Bewusstseinserweiterung, Schamanismus und Heilung -  - E-Book

Bewusstseinserweiterung, Schamanismus und Heilung E-Book

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Beschreibung

6. Internationaler Kongress für Echte Psychotherapie, Psychologe und Alternative Psychiatrie vom 26. bis 25. Juni 2023, Schweiz.

Das E-Book Bewusstseinserweiterung, Schamanismus und Heilung wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Bewusstseinserweiterung, Schamanismus, Psychologe, Heilung, Psychiatrie

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6. Internationaler Kongress

für Echte Psychotherapie, Psycholyse und Alternative Psychiatrie

23. – 25. Juni 2023

Internationale Ärztegesellschaft für Echte Psychotherapie

und Alternative Psychiatrie

In Zusammenarbeit mit WWMM World Wide Magic Movement

Avanti, Grossmatt 296, CH-4574 Lüsslingen

www.aerztegesellschaft-avanti.org

www.world-wide-magic-movement.org

Eine Veranstaltung der

Therapeutisch-Tantrisch-Spirituellen Universität

In Nennigkofen-Lüsslingen, Schweiz

für Therapeut*innen, Patient*innen, Expert*innen, Betroffene

und alle Interessierte

www.kongress-echte-psychotherapie.org

Die Schreibweise in diesem Buch folgt der schweizerischen Schreibweise ohne ss.

Nirgends auf der Welt

wird ein Land gefunden,

dessen menschliche Bewohner

sich nicht irgendeines

narkotischen Mittels bedienen.

Ernst von Bibra

Inhaltsverzeichnis

Psycholyse in der Echten Psychotherapie – Website Avanti

Energiesystem und Schichtenmodell – Samuel Widmer

Begrüssung – Kasia Weidenbach

Kongressbericht – Urs Byland

Ausstellung: Der Ruf nach Heilung

Vorträge

Set und Setting einer psycholytischen Psychotherapie – Marianne Principi

Sananga – Felix Pansegrau

Psycholyse in der Echten Psychotherapie – Kasia Weidenbach

Tiefendimension in der Echten Psychotherapie – Danièle Nicolet Widmer

Eine kurze Geschichte der Psycholyse – oder die Einsamkeit auf dem Weg – Anne Lehnerer

Neuroaffektive Meditation – Helena Gemmel

Psycholyse als Bestandteil eines erfüllten Lebens – Joshuan Nicolet und Janine Zürcher Iboga – Mystisches Entheogen aus Afrika – Tobias Erni

Stellenwert von MDMA – Ecstasy als Psychotherapeutikum bei der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) – Dr. Karsten Prause

Erfahrungsbericht – Nathalie Nicolet

Workshops

Einführungsworkshop Kakao-Ritual – Ursula Meyer

Schamanische Sicht auf die Arbeit mit psychoaktiven Pflanzen Vom Singen und Lauschen den Pflanzenwesen – Lisa Franziska Hofmann

Tantrisches Musizieren – Juliana von Steegen

Schwitzhüttenritual – Johannes Kappes und Lutz Deibler

Achtsamkeit als Ausrichtung, umrahmt mit Kriegertexten – Marianne Principi und Peter Füss

Psycholyse in der Echten Psychotherapie – Website Avanti

Auch online zu finden unter: www.aerztegesellschaft-avanti.org

Psycholyse bezeichnet die Einnahme von bewusstseinserweiternden Substanzen als Hilfsmittel in der Psychotherapie. Der Ausdruck wurde 1960 von Ronald Sandison beim «Ersten europäischen Symposion für die Psychotherapie unter LSD25» vorgeschlagen und ist zusammengesetzt aus den Wortstämmen «Psyche» (Seele) sowie «Lysis» (Lösung/Auflösung).

Die Anwendung der Psycholyse ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Zu allen Zeiten und in allen Kulturen wurden und werden psychoaktive Drogen eingenommen; als religiöses oder schamanistisches Ritual, zu Heilungszwecken oder um die Psyche und den Körper zu stimulieren und zu berauschen. Es ist wahrscheinlich, dass solche Anwendungen an massgeblichen Stellen zur Evolution der Menschheit beigetragen haben.

Die Natur hat uns unzählige Substanzen geschenkt, vom Tabak oder Kaffee bis hin zu psychoaktiven Pilzen, Kakteen oder Urwaldpflanzen. Heute gibt es zusätzlich synthetisch hergestellte Stoffe wie LSD, MDMA und viele andere, die zum Teil (noch) verboten sind. Auch gewisse Medikamente wie Ketamin, Methylphenidat, Ephedrin und andere eignen sich für psycholytische Zwecke. Diese Stoffe unterscheiden sich von anderen Drogen und auch von den sonst üblichen Medikamenten.

Konventionelle Psychopharmaka sind in vielen Fällen hilfreich und haben einen wichtigen Platz in der psychiatrischen Behandlung von Patient*innen, dienen jedoch häufig auch der Symptombekämpfung und der Anpassung an die Norm. Rauschdrogen wie Alkohol, Kokain und andere können Freude bereiten beim geselligen Zusammensein oder Feiern, haben jedoch ein starkes Abhängigkeitspotenzial , da sie zur Ablenkung und zur Verdrängung schmerzhafter Gefühle benutzt werden können. Die Substanzen in der Psycholyse im Rahmen der Echten Psychotherapie erweitern das Bewusstsein und ermöglichen dadurch einen Blick in den Spiegel, in welchem wir uns selbst erkennen können. Wichtig hierbei ist, dass psycholytische Substanzen nicht verordnet, sondern immer nur aus freien Stücken eingenommen werden sollten.

