Beziehungskisten - Francislane Ferreira Young - E-Book

Beziehungskisten E-Book

Francislane Ferreira Young

4,7

Beschreibung

Erzählt wird die Geschichte von Kathy, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter in einem Slum von Rio de Janeiro aufgewachsen ist. Eine Nervenkrise, die sie in Buenos Aires durchlebt, veranlasst sie, sich auf die Suche nach ihrer Identität zu machen. Es sind vor allem ihre Männerbekanntschaften und ihre Erlebnisse in Europa, die sie im Laufe der Jahre zu sich selbst finden lassen. Da sie kein erlebtes Vaterbild hat, sind ihre Beziehungen zu Männern kritisch. Die Suche und ihre persönlichen Erlebnisse bedrücken die Autorin selbst. Ihr Erfahrungsschatz aber lässt sie zur Reflexion kommen, und nicht ohne Ironie und Humor wird der Prozess der teilweisen Selbstfindung erlebt und beschrieben. Die Blicke einer Migrantin von außen auf Deutschland und Europa sind verblüffend und lehrreich.

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Dieser Roman ist eine Mischung aus Autobiografie und Fiktion. Obwohl die Geschichte durch mein Leben und reale Personen inspiriert wurde und darauf basiert, sind einige Stellen des Buches und Namen frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

F. F. Young

Inhalt

Über die Autorin

Danksagung

Einleitung

Kapitel 1

Meine Mutter

Kapitel 2

Elliot

Kapitel 3

Blumen für Isabela

Kapitel 4

Beziehungen in Übersee

Wolfgang, Deutschland

Pepe und Paris

Wieder Wolfgang

Mit Bernard über die Alpen

Wolfgang und das Ende

Kapitel 5

Ein neuer Anfang

Kapitel 6

Die Entdeckung

Über die Autorin

Ohne feste Adresse, ohne festen Job, ohne klare Perspektiven, ohne dauerhafte Beziehungen, ohne Geld in der Tasche … so hat es bei F. F. Young meistens ausgesehen, seit sie ein kleines Mädchen war, das ohne Vater vor mehr als vier Jahrzehnten am Stadtrand von Rio de Janeiro aufgewachsen ist.

Die Lebensumstände und die Leidenschaft, die Neugierde und das brennende Verlangen, ein besserer Mensch zu werden, haben sie in verschiedene Länder mit unterschiedlichen Sprachen gebracht, sie hat Ehen hinter sich, hat Kinder, hat Trennungen erlebt, aber auch eine lange Liste von Bekannten und eine kurze von wirklich guten Freunden. All das hat sie vor nicht allzu langer Zeit zu dem Punkt gebracht, ihre gesamte, oft bitter erfahrene Lebensklugheit und -erfahrung aufzuschreiben, damit mehr Menschen davon profitieren können und gleichzeitig unterhalten werden als nur wir, die wenigen Freunde, die Abschnitte ihres ereignisreichen Lebens miterlebt haben.

Wenn man sie ein bisschen kennt, muss man sie mögen, wenn man sie ein bisschen besser kennt, muss man sie lieben oder hassen; kontrastreich und turbulent kann das erste Zusammentreffen mit ihr sein.

Roberto Morfes

Danksagung

Dieses Buch ist meinen Freunden gewidmet. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen. Ich danke allen, die diesen Teil meines Lebensweges mit mir gegangen sind, während ich mich weiterentwickelt habe. Ganz besonders danken möchte ich meiner Freundin Guadalupe García Carrera, die die erotischen Teile meines Romans mit formuliert und die spanische Version des Kapitels vier übernommen hat, meiner Freundin Andrea Gutiérrez, die gemeinsam mit mir den spanischen Titel des Buches erarbeitet hat, Kristine Zang, Volker Hoenerbach und Siham Haridas für die Übersetzung ins Deutsche. Konstantin Ribalko hat das erste Kapitel überarbeitet, und Sima Rezaei, die mir bei der Füllung der Lücken in den ersten drei Kapiteln geholfen hat.

Ich danke auch folgenden Menschen, die mir geholfen haben: Holger Weber, Ana Laura Klaehn, Joelle Katto-Andrighetto, Felix Frey, Alon Shani, Willy Browne Ngongang, Tatiana Gutierrez, Melissa Ruppel, Syed Ali, Eva Roxane Stormanns, Janina Fritsch und Elmedina Rausch. Des Weiteren Werner Krumpholz für die »Einleitung«, Roberto Morfes für »Über die Autorin « sowie Luis de Luca. Auch danke ich Steve Santagati, aus dessen Buch »The Manual« ich zitieren durfte (siehe Kapitel 2: Elliot) und Frank Rücker, der mich fortwährend unterstützt hat.

Nicht zuletzt danke ich Emilio Schiavone, der mich dazu inspiriert hat zu schreiben.

Einleitung

Man zählte das Jahr 2004. Ich lebte schon zwei Jahre in den Vereinigten Staaten, als meine Freundin Viviane Miranda Zeugin einer weiteren unangenehmen Situation in meinem Leben wurde. Da sie mich schon lange kannte, schlug sie vor, dass ich ein Buch über mein aufregendes Leben schreiben sollte. Damals erschien mir das unmöglich, aber die Idee steckte irgendwie in mir.

Erst Jahre später verspürte ich zum ersten Mal den intensiven Wunsch, ein Buch über mein bisheriges Leben zu schreiben. Das konkrete Problem war nur: Über was speziell? Und wie sollte ich das anfangen?

Die zweite Hälfte des Jahres 2014 verbrachte ich damit, eine Lösung für das Wie-Problem zu finden, und bis dato wusste ich noch nicht, wie ich die Worüber-Frage angehen sollte.

Anfang Februar 2015, während meines Urlaubs in Argentinien, hatte ich eine Panikattacke, als ich von meinen besten Freunden auf einer Party zurückgelassen wurde. Ein paar schmerzliche Kindheitserinnerungen, die lange, also seit ich drei oder vier Jahre alt war, in meinem Unterbewusstsein verborgen waren, tauchten ganz plötzlich wieder auf, so dass ich mich wieder wie ein hilfloses Kind fühlte. Das war ein aufschlussreicher Moment für mich.

Nachdem ich viele Jahre damit verbracht hatte, an mir zu arbeiten, gab es also immer noch Reste von Kindheitstraumata, die in meinem Bewusstsein angegangen werden mussten. Das mächtige Eingeständnis, dass da immer noch etwas war, half mir dabei herauszufinden, wo ich im Leben stand, was ich bereits alles geschafft hatte und was für ein Weg noch vor mir lag. Außerdem gab es mir die langersehnte Antwort, die ich gesucht hatte, und endlich wurde mir klar, worüber ich schreiben sollte. Ich würde über meinen Weg der Selbstfindung schreiben und über die Person, die ich noch werden wollte.

Beziehungskisten handelt vom Leben selbst, von konfliktbeladenen Beziehungen, von Selbstfindung und von den Missverständnissen zwischen Männern und Frauen in Zeiten sozialer Veränderungen, die in Richtung Gleichstellung der Geschlechter und Globalisierung verlaufen.

