Bildband: Secret Places Europa. Verborgene Orte und wilde Natur. - Margit Kohl - E-Book

Bildband: Secret Places Europa. Verborgene Orte und wilde Natur. E-Book

Margit Kohl

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Beschreibung

Bunte Häuserfassaden in Breslau, feine Sandstrände mit türkisblauem Meer auf der griechischen Insel Chios, einsame, saftig-grüne Berggipfel auf dem Cadair Idris in Wales: Es gibt sie noch, die Geheimtipps, mit denen Sie Europas Vielfalt abseits des touristischen Trubels entdecken können. Planen Sie Ihren nächsten Urlaub und erleben Sie wundervolle Hidden Places in Europa mit ursprünglichen Landschaften, einzigartigen Städten und entspannten Urlaubszielen, die noch echte Insidertipps sind.

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort – Der Reiz des Unbekannten

EUROPAS MITTE

1Vorbildlicher Urwald – NATIONALPARK BAYERISCHER WALD

2Barockes Gesamtkunstwerk – PASSAU

3Künstlerparadies im BLAUEN LAND

4Romantisches Mittelalter – DINKELSBÜHL

5Abgehoben am BODENSEE

6Romanik der Superlative – SPEYER

7Fin-de-siècle-Eleganz – DARMSTADT

8Little Tokio am Rhein – DÜSSELDORF

9Fahrradhauptstadt und »Krimi«-Bestseller MÜNSTER

10Europas kleinste Sprachinsel – SATERLAND

11Badefreuden im Naturpark – STEINHUDER MEER

12Kleines Dorf, großer Name – BERLIN

13Singende Soldaten in POTSDAM

14Pyramiden und Gartenkunst im BRANITZER PARK

15Lebenslust in Kärnten – KLAGENFURT

16Skitourismus der anderen Art – KÜHTAI

17Eremitenleben in LINZ

18Butterbrötler und Haute-Volée – INTERLAKEN

EUROPAS WESTEN

19Königin der Strände – BIARRITZ

20Inselperle par excellence – ÎLE D’AIX

21Auf einen Cognac nach COGNAC

22Welterbe der Menschheit – DIE CEVENNEN

23Grandiose Bucht – DAS BASSIN D’ARCACHON

24Romantik pur in ESCH-SAUER

25Zwergstaat ganz groß – ANDORRA

26Grün und monomental – PAMPLONA

27Farbflut und Gold – LEÓN & LAS MÉDULAS

28Eine Unbekannte in Ostspanien – TERUEL

29Orientalische Palmenpracht – ELCHE

30Sherry und Atlantik – JEREZ & CÁDIZ

31Kanarische Inselanmut – LA GRACIOSA

32Kathedrale der Bücher – COIMBRA

33Historische Dörfer in PORTUGAL

EUROPAS SÜDEN UND SÜDOSTEN

34Versunken im RESCHENSEE

35Luxuriöse Entspannung in PINZOLO

36Schönheit an der Etsch – ROVERETO

37Grandezza am GARDASEE

38Sensationsfunde und ein Spitzenlikör – LEDROSEE

39Champagner, Wein und Mortadella – FRANCIACORTA

40Stadt mit Bella Figura – TURIN

41Geruhsamkeit und Gastfreundschaft – APULIEN

42Sommerfrische am Meer – LIPARISCHE INSELN

43Eintauchen in die Blaue Lagune – COMINO

44Der schönste Strand Kroatiens – BRAČ

45Spitze, Salz und Schafkäse – PAG

46Urlaub im künstlichen Dorf – LUŠTICA BAY

47Von Grün durchtränkt – DIE OVČAR-KABLAR-SCHLUCHT

48Griechenland im Kompaktformat – ATTIKA

49Insel mit Heiligenschein – PATMOS

50Wo die Uhren anders gehen – ASTYPALEA

51Friedliche Koexistenz in PYLA

52Botanischer Garten TRÓODOS-GEBIRGE

EUROPAS NORDEN UND OSTEN

53Very british, typisch COTSWOLDS

54Britische Exzentrik – MONKEY ISLAND

55Cornwalls Antwort auf Frankreich – ST. MICHAEL’S MOUNT

56Der Zauber Irlands – ACHILL ISLAND

57Abgelegenes Land – AUSTURLAND

58Wildnis im Gebirgsland – FJELLNORWEGEN

59Erholsame TELEMARK-REGION

60Mehr wie Bullerbü – VIELFÄLTIGES SMÅLAND

61Finnlands heitere Sommerstadt – PORVOO

62Wo das Glück zuhause ist – FANØ

63Glückliches LANGELAND

64Die Natur spielt die Hauptrolle – SAAREMAA

65Diktatoren im Birkenwäldchen – GRUTAS PARK

66Sahara der Ostsee – KURISCHE NEHRUNG

67Mittelalterliche Perle – KRAKAU

68Makabres Kapellendesign – KUTNÁ HORA

69Stadt der kühlen Blonden – PILSEN

70Naturgewalt ohne Rummel – NIEDERE TATRA

Register

Bildnachweis

Impressum

STEHENDE STEINE NAHE DER KÜSTE VON ACHILL ISLAND.

KLEINER FELSBOGEN IN COMINO, FÜRST PÜCKLER PARK IN BAD MUSKAU, PALMENBLATT IN ELCHE, DIE KIRCHE SAN LORENZO BEI SONNENUNTERGANG IN TURIN, LECKEREIEN AUS DER BALKANKÜCHE

BERGPANORAMA IN DEN SCHWEIZER ALPEN BEI SONNENUNTERGANG.

KATHEDRALE IN BIARRITZ, YACHTHAFEN IN LUŠTICA BAY (MONTENEGRO), RAKOTZ-BRÜCKE IM RHODODENDRON PARK BEI KROMLAU (SACHSEN), DAS BASSIN D’ARCACHON IST VON DER AUSTERNZUCHT GEPRÄGT, SURFER IN BIARRITZ.

VORWORT

DER REIZ DES UNBEKANNTEN

Unser schönes Europa wurde Stück für Stück so akribisch vermessen, dass man glauben könnte, alles schon zu kennen. Aber natürlich gibt es Entdeckungen: so spannende wie verrückte Ziele, aber auch einfach hübsche und wenig besuchte Orte.

DIE ALTE SPANISCHE STADT ALBARRACIN TERUEL IM LICHT DER UNTERGEHENDEN SONNE.

Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen«, sagte schon der große Goethe. Und Jean Paul wusste zu ergänzen: »Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.« Doch wohin soll die Reise gehen? Die Welt ist groß und schön. Und Europa ist wohl der einzige Kontinent, der von Allem etwas hat, besonders in Sachen Kultur. Aber wir haben in unserem guten, alten Europa auch eine enorme landschaftliche Vielfalt und sicher die schönsten Städte der Welt. Was bietet schon das hochgewachsene Dubai gegen die Erhabenheit von Rom?