Ganz einfach ausgedrückt kann man sagen, dass uns die Substanzen, angemessen dosiert, mit unserem tiefsten Wesenskern in Kontakt bringen können und in den Zustand der Liebe versetzen, das heisst, in einen offenen, wahrnehmenden, verbundenen und angstfreien Zustand. Sie tun es – manche sanft, manche stärker – so weit, wie wir es zulassen. Dabei können wir einerseits erkennen, welche Faktoren oder Blockaden in uns einer grösseren Öffnung im Weg stehen und diese bearbeiten, andererseits einen Blick über unseren bisherigen Horizont werfen und erfahren, dass es überhaupt einen anderen Zustand gibt als den, den wir bisher kennen. Daher ist die Psycholyse noch viel mehr, als nur ein therapeutisches Hilfsmittel. Sie ist das Hilfsmittel der Dekonditionierung, sie dient als Ritual der Gemeinschaftsbildung, der Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis, der Bewusstseinserweiterung und Bewusstseins- und Wirklichkeitserforschung und auch der Suche nach tiefen, mystischen Erfahrungen.

Die potentesten Mittel vermögen spirituelle Erfahrungen zu fördern und zu ermöglichen. Anwender der Psycholyse können eintauchen in evolutionäre Visionen, die es dann im konkreten Alltag und in den Beziehungen zu integrieren gilt. Geeignet für die Psycholyse sind alle Substanzen, welche öffnend, dekonditionierend und aufdeckend wirken. Ihre Wirkung erfolgt über die Beeinflussung von Konzentration und Gleichgewicht der körpereigenen Neurotransmitter im Gehirn wie Adrenalin, Noradrenalin, Serotonin, Melatonin und Dopamin in einem Wechselspiel von Hemmung und Verstärkung. Die veränderten Bewusstseinszustände gehören also zu den natürlichen, menschlichen Möglichkeiten und können auch ohne chemische Unterstützung erreicht werden. Zu den nicht-substanzgebundenen Methoden gehören Meditation, Fasten, holotropes Atmen, Tantra, Yoga, Derwisch- oder Sufi-Tänze, Katharsis und viele weitere. Die Psycholyse, wie wir sie verstehen, ist frei von irgendeiner Ideologie und lässt sich in keine Form fassen. Sie steht am ehesten dem Schamanismus nahe. Sie fördert Freiheit und Verantwortung und die Auseinandersetzung mit Tabuthemen. Deshalb steht sie meist ausserhalb der Gesellschaft.

Ein jeder Anwender, eine jede Gruppierung, eine jede Kultur, ein jedes Zeitalter muss den Gebrauch, die Methoden und Zwecke der Psycholyse für sich selbst neu erforschen und entwickeln. Die «Lysis» kann althergebrachte Gedankenmuster, Bilder, Vorstellungen und Gewohnheiten auflösen, damit sich das Immer-Neue zeigen kann, damit der Mensch sich öffnen kann für die evolutionären Schicksalskräfte.

Avanti versteht sich als Gefäss zum Sammeln von Forschung und Erfahrung mit der Psycholyse und setzt sich aktiv ein für die Vernetzung von psycholytischen Bewegungen weltweit zu einem Netzwerk der Bewusstseinsforschung und Gemeinschaftsbildung in der gesamten Menschheit. Als Ärztegesellschaft interessiert uns natürlich auch speziell die therapeutische Anwendung, aber bei weitem nicht nur das. Wir sind davon überzeugt, dass Menschen mit der Psycholyse ein Hilfsmittel haben, um sich selbst aus ihren Krisen und von ihren Symptomen zu befreien. Dabei pflegt und lehrt Avanti das Wissen und die Erfahrungen um eine sichere und wirksame Anwendung in geeigneten Sets und Settings.

Die Arbeit mit Substanzen im Rahmen der Psychotherapie ist anspruchsvoll und stellt hohe Anforderungen an die therapeutische und menschliche Erfahrung und die Fähigkeiten von Therapeut*innen. Besonders wichtig ist uns daher die fundierte Ausbildung von Psycholysetherapeut*innen als Zusatzausbildung zu einer ärztlichen und psychotherapeutischen Grundausbildung.

Es gibt sehr viel wissenschaftliche Forschung zu dem Thema.

Was man heute, nach zahlreichen Studien mit verschiedenen Substanzen, weiss, ist, dass die Psycholyse bei gründlicher Vorbereitung und Abklärung eine sehr sichere Methode ist und dass die Gefahr körperlicher oder psychischer Schäden oder der Entwicklung einer körperlichen Abhängigkeit – entgegen weit verbreiteter Meinung – äusserst gering ist.