Kapitel 1

Meine Mutter

Ich erwachte in völliger Stille. Ich blickte auf meine Uhr und stellte fest, dass es 4:40 Uhr war. War die Party schon vorüber? Ich öffnete die Tür und sah John, den besten Freund meines Freundes Martín, der gerade geduscht hatte und mit einem Handtuch um seine Hüften vor mir stand. »Wo sind Martín und Greta?«, fragte ich ihn.

»Alle sind vor ungefähr 20 Minuten gegangen«, antwortete John, und meine Augen füllten sich mit Tränen. Sie haben mich hier einfach zurückgelassen!

Als ich drei oder vier Jahre alt war, gab meine Mutter mich gewöhnlich bei mir fremden Menschen ab. Als sie sich dann von mir verabschieden wollte, trat ich um mich, schrie und heulte. Deshalb begann sie aus dem Haus zu gehen, wenn ich schlief oder abgelenkt war. Als ich dann nach ihr suchte, war sie schon längst über alle Berge. Das Gefühl, verlassen zu werden und der Vertrauensbruch waren äußerst überwältigend für mich. Meine Mutter, die Person, die ich am meisten liebte, die mich beschützen sollte, hatte mich wieder einmal alleine zurückgelassen.

Genau so habe ich mich gefühlt, als ich in Johns Wohnung aufwachte. Meine zwei besten und vertrautesten Freunde hatten mich verlassen, als ich während der Party eingeschlafen war. Die Person, die da eingeschlafen war, war eine fünfundvierzig Jahre alte Frau und die da jetzt aufwachte, war ein vier Jahre altes Mädchen

»So weine doch bitte nicht. Es bricht mir das Herz, Frauen weinen zu sehen«, sagte John und zog die Augenbrauen besorgt zusammen.

»Ich werde nicht weinen«, entgegnete ich ihm und schluckte meine Tränen herunter. Ich griff nach meinem Handy und ging ins nächste Zimmer. Dort standen ein Klavier, ein Schlagzeug und eine Gitarre sowie ein Bett, das da irgendwie nicht hinzugehören schien; ansonsten wäre es ein gut bestücktes Musikzimmer gewesen. Ich durchschritt das Zimmer, setzte mich auf das Bett und schickte eine SMS an Martín und Greta:

Wie konntet ihr mich nur alleine lassen? Dann schickte ich auch Jade eine Nachricht und klagte über meine derzeitige Situation.

»Schläfst du hier?«, wollte John wissen, der nun angezogen war.

»Ja, ich werde hierbleiben, aber sobald es dämmert, bin ich weg«, antwortete ich empört.

»Sei doch nicht blöde; schlaf in meinem Bett und ich bleibe hier.«

»Nein. Ich bleibe hier«, antwortete ich, während ich mich schon hinlegte. John seufzte, sagte mir mit einem Kuss auf die Wange »Gute Nacht« und flüsterte: »Weck mich auf, wenn du es dir anders überlegst, und wir tauschen die Zimmer.«

Ich legte mich hin, und sofort kullerten dicke Tränen über meine Backen. Ich fühlte mich unwohl wegen der Hitze, die im Zimmer herrschte. Ich holte mir den Ventilator aus dem Wohnzimmer und baute ihn in meiner Nähe auf. Mein Handy fing an wie ein Vogel zu zwitschern, um mir mitzuteilen, dass ich eine SMS erhalten hatte. Sie war von meiner Freundin Jade, die auf meinen Hilferuf antwortete. Ich war erleichtert, da ich jetzt nicht mehr mutterseelenallein war. Jemand, dem ich vertraute, und der mich ausgezeichnet verstand, war jetzt für mich da und bot mir seine Hilfe an. Wenige Minuten später kam eine zweite Nachricht von meiner Freundin Greta:

Ich habe 1000 Mal nachgefragt. Mir wurde gesagt, dass ich dich schlafen lassen soll. Wenn du zu mir kommen willst, bist du mehr als willkommen! Wenigstens sie zeigte Besorgnis und entschuldigte sich.

Martín schrieb auch zurück und entschuldigte sich, weil er dachte, dass ich die Nacht mit seinem Freund verbringen wollte. Es dauerte mehrere Minuten, ihm zu erklären, was passiert war. Dann kam eine schnelle Antwort:

In zehn Minuten wird dich ein Taxi zu mir bringen, wo ich auf dich warte. Mach dir keine Sorgen, schrieb er.

Martín, Greta und Jade gehörten zu meinem ältesten Freundeskreis in Buenos Aires. Als ich 23 war, zog ich nach Argentinien, auf der Suche nach einem finanziell besser ausgestatteten Leben und nach mehr Abenteuer. Trotz der Kultur- und Altersunterschiede wuchs unsere Freundschaft, und auch meine Liebe zu Buenos Aires. Nachdem ich neun Jahre lang ein Teil dieser Stadt war, zog mich die Hoffnung auf ein besseres Leben nach Nordamerika. Und wieder einmal entschloss ich mich dazu, die mir vertraute Stadt zu verlassen; unsere Verbindung aber hielt noch mehr als zwei Jahrzehnte an.

Ich wollte John nicht aufwecken, weil es bereits 5:00 Uhr war, und er wohl gerade erst eingeschlafen war. Aber einfach so zu gehen, ohne mich zu verabschieden, schien mir auch nicht die feine Art zu sein. Schließlich war es ja nicht seine Schuld, dass ich mit einem krassen Kindheitstrauma aufgewacht war. Er hatte sich mir gegenüber wie ein Gentleman verhalten, und zudem war Buenos Aires eine ziemlich gefährliche Stadt, wenn man die Tür nicht abschloss. Ich saß auf seiner Bettkante, berührte sanft seinen Arm und versuchte ihn aufzuwecken.

»John, wach auf«, flüsterte ich. Er öffnete seine Augen, und da sagte ich ihm mit fester Stimme: »John, ich gehe jetzt. Es kommt ein Taxi und bringt mich zu Martíns Wohnung.« Als er sich aufrichtete, ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich auf einen Stuhl, der neben einem Gebilde stand, das so aussah, als ob es mal eine Theke sein würde. Binnen Sekunden erschien er und setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl direkt neben mich. Als er mich anschaute, sah ich, dass er schon etwas wacher war.

»Es tut mir leid, John, das Ganze hat wirklich nichts mit dir zu tun – als ich heute hier aufwachte, kamen wirklich scheußliche Erinnerungen in mir hoch, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie noch in mir waren.« Ich schaute ihm in die Augen und erzählte ihm die ganze Geschichte. »Als ich ein Kind war, gab mich meine Mutter bei mir fremden Menschen ab, und ich hatte keine Ahnung, für wie lange oder warum.« Erneut brach ich in Tränen aus. Ich hatte keinerlei Kontrolle mehr über meine Gefühle.

»Kathy, bitte weine nicht! Das bricht mir das Herz!«

Mit beiden Händen bedeckte ich mein Gesicht und weinte wie ein Schlosshund. Ich schämte mich so, dass ich derart weinen musste. Schließlich war ich kein Baby mehr, und die Situation war nicht allzu schlimm. John schnappte sich mein Handy und fing an, Fragen über die Handyhülle zu stellen, die die Flagge Brasiliens, meiner Heimat, zeigte.

