Besondere Begegnungen - Gabriele-Diana Bode - E-Book

Besondere Begegnungen E-Book

Gabriele-Diana Bode

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Beschreibung

Im Leben jedes Menschen gibt es Begegnungen, die Spuren hinterlassen, die prägen oder vielleicht sogar einen Richtungswechsel auf unserem Lebensweg verursachen. Neun Frauen erzählen in 11 kurzen Geschichten von solchen Momenten in ihrem Leben. Leichtigkeit und Wehmut, Nachdenklichkeit, Trauer und Dankbarkeit – ein breites Spektrum an Gefühlen zieht in seinen Bann, beeindruckt und berührt …

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ISBN 978-3-946723-46-2

Besondere Begegnungen Kurzgeschichten

Bildquellen:

Covergemälde: Gabriele Frosch

Korrektorat: Gisela Polnik

Verlag: Begegnungen, Schmittenwww.verlagbegegnungen.de

Copyright 2018

Alle Rechte vorbehalten

Besondere Begegnungen

Kurzgeschichten

Gabriele-Diana BodeGisela BormannGaby EisnerMartina KaupBarbara OrtmannPetra MöllerTrude Sommer Ute WittigKerstin Schwiewager

Inhalt

Vorwort

Der braune Farbtupfer

Gabriele-Diana Bode

Des Wetters wegen …

Gisela Bormann

In der Wartehalle – Bahnhof Karlovy Vary

Gaby Eisner

Abenteuer Kalif

Martina Kaup

Begegnungen zweier Seelen

Barbara Ortmann

Erster Stock links, zweite Tür rechts

Barbara Ortmann

Sunny – Ein Liebesbrief

Petra Möller

Die Würde eines Katers ist unantastbar

Trude Sommer

Bücher für die Seele

Ute Wittig

Das Dorf der besonderen Menschen

Ute Wittig

Zurück ins Leben

Kerstin Schwiewager

Über die Autorinnen und die Coverkünstlerin

Vorwort

Dem einen geschehen sie vielleicht öfter, dem anderen nur einmal im Leben: Besondere Begegnungen …

Es sind Begegnungen, die Spuren hinterlassen, die prägen, die vielleicht sogar das ganze Leben verändern …

Dabei ist es unwichtig, wem man begegnet – vielleicht einem ungewöhnlichen Menschen, einem besonderen Tier oder Baum, einem anderen Wesen, vielleicht Gott, seinem eigenen Ich, einem Geist oder wem auch immer …

Unglaubliche oder aber ganz schlichte Geschichten von einem außergewöhnlichen Erlebnis, einer merkwürdigen Begebenheit, einer beeindruckenden Situation – genau solche Geschichten suchten wir und starteten unseren Aufruf. Wir waren gespannt auf die Einsendungen … Wovon würden die Geschichten handeln? Hauptsächlich von wahren Begebenheiten, von Erlebnissen irgendwo in einem fernen Land? Vielleicht auch von einer eigenartigen, vielleicht wunderlichen Begegnung, die einem Traum oder der Fantasie entsprungen war?

Wir waren erstaunt, dass nahezu alle Einsendungen von wahren Erlebnissen handelten, viele davon ganz unspektakulär, aber mit einer sehr tiefgehenden Wirkung auf die betroffenen Personen.

Aus zahlreichen Geschichten wählten wir die aus, in die Sie nun mit diesem wunderschönen Buch eintauchen dürfen. Neun Autorinnen aus ganz Deutschland haben sich hier zusammengefunden, ganz unterschiedliche Frauen, verschiedensten Alters und mit vielfältigen Interessengebieten. Ihre Geschichten vermitteln einen kleinen Einblick in das Leben dieses Menschen – mal als ein Stück Vergangenheit, mal als prägendes Erlebnis, das erst wenige Wochen zurückliegt, mal als einschneidendes, den weiteren Lebensweg prägendes und bestimmendes Element, mal als kurze Episode, die nachdenklich stimmt und nachhaltig beeinflusst.

Jede einzelne Erzählung lädt dazu ein, sie wirken zu lassen, zu reflektieren. Die starken Aussagen ziehen in ihren Bann, so manches Gelesene lässt einen nicht mehr los und vielleicht findet sich auch der eine oder andere Leser/die eine oder andere Leserin darin wieder und es tauchen eigene Erinnerungen auf, an ähnliche Erlebnisse, an erlebte Gefühle.

