Bitte nicht öffnen 8: Kratzig! - Charlotte Habersack - E-Book

Bitte nicht öffnen 8: Kratzig! E-Book

Charlotte Habersack

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Beschreibung

Was hat Reißzähne, dunkles Fell und scharfe Krallen? Nemos neue Monsterpost!  Nemo versteht die Welt nicht mehr. Ein neues Paket kommt an – aber es ist leer! Und total zerfetzt. In fetten Buchstaben steht das Wort "Kratzig" darauf. Das passt zu den fiesen Krallenspuren, die Nemo, Oda und Fred überall in Boring finden. Hat der     Dieb ihnen diesmal wirklich ein böses Spielzeug geschickt? Wo ist das geheimnisvolle Wesen? Und ist es gefährlich? Nemo und seine Freunde haben keine Wahl: Um all diese Rätsel zu lösen, müssen sie den Spielzeugdieb finden.  Wenn Spielzeug plötzlich lebendig wird   Nemo und seine Freunde Oda und Fred bekommen immer wieder seltsame Pakete zugeschickt. Eigentlich dürfen sie die Päckchen gar nicht öffnen, aber sie machen es trotzdem – mit katastrophalen Folgen! Denn aus jedem Paket springt ein Wesen, das nach Hause will. Quicklebendig, riesengroß und selten hilfreich.  Die Buchreihe "Bitte nicht öffnen":  - Geheimnisvolle Pakete, urkomische Figuren und spannende Abenteuer: Für Fans von mysteriösen Detektivgeschichten und lustiger Fantasy  - Yeti, Drache oder Vampir – hinter jedem Band versteckt sich ein anderes Monster  - Große Schrift und viele Bilder – ideal für Leseanfänger*innen und Zweitklässler*innen ab 8 Jahren  Ein verlorenes Wesen, das nach Hause will, drei mutige Freunde und viele Überraschungen - für abenteuerlustige Mädchen und Jungen zum Vor- oder Selberlesen. 

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Charlotte Habersack

Bitte nicht öffnen – Kratzig!

Mit Bildern von Fréderic Bertrand

 

„Bitte nicht öffnen“ steht auf dem geheimnisvollen Päckchen, das Nemo bekommt. Also macht Nemo es auf ...

 

Nanu! Das neue Paket ist ja leer … und total zerfetzt! Der Dieb hat Nemo doch kein böses Spielzeug geschickt, oder?

1. Aber warum finden Nemo, Oda und Fred dann überall in Boring fiese Krallenspuren?

2. Wo ist das geheimnisvolle Wesen?

3. Und ist es gefährlich?

 

Das kratzige Spielzeug jagt durch Boring. Nemo und seine Freunde jagen hinterher. Doch allein können sie es nicht aufhalten. Sie brauchen Hilfe von einem alten Freund!

Wohin soll es gehen?

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Viten

Einige Zeit früher …

„Zwoooosch!“

Korbinian drückte auf den Knopf auf Arkas’ Rücken und fuhr dessen Krallen aus. Er pikste mit einer der Klauen drei Pommes auf, tunkte sie ins Ketchup und schob sie sich in den Mund. Kauend grinste er seinen Onkel an, der neben ihm im Gastraum des Hotel Krone saß, wo sie sich vor dem Actionlauf noch ein wenig stärkten. Falls der überhaupt stattfand, da der Bonbonhagel weiter wütete.

„Zack! Zack! Zack!“

Korbinian ritzte mit den Klauen des Bärenkriegers drei Schrammen in die Schnitzel-Panade seines Onkels. Er zerkratzte dessen Bierdeckel und zerfetzte die Speisekarte.

„Schluss jetzt!“ Jakob Kriegelstein nahm seinem Neffen das Spielzeug ab. Er setzte den Bärenkrieger auf die Fensterbank und lehnte ihn neben Icy Ice-Monsta an den Topf einer Grünpflanze. „Gehen wir deine Pfoten waschen! Du klebst ja vor Ketchup.“

Korbinian stand auf und trottete seinem Onkel hinterher. Arkas und Icy blieben auf der Fensterbank sitzen und blickten auf den Marktplatz hinaus.

Aber natürlich konnten die Spielzeuge mit ihren Glasaugen nicht wirklich etwas sehen. Weder die Holzwand, die beim Spielwarenladen aufgebaut war, noch das große Zieltor, das vor dem Rathaus stand; nicht den Tisch mit den Gemüsesorten, den Herr Pinkowski unter dem Dach des Supermarkts vorbereitete, und auch nicht den Schatten, der ins Hotel Krone huschte, um einen von ihnen zu stehlen …

 

Pfeifend betrat der Dieb den Flur seines Hauses. Seine Laune hätte nicht besser sein können! Gut, dass er nach dem missglückten Versuch, den Teddy zu stehlen, gleich weitergezogen war. Das Spielzeug, das er Herrn Kriegelsteins Neffen stibitzt hatte, war viel besser!