»Wo hast du die gekauft?«, fragte er, das Thema wechselnd, in der Hoffnung, dass ich meine Probleme kurzzeitig vergessen und aufhören würde zu weinen.

»In Deutschland während der Fußball-Weltmeisterschaft«, antwortete ich, während meine Tränen langsam weniger wurden.

»Und wie viel hat das gekostet?«, erkundigte sich John, um mich abzulenken.

»Einen Euro. Meine Tochter hat es mir gekauft, als sie mich in Deutschland besucht hat. Erzählst du mir eigentlich diesen Blödsinn, um mich auf andere Gedanken zu bringen?«, fragte ich.

»Äh, ja.«

»Danke«, antwortete ich ihm mit einem schiefen Lächeln.

»Es sind schon mehr als zehn Minuten vergangen und es ist noch kein Taxi in Sicht«, sagte ich, während ich aufstand und zur Haustür ging. John folgte mir, und gemeinsam gingen wir die Stufen in den kleinen Garten hinunter, den er jeden Sommer aufs Neue hegte und pflegte. Dort standen wir nun und beobachteten, wie der Himmel immer heller wurde, da es Sommer in Buenos Aires war und die Tage früh anfingen.

Ein paar Minuten später kam das Taxi. Ich verabschiedete mich von John mit einem kleinen Kuss auf die Wange und stieg ins Taxi.

»Bringen Sie sie bitte zur Avenida del Libertador 600«, instruierte John den Taxifahrer. »Kathy, sag mir bitte Bescheid, wenn du angekommen bist. Ich werde so lange wach bleiben, bis ich deine Nachricht bekommen habe.« Er war jetzt sehr ernst.

Das Taxi fuhr los, und ich fing wieder an zu weinen. Ich konnte einfach nicht aufhören, an meine Kindheit und an meine Mutter zu denken.

Meine Mutter …

Es gibt eine Geschichte aus meiner Kindheit, die mir meine Mutter mehrmals erzählt hat und die die ganze Zeit über in meiner Erinnerung geblieben ist. Als ich drei Jahre alt war, gingen meine Mutter, meine Tanten und meine Cousinen mit mir zum Strand. Irgendwann, ich weiß nicht mehr genau wann, war ich auf einmal verschwunden. Sie sagte, dass sie Stunden damit verbracht hätte, nach mir zu suchen. Als sie mich schließlich fand, war ich auf dem Arm eines fremden Mannes, mit einem Eis in der Hand und lediglich mit einem Windelhöschen bekleidet, so, wie es damals bei kleinen Kindern üblich war.

Sie war sehr erleichtert, mich endlich gefunden zu haben. Sie ging auf den Mann zu, um mich wieder zu sich zu nehmen, aber der wollte zuerst ein Dokument haben, das bewies, dass sie tatsächlich meine Mutter war. Das Problem war nur, dass sie nichts dergleichen bei sich hatte. Darauf sagte er: »Wenn du sie rufst und sie geht mit dir, dann ist das Beweis genug für mich.«

»Komm zu Mama, Kathy«, rief sie mit ausgestreckten Armen. Ich drehte ihr den Rücken zu und ignorierte sie, als ob ich sie nicht gehört hätte. Ich wollte bei dem netten Mann bleiben, der mir ein Eis gekauft hatte. Meine Mutter versuchte es mehrmals, bis ich schließlich aufgab und zu ihr ging. Dieses Ereignis beschreibt genau die Beziehung zwischen meiner Mutter und mir bis zu ihrem Tod.

Kurz bevor ich sechs wurde, zog meine Mutter nach Angra dos Reis, eine kleine Stadt südlich von Rio de Janeiro. »Du wirst jetzt erst einmal bei deiner Oma bleiben, aber bald komme ich, um dich zu holen«, sagte sie mir, bevor sie mich verließ.

Ich vermisste meine Mutter sehr. Manchmal saß ich ganz alleine tiefbetrübt im Haus meiner Oma in einer dunklen Ecke und fragte mich, warum mich meine Mutter und mein Vater verlassen hatten. Ich möchte nicht alleine sein!, dachte ich, während ich weinte und Schluckauf hatte.

Trotz alledem war es nicht die ganze Zeit über schlimm, bei meiner Oma zu leben. Sie hatte drei Töchter und einen Sohn. Sie gab jedem von ihnen einen Teil ihres Grundstücks, damit sie ein Haus darauf bauen konnten, und das bedeutete, dass ich meine Cousins und Cousinen zum Spielen in meiner Nähe hatte. Bei ihr zu leben, hieß für mich auch, mit all meinen Tanten und Onkeln zu leben. Meine Cousine Andrea, die Tochter meiner Tante Lucia, war die Einzige, die in meinem Alter war. Sie war nur ein Jahr jünger als ich. Wir machten alles gemeinsam: zur Schule gehen, spielen und schlafen, eben wie Schwestern.

Als Kind lebte ich ohne irgendwelche Regeln. Die einzige Verpflichtung, die ich hatte, war, zur Schule zu gehen. Ich badete, machte Hausaufgaben oder schlief, wann immer ich es wollte. Ich war frei, und das war spektakulär, aus der Perspektive eines Kindes betrachtet.

Meine Mutter kam immer seltener zu Besuch, und als ich sechseinhalb war, arbeitete meine Oma auch in Angra dos Reis, wo meine Mutter lebte. Ich blieb bei meiner jüngsten Tante Celia, die nur fünf Jahre älter war als ich. Meine Oma besuchte uns lediglich einmal im Monat, um nach uns zu schauen, die Rechnungen zu bezahlen und Lebensmittel für uns einzukaufen. Trotz ihrer Bemühungen hat das Essen nicht für einen ganzen Monat gereicht, und oft hatten wir nichts mehr zu essen, bevor der Monat zu Ende war. Damals aß dann meine Tante Celia bei meiner Tante Lucia, ihrer älteren Schwester, aber sie gaben mir nichts von dem Essen ab. Ich erinnere mich daran, dass ich einmal aufgrund des Hungers in der Schule ohnmächtig wurde. Der Hass, den meine Familie für meine Mutter empfand, übertrug sich auch auf mich, und ich hatte keinen Vater, der sich für mich einsetzen konnte.

Eines Abends spielte ich in der Küche meiner Großmutter und hörte, wie sie sich das Maul über meine Mutter zerrissen. Ich verstand nur ihren Namen, Jane, und einige schreckliche Wörter. Ich war zu jung, um den wahren Inhalt der Unterhaltung zu verstehen. Meine Tante Lucia kam in die Küche, baute sich vor mir auf und sagte: »Deine Mutter ist eine Nutte!«, und verschwand.

