Bitte nicht öffnen 3: Durstig! - Charlotte Habersack - E-Book
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Bitte nicht öffnen 3: Durstig! E-Book

Charlotte Habersack

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Beschreibung

Was ist nachtaktiv, trägt gerne Schwarz und hat spitze Zähne? Nemos neue Monsterpost!  "Für ein neues Monster hab ich echt keine Zeit!" Als Nemo das dritte Päckchen bekommt, bringt er es ungeöffnet zurück zur Post. Erledigt, denkt Nemo. Gut gemacht, denken seine Freunde. Falsch gedacht! Denn als es mitten am Tag plötzlich stockdunkel wird, ist klar, dass jemand anderes die Kiste aufgemacht hat. Die drei Freunde beginnen sofort mit der Suche nach dem freilaufenden Monster. Dabei wissen sie gar nicht, wonach sie Ausschau halten sollen. Der einzige Hinweis stand auf der Kiste: "Bitte nicht öffnen – durstig".  Wenn Spielzeug plötzlich lebendig wird   Nemo und seine Freunde Oda und Fred bekommen immer wieder seltsame Pakete zugeschickt. Eigentlich dürfen sie die Päckchen gar nicht öffnen, aber sie machen es trotzdem – mit katastrophalen Folgen! Denn aus jedem Paket springt ein Wesen, das nach Hause will. Quicklebendig, riesengroß und selten hilfreich.  Die Buchreihe "Bitte nicht öffnen":  - Geheimnisvolle Pakete, urkomische Figuren und spannende Abenteuer: Für Fans von mysteriösen Detektivgeschichten und lustiger Fantasy  - Yeti, Drache oder Vampir – hinter jedem Band versteckt sich ein anderes Monster  - Große Schrift und viele Bilder – ideal für Leseanfänger*innen und Zweitklässler*innen ab 8 Jahren  Ein verlorenes Wesen, das nach Hause will, drei mutige Freunde und viele Überraschungen - für abenteuerlustige Mädchen und Jungen zum Vor- oder Selberlesen. 

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Band 1: Bissig!Band 2: Schleimig!Band 3: Durstig!

Weitere Bände sind in Vorbereitung.

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Copyright (c) by Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2018Umschlag- und Innenillustrationen: Nina DulleckUmschlaggrafik: Sabine ReddigLektorat: Claudia ScharfHerstellung und Gestaltung: Constanze HinzLithografie: Margit Dittes Media, HamburgSatz und E-Book-Umsetzung: Pinkuin Satz und Datentechnik, BerlinISBN 978-3-646-92835-8

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Zwei Tage bevor alles begann …

Shari hatte tolle Sachen zum Geburtstag bekommen. Einen Hula-Hoop-Reifen, der blinkte, ihren ersten eigenen Koffer und natürlich jede Menge Bücher. Das coolste Geschenk überhaupt aber war die Box mit der Vampirpuppe.

Sie war das einzige Spielzeug, das Shari mit auf die Reise nahm. Die ganze Zugfahrt über spielte sie mit Vampiranja.

Man konnte sie schminken und frisieren und sie hatte einen schwarzen Kater als Haustier.

Vampiranjas Haar war ebenfalls schwarz. Mit lilafarbenen Strähnchen. Sie hatte katzenhaft grüne Augen und natürlich zwei spitze Eckzähne zum Blutsaugen. Um ihren Hals trug sie ein Tuch mit einem Piranhafisch als Klammer. In ihrem Koffer, der die Form eines Sargs hatte, befanden sich ihre Kleider, schwarze Lackstiefelchen, eine Minibürste und ein Schminkset.

Shari war gerade dabei, Vampiranja Lidschatten aufzutragen, als der Zug in einen Tunnel rauschte und es um sie herum schwarz wurde.

„He, wieso geht kein Licht an?“

„Was ist hier los?“, riefen die Fahrgäste durcheinander, als der Zug auch schon wieder aus dem Tunnel herausschoss.

Shari erschrak.

Sie hatte noch immer das Schminkset in der einen und den Make-up-Pinsel in der anderen Hand. Doch auf dem Sitz lag nichts mehr, was sie schminken konnte. Ihre Vampirpuppe war verschwunden!