Einige Wissenschaftler*innen vertreten die Ansicht, psycholytische Substanzen sollten nur unter strengen Auflagen legal sein und ausschliesslich von ausgebildeten Ärzt*innen verordnet werden dürfen. Diese auf den ersten Blick vernünftig und verantwortungsvoll anmutende Einstellung hält jedoch der näheren Betrachtung nicht stand. Wenn am Ende Freiheit stehen soll, muss sie auch am Anfang schon gegeben sein. Ein Weg, der die Menschen unmündig macht, wird auch am Ende zu Abhängigkeit und Unfreiheit führen. Die psycholytischen Substanzen gehören der gesamten Menschheit. Sie sind wertvolle Stoffe, die jedem – nach angemessener Aufklärung – zugänglich sein sollten wie Wasser und Brot1 ()

In einer Welt, die auf der Basis von Liebe, Freiheit und Verantwortung aufgebaut wäre, könnte die Psycholyse ein Herzstück sein, welches mit Ehrfurcht und Dankbarkeit gesehen würde und dazu dienen könnte, die Liebe immer wieder zu erneuern und das Unbekannte zu erforschen.

1 Selbstverständlich gelten trotzdem, wie bei allen anderen Substanzen, einige wichtige Grundregeln im Umgang damit. Die Psycholyse ist nicht geeignet für Menschen in psychisch oder körperlich instabilen Zuständen und sollte auch nicht in einem ungeeigneten Setting stattfinden, da sie sonst schaden kann. Zur Anwendung von psychoaktiven Substanzen in der Therapie gehört eine gründliche, medizinische und therapeutische Ausbildung. Unsere Ansicht, dass die Substanzen frei zugänglich sein sollten, bedeutet nicht, dass sie für jeden geeignet sind, sondern ergibt sich aus einer Grundhaltung, die erkennt, dass Kontrolle und Verbote nie die Lösung bringen im Umgang mit schwierigen Themen, sondern dass Offenheit, Kommunikation, Information und Selbstverantwortung viel eher zu einem stimmigen Umgang damit führen. Allerdings sehen wir auch, dass viele Menschen die dazu notwendige Reife nicht haben. Insofern ist das Verbot auch wieder stimmig. Trotzdem drücken wir unsere Vision von Freiheit immer wieder aus, denn diese sehen wir als die tiefere Wahrheit und die Vision für die Zukunft.

Energiesystem und Schichtenmodell – Samuel Widmer

Auch online zu finden unter: www.samuel-widmer.org

Beschreibungen zu unserem menschlichen Energiesystem findet man in verschiedenen Traditionen. Samuel Widmer Nicolet hielt seine Beobachtungen dazu erstmals 1998 in seinem zweiten Hauptwerk «Essenz schauen» fest. Er orientierte sich an seiner persönlichen Erfahrung und Selbsterkenntnis. Später stellte sich heraus, dass sich seine Beobachtungen zum Energiesystem in Teilen mit dem decken, was andere Traditionen auch gesagt oder geschrieben hatten. – Da die Beschreibung des Energiesystems auf den Fakten unseres Seins beruht, ist das ja auch nur natürlich.

Grundlegend kann unser Energiesystem so beschrieben werden: Die universelle oder Lebensenergie fliesst als unschuldige Kraft durch unseren materialisierten, menschlichen Körper. Von unten in uns einströmend, steigt sie durch unseren Körper auf bis sie über den Kopf hinaus fliesst – und so den Kreislauf wieder schliesst. Dabei passiert sie verschiedene Energiezentren, die mit spezifischen Themen und Qualitäten verbunden sind: Wurzel, Becken, Bauch, Herz, Hals, Kopf und Scheitel.

Das Wurzelzentrum ist geprägt von Qualitäten wie Urvertrauen, Erdung und unseren urtümlichen Instinkten. Im Becken (Sakral- oder Sexualchakra) zeigt sich die Energie als sexuelle Kraft. Hier geht es um Themen rund um Anziehung und eine befreite, glückliche Sexualität. Im Bauch (Nabel- oder Solarplexuschakra) zentrieren sich die Themen des Willens und der Macht. Hier lernen wir über die Gesetzmässigkeiten von Strukturen sowie deren Notwendigkeit und Grenzen. Im Herzen tut sich das Reich der Liebe auf. Alle Fragen rund um Gemeinschaft und Beziehung zeigen sich hier. Zwischen Solar und Herzen findet ein Übergang statt zwischen dem Persönlichen zum Unpersönlichen: Der Wille und persönliche, abgewehrte Gefühle wie Neid, Hass und Eifersucht werden mit der unpersönlichen Gefühlswelt von Liebe, Freude und Schönheit konfrontiert. Trauer ist das Gefühl des Übergangs, sie leitet von den unteren Zentren des Persönlichen und allgemein Menschlichen in die oberen Zentren der Transzendenz und Spiritualität über. Dieser sogenannte Sterbepunkt, an dem sich das Ego aufzulösen beginnt, ist der erste von zwei schwierigen Übergängen in unserem Energiesystem.