Ich wusste nicht, was das Wort bedeutete, aber irgendwie wusste ich, dass es etwas war, weswegen man sich schämen musste. Obwohl ich später herausfand, dass es eine Angewohnheit meiner Tanten war, Geschichten zu erfinden, nur um mich oder sonst jemanden innerhalb oder außerhalb der Familie zu verletzen oder um zu lästern, fühlte ich mich kein bisschen besser. Hin und wieder sagte jemand aus meiner Familie etwas, das sich wie ein Peitschenhieb anfühlte, wie etwa: »Deine Mutter schickt nie Geld, damit ich dir Sachen kaufen kann.« Meine Oma nutze jede Gelegenheit, mir zu zeigen, wie wenig meine Mutter mich liebte.

Mein Vater gab mir nicht mal seinen Familiennamen, da er mich nicht als seine Tochter anerkannte. Ich wuchs in einer sexistischen Umgebung auf, und meine Mutter auch. Man stelle sich eine Frau so um die zwanzig vor, damals in den 60er Jahren in Brasilien; wenn da eine Frau mit einem Mann gleich beim ersten Treffen ins Bett ging, war er ein »Held«, sie aber eine »Nutte«. Meine Mutter war in gewisser Weise ein Freigeist und in sexueller Hinsicht ihrer Zeit weit voraus; und das ist der Grund, warum mein Vater keine Verantwortung für seine Handlungen übernahm. Er drückte mir letztlich den Stempel einer Bastardtochter auf. Es gab zu dieser Zeit noch keine DNS-Tests oder Staatsgesetze, die Frauen und Kinder schützten, so, wie es jetzt in Brasilien der Fall ist.

Meine Mutter und ich ähneln uns in gewisser Weise, aber sie war nicht so groß wie ich, ihr Haar war krauser und ihre Hautfarbe heller. Und zwar diese Art von Hell, die einen in der Sonne rot anstatt braun werden lässt, so, wie es bei mir der Fall war. Sie war 21, als sie mit mir schwanger wurde, und wie ich viel später herausfand, ohne jegliche Unterstützung durch meinen Vater, ihre Familie oder die Regierung. Sie musste den Kampf gewissermaßen alleine gegen den Rest der Welt aufnehmen.

Jane war keine gute Mutter. Sie besaß nicht das »Mutter-Gen«, wie einige sagen. Vielleicht wurde sie zu schlecht von ihrer eigenen Mutter behandelt, um es sich anzueignen.

Als ich sieben Jahre alt war, zog ich zu ihr. Ich war so glücklich, wieder bei meiner geliebten Mutter zu sein, aber dieses Glücksgefühl hielt nicht lange an. Ich war mir nicht sicher, wer sich da verändert hatte, meine Mutter oder ich, aber wir kamen nicht miteinander klar. Heute verstehe ich, dass es nicht ihre alleinige Schuld war und dass ich auch daran meinen Anteil hatte. Da ich bereits die Freiheit in vollen Zügen genossen hatte, erschien mir das Konzept, sich an Regeln zu halten, vollkommen fremd.

Als ich die Regeln missachtete, ihre Regeln, wurde ich mit ein paar Ohrfeigen bestraft oder damit, dass ich nicht draußen mit Freunden spielen durfte. Aber das funktionierte nicht wirklich, da sie den ganzen Tag arbeiten war und dadurch die Bestrafung gar nicht durchsetzen konnte. Es war aber auch nicht so, dass ich mich überhaupt nicht an die Regeln halten wollte, nur um ein unartiges Kind zu sein. Vielmehr lag es daran, dass weder sie noch irgendjemand anderes sich um mich kümmerte oder mir Zuwendung schenkte. Das war es, was mich dazu brachte, die Dinge zu tun, die ich nun mal tat.

Während meines ersten Jahres mit ihr fand ich heraus, was eine »vergiftete Beziehung« war, und mit vergiftet meine ich lügen, schreien, prügeln und sämtliche Machtkämpfe, um heurauszufinden, wie man den anderen noch weiter runterziehen konnte. Das war sicher nicht »gesund« für keine der Parteien, mich eingeschlossen. Der Mann, mit dem meine Mutter zusammen war, kam mitten in der Nacht betrunken an und versuchte, zu uns ins Haus zu kommen. Als er merkte, dass meine Mutter ihn nicht reinlassen würde, versuchte er die Haustür einzutreten. Dieser Mann hat mich in dieser Nacht zu Tode erschreckt. Noch im gleichen Jahr fragte ich meine Mutter, ob ich wieder zu meiner Oma gehen könnte, und sie ließ mich ziehen. Ein Jahr danach kehrte ich jedoch wieder zu meiner Mutter zurück, ein weiteres Mal nach ihrer Liebe suchend.

Als ich 14 war, musste ich miterleben, wie der Mann, mit dem meine Mutter seit fünf Jahren zusammenlebte, ihr ein Messer an den Hals hielt, als er betrunken nach Hause kam. Sie lag auf der Wohnzimmercouch, und ich hörte, wie sie mich um Hilfe rief. Meine Antwort war kurz und bündig: »Ich mische mich da nicht ein.« Ich weiß, dass ich mich dafür hätte schämen sollen, aber ich tat es nicht und tue es bis heute nicht. Dies war kein Einzelfall. Jedes Wochenende kam er betrunken nach Hause und schlug alles kurz und klein. Manchmal verletzte er sie auch. Er zerschlug Sachen, weil er genau wusste, dass meine Mutter sie bezahlen würde. Anfangs rief ich noch die Polizei, aber sie zeigte ihn nie an, also mussten sie ihn gehen lassen. Am Ende hatte die Polizei bald genug davon und ich auch.

Ich hatte nie das Gefühl, dass ich zu meiner Familie gehörte. Ich war anders, und das zeigte sich sehr deutlich, als meine Mutter mir eine neue Hose und ein Hemd gekauft hatte und mir sagte, dass ich das nur zu besonderen Anlässen anziehen solle. Ich aber trug es an einem Samstagnachmittag, als ich mit ihr einkaufen ging. Nachdem sie sich mehrfach darüber beschwert hatte, sagte sie: »Ich weiß überhaupt nicht, woher du diese Prinzessinnen-Allüren hast.«

Erst als ich erwachsen war, konnte ich meine Mutter, ihre harte Arbeit und ihre Beharrlichkeit bewundern. Es tat mir auch leid, dass ihre eigene Mutter ihr keine Liebe geben konnte, dass sie ihr Verhaltensmuster in Bezug auf Männer nicht erkannte und dass sie ihr Glück sabotierte. Dieses alles war so tief in ihr verborgen, und niemand konnte das ahnen. Ich fragte mich ganz oft, ob ich meine Mutter für meine Ängste und Fehler verantwortlich machen sollte. Aber sind wir letztlich nicht alle wieder Opfer von Opfern?

***

Als ich in der Avenida del Libertador 600 ankam, rief ich Martín auf seinem Handy an, um ihm mitzuteilen, dass ich jetzt da war. Ich befand mich immer noch im Taxi, als ich sah, dass er auf mich zukam. Ich stieg aus, und Martín schloss mich erst einmal fest in seine Arme, da er um meinen Gemütszustand wusste. Er bezahlte den Taxifahrer, und zusammen gingen wir nach oben in seine Wohnung. Wir waren schon seit über 19 Jahren miteinander befreundet und hatten außerdem noch viele Gemeinsamkeiten. Wir waren fast wie Geschwister, und als ein Bruder wollte er mich aufmuntern. Als wir in die Wohnung traten, schaute mir Martín in die Augen und fing an, sich erneut zu entschuldigen.