Schnurstracks ging er Richtung Küche. Er freute sich schon darauf, das Spielzeug in eine Kiste zu packen und an den „Arsch der Welt“ zu schicken.

Doch was war das?

Der Dieb stutzte.

Auf dem Boden entdeckte er ein paar schwarze Fußstapfen. Rußflecken? Wie kamen die denn hierher?

Stirnrunzelnd öffnete er die Küchentür und trat an den Tisch. Wurde wohl Zeit, dass er den Boden mal wieder wischte.

Er bettete das Kuscheltier in eine Kiste, nahm Schere und Klebeband aus der Schublade und schrieb mit einem dicken Stift die Adresse auf den Karton:

Zufrieden kicherte der Dieb in sich hinein, als plötzlich ein Rumpeln erklang. Erschrocken hielt er inne. Das hatte sich angehört, als sei der Wischmopp umgefallen – der Wischmopp, den er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr benutzt hatte!

Schnüffelte da etwa jemand in seiner Vorratskammer herum?

Der Dieb schniefte. Schwarze Tränen rannen ihm über die Wangen.

Sei’s drum! Er würde sich nicht stören lassen. Nicht im schönsten Moment des Tages. Er wandte sich wieder dem Päckchen zu.

Wer auch immer da in seiner Vorratskammer steckte: Es gab kein Entkommen! Er würde in aller Ruhe zu Ende packen … und sich dann den Eindringling schnappen!

Im Wohnzimmer der Pinkowskis roch es stark verbrannt. Schuld daran war aber nicht das seltsame Päckchen, das Nemo erhalten hatte, sondern der letzte Pfannkuchen, der ihm auf dem Herd verkohlt war. Nun lag der schwarze Teigfladen dampfend im Mülleimer. Das Paket hatte Nemo auf dem Esstisch abgelegt.

Beunruhigt standen die drei Freunde darum herum und starrten auf die zerstörte Verpackung. Die schwarze Tränenkruste, die das Päckchen verklebte, sprühte an manchen Stellen noch Funken. Kleine Rußwölkchen schwebten über dem zerfetzten Karton, auf dem in fetten Buchstaben stand:

Fred nahm einen tiefen Schluck aus seinem Pokal und leckte sich den Kakao-Bart von den Lippen. „Sieht aus, als wäre die Kiste von innen geöffnet worden“, sagte er fachmännisch.

„Und ist sie wirklich leer?“ Fragend sah Oda Nemo an.

„Glaub schon.“ Neugierig beugte sich Nemo über das Loch im Deckel, als ihm plötzlich ein Auge entgegenblickte.

„Woah!“ Zu Tode erschrocken wich er zurück. „Da ist doch was drin!“

„Ach, du heiliger Bimbam!“ Fred wurde bleich.

Entsetzt starrten sie alle drei auf das Auge, das angstvoll zurückglotzte. Es war weit aufgerissen und quoll unnatürlich hervor. Winzige rote Äderchen überzogen den Augapfel.

Nemo beruhigte das etwas.

„Was auch immer da in der Kiste ist“, sagte er, „es hat mindestens so viel Angst vor uns wie wir vor ihm.“

Vorsichtig näherte er seine Hand dem Loch in der Kiste und zupfte es ein wenig weiter auf.

„Was machst du denn da?“ Hastig trank Fred seinen Pokal leer und hielt ihn in die Höhe, um ihn im Ernstfall über das Wesen zu stülpen, falls es plötzlich heraussprang.

Oda kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Misstrauisch verfolgte sie, wie Nemo den Deckel aufriss. „Hoffentlich hast du recht.“

Mit bebenden Herzen beugten sie sich über den Tisch und spähten in den Karton.

Erleichtert ließ Fred den Pokal wieder sinken. Er atmete auf.

„Nur eine Maus!“

„Wie niedlich!“ Entzückt sah Oda auf das graue Fellknäuel, das sich ängstlich in eine Ecke drückte.

„Die zittert ja wie Espenlaub“, stellte Fred mitfühlend fest. „Die Arme sieht aus, als ob sie den leibhaftigen Teufel gesehen hätte.“ Er stellte seinen Pokal ab und streichelte der Maus zärtlich über den Rücken. Langsam entspannte sie sich. „Ihr Fell ist ganz weich“, rief er verzückt.

