich nicht gegen deinen Willen. Was hätte ich davon? Du bist die Frau, die ich liebe. Die Frau, die ich heiraten werde und die mir meine Kinder schenkt.«

Gerade weiß ich nicht, was schlimmer ist: seine Machtdemonstrationen vor wenigen Sekunden oder seine Zukunftspläne mit mir. Bevor ich ihn fragen kann, ob das sein beschissener Ernst ist, hat er über den Touchscreen das Schloss der Tür entriegelt und umfasst den Knauf mit der immer noch blutenden Hand.

»Tu mir den Gefallen und verunstalte die Räume nicht vor lauter Wut, wenn dir auffällt, dass du nicht entkommen kannst, meine Angebetete.« Mit diesen unverschämten Worten lässt er mich zurück und schließt lachend die Tür hinter sich.

Ich eile ihm sofort nach. Doch als ich die Tür aufreißen will, ist sie verschlossen. Wie eine Wahnsinnige zerre ich an dem Knauf, der sich nicht bewegt. »Du Monster! Nächstes Mal erschieße ich dich!«

Alles, was ich höre, ist sein lautes, durchdringendes Lachen. Mieser …!

KAPITEL 3

Demon

Diese Besessenheit nach meiner Rose

ist krank, verwerflich und tödlich.

Der Narr, der sich an meiner Rose vergreift,

wird den grausamsten aller Tode sterben. Sei dir gewiss.

»Zetos«, knurre ich, als ich im Wagen an meiner Zigarette ziehe. Quest spielt die Überwachungskameras des Flughafengeländes und der Eingangshalle in Dauerschleife ab, damit uns kein wichtiges Detail entgeht. Nachdem ich Nurias Handysignal bis zum Flughafen von Melbourne gefolgt bin, hat sich jede Spur von ihr verloren. Entweder hat sie ihr Smartphone entsorgt oder aber, was wohl in diesem Fall wahrscheinlicher war, es wurde ihr weggenommen. Quest hockt, die Beine locker auf das Armaturenbrett verschränkt, mit dem Laptop auf dem Beifahrersitz und spielt die Sequenzen immer und immer wieder ab: Ich sehe Nuria, meine Blüte, wie sie eindeutig gegen die Anzugträger kämpft, weggezerrt wird wie ein Gepäckstück, zappelt und anschließend bewusstlos in sich zusammensinkt. Die Schweine müssen ihr etwas verabreicht haben!

Anschließend tragen sie Nurias Körper zum Gate mit den Privatjets. Ich umfasse das Lenkrad mit der rechten Hand fester, so fest, dass meine Knöchel knacken. Gnade ihnen Gott, wenn sie eine Verletzung von der Entführung davongetragen hat!

»Stopp!«, weise ich Quest an, der das Video in dem Augenblick anhält, als der dunkelblonde Mann in weißem Anzug den Flughafen betritt und flüchtig in die Kamera vor sich blickt. »Zoom es ran. Los. Ich will sein fucking Gesicht sehen.« Obwohl ich es bereits erahne …

In meiner Magengegend sammelt sich der reine Zorn. Ich muss nicht sein komplettes Gesicht sehen, das ohnehin von einer Sonnenbrille verdeckt wird, um zu wissen, wer sich höchstpersönlich nach Australien begeben hat, um meine Blüte zu entführen.

Ich schneide dir sämtliche Organe einzeln heraus, um sie deinen eigenen Händler zum Verkauf zu übergeben. Du mieser Abschaum hast meine Frau nicht anzufassen!

Quest schaut Kaugummi kauend in meine Richtung, als sich Cameron von der Rückbank zu uns vorbeugt.

»Heilige Scheiße. Mit dieser Visage hätte ich nicht gerechnet. Was hat er hier verloren? Der zeigt sich doch fast nie und ist sich zu schade dafür, die Drecksarbeit zu erledigen.«

Das ist richtig. Gavriil Orlow Volkow, mein verhasster Feind, leitet mit seinen zwei Brüdern, Adrian und Timur die Zetos-Organisation. Für gewöhnlich lässt er seine Männer die Entführungen ausführen und ist dabei nicht anwesend.

Seit Gavriil vor wenigen Jahren die Führung übernommen hat, ist die Organisation wie ein unkontrollierbares Krebsgeschwür gewachsen. Er hat seine Finger neben dem Drogen- und Waffengeschäft auch im abartigen Menschen- und Organhandel. Mit Sicherheit habe ich keine reine Weste, dafür halte ich mich aus dem Handel mit Kindern, Tieren und Organen heraus. Die Organisationen, die mit Menschen handeln, sind der letzte Abschaum. So wie die Zetos!