»Es tut mir so leid, Kathy. Ich dachte, dass du John mochtest und dass du bleiben wolltest, weil ihr euch schon die ganze Woche geschrieben habt.«

»Oh, ich weiß, Martín! Es ist meine Schuld und mein blödes Verhaltensmuster, das ich bei Männern habe«, sagte ich schluchzend. »Ich zeige den Männern, von denen ich etwas möchte, die kalte Schulter und bin unglaublich nett zu denen, mit denen ich keine Beziehung haben will. Es ist grausam und lächerlich, ich weiß das schon, aber ich kann nichts daran ändern.«

Martín schnaubte verächtlich und sagte: »Kathy, das ist das Verrückteste, das ich je gehört habe!«, während er mich sanft anstupste.

Als ich ein Teenager war, gab es klare Grenzen und Regeln zwischen Mann und Frau. Ich muss zugeben, dass der Sexismus früher stärker vorhanden war als jetzt, aber wir haben uns wenigstens verstanden. Als Erwachsene hat sich in mir das Gefühl aufgebaut, dass ich nicht die Einzige auf verlorenem Posten war. Wir standen und stehen immer noch im Wald, wenn es darum geht, Signale dem anderen Geschlecht zu senden oder solche zu empfangen.

»Der Punkt ist, dass du mich verlassen hast«, sagte ich, um auf den Grund meines gegenwärtigen Kummers zurückzukommen.

»Wie könnte ich dich denn verlassen? Du bist eine der vier wichtigsten Frauen in meinem Leben: meine Mutter, meine Schwester, meine zukünftige Frau und du«, sagte er mir mit sanfter Stimme. »Du weißt doch, dass ich keine schlechten Absichten hatte.«

»Ja, ich weiß. Es war dieser Traum aus meiner Kindheit, der mich heute total fertig gemacht hat, aber lass mich nie wieder so zurück! Wenn ich mit einem deiner Freunde schlafen möchte, dann werde ich es dich wissen lassen«, sagte ich ihm mit meinem besten »Wutgesicht«, das ich aufsetzen konnte.

»Einverstanden«, sagte er und umarmte mich.

Ich legte mich auf sein Bett, da er sich im Gästezimmer aufgehalten und Gitarre gespielt hatte, bis ich ankam. Martín saß am Bettrand und fing an mir zu erzählen, was ihm alles in letzter Zeit passiert war. Ich gab mir alle Mühe, ihm zuzuhören, aber nach einer Stunde wachte ich alleine im Zimmer auf. Erschöpft von der ganzen Tortur, war ich wohl eingeschlafen, während er geredet hatte.

Ich blickte auf meine Uhr und sah, dass es erst 9:00 Uhr morgens war. Ich stand auf, ging in die Küche und sah Martín von dort aus, wie er tief und fest im Gästezimmer schlief. Ich schenkte mir ein Glas Kakao aus einer Karaffe ein, die ich im Kühlschrank fand, und ging ins Wohnzimmer. Seine Wohnung lag im 13. Stock des Gebäudes, war dem Fluss zugewandt und hatte eine atemberaubende Aussicht. Der Balkon, der sich über das gesamte Wohnzimmer erstreckte, war von morgens bis abends lichtdurchflutet, und wenn Martín die Türen offen ließ, herrschte aufgrund der sanften Brise eine angenehme Temperatur in der Wohnung.

Ich legte mich in die Hängematte, die in der Nähe der Balkontür war, und dachte darüber nach, was passiert war. Ich hörte Geräusche aus der Küche. Martín konnte auch nicht schlafen. Nach ein paar Minuten erschien er im Türrahmen der Küche mit einem Glas Kakao in der Hand und setzte sich auf die Couch neben der Hängematte.

»Kannst du nicht schlafen?«, fragte ich ihn, während ich ihn ansah.

Er nickte und erkundigte sich: »Geht es dir besser?«

»Ja, danke, halt nur unglaublich müde. Ich bin schon an dem Punkt, an dem es schwierig wird einzuschlafen. Ich gehe wieder ins Bett und versuche es nochmal«, erwiderte ich, stand auf und gab ihm ein Küsschen.

Ich ging ins Gästezimmer, in dem er vorher noch Gitarre gespielt hatte, und legte mich hin. Ich stellte mir die Frage, wie viele der Konflikte, die ich als erwachsene Frau mit Männern hatte, mit den Erlebnissen aus meiner Kindheit zu tun haben. Wie viele weitere Kindheitstraumata waren noch in meinem Unterbewusstsein versteckt? Lag hier der Grund, warum mir so viele ungewöhnliche Dinge mit Männern passierten? Während meine Augen müder und müder wurden und ich langsam in den Schlaf wegzog, begann ich mich daran zu erinnern, wie das mit Elliot war.

Kapitel 2

Elliot

(Oktober 2012)

Ich hatte Lore bereits seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wir waren befreundet, seit ich 26 war. Ich habe sie in der Einwanderungsbehörde kennengelernt, als ich in Buenos Aires den Antrag auf Bleiberecht in Argentinien stellte. Wir trafen in dem Zimmer aufeinander, in dem die Fotos gemacht wurden. Sie war aus Perú, hatte lange, schwarze Haare, die beinahe bis zum Hintern reichten, und eine schöne braune Hautfarbe, die ich so liebte. Wir wechselten ein paar Worte miteinander, anschließend tauschten wir unsere Nummern aus und 19 Jahre später waren wir immer noch miteinander befreundet. Wir sahen uns nicht sehr oft. Sie arbeitete viel und hatte für Freundschaften kaum freie Zeit. Es war immer fantastisch, wenn sie zu Besuch kam.

»Bist du mit jemandem zusammen, Kathy?«, fragte sie.

»Nein. Es ist nicht einfach, neue Leute kennenzulernen«, war meine Antwort, während ich in meine winzige Küche ging, um mir ein Glas Wasser zu holen.

»Aber du gehst doch in Bars oder Clubs, um Männer zu treffen?«, erkundigte sie sich.

»Ich mag es nicht, einfach so auszugehen und Typen anzusprechen.« Ich ging ins Wohnzimmer zurück und setzte mich neben sie auf die Couch.

»Dann erklär mir mal bitte, wie genau du dir das dann vorstellst, Männer kennenzulernen«, sagte sie und lachte auf meine Kosten.

»Ich weiß, dass das wie eine Sperre für mein Liebesleben ist, aber was soll ich machen?« Ich war schon verzweifelt, was das Thema Männer anging, und das Gespräch mit Lore half da auch nicht weiter.

»Es gibt eine Webseite, die ist super, um neue Leute kennenzulernen. Dort habe ich auch meinen Freund getroffen«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln, das bedeutete, dass ihre Beziehung gut lief.

»Ich habe keine Geduld, um mich hinzusetzen und zu chatten. Außerdem sind diese Chatrooms langweilig«, antwortete ich kurz und knapp.