„Und guckt mal, ihr süßes Schnäuzchen!“ Oda hielt der Maus ein Stück Pfannkuchen hin, das diese in ihre winzigen Pfötchen nahm und genüsslich mümmelte.

„Wie goldig!“ Fred war ganz aus dem Häuschen. „Können wir sie behalten?“

„Zumindest eine Weile“, meinte Oda. „Da es diesmal ein harmloses Kuscheltier ist, müssen wir es ja nicht unbedingt sofort zurückbringen. Wir können uns erst mal auf den Dieb konzentrieren und ihn stoppen, bevor er auf Reisen geht! Sonst beklaut er noch Kinder in anderen Ländern und sorgt weltweit für Wetterchaos.“

Nemo, der schon eine ganze Weile nichts mehr gesagt hatte, sah sie nachdenklich an.

„Was ist denn mit dir los?“ Oda gab ihm einen sanften Stups in die Rippen. „Warum bist du so still?“

„Ja!“ Fred grinste seinen Freund an. „Freust du dich nicht? Mit so einem Monster kommen wir doch sicher gut klar.“

Behutsam nahm er die Maus auf den Handteller und kraulte ihr den Nacken. „Wir können die Maus sogar mit auf die Suche nehmen.“

„Sicher“, murmelte Nemo und rang sich ein Lächeln ab. Er wollte die anderen nicht beunruhigen, aber in seinem Kopf kreisten ein paar unbeantwortete Fragen: Warum sah das Paket so zerfetzt aus? War wirklich die kleine, süße Maus dafür verantwortlich? Zweifelnd betrachtete er ihre rosaroten Pfötchen. Die durchsichtigen Krallen wirkten alles andere als kratzig. „Irgendetwas stimmt hier nicht“, murmelte er. „Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht …“

„Und warum glaubst du nicht, dass die Maus das verzauberte Spielzeug ist?“, fragte Fred, nachdem Nemo ihn und Oda in seinen Verdacht eingeweiht hatte.

„Weil ihre Krallen nicht kratzig sind!“ Nemo öffnete den Wohnzimmerschrank, um das leere Päckchen darin zu verstauen. Seine Eltern würden sich sonst sicher sehr wundern, wenn sie nach Hause kamen und eine dermaßen zerfetzte Kiste auf ihrem Esstisch vorfanden. „Außerdem spricht sie nicht“, sagte er und schob die Kiste entschlossen zwischen die große Spielesammlung und das Schachbrett. „Und sie wächst auch nicht.“

„Na und?“, entgegnete Fred. „Das ist doch nicht weiter ungewöhnlich. Schließlich ist sie eine Maus! Die ist von Haus aus klein und kann nicht sprechen.“

„Fred hat recht!“, sagte Oda überzeugt und ging zur Terrassentür, um zu lüften. Noch immer hing der Geruch des verbrannten Pfannkuchens im Raum. „Sie ist das erste Spielzeug, das kein Fabelwesen ist.“

„Kann schon sein“, murmelte Nemo nachdenklich und betrachtete die Maus in Freds Händen. „Trotzdem, irgendwas stimmt mit ihr nicht.“

„Hör nicht auf ihn!“ Zärtlich schmiegte Fred sein Kinn an das samtweiche Mausefell. „Mit dir stimmt alles …“

Plötzlich schrie er erschrocken auf.

„Igitt!“

Angeekelt sah er an seinem Trikot hinunter. „Sie hat mich angepinkelt!“

Oda kicherte. Auf Freds Brust breitete sich ein dunkler Fleck aus. „Sieht aus, als hättest du zu deinem Pokal noch einen Orden bekommen.“

Nemo nahm einen Lappen aus der Spüle und tupfte damit auf dem Pipi-Fleck herum. Plötzlich hielt er inne. „Moment mal! Jetzt weiß ich, was noch seltsam ist: Die Maus hat keinen schwarzen Fleck auf der Brust!“

„Aha.“ Fred setzte die Maus auf der Küchentheke ab, nahm Nemo den Lappen aus der Hand und rubbelte selbst weiter. „Und warum sollte das wichtig sein?“

„Weil bisher alle Spielzeuge einen hatten! Ich bin mir sicher: Der Fleck hat etwas damit zu tun, dass sie lebendig wurden.“

Fred hörte auf zu rubbeln und rümpfte die Nase. „Meinst du, sie sind auch angepinkelt worden?“

„Nein. Ich glaube, die Flecken stammen von Tränen.“

„Von Tränen?“ Oda und Fred sahen Nemo erstaunt an.