Vampiranja lag eingezwängt in einer hölzernen Kiste. Eine schwarze Träne tropfte ihr auf die Brust, dann schloss sich der Deckel über ihr. Jemand wickelte die Kiste in Packpapier und kritzelte mit quietschendem Stift eine seltsame Adresse auf das Paket:

Eilig schloss Nemo sein Fahrrad ab. Der Umweg über die Post hatte ihn eine Viertelstunde gekostet. Er musste sich beeilen, wenn er Oda und Fred noch vor dem Unterricht erzählen wollte, was passiert war. Normalerweise radelten er und Fred immer zusammen zur Schule, doch gestern hatte Fred bei seinem Vater übernachtet …

Nemo zog seinen Rucksack vom Gepäckträger und ließ den Blick über den Pausenhof schweifen. Wo steckten seine Freunde?

Der Hof war voller Kinder. Quasselnd strömten sie ins Schulgebäude, dessen Eingang von zwei Frauen flankiert wurde. Auf der rechten Seite stand Frau Fasching, ihre Klassenlehrerin. Auf der linken Frau Dr. Spargel, die Direktorin der Schule. Beide Frauen verteilten Rosen – zum 150-jährigen Jubiläum der Schule. Die Vorbereitungen für das große Schulfest heute Abend waren also in vollem Gange …

Nemo beobachtete, wie Frau Fasching einem braunhaarigen Mädchen eine der Blumen in die Hand drückte. Das Mädchen trug pinkfarbene Flip-Flops, dazu passende Shorts, ein blau-weiß geringeltes T-Shirt und eine französische Baskenmütze.

Oda! Nemos Herz schlug etwas schneller. Gegen sie kam er sich schäbig vor, in seinem verwaschenen T-Shirt und den vollgekritzelten Chucks. Odas Mütze war bestimmt ein Mitbringsel ihrer Eltern aus der Bretagne. Herr und Frau Mandelbrot waren Schauspieler, die Hauptdarsteller in der Serie Grenzenlose Liebe, die seit Jahren mit großem Erfolg auf TV Kabeljau lief. Immer wenn sie auf Dreharbeiten im Ausland waren, brachten sie ihrer Tochter ein landestypisches Kleidungsstück mit.

Unvermittelt drehte Oda sich um.

Nemo guckte schnell weg, damit es nicht so wirkte, als ob er sie anstarrte. Er trat ein paar Schritte zur Seite und stellte sich in den Schatten des Podiums, das bereits für das Sommerfest aufgebaut worden war.

„Sag mal, was geht eigentlich ab zwischen dir und Oda?“, fragte Fred, der wie aus dem Nichts neben ihm auftauchte. Erschrocken sah Nemo ihn an. Nase und Stirn seines Freundes glänzten vor Sonnencreme. Auf seinem rotblonden Schopf saß eine Kappe mit Nackenschutz, um seinen sommersprossigen Hals vor der Sonne zu schützen.

„Nichts!“, log Nemo und setzte einen möglichst unschuldigen Gesichtsausdruck auf.

„Komm schon! Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen. Es ist offensichtlich.“

„Pfff! Auf den Kopf gefallen …“, schnaubte Nemo. „Red nicht immer wie deine Oma!“

Aber Fred ließ sich nicht ablenken. „Meinst du, ich merk das nicht? Wie du Oda anguckst, wenn sie wegguckt. Und wie du wegguckst, wenn sie dich anguckt.“

Nemo spürte auf einmal jede einzelne seiner Haarwurzeln. Eigentlich hatte er sein Verhalten für extra unauffällig gehalten. Und nun stellte sich heraus, dass genau das Unauffällige aufgefallen war.

„Gib’s zu!“, sagte Fred. „Du hast irgendwas gegen sie.“

Überrascht sah Nemo ihn an. „Hä? Nein!“

„Na los, pack schon aus!“ Fred hörte einfach nicht auf zu sticheln.

„Was auspacken?“, fragte eine Stimme hinter ihnen.

Erschrocken drehten sie sich um. Beide glotzten sie Oda an, als würde plötzlich Rudolph, das rotnasige Rentier, vor ihnen stehen.

„Äh …“ Betreten sah Nemo auf seine Turnschuhspitzen. Dann schnell wieder hoch, um Freds Beobachtung, dass er immer wegsah, wenn Oda ihn ansah, nicht zusätzlich Futter zu geben.

„Sag bloß“, Oda senkte ihre Stimme und beugte sich vor, „du hast schon wieder ein Päckchen bekommen?“

„Ja!“, platzte Nemo heraus. Das hatte er beinahe vergessen! Genau das wollte er doch eigentlich erzählen: Heute Morgen hatte schon wieder ein Päckchen vor seiner Tür gelegen!