In diesem Buch geht es aber nicht um Rom, Berlin oder Paris, Mallorca, Sylt oder Kreta, die Alpen oder die Schären. Es geht um Secret Places, um Geheimtipps. Ein Wort, das wir aus der Schublade geholt haben, weil es wegen inflationärer Verwendung eben dort gelandet war. Aber es trifft nun mal am besten zu, wenn es um wunderbare Reiseziele fernab der Touristenströme geht. Wo man auf ein paar Gleichgesinnte trifft, aber nicht auf Massen. Wo es touristische Infrastruktur gibt, aber noch keine Tourismusindustrie.

MALTA: KRISTALLLAGUNE VON COMINO MIT YACHT.

WO IST DIE ROMANTIK GEBLIEBEN?

Die Welt hat durch ein schnell erreichbares Überangebot viel von ihrer Exotik und ebenso von ihrer Romantik verloren, auch in Europa. Wo ist denn die Romantik geblieben, als Italien noch ein Traum war und nicht ein x-beliebiges Reiseziel? Da saßen blonde Fräulein romantisch am Ufer bei strahlender Sonne und wurden besungen von einem liebeshungrigen Italiener mit schwarzem Haar und Ringel-T-Shirt. Das Leben war heiter und unbeschwert, kein Wölkchen trübte den Himmel. Heute meldet sich schnell das Déjà-vu-Gefühl wie eine tiefschwarze Gewitterwolke und degradiert die Adria ins untere Mittelfeld. Umso wichtiger war es uns, sich der Heimat und unseren Nachbarländern neugierig zu nähern und Plätze zu finden, die vielleicht etwas versteckt, aber dennoch ein Erlebnis sind. Die Cevennen zum Beispiel: schon mal gehört, oder? Aber mehr schon auch nicht. Schade! Oder Berlin, nein nicht die Hauptstadt, sondern Berlin in Schleswig-Holstein. Das Blaue Land, in dem die Künstlerkolonie des Blauen Reiters ihre Heimat fand. Oder kennen Sie die Franciacorta? Es ist die Champagne Italiens mit Schaumweinen zum Niederknien. 70 solcher Orte haben wir gesucht und gefunden: spannende Ziele wie die Telemark, aber nicht überlaufen, das Austurland auf Island, wo es sogar schwierig werden dürfte, bei einer Wanderung überhaupt auf einen Touristen zu treffen. Verrückte Ziele, die fast nicht zu finden sind, wie Monkey Island mitten auf der Themse und doch so nah an London. Geradezu gespenstische Plätze wie eine Kapelle im tschechischen Kutná Hora, die komplett mit menschlichen Knochen ausstaffiert wurde.

WEINBERGE FRANKREICHS:EIN REIFER HAUFEN DUNKLER TRAUBEN IN DER SONNE.

Corona hat das Reisen verändert und wird es weiter verändern. Orte in der zweiten Reihe sind nicht nur spannend, sie helfen auch, Kontakte zu großen Menschenansammlungen zu vermeiden. Venedig, vor dem Virus ein Hotspot des Overtourism, bettelte nach dem Lockdown um Touristen. Und Venedig wird seine unzähligen Besucher sicherlich auch wieder bekommen. Doch gerade deshalb ist die zweite Reihe häufig die erste Wahl. Eine Entdeckung ist – so sagt es das Konversationslexikon – die Auffindung dessen, was schon vorhanden, aber noch nicht bekannt war. Also, viel Spaß beim (Neu-)Entdecken unseres Kontinents, unseres Europas!

Jochen Müssig

EUROPAS MITTE

SONNENAUFGANG AM STEINHUDER MEER.

EIN WEIHER IM NEBEL: DER BAYERISCHE WALD IN MYSTISCHER SCHÖNHEIT.

1

VORBILDLICHER URWALD – NATIONALPARK BAYERISCHER WALD

WARUM IN DIE FERNE SCHWEIFEN?

Weite Wälder und mächtige Berge, glitzernde Seen und wundersame Moore: Deutschlands Nationalparks bieten eine erstaunliche landschaftliche Vielfalt, für die man weit reisen müsste, besonders wenn man einen echten Urwald sehen möchte wie den Bayerischen Wald. Der dortige Nationalpark ist der älteste in der Bundesrepublik.

WENN DAS LEBEN ERWACHT: SONNENAUFGANG IM NATIONALPARK.

Wo ein Baum noch Baum sein darf und selbst der Borkenkäfer seine Ruhe hat: Im Nationalpark Bayerischer Wald bleibt die Natur zum größten Teil sich selbst überlassen, ob am knapp 1500 Meter hohen Großen Rachel oder 1000 Meter darunter. Denn das Motto für den Nationalpark gilt überall: Bloß nicht eingreifen!

Milben, Regenwürmer oder Insektenlarven sind rastlos damit beschäftigt, die abgeworfenen Nadeln und Blätter sowie abgestorbene Bäume aufzuarbeiten. Ein perfektes biologisches Recycling, das sich herumgesprochen hat: Inzwischen kommen Touristen, um die abgestorbenen Bäume zu sehen! Diese Bäume geben tatsächlich ein archaisches Bild ab, gehören in erster Linie aber nur zum Kreislauf der Natur, in der der Mensch keine Rolle spielt.

Warme Sommer haben in den 1990er-Jahren zur Massenvermehrung des Borkenkäfers beigetragen, was sogar eine Waldumwandlung zur Folge hatte. Ohne dass eine Menschenhand eingegriffen hätte, starb der Bergfichtenwald großflächig ab. Doch im Schutz der toten Bäume wuchsen und wachsen junge Fichten, Bergahorne, Birken und Weiden nach. Ein neuer Wald war geboren, echter Urwald, als gäbe es den Menschen gar nicht. Die Natur hatte einfach ihren Lauf genommen …

Modell und Vorbild

Der knapp 250 Quadratkilometer große Nationalpark Bayerischer Wald wurde 1970 der erste deutsche Nationalpark und gilt aufgrund des Konzepts als Modell und Vorbild. Die Gesteine sind hunderte Millionen Jahre alt. Das gilt auch für den Großen Rachel, mit 1453 Metern die zweithöchste Erhebung des Bayerischen Walds nach dem Großen Arber, der 3 Meter mehr aufzuweisen hat, aber außerhalb des Nationalparkgebiets liegt. Von Spiegelau dauert der Aufstieg rund 4 Stunden, wobei man in dieser Zeit genauso viele Klimazonen durchquert wie es sie von Südbayern nach Nordschweden gibt. Bis in den Frühsommer hinein ist die Rachel-Spitze mit Schnee bedeckt.

Bei Wanderungen in abgelegene Gebiete des mehr als 300 Kilometer langen Wegenetzes sieht man mit Glück Rehe, Hirsche, aber auch Schlangen, Molche, Siebenschläfer, Schwarzstörche und mehr als 50 Vogelarten. Ganz selten begegnet man sogar Wolf und Luchs. Im Nationalpark Bayerischer Wald findet man in den weiten Wäldern, an glitzernden Seen, wundersamen Mooren und urigen Bergen eben das Ursprüngliche, ja sogar das Wilde an sich, das bei vielen Menschen eine gewisse Ehrfurcht vor der Natur weckt. Handelt es sich doch weitgehend um eine Landschaft, die uns an Märchen und Geschichten aus Kindertagen erinnert. Und hoffentlich vielleicht auch daran, diese Wildnis für die Nachwelt zu schützen.