Zu Korrekturzwecken las ich nochmals alle Geschichten hintereinander ohne Pause und war aufs höchste erstaunt, welche Wirkung dies bei mir verursachte. Es war als bliebe die Zeit stehen. Ich war versunken in die Leben von neun mir unbekannten Frauen und glaubte ganz deutlich deren Gefühle zu spüren, die beschriebenen Eindrücke wahrzunehmen und manchmal auch die Wehmut zu empfinden … Es war beeindruckend und sehr berührend.

Ich freue mich sehr, dass dieses Buch verwirklicht werden konnte und danke allen, die an der Entstehung mitgewirkt haben. Ich bin sicher, es wird auch Sie berühren und wünsche Ihnen intensive Momente beim Lesen dieser Besonderen Begegnungen!

Christine Goeb-Kümmel

Verlag Begegnungen

Der braune Farbtupfer

Gabriele-Diana Bode

Der braune Farbtupfer saß. Der Aquarellkasten klapperte, als ich mit dem kleinen, von der braunen Farbe gesäuberten, Pinsel in die hellblaue Farbe tauchte. Die Farbe stimmte. Mit rasantem Schwung malte ich einmal quer über das Aquarellblatt und ließ allmählich einen kleinen See entstehen. Der braune Tupfer prangte jetzt als stilisiertes Bäumchen am äußersten rechten Uferrand. Weitere Bäumchen sollten sich noch dazu gesellen – aber es kam nie dazu ...

Versunken in meiner Komposition summte ich vor mich hin und gestaltete nach und nach eine Winterlandschaft. Das Aquarellblatt begann „lebendig“ zu werden und die Wasserfarben spielten mit. Sie flossen ineinander, verselbstständigten sich. Mein Summen wurde schwungvoller und lauter. Ich freute mich auf das Ergebnis. Es sollte die erste von ungefähr 12 Karten werden, die ich an die Familie und Freunde als persönliche Weihnachtskarte für dieses Jahr 1997 verschicken wollte.

Ich tauchte den Pinsel kurz ins Wasserglas, nahm nun Gelb auf und wollte es als sanften Hauch einer Sonne, etwas rechts über dem Bäumchen, erscheinen lassen. Ich setze an, aber das Gelb wollte nicht so wie ich. Es zerlief und in mir zischte eine Woge der Unmut hoch. „Mist! Das wird nichts! Das sieht blöd aus!“, fauchte ich vor mich hin und nahm sogleich ein Papiertuch, um das Malheur wegzutupfen. Mein Blick überflog das Bild und ich spürte, wie die Perfektion liebende Jungfrau in mir rebellierte. Nichts fand ich an dieser horizontal gestalteten Aquarellkomposition auch nur im Ansatz anziehend, peppig oder wirkungsvoll. Verärgert betrachtete ich das eigenständige „Treiben“ der Aquarellfarben auf dem mal hier nassen, mal dort trockenen Flächen auf dem Papier und meine Miene sprach Bände. Nein, das Bild war nichts!

So schlimm war das ja nicht, man malt eben ein neues. Hatte ich doch bisher unzählige Bilder in Aquarell, Pastellkreide und sogar Öl gemalt, da mich die Malerei seit meinem 14. Lebensjahr begleitete. Meine Eltern haben meine Gabe immer unterstützt, was dazu führte, dass bei uns zu Hause etliche meiner Werke an den Wänden hingen und stolz den Besuchern präsentiert wurden. Ich malte schon immer in kräftigen Farben und hatte eine sehr eigene Art der Komposition von Bildern. Meine Motive waren meistens Blumen, Landschaften und Tiere, Menschen gar nicht, da wagte ich mich nicht heran.

Nun saß ich also vor diesem kleinen missratenen Bild und wollte just genau das tun, was ich in einem solchen Fall immer tat: zerknüllen und wegwerfen. Also löste ich mithilfe eines Brieföffners das Blatt von dem gummierten Rand des Aquarellblocks. Ich stach in die kleine, nicht gummierte Ecke des Blocks und schob den Brieföffner am Rücken des Bildes entlang. Das Bild löste sich. Meine Hände setzen zum Zerknüllen an, als mich etwas genau in diesem Augenblick stocken ließ. Ich „hörte“ etwas. Es war wie ein Befehl. Es sagte: „Dreh das Bild um!“

Ich erschrak. Ich kann es nicht in Worte fassen, was es war, aber ich musste dem folgen, weil es so eindringlich klang. Ich drehte das horizontal gemalte Bildchen in die Vertikale. Meine Augen suchten nach dem, was ich finden sollte, aber es gelang mir vorerst nicht. Ich schüttelte mit dem Kopf und fragte mich: „Was soll das?“