Seine Stützpunkte sind auf der Welt verteilt, wobei er hauptsächlich von den Staaten und Russland aus seine Hauptgeschäfte abwickelt. Nach und nach hat er Konkurrenten unterwandert, übernommen oder einfach beseitigt. Ich kann schon nicht mehr zählen, wie oft er versucht hat, mich ausfindig zu machen.

So wie er lebe ich zurückgezogen, und die wenigsten kennen mein Gesicht als Anführer der Dykat-Organisation. Es kursieren viele Gerüchte um meine Existenz, doch niemand außer mein engster Kreis weiß, wer die Dykat regiert, und so soll es auch bleiben. Einerseits, um nicht von der Polizei geschnappt zu werden, andererseits, um nicht mit abgetrenntem Kopf von einer verfeindeten Organisation in einen Fluss geworfen zu werden.

Seit mehr als sieben Jahren bin ich der Geist, vor dem sich jeder fürchtet, und ich genieße meine Privatsphäre und Sicherheit. Gavriil lebt auch zurückgezogen, zeigt sich jedoch hin und wieder. Er liebt die Aufmerksamkeit, besucht Events, renommierte Casinos, extravagante Jachtclubs und lebt ein Leben in Saus und Braus. Fickt jede Frau, die seinen Standards genügt, um sie anschließend zu beseitigen. Er ist einer der meistgesuchten Männer der Welt. Und er steigt von seinem Thron, um Nuria persönlich im Flughafen abzupassen?

Wie lange ist er uns auf den Fersen? Was will er ausgerechnet von ihr? Oder hat er herausgefunden, wer ich bin und Nuria aus dem Grund entführt, um mir meinen wichtigsten Besitz wegzunehmen? Um mich aus dem Schatten zu locken?

»So oder so, er ist es auf jeden Fall.« Ein letztes Mal ziehe ich an meiner Zigarette, paffe den Qualm mit mehreren Ringen zum Dachhimmel, bevor ich die Kippe aus dem heruntergefahrenen Fenster schnippe.

»Was hast du jetzt vor?«, fragt mich Cameron. »Lex ist noch nicht auf den Beinen. Wir wissen nicht, wohin er Nuria gebracht hat. Hier sind wir bloß zu viert. Wir brauchen einen Plan und mehr Männer.«

Ich falte die Hände vor dem Gesicht, schließe die Augen und lehne mich tiefer im Sitz zurück.

»Wir brauchen nicht mehr Männer. Noch nicht. Zuerst müssen wir herausfinden, wohin er meine Frau gebracht hat.«

Und ich schwöre bei Satan, ich werde ihn häuten, von oben bis unten aufschlitzen, wenn er sie angerührt oder ihr Schmerzen zugefügt haben sollte. Aktuell hält sich Gavriil für den mächtigsten Mafiaboss. Doch dabei hat er nicht bedacht, dass er mich maßlos unterschätzt. Er hat bloß die Spitze des Eisbergs gesehen. Und ich verspreche dir, Gavriil Orlow Volkow, ich vernichte dein Imperium und mache es dem Erdboden gleich!

»Nuria hat also Ja gesagt?«, fragt Cameron. »Sie will dich heiraten?«

Ich grinse schief. »So gut wie.« Lägen die Dinge anders, wäre ich heute mit Nuria Richtung Boston unterwegs, und sie säße in meinem Jet, nicht in dem von Gavriils. Es fehlt nicht mehr viel, und sie liebt mich genauso sehr wie ich sie. Denn diese Verbundenheit, dieses unersättliche Verlangen und die krank machende Sehnsucht nach ihr habe ich bisher bei keiner Frau gespürt. Ich will sie. Für immer. Sie wird meine Frau, meine dunkle Königin, die Mutter meiner Kinder.

Auch wenn ich es immer noch nicht glauben kann, dass es meiner Rose gelungen ist, mich auszutricksen und zu fliehen, bin ich doch sehr beeindruckt. Bisher ist es den wenigsten gelungen, mich hinters Licht zu führen. Wir ergänzen uns einfach wunderbar. Soll sie weitere Male vor mir flüchten, es wird mir eine Freude sein, sie immer wieder einzufangen.