Ungestört und ursprünglich

Doch jeder Staat hat seine eigene Entwicklung und verfolgt seine eigene Politik. So haben die Klimagipfel gezeigt, wie schwierig es ist, zu international anerkannten einheitlichen Standards zu kommen, denn Naturschutz ist Sache der einzelnen Nationalstaaten. Um überhaupt international auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, hat die Weltnaturschutzunion International Union for Conservation of Nature (IUCN) die Schutzziele für Nationalparks wie folgt definiert: »Ein Nationalpark ist ein Schutzgebiet, in dem sich die Natur weitgehend ungestört und möglichst ursprünglich entfalten kann. Er soll ein großflächiges Gebiet mit besonders wertvoller Naturausstattung umfassen, das durch den Menschen wenig beeinflusst und nicht mehr Ziel einer wirtschaftlichen Nutzung ist. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, soll es der Allgemeinheit Erholung, Entspannung und naturkundliche Bildung ermöglichen.«

WO MAN DER NATUR SEINEN FREIEN LAUF LÄSST: DER NATIONALPARK BAYERISCHER WALD HAT VORBILDCHARAKTER.

Doch diese hohen Ansprüche erfüllen in Europa eigentlich nur noch zwei Regionen: die an ihren Rändern kaum besiedelten Hochalpen und das Wattenmeer – aber eben auch der Nationalpark Bayerischer Wald, wo man die Natur Natur sein lässt. Dabei fällt es den Menschen für gemeinhin besonders schwer, den Dingen einfach so ihren Lauf zu lassen. Das Waldsterben und der Borkenkäferbefall im Bayerischen Wald ist dafür ein gutes Beispiel. Der Natur einfach trotzdem ihren Lauf zu lassen, wie im Bayerischen Wald geschehen, war vielen angrenzenden Waldbesitzern, die mit dem Holzhandel ihren Lebensunterhalt verdienen, nicht leicht zu vermitteln. Im Gegensatz zu weitläufigen Naturlandschaften, wie der sibirischen Tundra oder dem Regenwald im Amazonas, leben an den Rändern unserer Nationalparks viele Menschen und noch mehr Urlauber suchen in den 18 deutschen Nationalparks nach Erholung. Die Parkverwaltung hatte deshalb die schwierige Aufgabe, einen verträglichen Ausgleich zwischen Mensch und Natur zu schaffen und die Interessen von Einheimischen, Urlaubern, Landwirten, Fischern, Seglern, Parkführern, Wissenschaftlern und vielen anderen in Einklang bringen zu müssen. Und siehe da: Es gelang.

Kein Individualverkehr

Die Lage des Parks entlang der bayerisch-böhmischen Grenze zwischen Bayerisch Eisenstein und Grafenau ermöglicht eine bequeme Zuganfahrt über Zwiesel. Von dort verkehren während der Saison von Mai bis November regelmäßig Gasbusse in den Park zu den Wandergebieten und Besuchereinrichtungen. In der Saison sind die Stichstraßen im Nationalpark tagsüber für den Individualverkehr gesperrt. Und wer nicht so gut zu Fuß ist, kann an großen Gehegen und Volieren mehr als 30 im Bergwald heimische Tiere beobachten. Ganz bequem und sogar Wolf, Bär und Wisent sind dort zu sehen.

MIT DEM RANGER IM WALD

Diesen einmaligen Urwald in Deutschland kann man auf ganz besondere Weise erleben: bei einer stimmungsvollen, rund zweistündigen Wanderung mit einem Ranger. Bei diesen geführten Wanderungen, vom »Zwiesler Waldhaus« ausgehend, erlebt man zum einen die Wildnis in den einzigartigen Urwaldresten am Fuße des Großen Falkensteins. Die Besucher spüren die Kraft der uralten mächtigen Bäume und den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens. Zum anderen bietet die Wanderung aber auch interessant vermittelte Umweltbildung direkt vor Ort. Die Kosten für diese Führung trägt deshalb die Nationalparkverwaltung. Für die Führung ist auch keine Anmeldung erforderlich. Treffpunkt am »Zwiesler Waldhaus«, am Parkplatz P1, Infopavillon, Waldhausstraße, 94227 Lindberg, jeweils montags, 10.30 bis 12.30 Uhr.

MEHR INFORMATIONEN

Die Sommersaison dauert vom 15. Mai bis 4. November. Es wird kein Eintritt erhoben, selbst die Tierfreigelände können kostenfrei besucht werden. Für Fragen zum Nationalpark oder zu weiteren Führung steht werktags von 8 bis 17 Uhr (Wochenende und Feiertage 8 bis 13 Uhr) die kostenfreie Servicenummer Tel. 0800 / 077 66 50 zur Verfügung.

www.nationalpark-bayerischer-wald.bayern.de.

2

BAROCKES GESAMTKUNSTWERK – PASSAU

DIE DREI-FLÜSSE-STADT

Jeder lernt es im Erdkundeunterricht: Wo Donau, Inn und Ilz beinahe an einer Stelle zusammenfließen, dort liegt Passau, die Drei-Flüsse-Stadt. Ihre Altstadt ruht wie gemalt auf einer Landzunge zwischen den beiden großen Strömen, die am Drei-Flüsse-Eck endet.

EINE STADT, DREI FLÜSSE: DER HELLE INN, DIE DUNKLE DONAU UND DIE MOORBRAUNE ILZ, VON LINKS NACH RECHTS GESEHEN.

Und wo ist die Ilz? Diese Frage hört man jeden Tag, ganz vorne an der Spitze des Drei-Flüsse-Ecks, welches das Ende der Passauer Altstadt markiert, die von ihrem Dom St. Stephan, 1407 begonnen und erst im 17. Jahrhundert vollendet, dominiert wird. Die Ilz, das ist das kleine, schmale Flüsschen, dunkel und moorbraun in der Farbe, das von Norden kommt, wo über dem linken Donauufer auf dem steilen Georgsberg die Veste Oberhaus thront, die ab 1219 errichtete Trutzburg der Passauer Fürstbischöfe. Dort verschanzten sich die Domherren, wenn die Bürgerschaft den Aufstand probte. Was immer wieder mal passierte seit 739, dem Jahr als Passau zum Bischofssitz wurde. Mit 65.000 Quadratmetern umbaute Fläche gehört die Veste zu den größten Burganlagen Europas. Heute findet sich darin das Oberhausmuseum, Passaus durchaus interessantes städtisches Museum.

Auch Irrtümer hört man jeden Tag am Drei-Flüsse-Eck. Denn häufig wird die Donau mit dem Inn verwechselt. Ist der Inn an dieser Stelle doch der deutlich mächtigere Strom. Und obwohl Hauptfluss, muss sich die Donau auch gefallen lassen, dass der Inn seine graue Farbe gegenüber der braungrünen Donau zunächst auch durchsetzt. Dies hängt neben der zeitweise sehr großen Wassermenge des Inns – etwa nach der Schneeschmelze – hauptsächlich mit der stark unterschiedlichen Tiefe der beiden Gewässer zusammen: Die Donau ist gerade mal 1,90 Meter tief, der Inn dagegen 6,80 Meter! Und somit überströmt der Inn die Donau einfach.