»Es gibt da eine neue Webseite, die nicht wie ein gewöhnlicher Chatroom ist. Komm, ich zeige sie dir.« Sie war bereits aufgestanden und hatte das Wohnzimmer durchquert, um zu meinem Schreibtisch zu gelangen, auf dem mein Computer stand.

»Ich werde dir jetzt ein Profil erstellen«, plauderte sie munter drauflos. Sie öffnete eine Dating-Webseite und fing ohne zu fragen an, die Informationen auf der Registrierseite auszufüllen. »Das Gute an Online-Dating-Webseiten ist, dass wir die Fotos und Profile der Typen sehen können, die in der Nähe sind, und sofort anfangen können, mit ihnen zu chatten«, erzählte sie mir aufgeregt.

»Mir gefällt das nicht, Lore, es scheint mir nicht das Sicherste zu sein«, beklagte ich mich. Nichtsdestotrotz war meine Freundin fest entschlossen, mir in meiner Not, was das Liebesleben anbelangt, zu helfen.

»Komm schon, wir machen das zusammen. Wir suchen einen Mann aus, und ich fange die Unterhaltung für dich an.« Lore klickte auf ein Foto von einem Mann. »Wie wäre es mit diesem hier?«

»Er sieht gut aus«, sagte ich, während der Computer zwei Töne von sich gab, die mir anzeigten, dass ich bereits von zwei anderen aus dem Chatroom begrüßt worden bin.

»Hallo!« Lores Finger glitten über die Tastatur und tippten ihre – ich nehme an meine – Antwort. Ich war ziemlich beeindruckt von ihrer Gewandtheit im Chat. Sie konnte blitzschnell antworten, flirtete dabei und blieb clever. Ich für meinen Teil hätte erzählt, wie ich mich zu diesem Zeitpunkt wirklich fühlte (nicht wirklich berauschend), oder ich hätte Sachen gesagt wie »keine Ahnung, und du?«, einfach aus Reflex auf Fragen, die dazu dienten, ein Gespräch ans Laufen zu bringen.

Ich saß ein paar Stunden neben ihr, sah ihr zu, wie sie mit den Männern chattete, wie sie bei einigen Antworten lachen musste, andere löschte, die zu unheimlich waren. Ich lernte schnell ein oder zwei Sachen, auf die es im Chatroom ankam.

»Kathy, ich muss los, aber du kommst jetzt alleine zurecht, oder?«, sagte sie und ging zur Couch, auf der ihre Tasche lag, die sie sich über ihre Schulter hängte. »Du wirst bestimmt jemanden finden, den du magst.« Sie gab mir Küsse auf beide Wangen und weg war sie.

Ein paar Tage, nachdem ich ein Paar Tage mit Lore herumgehangen hatte, war ich bereits süchtig nach dem Chatten. Es eröffnete mir eine Welt der neuen Möglichkeiten. Mit Männern von zu Hause aus zu reden, während ich noch meinen Schlafanzug anhatte, das war, als hätte ich meine eigene private Party am Laufen. Ich konnte bestimmen, welcher Typ reinkam – digital gesehen natürlich.

Trotzdem war nicht alles nur lustig und spielerisch. Ich musste viele Stunden vor dem Bildschirm verbringen, gähnte mich durch die trostlosen und langweiligen Gespräche, bis ich die faszinierenden herausgefunden hatte. Bald unterteilte ich die Männer in Gruppen, je nachdem, wonach sie suchten:

»Eine Familie gründen«, das war nur eine kleine Gruppe; diese Männer gab es extrem selten. Sie verrieten ihre Absichten, indem sie mich fragten, ob ich heiraten und Kinder haben wollte, aber Kinder zu bekommen, war nicht Teil meiner Zukunftspläne.

»Beziehungssuchende« konnte man leicht daran erkennen, dass sie Interesse an meinem Leben zeigten und versuchten herauszufinden, zu welcher Sorte Frau ich gehörte. Das Problem war, dass die wenigen, die ich aus dieser Gruppe getroffen hatte, alle gerade eine Beziehung beendet hatten oder gerade dabei waren, eine zu beenden. Ich war klug genug, keine Beziehung mit einem Mann anzufangen, der noch Gefühle für eine andere Frau hatte. Abgesehen davon bekam ich das »Ich-brauche-eine-Beziehung«-Gefühl von denen, die von einer Beziehung zur nächsten hüpften, und wer findet solche Menschen schon interessant?

Die »Vielleicht-Gruppe« war die gefährlichste, und ich würde sagen, auch meine Lieblingsgruppe. Die Männer in dieser Gruppe taten sehr geheimnisvoll. Sie wählten sehr sorgfältig aus, was sie von sich preisgaben. Im Gegenzug versuchten sie aber, so viel wie möglich über mein Leben herauszufinden. Der Köder am Angelhaken gab die Möglichkeit einer Beziehung, wobei sie ihre wahren Absichten geheim hielten. Die Wahrheit war, dass sie nur Gelegenheitssex haben wollten. Nie hörte ich ein »nein« oder »ja« von ihnen, sondern ganz oft »vielleicht«: Vielleicht werde ich dich morgen anrufen, vielleicht gehen wir nächste Woche ins Kino, vielleicht bist du die Richtige für mich … Von diesen Männern lernte ich, dass heutzutage das Wort »vielleicht« ganz eindeutig von Männern und Frauen anders verstanden wurde. Wenn Männer ein »vielleicht« an einen Satz anhängen, bedeutet das nicht, dass sie die Antwort noch nicht wissen. Es bedeutet de facto, dass sie die Antwort wissen und dass es ein »nein« ist. Vielleicht verhalten sie sich so, weil sie keine Konflikte mögen.

Fasziniert von diesem Thema, fragte ich einen Freund von mir, ob er wüsste, dass Frauen ein »vielleicht« als ein mögliches »ja« verstehen (denn das impliziert dieses Wort doch, oder?), und mit einem überraschten Gesichtsausdruck antwortete er »Wenn es ein ›ja‹ ist, sagen wir auch ›ja‹.«

Wenn Frauen »vielleicht« sagen, meinen sie meistens »ja«. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn sich ein Mann mit mir verabreden möchte und ich mit einem »vielleicht« antworte, fange ich gedanklich schon an, eine Liste von Gründen zu machen, warum ich gehen sollte, und werde auch schließlich zu dem Date gehen. Das Wort »vielleicht« bedeutet für uns eine echte Chance, eine positive Möglichkeit. Das ist es, was wir von Männern erwarten, ein mögliches »ja«. Für Männer hingegen bedeutet ein »vielleicht« »nein« und für Frauen bedeutet ein »vielleicht« »ja«. Ich habe nachgerechnet, und die Missverständnisse zwischen Männern und Frauen sind genauso hoch wie die Enttäuschungen.

Die »Sex-Gruppe« interessierte mich überhaupt nicht, nicht nur, weil ich nach etwas anderem suchte, sondern auch, weil das oberflächliche Geplänkel langweilig war. Sie gaben mir den Eindruck, dass Frauen für sie lediglich ein Ding oder ein Produkt waren, die man benutzen und anschließend wegwerfen konnte.