Danach kommt der Hals (Hals- oder Kehlchakra) als Zentrum des Ausdrucks. Hier geht es um Ausdruck und Kreativität: «Wenn das Herz voll ist, will der Mund überfliessen.» Dass dieser Übergang zwischen persönlicher und spiritueller Dimension am Halschakra liegt, hängt damit zusammen, dass die unteren Zentren nach Ausdruck verlangen, während sich alles in den oberen Zentren dem Ausdruck entzieht. Um uns in die oberen Zentren der Spiritualität entfalten zu können, müssen wir die unteren verstanden, integriert und gemeistert haben. Solange die Energie dort noch in Unerledigtem blockiert ist, reicht die Kraft nicht aus, um die oberen Zentren zu erforschen. Kann die Energie jedoch ungehindert fliessen, führt sie uns weiter in die Ebene des Kopfes (Stirnchakra), auf der wir die Stille der Einheit und die Gesetzmässigkeiten des Ganzen zu erkennen und in uns zu halten lernen. Hier liegt der sogenannte Macht- oder Wahnsinnspunkt, der vor dem sogenannten zweiten Erwachen, der Öffnung des Kopfes, zu überwinden ist. Bevor wir in den spirituellen Raum eintreten können, müssen wir nicht nur alles Persönliche ablegen, sondern auch unser ganzes Verständnis, unsere Landkarte, die wir auf unserer Lebensreise aufgebaut haben. Die ganze mentale Struktur bricht zusammen. Wir verlieren den Kopf, bevor wir einen neuen gewinnen. Wobei der neue Kopf nicht mehr ein denkender, sondern vielmehr ein empfindender Kopf ist. Schliesslich führt uns die Kraft dann über den Kopf hinaus in die Dimension der Spiritualität (Kronen- oder Scheitelchakra). Dort übernimmt das universelle Gesetz die Führung in uns. Damit schliesst sich der Kreislauf der Energie durch das Reich der Seele: Der allumfassende Raum der Spiritualität ist identisch mit dem Wurzelreich, aus dem sich der Aufstieg entfaltet hat und in das wir damit wieder zurückfinden. Es gibt keinen Unterschied zwischen den beiden Reichen. Nur unsere Wahrnehmung, unser Bewusstsein hat sich auf der Reise durch unser Energiesystem verändert. Im Wurzelreich waren wir unbewusst und wussten nichts von unserer Erleuchtung. Im Reich der Spiritualität sind wir wach geworden und stehen als Mitträger des Ganzen in unserer Verantwortung.

So wie wir Menschen normalerweise leben, ist unsere ganze Energie in den unteren Zentren blockiert. Wir leben hauptsächlich aus dem Energiezentrum des Solarplexus, dem Zentrum des Willens. Wenn wir uns auf den Weg des Bewusstseinserwachens machen, entspricht dies energetisch betrachtet einer Entwicklung, die von einer Befreiung und Verknüpfung der Energie des Beckens mit der Energie des Solars, ein Erwachen ins Herzzentrum und über den Hals in eine Öffnung des Kopfes mündet. Analog entspricht dies im psychologischen Schichtenmodell dem Weg durch die verschiedenen Persönlichkeitsschichten bis zum innersten Kern, dem wahren Selbst.

Quelle: Ins Herz der Dinge lauschen. Samuel Widmer. Nachtschattenverlag

Sowohl im Schichtenmodell als auch im Energiesystem geht es darum zu lernen, den Gegebenheiten in uns stillzuhalten: Wenn wir uns der Energie des Lebens, die durch uns hindurchfegen will, ergeben können ohne uns zu wehren, zu reagieren oder uns damit zu personifizieren, bricht ein wunderbares Mysterium in uns auf und zeigt uns die grossen Geheimnisse des Lebens. Wenn wir die Energie in uns frei fliessen lassen, lehrt sie uns über die besonderen Qualitäten der verschiedenen Energiezentren: Sexualität und Sinnlichkeit, Wille und Macht, Liebe und Gemeinschaft und ungehinderter Ausdruck auf allen drei Ebenen.

Samuel Widmer Nicolet hat viel über die Psycholyse als Unterstützung auf dem Weg der Bewusstwerdung geforscht. Eine Möglichkeit der Differenzierung psycholytischer Substanzen ist darüber, auf welches Energiezentrum die jeweilige Substanz einwirkt. Beispielsweise wirkt MDMA empathogen auf das Herzzentrum, während LSD als Psychedelikum eine Öffnung aller Energiezentren bewirken und darüber hinaus transpersonale Räume eröffnen kann. Die Substanzen helfen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und die unbewussten Bereiche zu wecken, damit die Energie des Universums, welche ununterbrochen da ist und durch uns hindurchfliessen will, ungehindert ihren Weg finden kann. Wenn wir dafür wach werden, findet in uns persönlich und schliesslich in der Welt Transformation statt.

Begrüssung – Kasia Weidenbach

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Freundinnen

Wieder einmal darf ich euch zu unserem Kongress, dem fünften internationalen Kongress für Echte Psychotherapie und Alternative Psychiatrie, diesmal unter dem Titel «Liebe in der Psychiatrie», willkommen heissen.

Es ist aus verschiedenen Gründen ein besonderer Kongress. Zum einen ist es fast ein Wunder, dass wir überhaupt alle hier zusammenkommen, und auch eine besondere Freude, sich wieder treffen zu können, nach dieser langen «Corona-Zeit». Es ist jedoch trotzdem noch nicht ganz wie sonst, denn wir müssen uns an bestimmte Schutzmassnahmen halten. Dies ist einerseits eine Einschränkung, andererseits eine besondere Herausforderung. Wir haben uns entschlossen, das Ganze als Herausforderung anzunehmen. Die besonders intensive und teilweise komplizierte Planung, die Notwendigkeit, Abstand zu halten, Masken zu tragen, all dies lädt uns ein, ein Gleichgewicht zu finden zwischen dem Achtsam- und Aufmerksamsein, sich gemeinsam an Regeln und Abmachungen zu halten, und der Lebendigkeit, der Freude, die man auch haben kann in einem anderen, ungewohnten Setting, der Chance darin, immer wieder neu und wach zu sein.