Von den Alpen, also von Süden kommend, hat der Inn auch die stärkere Strömung und ist bei seiner Mündung stolze 80 Meter breiter als die bei Passau noch recht schmächtige Donau mit gut 120 Metern Breite. Der nach der Wolga längste Strom Europas hat bis Passau 624 Kilometer hinter sich gebracht – der Inn bringt es bei seiner Mündung aber nur auf 517 Kilometer Länge, weshalb er ab Passau seinen Namen abgeben muss. Und die Donau wird ab Passau noch 2226 Kilometer fließen und viele Flüsse aufnehmen, ehe sie ins Schwarze Meer mündet.

SIE THRONT ÜBER DER DREI-FLÜSSE-STADT: DIE VESTE OBERRHAUS. MITTEN IM ZENTRUM BEFINDET SICH DAS »SCHARFRICHTER-HAUS«, EINE DER BESTEN ADRESSEN IN DEUTSCHLAND FÜR KABARETT.

Die Einzige und die Größte

Passau ist eine Stadt, für die wie in der Immobilienbranche das Motto gilt: zweite Reihe, erste Wahl. Die barocke Altstadt wurde von italienischen Meistern im 17. Jahrhundert geschaffen, St. Stephan wartet mit dem Superlativ der größten Domorgel der Welt auf und beim Bummel paaren sich Charme und Schönheit, Geschichte und Kultur, Kunst und Erlebnis. Romantische Plätze und lange Flusspromenaden, verwinkelte Gassen und barocke Häuser zeugen von der bewegten 2000-jährigen Geschichte. Deshalb kann es im Sommer, wenn die Flusskreuzfahrtschiffe aus Budapest, Wien oder auch nur von Linz an insgesamt 37 Liegeplätzen anlegen, auch schon mal voll werden, denn beinahe alle wollen die Schokoladenseite der Stadt sehen: den Zusammenfluss der drei Flüsse mit Altstadt und Dom im Hintergrund.

Damit man beim Besuch in Passau keine Fragen am Drei-Flüsse-Eck stellen muss: Die drei Flüsse kommen tatsächlich aus drei Himmelsrichtungen – aus dem Westen die Donau, aus dem Süden der Inn und aus dem Norden die Ilz. Und das Drei-Flüsse-Eck ist weltweit tatsächlich die einzige Stelle, wo sich drei Flüsse aus drei Himmelsrichtungen kommend vereinen und gemeinsam in die vierte, nämlich nach Osten, weiterfließen. Vielleicht können Sie ja dann auch mal vor Ort die Wo-ist-die-Ilz-Frage eines Besuchers gönnerhaft und galant beantworten.

IM HAUS DES SCHARFRICHTERS

Passau haftet bundesweit immer noch ein wenig das Image einer erzkonservativen Stadt an. Das hat sich längst geändert. Aber aus der klerikal-schwarzen Zeit stammen die Ursprünge vom »ScharfrichterHaus«, bis heute eine der besten Adressen Deutschlands für Kabarett und zuvor, ab 1331, wirklich Wohnhaus des Scharfrichters. Seit 1977 urteilen auf der Altstadtbühne aber Kabarettisten wie der Lokalmatador und Träger des Deutschen Kleinkunstpreises, Sigi Zimmerschied, und andere bundesweit bekannte Kollegen, die scharfzüngig Politik und Provinzmuff, Korruption und Klerikalismus anprangern. Einmal im Jahr wird dort auch das »ScharfrichterBeil« vergeben. Preisträger waren unter anderem Andreas Giebel, Günter Grünwald, Hape Kerkeling oder Urban Priol.

MEHR INFORMATIONEN

Tourist-Informationen: Bahnhofstraße 28 und Rathausplatz 2, 94032 Passau; www.passau.de; www.scharfrichter-haus.de; www.oberhausmuseum.de.

3

KÜNSTLERPARADIES IM BLAUEN LAND

BLAU LIEGT IN DER LUFT

Wassily Kandinsky, Franz Marc, Gabriele Münter und Co. zog die Atmosphäre in ihren Bann, denn die Gegend um Murnau mit dem Staffel- und dem Riegsee wird bestimmt durch wechselnde Lichtstimmungen, wie sie die Maler des Blauen Reiters liebten und Künstler bis heute lieben. Ein Besuch im Blauen Land in Oberbayern.

WIE EIN SPIEGEL IN WUNDERBAREM BLAU:

DER STAFFELSEE IM BLAUEN LAND.

Es war nicht ein Weißbier zuviel. Es waren auch keine Halluzinationen. Und dennoch traute Michael Rapp seinen Augen nicht. Auf dem Riegsee hatte sich ein 100 mal 30 Meter großes Stück Festland eigenständig gemacht! Es brach aber nicht in sich zusammen, sondern schipperte nun friedlich als Insel über den See – samt seiner Bäume und Sträucher! »Wenn man das sieht, wird einem ganz anders«, sagt der ehemalige Murnauer Bürgermeister. Als seien die Seen Konkurrenten, wollte der Staffelsee ebenfalls punkten. Gefunden wurde ein riesiger Süßwasserschwamm. Ein einzigartiger Fund in Europa, denn nur im Baikalsee existieren weltweit noch andere Süßwasserschwämme.

In Sachen Kunstgeschichte war der Staffelsee freilich schon immer Primus. Für ihn und seine umliegenden Moore interessierte sich die Künstlerkolonie des Blauen Reiters, die 1911 von Wassily Kandinsky und Franz Marc gegründet wurde. Ihr Ziel war die Befreiung von der erstarrten Tradition der akademischen Malerei. Die Landschaft inspirierte sie. Und so machten sie Murnau und das Blaue Land zum Geburtsort und bis heute zu einem Zentrum expressionistischer Kunst. An seine Ufer kamen Anfang des 20. Jahrhunderts aber nicht nur Maler, sondern auch Komponisten und Schriftsteller. Die Atmosphäre, die Kandinsky, Marc und Co. in ihren Bann zog, öffnete auch bei Literaten neue Sichtweisen. »Kasimir und Karoline« wurde an den Gestaden des Staffelsees geboren. Der Schöpfer, Ödön von Horváth, lebte zwischen 1923 und 1933 in Murnau, ehe er ins politische Exil musste. Der Dramatiker zählt zu den wichtigsten Repräsentanten des literarischen Expressionismus. Seine Theaterstücke und Romane sind gefärbt vom Blauen Land. Unter anderem entstanden dort »Zur schönen Aussicht«, »Glaube Liebe Hoffnung« und eben »Kasimir und Karoline«.

HEIM UND ATELIER DER KÜNSTLERIN: MÜNTER-HAUS IN MURNAU.

BILDER EINER KÜNSTLERREGION: MURNAU.