Eine Woche war vergangen, seit Lore mich in die Cyber-Dating-Welt eingeführt hatte, und ich war bereits bei drei Dates in einem Café gewesen. Ich nahm die Suche nach einem neuen Partner sehr ernst. Um ein erstes Date mit mir zu haben, musstest du eine Reihe von Online-Qualifizierungsmaßnahmen durchlaufen, um den schwierigsten erreicht zu haben, den »Face-to-face«-Test. Und dann brauchte ich nur eine Stunde und eine Cola, da ich keinen Kaffee trank, um festzustellen, ob der Typ zu mir passte oder nicht.

Einige Monate zuvor hatte ich ein Buch darüber gelesen, wie Männer denken. Der Autor – Steve Santagati – erklärte genau, wie Männer ticken, ganz besonders die »bösen Jungs«. Mir wurde klar, wie wenig ich über das andere Geschlecht wusste, trotz meines Alters. Der Teil, der meine Aufmerksamkeit erregte, war die »Dating-Uhr«, die besagte, dass die meisten Männer ganz genau bestimmen können, wie lange eine Beziehung andauern wird, und das schon innerhalb der ersten 15 Minuten, nachdem sie die Frau kennengelernt haben. Das Buch war ja sehr informativ, aber stimmte das auch? Und warum wusste ich nichts davon? Ich entschloss mich, Nachforschungen über seine Theorie anzustellen. Ich fragte mehrere Männer, denen ich vertraute, wann sie gewusst haben, dass eine Beziehung zu Ende gehen würde, und was sie von einer Frau wollten. Alle bestätigten mir, dass sie dazu nur ein paar Minuten beim ersten Date brauchen würden.

Hier ist eine Abbildung davon, wie sich mein Gehirn das Gehirn eines Mannes beim ersten Date vorstellt:

Das männliche Gehirn

Also gut: Männer stecken Frauen in bestimmte Schachteln: Ehefrau, feste Freundin, kurze Beziehung, Sommer-Sex oder One-Night-Stand. Wenn wir einmal in einer Schublade sind, ist es fast unmöglich, da wieder rauszukommen. Wie kann es sein, dass ich davon nichts wusste? Und wie viele andere Dinge über Männer weiß ich gar nicht?

In drei Wochen war ich bereits bei 15 Dates. Keinem Mann war es gelungen, meine Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Einige wurden sogar wütend. Einer schrieb mir, nachdem ihm klar wurde, dass es kein weiteres Date mehr geben würde, dass ich sehr hohe Ansprüche an ein erstes Date legen würde und dass ich auf diese Weise alleine bleiben würde. Recht hatte er. Ich setzte hohe Erwartungen in meine Dates, obwohl er mich nicht fragte, warum ich das Interesse an ihm verloren hatte. In seinem Fall wurde eine Tasse Kaffee zu einem Drink in einer Bar, mit der Ausrede, dass er es zeitlich vorher nicht schaffen würde, mich aber noch an diesem Tag sehen wollte. In der Bar musste ich seine Hand von meinem Oberschenkel nehmen, den er mit vorgespielter Vertrautheit streichelte, und ich musste seine Zunge wegschlagen, die er nicht nur versuchte, in meinen Mund zu bekommen, sondern sogar in meinen Hals. Es war sehr schwierig, Männern zu sagen, dass wir nicht zusammenpassten, ohne ihnen weh zu tun. Ich wollte nicht, dass sie sich zurückgestoßen oder fallengelassen fühlten.

Der zweite Mann, mit dem ich mich traf, fragte mich, wie mein vorheriges Date verlaufen sei, und ich antwortete: »Es war o.k., aber Amors Pfeil hat mich nicht getroffen.« Dieser Satz half mir bei all den anderen 13 Männern auch.

Alle fragten, wie viele Männer ich schon getroffen hätte und was passiert sei. Als sie zu einem zweiten Date einluden, verwendete ich meinen Standardsatz, um Beziehungen zu beenden: »Leider hat mich Amors Pfeil auch bei dir nicht getroffen«, und alle haben diesen Hinweis verstanden. Mir fiel auf, dass Männer keine Ahnung haben, ob eine Verbindung besteht oder ob sie überhaupt die Zeichen lesen können, die besagen: »Ich habe kein Interesse.«

Ich glaube, dass niemand, weder Männer noch Frauen, einen mutigen Schritt machen sollte, ohne die »Ablehnungsliste« durchzugehen. Ich habe einen Freund in Amerika, der diese Methode sehr gut beherrschte. Eines Tages erklärte er sie mir: »Zuerst fange ich an, die Hand der Frau zu halten, und wenn sie diese nicht wegzieht, berühre ich ihre Schulter. Dann küsse ich ihre Wange und warte ihre Reaktion ab. Wenn all diese Kontrollpunkte positiv verlaufen sind, wage ich es, sie zu küssen.«

Weil mich all meine Dates gelangweilt hatten, gab ich meine Sucherei auf. Nur hin und wieder chattete ich ein bisschen, um die Zeit totzuschlagen. Ich stellte niemandem persönliche Fragen, da ich kein Interesse daran hatte, einen Verabredungsmarathon zu veranstalten, wie zuvor; ich suchte nichts Spezielles mehr und glaubte nicht daran, dass ich jemand Besonderen online finden würde.

Hi Kathy, wie geht’s dir?, schrieb Elliot zum ersten Mal. Gut, Elliot und dir?, antwortete ich aufmerksam, da es mir gefiel, dass er meinen Namen sofort am Anfang verwendete. Es machte das digitale Treffen persönlicher.

Es dauerte nicht lange bis ihm auffiel, dass ich kein Interesse an seinem Leben hatte, weshalb er sich dazu entschloss nachzufragen. Warum stellst du mir keine persönlichen Fragen?

Du kannst mir alles erzählen, was du möchtest, solange du dich dabei wohl fühlst, schrieb ich und versuchte dabei freundlich rüberzukommen.

Hast du dir mein Profil durchgelesen?

Nein, warte kurz. Ich öffnete sein Profil und suchte nach dem, was ich übersehen hatte. Was auch immer es war, es schien ihm wichtig zu sein, dass ich es wusste.

Du bist in einer Beziehung, schrieb ich ihm, ich blockiere immer die Männer, die in einer Beziehung sind, sobald ich es sehe, habe aber deinen Status nicht bewusst gelesen – was machst du denn auf einer Dating-Webseite? Warum schenkst du deiner Freundin keine Aufmerksamkeit?, fragte ich.

Ich weiß nicht genau, wonach ich hier suche. Ich glaube eigentlich nach nichts. Vielleicht möchte ich nur mit jemandem chatten. Ich habe das Gefühl, dass mir etwas fehlt, aber ich bin mir auch nicht sicher, was es ist, erwiderte er, und seine Antwort schien ehrlich zu sein, soweit ich das anhand unserer harmlosen digitalen Diskussion beurteilen konnte.

Die Unterhaltung mit Elliot fand an einem entspannten Samstagnachmittag statt. Ich fühlte mich wohl bei ihm. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er lügen würde oder versuchte mich anzumachen, und das gab mir die Ruhe, um unsere digitale Freundschaft fortzuführen. Wie wäre es, wenn wir in den nächsten Tagen zusammen ein Eis essen gingen? Hast du WhatsApp?, fragte er.