Dann ist es besonders dieses Jahr, weil wir ein Jubiläum haben, Avanti wird nämlich zehn Jahre alt! Im April 2011 haben wir unsere Ärztegesellschaft gegründet, weil es für uns keinen Platz gab in den offiziellen Ärztegesellschaften, weil wir die Vision, die schon seit 15 Jahren wartete, erfüllen wollten und um unsere Sicht von Psychotherapie zu formulieren und in die Welt zu setzen. So ist dieser Kongress auch eine Gelegenheit, Bilanz zu ziehen, die Vision zu erneuern, sich neu auszurichten auf das, was kommen mag, und auf unsere Aufgaben darin.

Dies bringt uns zum eigentlichen Thema des Kongresses: «Liebe in der Psychiatrie». Als wir zur Gründung von Avanti die Texte geschrieben haben, die unsere Haltung ausdrücken sollten zu Therapie und Psychiatrie, hat Samuel Widmer, unser Lehrer, sie durchgesehen und sie mir zurückgegeben mit den Worten: «Sie sind gut, nur fehlt noch etwas Liebe darin.» Und er hatte überall noch etwas hineingeschrieben, etwas über Liebe.

So freue ich mich, dass wir nun zum ersten Mal einen Kongress haben, der die Liebe im Titel hat!

Die Alternative Psychiatrie, die ja neben der Echten Psychotherapie unser Hauptthema ist, soll dieses Mal ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.

Wir haben ja meistens mit Tabuthemen zu tun an unseren Kongressen. Diesmal ist es so in zweierlei Weise: Die Liebe ist in unserer Welt zum Tabu geworden und wenn man über Liebe spricht, muss man mit heftigen Angriffen und Vorwürfen rechnen. Sex, Vergnügen, Missbrauch und Heimlichkeiten werden meist mit dem Wort Liebe verbunden, was Liebe wirklich ist, scheint kaum jemand zu verstehen.

Psychiatrie ist jedoch auch für sich schon ein Tabuthema: Irrenhaus, weggesperrt, düster und einschüchternd schrieb eine unserer jungen Kolleginnen als erste Assoziation zu dem Thema. Psychiatrie ist eine Randerscheinung der Gesellschaft, die vielen unheimlich ist und Angst macht.

Ich weiss nicht, zu welchem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte die Trennung von verrückt und normal begonnen hat. Vermutlich gleichzeitig oder als Folge der Aufspaltung zwischen Tod und Leben, zwischen Ich und Du und all der anderen Spaltungen, die folgten.

Das war jedenfalls der Ursprung der Frage: «Was ist verrückt?» und damit auch der Ursprung der Psychiatrie.

Und es gab schon immer und es gibt heute noch zwei Strömungen, mit dem Abnormalen, dem, was nicht in die gängige Norm passt, umzugehen.

Die Angst will immer wieder einen Zustand von Normalität, von scheinbarer Sicherheit, in der man die Kontrolle und den Überblick hat, herstellen. Sie muss das Verrückte entweder ausgrenzen oder unter Kontrolle bringen, ob mit Dämonenaustreibung oder körperlichen, teils brutalen Behandlungen, mit Fesseln, Einsperren und Folter oder mit starken Medikamenten. Die Methoden haben sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, die Motivation dahinter ist die gleiche geblieben.

Die Liebe stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Sie strebt nach Mitgefühl, Verständnis und nach einer Welt, in der alles eingeschlossen ist, alles einen Platz hat, insbesondere auch das Rätselhafte, Unbekannte, die Magie, das Wunder. Ob man Menschen als Schamanen einen besonderen Platz gibt, Halluzinogene einnimmt, um psychotische Patienten besser zu verstehen, offene Psychiatrien einrichtet, in denen man mit den Menschen redet und in Beziehung tritt, auch hier findet jede Zeit ihre Art und Weise der Liebe in der Psychiatrie.

Heute gibt es einige Bestrebungen, die Psychiatrie freundlicher, weniger gewalttätig und offener zu machen. Die Frage ist nur, ob das weit genug geht. «Keine Forderung kann gross genug sein», schrieb Charles Eisenstein 2012 in seinem Aufruf zu einer Revolution der Liebe2 (Fussnote: )

Im aktuellen Diagnosemanual der Psychiatrie, dem DSM V, sind psychiatrische Diagnosen so weit gefasst worden, dass immer mehr Menschen, vor allem auch Kinder und Jugendliche, als krank und somit mit Medikamenten behandlungsbedürftig eingestuft werden können. Wutausbrüche, eine starke Sexualität, intensive Trauer, ungewöhnliche Zustände in der Pubertät, spezielle, eigene Arten, die Welt wahrzunehmen und zu denken, können nun in diagnostische Kategorien eingeordnet werden.

Nichts gegen sinnvoll eingesetzte Diagnosen und Medikamente! Aber die Normalität wird ein immer schmalerer Grat, von dem immer mehr Menschen herunterfallen.

Kann man die Psychiatrie verändern? Ebenso könnte man fragen, ob man die Kirche verändern kann. Denn in der Psychiatrie herrscht ebenso viel Aberglaube, Dogmatismus, Machtbestreben und Moral wie in den offiziellen Religionen. Kann das verändert werden? Und wenn ja, wie?