„Waaas?“ Fred sah ihn fassungslos an. „Warum sagst du das nicht gleich?“

„Na, weil du …“

„Wo ist es?“, fuhr Oda dazwischen.

„Auf der Post. Diesmal hab ich es zurückgegeben.“

„Ich bin stolz auf dich!“ Lobend klopfte Fred ihm auf die Schulter.

„Ohne uns zu fragen?“, warf Oda ihm vor.

Nemo sah sie entschuldigend an. Er ärgerte sich ja selbst darüber! Das Leben in Boring war stinklangweilig. Da verzichtete man nicht freiwillig auf ein weiteres Abenteuer. Aber es war einfach das Vernünftigste gewesen.

„Durch den Stress mit Icy und Schleimi hab ich die Schule voll vernachlässigt“, verteidigte er sich. „Für ein drittes Monster hab ich echt keine Zeit. Schließlich ist heute das Schulfest und am Montag der Mathetest. Ich muss am Wochenende unbedingt lernen.“

Fred nickte bestätigend. „Wenn er ’ne Fünf schreibt, ist Schicht im Schacht.“

Oda runzelte die Stirn. „Was soll das heißen? Dass du durchfällst?“

Nemo nickte. „Ehrlich gesagt, sieht es ziemlich düster aus.“

Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, wurde es tatsächlich düster. Von einem Augenblick auf den nächsten dämmerte es, als hätte jemand das Licht gedimmt. Die Vögel verstummten. Die Schüler und Lehrer ebenfalls. Wie angewurzelt blieben sie auf dem Schulhof stehen und sahen sich um.

Verblüfft starrte Oda auf die Rose in ihrer Hand, deren Blüte sich langsam schloss. Es wurde still auf dem Pausenhof. Gespenstisch still.

Nemo legte den Kopf in den Nacken und sah in den Himmel, dessen strahlendes Blau sich langsam in ein schmutziges Grau verwandelte. Eine Minute später war es stockdunkel.

In der Schule gingen die Lichter an. Die Kinder, die bereits drinnen waren, rissen die Fenster auf und sahen nach draußen. Einige rannten ins Freie, um nachzusehen, was passiert war.

„Verhaltet euch ruhig!“, rief Frau Dr. Spargel über den dunklen Pausenhof. „Zurück mit euch in die Schule! Aber langsam! Nicht drängeln!“ Besorgt strömten alle zurück ins Schulgebäude. Schnell war die große Aula gefüllt.

Unruhig quasselten die 300 Schüler durcheinander. Sie drängelten sich auf der Treppe und setzten sich auf die Fensterbänke, zusammengequetscht wie die Ölsardinen. Nemo, Oda und Fred blieben in der Nähe des Eingangs stehen.

„Was könnte das sein?“ Ängstlich spähte Liliane aus einem der Fenster.

„Bestimmt Aliens“, vermutete Noah, ein Junge, der gerne Science-Fiction-Filme sah. „Ihr riesiges Raumschiff schwebt über der Stadt und wirft seinen Schatten auf uns.“

Ein paar Kleine quiekten erschrocken auf.

„So ein Quatsch!“, beruhigte sie Frau Fasching. „Wahrscheinlich handelt es sich um Smog.“

„Aber doch nicht in einer Kleinstadt wie Boring“, widersprach Herr Silberrücken. Wie immer im Sommer trug der Mathelehrer Dreiviertelhosen

und Outdoor-Sandalen. Unter seinem Arm klemmte ein überdimensionales Geodreieck. „So eine Luftverschmutzung gibt es nur in Großstädten wie Peking oder Mexico City.“

„Falsch!“, korrigierte ein Erdkundelehrer. „Gerade bei großer Hitze tritt Smog auch abseits von Ballungsgebieten auf.“

„Aber es ist ja stockfinster.“ Mit gerunzelter Stirn blickte Frau Dr. Spargel nach draußen. „Das sieht mir nicht nach Smog aus. Eher nach einer totalen Sonnenfinsternis.“

„Aber heute ist keine“, sagte der Erdkundelehrer. „Jedenfalls nicht dass ich wüsste.“

Ein Neuntklässler holte sein Handy aus dem Rucksack und sah im Internet nach.