WO EIN KÄFER KÜHE TRIFFT

AUSFLUG ZUM »MÄRCHENKÖNIG«

Das Blaue Land ist verwunschen schön. Und trotzdem lohnt auch ein kleiner Abstecher, nur ein paar Kilometer weiter: hinter Oberammergau, ins Graswangtal, wo der scheinbar verrückte König der Bayern eines seiner Märchenschlösser erbauen ließ. Schloss Linderhof ist das einzige der Domizile Ludwigs II., das der Monarch auch nach seiner Fertigstellung erlebte. Ja, kann sein, dass der Mann verrückt war. Außen Rokoko, innen ein Rausch aus Gold und Samt, Kristall und Porzellan, Lapislazuli und Malachit – und dazu die Venusgrotte im Park. Dort ließ sich Ludwig im vergoldeten Muschelkahn über den unterirdischen See rudern. Auch in diesem Fall – hätte man die Szenen denn erleben dürfen – wäre es kein Weißbier zuviel gewesen und auch keine Halluzination, sondern einfach nur der blanke Wahnsinn.

MEHR INFORMATIONEN

Murnau liegt eine Autostunde südlich von München und ist über die A 95, aber auch per Bahn sehr gut erreichbar. www.dasblaueland.de, www.murnau.de, www.riegsee.de. Blaue-Reiter-Sammlung: www.schlossmuseum-murnau.de. Münter-Haus-Museum: www.muenter-stiftung.de. Pension »Hof Willibald« mit Riegsee-Zugang und kostenfreiem Ruderboot: www.hof-willibald.de

Die expressive Malerei

Bis heute lockt das Murnauer Moos, mit einer Fläche von mehr als 30 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Moor Bayerns, Künstler an. Rita de Muynck ist eine von ihnen. »Ich arbeite in der expressiven Tradition mitten auf dem Land, wo Kandinsky und seine Schülerinnen ihren ersten Landmalaufenthalt abhielten«, sagt die gebürtige Flämin. »Es ist wahr, was Wassily Kandinsky meinte, das Licht hier sei für die Malerei sehr förderlich. Denn es hat starke, farbige Schlagschatten und ist auch an trüben Tagen intensiv. Die expressive Malerei musste geradezu hier entstehen.«

Vor einigen Jahren hat Rita de Muynck gefällte Linden, die auf dem Weg zum Münter-Haus in Murnau lagen, aufgekauft. »Diese Linden sind monumental, sie sind 110 Jahre alt und müssen Gabriele Münter und Wassily Kandinsky täglich ›gesehen‹ haben.« Sie legte mit dem Werk »2 Riesen« das »Baumgedächtnis« frei, wie de Muynck sagt, indem aus Teilen dieser Linden, die Porträts von Münter und Kandinsky geschnitzt wurden.

Der Lehrer und seine Geliebte

Kennengelernt hatten sich die beiden Künstler im Moos. Der Sommer 1902 war regnerisch. Frühs hingen die Nebelfetzen über den Seen, der Tau tropfte von den Bäumen. Mit dem Fahrrad ging es hinaus aufs Land, raus aus dem Atelier, Natur aufsaugen. Und der Herr Lehrer, Wassily Kandinsky, muss wohl zum Spaß nach der Lenkstange einer Schülerin gegriffen haben. Beide kamen zu Fall – und sich körperlich näher. Die Schülerin hieß Gabriele Münter und wurde seine Geliebte.

Das Blaue Land, das klingt poetisch, verwunschen und – passend. Häufig wirken die Seen und Moore, die Wälder und Wiesen, ja sogar die Alpenkette im Süden wie modelliert und mit weichem Blau getönt. Paul Klee sagte: »Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.«

Murnau ist mit südlichem Flair, Fußgängerzone, Straßencafés und Wirtshäusern mit frisch gebrauten, lokalem »Kargbräu« das Zentrum des Blauen Landes. Sieben weitere Orte, allesamt im Einzugsbereich der beiden Seen Staffel- und Riegsee gelegen, ergänzen die Region, in der Lüftlmalereien vor zackengekrönten Bergwänden als Kulisse ebenso zu sehen sind wie Mädchen im Dirndl und Buben in Lederhosen. Und da essen doch tatsächlich auch ein paar Männer mit Gamsbarthüten dicke weiße Würste und trinken Bier aus riesigen Maßkrügen – und das am frühen Morgen. Ein bisschen fühlt man sich wie Crocodile Dundee in New York: Es ist alles ein bisschen anders als zu Hause.

Baden im Naturschutzgebiet

Fast alle kommen aber auch wegen des Staffelsees mit seinen sieben Inseln. Er ist der ideale Badesee, denn der wärmste See Bayerns wird nicht von kalten Alpenzuläufen, sondern ausschließlich von warmen Moorbächen gespeist. Es gibt mehrere Badestrände und auf der »MS Seehausen« werden Rundfahrten angeboten. Besonders Seehausen mit seinem wunderbar traditionellen Ortsbild, in dem alte, schmucke Bauernhäuser zu finden sind, und Uffing mit zwei eigenen Strandbädern sind – ob mit dem Schiff, Auto oder Fahrrad – jeweils einen Stopp wert. Grafenaschau befindet sich direkt am Naturschutzgebiet Murnauer Moos, unterhalb dem Hohen Hörnle mit 1548 Metern Höhe: ein Idyll ohne Lärm und Stress. Was auch für Eglfing gilt: ein uriges Dorf mit Gehöften nebst Kirchlein mit Zwiebelturm, das wie Spatzenhausen zwischen dem Staffel- und dem Riegsee liegt.

Zur Gemeinde Riegsee gehören drei Dörfer und sechs Weiler. Der Riegsee selbst ist halb so groß wie der Staffelsee und noch urtümlicher. Manche Privatvermieter bieten einen eigenen Seezugang. See und Ufer sind zwar Landschaftsschutzgebiet, was sicherstellt, dass der Riegsee in seiner Natürlichkeit erhalten bleibt, aber das Baden ist trotzdem erlaubt.

Südlich liegt der noch kleinere Froschhauser See, dessen Ufer eingewachsen sind. Auch in diesem Moorsee ist das Baden am Badeplatz erlaubt, Boote, Surfbretter oder jegliche Art von Schwimmgeräten sind dagegen verboten.

UND FESCHE BUBEN WADENSTRÜMPFE TRAGEN.

EINE STADT UND IHRE TÜRME: DINKELSBÜHL MIT DEM MARKANTEN BÄUERLINSTURM …

4

ROMANTISCHES MITTELALTER – DINKELSBÜHL

ES WERDE LICHT

Die mauerbewehrte Altstadt mit Türmen und Toren, engen Gassen und weiten Plätzen, Wassergräben und Weihern geben einer der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Deutschlands authentisches Flair mit viel Romantik und Mittelalter. Dinkelsbühl darf man mit gutem Gewissen das schönere Rothenburg ob der Tauber nennen.

… UND DEM VON FACHWERKHÄUSERN GESÄUMTEN MARKTPLATZ.