Die Psychiatrie wirklich zu verändern würde heissen, die Welt zu verändern. Platz zu schaffen für Besonderes, für Vielfalt, für Langsamkeit, für Ehrlichkeit, für echte Gemeinschaft und für das Verrückte, welches zum grossen Teil an dieser aufgeheizten, gestressten, gewalttätigen und engen Welt verrückt und immer noch verrückter geworden ist.

In den letzten Jahren ist eine neue Vision für ein Projekt entstanden. Aus der Arbeit mit Patienten in der Praxis ist immer mehr ein Bedürfnis entstanden nach einem Ort, um Menschen eine Zeit lang unterbringen zu können, die nicht mehr alleine zurechtkommen. Eine eigene Klinik, ein Haus der Heilung, eine Heimat für unsere Arbeit zu haben, ist schon ein längerer Wunsch, der langsam Gestalt annimmt. Den wir verwirklichen wollen. Gemeinsam mit dem 3. Meisterkurs für Psycholytische Psychotherapie setzen wir uns damit auseinander.

Die Welt braucht das Neue, hat kürzlich der Leiter einer schönen, alternativen, psychiatrischen Einrichtung zu uns gesagt, und dafür sind wir hier!

Ein Kongress zum Thema Liebe hat nur Sinn, wenn die Liebe auch da ist. Liebe hat nichts mit Romantik zu tun. Sie ist das Grosse. Man erkennt sie vielleicht am ehesten an ihren Auswirkungen, an den leuchtenden Augen, an der gemeinsamen Ausrichtung, die Erstaunliches vollbringt (wie zum Beispiel, ein Kongresszelt in der Hälfte der vorgesehenen Zeit aufzustellen), an der gemeinsamen Stimmung. Dann wird aus einem Kongress ein Ereignis in Raum und Zeit, etwas Neues.

Wir sind hier, um das Neue zu finden, zu besingen, uns dazu inspirieren zu lassen und es zu leben. Denn das Allerwichtigste am Kongress ist das Zusammensein, die Verbundenheit untereinander zu finden und zu nähren, um dann wieder in die Welt zu gehen und dort ein neues Licht anzuzünden.

Kasia Weidenbach

2 Charles Eisenstein. Der Geist von Occupy. Keine Forderung kann gross genug sein. Die Revolution der Liebe. Scorpio Verlag.

Kongressbericht – Urs Byland

Fotoquellen: Urs Bieland und Stefan Krahl

Podiumsdiskussion

An drei Tagen wurde in Lüsslingen-Nennigkofen am diesjährigen Kongress der Ärztegesellschaft Avanti über Bewusstseinserweiterung, Schamanismus und Heilung geredet. Im ehemaligen Gasthof «Rössli», in der mit vereinten Kräften der Gemeinschaft Kirschblüte umgebauten früheren Curlinghalle, hat der Kongress seine neue, nun wohl endgültige Heimat gefunden.

Besucherinnen und Besucher des Kongresses, der sich grundsätzlich dem Thema Psycholyse widmet, der Anwendung psychoaktiver Substanzen, setzten sich mit aktuellen Informationen, Ansichten und Meinungen, aber auch mit konkreten Angeboten auseinander. Mit der Einbettung des Kongresses in die Gemeinschaft der Kirschblüte, in der Freundschaft und Einheit die höchsten Werte bilden, und Tantra sowie Psycholyse die Werkzeuge sind, erhielten Teilnehmerinnen und Teilnehmer viele konkrete Einblicke in die Praxis. Dieses Wirken verlieh dem Kongress einen Zauber, dem sich kaum jemand entziehen konnte.

Zum Kongress

Vor zehn Jahren fand in der Mehrzweckhalle von Lüsslingen-Nennigkofen der Gründungskongress der Internationalen Ärztegesellschaft für Echte Psychotherapie und Alternative Psychiatrie Avanti statt. Das Projekt war die Meisteraufgabe des zweiten Meisterkurses, geleitet von Samuel Widmer und Danièle Nicolet Widmer. Nachdem auch der zweite Kongress in der Mehrzweckhalle durchgeführt wurde, fanden die folgenden drei in einem Zelt auf der eigenen Wiese neben dem Gemeinschaftsgarten statt. Der sechste Kongress ist nun der erste, der im neu geschaffenen Gemeinschaftsraum im Gemeinschaftshof Rössli organisiert wird. Anlässe finden zudem an weiteren Gemeinschaftstreffpunkten im Dorf statt.

Unterstützt wurde die Ärztegesellschaft Avanti von unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfern aus der Gemeinschaft, die eine warmherzige, von Liebe geprägte Atmosphäre zu schaffen vermochten. Dazu gehören die vielen privaten Übernachtungsangebote für die Kongressteilnehmenden, das Essensangebot, das in der Küche des «Rösslis» von einer unglaublich engagierten Küchencrew auf die Teller gezaubert wurde. Jeder Anlass wurde musikalisch zur Einstimmung und zum Ausklang von sich abwechselnden Musikantinnen und Musikanten umrahmt und so eine Stimmung geschaffen, die von Offenheit und Neugier geprägt war. Viele Details werden in professioneller Art und Weise gepflegt, seien es das Anmeldebüro, eine Simultanübersetzung ins Englische, die Blumenarrangements oder eine humorvolle, kurze Moderation der Beiträge. Die Vortragenden werden von der Technik wirkungsvoll unterstützt. Nach den abendlichen Veranstaltungen treffen sich viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch bis in die Nacht hinein zum Austausch am Lagerfeuer, wo sie das Erlebte diskutieren und Bekanntschaften pflegen.