Als Jungfrau geborene, mit Aszendent Jungfrau, sagte mein analytisches, realistisches, kritisches Denken: „So ein Blödsinn!“ – Aber es ließ mir dann doch keine Ruhe. Ich betrachtete das kleine Bild nun von allen Seiten und dann endlich erkannten meine Augen im Zusammenspiel der Farben - schemenhaft, fast durchsichtig - die Andeutung einer Gestalt. Und was für eine! Ich musste mich schon sehr anstrengen, um sie richtig zu sehen. So zart, kaum wahrnehmbar. Ich war in diesem Augenblick tief berührt, aufgeregt und auch fassungslos! Wie konnte das geschehen? Ich malte eine kleine Winterlandschaft und es zeigt sich eine Gestalt! Wie geht das? Ich bin bis heute nicht dahintergekommen …

Um die Gestalt nun wirklich sichtbar zu machen, nahm ich den Pinsel und ließ sie mit ganz vorsichtigen Pinselstrichen mehr und mehr hervortreten. Es zeigte sich nun eindeutig ein Engel! Der See, den ich gemalt hatte, formte am Engel das Kleid. Das braune Bäumchen am Ufer zierte den Ansatz an der Schulter für einen der Flügel, und der Kreis der Sonne bildete die obere Rundung dazu. Mit hellem Braun umrahmte ich den Kopf als Haar, zog die Konturen mal hier, mal da fein nach und erblickte am Ende einen wunderschönen Engel. Zumindest glaubte ich das in diesem Augenblick. Diese zarte Gestalt war so sanft und anmutig, dass man das Gefühl hatte, sie würde sich gleich wieder auflösen – aber … sie blieb.

Motiviert durch diese Erscheinung spürte ich einen inneren Druck, weitere Engel zu malen. Ich skizzierte nichts, ich malte einfach drauf los und es entstand ein Engel nach dem anderen. Ich war verblüfft, als mein Tisch am Ende dieses Tages von 15 Engelbildern belegt war. Jeder Einzelne anders, in Farbe, Haltung und Ausstrahlung. Alle ohne Gesichter, zart und engelhaft.

Ich betrachtete sie mit Stolz und war hingerissen von ihrer Wirkung. Und das Unerklärliche war, dass es mir überhaupt nicht bewusst war, wie ich sie gemalt hatte. Ich meine damit, ich hatte mir vorher keine Gedanken gemacht, wie ich den einen oder anderen malen werde: wie er aussehen soll, welche Haare er haben sollte, welches Gewand, welche Haltung. Nein, nichts davon. Ich kann es schwerlich erklären, aber ich „sah“ die Engel, bevor sie entstanden, als Andeutung in der Aquarellfarbe. Dazu brauchte ich nur auf das Aquarellblatt zu schauen und ich erkannte das Köpfchen. Vom Köpfchen aus entwickelten sich die Flügel und das Gewand. Alles wie von Zauberhand. Daher sage ich mir immer: „Die Engel werden durch mich gemalt und nicht von mir.“ Es ist so, als ob ich geführt werde, und ich führe es nur real aus. Anders kann ich es nicht erklären.

Diese Begegnung vor so vielen Jahren war die Initialzündung zur völligen Veränderung meiner Gabe zum Malen. Ich malte von da an nur noch Engel. Alle unterschiedlich in ihrer Wirkung und Aussage. Bis heute ist es so geblieben, dass ich es weiß, wenn sich ein Engel auf dem Malblock zeigen möchte. Ich spüre dann einen Druck, der immer stärker wird, bis ich die Muße finde, meine Malutensilien herauszuholen. Man könnte es so erklären, dass es eine Art telepathische Verbindung ist, die mich „ruft“, um das Bild zu beginnen. Es kommt auch vor, dass ich gerade nicht an meinem Maltisch sitze, der Druck aber so groß ist, dass ich irgendwas nehmen muss, was gerade vor mir liegt, um die Eingebung zu skizzieren. Es gibt aber auch Zeiten, in denen absolute Ruhe herrscht, kein Druck da ist und ich keine Engel male. Das können manchmal Monate sein, in denen sich kein Engel „zeigt“, und dann kommt plötzlich wieder der Ruf und ein neuer Engel erscheint. Ich habe keinerlei Einfluss darauf.

Eines Tages, inzwischen ziemlich belesen, was das Thema Engel angeht, erkannte ich, dass der Engel, der sich mir als erster gezeigt hatte, gar kein Engel war. Er sah zwar wie ein Engel aus, keine Frage, aber die Haltung, die betenden Hände (die sich aus dem äußersten Rand des kleinen Sees meines ursprünglichen Bildes ergaben), die Haare und der Heiligenschein drum herum ließen mich erkennen, dass es MARIA, die Mutter Gottes, war. Sie war die Quelle für alle Engel, die ich seitdem gemalt habe. Und es musste sie sein, die sich mir da zeigte, denn sie ist die Königin der Engel, wie ich inzwischen gelernt habe.