Riskant!, dachte Nemo. Unterrichtsferne Gegenstände waren in der Schule strengstens verboten. Wenn einen die Direktorin erwischte, wanderte der Gegenstand sofort in eine Kiste im Keller, wo man ihn erst am Schuljahresende wieder abholen durfte. Aber da das Schuljahr in zwei Wochen zu Ende war, schien dem Neuntklässler das Risiko überschaubar zu sein. Außerdem hatte Frau Dr. Spargel im Moment andere Sorgen. Sie verschwand im Direktorat hinter dem Gummibaum, wo pausenlos das Telefon bimmelte.

„Was glaubt ihr?“, flüsterte Oda den anderen zu. „Hat die Dunkelheit was mit unserem Paket zu tun? So wie der Schnee mit dem Yeti und der Regen mit Schleimi?“

„Übertreib nicht!“, sagte Fred. „Wir sind nicht an jedem Wetterphänomen schuld. Es gibt auch Erdbeben und Tornados, ohne dass wir ein Päckchen geöffnet haben.“

„Außerdem habe ich es gar nicht geöffnet“, sagte Nemo.

„Aber vielleicht jemand anderes“, argwöhnte Oda. „Warum sonst ist es plötzlich so dunkel?“

„Die nächste totale Sonnenfinsternis ist am 3. September 2081!“, rief der Neuntklässler. „Das kann es also nicht sein.“

„Na also, sag ich doch!“ Der Erdkundelehrer nickte zufrieden.

„Was machen wir jetzt?“, rief Frau Fasching der Direktorin zu, die in diesem Moment wieder in die Aula kam. „Sollen wir ganz normal Unterricht halten?“

„Nein!“, riefen 300 Kinder im Chor.

„Das entscheide immer noch ich!“, bellte die Direktorin zurück. „Ich kann euch ja schlecht bei Dunkelheit nach Hause schicken.“

„Doch!“, riefen 300 Kinder.

Oda wandte sich an Nemo: „Wem genau hast du das Paket denn gegeben? Dem Postboten, Franz Ach?“

„Nein.“ Nemo schüttelte den Kopf. „Franz Ach war noch unterwegs. Ich hab es am Hauptschalter abgegeben. Da saß eine Frau. Keine Ahnung, was die mit dem Päckchen gemacht hat. Es stand ja kein Absender drauf. Nur wie immer diese seltsame Adresse: An Niemand. Wo der Pfeffer wächst. Am Arsch der Welt.“

Fred seufzte. Einen Moment lang dachten alle drei an den Postboten mit den Rastalocken. Franz Ach war immer überzeugt davon gewesen, dass Nemo mit dieser seltsamen Anschrift gemeint war. Schließlich war „nemo“ das lateinische Wort für „niemand“. Außerdem wohnte er mit seinen Eltern in der Pfeffergasse – und im Vorgarten ihres Hauses stand ein Werbeplakat für Klopapier.

Nemo allerdings bezweifelte inzwischen, dass die Pakete wirklich für ihn bestimmt waren. Immerhin war in jedem der Päckchen ein lebendiges Spielzeug gewesen, das sich als gestohlen herausgestellt hatte. Kaum hatten sie es aus seiner Kiste befreit, hatte das Wetter völlig verrückt gespielt. Hätten sie das Spielzeug nicht zu seinem Besitzer zurückgebracht, wäre alles um ein Haar böse ausgegangen …

Nachdenklich sah Nemo in die Dunkelheit hinaus. Irgendjemand nahm den Boringer Kindern ihr Spielzeug weg, packte es in eine Kiste und schickte sie an den „Arsch der Welt“.

Die Frage war nur: Wer tat so etwas?

Und wozu?

„Wir müssen zur Post und nachsehen, was mit dem Päckchen passiert ist“, riss Oda ihn aus seinen Gedanken.

„Gut.“ Nemo nickte ihr zu. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Schulhaustür und drückte sie vorsichtig auf.

„Jetzt?“, protestierte Fred. „Aber es ist doch Schule!“

„Halb so wild“, beruhigte ihn Nemo. „Wir haben ja als Erstes eine Doppelstunde Sport. Da fällt es nicht weiter auf, wenn wir fehlen. Bis zu Mathe müssen wir halt wieder zurück sein. Das ist die letzte Stunde vor dem Test.“

„Moment!“ Fred hielt ihn auf. „Wir müssen ja nicht gleich alle drei den Unterricht verpassen.“

„Stimmt!“ Nemo sah Oda an. „Fred und ich gehen allein.“

„Was?“, krächzte Fred.