Romantik, was ist das nur? Jenseits von literatur- und kunsthistorischen Definitionen kommt das Bild von Rothenburg ob der Tauber einer Antwort sicherlich nahe: verschachtelte Gässchen und gepflasterte Plätze, verwunschen windschiefe Fachwerkhäuser, die mächtige Stadtmauer mit mittelalterlichen Türmen, besonders die Turmparade, jene fünf Türme, die auf 200 Metern Spalier stehen wie die Orgelpfeifen. Das ist Romantik – zumindest für viele. Und zwar im Wortsinn: In Rothenburg teilt man sich die romantische Welt aber leider auch mit Massen, ob morgens, mittags oder abends, ob im Winter oder Sommer, ob unter der Woche oder am Wochenende.

Auch Hexenprozesse gab es

In Dinkelsbühl ist das anders. Dinkelsbühl ist kein Hotspot für Amerikaner, Chinesen, Japaner. Das Städtchen ist auch kein Freilichtmuseum, keine Kulisse, sondern bietet lebendige Gegenwart gepaart mit alter Geschichte, aber trotzdem mit all den verschachtelten Gässchen, windschiefen Fachwerkhäusern, der mächtigen Stadtmauer und den mittelalterlichen Türmen. Wer durch den Rothenburger Torturm, der um 1390 entstand, die Stadt betritt, bekommt gleich einen Geschmack vom Mittelalter: Die Pechlöcher dienten der Wehrhaftigkeit und oben im Turm befanden sich einst Gefängnis sowie Folterkammer. Und auch in Dinkelsbühl gab es Hexenprozesse und -verbrennungen. Spätestens bei dieser Faktenlage wird deutlich: Romantik hat mit dem Mittelalter nichts zu tun. Nur für die Touristen der Gegenwart wirkt das Mittelalter romantisch, wobei die Epoche der Romantik ja erst im 18. Jahrhundert aufkam. Trotzdem fragen sich auch in Dinkelsbühl manche Besucher, ob die schnuckeligen Häuschen denn auch wirklich bewohnt seien? Dinkelsbühl wirkt weniger gekünstelt und weniger kitschig als Rothenburg. Vielleicht weil die Stadt auch weitgehend unbeschadet durch den Zweiten Weltkrieg gekommen ist, während der Rivale bei Bombenangriffen ein Drittel der ursprünglichen Altstadt verloren hat? »Ja, die meisten Häuser sind bewohnt«, sagt Ingrid Metzner, die langjährige Leiterin vom »Haus der Geschichte« in Dinkelsbühl . »Und in vielen Häusern wird immer noch gearbeitet, wie in diesem 500 Jahre alten Patrizierhaus.« Dinkelsbühl war schließlich eine Stadt der Zünfte. Gerber und Schuhmacher, Schneider und Korbmacher übten ihr Handwerk aus. In dem genannten Patrizierhaus war ursprünglich allerdings die Dorfgaststätte. Erst seit den 1960er-Jahren befindet sich die Buchhandlung »Zum Grünen Baum« darin. Die Buchhändlerfamilie Bauer stellt sich in dem 500 Jahre alten Gebäude den Anforderungen des 21. Jahrhunderts, bietet 15.000 Titel auch online an und behauptet sich gegen Internetkraken wie »Amazon«.

Ihr Kinderlein kommet

Ganz sicher ist: Kein Dinkelsbühler im Mittelalter fand die Stadtmauer romantisch. Sie diente vor allem dem Überleben, als Schutzwall gegen Angreifer und die Pest. Und es war sicherlich auch nicht romantisch, wenn einen der Henker zum Rothenburger Torturm führte …

MITTELALTER IN HÜLLE UND FÜLLE: OB AM MARKTPLATZ IM ZENTRUM ODER AM FAULTURM AM RAND DER STADT.

Während des Dreißigjährigen Kriegs zogen die Kinder der Stadt den angreifenden schwedischen Soldaten entgegen und flehten um Gnade. Um der kleinen Lore mit ihren Zöpfen willen, verschonte der Obrist des Angreifers die Stadt, plünderte und zerstörte sie nicht. Eine rührende Geschichte, die jedes Jahr beim Historienspiel »Kinderzeche« in Szene gesetzt wird (vgl. Kasten).

Je länger man in Dinkelsbühl verweilt, desto entspannter nimmt man den Ort auf. Und desto mehr entdeckt man. Unter anderem einen kleinen Automaten an der Schranne: 4 Euro muss man einwerfen. Dafür strahlen Scheinwerfer die Sehenswürdigkeiten der Stadt an – ganz persönlich und dennoch für alle. Ein bisschen wie Weihnachten. Wenn das nicht romantisch ist! Es war auch ein Dinkelsbühler, der Heimatdichter Christoph von Schmid, der das Weihnachtslied »Ihr Kinderlein kommet« geschrieben hat. Und ein anderer berühmter Sohn der Stadt wurde sogar Weltmeister: Stefan Reuter, Mitglied der Fußballweltmeisterschaftsmannschaft von 1990.

Königlicher Schutz

Natürlich liegt die mittelfränkische Kleinstadt Dinkelsbühl mit ihren gut 10.000 Einwohnern (und damit ähnlich vielen Bewohnern wie Rothenburg) an der Romantischen Straße. Das ist die uralte Straße, die der Augsburger Bürgermeister Ludwig Wegele schon Ende der 1950er-Jahre als touristische Marke wiederbelebte. Sie führt von Würzburg über Rothenburg, Dinkelsbühl und Augsburg nach Füssen und Neuschwanstein. Aber nur Dinkelsbühl bietet neben mittelalterlicher Romantik mit Fachwerkfassaden wie aus dem Bilderbuch auch eine imposante Turmparade. Nicht in der Form, aber doch in ihrer Anmutung erinnern die vier Türme am Oberen Mauerweg an die vielleicht berühmteste Skyline des Mittelalters in San Gimignano in der Toskana. Zwar waren die Dinkelsbühler Türme reine Wehranlagen, während in San Gimignano Geschlechtertürme erbaut wurden, die auch zu Verteidigungszwecken genutzt wurden, aber in erster Linie repräsentative Wohntürme darstellten, die den Reichtum und die Macht der jeweiligen Familie ins rechte Licht rückten. Dass Dinkelsbühl bis heute seine Stadtmauer mit insgesamt 18 Türmen und Toren (von einst 60 im Dreißigjährigen Krieg) in bester Verfassung hat, ist wohl dem bayerischen König Ludwig I. zu verdanken. Er verfügte – ganz im Sinn der der Romantik – in seiner Amtszeit von 1825 bis 1848 ein Denkmalschutzgesetz, das zu seiner Zeit stilprägend war.

Bleibt die eingangs gestellte Frage: Romantik, was ist das nur? Nach einem Besuch in Dinkelsbühl spürt man genau, was Romantik ist – und noch mehr versteht man das tiefe Mittelalter.