Mit Kasia Weidenbach eröffnete die Präsidentin der organisierenden Ärztegesellschaft Avanti den Kongress. Sie sehe viele bekannte, aber auch viele neue Gesichter unter den 250 Angemeldeten. Es sei eine interessante Zeit. Obwohl psychoaktive Substanzen illegal sind, steige der Druck enorm, deren Gebrauch in die Legalität zu führen. Um dies zu unterstreichen, erwähnt Weidenbach den gleichzeitig stattfindenden Kongress Psychedelic Science Conference in Denver (USA), der von einer Delegation der Gemeinschaft Kirschblüte besucht wird und von dem diese noch am Sonntag berichten sollte, und der mit zwölf tausend Teilnehmenden glänze. Statt Kampf gegen Substanzen, appellierte sie, sollten Information, Selbsterkenntnis, Bewusstsein und Verantwortung im Umgang mit psychoaktiven Substanzen an erster Stelle stehen.

Kasia:

Wenn ich von diesen tiefen Bewusstseinsebenen spreche, erinnere ich mich irgendwie daran, und das berührt mich sehr. Es geht halt direkt auch in die Tiefe, in meine Tiefe.

In ihrer Eröffnungsrede wirft Weidenbach auch kurz einen Blick auf die Bedeutung der aktuellen Entwicklung in der Psycholyse für die Gemeinschaft Kirschblüte. Die vom verstorbenen Psychiater Samuel Widmer mitgegründete Gemeinschaft setzt sich seit Jahren für die Anwendung von psychoaktiven Substanzen ein, wurde aber in ihrem Engagement gesellschaftlich ausgegrenzt. Nun könnte sie bald überrollt werden von einer Entwicklung, an deren Ende die Legalität der psychoaktiven Substanzen stehen könnte. Kasia Weidenbach benennt das Dilemma. «Wir werden in dieser Bewegung an den Rand gedrängt», sagte sie, aber auch: «Wir stehen, denke ich, gerne am Rand.» Dass dabei die 30 Jahre dauernde Arbeit von Samuel und Danièle Nicolet Widmer im Zusammenhang mit psychoaktiven Substanzen nicht wirklich gewürdigt werde, bedaure sie.

Die Aktualität der Thematik bewies in der Folge die angehende Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Anne Lehnerer in ihrem Vortrag, der die Geschichte der Psycholyse erzählte und in einem zweiten Teil die Bedeutung von Samuel Widmer in diesem Prozess beleuchtete. Die Gesellschaft sei reif für eine Rückkehr der psychoaktiven Substanzen in die Legalität. Ergänzend muss man fragen, ist sie auch schon reif für ein Aufgehen in Liebe, wofür Samuel Widmer die Werkzeuge Psycholyse, Tantra und Gemeinschaft in einer universalen Art und Weise kombinierte?

Die Geschichte der Psycholyse sei mehrere tausend Jahre alt, so Anne Lehnerer. Psychoaktive Pflanzen wurden von alten Kulturen genutzt und dabei wurde ein grosses Wissen im rituellen Umgang erworben. In der westlichen Kultur seien psychoaktive Substanzen seit noch nicht mal zwei Jahrhunderten in Gebrauch. Sie wurden medizinisch erforscht, im Laufe der Zeit in einem immer schnelleren Rhythmus. Lehnerer recherchierte zahlreiche Arbeiten mit der vom Schweizer Chemiker Albert Hoffmann 1938 entdeckten psychoaktiven Substanz LSD.

Anne:

Ich finde es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, woher man kommt in der Geschichte. Ich kriege dann ein Gefühl für den grossen Zusammenhang.

Der Schnitt kam mit der gesellschaftlichen Auseinandersetzung in den USA im Zusammenhang mit ihrem Krieg in Südostasien. Der damalige, später abgesetzte Präsident Richard Nixon dämonisierte psychoaktive Substanzen, die längst den Weg aus den Forschungslabors der Medizin in die Gesellschaft gefunden hatten. «Der Gebrauch von Substanzen hatte sich auch ausserhalb des medizinischen Kontextes verbreitet», sagte Anne Lehnerer. Die Substanzen wurden für die bröckelnde heimatliche Zustimmung zum Krieg in Vietnam mitverantwortlich gemacht. Einige psychoaktive Substanzen wurden von der Liste der anerkannten medizinischen Angebote genommen mit dem Hinweis, dass sie grösstes Schadenspotenzial hätten. Die psychoaktiven Substanzen wurden aber nicht weniger. Ihr Gebrauch gedieh im Verborgenen und neue kamen hinzu. Heute ist zwar der Gebrauch psychoaktiver Substanzen weit verbreitet und der gesellschaftlichen Kontrolle fast völlig entzogen, aber nach wie vor im Untergrund.