„Kommt gar nicht in die Tüte!“, zischte Oda. „Ich komme mit.“

„Na gut.“ Nemo schmunzelte. „Wenn ihr unbedingt alle beide mitwollt … dann mal los! Ihr seid eben wahre Freunde.“

„Sind wir wohl“, seufzte Fred und schlüpfte Nemo hinterher.

Nemo und Fred radelten voraus, schnell genug, dass der Reifen den Dynamo antrieb, langsam genug, damit Oda hinterherkam. Keuchend rannte sie hinter ihnen her, ihre Flip-Flops klatschten auf dem Asphalt. Leider hatte ihr Vater sie heute mit dem Auto zur Schule gebracht. Und die Mountainbikes der Jungs besaßen keinen Gepäckträger, auf dem sie Oda hätten mitnehmen können.

Schon hatten sie das Schulgelände verlassen. Im Slalom kurvten sie um die Menschen herum, die wie schwarze Schatten auf dem Gehweg standen und ängstlich in den Himmel starrten.

„Was ist nur mit dieser Stadt los?“, jammerte eine Joggerin. „Erst der Schnee, dann der Regen …“

„Das ist das Ende der Welt“, befand die Bedienung vom Café Kandis. In ihrer Hand balancierte sie ein Tablett voller Teelichter, die sie auf den Tischen verteilte. An einem der Tischchen saß Herr Ölmez, der Bürgermeister, wie jeden Morgen bei einem Sesamkringel und einem grünen Smoothie. Normalerweise las er dazu gemütlich die Zeitung, bevor er hinüber ins Rathaus ging. Doch heute telefonierte er bereits hektisch mit den Stadtwerken.

„Macht endlich die Straßenbeleuchtung an!“, forderte er. „Nein, das ist keine kleine Wolke. Die ganze Stadt liegt im Dunkeln! Dann eben manuell. Schaltet die Zeitschaltuhr aus.“

Nemo hörte ihn noch fluchen, als sie schon auf den Marktplatz mit dem hell erleuchteten Supermarkt seiner Eltern bogen. „Los! Gebt Gas!“, rief er über die Schulter. „Meine Eltern müssen nicht unbedingt sehen, dass wir die Schule schwänzen.“

„Es ist ja dunkel“, keuchte Oda. „Da können sie uns gar nicht sehen.“

„Wenn es hell wäre, könnten sie uns auch nicht sehen“, entgegnete Fred spitzfindig. „Dann wären wir nämlich gar nicht hier. Sondern im Sportunterricht.“

Nemo trat in die Pedale und hängte die beiden ab. In einem Affentempo radelte er über den Marktplatz und bog in die Straße zur Post, wo er eine Vollbremsung hinlegte. Geblendet kniff er die Augen zusammen. Die hohe Fassade des Postgebäudes leuchtete in grellem Blau. Vor dem Eingang stand ein Krankenwagen. Mit blinkendem Blaulicht!

Im Laufschritt kamen zwei Sanitäter aus dem Gebäude. Zwischen ihnen eine Krankenbahre – darauf lag Franz Ach.

Scheppernd ließ Nemo sein Fahrrad zu Boden fallen und lief zu ihm. „Was ist passiert?“, stieß er hervor.

„Nemo!“ Der Postbote lächelte. „Das Paket …“

„Aus dem Weg!“ Unsanft schubsten die Sanitäter Nemo zur Seite. Krachend wuchteten sie die Bahre in den Wagen.

„Peace, Mann!“ Schwach hob der Postbote zwei Finger zum Abschied.

„Peace, Mann!“, grüßte Nemo zurück.

Die Sanitäter sprangen in den Wagen und knallten die Türen zu. Oda und Fred kamen neben Nemo zum Stehen. „Wer war das?“, japste Oda.

„Franz Ach.“ Nemo sah zu, wie sich das Blaulicht entfernte. Für ein paar Sekunden standen sie wieder im Dunkeln. Dann schalteten sich flackernd die Straßenlaternen ein.

„Wohin bringen sie ihn?“, erkundigte sich Fred.

Nemo sah seinen Freund an. Er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Doofe Fragen verlangten doofe Antworten. „In den Zoo“, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen.

„Was? Warum denn das?“, fragte Fred verwirrt.

„Nein, natürlich ins Krankenhaus.“ Nemo hob sein Fahrrad vom Boden. „Also los! Hinterher!“