DIE GROSSE KINDERZECHE

Am Ende des Schuljahres, etwa Mitte Juli, dürfen die Kinder Dinkelsbühls bei einem Ausflug auf Kosten der Stadt »zechen«, also essen und trinken. 1629 wird die Zeche zum ersten Mal urkundlich erwähnt, weil der Knecht des Schulmeisters in einem Weiher ertrank. Das ebenfalls jährlich stattfindende historische Festspiel (siehe oben) kam erst rund 200 Jahre später auf den Plan. Es dauert stets zehn Tage, in denen siebenmal das Festspiel um die kleine Lore und dem Obristen, der wegen ihr und der anderen Kinder die Stadt im Krieg verschonte, aufgeführt wird. Ergänzt wird das Ganze mit einem Volksfest, Umzügen und einem historischen »Schwedenlager«. Wer nicht zur Kinderzeche in Dinkelsbühl ist, kann sich aber doch wenigstens im Kinderzech-Zeughaus über die lange Historie des Brauchs informieren.

MEHR INFORMATIONEN

Dinkelsbühl liegt in der Mitte des Städtequadrats Würzburg, Nürnberg, Augsburg, Stuttgart, jeweils rund 100 Kilometer entfernt. Tourist-Information: Altrathausplatz 14. www.tourismus-dinkelsbuehl.de; www.kinderzeche.de. Buchhandlung: https://buch-bauer-dinkelsbuehl.buchkatalog.de.

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ABGEHOBEN AM BODENSEE

GIGANTEN DER LÜFTE

Mit der Erfindung des Zeppelins begann Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue Ära der Luftfahrt. In Deutschland gingen die Luftschiffe in Friedrichshafen erstmals an den Start, von wo aus Gäste noch heute den Bodensee aus ganz neuer Perspektive erleben können.

Sanft und fast unbemerkt steigt der weiße Riese langsam in die Höhe. Wer so einen Zeppelin elegant und leise über den Bodensee gleiten sieht, denkt sofort an entschleunigtes und entspanntes Reisen. Schließlich fliegt das Luftschiff hier mit gerade mal 70 Kilometern pro Stunde nicht höher als 300 Meter, weshalb sich die zwölf Fluggäste schon bald nach dem Start frei in der Passagiergondel bewegen und sogar während des Flugs die Fenster öffnen können. Meistens tun sie das, um aus der Vogelperspektive die atemberaubende Aussicht auf die Landschaft des Bodensees zu genießen und schöne Fotos davon zu machen. Unter ihnen ziehen geometrisch angeordnete Äcker, kleine Dörfer, Schlösschen und smaragdgrün leuchtende Buchten vorbei. Die Inseln Mainau und Reichenau sind zu sehen, die Vulkanlandschaft des Hegaus und sogar die Alpenkette.

Drei Länder – ein See

Mit einer Fläche von 536 Quadratkilometern und einer Tiefe von 254 Metern ist der Bodensee der größte und tiefste See auf deutschem Gebiet, wenngleich er durch die Anrainerstaaten Schweiz und Österreich auch ein multikulturelles Gewässer ist, dessen Grenzziehung im See selbst bis heute nicht überall eindeutig geregelt ist. »Seh` ich den See, brauch` ich kein Meer mehr«, heißt das Kredo vieler Bodenseebewohner, schließlich ist seine Ausdehnung in Längsrichtung mit 63 Kilometern sogar so weitläufig, dass man an Land von Konstanz aus nicht bis zum gegenüberliegenden Ufer nach Bregenz sehen kann. Schuld daran ist die Erdkrümmung. Die Stadt vis-à-vis liegt 166 Meter tiefer und verschwindet somit einfach vom Horizont des Betrachters. Umso reizvoller ist es bei gutem Wetter im Zeppelin. »Endlich kann ich mal den kompletten See überblicken«, schwärmt einer der Passagiere.

ZUM 100-JÄHRIGEN JUBILÄUM FLOG DER ZEPPELIN MIT DEM KONTERFEI SEINES ERFINDERS UND NAMENSGEBERS: FERDINAND GRAF VON ZEPPELIN.

AUS DER VOGELPERSPEKTIVE HABEN PASSAGIERE BEI RUNDFLÜGEN EINE ATEMBERAUBENDE AUSSICHT AUF DEN BODENSEE.

Dabei war der Zeppelin noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts alles andere als ein gemächliches Fortbewegungsmittel. Schließlich sollte er den großen Ozeanlinern Konkurrenz machen und war für Passagiere gedacht, die es damals schon besonders eilig hatten. Seinerzeit konnte man im Zeppelin in Schlafkabinen übernachten und schaffte es in etwa der Hälfte der Zeit, die ein Schiff brauchte, um über den Atlantik zu fahren. Doch als 1937 der bis dahin größten Zeppelin, die 245 Meter lange »Hindenburg«, bei der Landung in Lakehurst (New Jersey) Feuer fing und fast ein Drittel der Passagiere stab, war die große Ära der Giganten der Lüfte für lange Zeit beendet.

Mit neuer Technologie

Erst 1997 wurden die Luftschiffe in den Zeppelinwerken Friedrichshafen wiederbelebt, als der erste Zeppelin NT (Neue Technologie) für Rund- und Forschungsflüge startete. Heute kommt statt hochexplosivem Wasserstoff das nichtentzündbare Helium zum Einsatz, das damals noch schwer zu beschaffen war, und die Ballonlänge beträgt mit 75 Metern nur mehr etwa ein Drittel der historischen Riesen, was in etwa einem Airbus A380 entspricht. Zeppelinpiloten gibt es heute weltweit weniger als Astronauten. In Friedrichshafen sind es gerade mal sechs, die abwechselnd die beiden im Einsatz befindlichen Zeppeline fliegen. Darunter ist Katharine Board die erste weibliche Zeppelinpilotin der Luftfahrtgeschichte. Die Britin fliegt Passagiere ab Friedrichshafen für halb- bis zweistündige Rundflüge über den Bodensee und beruhigt schon mal manchen Skeptiker, dass der Zeppelin neuer Bauart weder explodieren noch abstürzen könne: »Selbst im unwahrscheinlichen Fall, es würden gleich alle drei Motoren ausfallen, machen wir keinen Sturzflug, sondern schweben ganz langsam nach unten«, sagt die Pilotin lächelnd.

LUXUS IM LUFTSCHIFF

In den 1930er-Jahren hatte man bei einem Transatlantikflug im Zeppelin nicht an Annehmlichkeiten gespart. Das luxuriöse Reisefeeling von einst lässt sich heute noch in einem originalgetreu rekonstruierten Teilnachbau der »Hindenburg« im Zeppelinmuseum von Friedrichshafen erleben. Auf dem Promenadendeck flaniert man durch die Gesellschaftsräume mit Lese- und Schreibraum im Bauhaus-Design und durch Passagierschlafkabinen mit aufklappbaren Waschbecken. Das Zeppelinmuseum verfügt über die bedeutendste und umfangreichste Sammlung der Luftschifffahrt. In der sogenannten Wunderkammer werden original Luftschiffgeschirr sowie Aschenbecher präsentiert, denn sogar einen Rauchersalon gab es damals an Bord. Erinnerungen an eine Zeit, als Fliegen noch der Traum von der großen weiten Welt war.