Nemo nickte. „Als ich in Hubsis Speisekammer stand, habe ich beobachtet, wie er das Spielzeug verpackt hat. Dazu hat er geweint. Beziehungs-weise …“ Er stockte kurz. „Irgendwie hat es sich auch angehört, als ob er lachte. Wobei sein Lachen nicht wirklich glücklich klang. Eher gequält. Wie Hühner-Gegacker. Jedenfalls sind Hubsi plötzlich Tränen übers Gesicht gelaufen und in die Kiste getropft. Und das Irrste: Sie waren so schwarz wie Tinte.“

„Wie Tinte?“ Fred guckte ungläubig. „Sonderbar!“

„Hm …“ Prüfend betrachtete Oda die Maus, die munter auf der Arbeitsplatte herumkrabbelte und mit ihren winzigen Pfötchen den Schalter des Wasserkochers betätigte. Wasserlos begann das verkalkte Gerät vor sich hin zu brutzeln. Oda schaltete es aus und nahm die Maus auf ihre Hände, als diese versuchte, den Schalter erneut hinunterzudrücken. „Tatsächlich! Sie hat keinen Fleck auf der Brust“, stellte sie fest.

„Vielleicht ist er abgegangen?“, überlegte Fred. „Oder jemand hat ihn mit Tintenkiller entfernt? Denn wenn die Maus nicht das Spielzeug ist, warum war sie dann in der Kiste?“

Nemo schmunzelte. „Das weiß nur einer.“

„Hubsi!“ Grimmig pfefferte Fred den Lappen zurück in die Spüle.

„Jep!“ Nemo machte ein paar Schritte zur Tür. „Sicher ist er gleich da. Er hat doch versprochen, uns zu erklären, wieso er den Boringer Kindern das Spielzeug klaut.“

„Ja klar!“ Oda schnaubte höhnisch. „Und Boring ist eine pulsierende Großstadt! Warum, glaubst du, ist er bis jetzt nicht aufgetaucht?“

„Vielleicht wollte er zuerst duschen?“, riet Nemo schwach und betrachtete sich stirnrunzelnd im Spiegel über der Kommode. Auch ihm würde eine Dusche ganz guttun! Er war immer noch verschwitzt vom Actionlauf und auf seinen Wangen prangten Rußflecken von einem Parcours-Lauf der ganz anderen Art. Kurz vor dem sportlichen Wettlauf durch Boring, den Freds Vater veranstaltet hatte, war Nemo durch mehrere Gärten geklettert, um auf kürzestem Weg zu Hubsis Haus zu gelangen. Er war über Zäune und Mauern gehüpft und schließlich durch Hubsis Kamin in dessen Wohnzimmer gerutscht. In der Speisekammer hatte er eine seltsame Trophäensammlung entdeckt: sieben Einmachgläser, in denen jeweils ein kleines Souvenir steckte – ein Andenken an jedes Spielzeug, das der Wettermann geklaut und an den Arsch der Welt geschickt hatte.

Oda verdrehte die Augen. „Oh Mann! Kapier es endlich! Dein Idol hat uns reingelegt!“ Sie schob die Maus in den Ärmel ihrer Trainingsjacke und schaltete den Fernseher aus. „Wir müssen Hubsi finden und ihn zur Rede stellen, bevor es zu spät ist!“ Kaum hatte sie es ausgesprochen, sprang der Kuckuck aus dem Uhrenkasten und piepte acht Mal.

„Es ist schon zu spät!“ Fred schnappte sich seinen Pokal und schichtete die restlichen Pfannkuchen hinein. „Ich wollte längst zu Hause sein und eine kleine Siegesfeier machen.“

Oda rief: „Ich meine, bevor es zu spät ist, um Hubsi zu stoppen! Immerhin hat er gerade angekündigt, auf Weltreise zu gehen.“

Nemo wurde bleich.

„Du hast recht. Na los!“ Er schnappte sich seine Jacke und schob seine Freunde aus dem Haus. „Wir müssen Hubsi erwischen, bevor er die Stadt verlässt! Eben war er noch auf dem Marktplatz und hat seine Sendung aufgezeichnet. Weit kann er also nicht sein.“