»Track den Jet«, weise ich Quest an. »Solltest du es nicht allein schaffen, such dir Hilfe im IT-Team in Boston. Außerdem haben wir Anstons Signal. Die Ratte steckt ebenfalls in diesem abgekarteten Spiel drin. Wir verlassen die Villa heute und hauen von hier ab.«

»Was ist mit den vermissten Mädchen?«, wirft Cameron ein. »Deinen Schwestern?«

»Ich habe die ungute Vermutung, dass wir unsere Antworten von Gavriil erhalten werden.« Wenn er seine gierigen Finger selbst bis nach Australien ausgestreckt hat, werden einige Vermisstenfälle und Morde auf sein Konto gehen. Davon bin ich überzeugt. Warte, kleine Blüte, ich bin schneller bei dir, als er dir wehtun kann!

KAPITEL 4

Nuria

Mein Leben befindet sich auf Messers Schneide.

Ein falscher Schritt, und ich stürze in den Abgrund.

Wird es dieses Mal jemanden geben, der meinen Sturz verhindert?

 

Lustlos stochere ich im Rührei herum und frage mich, wie jeden Tag, den ich hier verbringe, was geschehen wäre, wenn ich nicht vor Demon geflohen wäre. Befände ich mich bereits in Boston? Ginge es mir bei ihm besser? Hat Demon versucht, mich zu finden? Weiß er, wo ich bin?

Und wieso, verdammt, wieso kommen meine Erinnerungen nicht zurück?

Seit zehn Tagen bin ich in Gavriils Räumen eingesperrt. Er schaute die ersten Tage gelegentlich vorbei, aber belästigt mich nicht wie am ersten Tag. Danach ist er verreist. Mich besuchen seine Angestellten öfter als er. Aber hey, darüber beschwere ich mich sicher nicht.

Sie bringen mir dreimal täglich Mahlzeiten, reinigen die Räume, tragen die Schmutzwäsche raus und beziehen das Bett neu. Jedes Mal, wenn ein Hausmädchen die Räume betritt, wollte ich einen Fluchtversuch starten. Doch immer, wirklich immer stehen mindestens zwei von Gavriils bewaffneten Männern hinter der Tür, die einen Fluchtversuch sofort unterbinden würden.

Zwar befinde ich mich bloß in der ersten Etage, trotzdem lässt sich kein verdammtes Fenster öffnen, nicht einmal die Glastür zum Balkon. Die Räume werden über eine Klimaanlage und ein Lüftungssystem klimatisiert. Außerdem wette ich, ist das Fensterglas isoliert, sodass meine Schreie und Rufe von niemandem gehört werden. Selbst wenn sie gehört würden, dann bloß von Gavriils Männern im Garten. Das Anwesen liegt abgeschieden, direkt am Meer, auf dem ich täglich nur drei bis fünf Schiffe in weiter Entfernung entdecke.

Ich habe kein Smartphone, kein Laptop, keinen Telefonanschluss. Nichts, womit ich Kontakt zur Außenwelt aufnehmen könnte.

Und allmählich verzweifle ich, weil ich nicht weiß, ob ich dieser funkelnden Hölle jemals entkommen kann. Aber mir ist es schon einmal gelungen, also werde ich es erneut schaffen. Ich darf die Hoffnung nicht aufgeben.

Seufzend türme ich das Rührei mit der Gabel zu einem kleinen Berg. Ich will nicht hierbleiben, und ich habe erst recht nicht vor, Gavriils Frau zu werden.

Das leise Summen des Türschlosses ertönt. Dieses Geräusch ist mir schon jetzt zu vertraut. Jeden Moment betritt jemand die Räume. Vermutlich eine Angestellte, die das Geschirr vom Frühstück abholt.

»Wie geht es meiner Angebeteten?«

¡Mierda! Nicht er.

In den letzten zehn Tagen hat sich Gavriil nur dreimal blicken lassen. Das letzte Mal war vor sieben Tagen, bevor er geschäftlich verreist ist und mich in Ruhe ließ.

Ich hocke am runden Tisch, um den sechs Stühle stehen, trage einen weißen Satin-Morgenmantel und habe den rechten Fuß auf das Sitzpolster gehoben.

Ohne mich zu ihm umzudrehen, schiebe ich weiterhin das Rührei neben den Baguettescheiben, die mit Avocado, Tomate, Käse und Basilikum belegt sind, hin und her. Auf mich warten noch ein Joghurt mit Früchten, Pancakes und Kaffee. Jeden Tag wird köstlich zubereitetes Essen serviert. Das Beste, das ich je gegessen habe. Jeden Tag rühre ich kaum etwas an, aus Angst, es könnte vergiftet worden sein.