MEHR INFORMATIONEN

Rundflüge, Werftbesuche Mitte März bis Mitte November (witterungsbedingt): https://zeppelin-nt.de/; www.zeppelin-museum.de; www.friedrichshafen.de/tourismus/.

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ROMANIK DER SUPERLATIVE – SPEYER

AUF DEM GRUNDRISS EINES KREUZES

Weltkulturerbestätte und Kaiserdom mit der Wertigkeit einer päpstlichen Basilika: Der Dom zu Speyer ist die größte erhaltene romanische Kirche weltweit. Aber das ist noch nicht alles: Speyer hat da auch noch was für Technikfreunde zu bieten …

134 METER LANG UND BIS ZU 71 METER HOCH, 4 TÜRME UND 3 KIRCHENSCHIFFE: DER DOM ZU SPEYER.

Die Buslinie 717 führt über 46 Haltestellen von Heidelberg nach Speyer. Und anders als für gewöhnlich ist die Endstation in Speyer die mit Abstand meist frequentierteste: Ihr Name heißt schließlich Domplatz. Auch wenn man von der Autobahn A6 kommt oder einfach durch die Fußgängerzone bummelt: Speyers Dom St. Maria und St. Stephan ist das weithin sichtbare und dominierende Wahrzeichen der Stadt – und natürlich auch das meistbesuchte. Auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes erstreckt sich die Kirche auf einer Gesamtlänge von 134 Metern und erhebt sich mit seinen Osttürmen auf etwas mehr als 71 Meter. Darauf stehen drei Kirchenschiffe und vier stattliche Türme, wobei 304 Stufen in den Südwestturm mit Aussichtsplattform auf etwa 60 Metern führen. Doch die Kathedrale des Bistums von Speyer hat vor allem auch große innere Werte, welche die UNESCO veranlasste, den Kaiser- und Mariendom 1981 in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit aufzunehmen. Papst Pius XI. erhob sie schon 1925 in den Stand einer Basilika.

Der Dom, dessen erster Bau im Auftrag des salischen Kaisers Konrad II. aus dem Jahr 1061 datiert, gilt als Symbol des mittelalterlichen Kaisertums. Die Kaiser ließen ihn als größtes Gotteshaus des Abendlandes bauen. Und von Kaisern wurde er als letzte Ruhestätte ausersehen: Er dient als Grabstätte von acht salischen, staufischen und habsburgischen Herrschern. Im pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 wurden die Kaisergräber jedoch von den Truppen Ludwigs XIV. geplündert und der Dom in Brand gesetzt. Nach dem Wiederaufbau von 1758 bis 1777 bekam der Dom zusätzlich ein barockes Westwerk. 1900 wurde die Kaisergruft geschaffen, wie sie sich heute darstellt. Vor dem Eingang findet sich der 1314 zum ersten Mal erwähnte »Domnapf«, eine große Steinschüssel, die früher zu hohen Feierlichkeiten – etwa bei der Einführung eines neuen Bischofs – für das Volk mit Wein gefüllt wurde. Das Fassungsvermögen des Domnapfes beträgt 1580 Liter.

2011 FAND DER LETZTE WELTRAUMFLUG STATT: SPACE SHUTTLE IM TECHNIKMUSEUM VON SPEYER.

Wurde einmal der Rang einer Welterbestätte verliehen, so ist ihre Erhaltung und der sorgsame Umgang mit dem Erbe eine Daueraufgabe. Diese hat im Sinne einer Patenschaft die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer im Sinne der UNESCO-Konvention übernommen. Sie förderte die große, erst 2010 beendete Domrestaurierung und baut ein Stiftungskapital auf, damit Maßnahmen der Substanzsicherung, Bauerhaltung und Denkmalpflege auch in Zukunft möglich sind.

Der Jumbo und die Antonov

Kelten und Römer, Kriege und Revolutionen, Kaiser und Bischöfe – das ist die eine Seite von Speyer. Doch die 50.000-Einwohner-Stadt hat noch eine ganz andere Attraktion: sein Technikmuseum, wo’s von Unterwasser bis in den Weltall geht und wo ein ausrangierter Jumbo der Lufthansa unübersehbar die Gäste begrüßt. Die B 747-200 ist komplett begehbar und der Transport des Giganten vom Frankfurter Flughafen nach Speyer war eine der größten Herausforderungen, der sich das Museumsteam bis dahin stellte. Außerdem werden hautnah so viele Fragen beantwortet: Wie sieht es im Bauch eines U-Boots aus? Wie kam eine chinesische Dampflok nach Speyer? Und ist die Antonov An-22 nun größer als der Boeing-Jumbo? Europas größte Raumfahrtausstellung wird ergänzt durch klassische Oldtimer und historische Feuerwehrautos, durch großartige 3-D-Filme, Ausstellungen und Events, wie zum Beispiel alljährlich im Frühsommer die große Oldtimerausfahrt. Also: »Macht euch auf nach Speyer« – sagte einst kein geringerer als Johann Wolfgang von Goethe …

DAS GELUNGENE FOTO

Das Hauptportal des Doms weist den Weg zur breiten Maximilianstraße, die hauptsächlich von Fußgängern benutzt wird. An ihrem anderen Ende steht der Altpörtel, einer der schönsten Tortürme und mit 55 Metern auch eines der höchsten Stadttore Deutschlands. Er gehörte zur mittelalterlichen Befestigung, zu der insgesamt 68 Mauer- und Tortürme zählten. 1230 begann man mit dem Bau. Erst 300 Jahre später folgte das oberste Turmgeschoss mit der Brüstung und das steile Dach stammt gar erst aus dem Jahr 1708. Natürlich ist der Altpörtel für sich alleine schon den Spaziergang wert. Aber für Fotografen ergibt sich zudem ein wunderbares Motiv, wenn sie so weit durch den Torbogen gehen, bis man Fassade und Türme des Domes durch den Torbogen sehen und wunderbar fotografieren kann.

MEHR INFORMATIONEN

Tourist-Information: Maximilianstraße 13, 67346 Speyer;

www.speyer.de; www.dom-speyer.de;

https://speyer.technik-museum.de.

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FIN-DE-SIÈCLE-ELEGANZ – DARMSTADT

DIE JUGENDSTILPERLE

Die Mathildenhöhe in Darmstadt war eine Hochburg der Jugendstilbewegung mit der Künstlerkolonie um den Wiener Architekten Joseph Maria Olbrich. Allerdings wundert man sich, warum auch eine sehr schöne russische Kapelle zu dem dortigen Architekturensemble gehört …

Fragt man einen Darmstädter nach der Mathildenhöhe, schaut er einen an, als ob man vom Mond käme. Mathildenhöhe – das reicht alleine nicht. Und die Frage wird zur Gegenfrage: Was genau ist gemeint? Mathildenhöhe bedeutet in Darmstadt das Institut mit wechselnden Ausstellungen, das Museum mit seiner Jugendstilsammlung und das gesamte Ensemble, das sich um den zum Wahrzeichen Darmstadts gewordenen Hochzeitsturm gruppiert, von dem man auf einer Aussichtsplattform auf rund 33 Metern Höhe einen schönen Ausblick hat.