Der Herbstwind wehte einen zuckrigen Duft über den Marktplatz, auf dem fleißig aufgeräumt wurde. Überall schaufelten Freiwillige die bunten Bonbons, die seit dem großen Bonbonhagel Borings Straßen bedeckten, in Säcke, Eimer und Körbe. Die wenigen Kinder, die um diese Uhrzeit noch draußen sein durften, stopften sich die Backen und Hosentaschen voll. Fred tat es ihnen gleich und füllte ein paar Bonbons in seinen Pokal, während sein Vater mit mehreren Helferinnen und Helfern die Holzwand vor dem Spielwarenladen abbaute, über die man beim Actionlauf hatte klettern müssen. Eine andere Aufgabe war es gewesen, so viele Gemüsesorten wie möglich zu erkennen. Dabei hatte Nemo die allermeisten Punkte abgesahnt. Kein Wunder als Sohn der örtlichen Supermarktbetreiber. Er beobachtete, wie seine Eltern die Gemüsekisten zurück in den Laden schleppten. Selbst Herr Kriegelstein und Korbinian halfen mit. Der reiche Besitzer der Boringer Fahrradmanufaktur und sein verwöhnter Neffe hoben mit dicken Handschuhen die Holzscheite hoch, die vor dem Ziel eine brennende Hürde gebildet hatten.

Nur einer war leider nicht da.

„Mist! Hubsi ist schon weg!“ Nemo seufzte enttäuscht, während Oda sich wunderte: „Komisch, Herr Kriegelstein und Korbinian lassen die verkohlten Holzscheite wieder fallen, anstatt sie in die Schubkarre zu werfen.“

„Hey, hallo, ihr drei!“ Freds Vater winkte sie zu sich. „Wollt ihr uns helfen?“

„Nein danke!“, lehnte Oda höflich ab, als ob Herr Koch ihnen Limonade angeboten hätte. Sie machte auf dem Absatz kehrt und hetzte weiter. Eilig liefen Fred und Nemo ihr hinterher. Die Bonbons in Freds Pokal rasselten.

„He, wo willst du denn hin?“, japste Nemo, als sie Oda endlich vor dem Café Kandis eingeholt hatten.

„Na, zu TV Kabeljau! Vielleicht ist Hubsi noch dort?“ Oda ging etwas langsamer. „Was glaubt ihr, warum macht er das alles – Kindern ihr Spielzeug klauen und so?“

„Hm …“ Nemo dachte über Odas Frage nach, während er ihrem hüpfenden Pferdeschwanz Richtung Industriegebiet folgte. „Vielleicht findet er es auch stinklangweilig in Boring, so wie ich? Immerhin ist hier endlich mal was los, seitdem er die Päckchen verschickt.“

„Das kannst du laut sagen!“, rief Fred von hinten, während sie sich dem kastenähnlichen Bau des Lokalsenders näherten. Schon von Weitem leuchtete ihnen das Logo entgegen – ein stilisierter Fisch. Schließlich war TV Kabeljau mit der gleichnamigen Angelsendung groß geworden. Erst später kamen die Beauty-Sendung, der Sportliche Wetterbericht und natürlich Grenzenlose Liebe hinzu, die Soap-Opera, in der Odas Eltern die Hauptrollen spielten.

Gemeinsam liefen die Freunde auf das verglaste Pförtnerhäuschen zu, dessen Scheiben mit Autogrammkarten der größten Stars des Senders gepflastert waren. Nemo erkannte Bella Blüte mit ihrem schwarzen Pagenkopf wieder, Odas Eltern und natürlich Hubsi Hubert. So doof er es fand, dass der Wetterfrosch kleinen Kindern das Spielzeug klaute, so sehr fühlte er sich doch immer noch mit dem coolen Moderator verbunden. Nemo wurde das Gefühl nicht los, dass Hubsi und er eigentlich Seelenverwandte waren. Heimliche Helden, viel zu bedeutsam für dieses langweilige Kaff.

„Hanswurst!“

„Wie bitte?“ Nemo glotzte Oda verwundert an.

„Narr mit neun Buchstaben.“ Sie deutete durch das kleine Schiebefenster auf das Kreuzworträtselheft, das vor dem Pförtner lag.

„Oh, hallo, Oda.“ Der Pförtner sah erfreut auf. Doch schon im nächsten Moment schrie er erschrocken: „Was ist denn das!?“ Angewidert starrte er auf die Maus, die aus Odas Ärmel guckte.

„Ein Krokodil“, scherzte Oda und fragte: „Ist Hubsi da?“

„Glaub nicht.“ Der Pförtner legte seinen Stift zur Seite und schüttelte den Kopf. „Er ist verreist. Zumindest ist er vorhin mit einem riesigen Rucksack an mir vorbeigelaufen.“

„Scheibenkleister!“, fluchte Fred ungeniert.

Nemo sah sich suchend um. „In welche Richtung ist er gelaufen?“

„Hab ich nicht mitgekriegt.“ Bedauernd hob der Pförtner die Schultern.

Ende der Leseprobe