Monate später, als ich nach diesem einen Bild unzählige Engelbilder gemalt hatte, empfing ich wieder so einen eindringlichen „Befehl“, der mich diesmal dazu drängte, die Engelbilder zu den Menschen bringen. Und man glaubt es kaum, wie sich daraufhin tatsächlich alle Türen öffneten, wie viele Möglichkeiten sich auftaten, um Ausstellungen mit meinen Bildern zu machen. Ich war verblüfft, wie die Bilder auf so manchen Betrachter wirkten. Ich sah, wie die Besucher der Ausstellungen, manchmal stumm oder sogar mit Tränen in den Augen, vor einem Bild standen. Ich begriff in solchen Momenten, dass auch sie durch das jeweilige Bild eine Begegnung mit einem Engel hatten. Dann geschah es auch, dass Besucher auf mich zukamen, kein Wort sagten und mich stumm umarmten, einfach so. Ich wusste warum. Jeder einzelne Engel, der durch meine Hände auf das Papier „fliegt“, hat seine eigene Bedeutung. Jeder ist anders. Jeder hat seine eigene Botschaft und bringt dem jeweiligen Betrachter, der von ihm berührt ist, das Gefühl einer heiligen Begegnung. Das ist sehr emotional.

Sehen Engel wirklich so aus, wie ich sie male? Das wurde ich oft gefragt. Nein, natürlich nicht. Engel sind pure Energie aus Liebe und Licht. Aber sie zeigen sich so, wie wir Menschen sie erkennen und empfinden, mit einer Lichtaura und Flügeln. Wobei die Flügel nur ein Symbol sind, um ihre rasante Schnelligkeit darzustellen.

Warum hat sich ausgerechnet mir dieser Engel, der sich als MARIA entpuppte, gezeigt? Warum durfte ich so einem Ereignis begegnen? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Ausgerechnet mir, einem Menschen, der sehr realistisch und analytisch ist, der nicht besonders religiös war und sich mit dem Thema Engel nie auseinandergesetzt hatte, dem Esoterik und Spiritualität völlig unbekannt waren. Warum? Ich habe keine Antwort gefunden. Aber es ist Fakt, dass sich mir – durch die Begegnung mit diesem Engel auf dem Bild – eine neue Welt eröffnete. Ich bin viel sensibler für Signale der himmlischen Mächte geworden.

Heute sehe und entdecke ich Dinge, die mir früher nie aufgefallen wären. Engel sind für mich inzwischen völlig reale Wesen, die uns unser ganzes Leben hier auf Erden begleiten. Ich kann sie nicht sehen, nicht anfassen, aber ich spüre sie. Ich erkenne ihre Signale und fühle mich durch sie geleitet. Es ist ein Geschenk der himmlischen Mächte an mich, dass ich sie malen darf und durch ihr Auftreten auf meinen Bildern andere Menschen schon so viele Jahre freudig stimmen, trösten und beglücken konnte.

Die Quelle versiegt nie, sodass ich weiß, dass ich immer Engel malen werde, wenn sie mich „rufen“. Dieses „Rufen“ fühlt sich so an, wie wenn man innerlich den Drang verspürt, jemanden anzurufen. Es ist ein Gespür, dem man nachgehen muss, denn es hört nicht auf, bis man es tut. Und wenn man anruft, stellt man fest, der Anruf war tatsächlich wichtig. Genauso ist es, wenn ein Engel gemalt werden möchte, denn nur dann fließt es wie von Zauberhand. Ich habe mal versucht, Engel zu malen, OHNE diesen „Ruf“ verspürt zu haben, habe mich vor meine Malutensilien gesetzt und angefangen. Die Flügel, das Gewand, das Köpfchen, den Hintergrund und doch erkannte ich am Ende sofort: Das habe ich gemalt. Also mein Verstand. Solche Engel sehen ganz anders aus als jene, die durch mich gemalt werden. Sie sehen gewollt aus, haben nicht jene zarte Aura und schon gar nicht die Ausstrahlung wie die „Echten“. Somit habe ich in den inzwischen 20 Jahren, die ich Engel male, gelernt, geduldig zu sein, bis sie sich melden. Nur dann zeigt sich ein echter Engel, nur dann hat er diese intensive Wirkung, nur dann fließt es und der Verstand hat dabei nichts zu melden.