Ja, habe ich. Nachdem ich ihm meine Handynummer gegeben hatte, dachte ich: Das ist schon o.k. so! Es ist nur ein Eis!

Es war wieder Montag, und mit diesem Tag fing die wöchentliche Routine erneut an. Obwohl es noch nicht Sommer war, war es glühend heiß. Das Wetter in Buenos Aires ist ziemlich feucht und heiß, was sich wie ein Gefühl der Schwere auf einen legt. Meine Haare, die anscheinend der beste Feuchtigkeitsmesser waren, bauschten sich auf und verdoppelten ihr Volumen, was ich hasste.

Über viele Jahre hinweg hatte ich meine Locken einer Behandlung unterzogen, die sie dauerhaft glätteten, damit ich einen super glatten, ordentlichen Haarschnitt hatte. Trotz meiner helleren Hautfarbe, konnte man meine afrikanischen Wurzeln immer noch an meiner runden Nasenspitze und den krausen Haaren erkennen. Die andere Hälfte meiner Vorfahren mütterlicherseits kam aus Portugal. Von dieser Seite hatte ich meine Größe von 1,75 m mit langen Beinen und einer schlanken Figur geerbt, die mich für argentinische Verhältnisse zu einer wandelnden Version des Obelisken von Buenos Aires machte. Obwohl ich seit letztem September 43 Jahre alt war, war ich immer noch sehr attraktiv. Wenn ich die Straßen entlangging, drehten sich Männer, egal welchen Alters, herum, um mir nachzuschauen.

Es war fast 16:00 Uhr, als ich mit meinen Einkäufen fertig war. Ich war froh, den Supermarkt endlich mit den wenigen Sachen verlassen zu können, die ich heute Abend für Spaghetti Bolognese brauchte. Ich ging die Avenida Corrientes entlang und war nur ein paar Meter von dem Obelisk von Buenos Aires entfernt, der sich sechs Blocks entfernt von meiner Wohnung befand. Ich ging weiter zu Fuß nach Hause.

Eine WhatsApp-Nachricht von Elliot kam an. Noch einmal sagte er, wie gerne er mit mir ein Eis essen gehen würde, entschuldigte sich aber dafür, dass er so wenig Zeit hatte. Ehrlich gesagt, war es mir egal, da er schon eine Freundin hatte. Unter der Woche schrieben wir uns täglich, und unsere Freundschaft wuchs. Ich wusste nicht, warum, aber ich freute mich über seine Nachrichten. Manchmal traf ich mich mit Männern, die ich online kennengelernt hatte, ohne jegliche Erwartungen, und innerhalb einer Stunde war ich gelangweilt und ging wieder. Warum konnte ich keinen Mann wie Elliot finden, der Single war?

Das ganze Wochenende hörte ich nichts von ihm, und das ging mir ab. Ich vermutete, dass das wegen seiner Freundin war. Am Montag kamen wieder Mitteilungen von ihm an, die mein Herz erfreuten. Ich realisierte, dass ich ihn vermisste und ihn mochte, mehr als ich akzeptieren wollte. Ich war mir nämlich jetzt der Freude bewusst, wenn ich von ihm Nachrichten bekam, aber auch der Leere, wenn er übers Wochenende nicht greifbar war.

Ich entschloss mich dazu, mit einem Journalisten auszugehen. (Wer weiß, ob das nicht meinen Dienstag etwas würzen könnte!) Seinem Profilbild nach zu urteilen, sah er nicht schlecht aus. Er hatte bestimmt viel zu erzählen, da Journalisten im Allgemeinen auf dem Laufenden sind. Wir machten aus, uns am Abend um 20:30 Uhr auf ein Bier in einer Bar im Caballito-Viertel zu treffen, die er ausgesucht hatte.

Hey, was machst du gerade? Eine Nachricht von Elliot erschien auf meinem Handy.

Hi. Ich bin auf dem Weg zu einem Date mit einem neuen Mann – und du?

Schön. Ich werde bei meinen Eltern zu Abend essen.

Gehst du mit deiner Freundin dahin?, fragte ich, besorgt, sie gestört zu haben, obwohl er es war, der die Unterhaltung angefangen hatte.

Nein. Meine Freundin ist diese Woche verreist.

Oh, o.k. Dann genieß mal das Abendessen, Küsschen! Ich war kurzzeitig schlecht gelaunt und wünschte mir mal wieder, dass er keine Freundin hätte.

Die Bar war sehr nett. Sie war zwar voll, aber die Leute dort waren alle sehr locker, was eine positive Atmosphäre schaffte. Ich entdeckte den Journalisten an der Tür. Er sah nicht besonders aus, und seine Redensart entsprach auch nicht gerade jemandem, der einen Hochschulabschluss absolviert und eine erfolgreiche Journalismuskarriere eingeschlagen hatte. Die Wortwahl musste dabei doch eine Rolle spielen, stellte ich mir vor. Eine Stunde später legte er seine Hand um meine Hüfte, was mich ärgerte, da ich ihm nicht die Erlaubnis gegeben hatte, mir näher zu kommen. Ich nahm seine Hand weg und fragte ihn: »Was soll das?« Er entschuldigte sich, und ich entschloss mich eine halbe Stunde später zu gehen. Und wieder war Amor nicht erschienen.

Ich wartete auf den Bus und dachte darüber nach, was ich während meiner Dates so alles über Männer gelernt hatte, und nicht nur über die, die ich persönlich getroffen hatte, sondern auch über all die, mit denen ich mich online unterhalten hatte.

Warum sind Männer so verirrte Wesen? Ich war immer der Meinung gewesen, dass wir nur die Menschen richtig wahrnehmen, die die gleiche Energie verströmen. Oder war auch ich ein verirrtes Wesen?

Als ich in den Bus stieg, entschloss ich mich, Elliot eine Nachricht zu schicken, um meinen Abend etwas zu versüßen. Es war schon halb elf, aber für Buenos Aires’ Verhältnisse noch nicht zu spät, um zu schreiben. Abgesehen davon war seine Freundin nicht da, und ich wusste, dass ich keine Probleme verursachen würde. Hast du schon gegessen?, fing ich die Unterhaltung an.

Ja, mein Bauch ist voll, antwortete er sofort.

Wie war’s?, führte ich die Unterhaltung fort, weil mir lediglich die Tatsache wichtig war, mit ihm zu reden, egal worüber.

Großartig. Meine Mutter kocht sehr gut. Wie war dein Date?

Langweilig. Ich hielt noch zurück, was ich ihm wirklich schreiben wollte, nämlich dass ich ihn sehen wollte.

Oh nein, wirklich?

Ich wünschte, dass ich die Zeit mit dir verbracht hätte. Ist es für einen Drink schon zu spät?, fragte ich und bedauerte es sofort, da ich Angst vor einer Ablehnung hatte.

Liebend gerne. Ich brauche noch ungefähr eine Stunde. Ist das o.k.?

Perfekt. Ich bin noch auf dem Weg nach Hause. Ich werde dir meine Adresse schicken, antwortete ich, erleichtert, dass er ja gesagt hatte.