In der Geschichte der Psycholyse sind die Impulse von Samuel Widmer wegweisend. Mit einer Beschreibung der Vita des Mitbegründers der Gemeinschaft Kirschblüte, in der Anne Lehnerer die Berührungspunkte mit Psycholyse in den Vordergrund stellte, wird sein umfassendes Wirken nochmals bewusst. «Er hat Psycholyse nicht nur als therapeutisches Mittel, sondern auch als Mittel für ein bewusstes, gemeinschaftliches konfliktfreies Leben verstanden und gelebt», so Anne Lehnerer. Mit 22 Jahren hatte Widmer erstmals Berührung mit Substanzen, was bei ihm zu einem Erweckungserlebnis führte, zu einer «mystischen Verschmelzung, einem Einswerden mit allem», wie sie sagte.

52 Jahre sind seit dieser Erfahrung vergangen. Das von Samuel Widmer mitgeprägte und weiterentwickelte Wissen um die therapeutische Arbeit mit Substanzen wurde an viele Menschen in dreijährigen Ausbildungszyklen weitergegeben. Die Zeit ist heute eine ganz andere. Die Psycholyse ist neben den bewilligten Studien und der Arbeit mit legalen Medikamenten durch einige Fachärzte vor allem im Untergrund weit verbreitet.

Marianne:

Die seriöse Information zum Set und Setting einer psycholytischen Therapie finde ich sehr wichtig. Das Wissen soll verbreitet werden, weil im Untergrund sehr viel passiert, zu dem ich nicht stehen kann.

Mit ihrem Beschrieb von Set (der individuellen Gesamtverfassung) und Setting (der organisatorischen und äusseren Elemente) einer psycholytischen Psychotherapie ging die langjährige delegierte Psychotherapeutin Marianne Principi auf die Problematik der Arbeit ein. Dort wo keine legalen Mittel verfügbar sind, findet die Arbeit im Untergrund statt. «Es passiert zu viel, das uns bedenklich erscheint», sagte Marianne Principi, die auch eine sehr erfahrene Person ist in der Durchführung von Erst- und Abklärungsgesprächen.

Das Extraprogramm

Vorträge und Workshops wurden an diesem Kongress mit einer Ausstellung ergänzt, in der mit Zitaten und Bildern zur Geschichte der Psycholyse Persönlichkeiten gewürdigt werden und psychedelische Kunst gezeigt wird. Zwei Filme, «Der verbotene Weg – Erfahrungen mit der Psycholyse» und «Descending the Mountain», bannten auf Zelluloid, was am Kongress in Worten beschrieben wurde. Mit Protagonisten der beiden Filme konnte anschliessend noch diskutiert werden.

Romina;

Im Gurdjieff-Tanz kommt eine Dimension hinzu – die spirituelle Dimension, die durch diese Art von Tanz hervorgerufen wird.

Eine erstaunliche Aufführung des Gurdjieff Tanzensembles, ein kreatives, einfühlsames Konzert «7 Steps – A Vibrant Journey» sowie eine bewegende Aufführung des Gemeinschaftschores machten den Kongress zu einem ganzheitlichen Erlebnis, an dem Theorie und Praxis verschmolzen. Am Ende des Kongresses wurden an einer Podiumsdiskussion drängende Fragen erörtert.

Kirschblütenchor

Raphael:

Der Gurdjieff-Tanz hat mich total beeindruckt. Dieser Tanz hat eine gewisse Anmut, eine Mischung von tief berührender Musik und sehr bewusster Bewegung.

Die einleitenden Vorträge wurden in der Folge untermauert mit tiefergehenden Beiträgen. Hier bewiesen die Organisatoren des Kongresses Geschick mit der Auswahl von Referentinnen und Referenten, die Einblicke in ihre wissenschaftliche Arbeit mit Substanzen gaben. Dass hierbei der Laie, im Publikum waren diese etwa hälftig vertreten, nicht nur gefordert, sondern ab und zu auch überfordert wurde, muss man hinnehmen, könnte aber mit einer ganzheitlicheren Herangehensweise gemildert werden. Der Fachexperte will Fachausdrücke, der Laie wünscht sich hiervon weniger, dafür ausführlichere exemplarische Erklärungen.

Vanja:

Es gibt Grade der Gesundheit, und es gibt ein Potenzial in uns, das für die meisten von uns die meiste Zeit nicht zugänglich ist. Mithilfe dieser Sakramente, nicht nur Psilocybin, kann man zu diesen Welten vorstossen.

Das Erstaunen aber war unter den Kongressbesucherinnen und Kongressbesuchern gross, wie selbstverständlich und intensiv mit uralten, psychoaktiven Heilpflanzen, die auch heute von indigenen oder afrikanischen Kulturen gebraucht werden, geforscht wird. Während die in den westlichen Kulturen bekannten Substanzen und ihr Gebrauch in der Psycholyse in der wissenschaftlichen Arbeit kaum Resonanz finden. Grund dafür ist die Illegalität, die zu einer tiefen Verunsicherung geführt hat.

Trotz starker Wissenschaftlichkeit war das Interesse in den Vorträgen über die Verwendung von tropischen psychoaktiven Heilpflanzen immens. Die indigenen Augentropfen Sananga, gewonnen aus dem Saft der Wurzel dieses Strauches, verursachen einen tiefgehenden Schmerz, der blockierte Energien lösen und spirituelle Visionen erweitern könne, so der Biologe Felix Pansegrau. Sie wird als medizinischer Alleskönner beschrieben.

Felix:

Eine urtümliche Form der Selbsterfahrung, die mich an die Rituale erinnert, die auch im hiesigen Raum stattfinden, aber in Vergessenheit geraten sind.

Rolf: