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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Didaktik - Germanistik, Note: 1,0, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (Didaktik der deutschen Sprache und Literatur), Veranstaltung: Schriftspracherwerb , Sprache: Deutsch, Abstract: „Die Vermittlung der Fähigkeit, Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen oder Rechtschreiben zu fördern, gehört zu den Aufgaben der Lehrerbildung in allen Phasen. Dazu gehören, besonders für die an Grundschulen tätigen Lehrkräfte, die Ausbildung in der Didaktik und Methodik des Erstlese- und Erstschreibunterrichts, die Diagnosefähigkeit, die Ableitung von Förderschwerpunkten und die Erarbeitung von Förderplänen.“ Diese Empfehlung findet sich in den „Grundsätzen zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben“ (2003) der ständigen Kultusministerkonferenz (KMK). Damit ist jedoch noch nicht gewährleistet, dass die Universitäten oder auch Schulen spezielle Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte sichern. Gerade auch im Hinblick auf die erst kürzlich erfolgten Neuregelungen in den Grundsätzen, Erlassen und anderen Richtlinien im Bereich der Förderung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten und der Individualisierung und Differenzierung der Lernentwicklung im Schriftspracherwerb. Diese Arbeit möchte einen groben Überblick auf den aktuellem Stand der Forschung über die basalen Kenntnisse vermitteln, die Lehrkräfte für den Schriftspracherwerb und für Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten erwerben müssen und die derzeitige LRS-Erlass-Lage beleuchten, die die Richtlinien für die Umsetzung im Unterricht vorgibt. Hierzu werden zunächst Teilprozesse und die zu erwerbenden Kompetenzen des Schriftspracherwerbs dargestellt, um im Nachfolgenden auf die besonderen Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb mit ihren Erscheinungsformen, Ursachen und Diagnostik- und Fördermaßnahmen eingehen zu können. Dabei verzichtet diese Arbeit weitestgehend auf praktische, methodische Anweisungen, Beispiele und Materialien für die Umsetzung im Unterricht. Sie fokussiert im Besonderen den Ersterwerb bzw. Erstunterricht in der Grundschulzeit, liefert aber Aspekte für die weiterführenden Jahrgangsstufen. Sonderpädagogische Förderung soll unberücksichtigt bleiben. Im Anschluss soll die derzeitige LRS-Erlass-Lage unter Berücksichtigung weiterer relevanter Grundsätze, Erlasse und Richtlinien untersucht werden. Der Darstellungsteil lehnt sich im Schwerpunkt an die ausführlich und anschaulich geschilderten Ausführungen von Klicpera/ Schabmann/ Gasteiger-Klicpera von 2007, da sie auch den Stand der Forschung der letzten Jahre berücksichtigen.
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Besondere Schwierigkeiten beim
Schriftspracherwerb
Stand der Forschung und aktuelle LRS-Erlass-Lage in Niedersachen
Eine Hausarbeit vorgelegt am 15. September 2007
von Annika Singelmann
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Einleitung
„Die Vermittlung der Fähigkeit, Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen oder Rechtschreiben zu fördern, gehört zu den Aufgaben der Lehrerbildung in allen Phasen. Dazu gehören, besonders für die an Grundschulen tätigen Lehrkräfte, die Ausbildung in der Didaktik und Methodik des Erstlese- und Erstschreibunterrichts, die Diagnosefähigkeit, die Ableitung von Förderschwerpunkten und die Erarbeitung von Förderplänen.“1
Diese Empfehlung findet sich in den „Grundsätzen zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben“ (2003) der ständigen Kultusministerkonferenz (KMK). Damit ist jedoch noch nicht gewährleistet, dass die Universitäten oder auch Schulen spezielle Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte sichern. Gerade auch im Hinblick auf die erst kürzlich erfolgten Neuregelungen in den Grundsätzen, Erlassen und anderen Richtlinien im Bereich der Förderung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten und der Individualisierung und Differenzierung der Lernentwicklung im Schriftspracherwerb.
Diese Arbeit möchte einen groben Überblick auf aktuellem Stand der Forschung über die basalen Kenntnisse vermitteln, die Lehrkräfte für den Schriftspracherwerb und für Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten erwerben müssen und die derzeitige LRS-Erlass-Lage beleuchten, die die Richtlinien für die Umsetzung im Unterricht vorgibt. Hierzu werden zunächst Teilprozesse und die zu erwerbenden Kompetenzen des Schriftspracherwerbs dargestellt, um im Nachfolgenden auf die besonderen Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb mit ihren Erscheinungsformen, Ursachen und Diagnostik- und Fördermaßnahmen eingehen zu können. Dabei verzichtet diese Arbeit weitestgehend auf praktische, methodische Anweisungen, Beispiele und Materialien für die Umsetzung im Unterricht. Sie fokussiert im Besonderen den Ersterwerb bzw. Erstunterricht in der Grundschulzeit, liefert aber Aspekte für die weiterführenden Jahrgangsstufen. Sonderpädagogische Förderung soll unberücksichtigt bleiben. Im Anschluss soll die derzeitige LRS-Erlass-Lage unter Berücksichtigung weiterer relevanter Grundsätze, Erlasse und Richtlinien untersucht werden. Der Darstellungsteil lehnt sich im Schwerpunkt an die ausführlich und anschaulich geschilderten Ausführungen von Klicpera/ Schabmann/ Gasteiger-Klicpera von 2007, da sie auch den Stand der Forschung der letzten Jahre berücksichtigen.
1Sekretariat der ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Grundsätze zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 04.12.2003, S. 3. URL: http://www.kmk.org/doc/beschl/Foerderung_Lesen_Rechschreiben.pdf
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Um im Folgenden auf eine gestörte Lese- und Rechtschreibentwicklung bei Kindern einzugehen, scheint es nicht nur sinnvoll, sondern unabdingbar den Aneignungs- bzw. Lernprozess beim Schriftspracherwerb an sich darzustellen, um zu erhellen, welche Hürden Kinder überwinden, welche Kompetenzen vorhanden sein und erworben werden müssen, um Lesen und Schreiben zu erlernen und welche kritischen Phasen für den Schriftspracherwerb besonders wichtig und auch störanfällig sind. Denn erst mit der Einsicht in Entwicklungsprozesse beim Schriftspracherwerb können Ursachen ermittelt, gestörte Teilfertigkeiten identifiziert und andere Einflussgrößen berücksichtigt werden, die zu besonderen Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb führen. Mittlerweile sind sich Wissenschaftler der Lese- und Schreibforschung darüber einig, dass der Schriftspracherwerb auf unterschiedlichen, mehrstufigen Prozessen basiert und bestimmte Kompetenzen erfordert.2
Voraussetzung für den Schriftspracherwerb ist - neben der Einsicht in die Funktion, Struktur und Bedeutung der Schriftsprache bzw. der schriftsprachlichen Kommunikation - eine metalinguistische Bewusstheit. Etwa ab dem 5. Lebensjahr entwickeln Kinder die Fähigkeit, sprachliche Vorgänge zu reflektieren. Sprachliche Informationen können nun gezielt gesteuert und Strategien entwickelt werden. Man kann vier Subfertigkeiten unterscheiden, wobei die phonologische Bewusstheit besonders hervorzuheben ist, da sie einen besonderen Stellenwert beim Erwerb des Lesen und Schreibens einnimmt:
1.Wortbewusstheit:Die Einsicht, dass Wörter als Grundeinheit der Sprache anzusehen sind, wobei sich ein explizites Wissen erst beim Erlernen der Schriftsprache entwickelt.
2.Syntaktische Bewusstheit:Die Fähigkeit, die Struktur von Sätzen zu erkennen, diese umzustellen und zu bilden. Gerade Funktionswörter wiefüroderjedochwerden im Vorschulalter und auch bis in die erste Schulklasse hinein nicht als Wörter von den Kindern erkannt.
3.Pragmatische Bewusstheit:Fähigkeit, auf die Verständlichkeit einer Mitteilung, auf die Beziehung zwischen Sätzen und auf die Struktur von ganzen Texten zu achten.
2Vgl. Scheerer-Neumann, Gerheid: Lese-Rechtschreibschwierigkeiten: Analyse und Förderung (gesammelte Beiträge). Potsdam 2002, S. 11.